Geschichte des Yoga

Die Geschichte des Yoga zeigt, wie sich diese Praxis über Jahrtausende gewandelt hat, um an die Bedürfnisse und Gegebenheiten verschiedener Epochen und Kulturen angepasst zu werden. Indem du dich mit den Ursprüngen und der Entwicklung von Yoga beschäftigst, kannst du ein tieferes Verständnis dafür entwickeln, warum es heute so vielfältig praktiziert wird – von der puren Geisteslehre bei Patanjali über traditionelles Hatha-Yoga bis zu modernen, dynamischen Formen wie Vinyasa oder Power-Yoga.

Darüber hinaus bietet die Geschichte des Yoga spannende Einblicke in die Philosophie und Lebensweise vergangener Kulturen. Vielleicht entdeckst du dabei neue Perspektiven, die auch deinen Alltag bereichern können – sei es durch mehr Achtsamkeit, ein bewussteres Leben oder ein besseres Verständnis für die tieferen Aspekte deiner Praxis.

Geschichte des Yoga - Symbolbild

Kurz zusammengefasst

Zeitraum (v. Chr./n. Chr.)Ereignis/Lehre (Text)Wichtige Schriften (Text)Beschreibung/Hinweise (Text)
ca. 3000–1500 v. Chr. Frühe Darstellungen yogischer Praktiken in der Indus-Saraswati-Kultur X Frühe Siegel mit möglichen Yogahaltungen, keine systematisierten Texte
ca. 1500–500 v. Chr. Frühe Erwähnungen des Yoga-Konzeptes in den Veden und in den Upanishaden Veden, Upanishaden Yoga zunächst als meditative Praxis im Kontext ritueller Texte in den Veden. Die Upanishaden sind philosophische Schriften, die Yoga als Mittel zur Selbsterkenntnis und Befreiung beschreiben.
ca. 500–200 v. Chr. Philosophische Ausformulierung von Yoga im Umfeld der Bhagavad Gita Bhagavad Gita Yoga als Weg zur Befreiung (Moksha), Integration von Wissen, Tat und Hingabe. Lehrt die verschiedenen Yoga-Wege: Karma-Yoga, Bhakti-Yoga, Jnana-Yoga. 
irgendwann zwischen 600 v. Chr. – 400 n. Chr. Klassische Yoga-Philosophie gemäß den Yoga-Sutras von Patanjali Yoga-Sutras von Patanjali Achtfacher Pfad (Ashtanga) zur geistigen Sammlung und Befreiung
6.–18. Jh. n. Chr. Tantrische Lehren, Entwicklung des Hatha Yoga Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita Fokus auf Körperhaltungen (Asanas), Atemkontrolle (Pranayama) und Reinigungstechniken
19.–20. Jh. n. Chr. Verbreitung von Yoga im Westen durch Swami Vivekananda und andere Lehrer X Vorträge, Schriften, Vorführungen in Europa und Amerika; Verbindung östlicher und westlicher Philosophien
20. Jh. n. Chr. Modernes Yoga: Krishnamacharya, B.K.S. Iyengar, Pattabhi Jois, Indra Devi Light on Yoga, Yoga Mala, diverse moderne Lehrtexte Popularisierung von Yoga als ganzheitliche Gesundheits- und Fitnesspraxis weltweit
1960er Jahre Yoga und Popkultur X Die Beatles und Maharishi Mahesh Yogi machen Meditation und Yoga weltweit populär.
21. Jahrhundert Digitale Yoga-Kurse X Yoga wird durch Apps und Online-Angebote global zugänglich.
 Anmerkung: Zeitangaben sind teilweise geschätzt und können je nach Quelle variieren.

 

1. Ursprung und Entwicklung von Yoga in Indien

1.1. Die Wurzeln in der vedischen Kultur (ca. 1500–500 v. Chr.)

Yoga hat seinen Ursprung in den vedischen Texten, den ältesten Schriften der Menschheitsgeschichte. Diese Texte, darunter die Rigveda (älteste der vedischen Textsammlungen, gilt als göttliche Uroffenbarung), enthalten keine direkten Anleitungen zu Asanas oder Meditation, sondern beschreiben Rituale, Hymnen und Opferzeremonien, die den Göttern gewidmet waren. Hier lag der Fokus darauf, Ordnung (Dharma) in einer chaotischen Welt zu schaffen und spirituelle Verbindungen aufzubauen.

Video: Veda und Yoga

Länge: 4 Minuten

Youtube-Video

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Yoga taucht in dieser Zeit vor allem als Konzept von Meditation und Selbstkontrolle auf. Die frühen Praktizierenden, oft als Rishis bezeichnet, nutzten Atemtechniken und innere Einkehr, um den Geist zu konzentrieren. Diese Ansätze bildeten die Grundlage für die späteren systematischen Lehren.

Archäologische Funde wie die Siegel von Mohenjo-Daro (ca. 2500 v. Chr.) zeigen Figuren in meditativen Posen, die als frühe Vorläufer des Yoga interpretiert werden. Doch diese Deutung ist umstritten. Manche Wissenschaftler sehen darin lediglich Darstellungen von Tänzen oder Ritualen.

1.2. Die sechs indischen Philosophiesysteme (Darshanas)

Die indische Philosophie besteht aus sechs klassischen Schulen, die als Darshanas bezeichnet werden. Jede von ihnen beleuchtet die Natur des Lebens und der Wirklichkeit aus einer eigenen Perspektive. Yoga ist eine dieser Schulen, aber es steht in enger Verbindung mit den anderen. Hier ein Überblick:

Yoga innerhalb der Darshanas: Yoga wird oft als die praktische Anwendung der Samkhya-Philosophie betrachtet. Während Samkhya die Theorie liefert, zeigt Yoga, wie diese in der Praxis umgesetzt werden kann.

