Raunächte und Yoga: Achtsam durch die Zwischenzeit
Tauche ein in jene selten genutzte Zwischenzeit – die Raunächte. In diesem Artikel erhältst du klar fundierte Informationen über Ursprung, Bedeutung und Praxis dieser zwölf Nächte – und wie du mit gezielten Ritualen, Yoga-Impulsen und ayurvedischer Selbstfürsorge bewusst den Übergang vom alten ins neue Jahr gestalten kannst.
Kurz zusammengefasst
- Ursprung: Die Raunächte wurzeln in alten germanischen und keltischen Kalender-Bräuchen und wurden später mit christlichen Jahreswechsel-Traditionen verwoben.
- Zeitpunkt: Klassisch werden die Nächte vom 25. Dezember bis zum 6. Januar gezählt – eine Übergangszeit zwischen dem alten und neuen Jahr.
- Achtsamkeit und Rückzug: Diese Zeit ist ideal für Innenschau, Reflektion und Loslassen, da gewohnter Alltag zurücktritt und Raum entsteht für neue Ausrichtungen.
- Yoga-Verbindung: Yoga-Praxis in diesen Nächten stärkt Reinigung, Loslassen und bewusste Ausrichtung – körperlich wie geistig.
- Rituale und Reflexion: Journaling-Fragen, Räucher-Rituale, Wünsche ans neue Jahr, ein „12 Wünsche“-Ritual und kleine Orakel/Impulsfragen bieten Form und Tiefe.
- Wohlbefinden und Ayurveda: Wärmende Tees, Gewürze, simple Morgen-/Abend-Routinen (Dinacharya) und Rezepte wie Golden Milk unterstützen Körper und Geist im Wandel.
- Inspiration und Stimmung: Mantras-Affirmationen („Ich vertraue dem Wandel.“) und alte Legenden erhöhen die emotionale Tiefe und machen die Raunächte erlebbar.
Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.

🕯️ Einführung: Die Bedeutung der Raunächte
Die Raunächte sind jene zwölf Nächte zwischen den Jahren, in denen sich etwas in der Atmosphäre verändert – kaum messbar, aber deutlich spürbar. In alten Zeiten galten sie als Tore zwischen den Welten: Die Grenzen zur unsichtbaren Wirklichkeit sollten durchlässiger sein, Träume deutlicher sprechen, und die „Wilde Jagd“ – ein Sinnbild für ungezähmte Naturkräfte – durch die Dunkelheit ziehen. Diese Bräuche wurzeln in vorchristlichen Traditionen, wurden später christlich überformt und haben dennoch ihren ursprünglichen Charakter bewahrt: eine Schwellenzeit, in der sich Menschen orientieren, reinigen und neu ausrichten wollten.
Die klassischsten und heute am weitesten verbreiteten Daten für die Raunächte sind:
➡️ 25. Dezember bis 6. Januar
12 Nächte, beginnend in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember (1. Raunacht) und endend in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar (12. Raunacht). Das ist die Variante, die du in den meisten modernen Raunacht-Begleitungen, Ritualen und Yoga-Programmen findest.
Alternative Zeitrechnungen zu den Raunächten
✦ Andere, ältere Zeitrechnungen
Weil die Raunächte aus vorchristlichen Bräuchen stammen, tauchen auch leicht abweichende Systeme auf:
- 21./22. Dezember (Wintersonnenwende) bis 1./2. Januar
– eine naturbezogene Variante, die enger an der Sonnenwende orientiert ist. - 24. Dezember bis 6. Januar
– häufige Mischform: Beginn zu Heiligabend, Abschluss mit Epiphanias.
Diese Unterschiede widerspiegeln nur verschiedene Traditionen – nicht „richtig“ oder „falsch“. Für die meisten modernen Praktiken gilt jedoch: 25.12.–6.1. ist die etablierte Grundlage.
