Hier findest du Übungsvorschläge zu den einzelnen Sutras. Idee: Mache jede Übung eine Woche lang. Dann begleiten dich das Yoga Sutra fast vier Jahre lang :-)
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Angelehnt an die Interpretation des Wortes Guru als "Der die Reinigungsriten am Schüler vollzieht", damit dieser die "Schau des Bewusstseins" erlange: Achte in der kommenden Woche darauf, von welchen Vorstellungen, Wünschen, Charaktereigenschaften du wohl "gereinigt" werden müsstest, um diese "Schau" zu erlangen. Notiere dir jeweils ein Stichwort und bewahre die Liste auf.
Hole die Auflistung in drei Monaten noch einmal hervor (Termin setzen). Frage dich dann, ob du Punkte ergänzen oder streichen würdest.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Wim van den Dungen schlägt in seinem Kommentar zu Sutra I-25 vor, dass Patanjali uns animieren möchte, Ishvara bzw. seine Allwissenheit und Omnipotenz als Andachtsmodell (Meditationsobjekt) zu nutzen. Wenn du magst, probiere dich diese Woche daran und meditiere über Ishvara.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Denke über dich nach. Führe dir zu Bewusstsein, wie sehr du an der Vorstellung von dir als einer eigenständigen Wesenheit festhältst. Was müsstest du aufgeben, um diese "Sicherheit" zu verlassen (meine Stellung, meine Erfolge, meine Hoffnungen in die Partnerschaft, die Vorstellung von dem, was nach meinem Tode von mir weiterlebt ...)? An welchen Stellen fällt dir das leicht? Wo merkst du, dass sich alles in dir dagegen sträubt? Werde dir einfach nur gewahr - selbstbewusst - urteile nicht.
Vielleicht schreibst du deine Erkenntnisse auf und schaust diese in einem Jahr noch einmal an. Was hat sich verändert?
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Stelle dir vor, wie du Gott - deiner Vorstellung von Ishvara - deinen Energiekörper völlig öffnest und darbietest. Alles liegt frei, du bist innerlich nackt, alle Energiezentren, alle inneren Kanäle sind erkennbar. Du gibst dich völlig hin und bis bereit alles zu empfangen, was nun geschieht.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Liste möglichst all Wünsche und Sehnsüchte auf, die du in dir trägst. Versuche eine Bewertung der Anteile. Mit welcher Prozentzahl deiner "Wunschkraft", deiner Sehnsucht hängst du an deinem spirituellen Ziel? Gibt es andere Wünsche in dir, welche diesem Ziel entgegenstehen? Sei offen und ehrlich. Du musst (noch) nichts ändern. Es geht hier rein um Bewusstmachung, nicht um Verurteilung.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Gehe deine eigene Übungspraxis durch. Meinst du, dass du bereits eine ausreichende Intensität an den Tag legst? Würdest du deine eigene Intensität gerne erhöhen? Welche Wege könntest du gehen? Notiere deine Ideen. Du kannst dir auch Anregungen aus der Übung zu Sutra I-20 holen. So kann z.B. Wille und Wunsch nach Befreiung nicht nur durch reine Anstrengung, sondern auch durch das Lesen spiritueller Lektüre erhöht werden.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Suche dir eines der in Sutra I-20 genannten fünf Mittel heraus und übe es in dieser Woche auf unterschiedlichen Ebenen: Festige beispielsweise den Glauben an deinen Weg, indem du dir Erfahrungsberichte anschaust und eigene Erfahrungen in Erinnerung rufst. Oder suche nach frischer Energie in Form von Nahrung, Yoga-Übungen, inspirierender Lektüre oder einem Waldlauf. Oder gehe in dieser Woche einige Schritte in Richtung Weisheit, indem du z.B. gnädiger in deinem Urteil gegenüber anderen bist, vergangene Erfahrungen reflektierst oder diese Anregung der Woche gehst. Sei einfach kreativ, lebe die Sutra. So kommst du auf dem Yoga-Weg voran. Das reine Lesen bewirkt meist wenig ...