1.3. Yoga in den Upanishaden: Vom Ritual zur Innerlichkeit

Mit der Entstehung der Upanishaden ab ca. 800 vor Christus, den philosophischen Kommentaren zu den Veden, wandelte sich Yoga grundlegend. Hier wurde die Praxis weniger als äußerliche Handlung gesehen, sondern als innere Reise zur Selbsterkenntnis. Das Konzept von Moksha – der Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod – rückte in den Mittelpunkt. Die Yoga-Upanishaden sind eine Gruppe von Texten innerhalb der Upanishaden, die sich speziell mit yogischen Praktiken und Lehren befassen. Es handelt sich um vergleichsweise jüngere Texte, die etwa aus dem 14./15. Jahrhundert stammen. Je nach Sammlung werden zwischen 11 und 21 Yoga-Upanishaden unterschieden.

In den frühen Upanishaden wird Yoga erstmals als Werkzeug beschrieben, um den Körper und Geist zu disziplinieren und das wahre Selbst (Atman) zu erkennen. Die berühmte Mundaka-Upanishad (genaue Datierung strittig, aber wohl vor Christi geschrieben) beschreibt Yoga als einen Weg, „wie ein Feuer die Spreu vom Weizen trennt“, um Illusionen und Unwissenheit zu verbrennen.

Dieser Ansatz hat viel mit dem modernen Yoga gemeinsam, wenn du durch Meditation versuchst, innere Ruhe zu finden. Die damaligen Praktiken waren jedoch intensiver – oft zogen sich Yogis in völlige Abgeschiedenheit zurück, um sich ausschließlich ihrer Praxis zu widmen.

Hier sind einige wichtige Upanishaden, in denen Yoga eine zentrale Rolle spielt:

Katha-Upanishad

Die Katha-Upanishad ist eine der bekanntesten Schriften, die Yoga thematisiert, sie wird meist auf das 4. oder 5. Jahrhundert v. Chr. datiert, ist möglicherweise aber auch älter (bis 1000 v. Chr.). Sie enthält die früheste Beschreibung von Yoga als Mittel zur Kontrolle der Sinne und zur Befreiung des Geistes. Yoga wird hier als ein innerer Weg zur Selbsterkenntnis beschrieben, wobei der Geist gezügelt wird, ähnlich wie ein Wagenlenker die Zügel von Pferden hält. Die Katha-Upanishad betont, dass Yoga die Konzentration und Disziplin benötigt, um die Wahrheit über das Selbst (Atman) zu erkennen.

Die Katha-Upanishad enthält mehrere wichtige Yoga-Lehren:

  1. Eine der frühesten bekannten Definitionen von Yoga als "die feste Zurückhaltung der Sinne".
  2. Die berühmte Allegorie des Körpers als Streitwagen:
  3. Die Lehre, dass die Kontrolle der Sinne durch den Geist zur Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten führt.
  4. Die Beschreibung von Yoga als Methode zur Beruhigung des Geistes und zur Erkenntnis des Selbst.
  5. Die Darstellung des höchsten Zustands (Purusha), der durch Yoga erreicht werden kann.
  6. Die Betonung von Meditation, Selbstkontrolle und Erkenntnis als Wege zur Erreichung von Moksha (Befreiung).

Beitrag: Katha Upanishad

Die Katha Upanishad – Auszüge und Erläuterungen

Die frühen Upanishaden (auch "mukya" - ersten - Upanishaden) entstanden um das siebte bis erste Jahrhundert vor Christus. Hier finden sich die die ersten brahmanischen Texte, die den Lehren asketischer Entsagter gewidmet sind. 

Hierzu gehört die Katha Upanishad und trägt auch den Titel "Der Tod als Lehrer" (Wikipedia). Der berühmte Shankara hat den Text kommentiert.

Die Kahta Upanishad ist für Yoga-Interessierte deswegen so besonders, weil sich darin die frühest bekannte Definition von Yoga findet. Diese ergibt sich aus einem Gespräch zwischen dem Jungen Naciketas und Yama, dem Gott des Todes.

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Shvetashvatara-Upanishad

Hier wird Yoga als Methode beschrieben, um den göttlichen Ursprung des Selbst zu erkennen. Die Shvetashvatara-Upanishad (sie gilt als eine spätere Upanishad, genaue Datierung ist umstritten.) führt detaillierte Anweisungen zu Atemkontrolle (Pranayama), Meditation (Dhyana) und die Harmonisierung der inneren Energien an. Sie beschreibt den Yogi als jemanden, der durch Meditation innere Stabilität und Einheit mit dem Universum erreicht. Diese Upanishad bietet eine spirituelle Grundlage für viele der heute bekannten Meditationstechniken und betont die Bedeutung von Atemkontrolle. 

Körperliche Aspekte des Yoga

Die Upanishad beschreibt einige grundlegende körperliche Praktiken:

Geistige Aspekte

Die Shvetashvatara-Upanishad betont auch die mentalen Aspekte des Yoga:

Spirituelle Ziele

Die Upanishad beschreibt auch die höheren Ziele des Yoga:

Philosophische Grundlagen

Die Shvetashvatara-Upanishad verknüpft Yoga-Praktiken mit tiefgründigen philosophischen Konzepten:

Maitri-Upanishad (Maitrayaniya-Upanishad)

Die Maitri-Upanishad liefert eine systematische Beschreibung von Yoga als Mittel zur Befreiung. Sie wird oft als zeitlich nah, aber nach dem frühen Buddhismus eingeordnet.

