Draṣṭṛ-dṛśy-opa-raktaṁ cittaṁ sarva-artham
द्रष्टृदृश्योपरक्तं चित्तं सर्वार्थम्
Wieder keine ganz unwichtige Sutra, vor allem, wenn man der Interpretation von Vyasa zustimmt. Er verneint vehement, dass unser Verstand auch unser Selbst ist. Vielmehr gebe es einen Purusha hinter dem (materiellen) Verstand, welcher letztendlich der wirklich Erkennende ist. Dein Geist "färbe" sich stattdessen mit der Welt und mit dir selbst, er wirkt dadurdch lebendig, ist aber in Wahrheit nur Bühne. Dieser Punkt wird in den Neurowissenschaften heutzutage ähnlich diskutiert. Dieser Artikel bietet dir eine Mischung aus alten Kommentaren, moderner Wissenschaft und handfesten Übungen, die dir helfen können, den Spiegelcharakter deines Geistes zu begreifen – im Sitzen auf dem Kissen ebenso wie mitten im Alltagstrubel.
Kurz zusammengefasst
- Citta (Geist): Der Geist ist wie ein Kristall – er spiegelt sowohl den Seher (puruṣa) als auch das Gesehene (dṛśya) wider. Obwohl er unbewusst ist, erscheint er durch die Nähe zum Bewusstsein lebendig.
- Puruṣa (Seher): Der wahre Zeuge ist unverändert und unabhängig vom Geist. Ohne ihn gäbe es keine Erkenntnis.
- Erfahrung & Spiegelung: Alles Erkennen entsteht durch die Färbung des Geistes, der sowohl Subjekt als auch Objekt enthält. Das macht ihn sarvārtha – allumfassend.
- Klassische Kommentare: Vyāsa, Vācaspati Miśra und andere betonen die Trennung von Geist und Seher. Wer Geist mit Bewusstsein verwechselt, tappt in die Falle der Illusion. Der Geist ist nicht der Meister, sondern das Instrument. Der Puruṣa ist derjenige, der wirklich erkennt.
- Moderne Wissenschaft: Kognitionswissenschaft und Neuropsychologie beschreiben Wahrnehmung ebenfalls als Konstruktion. Parallelen zu Yoga: Gehirn = Spiegel, Bewusstsein = stiller Zeuge.
- Praxisbezug: In Meditation übst du, Spiegelungen im Geist wahrzunehmen, ohne dich mit ihnen zu identifizieren. Im Alltag hilft dir das Sutra, Emotionen und Gedanken klarer zu sehen, statt ihnen blind zu folgen.
Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.
Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits
Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:
- Drashrti, draṣṭṛ, drastr = der Sehende; der Wissende; der Erkennende; der Wahrnehmende; Seher;
- Drishya, dṛśya, drista = das Gesehene; das Gewusste; das Wahrgenommene; Sichtbares;
- Upa, ūpa = von nahe;
- Raktam, rakta = färben; angleichen; anregen;
- Uparaktam = gefärbt; eingefärbt; gefiltert; verzerrt; befleckt; voreingenommen; getönt;
- Chitta, chittam, citta = Verstand; Geist; Raum der Wahrnehmung; Bewusstheit; Bewusstsein;
- Sarva = alles; gesamt; alle;
- Artham = Sinn; Zweck; Ziel; Grund;
- Sarvatham, sarvârtham = allumfassend; gemeinsamer Zweck des Lebens;
Zu den Quellen
Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:
Bücher
- Mircea Eliade: Yoga – Unsterblichkeit und Freiheit
- Iyengar: Der Urquell des Yoga
- Deshpande/Bäumer: Die Wurzeln des Yoga
- Geraldine Coster: Yoga und Tiefenpsychologie
- R. Sriram: Von der Erkenntnis zur Befreiung – Das YogaSutra
- Govindan: Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali
- Mallinson/Singleton: Roots of Yoga
- R. Palm: Der Yogaleitfaden des Patañjali
- T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation | Das Yoga Sutra von Patanajali
- Feuerstein, Georg: Die Yoga Tradition (Amazon)
- Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra (Amazon)
- Sri Swami Satchidananda: The Yoga Sutras of Patanjali (Amazon)
- Trevor Leggett: The complete Commentary by Sankara on the Yoga-Sutras* (Amazon)
Internetseiten
- Internet-Übersetzung des Yogasutras auf Yoga-Vidya.de
- Zu den Sutras auf ashtangayoga.info
- Zu den Sutras auf 12koerebe.de
- Zu den Sutras auf vedanta-yoga.de
- Openland.de (mittlerweile offline)
- Zu www.bodhi.sofiatopia.org (buddhistische Kommentare zum Yogasutra nur noch als Buch)
- sanskrit-sanscrito.com (Sutras anscheinend entfernt)
- Zur Übersetzung von Chip Hartranft (PDF)
- Die Übersetzung von Hariharananda Aranya, I. K. Taimni, Vasa Houston, Barbara Miller, Swami Satchidananda, Swami Prabhavananda, Swami Vivekananda finden sich auf dieser Seite.
