
Geschichte: Die hilfreiche Präsenz
Aidan Lavette, der unsterbliche Geist hatte von der tödlichen Krankheit des Rajah von Tanjore gehört war zu dessen Hof geschwebt. Der Rajah lag auf dem Sterbebett. Die Ärzte hatten ihre Hoffnung aufgegeben. Alle Mitglieder des königlichen Haushalts trauerten, ließen die langen Gesichter hängen und warteten auf das Ende des gerade noch Lebenden, welchen sie doch so liebten. Schlaflose Nächte und Ströme von Tränen hatten sie müde und sprachlos gemacht; ihre ausdruckslosen Blicke suchten den Boden mehr als das Gesicht des Monarchen.
Aidan Lavette – der unsterbliche Geist Aidan Lavette ist unsterblich. Zumindest lebt er seit 2.577 Jahren auf der Erde. Aidan saß einst zu Füßen Buddhas und versank während eines Satsangs in eine tiefe Meditation. Als er wieder in die "Realität" zurückkehrte, war er nur noch "Geist".Beitrag: Aidan Lavette – der unsterbliche Geist
Eines Morgens hörte Aidan Tumult am Tore des Palastes und folgte den Geräuschen. Was brachte die Wächter dort so in Zorn?
„Geh fort von hier, du Bettler! Große Ärzte sind gescheitert. Und du willst etwas tun können?“, schrie ein Torhüter des königlichen Hauses einen Bettler an. Der Wächter ahnten da nicht, dass ihm der berühmte Heilige Raghaviah in diesem Moment seine Hilfe feilbot.
Aidan Lavette erkannte ihn sofort. Jener Raghaviah war ein Zeitgenosse des muslimischen Mahatma Nagore Andavan. Beide lebten das Leben von Avadhootas, von Unbekleideten. Ihre nahezu nackten Körper klammerten sich nur noch „lose“ an ihre erleuchteten Seelen, die jederzeit bereit waren, zu ihrem ursprünglichen wunderbaren Zuhause zu fliegen. Ihre väterlichen, bärtigen Gesichter strahlten eine Ruhe aus, die alle in ihren Bann zog (bis auf den Wächter am Tor ...). Das Licht in ihren Augen beschämte selbst hinreißendste Schönheit menschlicher Form. Beide hatten etwas an sich, das Aufmerksamkeit, Ehrfurcht und Liebe hervorrief.
Raghaviah und Nagore Andavan waren also eins im Herzen. Es wird von vielen Wundern berichtet, die beide zusammen hervorriefen. Sie zielten dabei stets auf das Wohl aller Lebewesen, haben die Kranken geheilt, brachte den Gläubigen Wohlstand und verliehen ihnen geistliche Glückseligkeit.
Raghaviah schaute in die vor Trauer verhärmten Gesichter der Torhüter. „Womöglich kann es gerade einem Bettler gelingen, wenn Ärzte versagen? Sagt mir doch bitte, was mit dem König los ist. Lasst mich sehen, ob ich helfen kann. Ich bin nicht hier, um zu betteln, sondern um zu segnen.“
Die alte Mutter des Rajahs hörte von oben diese ruhig und unerschrocken vorgebrachte Erklärung des Mönchs. Das mütterliche Herz klammerte sich sogleich an den Hoffnungsschimmer, den diese scheinbar unbedeutende Person ihr vermittelte. Sie rannte herab, um den Bettler zu begrüßen. Die Torhüter schauten derweil in völliger Herablassung zur Seite. Ein Ertrinkender greift sogar nach einem schwimmenden Strohhalm ...
„Darf ich den Rajah sehen, ehrwürdige Mutter? Vielleicht zeigt uns Gott einen Ausweg.“
Die Mutter kämpfte zwischen der Hoffnung, die durch die Ausstrahlung des Sadhus erzeugt wurde, und der Hoffnungslosigkeit, die sein Äußeres in ihr hervorrief. Schließlich brachte sie ihn in das Zimmer ihres Sohnes, des Rajah.
Der Bettelmönch Raghaviah sah den auf dem Bett liegenden Rajah schweigend an. Raghaviah lächelte. Unvermittelt lächelten alle um ihn herum; sie fühlten, wie ihre Bürde leichter wurde.