Körperliche Aspekte des Yoga

Die Upanishad beschreibt einen sechsgliedrigen Yoga-Pfad, die den späteren acht Stufen von Patanjali ähneln:

  1. Anhalten des Atems (Pranayama)
  2. Zurückziehung der Sinnesorgane (Pratyahara)
  3. Meditation (Dhyana)
  4. Fixierung des Denkens (Dharana)
  5. Kontrollierung des Geistes
  6. Versenkung (Samadhi)

Philosophische Konzepte

Psychologische Aspekte

Spirituelle Ziele

Übrigens ...

Frauen durften in Indien lange kein Yoga praktizieren: Bis ins 20. Jahrhundert war Yoga meist Männern vorbehalten, bevor Pioniere wie Indra Devi es für Frauen öffneten.

Taittiriya-Upanishad

Diese Upanishad gilt als eine der Haupt-Upanishaden und wird meist auf das 6. Jahrhundert v. Chr. datiert. Die Taittiriya-Upanishad untersucht die Natur des Menschen auf fünf Ebenen, die als Panchakosha (die fünf Hüllen) bekannt sind: 

Philosophische Grundlagen

Lehre der fünf Koshas: Die Taittiriya-Upanishad führt als erste die Lehre der fünf Hüllen (Koshas) ein, die das Selbst umgeben. Diese Hüllen umfassen:

Yoga wird hier als Mittel beschrieben, um die äußeren Hüllen zu durchdringen und das wahre Selbst (Atman) zu entdecken.

Spirituelle Praktiken

Yogische Konzepte

Ziele des Yoga

Mandukya-Upanishad

Die Mandukya Upanishad wird deutlich früher als die nachfolgende Hamsa Upanishad datiert:

Die Mandukya Upanishad enthält mehrere zentrale Yogalehren:

Die vier Bewusstseinszustände

  1. Wachzustand (Jagrat oder Vishva)
  2. Traumzustand (Svapna oder Taijasa)
  3. Tiefschlaf (Sushupti oder Prajna)
  4. Turiya - der vierte, transzendente Zustand reinen Bewusstseins

Die Upanishad thematisiert den Zustand des Bewusstseins und beschreibt die Verbindung zwischen Wachen, Träumen und dem Zustand des tiefen Schlafs. Yoga wird hier als ein Mittel zur Erreichung von Turiya, dem vierten Zustand jenseits von Wachen, Träumen und Schlafen, dargestellt.

Die Bedeutung von OM

Philosophische Konzepte

Spirituelle Ziele

Praktische Anwendungen

Die Mandukya Upanishad gilt als besonders bedeutsam, da sie als Essenz aller Upanishaden betrachtet wird und für das Verständnis der Advaita Vedanta-Philosophie zentral ist.

Beitrag: Die Mandukya Upanishad (auf Deutsch)

wald mystisch schnee sonne ui 564


Die Mandukya Upanishad ist die Kürzeste aller Upanischaden und umfasst lediglich zwölf Verse. Doch diese haben es in sich! Sollen Sie doch (gemäß Radhakrishnan) eine grundlegende Herangehensweise an die Erkenntnis der letzten Realität beinhalten.

Der Inhalt dreht sich hauptsächlich um das Mantra OM und die vier Zustände des Bewusstseins (Wachen, Träumen, Tiefschlaf und einen mystischen vierten Zustand der Erleuchtung – Turiya.

Der Text besteht nur aus 12 Versen. Ich habe eine eigene Übersetzung erstellt, die (hoffentlich) das Gemeinte korrekt wiedergibt, dabei aber verständlicher zu lesen ist.

Hier weiterlesen

Hamsa-Upanishad

Die Hamsa Upanishad ist ein relativ später Text im Vergleich zu den früheren Upanishaden. Sie stammt wahrscheinlich aus dem 2. Jahrtausend n. Chr., wurde aber vor dem frühen 17. Jahrhundert verfasst. 

Die Upanishad konzentriert sich auf den Atem und beschreibt die Rolle des Pranayama (Atemkontrolle) und der Meditation zur Erkenntnis des Selbst. Der Atem wird hier als „Hamsa“ (Schwan) beschrieben, der symbolisch für das Göttliche steht. Durch Kontrolle des Atems kann der Yogi seine inneren Energien harmonisieren und spirituelle Erleuchtung erreichen.

Meditation über Om

Konzept des Hamsa

Körperliche und energetische Aspekte

Bewusstseinszustände

Spirituelle Ziele

Mantra-Praxis

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1.4. Die Bedeutung der Bhagavad Gita für Yoga

Die Bhagavad Gita, ein zentraler Text des indischen Epos Mahabharata, ist ein unverzichtbarer Leitfaden für die spirituelle Praxis im frühen Indien. Sie stellt Yoga in verschiedenen Formen vor und zeigt, wie es in den Alltag integriert werden kann. Hier die drei Hauptformen des Yoga, die in der Gita beschrieben werden:

  1. Karma-Yoga (Yoga des Handelns)
    Dieser Weg betont selbstloses Handeln ohne Anhaftung an die Früchte der eigenen Taten. Er ist besonders relevant für Menschen, die mitten im Leben stehen und Yoga durch bewusste Taten praktizieren möchten.
  2. Bhakti-Yoga (Yoga der Hingabe)
    Hier steht die Hingabe an das Göttliche im Mittelpunkt. Bhakti-Yoga lädt dich ein, Liebe, Vertrauen und Demut zu kultivieren – Eigenschaften, die auch in der Meditation und im Gebet verankert sind.
  3. Jnana-Yoga (Yoga des Wissens)
    Dieser Weg zielt auf die Erkenntnis des wahren Selbst (Atman) und die Einheit mit dem Absoluten (Brahman) ab. Introspektion und philosophisches Nachdenken sind hier zentrale Elemente.