- Übersetzung von James Haughton Woods
- Rainbowbody.com (ausführliche und eigene Kommentierung)
- Wisdom Library
Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.
Dein Übersetzungsvorschlag
Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.
Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?
Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)
Einordnung dieser Sutra im Yogasutra
Kurze Zusammenfassung der vier Kapitel des Yogasutras
- 1. Samādhi Pāda – Über die Versenkung
Beschreibt das Ziel des Yoga: das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Erläutert, was Yoga ist, die Arten von Samādhi (meditativer Versenkung) und wie der Geist durch Übung (abhyāsa) und Loslösung (vairāgya) zur Ruhe gebracht werden kann. - 2. Sādhana Pāda – Über die Praxis
Behandelt die konkrete Praxis des Yoga. Führt die acht Glieder des Yoga (Ashtanga Yoga) ein: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi. Schwerpunkt liegt auf der ethischen Vorbereitung und inneren Reinigung. - 3. Vibhūti Pāda – Über die übernatürlichen Kräfte
Beschreibt die fortgeschrittenen Stufen der Praxis (Dharana, Dhyana, Samadhi = Samyama) und die daraus entstehenden übernatürlichen Kräfte (Siddhis). Warnt davor, sich von diesen Kräften ablenken zu lassen. - 4. Kaivalya Pāda – Über die Befreiung
Erklärt das Ziel des Yoga: Kaivalya (vollkommene Befreiung des Selbst von der Materie). Diskutiert die Natur des Geistes, Karma, Wiedergeburt und wie durch Erkenntnis die endgültige Freiheit erlangt wird.
Im Kaivalya-Pāda (Kapitel 4) untersucht Patañjali die Herkunft außergewöhnlicher Fähigkeiten (siddhi), den Ursprung und die Vielheit der Geistesströme, sowie die Kausalität von karman und saṃskāra über Leben hinweg. Siddhis entstehen laut 4.1–4.3 aus Geburt, Kräften/Heilpflanzen, Mantra, Askese und Samādhi – sind jedoch Nebenprodukte, nicht Ziel. 4.4–4.6 erklären, dass Geisteinheiten aus ahaṃkāra hervorgehen können; 4.7–4.12 ordnen Handlungen als weiß, schwarz oder gemischt ein, zeigen, wie Eindrücke (vāsanā) Kontinuität über Zeit stiften und wie die Guna-Dynamik Ereignisse treibt. 4.13–4.17 präzisieren, dass Objekte durch Guna-Zustände bestimmt sind; Wahrnehmung variiert, doch Objekte besitzen eine eigengesetzliche Beständigkeit – die Differenz entsteht aus individuellen Geistesfärbungen.
Mit 4.18–4.23 wendet sich der Text dem Erkenntnisakt zu: Der Geist (citta) ist prinzipiell erkennbar, weil er Objekt ist; der Seher (puruṣa) ist unwandelbar und erkennt durch die Nähe zum Geist (4.22). So kommt es zum berühmten Spiegelbild: In 4.23 heißt es sinngemäß, dass ein vom Sehenden und vom Gesehenen „gefärbter“ Geist alles zu verstehen vermag. Die praktische Pointe: Kläre den Geist, ordne Eindrücke, durchschneide Identifikation – dann erscheint er transparent genug, Zeuge und Welt zugleich abzubilden, ohne sich in ihnen zu verlieren.
