Was ist Tao Yoga? Bedeutung, Übungen und Wirkung erklärt
In einer Welt, in der du ständig im Außen getrieben bist – von Terminen, Erwartungen und Gedankenkarussellen – gibt es einen Weg, wieder in deinen Rhythmus zurückzufinden: die Praxis des Tao Yoga.
Im chinesischen Taoismus bzw. Daoismus spielt das Qi (auch Chi oder im Japanischen Ki, in Indien Prana), die Lebensenergie, eine zentrale Rolle. Körperübungen und Meditationen haben Ansammlung, Lenkung und Kultivierung des Qis zum Ziel. Dauerhaftes und wahres Glück ist eines der Ziele des Daoismus. Tao Yoga entstand vor dem Hintergrund dieser Philosophie und will das Konzept des Qis mit Yogaübungen verbinden.
Hier erfährst du, wie du mit bewusster Atmung, achtsamer Bewegung und einer Haltung des Loslassens nicht nur körperlich entlastet wirst, sondern auch emotional und mental eine tiefe Ruhe finden kannst. Der Artikel bietet dir pragmatische Übungen, philosophische Hintergründe und Inspirationen, damit du Tao Yoga in deinen Alltag integrieren und spürbar davon profitieren kannst.
Kurz zusammengefasst
- Tao Yoga – Eine sanfte, ganzheitliche Praxis, die Körper, Atem und Bewusstsein verbindet, um die Lebensenergie (Qi) frei fließen zu lassen.
- Ursprung – Verwurzelt im alten chinesischen Taoismus und beeinflusst durch taoistische Meisterpraktiken; adaptiert für ein modernes Bewusstsein.
- Philosophie – Zentral sind die Konzepte Yin & Yang, Wu Wei (müheloses Handeln) und die „Drei Schätze“ Jing, Qi und Shen – eine Ausrichtung auf natürliche Harmonie im Alltag.
- Grundprinzipien – Qi-Fluss, das Gleichgewicht der Gegensätze, achtsames Atmen und Leichtigkeit in der Bewegung dienen als Fundament der Praxis.
- Übungen & Praktiken – Beispiele: Energie-Atmung, Heilende Laute, der Mikrokosmische Orbit, das Innere Lächeln und sanfte Bewegungsfolgen – alle zielen darauf ab, Energie zu lenken und Blockaden aufzulösen.
- Wirkung & Vorteile – Körperlich: weniger Verspannungen, verbesserte Atmung und Vitalität. Emotional/mental: mehr Klarheit, Gelassenheit und Achtsamkeit. Spirituell: Rückkehr zur Mitte, weniger Identifikation mit Ego.
- Alltagstauglichkeit – Die Praxis erfordert keine große Zeit oder spezielle Räume. Kurze Übungen für morgens, mittags oder abends reichen, um den natürlichen Fluss des Lebens wieder aufzunehmen.
Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.
Einführung
Tao Yoga – allein der Klang dieses Namens weckt eine gewisse Ruhe. Etwas Rundes, Fließendes schwingt darin mit, fast wie das sanfte Kreisen des Atems im eigenen Körper. Doch was steckt wirklich dahinter?
Tao Yoga (auch „Dao Yoga“ genannt) ist keine klassische Fitnesspraxis und auch kein typischer Meditationsstil. Es ist eine taoistische Körper- und Energiearbeit, die darauf zielt, dich wieder in Einklang mit deiner natürlichen Lebensenergie – dem Qi – zu bringen. Während viele Yogaformen aus Indien stammen und auf Asanas (Körperhaltungen) basieren, wurzelt Tao Yoga in der chinesischen Philosophie des Taoismus. Der Fokus liegt nicht auf körperlicher Dehnung, sondern auf innerer Harmonie – auf dem freien Fluss der Energie durch deinen Körper.
Du könntest sagen:
Tao Yoga ist eine Brücke zwischen Bewegung, Atmung und Bewusstsein.
