In den späten 50er Jahren kam eine Schweizein namens Myriam Orr in den
Ashram. Ein recht sonderbares Spektakel erwartete sie dort:
Ein älterer Mann, dem Anschein nach von guter Herkunft, das freundliche
Gesicht voller Güte und Herzlichkeit, ein Englischer Mantel oberhalb
der nackten Füße, schritt dreimal im Kreis um einen armen, abgerissenen
Mann, dessen Körper mehr schlecht als recht von einem zerrissenen
Leinentuch gegen den kühlen Himalajawind, der durch das Flusstal blies,
geschützt wurde. Nach der Umrundung verbeugte sich der ältere Mann vor
dem vor Erregung zitternden Bettler, nahm ihn mit in die Küche des
Ashrams, lies ihm dort eine Mahlzeit servieren, und aß dort zusammen
mit seinem Gast etwas Reis. Danach sang er mit klangvoller Stimme einen
Vedischen Gesang über das Göttliche und die Brüderlichkeit unter den
Menschen.
Der ältere Mann war niemand anders als der Meister, Swami
Sivandanda.Später schrieb Frau Orr in dem Schweizer Journal ‚La Tribune
de Genève’ über diese Ereignisse. In einem der vielen Interviews, die
ihr vom Meister gewährt wurden, erklärte er ihr diesen Vorfall:
„Den Mann, den du bei deiner Ankunft sahst, ist ein Unberührbarer. Er
hat mich aufgesucht, weil er den nahenden Tod in sich spürte. Ich
begrüßte ihn auf die uns überlieferte Art und lud ihn ein, in unserem
Krankenhaus zu bleiben. Er ist sehr krank. Wir werden für ihn tun, was
in unserer Macht steht und ihn während seines Leidens mit unserer Liebe
umgeben. Es gibt nur eine Kaste, die Kaste der Menschheit.
Einen Menschen als ‚unberührbar’ abzustempeln ist schändlich und
hat nichts mit Religion zu tun. Es ist ein Irrweg, ein Aberglaube, der
noch immer noch seine Opfer fordert. Wir sollten alle dagegen ankämpfen
bis nichts mehr davon übrig ist, denn es gibt nur eine Kaste, die Kaste
der Menschen.“