Abschnitt (Sūtra-Spanne [—]) | Hauptthema [—] | Kernaussage [—] | Praxisbezug [—] |
---|---|---|---|
4.1–4.3 | Entstehung der "siddhi" | Fähigkeiten entspringen Geburt, Kräften, Mantra, Askese, "Samādhi"; sie sind "Nebenprodukte", nicht Befreiungsgrund. | Fokus bleibt "Viveka" und Sammlung; siddhis nicht jagen, sondern Disziplin und Klarheit pflegen. |
4.4–4.6 | Vielheit von "citta" | Geistesströme entstehen aus "ahaṃkāra"; auch wenn vielfältig, dienen sie einem Träger. | Wahrnehm’ Geistesmodi als "Instrumente" – nicht als „Ich“. |
4.7–4.12 | "karman", "saṃskāra", Kontinuität | Handlungen prägen Eindrücke; diese tragen über Zeiten und Leben. Ereignisse folgen "Guna-Kausalität". | Ethik & Achtsamkeit: Eindrücke "veredeln" (yama-niyama), damit der Geist leichter zur Sammlung findet. |
4.13–4.14 | Natur der "Objekte" | Objekte bestehen als "Guna-Konfigurationen"; Veränderung = Wandel der Eigenschaften. | In Meditation Wandel als "Qualitätsverschiebung" sehen statt als Drama. |
4.15–4.17 | Subjektive Sicht & objektive Basis | Wahrnehmungen unterscheiden sich wegen verschiedener "citta-färbungen"; dennoch hat das Gesehene eigene Gesetzlichkeit. | Trainiere "Unterscheidung": Was ist Projektion, was ist Faktur des Objekts? |
4.18–4.21 | Erkennbarkeit des "Geistes" | Geist ist "objektivierbar"; er kennt sich nicht selbst vollkommen – der "Zeuge" steht jenseits. | Selbstbetrachtung: Gedanken, Fühlen, Wollen als "Objekte" sehen. |
4.22–4.23 | "Seher–Gesehen–Spiegel" | Der "unwandelbare Seher" erkennt durch Nähe zum Geist (4.22); ein von Seher und Gesehenem "gefärbter Geist" vermag "alles" zu verstehen (4.23). | Geist "klären": Sammeln, Läutern, Nicht-Identifikation – damit er Seher & Welt "spiegelt", ohne daran zu haften. |
Yoga-Sūtra 4.23: Der Geist als allumfassender Spiegel
Das Sūtra IV.23 aus dem Kaivalya-Pāda der Yoga-Sūtras lautet sinngemäß: “draṣṭṛ-dṛśya-uparaktaṃ cittaṃ sarvārtham” – der Geist (citta), von Sehendem und Gesehenem „farbig gemacht“, ist allumfassend oder „alles enthalten“. In anderen Worten: Wenn der Geist von allen Objekten und vom reinen Wahrnehmenden geprägt ist, erscheint er als ein Medium, das jeglichen Inhalt reflektiert.
Schlüsselbegriffe
- Citta (Geist) – das gesamte innere Erfahrungsfeld. Im Sankhya-Yoga besteht es aus buddhi (Intellekt), ahaṃkāra (Ich-Gefühl) und manas (Sinnesverstand). Es ist ein Teil der prakṛti (Materie) und an sich unbewusst.
- Dṛṣṭṛ, Drashtri (Sehender, Purusha) – reines, unveränderliches Bewusstsein (reiner Zeuge), getrennt von Geist und Körper. Heißt im Sanskrit wörtlich "der Seher". Wird auch mit der Beobachtende oder wahrnehmendes Subjekt übersetzt. Im Yogasutra steht Drashtri für Purusha als Wahrnehmende Instanz, unberührt vom Gesehenen. Nach Sankhya ist Puruṣa „reines Gewahrsein“.
- Dṛśya (Gesehenes) – alle Objekte des Erkennens (Welt, Sinneseindrücke usw.), die vom Geist wahrgenommen werden.
- Sarvārtha (allumfassend) – hier bedeutet, dass der Geist alle Objekte enthalten oder spiegeln kann. Vyāsa nennt ihn sarvārtha “omni-objective”; er “assumes the nature of both the conscious and unconscious”.
- Uparakta (bemannt) – vom Dṛṣṭṛ und Dṛśya „gefärbt“ bzw. imprägniert. Das Bild eines Spiegels, der gleichzeitig das Licht des Beobachters und das äußere Bild aufnimmt, bietet eine hilfreiche Analogie.
Die Sutra im Kontext
Zum Verständnis dieser Sutra lies auch alle vier Sutras: IV 22-25:
Yoga Sutra IV-22: Selbsterkenntnis tritt ein, wenn der Geist nicht mehr von Ort Ort wandert und sich selbst wahr nimmt
Yoga Sutra IV-24: Obwohl der Geist von unzähligen Wünschen und Eindrücken (Vasana) geprägt ist, dient er dem wahren Selbst (Purusha), denn beide sind miteinander verbunden
Yoga Sutra IV-25: Wer den Unterschied zwischen Geist und wahrem Selbst erkannt hat, hört auf, den eigenen Geist bzw. dessen Regungen als Ich zu verstehen
Siehe auch Sutra I-2 und I-3:
Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist
Yoga Sutra I-3: Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur
Und sonst? Sutra I-4:
Yoga Sutra I-4: In den anderen geistigen Zuständen - mit Vrittis - identifiziert sich der Wahrnehmende mit den Bewegungen im Geist
Ziel des Yoga besteht also darin, unser wahres Selbst, Purusha den Beobachter zu erfahren. Dann, so die Yogaphilosophie, erfahren wir auch Satchidananda - Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Der Geist: ein Spiegel, von zwei Seiten gefärbt
Unser Geist, Chitta, wird immer von den Objekten bzw. der näheren Umgebung beeinflusst bzw. eingefärbt, wie Patanjali es ausdrückt. Das ist die eine Seite der Färbung.
