Es gibt unzählige Übersetzungen und Kommentaren zu den Yoga-Sutras. Hier liste ich meine Quellen auf. Diese liegen meinen Übersetzungsvarianten und Sutras-Deutungen auf Yoga-Welten.de zugrunde.
Warum so viele Worte um eine Sutra?
Die Sankhya Philosophie ging noch davon aus, dass der Mensch allein durch rein intellektuelle Erkenntnis die große Freiheit erreichen kann. Patanjali war da anderer Meinung: für die Erleuchtung müssen die Bewegungen im Geist ruhen. Dennoch wird die geistige Auseinandersetzung mit den Sutras und deren Deutungen förderlich bleiben.
Intention
Ich habe mehrere Quellen und Kommentare studiert - um die 10 bis 20 für jede Sutra. Hieraus fasse ich verschiedene Ansichten zusammen.
Vornehmlich ist es ein Versuch, die Sutras verständlich auszudrücken. Einen Ausgangspunkt zu finden, auf dem man eigene Erfahrungen mit den Aussagen Patanjalis vergleichen kann. Und natürlich, Patanjalis jeweiligen Empfehlungen folgen zu können.
Übersetzungs-Gefahren
Ich habe die verschiedenen Quellen gelesen, durchdacht und am Ende eine eigene Übersetzung geschrieben. Eine einseitige Festlegung auf eine einzige Bedeutung eines Sanskrit-Ausdrucks zugunsten der Verständlichkeit geht mit der Gefahr einher, die weitgefasste Bedeutung eines Begriffes einseitig einzuschränken. Bei meiner Übersetzung - findest du als Überschrift der Sutra - habe ich dies dennoch getan. Diese folgt primär den Zweck, verständlich zu sein. Danach erst soll sie so nah wie möglich am Originaltext sein.
Bleibe offen: Jede Übersetzung kann einen völlig anderen Sinn einer Sutra ergeben, zumindest andere Akzente setzen oder dasselbe mit anderen Worten ausdrücken.
Die Angabe der Alternativübersetzungen dient deshalb dazu, für sich selbst die Aussage einer Sutra bzw. deren Übersetzung prüfen zu können.
Man muss nicht erst jahrelang meditiert haben, um die Aussagen in den Sutras nachvollziehen zu können. Viele Sutras beziehen sich auf Abläufe in der Natur/unserer Welt, die Funktionsweise unseres Geistes. Diese kann jeder versuchen, mit seiner Erfahrung nachzuvollziehen.
Zu den Übersetzungsvarianten
Beispiele:
- Purusha: Das wahre Selbst.
- Citta: Übersetze ich als Geist oder Bewusstsein.
- Vrittis: Sind die Bewegungen im Geist.
- Buddhi: Der Intellekt oder Verstand.
Ich habe alle gefundenen Übersetzungen modifiziert und hoffe, dabei die jeweils gewünschte Bedeutung nicht verfälscht zu haben. Ihr könnt bei Bedarf alle Quellen selbst einsehen, aber aufgrund des Urheberrechts habe (musste!) ich mich dafür entschieden, hier nicht die wortwörtliche Variante wiederzugeben.
Stückwerk
Kennst du die Geschichte vom Elefanten? Vielleicht ist es manchmal so, dass eine Übersetzung das Ohr des Elefanten ist, die andere das Hinterbein. Gelingt es dir, aus den Übersetzungsvarianten und den vielen Kommentaren dazu, den Elefanten zusammenzusetzen? Versuchen wir es ... :-)
Wozu so viele?
Ich sah die Vielzahl an Übersetzungsvarianten als sinnvoll an, da wir Menschen unterschiedlich sind und die eine Variante bei dem, die andere Variante bei jenem etwas zum Schwingen bringt. Eine Sichtweise, mit der man dann selbst weiter arbeiten kann, um die jeweilige Sutra mithilfe eigener Erfahrung auf ihre Wahrheit zu überprüfen.