Es ist sanft, doch nicht banal; still, aber nicht passiv. Es verlangt kein akrobatisches Können, sondern Präsenz – und die Bereitschaft, den eigenen Rhythmus wahrzunehmen.
Der Begriff „Tao“ (道) bedeutet so viel wie „der Weg“ oder „das Prinzip des natürlichen Flusses“. Alles im Leben folgt diesem Weg – den Jahreszeiten, dem Atem, der Geburt und dem Loslassen. Tao Yoga hilft dir, dich wieder an diesen natürlichen Zyklus anzuschließen. Viele Menschen, die mit Tao Yoga beginnen, beschreiben es als eine Rückkehr zu etwas, das sie längst kannten, aber vergessen hatten – eine innere Ordnung, die sich plötzlich wieder einstellt.
In einer Zeit, in der Stress und Beschleunigung zum Alltag gehören, wirkt Tao Yoga fast wie ein Gegenmittel: langsamer, weicher, durchlässiger. Du lernst, mit dem Leben zu fließen, statt dich gegen es zu stemmen. Die Übungen fördern Beweglichkeit, Gelassenheit und eine tiefe Verbindung zu dir selbst – ganz ohne Leistungsdruck.
Praktisch bedeutet das: Du arbeitest mit sanften Bewegungen, bewusster Atmung und innerer Aufmerksamkeit. Manchmal stehst du, manchmal sitzt du oder liegst du. Der Atem führt, der Körper folgt. Es ist eine Praxis, die du ohne Geräte, überall, in wenigen Minuten beginnen kannst. Und genau darin liegt ihre Schönheit: Du brauchst nichts außer dich selbst und einen Moment Ruhe.
Ursprung und Philosophie
Tao Yoga ist tief im Taoismus verwurzelt – einer Lebensphilosophie, die vor über 2.500 Jahren in China entstand. Ihr zentraler Text, das Tao Te King von Laozi, beschreibt das Tao als das unaussprechliche Prinzip, das allem Leben zugrunde liegt. Es heißt darin:
„Der Weise handelt, ohne zu kämpfen.“
Das ist kein Aufruf zur Passivität, sondern zu einer Haltung, die das Leben geschehen lässt, anstatt es zu erzwingen.
Diese Haltung findet sich im Tao Yoga wieder. Statt den Körper zu kontrollieren, lernst du, ihm zuzuhören. Du folgst der inneren Bewegung, die ohnehin da ist, und leitest sie in harmonische Bahnen. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern Natürlichkeit.
Philosophisch gesehen, baut Tao Yoga auf drei Grundsäulen auf:
- Yin und Yang – die Gegensätze, die einander bedingen.
Im Tao Yoga bedeutet das: Spannung und Entspannung, Aktivität und Ruhe, Einatmen und Ausatmen. Du lernst, das Spiel dieser Kräfte im eigenen Körper zu spüren und auszugleichen. - Qi – die Lebensenergie
Qi ist das unsichtbare Band, das Körper, Geist und Umwelt verbindet. Wenn das Qi frei fließt, fühlst du dich lebendig, klar und zentriert. Tao Yoga fördert diesen Fluss, indem du Atem, Bewegung und Aufmerksamkeit vereinst. - Wu Wei – das Prinzip des mühelosen Handelns
Wu Wei bedeutet, in Einklang mit dem natürlichen Verlauf der Dinge zu handeln. Im Kontext von Tao Yoga heißt das: keine übermäßige Anstrengung, kein Kampf gegen den Körper. Die Bewegung entsteht aus Leichtigkeit und Vertrauen.
Viele taoistische Praktiken, etwa Qigong, Tai Chi und die sogenannte Innere Alchemie, haben ihren Ursprung in denselben Prinzipien. Tao Yoga vereint Elemente daraus zu einem System, das gezielt die Energiezentren (Dantian) aktiviert und harmonisiert.
