Yoga Sutra Artha
- 
Yoga Sutra I-42: Samapatti erfolgt in vier Stufen. Stufe 1: Wenn Samapatti mit Wortwissen, Schlussfolgerungen und Vorstellungen durchsetzt ist, wird es Savitarka Samapatti genannt Tatra shabdârtha-jnâna-vikalpaih samkîrnâ savitarkâ samāpattiḥ Tatra shabdârtha-jnâna-vikalpaih samkîrnâ savitarkâ samāpattiḥ
 तत्र शब्दार्थज्ञानविकल्पैः संकीर्णा सवितर्का समापत्तिःMit dieser Sutra beginnt die Reise im Samadhi. Patanjali beschreibt zunächst die Erscheinungen auf dieser ersten Stufe des Samadhi und nennt sie Savitarka. 
 Es handelt sich dabei um eine Art Erleuchtung – aber mit "Denken"...
- 
Yoga Sutra I-43: Stufe 2 von Samapatti: Wenn die Erinnerungen und Prägungen völlig gereinigt sind, als ob dessen eigene Form schwindet, nur noch das (Meditations-)Objekt erstrahlt, ist Nirvitarka (Samapatti/Samadhi) erreicht. smṛti-pariśuddhau svarūpa-śūnyeva-arthamātra-nirbhāsā nirvitarkā smṛti-pariśuddhau svarūpa-śūnyeva-arthamātra-nirbhāsā nirvitarkā
 स्मृतिपरिशुद्धौ स्वरूपशून्येवार्थमात्रनिर्भासा निर्वितर्काWir schreiten voran: Patanjali erläutert die zweite Stufe von Samadhi (immer noch Samadhi mit Samen). Die Erkenntnis wird tiefer, das Denken schwindet. Wir kommen der Schau der wahren Natur der Dinge näher. 
- 
Yoga Sutra I-49: Das Wissen aus Nirvichara Samapatti ist von höherer Art als das Wissen, das aus Gehörtem, Gelesenem oder mittels Schlussfolgerung gewonnen wurde śruta-anumāna-prajñā-abhyām-anya-viṣayā viśeṣa-arthatvāt 
 श्रुतानुमानप्रज्ञाभ्यामन्यविषया विशेषार्थत्वात्Das Wissen, dass dem routinierten Nirvichara-Praktizierendem enthüllt wird, ist von einer ganz anderen Art, als jenes Wissen, dass wir gemeinhin als solches bezeichnen. 
- 
Yoga Sutra II-18: Die wahrgenommenen Objekte sind aus den 3 Gunas mit den Eigenschaften Klarheit, Aktivität und Trägheit zusammengesetzt, bestehen aus Elementen und Wahrnehmungskräften – alles Wahrgenommene dient der sinnlichen Erfahrung und der Befreiung Prakâsha-kriyâ-sthit-–shîlam bhûtendriyât-makam bhogâpavargârtham drishyam Prakâsha-kriyâ-sthit-–shîlam bhûtendriyât-makam bhogâpavargârtham drishyam
 प्रकाशक्रियास्थितिशीलं भूतेन्द्रियात्मकं भोगापवर्गार्थं दृश्यम्Wenn der Yogi langsam aus seiner Unwissenheit erwacht, nimmt er die Welt um sich herum mit Staunen wahr. Die Wirklichkeit ist eine geheimnisvolle Beziehung zwischen „Wahrnehmenden“ und „Wahrgenommenen“. Prakriti, die Natur, tanzt einen rätselhaften Tanz, der uns seit Urzeiten staunen lässt. In dieser und den folgenden Sutra geht es um diesen Tanz, sprich die Eigenschaften der Natur, deren Wirkungsweisen und deren Nutzung durch den Menschen. Patanjali versucht zu beschreiben, „was da draussen ist“. Was unser wahres Selbst – Purusha – sehen und erfahren darf. 
- 
Yoga Sutra II-21: Die Welt existiert nur für den Sehenden Tadartha eva dṛśyasyātmā Tadartha eva dṛśyasyātmā
 तदर्थ एव दृश्यस्यात्माEine durch und durch positive Sutra. Und eine, aus der wir viel Kraft schöpfen können – in guten und in schlechten Zeiten. Eine Sutra, die unser Interesse für die Welt und unsere permanente Achtsamkeit stark zu motivieren vermag. Die uns bei einer Entscheidung „Soll ich das jetzt tun oder lieber lassen“ als Richtschnur zur Verfügung steht. 
