Ashtanga Yoga nach Patanjali
Mit Ashtanga Yoga ist ursprünglich der achtfache Yogapfad gemeint, wie ihn Patanjali im Yogasutra beschreibt. Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Power-Yoga-Stil. In diesem Beitrag findest du die zugehörigen Sutras und Erläuterungen zu den einzelnen Stufen des achtfachen Pfades.
Die Elemente des achtfachen Pfades
- Yama – 5 ethische Verhaltensregeln
- Niyama – 5 Regeln der Selbstdisziplin (Forum)
- Asana – Körperstellungen, bei Patanjali nur Sitzhaltungen
- Pranayama – Atemübungen zur Atemkontrolle
- Pratyahara – Zurückziehen der Sinne nach innen
- Dharana – Konzentration auf ein einzelnes Objekt
- Dhyana – Meditation
- Samadhi – Überbewusstsein, völlige Selbsterkenntnis
Ashtanga-Yoga im Yogasutra
Hier findest du die Sutra, die sich mit dem Ashtanga-Yoga befassen:
Yoga Sutra II-28: Indem wir die [acht] Glieder des Yoga praktizieren, verschwinden die Unreinheiten, das Licht des Wissens erstrahlt und führt zur Entwicklung von Unterscheidungskraft
Yogângânushthânâd ashuddhi-kshaye jnâna-dîptir â viveka-khyâteh
योगाङ्गाऽनुष्ठानादशुद्धिक्षये ज्ञानदीप्तिराविवेकख्यातेः
Hier startet der Ashtanga Yoga im Yoga Sutra. Die zweite große Möglichkeit neben (oder ergänzend zu) dem Weg des Kriya Yoga; hin zum großen Ziel: der Erleuchtung. Ashtanga Yoga, so heißt es, sei gut geeignet für alle Menschen, die keine besonderen spirituellen Veranlagungen aufwiesen und darum den Weg des Übens gehen müssen. ;-)
Wichtig dabei: Alles Üben sollte auf eine ganz bestimmte Art und Weise erfolgen ...
Yoga Sutra II-29: Die acht Glieder des Yoga-Weges sind: Yama (Umgangsregeln), Niyama (Enthaltungen), Asana (Stellungen), Pranayama (Atemregulierung), Pratyahara (Sinnesrückzug), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Erleuchtung)
yama niyama-āsana prāṇāyāma pratyāhāra dhāraṇā dhyāna samādhayo-'ṣṭāvaṅgāni
यमनियमासनप्राणायामप्रत्याहारधारणाध्यानसमाधयोऽष्टावङ्गानि
Mit dieser Sutra beginnt der „praktische“ Teil des Yogasutras. Patanjali beginnt ab hier, den achtfachen Yogapfad zu erläutern, für viele der bedeutsamste Teil des Yoga Sutras. Patanjali nennt an dieser Stelle allerdings nur 7 Stufen, den die achte Stufe – Samadhi – ist schon „Yoga“. Ziel erreicht.
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Yoga Sutra II-30: Die Yamas gründen auf Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, reinem Lebenswandel und Begierdenlosigkeit
Ahimsâ-satyâsteya-brahamacharyâparigrahâ yamah
अहिंसासत्यास्तेय ब्रह्मचर्यापरिग्रहाः यमाः
Yoga Sutra II-31: Dieses große Gelübde ist universell, durchdringt alle Bereiche des Lebens und ist unabhängig von Status, Ort, Zeit oder äußeren Umständen
Jātideśakālasamayānavacchinnāḥ sārvabhaumā mahāvratam
जातिदेशकालसमयानवच्छिन्नाः सार्वभौमा महाव्रतम्
Yoga Sutra II-32: Die Nyamas lauten Reinheit, Zufriedenheit, Selbstdisziplin, Selbststudium und Hingabe
Shaucha-samtosha-tapah-swâdhyâyeshwara-pranidhânâni niyamâh
शौच संतोष तपः स्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि नियमाः
Yoga Sutra II-33: Bei einer Behinderung durch schädliche Gedanken sollte man zu deren Überwindung über das Gegenteil meditieren
vitarka-bādhane pratiprakṣa-bhāvanam
वितर्कबाधने प्रतिपक्षभावनम्
Yoga Sutra II-34: Negative Gedanken der Gewalt - egal ob als Täter, Auftraggeber oder Begänstigter verübt, egal ob durch Gier, Ärger oder Getäuschtsein veranlasst, egal ob in der Ausführung mild, mittelmäßig oder übermäßig - führen zu endlosem Leid.