Im Vergleich zum indischen Yoga geht Tao Yoga weniger über äußere Haltung, sondern mehr über inneres Empfinden. Wo der Yogi „nach oben“ strebt, sucht der Taoist die Mitte. Beide Wege können sich wunderbar ergänzen – sie sind zwei Ausdrucksformen des gleichen Bedürfnisses: in sich selbst Frieden zu finden.
Trotz seiner Wurzeln ist Tao Yoga keine starre Tradition. Viele moderne Lehrerinnen und Lehrer verbinden es heute mit westlicher Körperarbeit, Atemtechniken oder Meditation. Entscheidend bleibt das Grundprinzip: Beweg dich, aber kämpfe nicht. Atme, aber zwing dich nicht. Sei achtsam, aber nicht streng.
Wenn du dich auf Tao Yoga einlässt, spürst du, dass es nicht nur eine Methode, sondern eine Haltung zum Leben ist. Du lernst, Dinge geschehen zu lassen – in deinem Körper, deinem Atem, deinem Alltag.
🧘♂️ Mantak Chia als Wegbereiter
- Mantak Chia (geb. 1944) ist ein thailändisch-chinesischer Lehrer des Taoismus, der seit den 1970er-Jahren taoistische Energie- und Körperpraktiken systematisch in den Westen brachte.
- Er gründete das Universal Healing Tao-System, das Elemente aus Tao Yoga, Qigong, Innere Alchemie, Chi Kung und Heilsexualität (z. B. Sexual Kung Fu, Fusion of the Five Elements) miteinander verbindet.
- Sein Buch „Tao Yoga – Die taoistische Kunst der inneren Alchemie“ (Original: Awaken Healing Energy Through the Tao, 1979) machte den Begriff Tao Yoga im westlichen Sprachraum bekannt.
- Er kombinierte traditionelle Lehren der chinesischen Inneren Alchemie mit modernen didaktischen Methoden und präsentierte sie als ein nachvollziehbares Übungssystem.
Meister Chia arbeitet an einer Enzyklopädie der Tao-Yoga-Überlieferung, die um die 30 Bände umfassen soll! Ziel ist die Beherrschung und Lenkung der feinstofflichen Lebenskraft. Dies erfolgt über das Bündeln des Bewusstseins, es zu kondensieren und zur sogenannten „Inneren Perle“ oder „Pille“ zu entwickeln.
💡 Praxis-Tipp:
Wenn du die Philosophie des Taoismus einmal am eigenen Körper erfahren möchtest, beginne mit einer einfachen Übung: Atme tief in den Bauch, spüre das Einströmen der Luft und beobachte, wie sich dein Körper von selbst wieder entleert. Nichts erzwingen. Nur beobachten. Dieses kleine „Nicht-Tun“ ist der erste Schritt ins Tao.
Grundprinzipien des Tao Yoga
Tao Yoga ist keine Methode, die du einfach „machst“. Es ist eher ein feines Abstimmen auf das, was ohnehin schon in dir schwingt. Statt neue Bewegungen zu lernen, geht es darum, alte Muster loszulassen – körperlich wie geistig. Die Grundprinzipien bilden dabei den Kompass, der dich durch diese Praxis führt.
Das Qi – Lebensenergie in Bewegung
Im Mittelpunkt steht das Qi (Chi), die Lebensenergie, die alles Lebendige durchdringt. Du kannst Qi als eine Art leises Strömen wahrnehmen – manchmal als Wärme, manchmal als Kribbeln, manchmal einfach als tiefe Ruhe.
Im Tao Yoga lernst du, dieses Qi bewusst zu lenken, ohne es zu erzwingen. Der Atem ist dein Werkzeug, die Aufmerksamkeit dein Anker.
Wenn dein Qi frei fließt, fühlst du dich klar, vital und verbunden. Wenn es stockt, spürst du Unruhe, Verspannung oder emotionale Schwere. Tao Yoga hilft, diesen Fluss wiederherzustellen – nicht durch Kraft, sondern durch Bewusstheit.
