Im 17 Jahrhundert schrieb Abt Henri de Montfaucon de Villars (1635-1673) das Buch „Le Comte de Gabalis“. Hierin finden wir eine Anleitung für den „Pfad der Weisheit“, in dem verblüffend gleichlautend zu heutigen Anleitungen die Meditation und die Verlangsamung des Atmens beschrieben und beworben wird. Die folgende Übersetzung beschreibt, welches Üben der alte Abt zur Erlangung höherer Erkenntnis- und Bewusstseinszustände empfohlen hat.
Überschrift bei de Montfaucon:
PHILOSOPHISCHE VERFAHREN
Durch die Konzentration in der Meditation auf ein Thema/Gegenstand und durch die BEMÜHUNG [Hervorhebung im Original] regelmäßig zu atmen – das Einatmen und das Ausatmen nehmen den gleichen Zeitraum ein – kann der Geist so gehalten werden, dass er keinem anderen Gedanken unterworfen ist als die zu dem Objekt oder Symbol, über den/das der Mensch Wissen erlangen möchte.
Und wenn der Mensch an dieser Praxis festhält [= lange Zeit übt], kann er eine harmonische Beziehung mit der inneren Göttlichkeit eingehen und von dieser Quelle Erkenntnis erlangen. Dieses Wissen ist das Ergebnis der eigenen Erfahrung der Seele, während sie durch die höheren und niedrigeren Zustände der Materie wandert.
Gleichzeitig kann der Mensch, wenn er sich auf das Höchste konzentriert, aus seinem Inneren jene Sonnenstärke und -Kraft hervorrufen, die, wenn sie nach oben gerichtet wird, jene Nervenknoten [Ganglien] oder Wahrnehmungsorgane erweckt und wiederbelebt, welche ihm bisher vorenthalten wurden.
[Einschub: Eventuell ist hier der Aufstieg der Kundalini gemeint.]
Wenn Folgendes wahr ist: „Von Gott sind wir gekommen, zu Gott kehren wir zurück“, ist das Leben nur die Verwirklichung dieses Bewusstseins, das von Gott ist. Und deshalb ist der Mensch von dem Wissen über sein wahres Sein und das, was er besitzt, ausgeschlossen, bis er versucht, sich mit seinem eigenen göttlichen Lebensprinzip zu vereinigen und dies in sich entwickelt und manifestiert.
So wird die Konzentration in der Meditation, die den Geist für die innere Göttlichkeit empfänglich macht und in einer positiven Weise alle äußeren Gedanken unterdrückt, als eine erhabene Form des Gebets oder der Gemeinschaft mit Gott, der Natur, angesehen. Hierdurch kann der Mensch an den Wundern der Allmacht Gottes teilhaben und sich seine verlorene Souveränität zurückholen.
„Denn der Verstand hütet dein Wort, o Geist, der den Schöpfer trägt!“ Hermes Trismegistos, Geheime Hymnendichtung
Der Text entstammt einer Fußnote. Die Quelle findet sich hier: sacred-texts.com/eso/cdg/cdg05.htm. Dort ist das ganze Buch umsonst zu lesen, die Kindle-Version kostet bei Amazon aber auch nur gut 1 Dollar.
Bei obigem Text handelt sich um eine Eigenübersetzung. Eine etwas andere Übersetzung (ohne den Gottesbezug) findet sich im Buch: Das „Dritte Auge aktivieren“ von Dr. Ulrich Warnke auf Seite 364. Einfügungen in [] stammen von mir.