Yoga Sutra Hetu
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Yoga Sutra II-23: Der Sinn der Vereinigung unseres Wahren Selbstes mit der äußeren Welt besteht darin, dass wir unsere Wahre Natur und deren Kräfte erkennen.
svasvāmi-śaktyoḥ svarūp-oplabdhi-hetuḥ saṁyogaḥ
स्वस्वामिशक्त्योः स्वरूपोपलब्धिहेतुः संयोगःWieder eine positive Sutra in Bezug auf unser Dasein und unsere Erfahrungen in der Welt. Sie gibt eine (Teil-)Antwort auf den Sinn des Lebens. Wir schauen uns die verschiedenen Deutungsmöglichkeiten dazu an.
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Yoga Sutra II-24: Die Ursache unserer „Verbindung mit der Welt“ (= Samyoga) ist Unwissenheit
Tasya hetur avidyâ
तस्य हेतुरविद्याEine eher ernüchternde Sutra. Erfahrung in der Welt ist ja ganz schön und auch sinnvoll, hält uns aber im „Gefängnis dieser Welt“. Führt zu irrigen Identifikation. Letztendlich lautet das Ziel Erleuchtung. Der Weg dorthin: Vidya!
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Yoga Sutra III-15: Veränderungen in der Abfolge sind die Ursache für die Verschiedenheit der Verwandlung der Dinge
kramānyatvaṁ pariṇāmānyateve hetuḥ
क्रमान्यत्वं परिणामान्यत्वे हेतुःAuch die Aussage dieser Sutra kann man auf materielle oder geistige Dinge beziehen. Die Veränderbarkeit der materiellen Dinge entspreche den Möglichkeiten des Geistes zur Veränderung.
Beliebt ist die Deutung, dass wir bei der Entwicklung unseres Geistes wissen sollten, dass alle Verwandlungen des Geistes schon in diesem veranlagt sind. Es ist nicht neues, sondern war verdeckt und kann auch wieder in der Versenkung verschwinden. Sriram scheibt in diesem Zusammenhang, dass es unserem geschickten Vorgehen obliege, dem Geist die für uns wünschenswerten Qualitäten zu entlocken. Dies kann nicht eilig erfolgen, stattdessen müsse man die Schritte so setzen, dass der Wandel unweigerlich erfolge.
Doch wie gesagt, diese Sutra bezieht sich vermutlich auch auf andere Objekte …
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Yoga Sutra IV-11: Diese (Neigungen/Wünsche) werden von vier Faktoren zusammengehalten: Ursache, Wirkung, (geistige) Stütze, (äußeres) Objekt. Verschwinden diese Faktoren, lösen sich auch die (zugehörigen) Wünsche/Neigungen auf
hetu-phala-āśraya-ālambanaiḥ-saṁgṛhītatvāt-eṣām-abhāve-tad-abhāvaḥ
हेतुफलाश्रयालम्बनैः संगृहीतत्वादेषामभावे तदभावःWieder eine sehr praxisrelevante Sutra. Patanjali nennt hier die Gründe bzw. Ursachen, warum wir auch an ungünstigen Wünschen und Neigungen festhalten. Und er sagt, wie diese Wünsche/Neigungen schwächer werden können bzw. wie wir sie ganz verlieren können. Die Kommentatoren der Sutra ergänzen dies mit vielen Praxistipps. Zwischen klassischer Philosophie, psychologischer Feinmechanik und modernen Studien spannt sich ein Faden, der überraschend praxisnah ist: Wer die Stützen seiner Wünsche kennt, kann sie auch unterbrechen. Und genau das schenkt Freiheit, die sich im Alltag spürbar macht – nicht nur auf dem Meditationskissen.