Depressionen und Yoga

Vani fragt:

Hallo ihr Lieben,

ich bin neu hier und freue mich, euch begrüßen zu dürfen. Kurz zu meiner Person: Ich bin 34 Jahre alt, habe eine Tochter, bin alleinerziehend und auf Grund meiner Krankheit seit einem Jahr arbeitslos. Ich bin seit sehr vielen Jahren tief depressiv. Schon als Kind war ich oft verstimmt. Es ist schwer zu beschreiben, dafür gibt's keine richtigen Worte. Das Leben, Menschen und alles um mich kann mich nicht erfüllen, mich zufrieden stellen oder sogar kurz glücklich machen.

Mit Yoga hab ich vor paar Wochen angefangen, als Mittel gegen innere Unruhe, die mich oft plagt, und gegen Angst. Ich bin nicht religiös, aber spirituell. Ich bin vielseitig interessiert. Ich lese viel, will sozusagen alles wissen und erfahren. Ich suche dadurch nach dem Grund meiner Depressionen.

Vielleicht könnt ihr mir helfen. Mit Ratschlägen, welche Übungen, Meditationen (oder was auch immer) mir den Weg zeigen zu mir selbst. Zu dem, was mich quält und mir eine enorme Last ist. Ich danke euch.

Die Antworten lauten wie folgt:

Ramananda

Ein sehr schwieriges Thema. In Kurzfassung: Depressionen sind 1. biochemisch oder/und 2. karmisch bedingt.

  • Biochemisch/energetisch = die Blutchemie stimmt nicht, es fehlt dem Organismus an essentiellen Nährstoffen oder es sind toxische Substanzen in Blut und Geweben (Blei, Aluminium, Quecksilber ...). Hier kommen eine rechte Ernährung, diverse Ausleitungsmethoden und die orthomolekulare Therapie mit Vitalstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Fettsäuren, Enzyme, Aminosäuren) ins Spiel. Solange die Blutchemie nicht stimmt, kann auch der Yoga nicht helfen.
  • Karmisch = die Psyche ist mit Dingen aus vergangenen Geburten belastet und versucht diese Dinge aus- oder abzuarbeiten (wobei es typisch ist, dass man »vergessen« hat, worum es sich handelt; man ist »aus unbekanntem Grund« traurig und depressiv). Hier hilft in der Tat der Yoga, wobei allerdings zu trennen wäre: Im Falle des Hatha-Yoga kämen die »sportlichen«, anstrengenden, energiesteigernden Übungen in Frage. KEINE tiefergehenden Atemübungen, KEINE Tiefenentspannung, KEINE Meditation.

Der spirituelle Yoga, damit könnte man das Problem an der Wurzel packen. Das geht aber nur mit Hilfe eines echten, eines erleuchteten Gurus, alleine ist das kaum zu schaffen. Es ist der Guru, der bei der Einweihung dem Schüler einen Teil des Karmas abnimmt, und zwar jenen Teil, den er als größtes Hindernis für den Schüler ansieht. Damit ist die Depression zwar noch nicht »weg«, aber der Grundstein ist gelegt, damit der Übende seinen Weg gehen und die Sache ausarbeiten kann.

Gefordert sind in beiden Fällen Geduld, Durchhaltevermögen und Zuversicht. Hilfreich sind auch gute Freunde mit dem nötigen Maße an Wissen, die einen trösten und immer wieder Mut machen. Aber »so richtig TUN« können sie nichts; das musst Du natürlich selber.

Das war meine Meinung. Du wirst bestimmt eine Reihe weiterer Meinungen zu hören kriegen, so hoffe ich.

PS: Die heutzutage massiv auftretenden »Depressionen« wegen Stress im Betrieb, Mobbing, Burn-out ... möchte ich nicht zu den »echten« zählen, da sie ja mit Behebung der Ursache (Wechsel des Arbeitsplatzes, Besserung des Umfelds usw.) praktisch augenblicklich behoben sind.

Besma

Hallo,

ich habe selbst seit Jahren mit dem Thema Depressionen zu tun. Mir hat Yoga über die Jahre sehr gut getan, aber vor der Tiefenentspannung graust es mir noch immer und auch Meditationen finde ich eher schwierig auszuhalten. Depressionen und Angst sind ja sehr eng verknüpft und in der Ausbildung habe ich gelernt, dass Personen mit Angst nicht unbedingt Tiefenentspannung machen sollten. Eher dann so etwas wie progressive Muskelentspannung z.B. Was mir gut tut, ist meinen Körper wahrzunehmen, ihn zu bewegen, zu spüren, wie gut er sich auch anfühlen kann in den Asanas. Mir tut ein eher schneller Wechsel der Asanas besser, als wenn ich eine lange halten muss.

Wenn du einen Kurs besuchst, dann wäre es vielleicht gut, dem Lehrer, wenn du da das Gefühl hast, vertrauen zu können, von deiner Krankheit zu berichten, damit er oder sie sich darauf einstellen kann. Wenn zu mir jemand mit Depressionen käme, dann würde ich das auch gern wissen wollen, aber es ist halt ein schweres Thema. Insgesamt tat mir die Yogagruppe als solche gut. Möchtest du für dich alleine üben, oder bist du in einem Kurs?

Innere Unruhe, auch dazu fällt mir progressive Muskelentspannung als erstes ein, oder eventuell auch der Sonnengruß, wenn du dann schon etwas mehr fortgeschritten bist. Insgesamt bin ich weniger stark depressiv als noch vor Jahren (bin übrigens 39 und "kämpfe" seit gut 12 Jahren), und ich denke, Yoga hat da einen guten Teil dazu getan, weshalb ich auch die Ausbildung zur Lehrerin gemacht habe.

Ich wünsche dir sehr, dass du findest, was du brauchst und bin sicher, du wirst es finden! Liebe Grüße!, Besma

Short Net

Hallo Vani,

besonders hinweisen möchte ich auf die stimmungsaufhellende Wirkung von Rückwärtsbeugen in der Asanapraxis. Vorbereitend Adho Mukha Svanasana, dann Supta Virasana mit Hilfsmitteln (mind. 5-10 Min.!), Viparita Dandasana über einen Stuhl (auch mind. 5-10 Min.!) und dann einige (12+) Runden Urdhva Dhanurasana, hinterher zum Ausgleich Adho Mukha Virasana. Diese Asanas sollten bei einem iyengarerfahrenen Yogalehrer erlernt werden. Dort erlernst Du die Stellungen so einzunehmen und mit Hilfsmitteln zu unterstützen, dass ein bequemes, langes Verweilen möglich wird. Eine enorme Kraft wird freigesetzt, die unterstützend die Depression vertreiben kann.

Lass Dich nicht abschrecken vom vielleicht heftigen Aussehen der Asanas, die Übungen können individuell angepasst werden und sind dann auch für einen Anfänger leicht erlernbar.

Die Asanas ersetzen keine Psycho-Therapie und auch nicht den Gebrauch der evtl. notwendigen Medikamente.

