Vor langer Zeit lebte ein Hase am Rande eines kleinen Dorfes. An einem strahlenden Frühlingsmorgen entdeckte er eine saftige Möhre. Eine so große Möhre, wie er noch nie eine Möhre gesehen hatte. Die Rübe glänzte im morgendlichen Tau hinter einem hohen Maschendrahtzaun. Vor Freude lief ihm unserem Hasen Wasser im Hasenmunde zusammen.
Nach Gewohnheit der Hasen versuchte er als erstes, unter dem Zaun einen Tunnel zu graben. Das Erdreich war jedoch voller spitzer Steine, so dass seine Pfoten schnell anfingen zu bluten. Dabei passte bis dahin gerade einmal sein Kopf in das Loch hinein. So würde er nicht zur Möhre gelangen ...
Unser Hase wurde immer aufgeregter und versuchte nun, mit aller Kraft über den Zaun zu hüpfen. Doch der Zaun war zu hoch, der Rand blieb unerreichbar.
Nun nahm unser Hase Anlauf und rannte mit voller Geschwindigkeit gegen den Zaun. Kurz sah er Sterne durch seine nachtschwarzen Hasenaugen. Doch der Zaun blieb unversehrt. Die Möhre blieb unerreichbar.
Das wollte der Hase nicht hinnehmen. Eins ums andere Mal preschte er gegen den Zaun, immer wieder prallte er ohne Erfolg zurück. Unser Hase tat dies so oft, bis er tot vor dem Zaun zusammenbrach.
Irgendwann kam ein weiterer Hase des Weges. Er sah den toten Hasen in der Sonne liegen. Dieser zweite Hase war schon sehr alt, trotzdem zog er seinen toten Artgenossen voller Mitleid auf die Seite, so dass dieser nicht von den Pferdewagen überfahren werden würde.
Dann sah auch der alte Hase die saftige Möhre. Aufmerksam beobachtete er das angefangene Loch unter dem Zaun, prüfte die Höhe des Zaunes, blickte nach links, blickte nach rechts ... und sah, dass der Zaun auf dieser Seite nach drei Metern endete. Der alte Hase hoppelte also um den Zaun herum, holte sich die Möhre und aß sie als Leichenschmaus in Gedenken an seine verstorbenen Artgenossen.
Quelle: unbekannt, nacherzählt von Peter Bödeker
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