Jivamukti Yoga: Asana im Fluss
Ein Jivamukti (Jiva=lebend, Mukti=Befreiung) steht im Yoga für einen Yogi, der zu Lebzeiten zur Erleuchtung gefunden hat. Ein „Lebenderlöster“.
Wenn sich eine Yoga-Art „Jivamukti-Yoga“ nennt, hat sie also einiges vor :-)
Wir stellen diesen Yoga-Stil in Wort und Video vor.

Jivamukti Yoga – mehr als nur Asanas: die Gründer
Jivamutki Yoga ist ein recht junger Yoga-Stil. Im Laufe der 1980er Jahre haben Sharon Gannon und David Life verschiedene Yogaelemente miteinander kombiniert und diesen Stil Jivamukti-Yoga genannt. Sie konnten viele Berühmtheiten für ihre Yogaausrichtung begeistern, u.a. Sting und Madonna.
Ein moderner Pfad mit spiritueller Tiefe
Wenn du auf der Suche nach einem Yoga-Stil bist, der körperlich herausfordernd ist, dabei aber auch eine spirituelle und ethische Dimension mitbringt, dann könnte Jivamukti Yoga genau dein Ding sein. Entwickelt wurde dieser Stil in den 1980er-Jahren von Sharon Gannon und David Life in New York – mit dem Wunsch, die alten Wurzeln des Yoga in einem modernen Kontext neu zu beleben.
Die 5 Grundpfeiler des Jivamukti Yoga
Jivamukti ist kein „Power Yoga mit Esoterik-Upgrade“, sondern ein ganzheitlicher Stil, der fünf zentrale Säulen verfolgt:
Ahimsa – Gewaltlosigkeit
Das ethische Herzstück des Jivamukti Yoga. Gewaltlosigkeit gegen alle Lebewesen beinhaltet auch eine tierfreundliche Lebensweise. Viele Praktizierende leben vegan, setzen sich für Tierschutz ein oder hinterfragen ihren Konsum. Siehe:
Woran können wir erkennen, dass wir uns gemäß der Yamas und Niyamas verhalten? Die folgenden Sutras schildern (wundersame) Auswirkungen, anhand derer wir das erkennen können. Patanjali geht alle zehn Regeln der Yamas und Niyamas durch. In dieser Sutra geht es zunächst um Ahimsa, das Nichtverletzen anderer Lebewesen. Gewaltlosigkeit gilt als wichtigste Forderung an einen Yogi, in gewissem Sinne können die anderen Yamas von Ahimsa abgeleitet werden. Wer Ahimsa konsequent durchhält, darf gemäß Sutra II-35 auf hohen Lohn hoffen. Allerdings hat die Sache einen kleinen Haken. In II-35 werden die magischen Folgen von Ahimsa – dem Nichtverletzen – geschildert ► ein Yogi ohne Feinde? ► Übersetzungsalternativen ► empfundene versus tatsächliche Feindseligkeit ► Wirkungsabläufe ► Kräfte wieder loslassenBeitrag: Yoga Sutra II-35: Wenn das Nichtverletzen [anderer Lebewesen im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, verschwindet jede Feindseligkeit in seiner Umgebung
Ahimsâ-pratishthâyâam tat-samnidhau vaira-tyâgah
अहिंसाप्रतिष्ठायं तत्सन्निधौ वैरत्याघः
Bhakti
Spiritualität steht im Zentrum. Das bedeutet nicht, dass du religiös sein musst – aber eine Offenheit gegenüber dem Transzendenten gehört dazu. Viele Jivamuktis sehen die Gottes-/Selbst-Verwirklichung des Bhakti-Yoga als Ziel aller Yoga-Praxis. Das entscheidende Element ist die Hingabe an etwas Höheres als das eigene Ego.
Meditation
Dhyana dient als Verbindung zur inneren Realität. Jede Stunde enthält meditative Elemente – manchmal still, manchmal begleitet durch Mantras oder Musik.