Heute sehen wir die Raunächte weniger als übernatürliche Episode, sondern als eine bewusste Pause im Jahreslauf. Eine Zeit, in der der äußere Lärm abnimmt und die Nacht ein wenig näher rückt. Sie lädt dazu ein, innezuhalten, sich zu sammeln, Vergangenes zu würdigen und offen zu werden für das, was kommen möchte. Diese besondere Stimmung macht die Raunächte zu einem idealen Raum für Achtsamkeit, Rückzug und innere Klärung. Nicht als Flucht, sondern als bewusster Schritt nach innen: für Reflexion, für stille Fragen und für das leise Herausarbeiten neuer Perspektiven.
Hier berührt sich die Tradition der Raunächte ganz natürlich mit Yoga. Yoga bietet Werkzeuge, um in diese Zwischenzeit einzutauchen:
- Innenschau, getragen von Atem und Präsenz, vertieft in der Meditation oder bei Entspannungsübungen
- Loslassen, körperlich wie mental, unterstützt durch sanfte Sequenzen und bewusste Ausatmung
- Reinigung, nicht im äußeren Sinn, sondern als Klärung der eigenen Aufmerksamkeit und des inneren Raums
Gemeinsam erzeugen Yoga und Raunächte eine Atmosphäre, in der sich Tiefe und Ruhe nicht gesucht anfühlen, sondern organisch entstehen. Eine Einladung, die dunkle Jahreszeit nicht nur zu überstehen, sondern bewusst zu durchschreiten – mit Klarheit, Weichheit und einem Funken Licht im Inneren.
Klarträumen
Die Zeit der Raunächte ist ein idealer Zeitraum, um das lucide Träumen zu üben. Hier findest du Anregungen und Techniken:
Klarträumen: 10-Schritt-Technik, Gebote und mögliche Trauminhalte
Ein luzider Traum, auch Klartraum genannt, ist ein Traum während des Schlafens (also kein Tagtraum), bei dem du dir – trotz Schlafens – bewusst bist, dass du träumst. Darauf aufbauend kannst du dann deine Träume steuern. Diese Fähigkeiten sind erlernbar.
Hier findest du das 10-Schritt-Programm zum Klarträumen nach Paul Tholey ergänzt um hilfreiche Tipps. Mit gratis Download zum Aufhängen im Schlafzimmer.
🔥 Rituale und Reflexion: Die innere Arbeit der Raunächte
Die Raunächte leben nicht von großen Gesten, sondern von kleinen, klaren Handlungen, die den Blick nach innen lenken. Rituale sind dabei keine Esoterik-Dekoration, sondern Werkzeuge: Sie bündeln Aufmerksamkeit, geben Form, erzeugen Verbindlichkeit. Und genau das macht sie in dieser Schwellenzeit so kraftvoll.
Journaling-Fragen für jede Raunacht
Schreiben schärft Wahrnehmung. Eine kurze Frage pro Nacht reicht, um innere Räume zu öffnen:
- Was darf gehen?
- Was will gesehen werden?
- Welches Thema taucht immer wieder auf?
- Womit möchte ich das neue Jahr füllen?
Diese Fragen wirken vor allem dann, wenn man sie nicht „abarbeitet“, sondern ihnen Zeit lässt.
Räucher-Rituale und ihre Bedeutung
Räucherwerke wurden früher genutzt, um Häuser zu reinigen, dunkle Energien zu vertreiben oder Schutz einzuladen. Heute geht es weniger um Magie als um Atmosphäre: Der Duft schafft Klarheit, markiert einen Übergang, unterstützt das Gefühl von Rückzug und Neubeginn. Beifuß für Reinigung, Weihrauch für Weite, Fichte für Erdung – jede Pflanze erzählt eine eigene Geschichte.
Rituale wirken, weil sie den Übergang gestalten. Sie geben dieser besonderen Zeit eine Struktur, die nicht einengt, sondern Klarheit bringt: Was lasse ich zurück? Was nehme ich mit? Und worauf richte ich mein inneres Licht?
