kuchen schoko erdbeere 150Prakâsha-kriyâ-sthit-–shîlam bhûtendriyât-makam bhogâpavargârtham drishyam
प्रकाशक्रियास्थितिशीलं भूतेन्द्रियात्मकं भोगापवर्गार्थं दृश्यम्

Wenn der Yogi langsam aus seiner Unwissenheit erwacht, nimmt er die Welt um sich herum mit Staunen wahr. Die Wirklichkeit ist eine geheimnisvolle Beziehung zwischen „Wahrnehmenden“ und „Wahrgenommenen“. Prakriti, die Natur, tanzt einen rätselhaften Tanz, der uns seit Urzeiten staunen lässt.

In dieser und den folgenden Sutra geht es um diesen Tanz, sprich die Eigenschaften der Natur, deren Wirkungsweisen und deren Nutzung durch den Menschen. Patanjali versucht zu beschreiben, „was da draussen ist“. Was unser wahres Selbst – Purusha – sehen und erfahren darf.

Inhaltsverzeichnis aus-/einklappen

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Zunächst hier die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Worte, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis variieren kannst:

  • Prakasha, Prakâsha, prakāśa = Leuchten; Erkennen; Bewusstsein; Reinheit; Licht; Helligkeit; (Entsprechung: Sattva);
  • Kriya, kriyâ = Handlung; Aktivität; (Entsprechung: Rajas);
  • Sthiti = Stetigkeit, Festigkeit; Stabilität; (Entsprechung: Tamas);
  • Sila, śīla, shîlam = Eigenschaften; die Eigenschaften; Charakter; (Sattwa, Rajas, Tamas) besitzend;
  • Bhuta, bhūta = (fünf) Elemente; grobstofflich; physisch;
  • Indriya = Sinnesorgane; Handlungsorgane;
  • Atmakam, ātmakaṁ, ât-makam = derart; seiend; Selbst; Essenz;
  • Bhogah, Bhoga = Erfahrung; Genuss; Vergnügen;
  • Apavarga = Befreiung; Erfüllung; Erlösung;
  • Artham, artha, arthaṁ = wegen, zwecks; Zweck; Sinn; Ziel;
  • Drishya, Drishyam, dṛśyam = das Gesehene (Prakriti); das Wahrnehmbare; Objekte;

2

Übersetzungsvarianten aus-/einklappen
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Punkt 3

sorgen gefangener leid d 564Der Mensch leidet. Auch im "Glück". Weil er sich mit der Welt identifiziert.

3. Wo wir stehen

Wir befinden uns im zweiten Kapitel des Yogasutra von Patanjali. Es handelt von der Praxis des Yoga, beruht aber auch auf vielen theoretischen Erläuterungen. Patanjali beginnt das Kapitel mit dem Versprechen, dass Yoga die Leiden des Yogis vermindert und zu Samadhi führt.

In Sutra II-3 bis II-11 schildert Patanjali zunächst die fünf Haupt-Hindernisse auf dem Yogapfad, die sogenannten Kleshas (Unwissenheit, Anhaftung, Ablehnung, Ego, Lebensdrang). Dann werden erste Wege zur Überwindung der Hindernisse angerissen (Gegenschöpfung und Meditation). Sutra II-12 bis II-15 handeln von Karma (Folgen von Handlungen und Gedanken, die aufgrund der Kleshas geschehen) und dem inhärenten Leid dieser Welt. Dann geht es weiter mit den Schritten, das Leiden zu besiegen. Patanjali argumentiert entlang der Samkhya-Lehre.

Punkt 4

Samkhya-Ausführungen aus-/einklappen

Punkt 5

galaxie prakriti erdrundPrakriti - die Natur. Geheimnisvoll und ehrfurchtgebietend. 

4. Warum hat sich Purusha (unser Wahres Selbst) in die Prakriti gewagt?

Patanjali meint: Purusha tat dies, um zu erfahren und um befreit zu werden. Man könnte schlussfolgern, dass darum alle unsere Erfahrungen dazu führen sollen, uns zu erlösen. Oder man geht noch weiter und behauptet, dass wir uns alle unsere Erfahrungen irgendwie gesucht oder gar herbeigewünscht haben.

