Die Furcht ist der große Feind des Menschen, der Feind seines Fortschritts. Sie zerstört seinen Frieden und seine Harmonie. Sie verschlingt oder untergräbt seine Vitalität und Energie. Sie raubt dem Nervensystem die Kraftreserven und verursacht Schwachheit.
Es gibt zwei Arten von Furcht: natürliche oder gerechtfertigte Furcht, wenn das Leben in Gefahr Ist, und unnatürliche oder ungewöhnliche Furcht, hinter welcher keine objektive Wirklichkeit steht.
Verzicht macht frei.
Im Vergnügen ist die Furcht vor Krankheit enthalten. Eine gute soziale Stellung wird von der Angst begleitet, sie zu verlieren. Im Reichtum liegt die Angst vor Feinden. Wer verehrt wird, hat Angst vor Demütigungen. Gelangt einer an die Macht, dann fürchtet er Gegner. Ist er schön, dann bangt ihm vor dem Altwerden. Die Gelehrsamkeit ist mit der Angst vor Rivalen verbunden. Der Tugendhafte fürchtet seine Verleumder und im Körper liegt die Furcht vor dem Tod. Alles in dieser Welt, das zum Bereich des Menschen gehört, ist mit Furcht verbunden.
Verzicht allein führt zur Furchtlosigkeit! Bhartrihari: "Vairagya-Shatakam"
Der Ursprung der meisten neurotischen Angstzustände kann auf die Kindheit zurückgeführt werden. Die Saat der Furcht mag während der Kindheit latent im Unterbewusstsein ruhen und erst später in einer Stress- oder Krisensituation aufgehen
Sorgen und Kummer sind die Folgen der Furcht. Irgendeine Angst liegt im Unterbewusstsein begraben, die den Menschen mit Unruhe erfüllt. Er steht ständig unter Druck, unter einer fortwährenden Spannung. Sobald aber die Angst vertrieben und man von ihr befreit ist, ist der Gemütsfrieden hergestellt.
Die Psychologen vertreten die Ansicht, dass es keine absolute Furchtlosigkeit geben könne und dass nur begrenzte Resultate bei der Bekämpfung der Angst möglich sind. Dies ist nicht zutreffend. Die Psychologen haben keine transzendentale Erfahrung. Ein vollendeter Weiser, der im Höchsten Selbst verankert ist, ist absolut furchtlos. Mit donnernder Stimme verkünden die Upanishaden: "Der Kenner des furchtlosen Brahman wird selber absolut furchtlos" (Brihadaranyaka-Upanishad).
Nur da ist Furcht, wo Dualität besteht. Wie kann es Furcht geben für denjenigen, der die Nichtdualität, die Einheit erlebt? Ein solcher Mensch ist der Tapferste der Menschen. - Die Verwegenheit eines Verbrechers ist bloß tamasischer', aus irdischer Bindung geborener Mut. Es ist überhaupt kein Mut, sondern brutale, durch Hass und Neid entstandene Wildheit. Allein der aus der Weisheit des göttlichen Selbst geborene sattvische Mut ist wahrer Mut.
Tatsächlich existiert die Furcht, um den Mut zu verherrlichen. Durch einen furchtsamen Menschen wird ein mutiger Mensch hervorgehoben. Die Güte als Wert wird uns erst aufgrund der Schlechtigkeit bewusst. Die eine Seite einer Sache bleibt bedeutungslos ohne die Existenz des Gegenteils. Deshalb hat alles zwei Seiten in dieser Welt. Die Gegensätze sind vorhanden, um den Fluss, die Bewegung der Welt aufrecht zu erhalten.
Die Furcht ist eine Illusion. Sie kann auf die Dauer nicht bestehen. Der Mut aber ist ewig und vergeht nicht.
Gefahren und Nöte sind das unausweichliche Schicksal jeden Erdbewohners. Wappne deshalb dein Gemüt mit Mut und Geduld. Stärke, Tapferkeit und Geistesgegenwart werden dich durch alle Gefahren hindurchführen. Wie ein Fels am Meeresufer von den heftigen Wellen völlig unbewegt bleibt, so wird auch ein Mensch, der mit Mut ausgestattet ist, von den dunklen gefährlichen Wellen dieses Lebens nicht erschüttert. Er bleibt unberührt von allen Herausforderungen und geht aus allen schwierigen Lagen als Sieger hervor.
Das erste Glied in der Kette der Bindung ist das Anhaften am physischen Körper. Damit beginnen alle Arten der Bindung. Lord Krishna sagt in Seiner Bhagavad-Gita: "Jeder der frei ist von Bindung, Furcht und Zorn, wird Weiser mit unbeirrbarem Gemüt genannt." Gib Verhaftung auf durch Übung des Nicht-Anhaftens und der Losgelöstheit und durch die Hingabe an das Göttliche, das ewige Brahman. Alle Ängste werden verschwinden.
Du bist verhaftet an eine Uhr, ein Buch, einen Wanderstab, ein Tuch. Langsam entsteht die Furcht , die Furcht, sie zu verlieren. Sage dir immer: "Alle Gegenstände sind illusorisch, vergänglich und letzlich die Ursache für Leid."