Dem Pulitzerpreisträger William J. Broad waren schon mehrere Bestseller vergönnt. So wundert es nicht, dass auch sein Yoga-Buch "The Science of Yoga" ein Verkaufserfolg ist.
Broads Buch basiert auf seinen jahrelangen Nachforschungen zur Wirkungsweise von Yoga. Er recherchierte in indischen Ashrams und versuchte gleichzeitig, alle wichtigen wissenschaftlichen Untersuchungen über Yoga-Übungen auszuwerten. Herausgekommen ist ein spannende (zumindest wenn man sich für Yoga interessiert) literarische Reise durch die Geschichte des Yoga, seine Entwicklung, die unterschiedlichen Stile und Schulen. Die breite Herangehensweise verhindert einen Anspruch auf Vollständigkeit, trotzdem kann dem Autor nicht mangelnder Fleiß vorgeworfen werden, Broad liefert ein breites Spektrum an Erlebnissen, Studien und Einzelschicksalen.
Dass es jedoch derartige Wellen schlug, liegt vor allem am Kapitel "Das Verletzungsrisiko". Dabei praktiziert Broad seit über 40 Jahren Yoga und tut es weiterhin. Nur mit kleinen Änderungen.
Gesundheit
In den ersten Kapitel beschäftigt sich "The Science of Yoga" vor allem mit den kardiovaskulären Effekten von Yoga, seinem Einfluss auf die Gesunderhaltung des Herzens. Broad vergleicht die diesbezügliche "Leistungsfähigkeit" von Yoga im Vergleich mit anderen aeroben Ausdauersportarten und kommt zu einer nüchternen Erkenntnis: Selbst beim sportlichen Ashtanga-Stil ist kaum oder gar keine Wirkung auf die Ausdauerleistung des Herzens festzustellen. Anders ausgedrückt: Die Yogastunde, vor allem in den ruhigeren Varianten, ersetzt nicht die regelmäßige Bewegung.
Verletzungen durch Yoga
Nun kommen wir zum düsteren Kapitel des Buches: Die vielfältigen und vereinzelt sogar tödlichen Auswirkungen einer (falschen) Yogapraxis. Dieses Kapitel wird in den Anmerkungen am Schluss des Buches aufgrund der vielen Leserfeedbacks um die neuesten Erkenntnisse und Rückmeldungen ergänzt. Broad berichtet von einer breiten Range der Verletzungsmöglichkeiten: kaputte Knie, Hüftausrenkungen, Zerrungen, Bänderrisse. Sein besonderes Interesse gilt aber dem möglichen Schlaganfall, der durch Übungen wie Kopfstand, Schulterstand oder Pflug bei einigen (wenigen) Übenden aufgetreten ist.
Er stellt unterschiedliche Varianten der Übungen vor, u.a. kommt Iyengar öfters zu Wort. Broad eröffnet am Ende des Buches, dass er fortan auf Schulterstand und Pflug verzichten wird.
Stimmungen und Heilung
In den meisten Kapiteln singt Broad eine Lobeshymne auf die lebensverbessernden Folgen einer regelmäßigen Yoga-Praxis und belegt auch hier die Effekte anhand von größeren und kleineren Studien. Zunächst widmet er sich den Stimmungen und zeigt auf, wie Yoga die allgemeine Stimmungslage anhebt und sogar gegen Depressivität helfen kann.
Ein anderer Abschnitt befasst sich mit den physischen Heilerfolgen von Yoga, die von Rückenschmerzen bis Migräne reichen. Broad besucht Praxen und Heilyogis und stellt deren Vorgehensweisen vor.
Sex und Muse
Die letzten beiden Kapitel handeln von den Auswirkungen einer regelmäßigen Yogapraxis auf die Sexualität von Mann und Frau sowie den zu beobachtenden Kreativitätsimpulsen. Broad zeichnet hierfür die historische Entwicklung der Yoga-Übungen nach und verweist auf die Ziele der frühen Tantriker. Verdankt er seine Bestseller-Erfolge seiner Yogapraxis?
Fazit
"The Science of Yoga" hat mich von der ersten bis zu letzten Seite gefesselt. Manchmal stieg ein mulmiges Gefühl in mir hoch, da ich mich fragte, welche Übung man denn überhaupt noch gefahrlos durchführen kann. Aber es ist gut zu wissen, worauf zu achten ist und letztendlich weist jeder gute Yogalehrer darauf hin, achtsam auf die Grenzen des eigenen Körpers zu hören. Gleichzeitig haben die Belege im Buch über die positiven Auswirkungen der Yogapraxis meine Begeisterung für die tägliche Praxis belebt.
ISBN/ASIN: 978-3451306853
Verlag: Herder Verlag
Preis: €22.00