Du findest auch Übersetzungsvarianten, die sich eng an den wörtlichen Übersetzungen der Worte orientieren. Diese Varianten sind auf den ersten Blick nicht leicht eingängig. Eventuell ergibt sich in der Meditation über die Sutra eine Eingebung.
Wichtig: Manchmal ergeben sich doch sehr unterschiedliche Bedeutungen bei den Übersetzungsvarianten. Oftmals sind die verwendeten Begriffe zudem vage, sodass sich vieles hineininterpretieren liesse.
Zu den Quellen
Bücher
Yoga - Unsterblichkeit und Freiheit von Mircea Eliade
Mircea Eliade war Professor für vergleichende Religionswissenschaft und lebte von 1907 (geboren in Bukarest) bis zum 22. April 1986 (Chicago). Sein Buch gehört für mich zu den grundlegenden Yoga-Werken, die von einem westlichen Autor verfasst worden sind.
Roots of Yoga
Eine tiefgehende und originäre Zusammenstellung von Textauszügen aus alten Yoga-Schriften zu bestimmten Themen:
- Was ist Yoga?
- Voraussetzungen und hilfreiche Bedingungen
- Asanas
- Pranayama
- Mudras
- Siddhis
- Meditation, Rückzug der Sinne, Konzentration
- Samadhi
- Freiheit
- etc,
Die jeweils vorgeschlagenen Übersetzungen erschien mir im Vergleich zu anderen Übersetzungen derselben Textstellen als höchst authentisch. Leider gibt es das Buch vorerst nur in englischer Sprache.
Fazit: Sehr gute Sprachkenntnisse vorausgesetzt eine hochwertige Zusammenfassung der Wurzeln des Yoga.
R. Palm: Der Yogaleitfaden des Patañjali
von Reinhard Palm; 2010
Aus der Buchanzeige: Reinhard Palm liefert eine philologisch genaue Übersetzung des Sanskrit-Textes (der mit abgedruckt ist) mit eingehendem Kommentar.
Deshpande/Bäumer - Die Wurzeln des Yoga
Das Buch "Die Wurzeln des Yoga" beinhaltet die Übersetzung und die Kommentare der Yoga-Sutras in der Fassung von P.Y. Deshpande. Er war Freiheitskämpfer unter Gandhi, Schriftsteller und Publizist. Die Herausgabe erfolgte unter der Federführung von Bettina Bäumer.
Govindan - Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali
Marshall Govindan praktiziert laut eigenen Angaben seit 1969 intensiv Kriya-Yoga als Schüler von Babaji. Zwei Jahrzehnte half er, dreiundzwanzig Kriya-Yoga-Zentren in verschiedenen Ländern aufzubauen. Seine Übersetzung der Sutras hebt sich durch zahlreiche Übungsvorschläge hervor.
Iyengar - Der Urquell des Yoga
Iyengar bezeichnet Patanjali als seinen "unsichtbaren, ersten und vornehmenden Guru". Er sieht Yoga als Kunst, Wissenschaft und Philosophie. Der Altmeister des Hatha Yoga ist den meisten von uns als vornehmlich Asana-Praktizierender im Bewusstsein. In diesem Buch lässt er uns an seinen grundlegenden Gedanken zum Yoga teilhaben. Iyengar starb am 20. August 2014 in Pune, Indien.
R. Sriram: Von der Erkenntnis zur Befreiung - Das YogaSutra
R. Sriram, 1954 in Chennai, Indien, geboren, seit 1987 in Deutschland lebend, sieht als einen Schwerpunkt seiner Arbeit die Interpretation der Yogaphilosophie in moderne Sprache an. Daraus entstand diese Neuübersetzung des Yoga Sutras.
Geraldine Coster Yoga und Tiefenpsychologie
Geraldine Coster unternimmt in ihrem Buch "Yoga und Tiefenpsychologie" einen Vergleich beider Lehren und Erkenntnisse. Das Ergebnis ist eine spannende und erhellende Zusammenfassung der Grundlagen beider Geisteswelten.