- 
Yoga Sutra II-22: Die Welt verschwindet für den, für den sie ihren Zweck erfüllt hat; für alle anderen existiert sie als gemeinsame Realität weiter Kritârtham prati nashtam apy anashtam tad-anya-sâdhâranatvât Kritârtham prati nashtam apy anashtam tad-anya-sâdhâranatvât
 तदर्थ एव दृश्यस्यात्माDies ist eine für den Normalmenschen kaum nachvollziehbare Sutra. Wie soll sich die Welt für mich auflösen, wenn ich sie völlig (und dauerhaft) durchschaue? Die Kommentatoren versuchen, diesen Prozess zu erklären und geben wertvolle Empfehlungen. 
- 
Yoga Sutra III-36: Sinnliche Erfahrungen beruhen auf einer Wahrnehmung, die nicht zwischen dem wahren Selbst (Purusha) und dem reinen Intellekt (sattviger Buddhi) unterscheidet – durch Samyama auf das wahre Selbst (Purusha) entsteht Wissen über Purusha Sattwa-purushayor atyantâsamkirnayoh pratyayâvishesho bhogah parârthât svârtha-samyamât purusha-jnânam Sattwa-purushayor atyantâsamkirnayoh pratyayâvishesho bhogah parârthât svârtha-samyamât purusha-jnânam
 सत्त्वपुरुषायोः अत्यन्तासंकीर्णयोः प्रत्ययाविशेषोभोगः परार्थत्वात्स्वार्थसंयमात् पुरुषज्ञानम्Wer sich nicht nur mit dem „was“, sondern auch mit dem „warum“ hinter dem Yoga beschäftigen möchte, landet früher oder später bei den tiefgründigen Versen des Yoga Sutra von Patanjali. Einer davon – Sutra III.36 – hat es besonders in sich. Hier geht’s nicht um akrobatische Posen oder Atemtechniken, sondern um das feine Gespür für das, was in uns wirklich echt ist. Im Artikel findest du die Deutungen und Erläuterungen der Kommentatoren des Yogasutra zu wahrem Selbst, Verstand, inneren Impulsen, äußeren Reizen und spirituellem Ehrgeiz. Und vielleicht – nur vielleicht – bringt dich dieser Vers ein kleines Stück näher an das, was du tief in dir längst bist. Diese Sutra ist für viele Kommentatoren ein sehr wichtiger Vers. Denn wenn ein Yogi unterscheiden kann, was im Leben dem wahren Selbst dient bzw. in dessen Interesse liegt, so kann er stets eine gute Entscheidung treffen und viele Klippen auf dem spirituellen Pfad umschiffen. Patanjali mahnt vermutlich mit dieser Aussage auch davor, die übersinnlichen Fähigkeiten, die in diesem dritten Kapitel das Hauptthema sind, nicht allzu wichtig zu nehmen bzw. ihnen nicht allzu sehr nachzueifern. 
- 
Yoga Sutra III-48: Samyama auf den Wahrnehmungsprozess der Sinnesorgane, ihre Eigennatur, ihre Verbindung zu unserem Ego, ihre Wechselwirkung untereinander und ihren Zweck führt zum Sieg über die Sinne grahaña-svarûpâsmitânvayârthavattva-saäyamâd indriya-jayaï grahaña-svarûpâsmitânvayârthavattva-saäyamâd indriya-jayaï
 ग्रहणस्वरूपास्मितान्वयार्थवत्त्वसंयमादिन्द्रियजयःMeditation über die Sinne klingt nach fernöstlicher Romantik – doch wer sich ernsthaft damit beschäftigt, entdeckt ein verblüffend handfestes Trainingsprogramm: Die Untersuchung der Tätigkeit deiner Sinnesorgane seziert deine Wahrnehmung Schritt für Schritt und legt offen, wie das Hören, Sehen und Fühlen von Klang, Licht etc. dein Ego befeuern und deine Aufmerksamkeit fernsteuern. In dieser und der folgenden Sutra geht es Patanjali daher um die Meisterung der Sinnesorgane mittels Samyama und den Kräften, die aus dieser Meisterung entstehen. 