Feuerstein (S. 379): “Sowohl das … Selbst [= der Seher] … wie auch … das Gesehene [das Objekt aus der Natur] … müssen im menschlichen Bewusstsein gegenwärtig sein, um Erfahrung zu ermöglichen.”
Aber normalerweise wirkt unser Geist mit seinen Meinungen, Ängsten, Verzerrungen etc. wie ein Filter. Verändert das Wahrgenommene.
Purusha, unser wahres Selbst, bedient sich deines Geistes – Chitta –, um die Welt da draußen (Prakriti) zu erfahren. Purusha ist laut Yogalehre immer völlig gelassen und klar.
Hier in dieser Sutra lehrt Patanjali, dass ein von Purusha und dem beobachtenden Objekt gleichzeitig durchdrungener (gefärbter) Geist in der Lage ist, jedes Objekt (klar und unverzerrt, also wirklich) wahrzunehmen.
Was meint Patanjali damit, dass ein Geist von Purusha gefärbt sei? Im Grunde genommen streben wir das mit jeder Meditation an – indem wir uns bemühen, alles nur beobachten, ohne darauf zu reagieren. Wir üben es, indem wir uns bemühen, unsere Ego-Vorstellungen aufzugeben und unsere Identifikation mit dem Körper aufzulösen. Dann wird der Geist ruhig. Und dann, Sutra I-41:
Yoga Sutra I-41: Für den, der die Bewegungen des Geistes auf ein Minimum reduziert, verschmelzen Wahrnehmender, Wahrgenommenes und Wahrnehmung, so wie ein Kristall Form und Farbe eines Hintergrundes reflektiert. Das ist Samapatti (Verschmelzung).
Sukadev sieht in dieser Sutra zwei Interpretationsmöglichkeiten:
- Unser Geist kann alles wissen und verstehen, weil da zum einen Purusha als wahrnehmende Instanz ist und zum anderen jedes Objekt in Prakriti, die gesamte Natur, zu der unser Geist gehört, unser Geist mit seiner jeweiligen “Färbung” einfärben kann und somit der Geist dieses Objekt wahrnehmen kann.
- Zum anderen könne man interpretieren, dass nur ein sehr ruhiger Geist, ohne Gedanken und Vorurteile, ein Objekt wirklich erfahren kann.
Skuban interpretiert ähnlich: In Citta (unserem Geist mit all seinen Prägungen) spiegelt sich die Welt (Prakriti) und Purusha (unser wahres Selbst) bedient sich des Cittas, um der Objekte gewahr zu werden. Purusha bleibt dabei unberührt und unbewegt.
Färbung durch Purusha als Voraussetzung für das Erkennen eines Objektes
Govindan interpretiert diese Sutra so, dass die Färbung/Erhellung unseres Citta/Bewusstseins die zweite Voraussetzung dafür ist, dass wir/unser Bewusstsein etwas wahrnehmen kann. (Die erste Voraussetzung findet sich in IV-17, sie lautet, dass ein Objekt nur erkannt werden kann, wenn es unser Bewusstsein färbt bzw. etwas darin bewirkt).
Yoga Sutra IV-17: Je nachdem, ob es unser Bewusstsein anregt (bzw. beeinflusst oder “einfärbt”) oder nicht, wird ein Objekt erkannt oder nicht wahrgenommen
Erweiterung der westlichen Psychologie
Geraldine Coster verweist in ihrem Buch “Yoga und Tiefenpsychologie” (S. 118) darauf, dass in der westlichen Welt nur die eine Seite der Erkenntnis anerkannt würde: Vorgänge in unserem Bewusstsein werden durch äußere Erscheinungen und Gegenstände hervorgerufen. Der Osten, hier in Form der Yogaphilosophie, erweitere dies, indem dem Bewusstsein auch die Fähigkeit zugesprochen werde, auf Impulse unserer Seele, des Purushas, unserem wahren Selbst zu reagieren. Ohne diese beiden Seiten, so die indische Lehre, gebe es keine wirkliche Erkenntnis.