Lieben Gruß, Thorsten

Vani

Vielen Dank für die Antworten.

Hatha-Yoga Kurs mache ich erst seit paar Wochen und es ist nicht immer möglich, dahin zu gehen. In schwer depressiven Phasen verlasse ich kaum mein Haus. Wenn mich Angst überkommt, kann ich kaum aufstehen. Natürlich mache ich eine Therapie, die 2., und nehme Medikamente ohne, die ich gar nicht funktionieren kann.

Ich werde mich langsam rantasten und schauen, was mir gut tut und die verschieden Asanas und Atemübungen ausprobieren.

Danke vielmals!

Ely

Liebe Vani,

ich drücke dir auf jeden Fall die Daumen ganz fest, dass du das Richtige für dich findest! Und ich wünsche dir auch viel Kraft und Mut, dass du das dann auch umsetzen kannst.

Alles Liebe, Ely

Frank09

Hallo,

möchte auch kurz meine - mini - Erfahrungen weitergeben. Habe Doppeldiagnose, darunter Depression mit Medikation. Anfang Januar habe ich mich in einem Anfängerkurs für Hatha-Yoga angemeldet und war auch gegenüber meiner Yoga-Lehrerin offen über das wieso-weshalb-warum. Denke mir, dass sich keiner aufgrund seiner Erkrankung schämen muss. Seit 5 Wochen übe ich täglich und freue mich über das Zeitfenster der Ruhe während der Asanas. Stunden später fängt zwar der gleiche Mist von vorne an (ihr weist schon, was ich meine), aber dann denke ich mir, morgen kann ich mich wieder dem Yoga hingeben und mir darüber eine Auszeit verschaffen.

Liebe Grüße :)

Peter

Ich bin eben über eine Studie gestolpert, die signifikante Verbesserungen bei Depression durch das Üben bestimmter Meditationen und Atemübungen herausgefunden haben will. Es handelt sich um Siddha Samadhi Yoga (kenne ich nicht). Das Abstract der Studie findet sich unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18982958/

Larrim

Namaste,

auch diesem ist eine Studie bekannt, die das belegt, er hat sie nur grad nicht zur Hand.

In Kürze einige Zusammenhänge, die zu bestehen scheinen. In der Depression scheint die Bildung neuer Neuronen im Hippocampus des Gehirns blockiert zu sein. Viele chemische Anti-Depressiva setzten hier an.

Wissenschaftler fanden heraus, dass Meditation die Bildung neuer Neuronen im Hippocampus sehr anregt, ebenso wie sportliche Aktivitäten. Die Wissenschaftler dieser Studie untersuchten einen tibetischen Mönch, der gerade aus einem sehr lang dauernden Meditationsretreat zurückkam und staunten über die offensichtlich vorhandene Masse an grauer Gehirnsubstanz. Nun, 1 und 1 ist WAS? :) Meditieren führt uns also nicht nur zu Gott, sondern macht schlau und kann helfen, Depressionen zu lindern.

Dennoch bitte weiter die verordneten Medikamente nehmen und nur dann, wenn es wirklich nicht mehr erforderlich ist, nach Absprache mit dem Arzt absetzen.

Licht und Liebe, Lars

PS: Sobald dieser Zeit hat, recherchiert er gerne noch mal und stellt einen Link zur oben genannten Studie hier ein.

PPS: Gemeint in der Studie, die Peter ansprach, ist wohl die Schule nach Baba Muktananda

Vani

Ich danke euch allen vom Herzen für Antworten und Ratschläge.

Die letzten Tage sind wieder eine Quall für mich ... Ich würde mich am liebsten vergraben irgendwo und auf den Tod warten ... Aus dem Grund hatte ich noch keine Möglichkeit, irgendetwas auszuprobieren. Heute versuche ich sehr, mich zusammenzureißen (sowieso ein falsches Wort, wenn es um Depression geht) und lege meine Matte aus.

Danke nochmals herzlichst. Lieben Gruß an euch alle <3

Blondeulli

Liebe Vani,

ich kann dir jetzt nicht viel mit praktischen Ratschlägen helfen, aber es tut mir von Herzen leid, dass es dir so schlecht geht. Du bist so eine hübsche, junge Frau und ich wünsche dir baldige Genesung, damit du dein Leben wieder in vollen Zügen genießen kannst!

Ganz liebe Grüße, Ulli

Larrim

Nur ganz kurz, muss gleich zum Kurs: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,592102,00.html

Licht und Liebe, Lars

Ramananda

Auch nur ganz kurz, weil ich niemanden bedrängen will: https://www.augsburger-allgemeine.de/panorama/vitamine-fuer-die-psyche-ihre-wirksamkeit-wird-haeufig-unterschaetzt-id68975031.html (Alternativlink von Peter, weil Ramanandas Link nicht mehr erreichbar war)

Man denke zuerst an das Naheliegende, den Körper und seine Mangelzustände bzw. Belastungen. Das ist vergleichsweise einfach, nicht teuer und hat in so vielen Fällen Erfolg. Sollte es dann wider Erwarten wenig oder nichts gebracht haben, mag man weiterdenken in Richtung psychische Therapien.

Mit den besten Wünschen – Ram

Tulsi

Liebe Vani,

ich habe jetzt lange überlegt, ob ich überhaupt etwas schreibe, weil eine Depression ein extrem schwieriges Thema ist. Man muss es anerkennen, dass es tatsächlich eine Krankheit ist, und du professionelle Hilfe brauchst. Ich kenne einige Fälle und was sie alle verbindet, ist die verdammte Antriebslosigkeit, dieses "im Mauseloch verschwinden wollen", nicht aus dem Bett rauskommen etc. Und ich frage mich immer wieder, ob nicht das Ausleben von Melancholie helfen würde, die überwältigende Depression zu verringern.

Definitiv hilft ein richtig knackiger Hatha-Yoga, strenge Übungszeiten, Disziplin! Wenn Du nicht in der Lage bist, Dich selber am Wickel zu packen, dann braucht du jemanden, der dir gnadenlos auf die Hacken tritt.

Aber gönne auch gesteuerten Raum für Traurigkeit, bei den entsprechenden Filmen ordentlich Taschentücher verbrauchen, melancholische Musik hören etc. Wenn wir unsere Traurigkeit immer nur wegschieben und unter dem Teppich verbuddeln, dann wächst sie dort an zu einem unkontrollierbaren Monster, das uns dann im ungünstigsten Moment von hinten anspringt. Tiefenentspannung und Meditation zu vermeiden, bedeutet auch zu vermeiden, sich selber anzuschauen, den inneren Dialog zu vermeiden. Ist also ein Ausweichmanöver.

Du brauchst jedoch Anleitung, Hilfe, Unterstützung! Um zu lernen, Dir selber zu helfen. Ich drücke dir die Daumen, möge es Dir gelingen!

