Yoga Sutra Sukshma
Hier findes du Sutras aus dem Yogasutra, die Sukshma behandeln.
Alternative Schreibweisen: Sukshma, Sukshmah, suksma, sūkṣma, sûkshmâh
Bedeutung: subtil, fein; feinstofflich;
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Yoga Sutra I-45: Die Meditation über das Subtile kann soweit verfeinert werden, dass sie sich bis zum Unmanifestierten erstreckt, zu Prakrti, der feinstofflichsten Ursache
sūkṣma-viṣayatvam-ca-aliṇga paryavasānam
सूक्ष्मविषयत्वं चालिङ्गपर्यवसानम्Die Meditation über subtile Objekte kann bis an eine Grenze getrieben werden, die Patanjali mit Alinga umschreibt. Einem Zustand, der als "undefinierbar subtil" oder "unmanifest" beschrieben wird.
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Yoga Sutra II-10: Die subtilen Formen [der Kleshas, der schmerzbringenden Hindernisse] können überwunden werden, indem man sie zu ihrem Ursprung zurückführt
Te pratiprasava-heyâh sûkshmâh
ते प्रतिप्रसवहेयाः सूक्ष्माःMit dieser Sutra beginnt im zweiten Kapitel des Yogasutra „prati-prasava“, der yogische Weg der „Gegen-Schöpfung“, hin zur Freiheit von allen leidvollen Spannungen (Kleshas). In der Besprechung der Sutra kommen wir auch zur Begründung der besonderen Wirksamkeit des (vermutlich) hilfreichsten Tool des Yogapfades.
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Yoga Sutra III-26: Samyama auf die Quelle des inneren Lichts führt zu Wissen über Subtiles, Verborgenes und Fernes
pravëttyâloka-nyâsât sûkæma-vyavahita-viprakëæøa-jõânam
प्रवृत्त्यालोकन्यासात्सूक्ष्मव्यवहितविप्रकृष्टज्ञानम्Nun wird es subtil und mystisch. Patanjali regt an, sich auf ein inneres Licht zu konzentrieren. Doch was ist das genau? Die Übersetzungen reichen vom simplen “Licht” über “Leuchten der Wahrnehmung”, “Ursprung des inneres Lichts” bis hin zu den “erleuchteten inneren Sinnen”. Manche Kommentatoren raten zur Vorbereitung auf dieses Siddhi zu einer simplen Übung.
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Yoga Sutra IV-13: Diese (Eigenschaften/Formen) sind manifest oder subtil und bestehen aus den drei Gunas
te vyakta-sūkṣmāḥ guṇa-atmānaḥ
ते व्यक्तसूक्ष्मा गुणात्मानःWieder – wie so häufig im 4. Kapitel – eine rätselhafte Sutra, die viele Kommentare auf den Plan ruft.
Nach dem Samkhya (altes indisches Philosophiesystem) ist das Universum (die Urmaterie Prakriti) durch drei Gunas, meint wesentliche Eigenschaften oder Kennzeichen, charakterisiert: Tamas (steht für Trägheit, Dunkelheit, Chaos), Rajas (Rastlosigkeit, Bewegung, Energie) und Sattva (Klarheit, Güte, Harmonie).
Yogasūtra 4.13 erklärt, dass alles Wahrnehmbare und auch das noch Ungeborene aus diesen drei Guṇas besteht. Was trocken klingt, entpuppt sich als Einladung, den eigenen Alltag mit neuen Augen zu sehen – denn wer erlebt und bewusst wahrnimmt, dass selbst Gedanken, Erinnerungen und Gefühle nur Spielarten dieser drei Grundkräfte sind, genießt beispielsweise Gelassenheit an Stellen, wo zuvor Drama herrschte.
Dieser Artikel verbindet klassische Kommentare von Vyāsa und Śaṅkara mit modernen Deutungen, psychologischen Studien und praxisnahen Übungen – ein Versuch, Philosophie aus dem Elfenbeinturm auf die Yogamatte und mitten in den Alltag zu holen.