Praktische Bedeutung: Die Bhagavad Gita vermittelt, dass Yoga mehr ist als eine körperliche Disziplin – es ist eine Lebensphilosophie, die jede Handlung und Entscheidung durchdringt.

Beitrag: Yoga in der Bhagavad Gita

Yoga in der Bhagavad Gita

Eine bunte Vielfalt: In der Bhagavad Gita (Kurzform Gita) finden sich darin ein ganzes Spektrum an Definitionen und Beschreibungen dessen, was Yoga ist und was dessen Praxis beinhaltet. Yoga wird mit Gleichmut/Gelassenheit, Fähigkeiten/Handlungsfähigkeit (Fähigkeiten in Aktion) und Separierung (Trennung von der Welt) gleichgesetzt. Im folgenden Beitrag findest du die relevantesten Yoga-Verse aus der Gita zusammengestellt und nach Yoga-Thema geordnet.

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1.5. Klassisches Yoga: Patanjali und die Yoga-Sutras

Einen bedeutenden Wendepunkt stellt die Systematisierung von Yoga durch Patanjali dar, einen Gelehrten, der vermutlich irgendwann zwischen dem 6. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jhd. n. Chr. lebte.

Das Yoga-Sutra von Patanjali ist eines der bedeutendsten Werke (für viele die wichtigste Yogaschrift) in der Geschichte des Yoga. Es hat die Entwicklung der Yoga-Praxis und -Philosophie stark geprägt und bietet eine systematische Beschreibung dessen, was Yoga ist, wie es praktiziert wird und welche Ziele es verfolgt. Der Einfluss des Yoga-Sutra erstreckt sich über mehrere Ebenen: philosophisch, praktisch und kulturell.

Philosophischer Einfluss

  1. Definition von Yoga
    Patanjali definierte Yoga prägnant als „Yoga Chitta Vritti Nirodha“, was übersetzt bedeutet: „Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedankenbewegungen im Geist.“ Diese Definition verschob den Fokus vom körperlichen Aspekt (wie er im Hatha-Yoga betont wird) hin zu einer inneren, geistigen Disziplin.
  2. Dualistische Philosophie
    Das Yoga-Sutra basiert auf der Samkhya-Philosophie, die eine dualistische Sichtweise vertritt: die Trennung von Purusha (reines Bewusstsein) und Prakriti (Materie, Natur). Yoga wird in diesem Kontext als Werkzeug dargestellt, um das Bewusstsein von der Natur zu lösen und die wahre Freiheit (Kaivalya) zu erreichen.
  3. Universeller Ansatz
    Patanjali macht deutlich, dass Yoga unabhängig von Glaubenssystemen praktiziert werden kann. Der Fokus auf ethische Prinzipien (Yama und Niyama), Meditation und Bewusstsein machte Yoga zu einer universellen Methode, die für jeden zugänglich ist.

Praktischer Einfluss

  1. Das Ashtanga-Yoga-System
    Patanjali entwickelte das Konzept des achtgliedrigen Pfades (Ashtanga-Yoga), das bis heute die Grundlage vieler Yoga-Praktiken bildet. Die acht Glieder sind:
    Während viele moderne Yogapraktiken sich vor allem auf Asana und Pranayama konzentrieren, sieht Patanjali Yoga so, dass diese nur ein kleiner Teil eines ganzheitlichen Systems sind, das auf die Transformation des Geistes abzielt.
  2. Klarheit und Systematik
    Das Yoga-Sutra brachte eine klare Struktur in die bis dahin oft verstreuten und vielfältigen Yogalehren. Es systematisierte Praktiken wie Meditation, Konzentration und Atemkontrolle und machte sie leichter zugänglich.
  3. Meditation und geistige Disziplin
    Patanjali betonte, dass Meditation (Dhyana) das Herzstück des Yoga ist. Dies hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf spirituelle Schulen, nicht nur in Indien, sondern auch weltweit, wo Meditationspraktiken zunehmend an Bedeutung gewannen.

achtfache pfad thema 250

Das Ziel des Yoga ist ein stiller Geist, siehe dazu Yoga-Sutra I-2. Patanjali empfiehlt hierfür dem achtfachen Pfad zu folgen:

  1. Yama – 5 ethische Verhaltensregeln
  2. Niyama – 5 Regeln der Selbstdisziplin
  3. Asana – Körperstellungen, bei Patanjali nur Sitzhaltungen
  4. Pranayama – Atemübungen zur Atemkontrolle
  5. Pratyahara – Zurückziehen der Sinne nach innen
  6. Dharana – Konzentration auf ein einzelnes Objekt
  7. Dhyana – Meditation; Ziel: die Stille
  8. Samadhi – Nach längerer Stille und innerer Entwicklung kommt es zum Überbewusstsein, zu völliger Selbsterkenntnis; Erleuchtung

Wichtig: Alle Stufen sind wichtig und notwendig zur Erreichung des Yoga-Zieles. Also auch Yama und Niyama nicht vergessen ;-)

Hintergründe und alte Schriften zum achtfachen Pfad des Raja Yoga

Das Yogasutra ein Gemeinschaftswerk?

Patanjali war möglicherweise eine Gruppe von Autoren: Einige Historiker glauben, dass die Yoga-Sutras von mehreren Gelehrten über einen längeren Zeitraum verfasst wurden.