„Ich selbst kann keine Medikamente verschreiben“, begann Raghaviah.
Die Frauen um ihn herum brachen in Tränen aus.
„Aber ich kann euch sagen, wo ihr Erleichterung für euren Sohn finden könnt.“
Zwischen ihren Schluchzern flehte die Mutter: „Bitte!“
„Geht rasch zu dem heiligen Nagore Andavan. Ihr werdet ihn unter einem Baum in der Mangrove finden. Berichte ihm von eurem Sohn. Er wird euch die notwendige Medizin geben, um den Rajah zu heilen.“
Sofort ging es los. Eine Abordnung raste die Straße entlang zum Aufenthaltsort von Nagore. Das Herz der königlichen Mutter flog vorweg! Die ehrwürdige aber oftmals hochmütige Mutter des hinduistischen Monarchen warf sich zu Füßen des halbnackten, aschebeschmutzten Körpers des muslimischen Fakirs Nagore Andavan.
„Rette meinen Sohn, oh Prabho!“, rief die Mutter und ergriff die Füße des Fakirs. (Kurzer Hinweis: Prabho ist anderer Name für Shiva. Göttliche Ehrbezeichnung)
Der Fakir wandte jedoch den Kopf ab.
„Pah! Du tust alle möglichen dummen Dinge und kommst dann zu mir, wenn du in Gefahr bist ... Also gut, wirst du tun, was ich dir sage?“
„Ja, Prabho, alles was ihr sagt.“
„Gehe sofort zurück in den Palast in das Zimmer eures Sohnes. In der Nähe der Decke über dem Kopf des Königs findest du eine frisch verputzte Stelle zum Dach. Schneidet diese vorsichtig auf. Eine Taube kämpft in der Wand um ihr Leben. Lasst sie frei und dein Sohn wird erlöst sein.“
Denn aufgrund seines herzlosen Handelns leidet der König genau die Schmerzen, welche die Taube empfindet. Und wenn die Taube ihren letzten Atemzug macht, stirbt der König im selben Moment. Er kann überleben, aber ihr müsst in diesem Moment ein Gelübde ablegen, keinem Lebewesen zukünftig die geringste Verletzung zuzufügen. Denkt daran, dass alles Leben heilig ist. Eine Ameise hat das gleiche Recht, ihr eigenes Leben zu führen, wie das höchste, wie Brahma es hat. Niemand hat das Recht, den Lebensverlauf irgendeines Wesens zu stören.
Die Mutter eilte mit dem Segen des Heiligen zum Palast. Sie ging geradewegs in die Kammer des Rajahs. Maurer wurden gerufen und der Gips wurde eilig entfernt. Es bot sich ein bedauernswerter Anblick. Zwischen Leben und Tod kämpfte eine Taube, deren halbgeschlossene Augen die stumme Qual widerspiegelten, die sie in der tödlichen Kammer erlitt. Die Mutter pflegte sie bis zur Genesung. Und der Rajah richtete sich in seinem Bett auf. Jedes Reiskorn, das die Taube aß, jeder Tropfen Wasser, der in ihren Mund geflößt wurde, belebte den Rajah.
Der Rajah bestätigte: „Es gab ein Loch in der Wand über meinem Bett. Tauben lebten darin. Sie beschmutzten mein Bett. Ich empfand dies als Ärgernis, also befahl ich, das Loch zu verstopfen.“
Die Mutter war ungeduldig. „Mein Sohn, du wurdest durch die wundersame Gnade von Fakir Nagore gerettet. Gehe zu ihm. Verbeuge dich vor ihm. Verkünde das Gelübde, dass du keinem Lebewesen den geringsten Schmerz mehr zufügen wirst, in seiner Gegenwart. Rasch, verliere keine Zeit.“
So geschah es. Die Krone des hinduistischen Monarchen fegte den Staub der Füße des muslimischen Fakirs. Er war es dann auch, der den Namen „Nagore Andavan“ hervorbrachte, unter dem der Heilige seitdem bekannt ist.