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Übe diese Woche deine Achtsamkeit und versuche zu erfassen, was bei dir von Geburt an angelegt ist. Wie deutest du diesbezüglich deine bisherigen Meditationserfahrungen? Gibt es Hinweise auf frühere Samadhi-Erlebnisse? Du kannst spielerisch bei dir erforschen, ob sich Fingerzeige auf besondere spirituelle Veranlagungen andeuten, jetzt und in vergangenen Erfahrungen. Notiere deine Gedanken.
Achte in dieser Woche darauf, wie du wählst. Anders ausgedrückt: Beobachte in dieser Woche dein Citta. Woraus besteht dein Geist alles?
Kannst du erkennen, was Vrittis sind? Was bewegt den Geist bei dir am meisten: Gedanken, Wünsche, Freude, Ängste, Alltagssorgen, Zeitstress ...?
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Stelle dir vor, wie dieser Zustand sein könnte, wenn alles in dir zur Ruhe gekommen ist und da etwas durchscheint.
Sat Chit Ananada: Sein, Wissen und Glückseligkeit. Wenn du magst, schildere deine Gedanken hier als Kommentar oder im Forum.
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Achte in dieser Woche auf deine Identifikationen mit den Bewegungen des Geistes. Sei wachsam.
Frage dich so oft es dir behagt: "Bin ich diese Stimmung, diese Klugheit, diese Erinnerung, dieses Gefühl, dieser Gedanke ...?" Antworte dir selbst: "Nein. Neti."
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Überlege dir diese Woche, welche Geistesbewegungen/Gedankenwellen (Vrittis) bei dir schmerzhaft sind und welche nicht. Was könnte mit "unsichtbaren/nicht wahrnehmbaren" Vrittis gemeint sein? Wenn du magst, lasse uns an deinen Ideen teilhaben, indem du hier deine Erkenntnisse als Kommentar hinterlässt.
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Blicke diese Woche abends zurück und mache dir jeweils drei Beispiele für korrektes Wissen, falsche Auffassung, Wortirrtum und Erinnerung bewusst. Denke jeweils darüber nach, inwiefern hier eine Bewegung des Geistes vorliegt.
Noch nicht genug? Frage dich jeweils: Wie kann die jeweilige Bewegung zur Ruhe gebracht werden?
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Forsche diese Woche in deinen Überzeugungen. Welche davon beruht auf Pramana im Sinne Patanjalis? Mache dir zudem bewusst, inwiefern diese auf Pramana beruhende Überzeugung dennoch als Vritti die Ruhe deines Geistes stört.
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Zu den Vrittis werden unter der Bezeichnung Viparyaya auch die Vorurteile bzw. Annahmen an unsere Mitmenschen gezählt. Diese Vorurteile fallen uns leider nicht auf, da sie automatisch ablaufen. Wir sind ja der Meinung, dass diese auf vergangener, korrekter Erfahrung beruhen.
Versuche diese Woche, alles Diesbezügliche einmal fallen zu lassen, gehe bewusst in jede Situation deines Tages unvoreingenommen hinein.
Das kann dahin führen, dass dir etwas schmeckt, bei dem du - voreingenommen - mit Ekel herangegangen bist. Die kalte Dusche am morgen zum ersten Mal Spaß macht. Ein Mensch sympathisch ist, der so gar nicht deine Weltsicht teilt, den du bisher in eine unsympathische Ecke gestellt hast.
Jeder hat seine eigenen Vorurteile, und es erfordert von dir Radikalität, diese überhaupt zu erkennen, dir selbst gegenüber ehrlich zu sein, dass du hier vorurteilsbeladen bist. Das "Seinlassen" ist danach oft gar nicht mehr so schwierig. Du darfst dich auf erhellende Erfahrungen gefasst machen!
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Achte diese Woche genau auf die Wirkung die Worte bei dir auslösen. Vielleicht hält dich jemand immer verbal am Boden, oder du merkst, wie du dich bei der Arbeit besonders anstrengst, weil dein Chef immer so nett lobt usw. Zudem: Welche Assoziationen laufen in dir ab, wenn du ein Wort hörst (das Wort Hund ist nicht der physische Hund). Manche Worte haben auf uns ungeheuerlichen Einfluss.
Du kannst diese Übung noch intensivieren:
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Übe Bewusstheit rund ums Schlafen: Beim Aufschlafen, beim Träume-Erinnern und beim bewussten Erwachen und Nachklingen des Schlafes. Führe ein Traumtagebuch für eine Woche (gerne länger). Überdenke dabei: Wer bist du im Tiefschlaf? Frage dich: Was wohl der Seher (siehe Sutra I-3) im Tiefschlaf macht?