Kultureller Einfluss

  1. Zeitlose Relevanz
    Das Yoga-Sutra hat seine Relevanz über Jahrhunderte hinweg bewahrt. Während es in der klassischen Periode als Leitfaden für spirituelle Aspiranten diente, hat es in der modernen Welt neue Anhänger gefunden, die nach innerem Frieden und mentaler Klarheit suchen.
  2. Brücke zwischen Tradition und Moderne
    Patanjali schuf eine Verbindung zwischen den alten vedischen Praktiken und einer zeitlosen Methodik, die sich leicht an neue Kontexte anpassen ließ. In der heutigen Zeit inspiriert das Yoga-Sutra nicht nur spirituelle Suchende, sondern auch moderne Disziplinen wie Psychologie, Neurowissenschaften und Achtsamkeitstraining.
  3. Einfluss auf Lehrer und Schulen
    Viele bedeutende Yogalehrer, darunter B.K.S. Iyengar und T.K.V. Desikachar, ließen sich stark von den Yoga-Sutras inspirieren. Sie integrierten die Prinzipien von Patanjali in ihre Lehren und machten sie so einem breiten Publikum zugänglich.

Fazit

Der Einfluss des Yoga-Sutras von Patanjali ist immens. Es hat Yoga zu einer universellen Disziplin geformt, die weit über die körperliche Praxis hinausgeht und den Geist in den Mittelpunkt stellt. Egal, ob du Asanas praktizierst, meditierst oder Atemtechniken lernst – Patanjalis Lehren bilden die Grundlage vieler moderner Ansätze. Es lohnt sich, die Yoga-Sutras selbst zu lesen, um die tiefe Weisheit hinter der Praxis besser zu verstehen.

Übrigens: Die Unklarheit bei der zeitlichen Einordnung des Yogasutras erschwert die Bestimmung der Einflussrichtung zwischen Patanjali und dem Buddhismus. Die moderne Indologie ist sich über die chronologische Reihenfolge von Patanjalis Yoga und dem Buddhismus noch immer nicht einig. Es gibt jedoch bemerkenswerte Parallelen zwischen Patanjalis Yogasutra und buddhistischen Lehren, doch mögen sich auch beide Lehren aufgrund gemeinsamer, früherer Quellen ähneln.

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2. Wie Yoga körperlicher wurde: Die Entwicklung von Hatha-Yoga

Zusammenfassung bis hierher: Ursprünglich war Yoga vor allem eine geistige und spirituelle Praxis, wie in den frühen vedischen Texten und den Yoga-Sutras von Patanjali beschrieben. Der Fokus lag auf Meditation, Atemkontrolle (Pranayama) und geistiger Disziplin. Körperliche Übungen spielten eine untergeordnete Rolle oder wurden als Mittel zur Unterstützung des Geistes betrachtet.

Mit der Entwicklung des Hatha-Yoga (ab dem 6. Jahrhundert) verlagerte sich dieser Schwerpunkt allmählich. Hatha-Yoga legte großen Wert auf den Körper als Werkzeug, um Energieflüsse zu steuern und die spirituelle Erleuchtung zu fördern. Hier wurden erstmals körperliche Haltungen (Asanas) systematisch beschrieben und als wesentlicher Bestandteil der Praxis integriert. Es wurde stark von der tantrischen Philosophie beeinflusst, die körperliche Techniken betonte, um Energieflüsse zu kontrollieren. 

2.1. Einfluss des Tantra auf Yoga

Das Tantra hat das Yoga auf vielfältige Weise beeinflusst. Der Körper wurde als Werkzeug der Transformation angesehen. Als ein Tempel, der gepflegt und gestärkt werden musste, um den Geist zu befreien.

Wichtige Elemente des Tantra im Yoga:

  1. Kundalini-Yoga: Tantra führte das Konzept der Kundalini, einer schlafenden Energie, ein, die durch spezielle Techniken wie Atemkontrolle (Pranayama) und Meditation erweckt werden kann.
  2. Chakras: Die Idee von Energiezentren im Körper, den sogenannten Chakras, ist ebenfalls tantrischen Ursprungs. Hatha-Yoga-Techniken zielen darauf ab, diese Energiezentren zu reinigen und zu aktivieren.
  3. Asanas: Viele der körperlichen Haltungen (Asanas), die im Hatha-Yoga eine zentrale Rolle spielen, wurden von tantrischen Meistern entwickelt, um den Körper zu stärken und Energie zu kanalisieren.

Moderne Bedeutung: Tantrische Einflüsse haben dazu beigetragen, dass Yoga heute als ganzheitliche Praxis verstanden wird, die Körper, Geist und Energie verbindet. Sie machen Yoga besonders zugänglich für Menschen, die nicht nur eine spirituelle, sondern auch eine körperliche Erfahrung suchen.

2.2. Die ersten Hatha-Yoga-Stellungen in der Literatur

Die erste schriftliche Erwähnung von körperlichen Yoga-Stellungen finden wir in den Texten des Hatha-Yoga, einer Tradition, die stark von tantrischen Einflüssen geprägt wurde. Wichtige Meilensteine der Hatha-Yoga-Literatur und ihre Beiträge zur Entwicklung der Asanas:

1. Amaraughaprabodha (11.–12. Jahrhundert)

Dieser frühe Text enthält eine der ersten systematischen Erwähnungen von Hatha-Yoga-Praktiken. Körperhaltungen spielen jedoch nur eine begleitende Rolle, der Fokus liegt auf Atemtechniken und energetischen Praktiken.

