Meditation fördert Telomerase: Länger jung dank Meditieren
Lässt uns eine intensive Meditationspraxis auf Zellebene langsamer altern? Neue Studien deuten in diese Richtung. Wie erklärt sich dieses Phänomen?
Telomere – Bausteine des Alterns
Wir müssen zur Erläuterung ein wenig ausholen. Die entscheidende Rolle spielen sogenannte Telomere und das Enzym Telomerase.
Bei den Telomeren handelt es sich um "Kappen" am Ende von Chromosomen. Sie bestehen aus DNA (Träger der Erbinformationen) und Proteinen.
Unsere Zellen teilen sich im Laufe unseres Lebens mehrfach. Mit jeder Zellteilung werden die Schutzkappen der Erbinformation, die Telomere, normalerweise ein kleines Stück kürzer.
In Zahlen: Beim Menschen beträgt die Länge der Telomere etwa 10 kb (sog. Kilobasen = 1.000 Basenpaare).
Je länger diese Telomere sind, umso höher ist die sogenannte genetische Stabilität.
Nach einigen Zellteilungen (etwa 50–100) reduziert sich diese Länge oft auf um die 4–6 kb. Bei solch kurzen Schutzkappen (Telomere) geht die Zelle in die Ruhephase über und teilt sich nicht mehr. Wir altern.
Telomerase verzögert den Alterungsprozess
Bei jeder Zellteilung geht also ein Stück der Telomere verloren. Die Telomerase, ein Enzym, gleicht die Verkürzung der DNA-Enden (Telomere) wieder aus.
Ein Enzym, ist ein Stoff, der aus biologischen Riesenmolekülen besteht und der als Katalysator eine chemische Reaktion beschleunigen kann.
Telomerase stellt (in bestimmten Zellen) die Telomere wieder her. Sie sind damit (vermutlich) dafür zuständig, den Alterungsprozess der Zellen zu verlangsamen. Von manchen werden Telomerase deshalb als "Unsterblichkeitsenzym" bezeichnet.
An anderer Stelle ist die Wirkung des Unsterblichkeitsenzyms übrigens nicht erwünscht: Die Telomerase sind äußerst aktiv in Krebszellen und verhelfen ihnen dadurch dazu, sich unendlich oft zu teilen und im Körper zu wuchern.
Für die Entdeckung gab es sogar den Nobelpreis
Die Telomerase wurde erst 1985 von den beiden Forscherinnen Elizabeth Blackburn und Carol Greider in dem Wimpertierchen Tetrahymena entdeckt. Die Ergebnisse wurden hoch eingeschätzt. Die Forscherinnen wurden dafür 2009 mit dem Paul-Ehrlich-Preis und, zusammen mit Jack W. Szostak, mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Können wir nun länger jung bleiben?
Man kann nun nicht einfach sagen: Telomerase künstlich in die Zellen füllen und schon altern wir nicht mehr. Aber: Ein "natürlich" hoher Wert an Telomerase-Enzymen scheint den Alterungsprozess zu verlangsamen.
Bewegung ...
Bisher kannte man vor allem Ausdauersport als wirksames Mittel, den Telomerasewert in unseren Zellen zu pushen. Empfohlen wurden dafür eine der folgenden Varianten:
- mindestens dreimal pro Woche für zehn bis 20 Minuten ein HIT (High Intensity Training)
- jeden Tag eine halbe bis ganze Stunde joggen
- jeden Tag zwei bis drei Stunden spazieren gehen
... und Meditation
Nun kommt noch Meditation als Telomerase-Erhöher hinzu. Eine Studie am MIT hat über drei Monate intensiv Meditierende begleitet. Das erstaunliche Resultat: Nach dem Meditations-Retreat wiesen die Zellen der Meditierenden eine erhöhte Telomerase-Aktivität auf.
In der Studie heißt es:
"Die Telomerase-Aktivität war bei Retreat-Teilnehmern signifikant höher als bei Kontrollen am Ende des Retreats (p <0,05). ... Obwohl wir keine Baseline-Telomerase-Aktivität gemessen haben, deuten die Daten darauf hin, dass eine Zunahme der wahrgenommenen Kontrolle und eine Verringerung der negativen Affektivität [Anmerkung: durch die Meditation] zu einer Erhöhung der Telomerase-Aktivität führt. Dies hat Auswirkungen auf die Telomerlänge und die Lebensdauer der Immunzellen."
Fazit
Die Forschungen zum Alterungsprozess beim Menschen stecken immer noch in den Kinderschuhen. Die Zusammenhänge sind komplex. Einfache Wirkungsketten à la "Mach dies, dann folgt jenes" sind wenn überhaupt nur mit Abstrichen gültig. Die Zukunft hält noch viele spannende Erkenntnisse parat.
Mit diesen Einschränkungen im Hinterkopf kann man jedoch sagen: Meditation wirkt sich günstig auf den Alterungsprozess aus und die Hinweise darauf finden sich sogar auf Ebene der Zellen.