Dienst an Kranken, Armen und Mahatmas reinigt das Herz. So kann man göttliche Eigenschaften wie Mitleid, Mitgefühl, Barmherzigkeit und Großzügigkeit entwickeln. Es trägt dazu bei, schlechte Eigenschaften und Unreinheiten des Geistes wie Selbstsucht, Stolz, Hass, Zorn, Gier, Eifersucht und so weiter zu beseitigen.
Die kranken Meister und armen Dorfbewohner hatten keine angemessene medizinische Versorgung. Tausende von Pilgern nach Badrinath und Kedarnath brauchten ebenfalls ärztliche Hilfe. Daher richtete ich den Satyasevashram ( Ort des selbstlosen Dienens) ein, eine kleine Apotheke und Krankenstation, und half den Verehrern mit großer Liebe und Hingabe. In ernsten Fällen stellte ich eine besondere Ernährung zusammen und besorgte Milch und alles sonst Notwendige. Die spirituelle Entwicklung schreitet schneller voran durch Dienen mit dem richtigen, hingebungsvollen Gefühl (Bhav) und einer entsprechenden Einstellung.
Um meine gute Gesundheit aufrechtzuerhalten, praktizierte ich Asanas (Körperstellungen), Pranayama (Atemübungen), Mudras (Körperstellungen in Verbindung mit Atmung) und Bandhas (Verschluß; Übung in Verbindung mit Atmung). Abends unternahm ich lange, weit ausholende Spaziergänge. Zusätzlich machte ich Körperübungen. Ich achtete besonders auf eine einfache Lebensweise, erhabenes Denken, leichte Ernährung, vertieftes Studium, stille Meditation und regelmäßige Gebete. Ich liebte die Abgeschiedenheit und befolgte Mauna (Schweigen). Ich mochte keine Gesellschaft und vermied nutzloses Gerede. Von der Bibliothek des Ram Ashrams in Muni-ki-reti lieh ich mir Bücher für meine Studien und widmete jeden Tag eine gewisse Zeit dem Studium. Ich hatte immer ein Wörterbuch in Reichweite und schlug die Bedeutung schwieriger Wörter nach. Schlaf und Entspannung gaben mir genug Kraft, mein intensives Sadhana fortzusetzen. Ich suchte die Nähe großer Meister, ließ mich aber nie auf Diskussionen und Debatten ein. Selbstanalyse und -beobachtung dienten mir als Führung.
Um Gebet und Meditation mehr Zeit zu widmen, zog ich in den Swarg Ashram. Ich lebte in einem kleinen Kutir (Hütte) von acht mal zehn Fuß mit einer kleinen Veranda davor und bezog mein Essen von der Kali-Kambliwala-Speisestätte. Heute trägt das Kutir mit einigen nachträglich hinzugefügten Räumen die Nummer 111. Ich behielt mein Sadhana und den Dienst an Kranken bei. Jeden Tag ging ich eine Stunde lang von Hütte zu Hütte, um kranke Mahatmas zu pflegen, nach ihrem Wohlergehen zu fragen und sie mit dem Nötigen zu versorgen. Ich verbrachte viel Zeit mit Meditation und praktizierte verschiedene Yogaarten. Die Erfahrungen daraus sind in viele meiner Veröffentlichungen als Ratschläge für Aspiranten eingeflossen. Ich verbreitete meine Gedanken und Erfahrungen schnell, um der Welt und allen Wahrheitssuchenden zu helfen. Üblicherweise hielten sogar große Mahatmas ihr Wissen geheim und lehrten es nur einigen Auserwählten.
aus: Autobiografie von Swami Sivananda