Der immer wache Purusha
Zum Purusha gibt es eine schöne Darstellung von Baba Muktananda (aus: Licht auf dem Pfad, Seite 98, zitiert von Rainbowbody):
„Du wirst sehr wenig sehen, wenn du nur deine Augen schließt und anfängst zu suchen. Du wirst dich nur beschweren, dass alles dunkel ist. Aber die Wahrheit ist, dass es alles Licht ist. Es sind nur deine Augen, die blind sind. In der Tat sind alle, die versuchen, ohne das Auge des Wissens zu sehen, blind. Sieh den inneren Zeugen, der der Zuschauer ist, der alle Aktivitäten deines Wachzustandes beobachtet, während er abseits davon bleibt; der inmitten des Geschehens verweilt und es vollständig kennt und dennoch von guten oder schlechten Taten unberührt bleibt; der dieses höchst reine, vollkommene und immer ungebundene Wesen ist.
Versuche, ihn kennenzulernen, der während des Schlafzustandes nicht schläft, sondern sich dessen voll bewusst bleibt und das ganze Treiben der Traumwelt miterlebt. Beim Aufwachen mag man sagen: „Ich habe sehr gut geschlafen. Ich hatte auch einen Traum von einem schönen Tempel.“ Werden diese Worte von demjenigen geäußert, der geschlafen hat? Er sagt, er habe geschlafen und im Schlaf einen Tempel gesehen! Welch ein Rätsel! O Brüder, seht den Betrachter, der wach bleibt, während ihr schlaft, weit entfernt vom Schlaf. Wer ist Er? Er ist der reine Zeuge, der attributlose Eine. Er ist das Höchste Wesen. Er ist in euch, aber ihr sucht ihn außerhalb.“
Klassische Kommentare
Vyāsa (8. Jh.) beschreibt detailliert, dass der Geist (citta) durch die in ihm gespeicherten Eindrücke (vāsanā, Prägungen) „geformt“ wird und so einerseits Objekt, andererseits Träger des Erkenntnisprozesses ist. Er erklärt, dass der Geist nach seiner Natur objektiv und unbewusst ist – wie ein funkelnder Kristall – und erst durch die Spiegelung des reinen Sehers eine Art von Bewusstsein gewinnt. Deshalb „erscheint er, als ob er selbst bewusst wäre“ (durch die Nähe zum Purusha). Vyasa warnt vor Missdeutungen: Einige sehen fälschlich im Geist den alleinigen Urheber des Bewusstseins oder gar die gesamte Welt als illusorisch an, da sie die „Spiegeltricks“ des Geistes nicht durchschauen.
Vachaspati Miśra (9. Jh.) betont die Unterscheidung von Sehender, Sehen und Gesehenem. Im Zustand höchsten Samādhi wird das Bewusstsein zum Objekt im Geist reflektiert und dem Samadhi-Seher (Puruṣa) offenbar, was beweist, dass der Geist selbst nicht der Seher ist. So müsse man durch vivekakhyāti (scharfe Unterscheidung) erkennen, dass Puruṣa von Natur getrennt ist. Vācaspati Miśra unterstreicht, dass Geist und Purusha gemeinsam den Erkenntnisakt ausmachen: So wie das Erkennen „Ich sehe den blauen Gegenstand“ sowohl ein Objekt (blaues Objekt) als auch ein Subjekt (“ich”) impliziert, spiegelt der Geist beide wider. “So wie der Geist, gefärbt durch das blaue Objekt, dessen Existenz feststellt, so stellt er, gefärbt durch die Reflexion des Erkennenden, auch die Existenz des Erkennenden fest.”. Diese beidseitige Färbung macht den Geist sarvārtha: Er kann das gesamte Spektrum von Erfahrung enthalten. Gleichzeitig betont Vācaspati, dass in tiefer Samādhi das Gewahrsein (prajñā) den reinen Seher als eigenes Objekt erkennt und so die Trennung zwischen Geist und Puruṣa eindeutig macht.
Aranya (20. Jh.), ein moderner Vedanta-Autor, fasst zusammen: Nur wenn man erkennt, dass Kenner (puruṣa), Instrument (citta) und Erkanntes (draśya) verschieden sind, erlangt man wahre Erkenntnis und schließlich kaivalya (Befreiung).