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Manche Erinnerungen neigen dazu, unaufgefordert zu uns zu kommen und uns durch ihr Kommen in diese oder jene Gefühlslage zu versetzen. Achte die folgende Woche bewusst auf dieses Phänomen, harre seiner. Wenn du es bemerkst, halte kurz inne, beobachte. Werde dir der Wirkung der Erinnerung auf deine Stimmungslage und dein Handeln gewahr.
Stufe 2: Notiere am Abend die Erinnerungs-Erlebnisse des Tages. Sinne darüber nach.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Formuliere aus, was für dich momentan "beharrliches Üben" und "Verhaftungslosigkeit" bedeutet. Beantworte schriftlich: Wann willst du üben? Besteht dein Üben nur aus der Yogastunde oder willst du weitere Bereiche deines Lebens zum Üben nutzen. Wen ja: Welche?
Ebenso: Wo willst du in Zukunft Verhaftungslosigkeit/Nicht-Anhaftung anstreben? Werde konkret. Benenne auch, wo du dich erst einmal nicht heranwagst (z.B. Gleichmut bei Lob und Tadel, in deiner Partnerschaft etc.)
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Überlege dir jetzt eine(!) Ausdehnung deiner Übungspraxis in deinen Alltag. An welcher Stelle willst du hier in der nächsten Woche Achtsamkeit, Geistesberuhigung und/oder Nicht-Anhaftung üben?
Dies kann der Umgang mit deinem Partner oder die Zubereitung des Tees sein. Führe dies eine Woche lang konsequent durch.
Wenn du magst, kannst du dir in der darauf folgenden Woche ein anderes Übungsfeld suchen. Nach und nach wirst du so alle Bereiche deines Lebens einmal "durchgeübt" haben.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Werde dir bewusst, was es für deinen Alltag bedeuten würde, wenn du dauerhaft im Sinne Patanjalis Yoga üben würdest. Wie würde dein Tag konkret aussehen? Erstelle eine Liste und führe dann einen(!) Punkt dieser Liste jeden Tag dieser Woche aus.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Liste einige Objekte, Menschen oder Zustände auf, die du (immer noch :-) ) begehrst. Suche dir einen(!) Punkt deiner Liste aus (einen einfachen), bei dem du diese Woche Vairagya üben willst. Ziehe nach dieser Woche Bilanz, wie sich dieses Bemühen um Nicht-Wünschen nach diesem "Objekt oder Geisteszustand" ausgewirkt hat.
Dies könnte - ein beliebiges Beispiel - beim Joggen das Unterdrücken des Verlangens nach Erreichen einer bestimmten Zeit oder Strecke sein. Wie fühlt sich "reines Joggen" ohne inneren Wunsch nach einem bestimmten So-Soll-Das-Joggen-Sein an?
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Du weißt ja, dass sich ein Yogi ständig in Wunschlosigkeit, Nicht-Anhaften, eines heiteren Gemütes, Geduld und Furchtlosigkeit üben sollte. Immer (zumindest einmal am Tag) wenn dir das die kommende Woche nicht gelingt, frage dich: "Warum nicht?"
Sei ehrlich, schaue tief. Wenn du die Ursachen dessen kennst, das dich von der Selbstverwirklichung abhält, legst du den Grundstein zu deren Auflösung.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Weitentwickelte Yogis sollten durch bewussten Durchlauf der vier Stufen(Vitarka, Vichârana, Ânanda und Asmitâ) sofort zu Samadhi gelangen. Sukadev ermuntert dazu, ab und an mal den Durchlauf durch diese vier Stufen "auszuprobieren". Auch wenn man noch kein großer Meister sei.
Anregung für die kommende Woche: Suche dir eines der Meditationsobjekte im Beitrag Samadhi und versuche damit, obige vier Stufen zu durchlaufen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Hast du die Übung zu Sutra I-17 ab und an durchgeführt?
Dann führe diese Übung in dieser Woche fort und lasse den dortigen vier Zuständen die in Sutra I-18 beschriebene "Stille" folgen. Wie schon gesagt, du musst dabei nicht perfekt sein. Probiere es einfach aus ...
