auge welt blau schwarzTadartha eva dṛśyasyātmā
तदर्थ एव दृश्यस्यात्मा

Eine durch und durch positive Sutra. Und eine, aus der wir viel Kraft schöpfen können – in guten und in schlechten Zeiten. Eine Sutra, die unser Interesse für die Welt und unsere permanente Achtsamkeit stark zu motivieren vermag. Die uns bei einer Entscheidung „Soll ich das jetzt tun oder lieber lassen“ als Richtschnur zur Verfügung steht.

Inhaltsverzeichnis aus-/einklappen

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Zunächst hier die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Worte, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis variieren kannst:

  • Tad = dessen; (hier bezogen auf Drastu bzw. Purusha, das sehende Selbst)
  • Artha = Zweck; Ziel; Bedeutung;
  • Tadartha = um dessentwillen (des Sehers);
  • Eva = nur; allein; dadurch;
  • Drishyasya, drishya, dṛśyasya = des Gesehenen (Prakriti); Schöpfung; Universum; von dem, was gesehen wird;
  • Atma, âtmâ = Wahres Selbst; Wesen; Natur; Drastu; Essenz;

2

Übersetzungsvarianten aus-/einklappen
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Antwort 1
Alles existiert, damit wir erfahren und wachsen

Punkt 3

sorgen gefangener leid d 564Das Universum für das Sehende Selbst

3. Wo wir stehen

Wir befinden uns im zweiten Kapitel des Yogasutra von Patanjali. Es handelt von der „Praxis“. Patanjali beginnt das Kapitel mit dem Versprechen, dass Yoga die Leiden des Yogis vermindere und (irgendwann) zu Samadhi, zur allumfassenden Freiheit führe.

In Sutra II-3 bis II-11 schildert Patanjali die fünf Haupt-Hindernisse auf dem Yogapfad, die sogenannten Kleshas (Unwissenheit, Anhaftung, Ablehnung, Ego, Lebensdrang). Erste Wege zur Überwindung der Hindernisse werden angerissen (Gegenschöpfung, Meditation).

Sutra II-12 bis II-15 handeln von Karma (Folgen von Handlungen und Gedanken, die aufgrund der Kleshas geschehen) und dem inhärenten Leid von allem und jedem in dieser Welt. Grundübel ist dabei unsere Identifikation mit dem, was wir nicht sind.

Dann geht es bei den Sutras weiter mit den Schritten, das Leiden zu besiegen. Patanjali sieht es als „die“ Aufgabe des Yogis an, den Unterschied zwischen Sehenden und Gesehenem zu erkennen. Nach und nach sollte diese Erfahrung kultiviert und ausgebaut werden. So gelange man zur Freiheit – Kaivalya (auch mit „letzter Freiheit“, Isoliertheit (Alleinheit), höchster Befreiung oder „vollkommener Erlösung“ übersetzt.

Nachdem Patanjali in den Sutras II-18 und II-19 über Prakriti, die Natur/unsere Welt, gesprochen hat, geht er dann auf deren Beobachter, den Seher (Purusha) und dessen Wahrnehmung ein. Von Sutra II-20 bis Sutra II-26 erläutert Patanjali zudem Grund und das Zustandekommen unserer Existenz. In den hierauf folgenden Sutras des zweiten Kapitels ab II-26 gibt er konkrete Praxisempfehlungen, um unser falsches Bild von der Welt – das Leid verursacht und unsere Befreiung verhindert – zu überwinden.

Punkt 4

was ist sinn leben hand 564

4. Der Sinn der Existenz allen Seins

In dieser Sutra zeigt sich wieder einmal die grundsätzlich positive Sicht der Welt in der Yogaphilosophie:

Alles was ist, dient dazu, dass wir Erfahrungen sammeln und zur Erlösung gelangen.

Iyengar: „Natur und Intelligenz sind nur dazu da, dem wahren Ziel des Sehers zu dienen, der Befreiung.“ R. Sriram: alles in der Natur finde „Erfüllung im Wahrgenommenwerden“.