Welche Elemente der Raunächte interessieren dich am meisten?
Entspannung vertiefen
Tiefe Entspannung bringt dich deinem inneren Selbst näher. Probiere zum Beispiel folgende Techniken:
Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen
Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten.
Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen.
Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.
Progressive Muskelentspannung nach Jacobson

Progressive Muskelentspannung nach Jacobson (Anleitung, MP3, Text, Download ...)
Die progressive Muskelentspannung nach Jacobson wurde von dem Arzt Edmund Jacobson in den 20er und 30er Jahres des 20. Jahrhunderts entwickelt. Ursprünglich noch recht kompliziert wurde diese Übung rasch für den Alltagsgebrauch vereinfacht. Seitdem wird diese Entspannungsübung mit großem Erfolg gelehrt und angewendet; sie wurde in vielen medizinischen Studien auf ihre Wirksamkeit untersucht.
Hier findest du eine Anleitung, eine MP3-Audiodatei, eine Sprechanleitung und Tipps zur korrekten Ausführung für die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Hier weiterlesen: Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Wünsche ans neue Jahr schreiben
Es ist erstaunlich, wie sich innere Wünsche verändern, sobald sie auf Papier stehen. Schreiben macht vage Sehnsüchte konkret. Die Raunächte bieten dafür einen ruhigen Rahmen: Was soll bleiben? Was soll sich entwickeln? Was ist reif, neu geboren zu werden?
Das „12 Wünsche“-Ritual
Ein klassisches Raunachtsritual: Zwölf Wünsche notieren, die Zettel falten und mischen. Jede Nacht wird einer verbrannt – losgelassen in Vertrauen, dass das Leben diesen Wunsch für uns übernimmt. Ein Wunsch bleibt am Ende übrig. Und dieser eine soll unser eigener Auftrag für das kommende Jahr sein. Eine schöne Mischung aus Hingabe und Eigenverantwortung.
Meditation vertiefen
Vielleicht möchtest du in den Raunächten deine Meditationspraxis vertiefen oder gar eine ausserkörperliche Erfahrung suchen? Hier findest du Anregungen:
Tiefer meditieren: Was die Meditation fördert
Tipps aus alten Yoga-Schriften und moderner Forschung
Wer einmal eine tiefere Meditationserfahrung gemacht hat, möchte diese stets wiederholen. Doch das funktioniert leider nicht immer wie gewünscht. Die alten Yogis haben sich ebenfalls sehr um die Tiefe ihrer Meditation bemüht. Um die Voraussetzungen für solch tiefe Erfahrungen zu verbessern, finden sich im folgenden Artikel Tipps und Empfehlungen zur Meditation aus den alten Schriften zusammengestellt (in Kombination mit modernen Erkenntnissen).
Hier weiterlesen: Tiefer meditieren
Außerkörperliche Erfahrung in der Meditation: Die Techniken nach Patanjali und Monroe
Außerkörperliche Erfahrung in der Meditation: Die Techniken nach Patanjali und Monroe
Seit vielen Jahrtausenden finden sich Berichte von intensiv Meditierenden zu mystischen Erfahrungen. Zu geistigen Erlebnissen, die sich mit dem Verstand nicht erklären lassen. Hierzu gehört das Erlebnis von außerkörperlichen Wahrnehmungen. Schon Patanjali hat im Yoga Sutra hierfür eine Meditationsanweisung geschildert.
Bonus: ► Umfragen zur Außerkörperlichen Erfahrung ► Monroe-Technik
🌿 Wohlbefinden und Ayurveda: Sanfte Begleiter durch die Raunächte
In den Raunächten gewinnt das Innere an Gewicht – und der Körper spürt das deutlicher als sonst. Ayurveda bietet hier eine leise, aber wirkungsvolle Unterstützung. Keine komplizierten Vorstellungen, sondern kleine Rituale, die Wärme, Ruhe und Klarheit schenken.