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Wiederhole diese Woche regelmäßig OM in vollem Bewusstsein von dessen Bedeutung. Wähle unterschiedliche Lautarten: Singen, sprechen, murmeln, in Gedanken, schnell, langsam, laut und leise. Spüre am Ende kurz nach, wie du dich danach fühlst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Wiederhole diese Woche wieder regelmäßig OM in vollem Bewusstsein von dessen Bedeutung. Versuche nun, dein Gefühl der Hingabe zu intensivieren. Kultiviere Liebe und Sehnsucht beim Rezitieren.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Wenn du in dieser Woche eine starke Gefühlsaufwallung verspürst, wiederhole OM mit voller Hingabe und in voller Bewusstheit seiner Bedeutung. Wie ist der Effekt? Was bleibt von der Gefühlserregung?
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Deshpande (S. 58) empfiehlt zur Überwindung von Ungeduld im Yoga die Bewusstmachung, dass wir mit dem Yoga nicht hektisch auf ein bestimmtes Ziel zusteuern. Der Yogaweg bestehe im "... Ausharren ... mit wacher Aufmerksamkeit auf jede einzelne Vritti [Geistesregung] – wie sie entsteht, eine Weile andauert und dann wieder verschwindet ...". Dies sei der einzige Zustand sei, den ein Yogi anzustreben habe. Ungeduld ist hierbei nicht nötig.
"Dieser Pfad führt in eine Welt einer radikal neuen Dimension".
Daraus folgt als Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Das Smartphone kann uns dabei unterstützen, achtsamer zu werden. Lade dir diese Woche einfach eine kostenlose Erinnerungs-App wie "Reminder" (Android) oder "Due" (Apple) herunter, um dich mehrfach am Tag an folgendes erinnern zu lassen:
Richte deine Aufmerksamkeit auf deinen Atem und übe dich darin, dass dir eine tiefe und ruhige Atmung zur Gewohnheit wird.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Wenn dich in der kommenden Woche Unruhe, Kummer oder Nervosität überkommt, sage dir: "Da ist etwas in meinem Inneren, was unberührt ist von allen Geschehnissen in der Welt."
Versuche diese "Wahrheit" zu spüren, diesen inneren Kraft-Fels wirklich wahrzunehmen.
Quasi so, wie Krishna in der Bhagavad Gita auf Arjunas Verzweiflung und Verwirrung nicht mit einer konkreten Übungspraxis ratgebend reagiert, sondern mit einer Erläuterung über die Unsterblichkeit der Seele.
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Übe diese Woche die Eigenschaftsmeditation zu einer der obigen Tugenden. Alternativ probiere dich an der Metta-Meditation aus dem Buddhismus. Beide werden in folgenden Videos erläutert:
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Übe diese Woche Meditation mit dem Atem als Meditationsobjekt. Habe dabei Vers 567 des Tirumantiram im Sinn:
"Lass Prana mit dem Geist verschmelzen
Und beides zusammen still werden."
Übungsvorschlag für die kommende Woche:
Suche dir diese Woche eine der in der Besprechung zu Sutra I-35 genannten Sinnes-Konzentrationsobjekte heraus und versuche, deine diesbezügliche Wahrnehmung immer weiter zu sensibilisieren.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-36:
Meditiere diese Woche mittels Konzentration auf dein Herz. Bringe die Gedanken nach Kräften zum Schweigen und schau, ob du ein inneres Licht wahrnimmst.
Satchidananda schreibt: "Anfangs müssen wir uns dieses Licht noch vorstellen". Mit etwas Übung werde dieses Licht aber zu einer "... tatsächlichen Erfahrung".
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-37:
Lade dir den Download zur Tagesrückschau herunter. Fülle ihn jeden Abend aus und gehe mit einem "verhaftungsfreien" Vorbild deiner Wahl Situationen durch, in denen du deiner Meinung nach unbefriedigend gehandelt hast.
Stelle dir vor, wie dein Vorbild in dieser Situation reagiert hätte. Visualisiere und spüre die Geistesverfassung deines Vorbildes in jener Situation.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-38:
Übe diese Woche einige Male Yoga-Nidra (Artikel mit Beschreibung – Download als MP3). Bemühe dich, wach und bewusst zu bleiben. So du besondere Erkenntnisse oder Erlebnisse hast, erinnere dich daran und meditiere darüber.