Nada
Laute, Musik, Kirtan und Mantras gehören dazu. Musik spielt eine große Rolle – von indischen Mantras bis zu elektronischen Klängen. Klang wird hier nicht als Beiwerk, sondern als Werkzeug der Transformation verstanden.
Shastra (Schriften)
Du wirst mit philosophischen Texten konfrontiert – nicht nur als Deko, sondern als Einladung, tiefer zu gehen. Das Studium der alten Yoga-Schriften, vornehmlich das Yogasutra, die Hatha Yoga Pradipika, die Bhagavad Gita und die Upanishaden.
Die Praxis auf der Matte
Eine typische Jivamukti-Klasse ist körperlich fordernd, oft in einem dynamischen Vinyasa-Flow-Stil gehalten. Es wird viel Wert auf präzise Ausrichtung gelegt, unterstützt durch Hands-on-Assists. Gleichzeitig ist jede Stunde auch ein kleiner Vortrag über Philosophie, Ethik oder spirituelle Themen.
Besonders spannend: Die Lehrer:innen stellen ihre Stunden unter ein monatlich wechselndes „Focus of the Month“-Thema – das sorgt für Abwechslung und Tiefe zugleich.
Die Jivamukti-Class
Eine typische Jivamukti-Praxis besteht vornehmlich aus fließend ineinander übergehenden Asanas mit anschließender Abschlussmeditation. Yoga wie ein Tanz. Schließlich ist Sharon Gannon ursprünglich Tänzerin und Musikerin und David Life war zuvor Künstler.
Eine typische Jivamukti-Bewegungsfolge, die dem Sonnengruß ähnelt, vorgeführt von den beiden Gründern:
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Typischerweise werden sechs verschiedene Unterrichtsklassen angeboten:
- Grundkurs
Auch Basic Class genannt. Hierbei handelt es sich um einen vierwöchigen Grundkurs, der in die Asanas und die Nutzung der Hilfsmittel einführt. - Beginner Vinyasa
Die Fortsetzung des Grundkurses. Der Unterricht besteht zum größten Teil aus langsamen Asana-Kombinationen. - Offener Unterricht
In dieser Class wird ein zentrales Yoga-Thema behandelt, das monatlich zentral vorgegeben wird. Die Praxis besteht dann in fordernden Asana-Kombinationen und endet in Entspannung und Meditation. - Spiritual Warrior
Hierbei werden alle Elemente des Jivamukti-Yoga (siehe oben) innerhalb einer Stunde bearbeitet. Diese Class ist konzipiert für Menschen, die dem Yoga (nur) eine Stunde am Tag widmen können oder wollen. - In-Class Private
Eine Kombination aus Gruppen- und Einzelunterricht in Jivamukti. - Meditation
Beim Jivamukti-Yoga wird vornehmlich mittels Mantra-Meditation gearbeitet. Jeder Schüler erhält das Mantra „Let-Go“ – lasse los. Dieses soll in Einklang mit dem Atem wiederholt werden. Ziel ist das Erlebnis der Selbst- bzw. Gottverwirklichung.
Für wen ist Jivamukti Yoga geeignet?
Wenn du gerne körperlich aktiv bist, aber auch auf Sinnsuche gehst, bist du hier genau richtig. Es ist kein Einstiegsyoga für komplette Anfänger, da das Tempo und die Tiefe durchaus anspruchsvoll sein können – aber mit einer offenen Haltung findest du schnell hinein.
Kritik und Kontroversen
Wie bei vielen modernen Yoga-Traditionen gibt es auch hier Schattenseiten. Der starke Fokus auf die Gründerpersönlichkeiten wurde in der Vergangenheit kritisch hinterfragt – besonders im Zusammenhang mit autoritären Strukturen oder problematischen Lehrer-Schüler-Dynamiken. Auch der Anspruch, ethisch und spirituell „richtig“ zu leben, kann mitunter dogmatisch wirken.