Herzliche Grüße, Tulsi 

Jukiwi

Liebe Vani,

hab auch lang überlegt und jetzt entschieden, hier ein wenig von mir zu erzählen - nach dem Motte: "Hilfts nix, schadets nix" :). Ich hatte jahrelang mit extremen Schmerzen im Rücken zu tun. Durch die hohe Intensität und lange Dauer hab ich dazu eine Depression entwickelt. In der Zeit, als ich mir deswegen tatsächlich das Leben nehmen wollte, bin ich durch Zufall auf diese Geschichte gestoßen:

Prinz Siddharta ging es wie vielen von uns auf der Suche nach innerem Frieden. Er hatte als junger Mann alle bekannten Philosophien studiert, viele Jahre lang Yoga praktiziert und schwierige, geistige und asketische Übungsreihen absolviert. Nichts davon hatte ihm den gewünschten Erfolg gebracht – nämlich jene innere Ruhe und Klarheit, die er sich als Erleuchtung erhoffte. Er war bereit, es ein letztes Mal zu versuchen.

Die Legende sagt, dass er sich unter einen Baum setzte und schwor, nicht mehr aufzustehen, bevor er erleuchtet wäre – auch wenn er bei diesem letzten Versuch sterben sollte. Er saß dort vierzig Tage und lernte so, mit Angst und Furcht umzugehen: „Während ich da saß, stiegen Angst und Furcht in mir auf und erfassten mich. Ich stand nicht auf, ging nicht umher und legte mich auch nicht nieder, ich saß still bis die Angst und Furcht vergingen“. (Quelle: Roger Walsh, näheres bei meinem Profil)

Daraufhin habe ich mich wohl ähnlich verzweifelt jeden Tag zum Meditieren hingesetzt und nur gedacht: "Mir ist eh schon alles egal, ich bleibe hier genau so wie Buddha sitzen, mit einer aufrechten Wirbelsäule und atme und spüre, was ich eben spüre. Ich habe diese Gefühle, ich bin sie aber nicht, ich nehme sie nur wahr..." Immer und immer wieder, jeden Tag eine halbe Stunde für etwa 3 Wochen, und das Wunder ist geschehen: Meine Verzweiflung hat sich aufgelöst. Die Schmerzen sind nicht gleich verschwunden, aber die Verzweiflung und die Angst darüber. Und das war mehr als die halbe Miete, ehrlich.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen guten Weg findest, Jukiwi

Larrim

Guten Morgen,

ich erlebe Gottes Wege als unglaublich, denn heute Morgen vor dem letzten Post von Jukiwi fand ich folgendes bei YouTube:

Youtube-Video

Mit Klick auf dem Button wird eine Verbindung zu Youtube hergestellt und die bei Youtube üblichen Daten erhoben und Cookies gesetzt.

Ramananda

Tulsi schrieb: "Tiefenentspannung und Meditation zu vermeiden, bedeutet auch zu vermeiden, sich selber anzuschauen, den inneren Dialog zu vermeiden. Ist also ein Ausweichmanöver. Du brauchst jedoch Anleitung, Hilfe, Unterstützung! Um zu lernen, Dir selber zu helfen."

Liebe Tulsi,

erlaube mir bitte dazu eine Anmerkung.

»Meditation zu vermeiden ist ein Ausweichmanöver« – Ja, aber ein beabsichtigtes, ein vernünftiges. NUR unter Führung eines wahren Meisters sollte ein Depressiver meditieren. Denn der Meister wird ihn dann »halten« und richtig lenken. Bei dem Gedanken, dass ein Depressiver unter »Anleitung« eines »Yogalehrers« in die Meditation einsteigt, fährt mir ein kalter Schauer über den Rücken. Da wäre dann die Rede vom Blinden, der einen anderen Blinden führt.

Ein Depressiver muss 1. in guter (!) ärztlicher Obhut sein; er kann 2., wenn sein Karma hier günstig ist, unter den Schutz eines Gurus kommen. In beiden Fällen übernehmen »Fachleute« (man gestatte mir diesen Ausdruck) einen großen Teil der Verantwortung. Ein Yogalehrer dagegen, der im Rahmen eines Kurses oder im Einzelunterricht einen Depressiven in die tieferen Schichten des Bewusstseins »führen« will – er weiß nicht, was er tut. Man stelle sich vor: Nach der gemeinsamen Tiefenentspannung (der Schluss einer Yogastunde) oder gar »Meditation« entlässt man die Kursteilnehmer (»wünsche noch einen schönen Abend!«) in den Alltag. Was hier im Geist des depressiven Kursteilnehmers geschieht, der dann verlassen durch die Straßen läuft – wen kümmert's... Und alleine, ohne jede Unterstützung auf gut Glück in die Abgründe der Psyche schauen zu wollen, das vermögen ohne Gefahr nur geistige Riesen, aber nicht wir Normalsterblichen, und schon gar nicht Kranke.

Ramananda

Jukiwi schrieb: "(...)bin ich durch Zufall auf diese Geschichte gestoßen."

Liebe Ju,

wir sind uns doch einig, dass das kein Zufall war?

Ich erlaube mir auch zu Deinem Posting anzumerken: Die Geschichte von der überwältigenden Entschlusskraft des Buddha ist einer der erhebenden, inspirierenden Klassiker. Aber diese Entschlusskraft sollte auf der anderen Seite nicht missverstanden werden. Dazu zwei negative Beispiele:

1. Ein junger Mann kommt von einem mehrwöchigen Retreat (Yoga, Meditation) wieder nach Hause. »Inspiriert« von dort gemachten Erfahrungen sagt er zu seiner Mutter: »Ich ziehe mich jetzt in mein Zimmer zurück, verschließe die Tür und meditiere so lange bis … (klar was er meinte, oder?). Sorge bitte dafür, dass ich unter keinen Umständen gestört werde!« Und setzt sich zur »Meditation« hin. Um es kurz zu machen: Nach mehreren Tagen (!) bricht die besorgte Mutter die Tür auf und findet einen auf dem Boden liegenden »durchgeknallten« Sohn vor. Ende dieser Entschlusskraft: die Psychiatrie.

2. Von Shri Ramakrishna ist bekannt: Auf dem Höhepunkt seines Sadhanas (geistige Arbeit), als ihm die Göttliche Mutter immer noch nicht erschienen war, stürzte er in völliger Verzweiflung zu einem an der Wand hängenden Schwert, um sich damit zu töten. Und in diesem Moment erschien ihm die so ersehnte Kali. Negatives Gegenbeispiel aus späterer Zeit: Ein Schüler in der Ramakrishna-Linie las diese Geschichte, und in seiner »Inspiration« nahm er ein Schwert und sprach: »Wenn Du mir nicht erscheinst, Göttliche Mutter, hacke ich mir einen Arm ab!« Kurz: der Arm war weg, und die Göttliche Mutter nicht erschienen.

Deine eigene Geschichte, liebe Ju, ist sehr beeindruckend. Bei aller Bewunderung über Deine Haltung hoffe ich dennoch, dass auch diese Geschichte nicht missverstanden wird.