Eliade schreibt auf Seite 37, dass die Materie (Prakriti) gemäß der Yogalehre „instinktiv“ in Richtung Befreiung der Seele (Purusha) handele. Intellekt sei die „vollkommenste Manifestierung“ der Prakriti und sei damit so etwas wie eine Vorstufe zur Erlösung. Prakriti ermöglicht Erfahrung, und hierdurch werde es dem Buddhi möglich, das wahre Selbst zu erkennen.

Was ist das Universum und gibt es überhaupt eines? Gemäß Yogaphilosophie gibt es die Natur durchaus, nur ist diese anders, als unsere Sinnesorgane vortäuschen. Jhana Yoga (= Yoga des Wissens) verspricht Errettung. Für die Samkhya-Philosophie erfolgt die Befreiung automatisch, wenn die Intelligenz – Buddhi – den Menschen bis an die Schwelle des Erwachens geführt hat.

Eliade zitiert auf Seite 38:

„Es gibt nichts Empfindlicheres als die Prakriti; sobald sie sich sagen muss „Ich bin erkannt“ kommt sie dem Geist nicht mehr unter die Augen. Das ist der Zustand des „im Leben befreiten“, dem Jivanmukta.“

(Karika 61)

 Punkt 6

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5. Erfahrung = Genuss?

Iyengar schreibt, dass die Natur, die Wahrnehmungsorgane und die Organe des Handelns „auf ewig“ dazu existieren, dem Seher zum Genuss oder zur Befreiung zu dienen. Wenn die Gunas harmonisch zusammenwirken ermöglichen Sie dem Menschen, „sich an den Genüssen der Welt zu erfreuen oder Befreiung zu finden.“

R. Palm sieht keinerlei Zweifel, dass mit dem Wort „Bhoga“ an Sinnesfreude, fleischliche Lust – das Weltessen – gemeint ist. Bhoga bedeutet wörtlich „Essen, Verzehren, Genuss, Befriedigung“.

 Punkt 7

6. Prakriti als Lehrmeister

Swami Satchidananda sieht den Schwerpunkt anders: Prakriti existiere vornehmlich, um den Menschen immer wieder „Gelegenheiten zum Erwachen" zu geben.

Im gleichen Zuge verweist er darauf, dass viel Leid aus Festhalten-Wollen entsteht. Natur ist Wandel, alles verändert sich stetig. Unser Körper, unsere Wünsche, unsere Mitmenschen, die Politik, die Erde ... Wer Wandel akzeptiert und nicht aufhält, wird viel Genuss aus dem Beobachten der vorbeiziehenden Änderungen seines Lebens erfahren.

Ralph Skuban sprich von „Leben als Lerneinrichtung“, vom „Klassenzimmer Gottes“.

Deshpande/Bäumer ergänzen, dass mit bhoga-aparvarga-artha keine teleologische Aussage über die Bestimmung des Menschen und der Welt gemeint sei. Will keinen „Plan des Lebens“ definieren. Diesen Anspruch verfolge der Yoga nicht. Absicht dieser Aussagen sei vielmehr, die existenzielle Situation des Menschen klar darzustellen.

 Punkt 8

7. Leiden als Antrieb zur Veränderung

Die Zuchtrute von Prakriti ist das Leid, das all die befällt, die karmisch unheilsam handeln oder sich dem wahren Wesen der Welt versperren. Meister Eckhart schreibt analog:

„Das Schnellste Tier, das euch zur Vollkommenheit trägt, das ist das Leid.“

(zitiert aus Skuban, S. 107)

7.1. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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 Punkt 9

8.

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-18:

Informiere dich diese Woche über sattvische Ernährung, Handlungen und Denkgewohnheiten. Versuche nach und nach, mehr davon in dein Leben zu integrieren, so dass du immer klarer wahrnehmen kannst.

Kommentieren oder Kommentare lesen

 

Punkt 10

9. Videos zu Sutra II-18

In den Tabs finden sich Videos zu dieser Sutra

{tab  Sukadev}

Yoga-Vidya Videos zu den Sutras II-1 bis II-11:

Yogaprasad Institute zu Sutra II-10 bis II-18:

Desikachar Video zu Sutra II-18:

{tab Nayaswami Asha}

Nayaswami Asha Video zu den Sutras II-17 bis II-20:

Punkt 10

10. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra

10.1. Alte Schriften auf Yoga-Welten.de

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➔ Zu allen alten Schriften auf Yoga-Welten.de

Weitere oft aufgerufene alte Schriften

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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