Tee, Gewürze und ayurvedische Selbstfürsorge
In dieser Zeit dominiert Kälte, Dunkelheit und oft innere Unruhe – typische Vata-Qualitäten. Wärmende Gewürze wie Zimt, Kardamom, Ingwer, Fenchel und Muskat bringen Stabilität, während ein ruhiger Kräutertee die Sinne bündelt.
Auch Selbstfürsorge darf schlicht sein: eine warme Ölmassage mit Sesamöl, eine lange Dusche mit bewusstem Atmen, ein stiller Moment mit der Hand auf dem Bauch. Ayurveda erinnert uns daran, dass Pflege nicht luxuriös sein muss – nur aufmerksam.
Dinacharya für die Raunächte: Abend- und Morgenroutinen
Während dieser Übergangszeit wirken Routinen besonders erdend. Am Morgen: warmes Wasser trinken, sanfte Dehnungen, ein paar bewusste Atemzüge am offenen Fenster.
Am Abend: den Tag mit einer Tasse Gewürztee abrunden, vielleicht ein paar Notizen im Journal, ein warmes Fußbad oder ein Tropfen Lavendelöl auf dem Kissen. Diese kleinen Rituale verleihen den Raunächten Struktur – nicht streng, sondern wie ein stiller Rahmen, der Halt gibt.
Rezepte für die innere Wärme
Golden Milk wärmt nicht nur den Körper, sondern beruhigt auch einen überdrehten Geist. Kurkuma, Ingwer, ein Hauch Pfeffer, Zimt und Pflanzenmilch wird warm gemacht – ein Getränk, das wie ein Licht im Inneren wirkt.
Vata-beruhigende Suppen, etwa Süßkartoffel mit Ingwer oder Kürbis mit Kokos, laden zu tiefer Entspannung ein. Weich, warm, leicht verdaulich – genau das, was diese Zeit braucht.
Und für besondere Momente: ein Raunacht-Elixier aus warmem Apfelsaft, Zimt, Nelken und einem Tropfen Rosenwasser. Ein Getränk, das sich anfühlt wie eine warme Decke, unter der Gedanken leiser werden.
Pranayama in den Raunächten
Ein weiterer Weg, die besondere Stimmung in den Raunächten zu vertiefen, liegt im Üben von Atemtechniken, die beruhigen und deine Empfänglichkeit fördern. Wir haben diesbezüglich wieder zwei Vorschläge für dich:
Nadi Shodhana - die Wechselatmung
Nadi Shodhana (wechselnde Nasenatmung) ist als Pranayama-Anfängerübung geeignet, beruhigt und schenkt Energie für den Tag.
Sitze ruhig und bequem mit gerader Wirbelsäule. Vermeide Störungen während der Atemübung. Beginne mit 5 Minuten. Dieses Pranayama kann beliebig ausgedehnt werden.
Hier weiterlesen: Nadi Shodhana - die Wechselatmung
Yoga Atmung zum Einschlafen (4-7-8-Methode)
Pranayama kann deine Lebensgeister wecken oder dir ein sanftes Gleiten in den Schlaf bescheren. Andrew Weil, Schlafexperte der Universität Arizona, hat eine Einschlaf-Atemtechnik entwickelt, die dich in kurzer Zeit einschlafen lässt. Er nennt sie 4-7-8-Methode. So gehst du vor:
Hier weiterlesen: Yoga Atmung zum Einschlafen (4-7-8-Methode)
Geschichten und Legenden der Raunächte
Geschichten begleiten die Raunächte seit Jahrhunderten. Sie geben dem Unsichtbaren ein Gesicht und machen den inneren Wandel greifbar. Zwei Beispiele:
Die Geschichte der stillen Frau an der Schwelle
Es heißt, in manchen Dörfern sei in der ersten Raunacht eine schweigende Frau durch die Gassen gegangen – eingehüllt in einen einfachen Mantel, eine Laterne in der Hand. Wer ihr begegnete, spürte einen Moment lang eine unerklärliche Ruhe, als würde jemand ganz genau wissen, was im eigenen Inneren gerade sortiert werden möchte. Sie sprach nie, blieb nie stehen, und doch sagten die Menschen, ihre Anwesenheit habe ihnen Klarheit gebracht.