Jukiwi

Lieber Ramananda,

Danke für deine Anmerkungen. Ich teile deine Ernsthaftigkeit bei diesem ernsten Thema und hoffe sehr, dass ich nicht missverstanden werde: Einen "Deal" - Wenn ich nicht... dann... - hatte ich damals nie im Sinn. Eher das Gefühl, dass ich ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte und mir nur mehr das Vertrauen bleibt. Und ich war in ärztlicher und psychotherapeutischer Betreuung. Auch da stimme ich dir zu, das ist sehr wichtig.

Lieber Larrim,

magst du erzählen, welchen Zusammenhang du zu dem Video siehst? Würde mich interesieren.

Jukiwi

Vani

Es ist alles so interessant, was ihr schreibt und ich bin wissbegierig, schon immer!

Mir fällt es sehr schwer, mich einfach zu entspannen, da zu sitzen und an nichts zu denken, fast unmöglich. Die Tiefenentspannung bei Hatha-Yoga ist meist für mich nervig. Ich kann kaum still liegen. Warum es so ist? Ich weiß es nicht. Dafür machen die Asanas mir Spaß und danach fühle ich mich ein bisschen wohler.

Im Moment alles weiterhin schwierig für mich wegen der ganz tiefen Depriphase. Ich komme ohne Beruhigungsmittel und Schlafmitteln nicht aus.

Liebe Grüße, eure Vani

Frank09

Liebe Jukiwi,

finde Deine Geschichte aufmunternd und auch realitätsnah. Wer selber betroffen ist, weiß genau, wie schnell man in eine ---friss oder stirb-- Situation kommt. Natürlich sind eine gute therapeutische und ärztliche Betreuung das beste, was jemanden mit Depression weiterhilft. Die Realität ist aber halt eine andere. Der normale Arzt versorgt dich mit Pillen und auf einen Therapieplatz wartet man im Durchschnitt 6 MONATE. Habe selber schon Meditation-Brutal empfohlen bekommen. So lange meditieren, bis man Besserung fühlt. Egal, wie lange es dauert.

LG

Ramananda

Frank09 schrieb: "Habe selber schon Meditation-Brutal empfohlen bekommen. So lange meditieren, bis man Besserung fühlt."

Oder bis man...

Nichts für ungut - Ram

Avadhuta

Frank09 schrieb: "Habe selber schon Meditation-Brutal empfohlen bekommen. So lange meditieren, bis man Besserung fühlt. Egal, wie lange es dauert."

Diese Anweisung ist so dermaßen verantwortungslos, dass mir die Luft wegbleibt. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie Langzeitmeditationen einem psychisch kranken Menschen helfen sollen. Eher im Gegenteil. Meditation löst nicht nur Reinigungsprozesse aus, die unerträglich schmerzhaft sein können, sondern sie kann auch feinstoffliche Energien in Bewegung setzen, mit denen ein Unkundiger (geschweige denn ein Depressiver oder Psychotiker) erst recht nicht umgehen kann. Solche Erfahrungen führen die Betroffenen im besten Fall in die Psychiatrie, im schlimmsten Fall in den ...

Ich kann Dich zwar verstehen, dass Du den Ärzten u. Psychologen nur bedingt vertraust, und auch keine Psychopharmaka nehmen willst. Das sehe ich schon alles ein. Mir gings vor einiger Zeit genauso, ich habe damit auch nur negative Erfahrungen gemacht. Nur war ich nicht im eigentlichen Sinne depressiv, sondern bin durch eine falsche Lebensweise (auch in Bezug auf eine spirituelle Praxis) in einer psychiatrischen Klinik gewesen. Ich würde zwar die "Pillen" auch nie wieder zu mir nehmen, aber auch nicht wieder versuchen, mit einer aggressiven yogischen oder meditativen Übungspraxis meine Probleme zu bewältigen.

Besorg Dir mal das Buch "Der Aufstieg der Kundalini" von dem Heilpraktiker und spirituellen Berater Dietmar Krämer, und lies, in was so eine "Meditation-Brutal" führen kann. Psychiatrieaufenthalte sind da nur die harmloseste Begleiterscheinung! Ich selbst kenne oder kannte 2 (gesunde!) Frauen aus einer Meditationsgruppe, die durch Meditation massive körperliche u. psychische Probleme bekommen haben!

Ich wollte hier nicht Deine Kompetenz oder Person in Frage stellen. Aber ich denke schon, dass es wichtig ist, wenn sich kranke Menschen hier in diesem Forum Hilfe versprechen, nicht unbedingt salopp darauf zu reagieren, sondern sich ernsthaft über alle Risiken und Nebenwirkungen, sowohl in der klassischen Schulmedizin als auch in alternativen Bereichen, Gedanken zu machen. Meditation, Yoga u. andere spirituelle Techniken sind nicht vordergründig als Therapiewege gedacht.

Wenn ich bedenke, was für einen enormen Respekt ein indischer Sadhaka oder Yogi, der in die Tradition der Meister eingeweiht wird, vor der Meditation hat, finde ich es schon fragwürdig, wie im Westen solche geistigen Disziplinen als "Instantprodukte" für jedermann verkauft werden.

Ramananda

Mein lieber Avadhuta,

ich unterschreibe jedes Wort Deines bemerkenswerten Posts. Und sage: Respekt! Du bist eine Bereicherung dieses schönen und nützlichen Forums, hoffentlich hören wir noch mehr von Deiner Seite.

Von Herzen - Ram

Jukiwi

Hallo zusammen,

ich lese staunend eure Beiträge. Mir scheint, es gibt ganz viele individuelle Vorstellungen darüber, was Meditation ist oder sein kann oder sein soll. Ich habe den Ausdruck "Meditation-Brutal" von dir, Frank09, eher humorvoll-übertreibend verstanden, so als wärs mit einem Augenzwinkern gesagt worden. Umso erstaunter bin ich über all die Warnungen etc.

Mir selbst ging es nie um das "Erreichen" von irgendwelchen Zuständen oder Erfahrungen! Naiv, wie ich (vielleicht bis heute) bin:), hab ich mich halt einfach hingesetzt und versucht, wahrzunehmen und betrachtend auszuhalten, was da im Moment ist an Gefühlen oder Gedanken, während ich atme und meine Wirbelsäule aufrecht ist. Ich habe niemals "auf irgendetwas hin" oder sowas meditiert, ja ich nenne das bei mir nicht mal Meditation, sondern nur Stillsitzen. Ich hatte dabei niemals das Gefühl, ich wäre auf irgendeiner höheren Ebene, sondern ich war einfach nur hier und jetzt da, ohne jeden weiteren Impuls.

Ich denke, dass ihr wohl vielmehr die echte Meditation meint, wo jemand von einem Meister eigeweiht werden muss, oder?