Deshalb sollte man gegenteilige Gedanken pflegen.
vitarka-bādhane pratiprakṣa-bhāvanam
वितर्कबाधने प्रतिपक्षभावनम्
Yoga Sutra II-35: Ist die Gewaltlosigkeit im Yogi fest begründet, verschwindet jede Feindseligkeit in seiner Umgebung
Ahimsâ-pratishthâyâam tat-samnidhau vaira-tyâgah
अहिंसाप्रतिष्ठायं तत्सन्निधौ वैरत्याघः
Yoga Sutra II-36: Wenn Wahrhaftigkeit fest im Wesen des Yogis verankert ist, erhält er Früchte der Arbeit ohne zu handeln
Satyapratiṣṭhāyāṁ kriyāphalāśrayatvam
सत्यप्रतिष्ठायां क्रियाफलाश्रयत्वम्
Yoga Sutra II-37: Wenn Nichtstehlen fest im Wesen des Yogis verankert ist, wird aller Reichtum zu ihm kommen
Asteya-pratishthâyâm sarva-ratnopasthânam
अस्तेयप्रतिष्ठायां सर्वरत्नोपस्थानम्
Yoga Sutra II-38: Ist der reine Lebenswandel im Leben des Yogis fest begründet, erlangt er große Kraft
brahmacarya pratiṣṭhāyāṁ vīrya-lābhaḥ
ब्रह्मचर्यप्रतिष्ठायां वीर्यलाभः
Yoga Sutra II-39: Wenn Begierdelosigkeit im Wesen des Yogis fest begründet ist, erkennt er den Sinn seiner Geburt
Aparigrahasthairye janmakathantāsambodhaḥ
अपरिग्रहस्थैर्ये जन्मकथंतासंबोधः
Yoga Sutra II-40: Durch Reinheit entsteht Abneigung gegenüber dem eigenen Körper und gegenüber der Berührung mit anderen Körpern
Shauchât svânga-jugupsâ parair asamsargah
शौचात् स्वाङ्गजुगुप्सा परैरसंसर्गः
Yoga Sutra II-41: Mit der Reinheit entstehen auch Klarheit im Geist, innere Freude, Konzentration, Herrschaft über die Sinne und Selbstverwirklichung
sattva-śuddhiḥ saumanasya-ikāgry-endriyajaya-ātmadarśana yogyatvāni ca
सत्त्वशुद्धिसौमनस्यैकाग्र्येन्द्रियजयात्मदर्शनयोग्यत्वानि च
Yoga Sutra II-42: Durch Zufriedenheit erfahren wir größte Freude.
Samtoshâd anuttamah sukha-lâbhah
संतोषादनुत्तमसुखलाभः
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Yoga Sutra II-43: Selbstzucht löst die Unreinheiten von Körpern und Sinnen auf und zu führt zu deren Beherrschung und großer Kraft
Kâyendriya-siddhir ashuddhi-kshayât tapasah
कायेन्द्रियसिद्धिरशुद्धिक्षयात् तपसः
Yoga Sutra II-44: Durch Selbststudium wird man eins mit der ersehnten Gottheit (bzw. dem Ideal)
svādhyāyād-iṣṭa-devatā saṁprayogaḥ
स्वाध्यायादिष्टदेवतासम्प्रयोगः
Yoga Sutra II-45: Die Hingabe an Ishvara führt zu Samadhi und großen Kräften
Samâdhi-siddhir Îshwara-pranidhânât
समाधि सिद्धिःीश्वरप्रणिधानात्
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Yoga Sutra III-1: Durch Bindung des Geistes an eine Stelle/Objekt entsteht Konzentration (Dharana)
Desha-bandhash chittasya dhâranâ
देशबन्धः चित्तस्य धारणा
Yoga Sutra III-2: Wenn so die Wahrnehmung gebündelt fließt, entsteht Dhyana (Meditation)
Tatra pratyaya-ikatānatā dhyānam
तत्र प्रत्ययैकतानता ध्यानम्
Yoga Sutra III-3: Wenn sich das Bewußtsein von Subjekt und Objekt auflöst und nur das Objekt unmittelbar im Geist erstrahlt entsteht Samadhi
tad evaarthamaatranirbhaasam svarupa-shunyamiva samâdhih
तदेवार्थमात्रनिर्भासं स्वरूपशून्यमिव समाधिः
Yoga Sutra III-4: Das Üben der drei zusammen (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) ist Samyama (völlige Sammlung)
Trayam ekatra samyamah
त्रयमेकत्र संयमः
Yoga Sutra III-7: Gegenüber den vorhergehenden (Yama, Niyama, Pranayama, Asana, Pratyahara) sind diese drei (Dharana, Dhyana, Samadhi) die inneren Glieder des achgliedrigen Pfades
Trayam-antarangaṁ pūrvebhyaḥ
त्रयमन्तरङ्गं पूर्वेभ्यः
Yoga Sutra III-8: Doch auch diese Drei sind nur die äußeren Aspekte der samenlosen Versenkung
Tad api bahir-angam nirbîjasya
तदपि बहिरङ्गं निर्बीजस्य
Nirbija, ohne Samen, ist ein anderer Ausdruck für Asamprajnata Samadhi oder Nirvikalpa Samadhi.
Yoga Sutra III-9: Wenn die störenden Wellen des Geistes durch Selbstbeherrschung unter Kontrolle gebracht sind, transformiert der Geist zur inneren Stille (Nirodha–Parinâma)
vyutthāna-nirodha-saṁskārayoḥ abhibhava-prādurbhāvau nirodhakṣaṇa cittānvayo nirodha-pariṇāmaḥ
व्युत्थाननिरोधसंस्कारयोरभिभवप्रादुर्भावौ निरोधक्षणचित्तान्वयो निरोधपरिणामः
Erläuterungen zum achtfachen Pfad
- Siehe für den Power-Yoga-Stil: Ashtanga (Vinyasa) Yoga oder Power Yoga
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- Geschrieben von Peter Bödeker
- Zuletzt aktualisiert: 05. Juni 2017