Alternativ oder ergänzend: Führe (diese Woche) ein Traumtagebuch. Schreib sofort nach dem Erwachen deinen Traum auf, wenn du magst, sogar mitten in der Nacht.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-39:
Suche dir diese Woche (d)ein Meditationsobjekt (Atem, Mantra, Vorstellung, Buddha, Jesus ...), dem du am ehesten mit Leidenschaft lange Zeit deine volle Aufmerksamkeit schenken kannst.
Falls du es schon gefunden hast, mache dir noch einmal deine Gründe für dieses Objekt bewusst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-40:
Meditiere diese Woche doch einmal spaßeshalber über die Welt der Atome. Lasse deinen Geist über das kleinste Kleine kontemplieren. Hast du eine erhellende Erkenntnis?
Alternativ wähle die Weite des Universums als Meditationsobjekt.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-41:
Der Vorgang des Verschmelzens mit dem Meditationsobjekt führt zu tiefer Erkenntnis und Erfahrung über das Meditationsobjekt. Besonders fruchtbar ist es darum, über eine von mir als heilig angesehene Person, ein Vorbild (Buddha, deine Yogalehrerin, Jesus, deinen Opa ...) zu meditieren. Probiere dies einmal aus, indem du diese Person zu deinem Meditationsobjekt machst.
Idee: Stelle dir diese Person leuchtend in der Mitte deines Herzens vor.
Alternativ kannst du den Vorgang des Verschmelzens in der Wahrnehmung mit deinem Mantra üben.
Oder: Meditiere über dein Wahrnehmen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-42:
Setze dich in Meditationshaltung vor eine brennende Kerze. Beobachte die Flamme entspannt. Spüre in deinem Geist die Wärme der Flamme. Konzentriere dich ganz auf die Kerze und achte darauf, wie in dir Wissen über die Kerze in deinem Geist auftaucht, du deren Namen nennst, in dir Vorstellungen über Lebensereignisse mit Kerze auftauchten. Werde im Geist immer ruhiger und schaue, ob du Samapatti (die Verschmelzung) mit all diesen Phänomenen der Kerze (in deinem Geist) wahrnehmen kannst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-43:
Setze dich wieder in Meditationshaltung vor eine brennende Kerze. Durchlaufe die Betrachtungen der Übung zu Sutra I-42:
Beobachte die Flamme entspannt. Spüre in deinem Geist die Wärme der Flamme. Konzentriere dich ganz auf die Kerze und achte darauf, wie in dir Wissen über die Kerze in deinem Geist auftaucht, du deren Namen nennst, in dir Vorstellungen über Lebensereignisse mit Kerze auftauchten. Werde im Geist immer ruhiger und schaue, ob du Samapatti (die Verschmelzung) mit all diesen Phänomenen der Kerze (in deinem Geist) wahrnehmen kannst.
Gehe nun einen Schritt weiter und lasse nur die Flamme in deinem Geist erscheinen. Hilfreich ist es, wenn du dafür die Pausen zwischen den Atemzügen ein wenig ausdehnst. Betrachte die Flamme, als ob du noch nie eine Flamme gesehen hättest. Probiere es mit offenen und mit geschlossenen Augen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-44:
Beginne deine Meditation normal. Wende dich dann einem subtilen Meditationsobjekt zu. Beispiele:
Ego; Intelligenz; Ton; Berührung, Geschmack, Form; Geruch. Einem der drei Gunas: das Lichte, das Träge oder das Energetische;
Achte besonders in der Pause zwischen Ein- und Ausatmen, ob Erkenntnisse zu deinem subtilen Meditationsobjekt aufsteigen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-45:
Führe wieder eine Meditation auf ein subtiles Objekt aus wie im Übungsvorschlag zu Sutra I-44.
Beispiele für subtile Objekte:
Ego; Intelligenz; Ton; Berührung, Geschmack, Form; Geruch. Einem der drei Gunas: das Lichte, das Träge oder das Energetische;
Vertiefe diesmal die Meditation, indem du sanft die Atempausen ausdehnst und dabei besonders achtsam bleibst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-46:
In dieser Sutra geht es um Samen, die du legst. Samen, die Karma erzeugen. Meditiere in dieser Woche darüber, wie aus deinen Gedanken Handlungen werden und wie aus diesen Handlungen künftiges Schicksal entsteht.