Videos über Jivamukti Yoga
Ein Interview mit Sharon Gannon und David Life, den Gründern von Jivamukti-Yoga über ihren Stil (englisch):
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Magic Ten: Eine Serie von Yoga-Übungen, die in 10 Minuten ausgeführt werden:
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Fazit: Tiefgang für Körper, Geist und Herz
Jivamukti Yoga ist mehr als nur Sport. Es ist ein Lebensstil, ein Dialog mit dir selbst und der Welt – und manchmal auch ein unbequemes, aber ehrliches Gespräch über das, was wirklich zählt. Wenn du bereit bist, dich nicht nur zu bewegen, sondern auch zu verändern, dann lohnt sich dieser Weg definitiv.
Und wer weiß – vielleicht führt dich genau diese Praxis ein Stück näher zu dem, was für dich Sinn macht.
Ergänzungen und Fragen von dir
Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?
Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!
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Weiterlesen: Die offizielle Jivamukti Yoga Website https://jivamuktiyoga.com/
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Iyengar Yoga – Einführung, Übungsreihen, Videos
Iyengar Yoga beruht auf den Lehren von B.K.S. Iyengar. Die Körperübungen und Atemübungen werden langsam, konzentriert und genau ausgeführt. Zahlreiche Hilfsmittel sollen die Ausführung der Übungen insbesondere für Anfänger und körperlich behinderte Menschen vereinfachen.
Hier weiterlesen: Iyengar Yoga – Einführung, Übungsreihen, Videos
Chakra Yoga: Die Übungen für die Energiezentren
Die Energiezentren des Körpers und Yoga-Asanas sind unzertrennlich miteinander verbunden. Yogi Bhajan schreibt: "Eines Tages fanden weise Menschen die Wirkungsweise der Chakren heraus […]. Sie entdeckten, dass das Leben eines Menschen ganz auf diesen Chakren gründet. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelten sie eine ganze Wissenschaft. Und die Gesamtheit dieses Wissens brachte schlussendlich das Kundalini Yoga hervor."
Wer seine Lebensgeister in Schwung bringen will, sollte sich also einmal genauer mit Chakra Yoga beschäftigen...

Kundalini Yoga – die Wege zur Urkraft im Menschen
Wie bei vielen Yoga Stilrichtungen üblich, betont der Name den Aspekt des Yogas, den diese Richtung vorrangig fördern will. Beim Bhakti Yoga ist dies die liebende Hingabe an Gott, beim Raja Yoga der "königliche" achtfache Yoga-Pfad, beim Jnana Yoga der eigene Intellekt (Jnana = Wissen) und beim Karma Yoga gilt es, das moralische Konto der Seele ins Plus zu bringen.
Kundalini Yoga will die Schlangenkraft am Fuße der Wirbelsäule erwecken und durch die Nadis über die einzelnen Chakren nach oben ins oberste Chakra, dem Sahasrara-Chakra, leiten, um hierdurch den Menschen zur Erleuchtung zu führen. Alle körperlichen Übungen, Mantras, Meditationen und Atemübungen im Kundalini Yoga sind auf dieses Ziel ausgerichtet.
Es gibt unterschiedliche Herangehensweise im Yoga, diese Urkraft im Menschen zu erwecken:
Hier weiterlesen: Kundalini Yoga
TriYoga – der meditative Tanz
TriYoga ist eine Yogaart mit fließenden Bewegungen, welches die Elemente Asana (Stellungen), Pranayama (Atem) und Mudra (Siegel) miteinander verbindet. Die charismatische Begründerin dieses Stils, Kali Ray (besser als Kaliji bekannt), hat 1980 nach der spontanen Erweckung ihrer Kundalini mit einer fließenden Serie von Yogastellungen begonnen. TriYoga war geboren, obwohl Kaliji zuvor nur wenig Hatha Yoga praktiziert hatte.
Hier weiterlesen: Was ist TriYoga?