Jukiwi

Avadhuta

Liebe Jukiwi,

das glaube ich Dir voll und ganz! Aber auch, wenn man keine egoistischen Motive bzgl. spiritueller Praktiken im Schilde führt, schützt - in diesem Fall - Unwissenheit/Unbedarftheit vor Schaden nicht!

Jukiwi schrieb: "Naiv, wie ich (vielleicht bis heute) bin :), hab ich mich halt einfach hingesetzt und versucht, wahrzunehmen und betrachtend auszuhalten, was da im Moment ist an Gefühlen oder Gedanken, während ich atme und meine Wirbelsäule aufrecht ist."

Das ist wohl eine Form der Zen/Zazenmeditation. Gerade bei Zazen kann es zu starken Nebenwirkungen kommen, denn durch dieses absichtsfreie, neutrale Beobachten wird ja die Gewohnheit der Identifikation mit dem Gedankenkarussell unterbrochen. Damit werden sich nach und nach unterbewusste resp., irgendwann auch unbewusste Eindrücke offenbaren. Da kann ganz schön viel "Dreck" an die Oberfläche kommen, der erstmal ausgeschieden sein will. Wer diese u.U. schmerzhafte Katharsis verkraften kann, ist ein "Begünstigter". Wer dazu nicht in der Lage ist, naja... Mit dem "Sitzen" wird ja im Übrigen, bei den Zenbuddhisten, die eigentliche "klassische" Meditation bezeichnet.

Jukiwi schrieb: "Ich hatte dabei niemals das Gefühl, ich wäre auf irgendeiner höheren Ebene, sondern ich war einfach nur hier und jetzt da, ohne jeden weiteren Impuls."

Das ist eines der höchsten Ziele der Meditation.

Jukiwi schrieb :"Ich denke, dass ihr wohl vielmehr die echte Meditation meint, wo jemand von einem Meister eigeweiht werden muss, oder?"

Was ist denn eine "unechte" Meditation? ;) Von dieser habe ich noch nichts gehört ...

Viele Grüße

Jukiwi

Lieber Avadhuta,

danke für deine ausführliche Erklärung und für deine Geduld. Das macht mich alles sehr nachdenklich. Ich habe hier in diesem Forum in einem Austausch mit Ramananda schon einmal eine große Bereicherung erfahren und jetzt geht's mir wieder so.

Meine persönlichen Wurzeln, was das Stillsitzen betrifft, liegen in den körpertherapeutischen Traditionen, vor allem der Alexandertechnik, wo (in jahrelangen Prozessen) eine absichtslose Aufmerksamkeit für das, was da ist, ein Innehalten von dem, was sich als "impulshafte Lösung" anbieten möchte, und das Erfahren von einem aus der Körper/Geist/Seele-Weisheit selbst organisiertem Support, der in eine Neuausrichtung führt (aber nur über das Nicht-Tun), gelehrt und praktiziert wird. Das ist in keiner religiösen Tradition verwurzelt und laut F.M. Alexander die Grundlage des Menschseins überhaupt.

Aus diesem Blickwinkel verunsichert mich dieses Gespräch über die Gefahren der Meditation im spirituellen Sinn sehr. Es fühlt sich so an, als würde nur bei dem Gedanken an ein spirituelles Erfahren sich automatisch die Tore der Psychiatrien öffnen ... Was macht aber dann ein Mensch, der keinen Lehrer/Lehrerin hat?

Jukiwi

Ramananda

Liebe Ju,

der Merksatz lautet:

Kein spiritueller Yoga ohne Guru!

Ich bin gespannt auf die Antwort von @Avadhuta. Darf ich für meinen Teil auf Deine Frage mit einem Auszug aus dem Vorwort zu den »Heilwirkungen des Yoga« antworten?

»Nur der gesundheitliche Teil des Yogasystems darf öffentlich gelehrt und in Buchform zugänglich gemacht werden, entsprechend den alten Regeln.

Die tantrischen Körperübungen, der Pranayama und die Konzentration bzw. Meditation bilden den höheren Yoga, bei dem es um das Erwachen der geheimnisvollen Urkraft (Kundalini-Shakti) geht. Ihr zu früher, nicht beherrschter Aufstieg hat verschiedene körperliche und psychische Leiden zur Folge. Hier muss ohne Wenn und Aber die Hilfe eines Gurus, eines geistigen Führers gesucht werden, der mit den Gefahren des spirituellen Weges vertraut ist.

Finden wird man daher im folgenden: genaue Hinweise auf die technisch korrekte Ausführung der rein gesundheitlichen Körperübungen und des fließenden, therapeutischen Atmens; die Beschreibung einfacher Reinigungsprozeduren; allgemeine Vorschläge zur Ernährung und zur Hilfe bei Gesundheitsstörungen; Gedanken zur geistigen Hygiene.

Nicht finden wird man die speziellen tantrischen Körperübungen, den klassischen Pranayama, Konzentrationstechniken sowie eine Anleitung zur Meditation. Mit diesen Dingen auf eigene Faust zu experimentieren, wäre entweder Naivität oder Hochmut. Wer sich zur Meditation hingezogen fühlt und Gott oder sein Selbst um Hilfe bittet, dem wird zur rechten Zeit die rechte Führung zuteil werden.«

Ram 

PS: Dies ist ein interessantes und höchst wichtiges Thema, eventuell für einen eigenen Thread? Oder es geht damit im Thread »Der geistige Pfad« weiter, wo ja von meiner Seite noch die Teile 3 und 4 ausstehen, 3. «der geistige Pfad« und 4. »die Notwendigkeit eines Gurus«? Mal sehen...

Larrim

Dieser schließt sich Ram im vollem Umfang an.

Mütterchen Shakti ist manchmal roh und ungestüm, verbrennt alles alte, überkommene, um den Boden für die himmlische Saat zu bereiten. Unvorbereitet und ohne sachkundige Führung können Experimente mit Kundalini erweckenden Übungen sehr unschöne Folgen wie Krankheit oder massive psychische Störungen hervorrufen. Jeder Mensch hat einen Guru, der auf den Moment wartet, dass der Sucher bereit ist, ihn zu erkennen. Dies kann auf der äußeren Ebene geschehen, wie es diesem passiert ist durch die wieder Begegnung mit seinem Meister. Oder eben auf einer inneren Ebene in der Meditation, in der Stille.

Die Führung und den Segen, unter der Führung eines lebenden Meisters wachsen und lernen zu können, empfindet dieser als eines der größten Geschenke, die einem Suchenden auf dem Pfad geschehen können.

Licht und Liebe, Lars

Avadhuta

Hallo Jukiwi,

zunächst mal finde ich es hochinteressant, was Du über die Alexandertechnik schreibst. Damit kenne ich mich nämlich so gut wie gar nicht aus und kann deshalb darauf auch nicht näher eingehen. Das hinter dieser Körpertherapie so eine anspruchsvolle geistige Philosophie steckt, ist mir völlig neu, das haut mich ja richtiggehend um.