Der Rajah ließ aus Dank einen riesigen Tempel auf dem Samadhi des Heiligen errichten, nachdem dieser verstorben war. Er überschrieb dem Tempel viel Land und bestimmte, dass Tausende von Tauben von den Erzeugnissen dieses Landes gefüttert würden. Dieser Brauch wird bis heute befolgt und der Tempel strahlt weiterhin wundersame Gnade, Heilkraft, Frieden, Einheit und Wohlstand aus. Aidan Lavette schaut hin und wieder vorbei.
Übertragung einer Geschichte von Sivananda aus dem Englischen in das Leben von Aidan Lavette durch Peter Bödeker.
Die stille Kraft des Mitgefühls – Yogische Weisheiten in einer südindischen Palastgeschichte
Manchmal begegnen einem in alten Geschichten mehr Wahrheiten, als in einem Dutzend philosophischer Bücher. Die Erzählung von Aidan Lavette, dem Geist der Mitmenschlichkeit, von einem sterbenden Rajah, einem heiligen Fakir und einer beinahe vergessenen Taube ist eine solche Geschichte. Sie ist nicht einfach ein spirituelles Märchen – sie ist durchtränkt von den tiefen Prinzipien des Yoga, wie sie Patanjali, die Upanishaden und auch die Bhakti-Traditionen über Jahrtausende hinweg vermitteln.
Ahimsa – Gewaltlosigkeit als Heilkraft
Das wohl deutlichste Motiv: Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, steht wie ein stiller Elefant im Raum. Der König leidet körperlich – aber der Ursprung seiner Krankheit ist nicht biologisch, sondern karmisch. Eine Taube, lebendig eingemauert auf seinen Befehl hin, leidet. Und genau dieses Leid spiegelt sich im König selbst. Erst als das unschuldige Wesen befreit wird, kehrt auch das Leben in den Rajah zurück.
Das ist kein moralischer Holzhammer, sondern ein zutiefst yogischer Gedanke: Was du der Welt antust, tust du dir selbst an. Und zwar nicht irgendwann im fernen Karma-Jenseits, sondern hier und jetzt, in jeder Zelle deines Körpers, in jedem Atemzug. Ahimsa ist keine passive Zurückhaltung, sondern aktive Fürsorge – ein Engagement für alles Lebendige.
Ahimsa im Yogasutra:
Yoga Sutra II-30: Die förderlichen Selbstbeschränkungen (yamas) sind Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Enthaltsamkeit und Begierdelosigkeit
Yoga Sutra II-31: Die Yamas sind überall einzuhalten, unabhängig vom eigenen Status, dem Ort, der Zeit oder den äußeren Umständen – sie stellen das Große Gelübde dar
Yoga Sutra II-34: Gedanken und Zweifel, die zu schädigendem Verhalten führen – egal ob dies selbst getan, in Auftrag gegeben oder nur begünstigt wird, egal ob durch Gier, Ärger oder Verblendung motiviert, egal ob in der Ausführung mild, mittelmäßig
Yoga Sutra II-35: Wenn das Nichtverletzen [anderer Lebewesen im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, verschwindet jede Feindseligkeit in seiner Umgebung
Mitgefühl als Weg der Heilung
Raghaviah, der scheinbar mittellose Mönch, bringt nichts mit außer seiner Präsenz, seinem inneren Gleichgewicht, seiner Liebe. Und diese Liebe ist ansteckend. Nicht durch Worte, sondern durch das, was er ausstrahlt, beginnen andere zu lächeln, Hoffnung zu fassen, ihre Tränen loszulassen. Der Yoga kennt das als karuṇā, das Mitgefühl – nicht als sentimentale Regung, sondern als transformierende Kraft.
Dieses Mitgefühl wird nicht als heldenhafte Tat zelebriert. Es ist da. Still, entschieden, leuchtend. Wie ein Docht, der das Licht nicht sucht, sondern trägt.