Zudem noch die folgenden Bücher:
- Feuerstein, Georg: Die Yoga Tradition
- Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra
- Sri Swami Satchidananda: The Yoga Sutras of Patanjali
Ältere Quellen
Das Yoga-System von Patanjali von James Haughton Woods von 1917
Enthält:
- Die Yoga-Sutras von Patanjali
- Den Kommentar dazu von Vyasa
- Die Erklärung des Kommentars von Vachaspati Mishra (Vāchaspati Misra, Vachaspati Migra bzw. Vacaspati Mishra.)
Übersetzt aus dem Original Sanskrit von James Haughton Woods (1864-1935), Professor für Philosophie in Harvard, siehe zum Autor: https://ealc.fas.harvard.edu/james-haughton-woods
Das PDF des Textes ist hier zu finden: https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.40668
Patanjali´s Yoga Sutras, übersetzt von Râma Prâsad
Mit dem Kommentar von Vyasa und der Glosse (Kommentar zum Kommentar von Vyasa) von Vachaspati Misra.
- Mehr zum Autor: https://anthrowiki.at/Rama_Prasad
- PDF des Buches auf Archieve.org
The Yoga-Darśana: The Sutras of Patañjali with the Bhāsya of Vyasa
- Übersetzt im Jahre 1907 von Sir Gaṅgānāth Jhā (25 December 1872 – 9 November 1941), Professor für Sanskrit, indische und buddhistische Philosophie, Muir Central College, Allalabad. https://en.wikipedia.org/wiki/Ganganath_Jha
- PDF online verfügbar unter: https://universaltheosophy.com/pdf-library/Yoga%20Darshana%20Eng%20with%20Vyasa%20Bhashya%20&%20Notes%20-%20Ganganath%20Jha%201907.pdf
Internetseiten
- Yoga-Vida (deutsch)
Raja Yoga Sutra von Patanjali - Kommentar von Sukadev Bretz zu den Raja Yoga Sutras von Patanjali.
Sehr ausführliche Seite, praktisch ein komplettes Buch, das online kostenlos zur Verfügung steht. Sukadev erzählt viele private Erlebnisse zu den einzelnen Sutras. Lesenswert! -> Zum Buch auf Yoga-Vidya.de
Daneben gibt es eine ausführliche Internet-Übersetzung des Yogasutras auf Yoga-Vidya.de - Ashtangayoga.info (deutsch)
Patanjali-Übersetzung nebst Kommentar von Dr. Ronald Steiner. Viele Sutras werden ausführlich erläutert. Teilweise erfolgt eine eigenwillige Auslegung. Ebenfalls lesenswert!
-> Zu den Sutras auf ashtangayoga.info - 12Körbe (deutsch)
Wortwörtliche Übersetzung, ohne auf kompletten Satzbau wert zu legen. Interessant!
-> Zu den Sutras auf 12koerebe.de - Vedanta-Yoga.de (deutsch)
Auslegung und Interpretation der Sutras von Narada. Als Schüler von Sukadev von dessen Auslegung geprägt, teilweise findet sich aber auch eine Sichtweise ähnlich Dr. Steiner von Asthtangayoga.info. Gut geschrieben
-> Zu den Sutras auf vedanta-yoga.de - Openland (deutsch)
Reine Übersetzung, eigenwillig. Als Ergänzung geeignet.
-> Die Website openland.de wurde mittlerweile eingestellt - Die Sutras mit buddhistischen Kommentaren (englisch)
Nicht ganz einfaches Englisch, Autor: Wim van den Dungen, sehr lesenswert.
-> Zu www.bodhi.sofiatopia.org [Anmerkung: Die buddhisitschen Kommentare wurden mittlerweile entfernt. Stattdessen gibt es dort ein Buch zu kaufen, indem die Kommentare enthalten sind.] - Gabriel Pradīpaka (englisch)
Eine englische Übersetzungsvariante. Leider wurde die Sutra-Übersetzung offline gestellt. Zu finden noch über archive.org.