Die Legende vom Wunschwind
Eine weitere alte Erzählung berichtet von einem Wind, der nur in den Raunächten weht – nicht heftig, sondern weich, als würde er etwas mit sich tragen. Wer in diesen Nächten einen Wunsch flüsterte, so glaubte man, dessen Worte wurden vom Wunschwind aufgenommen, hoch über die Häuser getragen und dort abgelegt, wo die Kräfte des neuen Jahres entstehen.
Beliebte Yogageschichten auf Yoga-Welten.de
Geschichte: Aidan Lavette und der wertvolle Krug
Geschichte: Aidan Lavette und der wertvolle Krug
Aidan Lavette, der unsterbliche Geist, lebte auch mehrere Jahrhunderte in China. In einem Dorf am Huashan Berg, der für sein famoses Wolkenmeer weit über China hinaus berühmt ist, hörte er von folgender Geschichte:
Eine ältere chinesische Hausdienerin holte jeden Morgen zwei Krüge Wasser aus dem Fluss im Dorf. Sie legte dafür eine Holzstange über ihren buckligen Rücken und hängte an jedes Ende einen Krug.
Einer der beiden Krüge bekam eines Tages in der Mitte einen Sprung. Fortan verlor er aus diesem Riss auf ihrem Weg vom Fluss bis zum Haus die Hälfte seines Wassers. Der Krug bemühte sich nach Kräften, das Wasser in sich zu bewahren. Doch vergebens. So sehr er sich auch anspannte, stets verlor er einen Teil seiner Fracht.
Der Krug wurde sehr zornig mit sich.
Hier weiterlesen: Geschichte: Aidan Lavette und der wertvolle Krug
Der Hase vor der Möhre
Vor langer Zeit lebte ein Hase am Rande eines kleinen Dorfes. An einem strahlenden Frühlingsmorgen entdeckte er eine saftige Möhre. Eine so große Möhre, wie er noch nie eine Möhre gesehen hatte. Die Rübe glänzte im morgendlichen Tau hinter einem hohen Maschendrahtzaun. Vor Freude lief unserem Hasen das Wasser im Hasenmunde zusammen.
Hier weiterlesen: Der Hase vor der Möhre

Einst fragte Zen-Schüler Callum seinen Meister: Wie schaffe ich es, mich nicht mehr über den Egoismus meiner Mitmenschen zu ärgern?
Der Zen-Meister antwortete: "Stell dir vor, du gehst am frühen Morgen durch einen sonnigen Park. Du spürst einen zarten Wind im Gesicht, ansonsten ist alles ruhig. Dein Blick wird von hellgrün leuchtenden Trauerweiden angezogen, deren Zweige sanft die Oberfläche eines Teiches voller Seerosen streicheln. Ein zartblauer Eisvogel gleitet über das Wasser, landet auf der Bank vor dir und stimmt sein zauberhaftes Lied an. Völlig versunken lauschst du dem Gesang des winzigen Stimmwunders. Plötzlich wirst du grob an der Schulter gerempelt.
Hier weiterlesen: Die Schuld und ihr Zorn
Geschichte: Der übereifrige Dschinn
Einst lebte eine Mutter alleine mit ihren drei Kindern in einem baufälligen Haus am Rande des Tronerwaldes. Tagein, tagaus wusch sie Wäsche, kochte für ihre Kinder, half bei den Hausaufgaben, putzte, hielt den Garen in Ordnung und kümmerte sich um auch alle sonstigen anfallenden Sorgen und Nöte der Familie. Am Vormittag arbeitete sie außerdem noch halbtags im Lebensmittelgeschäft des Ortes.