Ein klassisches taoistisches Bild sagt:
„Das Qi folgt dem Geist, der Geist folgt dem Atem.“
Sobald du ruhig atmest, beruhigt sich dein Geist, und dein Körper beginnt sich zu ordnen.
Yin und Yang – das Spiel der Gegensätze
Tao Yoga lebt von der Balance. Yin und Yang sind keine Gegenspieler, sondern zwei Seiten eines Ganzen – das Weiche und das Harte, das Ruhige und das Aktive, das Empfangende und das Gebende.
In deiner Praxis bedeutet das: Du lernst, Spannung und Entspannung gleichermaßen zu schätzen. Ein Moment des Loslassens hat denselben Wert wie eine kraftvolle Bewegung. Dieses Gleichgewicht spiegelt sich überall wider – im Rhythmus deiner Atmung, im Wechsel von Tag und Nacht, im Puls des Lebens selbst.
Wenn du beginnst, Yin und Yang in dir zu beobachten, verändert sich dein Umgang mit dem Alltag. Du erkennst, dass jede Anstrengung ihren Gegenpol braucht: die Pause. Und dass beides zusammen den natürlichen Fluss ergibt, den der Taoismus als Wu Wei bezeichnet.
Wu Wei – Mühelos handeln
„Wu Wei“ wird oft als „Nicht-Handeln“ übersetzt, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Gemeint ist vielmehr das Handeln im Einklang mit dem natürlichen Lauf der Dinge.
Im Tao Yoga bedeutet das: keine Bewegung gegen den Körper, kein Atem gegen den Rhythmus, keine Übung gegen den Moment.
Du lässt dich vom Atem führen, nicht vom Ehrgeiz. Du übst nicht, um besser zu werden, sondern um stimmiger zu werden. Diese Haltung ist anspruchsvoll, weil sie ein tiefes Vertrauen voraussetzt – in dich, in deinen Körper, in den Fluss des Lebens.
Mit der Zeit spürst du: Je weniger du erzwingst, desto mehr geschieht. Die Energie fließt von selbst, der Körper entspannt, der Geist wird still. Genau das ist Wu Wei – das Geheimnis der Leichtigkeit.
Die Drei Schätze – Jing, Qi und Shen
Tao Yoga spricht auch von den „Drei Schätzen“ des Lebens:
- Jing – die Essenz, aus der dein Körper genährt wird
- Qi – die Energie, die dich antreibt
- Shen – der Geist oder das Bewusstsein, das alles lenkt
Ziel ist es, diese drei Ebenen miteinander zu harmonisieren. Wenn Jing stark, Qi frei und Shen klar ist, entsteht das, was man im Taoismus als innere Alchemie bezeichnet – eine Transformation von innen heraus.
Übungen und Praktiken im Tao Yoga
Tao Yoga ist ein lebendiger Übungsweg. Es gibt keine starren Sequenzen oder festgelegten Abläufe. Du übst so, wie du gerade bist – mit Achtsamkeit, Neugier und Offenheit. Trotzdem gibt es einige klassische Praktiken, die als Herzstücke gelten und sich gut in den Alltag integrieren lassen.
Geist ...
Das Ziel des Tao Yin besteht darin, den Menschen in die Eingebundenheit mit der Natur zurückzuführen. Er soll sich der Formen der äußeren und inneren Natur bewusst werden und dadurch die kosmische Ordnung erkennen. Hieraus soll "Natürlichkeit" entstehen, die den Menschen zu seinem ursprünglichen Wesen und damit zum Ursprung, dem Tao, geleitet.