Ein anderer moderner Deuter ist Osho, der poetisch aber ganz ähnlich formuliert: „Ist der Geist vom Seher und vom Gesehenen gefärbt, so ist er allumfassend“. Dem Geist komme dann eine enorme Bedeutung zu: Er sei “die Brücke zwischen dir und der Außenwelt”, die, wenn sie sowohl vom Innen (Wahrer Zeuge) als auch vom Außen eingefärbt ist, „ein gewaltiges Erkenntnis-Instrument“. Er hebt hervor, dass Innenschau (Purusha) und Außenerfahrung im Geist gleichzeitig real existieren, wenn der Geist klar und farbneutral wird – im Gegensatz zu Sichtweisen, die das eine ausschließen.
Moderne Wissenschaftliche Perspektiven
Auch heute gibt es Parallelen zwischen Patanjalis Spiegelmodell und neurowissenschaftlichen Erkenntnissen. Die moderne Forschung betont, dass Wahrnehmung eine aktive Konstruktion ist: Das Gehirn interpretiert sensorische Signale auf der Grundlage von Annahmen und Vorhersagen. Wie die BBC Science-Focus-Zusammenfassung bemerkt: „Dein Gehirn sieht die Welt nicht, es erfindet sie“. Dies zeigt, wenn man es so betrachten möchte, dass unser Erleben in jedem Moment eine Mischung aus äußeren Reizen (Dṛśya) und inneren Modellen (Dṛṣṭṛ/Vorstellungen) ist. Beispiele sind optische Täuschungen, bei denen das Gehirn Bilder „hinzufügt“ (z. B. die Farbe eines Apfels) basierend auf Erwartungshaltungen.
In kognitionswissenschaftlichen Theorien wie dem predictive coding oder der globalen Arbeitsraummodell wird das Gehirn als ein selbstreflektierendes System gesehen, das fortwährend Hypothesen über die Umwelt testet und anpasst. Dieses Lernen aus Vorstellung und Realität ähnelt dem Yoga-Idee, dass der Geist zugleich formbar ist und eine eigene Realität generiert. Dimitry Shevchenko formuliert es philosophisch: In Samkhya-Yoga-Modellen „wird das Bewusstsein in der materiellen Basis der Wahrnehmung reflektiert, so dass das Geistorgan selbst bewusst erscheint, während das Bewusstsein fälschlich in geistiger Aktivität zu stehen scheint“. Anders gesagt, das reine Bewusstsein (Puruṣa) spiegelt sich im citta, wodurch letzterer als bewusster erscheint – im Grunde so, wie es Patanjali lehrt.
Neurowissenschaftler stellen zudem fest, dass das sogenannte „Selbst“ im Gehirn keine eindeutige Entität ist, sondern ein Modell, das aus Hirnaktivität entsteht. Das passt zur Yoga-Lehre: Das ahaṃkāra-Empfinden (“Ich sehe”) ist lediglich ein Resultat der engen Verbindung von Geist und Bewusstsein. Das Bewusstsein bleibt unberührt („unbemannt“), während der Geist die Inhalte des Erkennens spiegelt – eine Sichtweise, die auch manche moderne Philosophen teilen, wenn sie auf das sogenannte Hard Problem des Bewusstseins verweisen und ein fundamentales Rest-Dualismus annehmen.
Übungsvorschläge zu Sutra IV-23
Stell dir vor, dein Geist wäre ein Spiegel. Genau das sagt dir diese Sutra: Er spiegelt einerseits das Gesehene (die Welt da draußen, deine Gedanken, Geräusche, Gerüche, alles), andererseits den Sehenden (dein tiefstes Gewahrsein, dein unveränderter Zeuge). Üben heißt: Diesen Spiegel so zu polieren, dass du nicht nur Flecken und Kratzer siehst, sondern erkennst, was sich darin zeigt – und was nicht der Spiegel selbst ist.
In der Meditation
Setz dich hin, richte dich ein. Atme ruhig.
Jetzt: Beobachte, was im Geist auftaucht. Vielleicht hörst du ein Auto, vielleicht drängt ein Gedanke „ich sitze nicht richtig“. Anstatt „oh nein, ich bin abgelenkt“ zu denken, spiel die Rolle des neugierigen Forschers: Wie spiegelt der Geist dieses Geräusch, diesen Gedanken? Ist es wie ein Bild auf einer glatten Wasserfläche? Oder verzerrt, wie im Zirkusspiegel?
Ein einfaches Experiment: Stell dir vor, du sitzt am See. Jedes Mal, wenn ein Gedanke kommt, ist es wie eine Welle auf dem Wasser. Der See spiegelt den Himmel trotzdem – manchmal klar, manchmal verzogen. Genau das erlebst du: der Geist ist nicht das Bild, er trägt es. In der Tiefe ist er stiller als jede Welle.