-> Zur Seite - The Arlington Center (englisch, PDF)
Eine englische Übersetzungsvariante. Übersetzer: Chip Hartranft. Seine Intention: Eine Brücke zwischen Yoga und Buddhismus aufzuzeigen. Mehr zum Autor unter www.arlingtoncenter.org
-> Zum PDF - Yoga Sutra Study (englisch)
Gibt gleich sechs verschiedene Übersetzung an:
Hariharananda Aranya
I. K. Taimni
Vasa Houston
Barbara Miller
Swami Satchidananda
Swami Prabhavananda
Swami Vivekananda
-> Zur Seite - Rainbowbody.com (englisch)
Titel der Seite: Der Aufenthaltsort des Geistes
Unkonventielle Übersetzung des Yogasutras mit ausführlicher Kommentierung der einzelnen Sutras.
-> Zur Seite
Quellen früher Kommentare zum Yogasutra
Kommentar von Vyasa
Vyasas Kommentar zum Yogasutra (oftmals kurz Yogabhashya gennant) gilt als erster ausführlicher Kommentar und wird oftmals als Grundlage der Interpretation einer Sutra herangezogen.
Zum Kommentar von Vyasa sei gesagt: Niemand weiß genau, wer Vyasa war. Manche nehmen sogar an, dass Patanjali selbst Vyasa war.
Feuerstein, der den Kommentar von Vyasa ins fünfte Jahrhundert nach Christi datiert (und damit mehrere Jahrhundert nach dem Verfassen des Yoga-Sutra), erkennt in dem Kommentar eine tiefe Kenntnis des Yogapfades. Vyasas Kommentar des Yoga-Sutra enthalte „den Schlüssel zu vielen rätselhafteren Aphorismen von Patanjalis Schrift.“ Vorsicht sei jedoch angebracht. Feuerstein meint, das Vyasa nicht in der „direkten Denkrichtung Patanjalis“ stehe. Einige der Interpretationen und Begriffsverwendungen „weichen erheblich vom Yoga-Sutra ab“, so Feuerstein.
Kommentar von Vacaspati Mishra
Zum Kommentar von Vacaspati Mishra: Dieser ist laut Feuerstein der erste größere Kommentar seit dem von Vyasa und stammt aus dem 9. Jhd. nach Christi. Vacaspati Mishra schrieb „hervorragende“ Kommentare zu den sechs klassischen System der Hindhu-Philosophie, neben Yoga auch Samkhya, Vedanta usw. Feuerstein bewertet sein Wissen als eher theoretisch denn praktisch fundiert. Das sehe man an ausschweifenden philosophischen Auslegungen bei mangelnden praktischen Beispielen. Nichtsdestotrotz trägt Mishras Arbeit dazu bei, schwer verständliche Abschnitte des Kommentars von Vyasa zu beleuchten.
Der Kommentar oder Bhasya, gewöhnlich nach einem kurzen einleitenden Absatz oder Satz (avatdrana genannt), greift die Sutras eine nach der anderen auf und gibt zuerst den Text und dann die Bedeutung davon wieder.
Die Erklärung von Vacaspatimicra istin erster Linie eine Erklärung des Kommentars von Vyasa; da der Kommentar aber auch die Sutras umfasst, ist er eigentlich eine Erklärung sowohl der Sutras als auch des Kommentars.
Aus Wikipedia: Vachaspati Mishra (Sanskrit: वाचस्पति मिश्र Vācaspati Miśra) war ein indischer Brahmane aus Mithila, der im 9. oder 10. Jahrhundert lebte. Von ihm stammen Kommentare zu verschiedenen indischen Lehrsystemen, namentlich zum Advaita Vedanta, Yoga, Samkhya und Nyaya.
Zu den bekannten Werken gehören Bhāmatī, ein Subkommentar zu Shankaras Brahmasūtrabhāṣya, womit Vachaspati Mishra die „Bhamati-Schule“ des Advaita Vedanta begründete. Das Werk Sāmkhyatattvakaumudī ist die bekannteste Abhandlung über die Samkhyalehre. Tattvavaiśāradī gilt als wichtiger Subkommentar zu Vyasas Yogasūtrabhāṣya und trägt stark zum Verständnis von Patanjalis Yogasutra bei.
Kommentar von Shankara
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