Karuna im Yogasutra:
Yoga Sutra I-33: Der Geist wird geklärt durch Kultivierung von Freundlichkeit, Empathie, Zufriedenheit sowie Gleichgültigkeit gegenüber Freude, Leid, Erfolg und Misserfolg
Einheit jenseits von Religion
Ein weiteres yogisches Grundmotiv ist das der Einheit aller Wesen – auch jenseits von kulturellen, religiösen oder sozialen Unterschieden. Hier haben wir es mit einem muslimischen Fakir (Nagore Andavan) und einem hinduistischen König zu tun. Und was geschieht? Die Rollen werden umgekehrt: Der König beugt sich vor dem Fakir, die Macht beugt sich vor der Wahrheit.
Diese grenzenlose Spiritualität, die nicht auf Dogmen, sondern auf innerer Verwirklichung basiert, ist zutiefst yogisch. Yoga – im wörtlichen Sinn „Verbindung“ – zeigt sich hier nicht in komplizierten Asanas, sondern in der Verbindung von Herz zu Herz, von Mensch zu Mensch, von Wesen zu Wesen.
Karma, Verantwortung und innerer Wandel
Der Rajah muss erkennen: Sein Leiden ist eine Folge seiner Taten – nicht im Sinne von Strafe, sondern von Resonanz. Yoga lehrt uns, dass wir nicht Opfer unserer Umstände sind, sondern Mitgestalter unserer Realität. Die Geschichte erinnert daran: Die Verantwortung für Heilung liegt nicht nur bei den Heiligen, sondern bei uns selbst.
Und so wird der Rajah nicht nur geheilt – er verändert sich. Er schwört, nie wieder einem Lebewesen zu schaden. Aus dem Herrscher wird ein Diener des Lebens. Und aus einem Palast wird ein Ort der Fürsorge, an dem Tauben – Sinnbild für das Leben selbst – Nahrung und Schutz finden.
Yogasutra zum Karma
Yoga Sutra I-24: Ishvarah ist als besonderes Wesen unberührt von Leid, Karma oder Wünschen
Yoga Sutra II-12: Die Kleshas sind [somit] die Wurzel für das gespeicherte Karma. Es wird im sichtbaren [gegenwärtigen] oder in nicht sichtbaren [zukünftigen Leben] erfahren werden.
Yoga Sutra II-13: Solange die Wurzeln [der Kleshas, der leidbringenden Hindernisse] verbleiben, muss es [das Karma] erfüllt werden, und erschafft die allgemeine Lebenssituation, die Lebensspanne und das Maß an freudvollen Erfahrungen in unserem Leben
Yoga Sutra II-14: Die Ernte aus dem Karma ist entweder freudvoll oder schmerzhaft, je nachdem, ob die zugrunde liegende Tat heilsam oder leidbringend war.
Yoga Sutra II-15: Für jemanden mit Unterscheidungsfähigkeit ist alles in dieser Welt leidvoll; das liegt an der Vergänglichkeit, unserem Verlangen, den unbewussten Prägungen und an der Wechselhaftigkeit der Natur
Yoga Sutra II-16: Künftiges Leiden kann und sollte vermieden werden
Yoga Sutra II-17: Die Identifikation des wahrnehmenden Selbstes mit den wahrgenommenen Objekten ist Ursache [des Leides] und sollte überwunden werden
Yoga Sutra II-18: Die wahrgenommenen Objekte haben die Eigenschaften Klarheit, Aktivität und Trägheit und bestehen aus Elementen und Wahrnehmungskräften. Alles Wahrgenommene dient der (genussvollen) Erfahrung und der Befreiung.
Yoga Sutra II-21: Die Welt existiert nur für den Sehenden
Yoga Sutra II-22: Die Welt verschwindet für den, für den sie ihren Zweck erfüllt hat; für alle anderen existiert sie als gemeinsame Realität weiter
Yoga Sutra II-23: Der Sinn der Vereinigung unseres Wahren Selbstes mit der äußeren Welt besteht darin, dass wir unsere Wahre Natur und deren Kräfte erkennen.
Yoga Sutra II-24: Die Ursache unserer „Verbindung mit der Welt“ (= Samyoga) ist Unwissenheit
Yoga Sutra II-25: Wenn das Nichtwissen endet, löst sich die Verbindung mit der Welt auf – dadurch erlangt der Sehende absolute Freiheit
Yoga Sutra II-26: Die Entwicklung und ununterbrochene Anwendung einer reinen Unterscheidungskraft beendet die Unwissenheit
Yoga Sutra II-27: Die Anwendung der reinen Unterscheidungskraft führt zur siebenfachen Erkenntnis
Yoga Sutra III-23: Die Folgen einer Handlung (Karma) zeigen sich entweder sofort oder ruhen erst und zeigen sich später. Samyama über das eigene Karma führt zur Vorahnung des Zeitpunktes des eigenen Todes.