Jukiwi schrieb: "Aus diesem Blickwinkel verunsichert mich dieses Gespräch über die Gefahren der Meditation im spirituellen Sinn sehr. Es fühlt sich so an, als würde nur bei dem Gedanken an ein spirituelles Erfahren sich automatisch die Tore der Psychiatrien öffnen..."

Nein, so ist es überhaupt nicht! Natürlich darf man an spirituelle Wahrheiten, Erfahrungen und Prozesse denken und sich diese auch wünschen. Nur sollte man eben genau wissen, was man tut!

Der Satz von Frank09 sprang mir nur deshalb so ins Gesicht, weil es hier ja um Menschen mit psychischen Problemen geht, die solche (vielleicht nur ironisch gemeinten) Bemerkungen ernst nehmen. Ich bin für diese Art von Humor zwar auch immer zu haben, aber dann sollte man diesen auch als solchen kennzeichnen. Möglichkeiten gibt's ja da genug... ;). Galgenhumor braucht das Leben, aber man sollte auch schon wissen, wann's von Vorteil ist, rein sachlich auf ein Themengebiet einzugehen.

Und wie gesagt; Depression und Meditation (ohne Meister): No way!

Zu der Frage, ob man ohne Meister überhaupt was machen kann? Ja, aber NATÜRLICH!!! Kein wahrer Meister würde von einem auf sich allein gestellten Sucher verlangen, dass dieser sich hinsetzt und die Hand in den Mund nimmt. Es ist von absolutem Vorteil in den Yamas und Niyamas, für ein gewisses Maß gefestigt zu sein, bevor man seinem Sadguru begegnet. Auch kann man das, was meine Vorredner geschrieben haben, einfach nur rot unterstreichen! Einfach wunderschön!! Reinigungsübungen, gewisse yogische vorbereitende Techniken sind völlig bedenkenlos auszuführen, vor allem, wenn sie von einer/m kompetenten Yogalehrer/in angeleitet werden. Aber ich gestehe, ich bin auch (jetzt wieder) ohne Yogalehrerin etwas experimentierfreudig. ;)

Es ist nur unerträglich, wenn "Wochenendseminare für die Kundalinierweckung" angeboten werden, ohne sich über etwaige Konsequenzen Gedanken zu machen. Da spielen nur finanzielle Interessen eine Rolle und die Gier der unreifen Wahrheitssucher kann geschickt ausgenutzt werden. Aber hin und wieder verirrt sich eben auch ein kleines, zartes Pflänzchen in so eine Gruppe. Und umso sensibler, desto destruktiver die Auswirkungen einer falschen Führung.

Auch ist es so, dass sich der Guru schon vor einer körperlichen Begegnung seinem Schüler offenbaren kann. So ging es beispielsweise auch Reinhard Gammenthaler, der von seinem Meister in Träumen und Visionen Anweisungen für seine persönliche Sadhana erhielt, bis es ein paar Jahre später endlich zur ersehnten "physischen" Begegnung kam. Er machte z.B auch die Erfahrung, wie das Bild seines Gurus - während er noch allein übte - ein merkwürdiges Eigenleben bekam.

Bevor ich jetzt aber den Rahmen des Threads sprenge, halte ich jetzt ein und behalte mir alle weiteren "Offenbarungen" über meine "Erfahrungen" für den Thread auf, in den sie u.U. hingehören. Hier sollten ganz andere Probleme besprochen werden!

Viele, viele Grüße :), Avadhuta

Ramananda

Avadhuta schrieb: "Es ist nur unerträglich, wenn »Wochenendseminare für die Kundalini-Erweckung« angeboten werden (...) Aber hin und wieder verirrt sich eben auch ein kleines, zartes Pflänzchen in so eine Gruppe."

GENAU DIES ist der Punkt auf den ich seit Jahren hinweise. Und bei dem mir seit Jahren widersprochen wird.

Danke, lieber @Avadhuta.

Jukiwi

Danke für eure Antworten und Gedanken. Langsam entwickelt sich bei mir das Bild einer Landschaft mit bestimmten Wegweisern, die ich gut "lesen" kann.

@Ramananda: Genau dieser Auszug aus deinem Buch - die klaren Worte und die pragmatische Haltung - hat mit dazu beigetragen, dass ich davon so begeistert war. Mir ist diese Unterscheidung in gesundheitlich orientiertes Yoga und dem geistigen Pfad sehr hilfreich und ich fühle mich derzeit auch sehr wohl mit Ersterem.

@Larrim: Das gefällt mir gut, dass es sozusagen eine äußere und eine innere stille Begegnung mit einem Meister geben kann. Auch wenn ich vermutlich Lichtjahre davon entfernt bin. Aber es zeigt mir Möglichkeiten.

@Avadhuta: Ja, seit ich in diesem Forum lese, denke ich schon häufig drüber nach, was mit Spiritualität im Yoga gemeint ist. Ob ich jemals so einen Weg gehen will, weiß ich gar nicht. Das müsste sich in mir selbst als drängendes Bedürfnis entwickeln, glaube ich. Ganz sicher will ich niemals auf ein Kundalini-Erweckungs-Wochenende fahren. Ehrlich gesagt, reicht mir schon, was ganz ohne Kundalini-Energie in mir los ist....

Ich glaube auch, dass dieser Austausch gut im Thread über den Geistigen Pfad weitergeführt werden kann, und werde mich dort sicherlich als Leserin einstellen.

Jukiwi

Vani

Hallo ihr lieben Menschen,

seitdem ich bewusst denken kann, scheint es mir, als ob ich anders wäre. Schwer in Worte zu fassen... Die Suche nach Antworten hat mich ja hierher geführt. Ich entdecke immer Neues und Lesenswertes. Manchmal entdecke ich auch etwas an mir selbst. Mittlerweile weiß ich, dass in diesem Leben meine Sehnsucht nicht gestillt wird und ich nicht finde, wonach ich suche. Ich versuche aber trotzdem, es ein wenig zu genießen, was mir wirklich schwerfällt.

Im Moment habe ich wieder schreckliche Schlafstörungen. Also ich habe sie ja immer, aber gerade ist es besonders schwer. Vielleicht kennt ihr etwas, was das Schlafen erleichtert? Die gängigen Sachen und Ratschläge habe ich natürlich alle hinter mir.

Gruß meine Lieben

Larrim

Namaste liebe Vani,

Schön, wieder hier von dir zu hören.

Nun, vielleicht ist die Sehnsucht, die du meinst, nicht stillen zu können, ja eine ganz andere, als du vermutest. Die schlechte Nachricht zuerst: In der äußeren Welt ist Sicherheit nicht zu finden. Auch das Glück auf der materiellen Ebene ist bestenfalls temporär, es hat immer einen Anfang und ein Ende.