Auf dem Weg dahin entwickelt der Übende das "Mitgefühl des Herzens" und agiert dann gemäß dieser inneren Richtschnur für das ethisch korrekte Handeln. Ziel des Tao Yoga (Yin) ist der Mensch, der seine materielle Natur völlig vergeistigt hat. In seiner Kurzform wird dieses Ziel als "Unsterblichkeit" bezeichnet. Die Überlieferung berichtet von vielen solcher Meister, die dieses Ziel erreicht haben.
... und Körper
Der Körper spielt eine wichtige Rolle auf diesem Entwicklungsweg. Schließlich tritt der Mensch hiermit in Kontakt mit dem Universum. Eine Stunde im Tao Yoga - im englischsprachigen Raum eher als Tao Yin bekannt - besteht aus konzentrierten Bewegungsabläufen, Asanas und Meditation. Hauptsächlich finden die Übungen im Liegen und Sitzen statt. Daneben werden auch Steh-Positionen beschrieben. Es gilt, stets achtsam auf das Innere des Körpers zu achten.
Durch die Übungen wird ein Gespür für das Qi (bzw. Chi oder Ki) entwickelt und dessen Lenkung durch den Körper geübt. Zwischen innerer und äußerer Energie soll eine Balance hergestellt und Körper, Geist und Seele so revitalisiert werden.
Angenehmer Nebeneffekt für die Gesundheit: Muskeln und Sehnen erfahren Dehnung und Kräftigung.
Mantak Chia nennt als Ziel zudem "Training des zweiten Gehirnes", das er im Unterbauch lokalisiert.
Übungselemente
Was ist Tao Yoga noch? Der Unterricht kann aus einer Reihe von Übungskomponenten zusammengestellt sein. Es bedient sich folgender Unterrichtsbestandteile:
- Abgewandelte Yoga-Asana
- Pranayamatechniken bzw. Atemmeditation
- Qigong-Übungen (chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform)
- Taoistische Philosophie und Morallehre
- Visualisierungsübungen
- (Taoistische) Meditation
- Taijiquan (chinesische innere Kampfkunst)
- Neidan (taoistische innere Alchemie)
Schauen wir uns einige Übungen genauer an:
Energie-Atmung (Chi Breathing)
- Atme langsam durch die Nase ein, bis tief in den Bauch.
- Spüre, wie sich der Unterbauch (Dantian) hebt – dort, wo dein Zentrum liegt.
- Beim Ausatmen lass die Schultern sinken, den Bauch sanft entspannen.
- Wiederhole diesen Rhythmus, bis der Atem wie von selbst fließt.
Diese Übung stärkt dein Qi, beruhigt das Nervensystem und klärt den Geist. Ideal morgens oder in Stressmomenten.
💡 Tipp: Stell dir beim Einatmen vor, du atmest frische Energie ein. Beim Ausatmen löst du verbrauchte Spannung auf – wie eine sanfte Welle, die abfließt.
Die Heilenden Laute (Six Healing Sounds)
Jedes deiner Organe trägt nach taoistischer Lehre eine eigene Energie und einen eigenen Klang. Mit bestimmten Tönen lässt sich überschüssige Hitze, Emotion oder Spannung ableiten.
Zum Beispiel:
- Leber – Laut „Shhhhh“ (Wut, Frust lösen)
- Herz – Laut „Haaaaa“ (Überhitzung, Ungeduld abkühlen)
- Lunge – Laut „Ssssss“ (Traurigkeit loslassen)
Diese Laute werden sanft beim Ausatmen gesprochen, während du die Aufmerksamkeit auf das entsprechende Organ richtest. Eine einfache, aber erstaunlich wirksame Übung, um emotionale Balance zu fördern.
Der Mikrokosmische Orbit
Diese Übung gilt als eine der zentralen Praktiken im Tao Yoga. Dabei wird die Lebensenergie bewusst durch den Körperkreislauf gelenkt: vom Dantian über die Wirbelsäule nach oben bis zum Kopf, und von dort über die Vorderseite des Körpers wieder hinab.