Yoga Sutra III-53: Durch Samyama auf den Augenblick und die Abfolge von Augenblicken erlangt der Yogi jenes Wissen, das auf der so gewonnenen Unterscheidungskraft beruht
Yoga Sutra IV-6: Nur das Bewusstsein, welches aus Meditation (Dhyana) entsteht, ist frei von unbewussten Prägungen (Samskaras)
Yoga Sutra IV-7: Die Handlungen (und die Folgen daraus; Karma) eines Yogi sind weder schwarz noch weiß, für andere sind sie jedoch dreierlei Art
Yoga Sutra IV-8: Aus diesen drei Arten des Handelns (Karma) manifestieren sich [zu einem bestimmten Zeitpunkt] jene Wünsche oder Neigungen, für die günstige Bedingungen vorliegen
Aidan Lavette – der stille Zeuge
Die Figur des Aidan Lavette, der Geist, der alles beobachtet, bringt eine besondere Tiefe in die Geschichte. Er greift nicht ein, er bewertet nicht. Er sieht. Und dieses Sehen ist vielleicht das größte Geschenk: bewusste Präsenz. In der yogischen Praxis ist genau das der Kern – im Moment zu sein, Zeuge zu sein, nicht zu manipulieren, sondern das Leben selbst zu verstehen.
Fazit: Yoga beginnt nicht auf der Matte
Diese Geschichte will zeigen: Yoga beginnt nicht mit dem Sonnengruß. Es beginnt mit dem Herzen. Mit dem Blick für das Leid der anderen, mit der Bereitschaft, sich selbst zu verändern, mit einem tiefen Respekt vor allem, was lebt.
Wenn du das nächste Mal deine Yogamatte ausrollst, erinnere dich: Vielleicht ist dein größter Lehrer nicht der, der dir den perfekten Handstand zeigt, sondern der, der dich erinnert, wie du dein Mitgefühl pflegen kannst – auch wenn es nur einer Taube gilt.
Oder wie es Raghaviah sagen würde: „Vielleicht gelingt es gerade einem Bettler, wenn die Großen versagen.“
Möglicher historischer Hintergrund der Geschichte
Die Nagore Dargah, auch bekannt als Nagore Andavar Dargah, ist ein Dargah- Komplex (= Schrein oder Gebetsstätte), der über dem Grab des Sufi- Heiligen Nagore Syed Abdul Qadir Shahul Hamid errichtet wurde. Er befindet sich in Nagore , einer Küstenstadt im Bezirk Nagapattinam im Bundesstaat Tamil Nadu, Indien. Hier wurde im 16. Jahrhundert König Achutappa Nayak von Tanjore (Tanjavur) durch den Sufi-Heiligen Syed Shahul Hamid von einer mysteriösen Krankheit geheilt. Der Legende zufolge fand Shahul Hamid eine Taube, die mit Nadeln durchbohrt war – nach deren Rettung heilte der König. Zur Erinnerung ließ er ein Stück Land an die Dargah-Gemeinde spenden. Seitdem ist es Tradition, Tauben auf dem Gelände freizulassen (oder zu füttern) – als Zeichen des Dankes für die Heilung.
Kurz gesagt:
- König Achutappa Nayak von Tanjore wurde heil.
- Der Heilige entfernte Nadeln aus einer gekrümmten Taube.
- Darauf wurde Land an die Dargah gegeben.
- Seitdem werden Tauben freigelassen bzw. gefüttert als Dankesritual.
- Diese Praxis existiert bis heute an der Nagore Dargah in Tamil Nadu.
Es ist also kein Tempel im klassischen hinduistischen Sinne — sondern eine islamische Heilstätte — aber mit der historischen Verbindung zu einem Tanjore‑Herrscher und einer Tauben‑Tradition als Dankessymbol. Mehr dazu auf Wikipedia.