Sei konkret. Komme erst mittels Atemmeditation in die Ruhe und betrachte dann innerlich diese Ursache-Wirkungsketten in deinem Leben. Meditiere darüber, wie anhaftendes Verhalten (Wünsche, Abneigungen etc.) dich vom Ziel der Geistesruhe abbringen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-47:
In Sutra I-47 geht es darum, Nirvichara, diese stille klare Erkenntnis des Subtilen, dauerhaft zu machen. R. Skuban schreibt, der Yogi betrachte dann wie von einem Hügel die Leiden der Menschen in der Ebene unter ihm. Gemeint ist eine gleichmütige (nicht gleichgültige!) Betrachtung allen Geschehens – ohne geistig aus der Ruhe zu kommen.
Diesen Zustand kannst du auch ohne Samadhi-Erfahrung üben. Bemühe dich diese Woche, alles um dich herum unter Beibehaltung deiner inneren Ruhe zu betrachten. Sei aktiv, aber innerlich ruhig.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-48:
Achte während deiner (normalen) Ruhe-Meditation diese Woche bewusst darauf, ob in tiefer Meditation eine neue Erkenntnis in dir aufsteigt.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-49:
Meditiere in dieser Woche jeweils einen Tag über die ersten drei Bewusstseinszustände der Mandukya Upanishad:
- Wachen,
- Träumen,
- Tiefschlaf
Lese dazu vorab die Erläuterungen zu den einzelnen Bewusstseinszuständen in der Mandukya Upanishad.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-50:
Richte diese Woche in Samyana (kontemplative Meditation) deine Achtsamkeit auf deine Samskaras. Mache dir deine unterbewussten Prägungen bewusst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 1-51:
Zu dieser Sutra gibt es eigentlich keine Übung. Doch vielleicht magst du darüber meditieren, wie dieser Zustand bei dir konkret ausfallen würde. Meditiere über die Andeutungen/Umschreibungen zu diesem finalen Samadhi-Zustand, die du im Text findest. Wir würdest du diese keimlose Versenkung, frei von allen Prägungen und Geistesbewegungen, frei von der Vorstellung eines eigenen Selbstes, erleben?
Und/oder frage dich: "Bin ich bereit für einen Zustand, in dem ich nichts mehr will, in dem ich nichts weiss, indem ich nichts bin?"
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 2-1:
Führe ein spirituelles Tagebuch. Halte darin deine Praxis, dein Befinden und deine Gefühle fest. "Es gibt kein schärferes Schwert als ein spirituelles Tagebuch, um dem "großen Dieb" [gemeint hier das Ego] beizukommen ..." (so Govindan). Es hilft, eigenem Fehlverhalten auf die Spur zu kommen, individuell besonders wirksame Übungen zu identifizieren, und schenkt zugleich Trost und Inspiration.
Oder: Übe dich diese Woche bewusst im Loslassen von allen Erwartungen.
Oder: Tapas sollen nicht als Selbstzweck praktiziert werden und in Selbstkasteiung enden. Frage dich diese Woche: Wo übertreibst du dein (spirituelles) Bemühen? Wo willst du zuviel? Wo ergibt deine Praxis eigentlich keinen Sinn, sondern strengt dich nur an und erzeugt damit unnötigen Widerstand?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 2-2:
Was sind deine Kleshas? Überlege dir, welche Hindernisse bei dir deinen spirituellen Weg behindern, Fortschritt abschwächen oder verhindern? Frage dich: Was lässt mich leiden?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-3:
Reflektiere noch einmal konkret über das Auftreten der fünf Kleshas in deinem Leben. Zum Beispiel: Wo triffst du auf dein Ego, welchen Wünschen und Abneigungen hängst du an? Spüre deinem Anklammern an das Leben nach. Denke darüber nach, wo überall Unwissenheit bzw. eine falsche Sicht der Dinge im Spiel sein könnte.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-4:
Reflektiere diese Woche erneut zu Avidya in deinem Leben: Worüber stolperst du immer wieder in deinem Alltag. Könnte hier Avidya (Unwissenheit) oder eine der anderen Kleshas (Begierden, Abneigungen, Ego-Vorstellung oder [am Leben] Anklammern) im Spiel sein?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-5:
Hebe diese Woche verbal hervor, dass du nicht das wandelbare Ego bist. Sage statt "Ich bin müde" immer "Mein Körper ist müde". Statt "Ich bin zornig" korrekter "Mein Geist hat zornige Gedanken" usw. Eine Hilfe dabei: Untersuche vorab alles an dir auf Vergänglichkeit. Gibt es da irgendetwas, was über die Zeit konstant bleibt? Unvergänglich ist?