Mit etwas Übung spürst du eine subtile Wärme oder ein Pulsieren entlang dieser Bahn. Das Qi wird zirkuliert, Blockaden lösen sich, und der Körper fühlt sich harmonisch aufgeladen an.
💬 Hinweis: Diese Übung sollte mit Geduld und ohne Druck erlernt werden – ideal unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers oder anhand geführter Meditationen.
Das Innere Lächeln
Setz dich bequem hin, schließe die Augen und lächle nach innen – zuerst zu deinem Herzen, dann zu deinen Organen, deinem Atem, deinem ganzen Körper.
Das mag poetisch klingen, doch es ist eine kraftvolle Form der inneren Kommunikation. Das „innere Lächeln“ öffnet die Energiekanäle, entspannt das Nervensystem und stärkt das Gefühl von Selbstfreundschaft.
Dieses einfache Ritual kann deinen Tag verändern. Ein paar Minuten reichen.
Sanfte Bewegungsfolgen (Taoistische Dehnungen)
Diese Bewegungen sind fließend und rund, ohne starre Kanten. Arme und Beine schwingen sanft, der Atem führt die Bewegung.
Sie lösen Verspannungen in Nacken, Rücken und Hüften – typische Bereiche, in denen Qi stagniert.
Das Entscheidende ist nicht die Form, sondern die Qualität der Bewegung. Du „tust“ nicht, du folgst.
Praktische Integration in den Alltag
Tao Yoga lässt sich wunderbar in kleine Pausen einbauen.
- Morgens: ein paar bewusste Atemzüge oder das Innere Lächeln
- Mittags: 3 Minuten sanftes Schwingen der Arme
- Abends: eine Runde Heilende Laute zum Loslassen
Wenn du regelmäßig übst, bemerkst du bald: Du brauchst nicht mehr so viel, um dich zentriert zu fühlen. Dein Körper erinnert sich an seinen natürlichen Fluss.
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Wirkung und Vorteile von Tao Yoga
Tao Yoga ist leise, aber tiefgreifend. Seine Wirkung entfaltet sich nicht in spektakulären Momenten, sondern in kleinen, feinen Veränderungen, die sich über Tage und Wochen in dein Leben weben. Du merkst vielleicht zuerst, dass du ruhiger atmest. Dann, dass deine Gedanken sich weniger im Kreis drehen. Und irgendwann spürst du, dass du dich wieder mehr in deiner Mitte befindest – ohne genau zu wissen, wann dieser Wandel begonnen hat.
Körperliche Wirkungen
Auf körperlicher Ebene wirkt Tao Yoga wie ein sanftes Reset. Durch die Verbindung von Atem, Bewegung und innerer Aufmerksamkeit werden Energieblockaden gelöst, Muskeln gedehnt und die Durchblutung verbessert.
Regelmäßige Praxis kann:
- die Atmung vertiefen und das Lungenvolumen stärken,
- Verspannungen in Nacken, Schultern und Rücken lösen,
- den Kreislauf harmonisieren,
- die Verdauung unterstützen,
- und das Immunsystem stabilisieren.
Da Tao Yoga keine abrupten Bewegungen oder Dehnungen erfordert, eignet es sich auch für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit oder für jene, die sanfte Formen der Regeneration suchen.
Ein weiterer Effekt: Der Körper lernt, Energie zu speichern, statt sie zu verbrauchen. Das ist besonders spürbar in stressigen Zeiten, wenn du normalerweise müde und ausgelaugt wärst – und plötzlich merkst, dass du innerlich gelassener bleibst.
Emotionale und mentale Wirkungen
Tao Yoga ist wie eine stille Entgiftung für die Seele. Viele Praktizierende berichten, dass sie sich nach einer Session „klarer“ fühlen – als hätte jemand den inneren Nebel gelüftet.