Feuerstein schreibt, dass die Natur entweder zur „überreichen Erfahrungen“ genutzt werden könne oder „sich in die Selbst-Verwirklichung ... zu katapultieren.“

4.1. Unterschiede zur gängigen Evolutionstheorie

Etwas anders ausgedrückt: Alles, was existiert, wurde „geschaffen“, um uns zu dienen. Dies steht (scheinbar) im Widerspruch zum aktuellen Stand der Wissenschaft, die zuerst die Materie in der Welt sah, aus der dann nach langer Zeit fühlende und denkende Wesen hervorgegangen sind. Bewusstsein entwickelte sich gemäß diesen Theorien durch Zufall und unterliegt, genau wie jedes andere Körperteil, den Grenzen der Materie.Punkt 5

5. Alles hat seinen Sinn

Zurück zu Patanjali: Aus dieser Sutra kann eine Geisteshaltung begründet werden, die allem, was einem widerfährt, einen (guten) Sinn, eine Bedeutung, zuspricht.

Dies gilt natürlich auch für (scheinbare) Unglücksfälle und Krisen des Lebens. Diese geschehen halt nur, damit wir daran wachsen. Gleiches gilt für Kritik, Verlust usw.

R. Palm fragt: „Ist also der Weltgenuss ein Vehikel der Erlösung?“ Und antwortet gleich selbst: „Ja.“

Sukadev befürwortet grundsätzlich diese mut- und kraftspendende Sicht der Dinge, mahnt aber gleichzeitig, es nicht zu übertreiben und in allem einen Sinn zu suchen. Er nennt dies „Beziehungswahn“ oder „spirituelle Krankheit“.Punkt 6

6. Der Prozess der Wahrnehmung

Skuban schreibt: „Wahrnehmung ist das Zusammentreffen von Objekten mit den Instrumenten der Wahrnehmung.“ Dieser bediene sich der Purusha, unser Wahres Selbst, ohne selbst von den Objekten der Wahrnehmung berührt zu werden. Purusha nimmt wahr und Prakriti existiert, siehe Sutra II-18, um diese Erfahrungen für uns zu ermöglichen.

In diesem Prozess der Wahrnehmung kommt es zu mannigfaltigen Irrungensiehe Sutra II-20.

Punkt 7

7. Wachsam bleiben

„In Wirklichkeit durchlebt der Purusha gar nichts. Er ist bloß ein Zeuge.“

Swami Satchidananda

Iyengar sieht Wirkkräfte in der Seele walten, die sich zu den sinnlichen Phänomenen hingezogen fühlen und die sich während dieser Interaktion mit der Natur mit den Phänomenen identifizieren (zum Beispiel: Ich bin mein Körper, meine Eigenschaften, meine Gedanken ...).

Dieser irrigen Identifikation müsse „... mit der Unterscheidungskraft der Intelligenz begegnet werden“, so Iyengar weiter. Der Yogi solle ununterbrochen wachsam bleiben, „... so dass die Seele sich [ihm irgendwann] zeigen kann.“ Dann, so Govindan im gleichen Zusammenhang, „wachen wir allmählich auf von dem Traum, dass wir das Gesehene sind.“

7.1. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Antwort 1
Was passiert, wenn ich meine Seele erkenne? Wie kann ich mir das vorstellen? (p)

Punkt 8

8. Siehe auch - Sutras mit zugehörigen Aussagen

Etena bhûtendriyeshu dharma-lakshanâ-vasthâ-parinâma vyâkhyâtâh
एतेन भूतेन्द्रियेषु धर्मलक्षणावस्थापरिणामा व्याख्याताः

 

Hier weiterlesen

Punkt 9

9.

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-21:

R. Palm schreibt: „Verfolgt man den Weg der Sinne konsequent, ergeben sich Reinigung und Schärfung all ihrer fein- und grobstofflichen Kanäle >wie von selbst<. Achte in diesem Sinne in der kommenden Woche auf alles, was du wahrnimmst. Verfolge den Prozess deiner Wahrnehmung bis zu seinem Ursprung zurück.

  • Was erkennst du dabei?
  • Bist etwas davon du selbst?

Diesen Erkenntnisprozess kannst du mit der Niederschrift deiner Gedanken unterstützen.

Kommentieren oder Kommentare lesen

 

Punkt 10

10. Videos zu Sutra II-21

In den Tabs finden sich Videos zu dieser Sutra

Desikachar Video zu Sutra II-21 und II-22:

Yogaprasad Institute zu Sutra II-19 bis II-28:

{tab Nayaswami Asha}

Nayaswami Asha Video zu den Sutras II-21 bis II-26:

{tab  Sukadev}

Yoga-Vidya Videos zu den Sutras II-1 bis II-11:

Punkt 11

11. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra

11.1. Alte Schriften auf Yoga-Welten.de

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Weitere oft aufgerufene alte Schriften

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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