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Aidan Lavette, der unsterbliche Geist, lebte auch mehrere Jahrhunderte in China. In einem Dorf am Huashan Berg, der für sein famoses Wolkenmeer weit über China hinaus berühmt ist, hörte er von folgender Geschichte:
Eine ältere chinesische Hausdienerin holte jeden Morgen zwei Krüge Wasser aus dem Fluss im Dorf. Sie legte dafür eine Holzstange über ihren buckligen Rücken und hängte an jedes Ende einen Krug.
Einer der beiden Krüge bekam eines Tages in der Mitte einen Sprung. Fortan verlor er aus diesem Riss auf ihrem Weg vom Fluss bis zum Haus die Hälfte seines Wassers. Der Krug bemühte sich nach Kräften, das Wasser in sich zu bewahren. Doch vergebens. So sehr er sich auch anspannte, stets verlor er einen Teil seiner Fracht.
Der Krug wurde sehr zornig mit sich.
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Der Hase vor der Möhre
Vor langer Zeit lebte ein Hase am Rande eines kleinen Dorfes. An einem strahlenden Frühlingsmorgen entdeckte er eine saftige Möhre. Eine so große Möhre, wie er noch nie eine Möhre gesehen hatte. Die Rübe glänzte im morgendlichen Tau hinter einem hohen Maschendrahtzaun. Vor Freude lief unserem Hasen das Wasser im Hasenmunde zusammen.
Hier weiterlesen: Der Hase vor der Möhre
Einst fragte Zen-Schüler Callum seinen Meister: Wie schaffe ich es, mich nicht mehr über den Egoismus meiner Mitmenschen zu ärgern?
Der Zen-Meister antwortete: "Stell dir vor, du gehst am frühen Morgen durch einen sonnigen Park. Du spürst einen zarten Wind im Gesicht, ansonsten ist alles ruhig. Dein Blick wird von hellgrün leuchtenden Trauerweiden angezogen, deren Zweige sanft die Oberfläche eines Teiches voller Seerosen streicheln. Ein zartblauer Eisvogel gleitet über das Wasser, landet auf der Bank vor dir und stimmt sein zauberhaftes Lied an. Völlig versunken lauschst du dem Gesang des winzigen Stimmwunders. Plötzlich wirst du grob an der Schulter gerempelt.
Hier weiterlesen: Die Schuld und ihr Zorn
Die Legende von der Christrose
- Eine Weihnachtsgeschichte -
Eine Geschichte von Selma Lagerlöf, geringfügig der heutigen Sprache angepasst von Peter Bödeker
Eine Räubermutter, welche in einer Räuberhöhle oben im bergigen Göinger Wald im Norden von Dänemark hauste, hatte sich eines Tages auf einen Bettelzug in das Flachland hinunter begeben. Der Räubervater selbst war ein ausgestoßener Mann und durfte den Wald nicht verlassen, sondern musste sich damit begnügen, den Wegfahrenden aufzulauern, die sich trotz der Gefahr in den Wald wagten.
Doch zu der Zeit, als der Räubervater und die Räubermutter ihr Leben in dem Göinger Wald fristeten, gab es im nördlichen Schonen nicht allzu viel Reisende. Wenn es sich also begab, dass der Räubervater ein paar Wochen lang Pech bei seiner Jagd hatte, dann machte sich die Räubermutter auf ihre Wanderschaft. Sie nahm ihre fünf Kinder mit, und jedes der Kleinen hatte zerlumpte Fellkleider und Holzschuhe an und trug auf dem Rücken einen Sack, der gerade so lang war wie das Kind selbst. Diesmal jedoch sollte die Reise das Leben der Räuberfamilie für alle Zeit verändern.
Hier weiterlesen: Die Legende von der Christrose
In einem fernen Land war es einst üblich, dass, wenn ein König starb, ohne Erben zu hinterlassen, die Minister einen besonderen Palastelefanten auf die Straße ließen. Dieser Elefant fing sich, wen immer er mochte, setzte ihn auf seinen Kopf und ohne weitere Fragen wurde dieser Mann dann zum König gekrönt.
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