Das liegt daran, dass die taoistischen Übungen eng mit den Emotionen der Organe verknüpft sind. Wenn du beispielsweise mit dem Heilenden Laut für die Leber arbeitest, löst du nicht nur körperliche Spannung, sondern auch angestaute Wut oder Gereiztheit. Die Lunge wiederum steht für Trauer, das Herz für Freude, die Niere für Angst.
Mit jeder bewussten Atmung regulierst du also auch deine emotionale Energie. So wird Tao Yoga zu einer Art Selbstregulationstraining, das dich befähigt, Emotionen nicht zu unterdrücken, sondern sie in Bewegung zu bringen – bis sie sich auflösen.
Der Geist profitiert ebenfalls:
- Gedankenkarusselle werden leiser,
- die Konzentration steigt,
- und du entwickelst ein feineres Gespür für innere Signale.
Viele Menschen nutzen Tao Yoga auch als Ergänzung zu Meditation oder Psychotherapie, weil es hilft, Gefühle über den Körper statt über den Kopf zu verarbeiten.
Spirituelle Wirkung – die Rückkehr zur Mitte
Spirituell gesehen führt Tao Yoga dich nicht „nach oben“, sondern nach innen. Es ist kein Streben nach Transzendenz, sondern ein Heimkommen in das, was ist. Das Tao selbst ist ungreifbar, aber durch die Praxis kannst du seine Qualität spüren – als Zustand tiefer Stille, Gelassenheit und Zugehörigkeit.
Diese Wirkung zeigt sich oft unscheinbar: Du reagierst milder auf Konflikte, nimmst Dinge weniger persönlich, fühlst dich verbundener mit der Natur. Du beginnst, das Leben nicht als Wettlauf, sondern als Fluss zu sehen.
Tao Yoga ist keine Religion. Es ist eine Erfahrungsweise, die Achtsamkeit, Akzeptanz und Vertrauen lehrt – Werte, die auch jenseits spiritueller Suche im Alltag kraftvoll wirken.
Tao Yoga im Alltag
Der vielleicht größte Wert von Tao Yoga liegt darin, dass du es nicht von der Yogamatte trennen musst. Es ist keine Praxis, die du einmal am Tag abhaken sollst – es ist ein Lebensgefühl, das in den Alltag hineinreicht.
Du kannst Tao Yoga überall üben: im Büro, auf dem Fahrrad, beim Spazierengehen oder kurz vor dem Einschlafen. Das Ziel ist nicht, „mehr“ zu tun, sondern bewusster.
Morgens – den Tag fließend beginnen
Starte mit ein paar tiefen Atemzügen im Stehen. Lass den Atem in den Bauch sinken und spüre, wie du dich mit jedem Ausatmen zentrierst.
Ein kurzes Inneres Lächeln oder sanftes Schwingen der Arme genügt, um dein Qi in Bewegung zu bringen.
💡 Tipp: Stell dich ans geöffnete Fenster und atme frische Luft ein – das aktiviert dein Qi und schenkt dir Leichtigkeit.
Tagsüber – kleine Pausen für Energie
Wenn du am Schreibtisch sitzt, leg zwischendurch die Hände auf den Bauch und atme ein paar Minuten bewusst.
Diese Mini-Pause kann Wunder wirken: Der Atem vertieft sich, der Kopf wird klarer, die Schultern entspannen sich.
So nutzt du Tao Yoga als mentale Entlastung, ohne dass jemand bemerkt, dass du „übst“.
Abends – den Tag loslassen
Vor dem Schlafengehen ist der richtige Moment für das „Innere Lächeln“ oder einen Heilenden Laut.
Du spürst, wie der Körper zur Ruhe kommt und die Energie sich neu ordnet.
Gerade für Menschen mit Schlafproblemen kann diese kleine Routine zu einer sanften Brücke in die Nacht werden.
Tao-Yoga als Lebenskunst
Je länger du übst, desto weniger wirst du Tao Yoga als Technik verstehen – und desto mehr als Haltung.
Du beginnst, dich mit dem natürlichen Fluss des Lebens zu bewegen, statt dich ständig gegen ihn zu stemmen.
