Yoga Sutra Smriti
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Yoga Sutra I-6: Die fünf Arten der Bewegungen im Geist sind wahrhaftes Wissen, falsches Auffassen, Wortirrtum, Schlaf und Erinnerung
Pramâna–viparyaya–vikalpa–nidrâ–smritayah
प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानिWeiter geht es mit der Einteilung der Geistesaktivitäten. Die nachfolgenden Übersetzungsvarianten liefern Alternativdeutungen für die jeweilige Vritti:
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Yoga Sutra I-11: Die Vritti "Erinnerung" ist das Bewahren von Erfahrungen der Vergangenheit
Anu-bhūta-viṣaya-asaṁpramoṣaḥ smṛtiḥ
अनुभूतविषयासंप्रमोषः स्मृतिःSmrti, die Erinnerung kann schön, neutral oder unerquicklich ausfallen. Doch warum halten einige die Fähigkeit des Geistes zur Rückbesinnung für das größte Hindernis auf dem Weg zum Samadhi?
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Yoga Sutra I-20: Andere gelangen dorthin [zu Asamprajnata Samadhi] durch Glauben, Wille/Energie, Erinnerungsvermögen/Gedächtnis, Samadhi/Sammlung und Weisheit
Shraddhâ–vîrya–smriti–samâdhi–prajnâ-pûrvaka itareshâm
श्रद्धावीर्यस्मृति समाधिप्रज्ञापूर्वक इतरेषाम्In dieser Sutra wird Patanjali angenehm konkret. Er richtet sich an uns Fußvolk, die nicht von Geburt aus Begnadigten. Wir brauchen vier oder fünf Mittel, um uns dem Ziel des Yoga zu nähern.
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Yoga Sutra I-43: Stufe 2 von Samapatti: Wenn die Erinnerungen und Prägungen völlig gereinigt sind, als ob dessen eigene Form schwindet, nur noch das (Meditations-)Objekt erstrahlt, ist Nirvitarka (Samapatti/Samadhi) erreicht.
smṛti-pariśuddhau svarūpa-śūnyeva-arthamātra-nirbhāsā nirvitarkā
स्मृतिपरिशुद्धौ स्वरूपशून्येवार्थमात्रनिर्भासा निर्वितर्काWir schreiten voran: Patanjali erläutert die zweite Stufe von Samadhi (immer noch Samadhi mit Samen). Die Erkenntnis wird tiefer, das Denken schwindet. Wir kommen der Schau der wahren Natur der Dinge näher.
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Yoga Sutra IV-9: Erinnerungen und unbewusste Prägungen sind einander ähnlich und überdauern Ortswechsel, Zeiten und Geburten. Darum wird jeder Wunsch bzw. jede Neigung irgendwann eine Folge haben (Karma)
jâti-deåa-kâla vyavahitânâm apyânantaryaä smëti-saäskârayor eka-rûpatvât
जातिदेशकालव्यवहितानामप्यानन्तर्यं स्मृतिसंस्कारयोरेकरूपत्वात्Wer glaubt, das eigene Leben sei eine Abfolge zufälliger Momente, wird beim Blick in Patañjalis Yogasutra eines Besseren belehrt. Hier entfaltet sich die unbequeme wie tröstliche Idee, dass nichts je verschwindet – kein Gedanke, kein Wunsch, kein Streit, kein liebevoller Blick. Alles legt Spuren, die bleiben und irgendwann wiederkehren, manchmal wie ein Echo, manchmal wie ein Bumerang. Der folgende Text lädt dazu ein, diesen uralten Gedanken aus klassischer und moderner Sicht zu betrachten – und sich selbst darin wiederzufinden.
Behalte dabei im Hinterkopf: Gemäß indischer Philosophie überträgt sich Karma von Geburt zu Geburt. Nur so lassen sich scheinbare Ungerechtigkeiten oder Zufälle in einem jetzigen Leben logisch in die Karmalehre integrieren.
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Yoga Sutra IV-21: Könnte ein Geist den eines anderen als wahrnehmbares Objekt erkennen, würde das zu einer endlosen Kette der Wahrnehmung einer Wahrnehmung führen und so in einer Vermischung der Erinnerungen enden
Chittântara-dëåye buddhi-buddher atiprasaògaï smṛti saṅkaraś ca
चित्तान्तरदृश्ये बुद्धिबुद्धेरतिप्रसङ्गः स्मृतिसंकरश्चDas vierte Kapitel des Yogasutra ist kein leichter Stoff, sondern ein dichtes Gewebe aus Logik, Mystik und Psychologie. Wer sich darauf einlässt, stößt auf eine zentrale Botschaft: Hinter deinem denkenden Geist findet sich dein wahres Selbst. Dieser Artikel bringt die klassischen Kommentare, moderne Stimmen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Sutra 4.21 zusammen und versucht sich an der Erläuterung der Logik hinter den Deutungen.
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Übung zu Sutre I-11
Übungsvorschlag für die kommende Woche: Manche Erinnerungen neigen dazu, unaufgefordert zu uns zu kommen und uns durch ihr Kommen in diese oder jene Gefühlslage zu versetzen. Achte die folgende Woche bewusst auf dieses Phänomen, harre seiner. Wenn du es bemerkst, halte kurz inne, beobachte. Werde dir der Wirkung der Erinnerung auf deine Stimmungslage und dein Handeln gewahr.
Stufe 2: Notiere am Abend die Erinnerungs-Erlebnisse des Tages. Sinne darüber nach.