Viele Jahre hielt sie diesem belastenden Alltag stand, dann wurde es ihr zu viel. Sie begann um Hilfe zu beten. Und ein Gott war ihr gnädig.
Hier weiterlesen: Der übereifrige Dschinn

Ein 48-jähriger Obsthändler mit Namen Callum erlitt eines Morgens auf dem Weg zum Marktplatz einen schweren Unfall mit seinem Transporter. Er schlug hart mit den Rippen auf das Lenkrad. Der Befund im Krankenhaus kam zu dem Ergebnis: mindestens zehn Wochen Bettruhe im Stützkorsett, ohne Aufrichten, ohne sonstige Bewegung im Rücken. Mit etwas Glück würde er danach wieder auf seinen Beinen gehen können.
Niedergeschlagen ließ Callum sich von der Schwester in ein Zwei-Bett-Zimmer schieben. Seinen Bettnachbarn an der Fensterseite, einen betagten Herrn mit ungesunder Gesichtsfarbe, grüßte er kaum. Ihn umhüllte düstere Schwermut. Würde er nie wieder laufen? Apathisch starrte er auf die Decke. Wie würde es mit ihm weitergehen? Würde er wieder auf dem Marktplatz verkaufen können? Welche Wahlmöglichkeiten gab es denn sonst?
Hier weiterlesen: Der Alte am Fenster
Spirituelle Literatur
Wenn du dich in die Stimmung der Raunächte vertiefst, wird dir das tiefere Verständnis spiritueller Literatur leichter fallen. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Yogasutra?
Das Yogasutra ist heutzutage einer der wichtigsten Ursprungstexte der Yogalehre. Als Verfasser gilt Patanjali, der Entstehungszeitpunkt der Sanskritverse wird in den Jahrhunderten um die Zeitenwende angesiedelt. Die knappen Formulierungen der 196 Sutras erlauben großen Spielraum bei der Übersetzung, was viele für recht eigene Interpretationen nutzen.
Hier weiterlesen: Einführung in das Yogasutra
Orakel- oder Tarot-Impulse
Wenn es zu dir passt, können kleine Kartenimpulse die Raunächte auf sanfte Weise begleiten: nicht als Zukunftsschau, sondern als Spiegel. Eine Karte pro Nacht kann Themen sichtbar machen, die ohnehin schon anklopfen – ein feines Werkzeug zur Selbstreflexion, nicht mehr und nicht weniger.

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Fun Facts zu den Raunächten
- In manchen Regionen war der Brauch verbreitet, während der Raunächte keine Wäsche aufzuhängen – es hieß, die „Wilde Jagd“ könnte in die Wäsche greifen.
- Das Wort „Raunacht“ könnte auf das mittelhochdeutsche „rûch“ (haarig, pelzig) zurückgehen – eine Andeutung auf die Dämonen, denen man in diesen Nächten besondere Aufmerksamkeit schenkte.
- Laut Überlieferung steht jede der zwölf Nächte symbolisch für einen Monat des folgenden Jahres: Die erste Nacht für Januar, die zweite für Februar, usw.
- In Teilen Österreichs glaubte man, dass Tiere in der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember sprechen könnten – wer sie hörte, riskiere allerdings Tod oder großes Unglück.
- Die Figur der Percht (bzw. Perchten) war in Alpengebieten während der Raunächte aktiv – mit Glocken, Masken und Lärm sollte das alte Jahr „ausgetrieben“ werden.
- Der Zeitraum der Raunächte leitet sich teils aus dem Mondjahr (354 Tage) ab: Um die Differenz zum Sonnenjahr auszugleichen, wurden 11 Tage bzw. Nächte als „zwischen den Jahren“ gedacht.
- Ursprünglich wurden die Raunächte gelegentlich schon mit der Nacht vom 20./21. Dezember (Thomasnacht) begonnen – also nahe der Wintersonnenwende.
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