- Du nimmst dir Pausen, bevor du erschöpft bist.
- Du atmest, bevor du reagierst.
- Du beobachtest, bevor du urteilst.
Diese Haltung verändert nicht nur deine Gesundheit, sondern auch deine Beziehungen und deinen Blick auf die Welt.
Tao Yoga erinnert dich daran, dass Balance kein Zustand ist, sondern ein Tanz. Ein stilles Pendeln zwischen Tun und Lassen, Einatmen und Ausatmen, Leben und Sein.
Video: Yogastunde im Tao Yoga mit Mantak Chia
Mantak Chia gibt im folgenden Video eine Einführung in Tao Yoga (auf Deutsch übersetzt) und führt Übungen vor.
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Mehr Tao Yoga Übungen
Weitere einfache Übungen des Tao Yoga führt Mantak Chia hier vor:
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Mehr in Richtung Qigong gehen die folgenden "8 Unsterblichkeitsübungen des Tao Yoga":
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Tao-Yoga-Ausbildung
Die Ausbildung im Tao Yoga findet heutzutage zumeist in den USA oder in Südkorea statt. Aber immer mehr Tao-Yogaschulen bieten auch hierzulande eine solche Ausbildung an, so zum Beispiel in Berlin.
Fazit
Tao Yoga ist mehr als eine Übungsform – es ist ein Weg zurück zur Einfachheit. Du lernst, dem Körper zuzuhören, anstatt ihn zu überfordern. Du atmest tiefer, bewegst dich freier, fühlst dich geerdeter. In einer Welt, die immer lauter und schneller wird, ist das vielleicht die stillste, aber nachhaltigste Revolution: Zurück zum eigenen Rhythmus.
Wenn du neugierig bist, fang klein an. Atme. Lausche. Lächle. Alles Weitere ergibt sich aus dem Fluss – dem Tao selbst.

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- In der Praxis der taoistischen Berge lebten früher Eremiten, die beobachteten, dass Tiere keine „Workout-Sätze“ machen – sondern sich instinktiv dehnten und bewegten, was vielleicht auch zur Entwicklung von Tao Yoga führte.
- Es gibt die taoistische Weisheit: „Altern beginnt in den Füßen“, da viele Meridiane dort starten. Weniger Schuhe und mehr Barfußgehen kann demnach dein Qi stärken.
- Die Übung des Mikrokosmischer Orbit (kleiner Umlauf) im Taoismus zielt darauf ab, die Lebensenergie entlang eines Kreiswegs im Körper zu lenken – eine Technik, die seit über 2000 Jahren bekannt ist.
- Das Konzept der langen statischen Haltungen im Yin Yoga geht direkt auf taoistische Wurzeln zurück; es hilft, die subtilen Meridiane zu stimulieren.
- Der Begriff Qi („Lebensenergie“) bedeutet im Chinesischen wörtlich so viel wie „angehobener Atem“ oder „aufsteigende Luft“ – was verdeutlicht, wie eng Atmung und Energie im Tao-Yoga verknüpft sind.
- Eine taoistische Technik empfiehlt den Wechsel zur kühlen Dusche nach heißem Wasser, um die Haut und das Qi „aufzurütteln“ und den Tag abzuschließen.
- Im Vergleich zu vielen modernen Yogaformen verlangt Tao Yoga nicht spektakuläre Körperkunstwerke – eine simple Atem- oder Bewegungssequenz kann schon reichen, um deutliche Wirkung zu zeigen.
-
Tao-Yoga der Liebe
In dem Buch "Tao Yoga der Liebe: Der Weg zur unvergänglichen Liebeskraft" schildert Mantak Chia die Transformation der männlichen Sexualenergie - hin zu spiritueller Liebe und erfüllter Partnerschaft. Eine Leseprobe von "Tao Yoga der Liebe" als PDF findet sich hier.
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