Betrachte dich dabei selbst als "Beobachter". Mache deine Beobachtung kristallklar, frei von Vorwissen, Vorurteil oder Motiv. Sehe dich gleichzeitig als Sehenden und als Gesehenen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-6:
Laut Iyengar gibt es stets einen Unterschied zwischen dem ›Wahren Seher‹ (deinem ›Wahren Selbst‹) und dem, was subjektiv als der Sehende empfunden wird. Erkennst du das nicht, verwischt beides bei dir, unterliegst du Asmita.
Übe in der kommenden Woche, dir dieses Unterschiedes zwischen dem „wahren Seher“ und dem „Instrument des Sehens“ immer deutlicher bewusst zu werden. Govindan drückt es so aus: „Spüre, dass du nicht der -Handelnde- bist, sondern nur der Sehende.“
Am Ende würde dieses Bemühen, so Iyengar weiter, zu einer „Verschmelzung“ von ›Wahrem Seher‹ und dem ›Instrument des Sehens‹ kommen. Dann würde es zur [wahren] Erfahrung der Wirklichkeit kommen und die Trennung von Subjekt und Objekt ist aufgehoben.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-7:
Sei die kommende Woche besonders achtsam, wenn dir etwas Freudvolles passiert, du angenehme Erlebnisse hast. Frage dich: Woher kommt die Freude? War sie schon in mir vorhanden? War das Erlebnis/die Erfahrung notwendig, um diese Freude zu erfahren?
So du deine Freude als von innen kommend erkennst, wirst du dich nach und nach von deinen Abhängigkeiten im Leben befreien.
LeserInnenfragen
Frage 1:
Eine Frage zu der Übung: Wenn ich etwas sehe, erlebe oder erfahre, dass mich Freude oder Glück spüren lässt, dann empfinde ich es so, dass es eben dieses Objektes, Erlebnisses, dieser Erfahrung oder dieses Menschen (bei Verliebtsein...) bedurfte, um das Glücksgefühl hervorzulocken. Ohne einen Reiz oder Anlass hätte ich das Glücksgefühl nicht gespürt, es würde weiter in mir schlummern, ohne dass ich mir dessen bewusst bin. Wie lässt sich diese Ansicht so transformieren, dass ich ein bleibendes Gewahrsein habe, dass dieses Glück immer in mir ist?
Antwort 1:
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-8:
Gleichmut und Loslassen (Sanskrit Vairagya) lässt dich über Dvesha hinauswachsen. Achte diese Woche auf unangenehme Erfahrungen. Sei achtsam und betrachte die Angelegenheit wenn möglich aus einer gewissen Distanz.
Kannst du die Ursache für deine Abneigung gegenüber dieser Erfahrung erkennen?
Bemühe dich dann um Gleichmut dem unangenehmen Erlebnis gegenüber. Sei ebenso gleichmütig den Ergebnissen deiner Handlungen gegenüber. Auch das verringert Dvesha immer weiter.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-9:
Wenn du dich geistig gut und gefestigt fühlst, dann reflektiere in der kommenden Woche über dein Verständnis vom und dein Verhältnis zum Tod.
Denke darüber nach, lese, meditiere mindestens einmal pro Tag über den Tod.
Wie fühlt sich das für dich an? Erfährst du vielleicht sogar eine höhere Freude am Leben? Mehr Motivation zu deinen spirituellen Übungen?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-10:
Gehe eines deiner Kleshas bis zur Wurzel durch, betreibe Selbststudium. Versuche zum Beispiel eine deiner Charaktereigenschaften anhand obigen Zitates (Schicksal – Charakter – Gewohnheiten – Handlungen – Worte – Gedanken) bis zu den auslösenden Gedanken zurückzuverfolgen.