Mit der Zeit merkst du vielleicht, dass du nicht jeder Spiegelung folgen musst. Du kannst sie kommen und gehen lassen, ohne sie für dein wahres Ich zu halten.
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?
Im Alltag
Da wird es spannend, weil die Sutra dich auffordert, mitten im Chaos den Spiegelcharakter deines Geistes zu erkennen.
- Beispiel Streitgespräch: Jemand kritisiert dich. Dein Geist reagiert sofort – Verteidigung, Ärger, innere Reden. Anstatt direkt zurückzuschießen, frag dich: „Moment, wie spiegelt mein Geist das gerade?“ Du wirst sehen: Nicht nur die Worte des anderen sind da, sondern auch deine eigene Farbe – alte Verletzungen, Erwartungen. Der Spiegel zeigt beides: den Anderen und dich selbst. Erkenntnis: Vielleicht ist gar nicht alles Angriff, sondern auch Echo.
- Beispiel Naturmoment: Du gehst spazieren und schaust auf eine Blume. Versuch mal, nicht gleich „schön“ oder „unscheinbar“ zu denken, sondern zu spüren: Mein Geist nimmt Farbe und Form dieser Blume in sich auf. Für einen Augenblick bist du nicht von ihr getrennt. Die Blume ist im Geist, und der Geist färbt sich durch sie. Hier spürst du, was die Sutra mit „allumfassend“ meint.
- Beispiel im Büro: Während einer Präsentation siehst du, wie dein Kopfkino anspringt („hoffentlich falle ich nicht auf“). Übe, das wahrzunehmen, ohne gleich mitzumachen. Dein Geist spiegelt nicht nur den Raum und die Gesichter der Kollegen, sondern auch deine innere Unsicherheit. Anstatt dich von ihr verschlucken zu lassen, sag dir: „Ah, beides wird gespiegelt – die Außenwelt und meine innere Welt.“ Das nimmt Druck raus.
Kurz: Diese Sutra ist kein theoretischer Brocken, sondern eine Erinnerung: Dein Geist ist kein Gefängnis, sondern eine Leinwand. Üben heißt, das Spiegeln zu erkennen, nicht die Spiegelbilder. Manchmal ist das unbequem (weil du siehst, wie verzerrt du schaust), manchmal befreiend (weil du merkst, dass du mehr bist als jede Spiegelung).
Kommentar von Vyasa zu Sutra 4.23
Erläuterungen zu Vyasa
Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.
Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.
Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.
Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.
Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.
Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".
Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.
Vyāsa beschreibt den Geist (citta) mit einem starken Bild: Er sagt, der Geist ist wie ein Kristall. Er nimmt jede Färbung an, die an ihn herantritt – die Eindrücke der Welt ebenso wie das Licht des reinen Bewusstseins. Dadurch wirkt er so, als sei er selbst bewusst.
Doch hier liegt der Knackpunkt: Eigentlich ist der Geist unbewusst. Er ist von Natur aus ein Objekt, nicht der Seher. Nur weil er das Licht des Puruṣa spiegelt, wirkt er wie ein handelndes, erkennendes Subjekt. Der Geist ist also sowohl von Objektivität (den Dingen, die wir wahrnehmen) als auch von Subjektivität (dem Bewusstsein, das sich im Geist widerspiegelt) geprägt.
Missverständnisse und ihre Folgen
Vyāsa warnt: Manche meinen, der Geist selbst sei das handelnde Bewusstsein. Andere gehen noch weiter und behaupten, es gäbe gar keine äußere Welt, nur Vorstellungen im Geist – die Kuh, das Glas, alles sei bloße Projektion. Vyāsa findet das fehlgeleitet, ja sogar bemitleidenswert. Warum? Weil ein solcher Geist, der alles auf sich selbst zurückbiegt, letztlich – in seinen Augen – nur Verwirrung stiftet.
Sein Argument: In tiefer Meditation (Trance, samādhi) erscheint ein Objekt klar im Geist gespiegelt. Aber dieses Objekt ist nicht der Geist selbst. Gäbe es nur den Geist, wie könnte er sich selbst so darstellen, als sei er Objekt? Es braucht etwas anderes, einen Empfänger, der das reflektierte Objekt überhaupt erkennt. Dieser Empfänger ist der Puruṣa, das reine Bewusstsein.
Wer erkennt wirklich?
Darauf baut Vyāsas Schlussfolgerung: Der eigentliche Erkennende ist nicht der Geist, sondern der Puruṣa. Der Geist liefert die Spiegelung, das Bild, die Form – aber der Puruṣa ist der, der sieht.