Die gute Nachricht jedoch ist, dass wir uns dieses Glück, diese innere Zufriedenheit, nach der wir ja alle Streben und Sehnsucht haben, immer wieder selbst geben können, indem wir uns, durch Yoga, Meditation oder ähnliches in unser inneres Selbst versenken. Mit ein wenig Geduld und Übung auch in diesem Leben: :)

Zu deinen Schlafstörungen fällt mir spontan Yoga Nidra ein. Insbesondere die Variante nach Sri Swami Satyananda wirkt da manchmal kleine Wunder. Das ganze gibt's auf CDs zu kaufen, (Achtung: Schleichwerbung) unter anderem gibt es auch eine Yoga Nidra CD von mir. Yoga Nidra, übersetzt = "yogischer Schlaf", ist eine der wirkungsvollsten Tiefenentspannungstechniken, die ich kennenlernen durfte.

Alles Gute, Licht und Liebe, Lars

Avadhuta

Guten Abend liebe Vani und lieber Lars,

zum Thema Schlafstörungen und Yoga Nidra: Ich besitze alle Yoga Nidra CDs aus dem Ananda Verlag und bin ebenfalls einfach nur begeistert von dieser Technik. Aber dass sie bei Schlafstörungen geeignet ist, kann ich nicht unbedingt bestätigen. Wenn ich sehr aufgekratzt oder ruhelos bin und dann Yoga Nidra mache, fühle ich mich hinterher umso energetisierter.

Diese Technik dient ja der Entspannung resp. soll ja eigentlich den Schlaf kompensieren, hinterher ist man in der Regel erfrischt und entspannt, aber nicht unbedingt müde. Yoga Nidra vor dem Schlafengehen macht mich wieder so fit, dass ich die ganze Nacht durchmachen könnte. Deshalb übe ich das nur noch am frühen Morgen, wenn ich mich durch den Nachtschlaf nicht erholt bzw. erschlagen fühle. Aber das ist sicher unterschiedlich bei jedem Einzelnen ...

@Vani: Falls Du Dich für Yoga Nidra entscheidest, dann übe nur mit einer CD der 1. Stufe, da Du ja unter psychischen Problemen leidest. Mit den fortgeschritteneren Stufen versucht man verborgene Dimensionen der Psyche zu erkunden, mittels bestimmter Visualisierungen usw. Dafür muss man schon ein gutes Stück stabilisiert sein, um das verkraften zu können.

Alles Gute Dir und viele Grüße, Avadhuta

Larrim

Hallo Vani,

 dieser hat sich grade nochmal durch dieses Thema gelesen. Wenn du schon bei der Tiefenentspannung nicht still liegen kannst, fällt dir möglicherweise auch Yoga Nidra schwer.

Dieser ist weder Arzt noch Heilpraktiker, dennoch fällt auf, dass Unruhe in der Tiefenentspannung und Schlafstörungen in die gleiche Richtung tendieren. Es fällt dir anscheinend schwer, loszulassen und dich einfach mal fallenzulassen. Manchmal fällt genau das, was der Mensch am dringendsten benötigt, am aller schwersten. Eventuell wäre bei dir eine Übungspraxis, die hohe Konzentration fordert, wie beispielsweise Kriya Yoga oder Hatha Yoga nach Sri S. Rajagopalan, daher besser geeignet. Beides kannst du in Deutschland bei qualifizierten Lehrern erlernen.

Ramananda schrieb: "Der spirituelle Yoga (...) Das geht aber nur mit Hilfe eines echten, eines erleuchteten Gurus, alleine ist das kaum zu schaffen. Es ist der Guru, der bei der Einweihung dem Schüler einen Teil des Karmas abnimmt (...) Damit ist die Depression zwar noch nicht »weg«, aber der Grundstein ist gelegt (...)"

Dieses Zitat von Ram ist sicher richtig. Für beide oben genannten Richtungen ist daher auch der Besuch eines Meisters hilfreich. Im Juni ist der Kriya Yoga Meister von diesem in Köln und Dresden und gibt dort Seminare. Auch Sri S. Rajagopalan ist immer mal wieder in Deutschland. Wenn du Tipps möchtest zu Lehrern oder Lehrerinnen in deiner Umgebung bzw. zu den Terminen der Meister, ist dieser dir sehr gerne behilflich.

Licht und Liebe, Lars

Avadhuta

@Vani, @Larrim: Ich habe mir zum Thema Meditation und psychische Störungen auch nochmal meine Gedanken gemacht.

Eventuell wäre eine Meditation mit geöffneten Augen sinnvoller oder hilfreicher. Ich habe damit auch schon ganz gute Erfahrungen gemacht. In den tantrischen Traditionen sind solche Techniken beschrieben, so z.B. die Bhairavi Mudra. Man lässt dabei alle Sinne nach außen streben, doch verliert dabei nicht das innere Gewahrsein. Solche Methoden helfen, mit den äußeren Eindrücken bzw. störenden Einflüssen zurechtzukommen und verhindern gleichzeitig das zu große Abdriften in die "innere Welt". Denn für Depressive solls ja nicht drum gehen, noch introvertierter zu werden.

Das Beste ist allerdings, da kann ich mich Lars nur anschließen, wenn man einen kompetenten Lehrer, oder besser noch Meister findet, der einen in spirituelle Übungen einweiht. Nur diese können bei Dir, Vani, in einem persönlichen Kontakt erkennen, was Du wirklich brauchst und was Dir fehlt.

LG, Avadhuta

Wintersun

Hi Vani,

nachdem ich heute Abend zufällig einen Artikel zum Thema Yoga und Depression im Internet gefunden habe, und ich vor kurzem auch das Kapitel "Depressionen erleichtern" in dem Buch "Yoga und Gesundheit für Frauen" gelesen habe (das zu meinen Lieblingsyogabüchern zählt), habe ich mich entschlossen, auch kurz was zu schreiben.

Vor einigen Jahren habe ich einen Bildungsurlaub gemacht. Es war ein sehr herausfordernder Kurs mit dem Titel "Umarme Deinen Tiger! - Aggression als Lebensenergie". Bei der Vorstellungsrunde war ich sehr überrascht. Es waren ganz viele depressive TeilnehmerInen. Auch der Mann, mit dem ich das Zimmer teilte.

Die ersten Tage hatte ich das Gefühl, seine Gegenwart ist wie ein schwarzes Loch und saugt mich aus. Und nach einiger Zeit ist er aufgetaut und war ganz anders. Der Kursleiter hat gesagt, depressiv wird man, wenn man seine Wünsche nicht äußert. Das sind so meine Erfahrungen als Außenstehender. Es gibt wohl auch noch andere Theorien, warum eine Depression entstehen kann.

Ich hoffe, Du hast/findest eine gute Unterstützung auf deinem Weg. Alles Gute, Klaus

Stan

Hallo zusammen,

ich hab selbst langjährige Erfahrungen mit dem Thema Depressionen und hab mich eben registriert, weil mir das Thema Meditation am Herzen liegt. Vorweg: Bei einer akuten, schweren Depression gibt es nur einen Schritt, nämlich professionelle, therapeutische Hilfe und Unterstützung, im Zweifelsfall in einer Klinik.