- 
Yoga Sutra IV-23: Wenn der Geist in der Lage ist, den Sehenden und das Gesehene widerzuspiegeln, versteht er alles Draṣṭṛ-dṛśy-opa-raktaṁ cittaṁ sarva-artham Draṣṭṛ-dṛśy-opa-raktaṁ cittaṁ sarva-artham
 द्रष्टृदृश्योपरक्तं चित्तं सर्वार्थम्Wieder keine ganz unwichtige Sutra, vor allem, wenn man der Interpretation von Vyasa zustimmt. Er verneint vehement, dass unser Verstand auch unser Selbst ist. Vielmehr gebe es einen Purusha hinter dem (materiellen) Verstand, welcher letztendlich der wirklich Erkennende ist. Dein Geist "färbe" sich stattdessen mit der Welt und mit dir selbst, er wirkt dadurdch lebendig, ist aber in Wahrheit nur Bühne. Dieser Punkt wird in den Neurowissenschaften heutzutage ähnlich diskutiert. Dieser Artikel bietet dir eine Mischung aus alten Kommentaren, moderner Wissenschaft und handfesten Übungen, die dir helfen können, den Spiegelcharakter deines Geistes zu begreifen – im Sitzen auf dem Kissen ebenso wie mitten im Alltagstrubel. 
- 
Yoga Sutra IV-24: Obwohl der Geist von unzähligen Wünschen und Eindrücken (Vasana) geprägt ist, dient er dem wahren Selbst (Purusha), denn beide sind miteinander verbunden tad asaòkhyeya-vâsanâbhiå citram api parârthaä saähatya-kâritvât tad asaòkhyeya-vâsanâbhiå citram api parârthaä saähatya-kâritvât
 तदसंख्येयवासनाभिश्र्चित्रमपि परार्थं संहत्यकारित्वात्Auch wenn die Übersetzung dieser Sutra abstrakt klingt, merkst du, wenn du dich hineinliest, wie nah die Gedanken des Yogasūtra an deinem eigenen Erleben sind. Der Geist, so bunt er sich gebärdet, ist nicht Selbstzweck – er arbeitet, damit du als stiller Zeuge überhaupt erkennen kannst, was Genuss, Leid oder Freiheit bedeutet. Wer das begreift, findet ein Werkzeug zur Meisterung von Alltag, Meditation und dem großen, nie endenden Spiel von Geist und Bewusstsein. 
- 
Yoga Sutra IV-32: Dann (wenn Dharma-Megha-Samadhi erreicht wurde) enden für den Yogi die Veränderungen in der Natur durch die drei Gunas, weil diese ihren Zweck erfüllt haben tataḥ kṛtārthānaṁ pariṇāma-krama-samāptir-guṇānām tataḥ kṛtārthānaṁ pariṇāma-krama-samāptir-guṇānām
 ततः कृतार्थानां परिणामक्रमसमाप्तिर्गुणानाम्In den letzten drei Versen des Yogasutras beschreibt Patanjali, wie für einen erleuchteten Menschen das normale Dasein endet, sich Raum, Zeit und Welt auflösen, das Streben endet. Am Ende soll eine vollkommene Freiheit warten. Dieser Artikel führt dich dorthin, wo Patanjali leise wird: zu dem Moment, in dem die Welt ihr Werk getan hat und die inneren Rädchen aufhören zu klicken. Du bekommst eine klare Landkarte – von den klassischen Kommentaren bis zu Übungen, die du heute ausprobieren kannst. 
- 
Yoga Sutra IV-34: Das Ziel des Purushas, unseres wahren Selbstes, ist das Aufgehen der Gunas in die Prakriti, der Urnatur, und seine Rückkehr zu Kaivalya, der absoluten Freiheit. Purusha, ruht dann in seiner wahren Natur. Hier endet die Yogalehre – iti. Purushârtha-shûnyânâm gunânâm pratiprasavah kaivalyam svarûpapratishthâ va chiti–shakter iti Purushârtha-shûnyânâm gunânâm pratiprasavah kaivalyam svarûpapratishthâ va chiti–shakter iti
 पुरुषार्थशून्यानां गुणानांप्रतिप्रसवः कैवल्यं स्वरूपप्रतिष्ठा वा चितिशक्तिरितिDie letzte Sutra. Das Yogastura beginnt mit ata (jetzt) und endet mit iti (Ende). Patanjali schildert (erneut) Kaivalya, das Ziel des Yogaweges, die Befreiung. Unser Selbst, unsere Seele, findet zu ihrer wahren Natur. Mit diesem Artikel versuche ich, Yogasutra 4.34 zu erschließen, beginnend bei den Schlüsselbegriffen, über klassische Kommentare bis hin zu modernen Anknüpfungen und Übungsanregungen. Keine ganz einfache Angelegenheit, da dieser Zustand nicht mit unserem normalen Alltagsbewusstsein vergleichbar sein soll. 