2. Hatha-Yoga-Pradipika (15. Jahrhundert)

Verfasst von Swatmarama, ist dies der bekannteste Text des Hatha-Yoga. Hier werden 15 Asanas beschrieben, darunter Padmasana (Lotusstellung) und Shavasana (Totenstellung). Der Text erklärt die Asanas als Mittel, um den Körper zu stabilisieren und auf höhere spirituelle Praktiken vorzubereiten.

Relevanz: Die Hatha-Yoga-Pradipika war eine der ersten Quellen, die körperliche Stellungen als zentralen Bestandteil der Yoga-Praxis ansah. Diese Asanas wurden als notwendig erachtet, um den Körper zu reinigen und die Energiekanäle (Nadis) zu öffnen.

Kommentiere Zusammfassung der Hatha-Yoga-Pradipika auf Yogawelten.de.

3. Gheranda Samhita (17. Jahrhundert)

Dieser Text beschreibt 32 Asanas und ist damit umfassender als die Hatha-Yoga-Pradipika. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Idee, dass der Körper ein Tempel ist, der durch Asanas gereinigt und gestärkt werden muss, um die spirituelle Praxis zu unterstützen.

Auszüge und Kommentare zur Gheranda Samhita hier.

4. Shiva Samhita (14.–17. Jahrhundert)

Auch die Shiva Samhita enthält Beschreibungen von Asanas, jedoch mit weniger Details als die Hatha-Yoga-Pradipika und die Gheranda Samhita. Der Fokus liegt auf der Integration von Asanas in eine ganzheitliche Praxis, die auch Atemkontrolle, Meditation und Energiearbeit umfasst.

2.3. Warum wurde Yoga körperlicher?

Der Übergang zu einem körperlicheren Yoga ist eng mit den Zielen des Hatha-Yoga verbunden:

  1. Körper als Werkzeug der Transformation
    Hatha-Yoga betrachtete den Körper nicht als Hindernis, sondern als Werkzeug, um den Geist zu kontrollieren und spirituelle Fortschritte zu machen. Durch körperliche Disziplin konnte die Energie (Prana) gelenkt werden.
  2. Tantrische Einflüsse
    Der Tantra-Tradition zufolge gibt es im Körper Energiezentren (Chakras) und Kanäle (Nadis), die durch spezifische körperliche Praktiken gereinigt und aktiviert werden können. Dies führte zur Integration von Asanas in die Yoga-Praxis.
  3. Pragmatische Ansätze
    Die Hatha-Yoga-Meister entwickelten Techniken, um den Körper auf langes Sitzen in der Meditation vorzubereiten. Stabilität, Flexibilität und Gesundheit des Körpers wurden als Voraussetzung für die geistige Praxis betrachtet.
  4. Verbreitung im Westen
    In der Moderne, besonders durch Pioniere wie Krishnamacharya und B.K.S. Iyengar, wurde Yoga zunehmend körperlich betont, um den Bedürfnissen westlicher Praktizierender gerecht zu werden, die oft an Fitness und Gesundheit interessiert waren.

3. Yoga im Wandel der Zeit

3.1. Einfluss des Buddhismus und Jainismus

Buddhismus und Jainismus, zwei große spirituelle Strömungen, die etwa im 6. Jahrhundert v. Chr. in Indien aufkamen, hatten einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Yoga. Beide Philosophien betonten Selbstdisziplin, Meditation und die Suche nach innerer Befreiung. Besonders die Idee des gewaltfreien Handelns (Ahimsa), die sowohl im Jainismus als auch im Yoga eine zentrale Rolle spielt, wurde in dieser Zeit tief verankert.

Im Buddhismus war es vor allem die Praxis der Achtsamkeit (Vipassana), die den Weg des Yoga prägte (es kann auch umgekehrt gewesen sein, siehe oben). Diese Methode des bewussten Wahrnehmens half Praktizierenden, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren – ein Prinzip, das auch moderne Yogastile wie Vinyasa und Yin Yoga beeinflusst.

Der Jainismus hingegen legte den Fokus auf strenge asketische Praktiken und die Kontrolle der Sinne. Diese Disziplinen wurden in den späteren Yoga-Traditionen, wie dem Hatha-Yoga, integriert. Ein spannender Gedanke für deine Praxis: Wenn du das nächste Mal versuchst, den Geist zu beruhigen, kannst du dich an die Wurzeln der Meditation im Buddhismus erinnern – ein Weg, der bereits vor Jahrtausenden beschritten wurde.

3.2. Yoga im Mittelalter: Von Mystikern und Wanderasketen

Im Mittelalter erlebte Yoga eine faszinierende Transformation. Mystiker, Gurus und Wanderasketen (Sadhus) trugen dazu bei, dass die Praxis von spirituellen Zentren aus in ländliche Gebiete gelangte. In dieser Zeit entwickelten sich auch neue Formen wie das Hatha-Yoga, das den Körper als Werkzeug für die spirituelle Erleuchtung ansah.

Es war eine Zeit, in der Yogis nicht nur spirituelle Suchende, sondern auch gesellschaftliche Außenseiter waren. Viele von ihnen führten ein Nomadenleben und praktizierten Yoga in abgelegenen Höhlen, Wäldern oder Bergen.

3.3. Kolonialzeit und die Wiederentdeckung des Yoga

Die Kolonialzeit brachte einen gewaltigen Umbruch für die indische Kultur, und auch Yoga blieb davon nicht unberührt. Mit der britischen Kolonialherrschaft wurden viele traditionelle indische Praktiken, darunter auch Yoga, als rückständig oder unbedeutend abgetan. Doch gleichzeitig begannen westliche Gelehrte und Orientalisten, Interesse an den alten Texten und Philosophien zu zeigen.

