Ihr denkt wohl, dass ich immer voller Liebe und Sanftmut bin, dass ich die Arbeit liebe und es gerne sehe, wenn andere arbeiten. Ja, so bin ich. Aber ihr seht nicht meinen Rudra Aspekt. Wenn ihr euch ein wenig Wissen angelesen habt und ihr deshalb vor Stolz beinahe platzt, oder wenn ihr meint, ihr seid für die Institution unentbehrlich, dann zeige ich euch ein wenig von meinem Rudra Aspekt. Es war Gandhi ganz alleine, der Indien in die Unabhängigkeit führte und nicht eine Institution. Ein Heiliger allein kann die Welt verändern. Die Institution ist nur ein Instrument in seinen Händen, die darüber hinaus Anderen die Möglichkeit zur Entwicklung gibt. Ich kann aber auch ohne eine Institution meine Arbeit vollbringen. Auch heute noch könnte ich die Gesellschaft einfach so auflösen. Ich lebe dann von Almosen, wohne in einer Höhle und wirke von dort aus Wunder.
Ich bin gar nicht versessen auf Menschen mit Magister- oder
Doktortiteln. Will ein Magister den Ashram verlassen, gut, bald wird
schon ein Doktor kommen, um dem Ashram beizutreten. Will ein
zweitklassiger Schreiber den Ashram verlassen, gut, schon morgen kommt
ein erstklassiger Schreiber.
Eine spirituelle Persönlichkeit! Das allein ist es, was in der Welt zählt, nicht aber tausende von mittelmäßigen Aspiranten.
Ich könnte euch noch heute demonstrieren, was wirkliche Entsagung
bedeutet. Wenn ich wollte, so könnte ich von zwei trockenen Rotis und
etwas Gangeswasser am Tag leben. Lediglich die viele Arbeit, die
finanziellen Sorgen und vor allem meine Zuckerkrankheit zwingen mich
dazu, meinem Körper einige Zugeständnisse zu machen. Ihr habt ja keine
Ahnung, wie viel Energie ich täglich in unzählige Kanäle gebe. Diese
Energie muss ich meinem Körper dann auch wieder zurückgeben, damit er
weiter dienen kann. Trotzdem faste ich an Ekadasi und halte mehrmals
die Woche eine salzfreie Diät ein. Tut das einer von euch hier?
Aber nein, im Gegenteil, ihr streitet euch ja noch um einen Extrabecher
Milch oder ein Paar Früchte. Aber sagt mir, wenn ihr in euren jungen
Jahren nicht Entsagung, Verzicht und Strenge zu üben beginnt, wo ihr
noch so voll strahlender Energie seid, wann wollt ihr es dann tun?
Ihr aber seid niemals Zufrieden. Deshalb gibt es auch keinen
spirituellen Glanz in euern Gesichtern. Erst an dem Tag, an dem ihr
diese innere Zufriedenheit spürt, werden eure Gesichter anfangen zu
glänzen, eure Augen funkeln und ihr mit eurem ganzen Wesen Frieden und
Wonne ausstrahlen. Sind eure Herzen aber zerrissen von Sehnsucht und
Verlangen, so werdet ihr immer wieder nach weltlichen Dingen Ausschau
halten. Wie könnt ihr so Fortschritte im Spirituellen machen? Für
solche Menschen wäre es wirklich besser, hinaus in die Welt zu gehen,
zu heiraten, und ein ganz normales Leben zu führen. Ansonsten würden
sie beides verpassen: Einerseits die Freuden des weltlichen Lebens,
andererseits auch die Fortschritte im spirituellen Bereich. Es hat
keinen Sinn, hier herumzuvegetieren. Ihr müsst dynamisch sein, voller
Bewegung, Kraft und Begeisterung.