Yoga Sutra Nirvikalpa Samadhi
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Yoga Sutra I-19: Dieses [Virama Pratyaya oder Asamprajnata Samadhi] kann [auch] von Geburt aus, durch frühere Körperlosigkeit oder durch Verschmelzung mit der Natur (Prakriti) erlangt werden
Bhava-pratyayo videha-prakṛti-layānām
भवप्रत्ययो विदेहप्रकृतिलयानाम्In den Sutras I-19 und I-20 geht es um "mittlere Samadhi-Zustände". Es ist nicht ganz klar, ob sich Patanjali mit "dieses/dieser" auf den Asamprajnata Samadhi allgemein oder den Zwischenzustand Virama Pratyaya aus Sutra I-18 bezieht. So unterscheiden sich die Übersetzungen erheblich und bieten ein schönes Beispiel dafür, wie unterschiedlich das alte Sanskrit gedeutet werden kann. Ich finde es trotzdem nützlich, sich die unterschiedlichen Deutungen vor Augen zu führen. Wir können sie in unserem Geist abwägen und die jeweilige Deutung in unserem eigenen Leben überprüfen.
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Yoga Sutra I-20: Andere gelangen dorthin [zu Asamprajnata Samadhi] durch Glauben, Wille/Energie, Erinnerungsvermögen/Gedächtnis, Samadhi/Sammlung und Weisheit
Shraddhâ–vîrya–smriti–samâdhi–prajnâ-pûrvaka itareshâm
श्रद्धावीर्यस्मृति समाधिप्रज्ञापूर्वक इतरेषाम्In dieser Sutra wird Patanjali angenehm konkret. Er richtet sich an uns Fußvolk, die nicht von Geburt aus Begnadigten. Wir brauchen vier oder fünf Mittel, um uns dem Ziel des Yoga zu nähern.
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Yoga Sutra I-51: Wenn auch diese Prägungen (Samskaras) zur Ruhe gebracht worden sind, tritt der Yogi in Nirbija (samenlosen) Samadhi ein – die Erleuchtung
tasyāpi nirodhe sarva-nirodhān-nirbījaḥ samādhiḥ
तस्यापि निरोधे सर्वनिरोधान्निर्बीजः समाधिःPatanjali endet hier mit der Beschreibung der Stufen des Yogapfades. Nirbija Samadhi – Samenlose Versenkung. Erleuchtung! Wie kann man sich das konkret vorstellen? Einige Autoren versuchen sich an der Beschreibung des Nichtbeschreibbaren.
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Yoga Sutra III-8: Doch auch diese drei [Dharana, Dhyana, Samadhi] sind äußerlich [verglichen] mit dem samanlosen Zustand [Nirbija]
Tad api bahir-angam nirbîjasya
तदपि बहिरङ्गं निर्बीजस्यNirbija bededeut „ohne Samen“, andere übersetzen auch „keimlos“ - ein weiter Ausdruck für Nirvikalpa Samadhi. Dies ist eine ganz andere Vertiefung als der “normale” Samadhi, wie er in Samyama auf Objekte angewendet wird.
Patanjali stellt also klar: Samyama und all die wunderbaren Möglichkeiten daraus sind noch nicht das Ziel des Yoga. Der Aspirant muss darüber hinaus gelangen, will er wahre Freiheit erfahren. Im Artikel nähern wir uns an eine Vorstellung dieses Zustandes an.