Swami Vivekananda und die westliche Bekanntmachung (19. Jahrhundert)

Im 19. Jahrhundert sorgten Persönlichkeiten wie Swami Vivekananda dafür, dass Yoga international bekannt wurde. Ein entscheidender Moment in der Geschichte des Yoga war Swami Vivekanandas Reise nach Chicago im Jahr 1893, wo er am Parlament der Weltreligionen teilnahm. Dort hielt er eine inspirierende Rede über die spirituelle Weisheit Indiens und stellte Yoga als universelles Konzept vor, das über Religion und Kultur hinausgeht.

Vivekananda betonte besonders die meditativen und philosophischen Aspekte des Yoga, wodurch er das Interesse westlicher Intellektueller weckte. Seine Bemühungen führten dazu, dass Yoga als Werkzeug zur inneren Transformation und Selbstverbesserung anerkannt wurde – ein Gedanke, der heute in vielen Coaching-Ansätzen und achtsamkeitsbasierten Programmen wiederzufinden ist.

3.4. Modernisierung und Verbreitung des Yoga im Westen

Pioniere des modernen Yoga: Krishnamacharya, Iyengar und Pattabhi Jois

Die moderne Yoga-Welt, wie wir sie kennen, wäre ohne die Arbeit von Tirumalai Krishnamacharya nicht denkbar. Dieser einflussreiche Lehrer, der im 20. Jahrhundert wirkte, legte den Grundstein für viele der heute bekannten Yogastile. Er kombinierte traditionelle Techniken mit modernen Bedürfnissen und machte Yoga für eine breite Öffentlichkeit zugänglich.

Zwei seiner Schüler, B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois, trugen maßgeblich zur Popularisierung des Yoga bei. Iyengar entwickelte eine präzise, auf Körperhaltungen (Asanas) basierende Praxis, während Jois das dynamische Ashtanga-Vinyasa-System etablierte.

Vielleicht hast du schon einmal in einer Yoga-Stunde Hilfsmittel wie Gurte oder Blöcke verwendet – das geht auf Iyengar zurück, der diese Methoden einführte, um Yoga für alle Menschen zugänglich zu machen.

Yoga und die 68er-Bewegung

Die 68er-Bewegung war eine Zeit des gesellschaftlichen Wandels, in der viele Menschen nach alternativen Lebensweisen suchten. Yoga wurde in diesem Kontext zu einem Symbol für Freiheit, Selbsterforschung und Spiritualität. Vor allem in den USA und Europa erlebte es durch Gurus wie Maharishi Mahesh Yogi und die Beatles einen regelrechten Boom.

Die Verbindung von Yoga mit Meditation und Bewusstseinserweiterung passte perfekt zum Zeitgeist. Viele Praktizierende dieser Ära legten den Grundstein für die heutige Yogakultur im Westen.

3.5. Die Rolle von Yoga in der globalisierten Welt

Kommerzialisierung und die moderne Fitnessbewegung

In der globalisierten Welt hat sich Yoga zu einem Massenphänomen entwickelt – von der kleinen Gruppe spiritueller Praktizierender in Indien hin zu einem multimilliardenschweren globalen Markt. Besonders in den letzten Jahrzehnten wurde Yoga zunehmend mit der Fitnessbewegung verknüpft. Studios, Apps und Trainingsprogramme vermarkten Yoga als Mittel zur Verbesserung von Gesundheit, Fitness und Stressbewältigung.

Yoga wurde dabei in viele Richtungen weiterentwickelt: von dynamischen Stilen wie Power-Yoga bis hin zu meditativen Varianten wie Yin-Yoga. Die visuelle Präsenz auf Social Media hat ebenfalls dazu beigetragen, dass der Fokus oft auf ästhetischen Asanas und der „perfekten Pose“ liegt.

Das Positive: Durch die Kommerzialisierung ist Yoga für viele Menschen zugänglich geworden, die sonst vielleicht keinen Zugang zu dieser Praxis gefunden hätten. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Manche Kritiker sehen die Entfremdung vom traditionellen Yoga und warnen davor, dass der eigentliche Kern – die Verbindung von Körper, Geist und Seele, das Erreichen der Stille des Geistes – in den Hintergrund tritt.

Ein Tipp: Wenn du Yoga praktizierst, frage dich, was für dich im Mittelpunkt steht – Fitness, Achtsamkeit oder eine tiefergehende innere Erfahrung. Ein bewusster Umgang kann helfen, die Balance zwischen moderner Interpretation und traditionellem Erbe zu finden.

Kritik an der kulturellen Aneignung

Die wachsende Popularität von Yoga in der westlichen Welt hat auch Debatten über kulturelle Aneignung ausgelöst. Viele Praktizierende und Lehrer adaptieren Yoga-Elemente, ohne die kulturellen oder spirituellen Hintergründe ausreichend zu verstehen oder zu respektieren.

Das Problem: Wenn Yoga rein auf körperliche Aspekte reduziert wird, können wichtige kulturelle und religiöse Bedeutungen verloren gehen. Manche Menschen aus der indischen Diaspora empfinden dies als respektlos gegenüber ihrer Tradition.

Andererseits argumentieren viele, dass die Offenheit und Universalität von Yoga es möglich machen, dass jeder – unabhängig von Kultur oder Herkunft – davon profitieren kann. Entscheidend ist hier ein bewusster und respektvoller Umgang mit der Praxis.

Für dich als Praktizierenden kann es hilfreich sein, mehr über die Ursprünge und die Philosophie des Yoga zu erfahren. Dies könnte dir nicht nur eine tiefere Verbindung zu deiner Praxis geben, sondern auch helfen, sie in einem größeren Kontext zu sehen.