Aber in der Zeit nach einem Schub wird Meditation immer häufiger ergänzend zur Therapie von Depressionen eingesetzt und kann ein total gutes Werkzeug sein, um besser mit den eigenen Schwierigkeiten umgehen zu können. Die Methode dazu nennt sich 'Mindfulness based stress reduction' (MBSR). (Im Deutschen etwa 'Stressbewältigung durch Achtsamkeit')

Wenn jemand Interesse daran hat: Ich kann die Bücher von John Kabat-Zinn empfehlen, der in den siebziger Jahren das Programm entwickelt hat. Sehr angenehm an den Büchern finde ich, dass sie sich durch handfeste, realitätsnahe Beschreibungen auszeichnen und überhaupt nichts mit Esoterik (und nur nachrangig etwas mit Spiritualität) zu tun haben.

Jede Depression hat andere Ursachen und insofern ist auch der therapeutische Weg für jeden ein anderer. Ich bin da noch lange nicht fertig, aber in jedem Fall hat mir die Achtsamkeits-Meditation ganz neue Blickwinkel ermöglicht und Neues für mich in Gang gesetzt. Und ich hab das autodidaktisch mit Buch, Verstand und mit Vorsicht gelernt, geht auch.

Aber nochmal: Ich habe damit nach einer stationären Therapie angefangen und war zu dem Zeitpunkt nicht mehr schwer depressiv. Während eines depressiven Schubes sollte man sich auf keinen Fall noch mehr Zeugs aufbürden, sondern zum Arzt gehen.

@Vani: Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft, und dass Du schnell wieder Licht siehst. Grüße, Stefan

Wintersun

Hi Stefan,

du hattest Mindfulness based stress reduction in die Diskussion eingebracht. Mir gefallen die Ideen und Gedanken von John Kabat-Zinn auch sehr gut. Einen schönen Vortrag in Englisch gibt es auf YouTube:

Youtube-Video

Mit Klick auf dem Button wird eine Verbindung zu Youtube hergestellt und die bei Youtube üblichen Daten erhoben und Cookies gesetzt.

Liebe Grüße, Klaus

"Meditieren ist wesentlich ein Nicht-Tun. Es ist vielleicht das einzige menschliche Bemühen, bei dem es nicht darum geht, irgendwohin zu gelangen, sondern ganz dort zu sein, wo man schon ist." - Jon Kabat- Zinn

Little break!

Hallo Ihr Lieben!

Auch mich interessiert dieses Thema sehr, denn auch ich bin depressiv. Ich bin vor wenigen Wochen erst von einem stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik zurückgekommen. In dieser Klinik wurden jeden Tag Quigong und Meditation angeboten.

Beides habe ich nicht oft mitgemacht. Aber: Ich habe dort wieder ein Bedürfnis nach Yoga verspürt, was lange Zeit nicht da war. Habe die Wochen vorher nur im Bett gelegen und Ferngesehen. Es ging nichts mehr. Seitdem ich wieder zu Hause bin, mach ich fast täglich Yoga, denn es hilft mir sehr mit diesem Hamsterrad aufzuhören. Dabei mache ich Hatha Yoga. Parallel natürlich Therapie und nehme Medikamente. Mit Meditation habe ich so meine Probleme, weniger mit Pranayama. Yoga hilft mir, meine Konzentration und mein Körpergefühl zu verbessern.

Om shanti, Little break!

Jukiwi

Hi zusammen,

John Kabat-Zinns Buch über Meditation hat damals, als er mir so schlecht ging, zu meinen "Bibeln" gehört! Ich hab's wieder und wieder gelesen und mir die Übungen aufgenommen und vorgelesen etc.

Danke Klaus für das Video. Am meisten beeindruckt hat mich seine so selbstverständlich aufrecht wirkende Haltung. Da ist nichts überflüssiges in seinen Gesten, nichts hektisches oder hysterisches, wie man es manchmal bei Vortragenden sieht. Das war mir sehr angenehm anzusehen.

Liebe/r little break, was du schreibst über deine wieder beginnende Yogapraxis, hört sich gut an. Etwas Ähnliches war damals für mich auch ein Knackpunkt - für die Depression und auch für meinen persönlichen Erkenntnisprozess: Ich übe einfach täglich, ganz egal, wie es mir geht. Irgendwie musste ich beschießen, es zu ignorieren, ob es mir heute gut geht oder schlecht geht, ich tu's einfach. Sanfte Asanapraxis, fließendes Atmen geht immer, auch im schwärzesten Loch. Auch wenn es nur ein paar Minuten sind...

Alles Gute für dich! LG, Jukiwi

Wintersun

@Jukiwi: Schön, dass Du mit dem Vortrag etwas anfangen kannst. Ich bin immer wieder begeistert, wieviel gute Vorträge im Internet zu finden sind. Den Vortrag von John Kabat-Zinn finde ich ganz klasse und sehr sympathisch. Habe ihn mir heute morgen bei der Hausarbeit nochmals angehört. Mir gefällt seine einfache und natürliche Sichtweise auf Meditation. Mein Buch von John Kabat-Zinn habe ich gerade verliehen. Während meiner „Feldenkraiszeit“ habe ich auch immer wieder darin gelesen, da einige Ideen aus dem Buch sehr gut zu der Feldenkraisarbeit gepasst haben.

Liebe Grüße, Klaus

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Siehe auch

furcht frau 564

 

Wissenschaftler der University of Pennsylvania haben in einer Studie gezeigt, dass Pranayama bei schweren Depressionen hilft. Es wurden 25 Studienteilnehmer untersucht, bei den Antidepressiva nicht anschlugen. Diese führen mehrere Wochen lang regelmäßig kontrollierte Atemübungen durch. Die Teilnehmer berichteten danach von signifikanten Verbesserungen ihres psychischen Allgemeinbefindens.

Hier weiterlesen

Woher stammen diese Beiträge?

Früher gab es auf Yoga-Welten.de einen Forumsbereich. Dieser musste aus technischen Gründen abgeschaltet werden, es gab aber auch fast keine neuen Diskussionen mehr. 

Um die oftmals sehr wertvollen Beiträge der Forumsteilnehmer zu "retten", habe ich die ursprünglichen Posts als Grundlage für eine Neuformulierung genommen und zu einem eigenständigen Text umgeschrieben. 

Dabei wurden auch Dopplungen, Rechtschreibfehler und auch themenfremde Postings korrigiert, gekürzt oder ganz weggelassen. Diese "Straffung" erleichtert den Einstieg ins Thema. Zudem wurden die Texte neu formuliert und um Sachverhalte, Bilder etc. ergänzt. Fehler durch diese Textergänzungen etc. sind natürlich nur mir anzulasten. Ich hoffe aber und habe mich sehr darum bemüht, dass die Aussagen der Forenteilnehmer dabei nicht verfälscht wurden.

Unter jedem Posts gibt es die Möglichkeit, diesen weiterhin zu ergänzen, auf Fehler aufmerksam zu machen usw.

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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