Daraus ergibt sich eine wichtige Einsicht:
-
Das Wissbare (Objekt),
-
das Wissen selbst (Mittel) und
-
der Wissende (Subjekt)
sind drei verschiedene Aspekte. Sie im Geist zu vermischen ist ein Irrtum. Wer jedoch erkennt, dass der Puruṣa der eigentliche Wissende ist und der Geist nur Medium, der versteht die Struktur der Erfahrung. Vyāsa nennt Menschen, die so unterscheiden können, die „wahren Philosophen“.
Fazit:
Vyāsa will klarstellen: Der Geist ist nicht der Meister, sondern der Spiegel. Erst durch den Puruṣa, den wahren Seher, erhält alles seine Bedeutung. Wer das erkennt, durchschaut die Verwechslung von Spiegelung und Licht – und rückt einen Schritt näher an das, was Yoga unter Befreiung versteht.

Siehe auch folgende Sutras
Yoga Sutra I-41: Für den, der die Bewegungen des Geistes auf ein Minimum reduziert, verschmelzen Wahrnehmender, Wahrgenommenes und Wahrnehmung, so wie ein Kristall Form und Farbe eines Hintergrundes reflektiert. Das ist Samapatti (Verschmelzung).
Yoga Sutra II-18: Die wahrgenommenen Objekte haben die Eigenschaften Klarheit, Aktivität und Trägheit und bestehen aus Elementen und Wahrnehmungskräften. Alles Wahrgenommene dient der (genussvollen) Erfahrung und der Befreiung.
Yoga Sutra II-20: Der sehende ist reines Bewusstsein; doch er sieht [die Welt] durch den [täuschungsanfälligen] Geist
Yoga Sutra II-21: Die Welt existiert nur für den Sehenden
Yoga Sutra II-23: Der Sinn der Vereinigung unseres Wahren Selbstes mit der äußeren Welt besteht darin, dass wir unsere Wahre Natur und deren Kräfte erkennen.
Yoga Sutra IV-4: Die Bewegungen des Geistes entstehen aufgrund des Ichgefühls

Zusammenfassung
Yoga-Sūtra 4.23 sagt aus, dass der Geist als Medium aller Erfahrung fungiert – besetzt von Subjektivität und Objektivität zugleich. Klassische Kommentatoren wie Vyāsa und Vācaspati erklären, dass dies nur durch die Spiegelung des reinen Sehers in der unbewussten Natur des Geistes möglich ist. Diese Sichtweise wird sowohl von traditionellen Autoren als auch von modernen Denkern unterstützt (z. B. Brunton, Aranya, Osho). Auch heutige Wissenschaftler bestätigen: Unser Bewusstsein konstruieren wir aus inneren Modellen, die ständig mit äußeren Eindrücken abgeglichen werden.
Für Yogapraktiker ist diese Sutra eine Anregung, die Funktionsweise des Geistes zu beobachten. In der Meditation kann man erkennen, wie Gedanken und Empfindungen wie Bilder auf einer Spiegelwand auftauchen, die man zwar erlebt, die aber nicht das wahre Selbst sind. Diese Erfahrung kann helfen, viveka (Unterscheidungskraft) zu schärfen: Wenn man merkt „Das bin ich nicht, nur ein Bild im Geist“, nimmt man gleichzeitig den Zeuge und das Gezeigte wahr.
Im Alltag heißt das: Man versucht, innezuhalten und sich als Zeuge von Gedanken und Gefühlen zu erleben, statt sich mit ihnen zu identifizieren. So kann sich allmählich zeigen, dass der Geist tatsächlich farbenloser und weiter ist, als die flüchtigen Inhalte. Ähnlich wie ein klarer See alle Farben des Himmels und der Umgebung spiegelt, ohne selbst gefärbt zu sein, kann ein beruhigter Geist „alles erfassen“, ohne selbst unterworfen zu sein.
Ergänzungen und Fragen von dir zur Sutra
Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?
Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:
Videos zu Sutra VI-23
Ruhe des Geistes führt zur Selbsterkenntnis – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra – Kap. 4, Vers 22 bis 26
Länge: 9 Minuten
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Reinigung des Chitta – Kommentar von Anvita Dixit zu Yogasutra 4.23
Länge: 9 Minuten
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Video von Ahnand Krishna zur Sutra
Der denkende Geist ist nicht selbstleuchtend: Asha Nayaswami (Class 66) zu Sutra 4.18 bis 4.23
Länge: 76 Minuten
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Wer bin ich? Asha Nayaswami (Class 67) zu Sutra 4.24 bis 4.34
Länge: 95 Minuten
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