Rückkehr zu traditionellen Werten

Interessanterweise hat die moderne Yoga-Bewegung auch eine Gegenbewegung hervorgebracht, die sich auf traditionelle Werte und Praktiken besinnt. Immer mehr Menschen erkennen, dass Yoga mehr ist als eine Serie von Übungen – es ist ein ganzheitlicher Lebensstil.

Themen wie Achtsamkeit, Rücksicht, Gewaltlosigkeit, Nachhaltigkeit und Minimalismus spielen in dieser Rückbesinnung eine wichtige Rolle. In einer Welt, die von Überfluss und Hektik geprägt ist, suchen viele nach Wegen, mit weniger auszukommen und bewusster zu leben – Prinzipien, die tief im Yoga verwurzelt sind.

Praktische Impulse für dich könnten sein, deinen Alltag durch einfache Meditation, bewusstes Atmen oder achtsames Essen zu bereichern. Solche kleinen Schritte helfen dir, die Essenz des Yoga zu integrieren und gleichzeitig nachhaltiger zu leben.

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4. Yoga im deutschsprachigen Raum: Lokale Entwicklungen

4.1. Erste Impulse durch die Lebensreformbewegung (19. Jahrhundert)

Die Wurzeln von Yoga in Deutschland reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als die Lebensreformbewegung aufkam. Diese Bewegung suchte nach alternativen Lebensstilen und stellte Körperbewusstsein, Naturverbundenheit und Spiritualität in den Mittelpunkt. Yoga wurde in diesem Kontext als eine Möglichkeit gesehen, Körper und Geist zu harmonisieren.

Pioniere wie Karl Friedrich Dürckheim und andere Reformpädagogen brachten erste Yoga-Praktiken nach Deutschland. Sie verbanden diese oft mit Gymnastik- und Atemübungen, um sie für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.

4.2. Die Gründung von Yogazentren in der Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Yoga in Deutschland einen Aufschwung. Mit der wachsenden Sehnsucht nach innerem Frieden und spiritueller Orientierung begannen Yogazentren und Ashrams in ganz Deutschland zu entstehen. Besonders in den 1960er und 70er Jahren brachten Lehrer wie Selvarajan Yesudian Yoga einem breiten Publikum näher. Yesudian war ein aus Südindien stammender Yogalehrer in der Schweiz. Er gründete zusammen mit Elisabeth Haich in der Schweiz mehrere Yogaschulen.

Diese Phase war geprägt von einer Suche nach Authentizität. Viele Praktizierende und Lehrer reisten nach Indien, um dort die Tradition direkt zu erleben und später in Deutschland weiterzugeben. Yoga wurde in dieser Zeit oft mit Meditation und spirituellen Praktiken verbunden, weniger mit Fitness.

4.3. Yoga heute: Trends und die Popularität in Deutschland

In den letzten Jahrzehnten hat sich Yoga zu einem festen Bestandteil der deutschen Kultur entwickelt. Ob in Fitnessstudios, Schulen oder Unternehmen – Yoga ist überall präsent. Es gibt zahlreiche Yoga-Festivals, Workshops und Online-Plattformen, die verschiedene Stile und Methoden anbieten.

Aktuelle Trends umfassen:

Deutschland ist heute eines der Länder, in denen Yoga am stärksten verbreitet ist. Etwa 11 Millionen Menschen praktizieren laut einer Studie des Berufsverband der Yoga Vidya Lehrer*innen (BYV) aus dem Jahre 2023 zumindest hin und wieder Yoga, was 13 % der Bevölkerung entspricht.

4.4. Wie die Digitalisierung Yoga verändert

Die Digitalisierung hat Yoga in vielerlei Hinsicht revolutioniert. Online-Kurse, YouTube-Tutorials und Yoga-Apps ermöglichen es, jederzeit und überall zu praktizieren. Dies hat besonders während der Pandemie an Bedeutung gewonnen, als viele Studios schließen mussten.

Doch diese Entwicklung hat auch Schattenseiten. Die persönliche Anleitung durch einen Lehrer, die Korrektur von Haltungen und die Gemeinschaftsgefühle in einer Gruppe können in virtuellen Räumen oft nicht vollständig ersetzt werden.

Wenn du digitale Angebote nutzt, achte darauf, qualitativ hochwertige Quellen zu wählen. Es kann hilfreich sein, Videos von zertifizierten Lehrern oder bekannten Plattformen zu nutzen, um sicherzugehen, dass die Anleitungen korrekt sind.

5. Video zur Geschichte des Yoga

Von den Upanischaden, Yogasutras über den religiösen Yoga zum Hatha Yoga. Eine kurze Reise durch die Geschichte des Yogas plus einer These, woher der Yoga seinen Reiz für die Menschen des Westens bezieht.

Länge: 4 Minuten

Youtube-Video

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6. Ergänzungen und Fragen von dir

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Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!

 

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7. Weiterlesen

alte yoga schriften 250

➔ Zu allen alten Schriften auf Yoga-Welten.de

Weitere oft aufgerufene alte Schriften

Geschichte der Meditation

statue meditation tempel sonne

Menschen meditieren seit Jahrtausenden. Die Techniken variieren abhängig von Ort, Weltanschauung und Zeit. Dabei gab es jedoch nie „die Meditation“, stattdessen wurden zu allen Zeiten unterschiedlichste Arten der Geistesbemühungen unter dem Namen Meditation geführt. Dieser Artikel behandelt die Geschichte der Meditation im Sinne der geistigen Sammlung auf ein Meditationsobjekt anhand von Auszügen aus bekannten Yoga-Schriften.

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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