loch freiheit himmeltad-abhābāt-saṁyoga-abhāvo hānaṁ taddṛśeḥ kaivalyam
तदभावात्संयोगाभावो हानं तद्दृशेः कैवल्यम्

Diese Sutra geht auf den Prozess der Erleuchtung ein. Die Kommentatoren erläutern den Zusammenhang Unwissenheit → Anhaftung in der Welt → Leid. Sie ermuntern uns, die scheinbaren Freuden dieser Welt nicht allzulange hinterherzulaufen, sondern zügig und konsequent die wahre Wirklichkeit zu erkennen.

Inhaltsverzeichnis aus-/einklappen

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Zunächst hier die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Worte, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis variieren kannst:

  • Tad = (von) dem (meint hier: Avidya, die Unwissenheit); dessen;
  • Abhavat, abhava, abhâvât, abhāva = Überwindung; Verschwinden; durch Abwesenheit, durch Ausschaltung; Nicht-Existenz; Nicht-Werden; durch Fehlen; durch Nicht-Vorhandensein;
  • Samyoga, saṁyoga = Identifikation, Vereinigung, Verbindung;
  • Hanam, hânam, hana, hāna = vermeiden; aufgeben; aufhören; Beendigung; Beseitigung; Aufhebung; Rückgang; Abwesenheit;
  • Tat = das; dessen;
  • Drisheh, dṛśeḥ, dr̥śeḥ = des Sehers; Sehen; vom Gesehenen;
  • Kaivalyam, kaivalya = (totale) Erlösung; Trennung; Befreiung; Emanzipation; Isolation der reinen Wahrnehmung; vollständige Einheit; Glückseligkeit; Lösung von allen Verbindungen; All-Eins-Sein – Alleinsein;

2

Übersetzungsvarianten aus-/einklappen
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Für wen ist dieser Online-Kurs gemacht?

Dieser Online-Kurs ist für alle Yogi:nis, die sich für Yoga-Philosophie interessieren. Egal, ob Anfänger:in oder bereits fortgeschritten.

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Punkt 3

fesseln sprengen sonne himmelDie letzte Befreiung: Ziel allen Yogas

3. Wo wir stehen

Wir befinden uns im zweiten Kapitel des Yogasutra von Patanjali. Es handelt von der „Praxis“. Patanjali beginnt das Kapitel mit dem Versprechen, dass Yoga die Leiden des Yogis vermindere und (irgendwann) zu Samadhi, zur allumfassenden Freiheit führe.

In Sutra II-3 bis II-11 schildert Patanjali die fünf Haupt-Hindernisse auf dem Yogapfad, die sogenannten Kleshas (Unwissenheit, Anhaftung, Ablehnung, Ego, Lebensdrang). Erste Wege zur Überwindung der Hindernisse werden angerissen (Gegenschöpfung, Meditation).

Sutra II-12 bis II-15 handeln von Karma (Folgen von Handlungen und Gedanken, die aufgrund der Kleshas geschehen) und dem inhärenten Leid von allem und jedem in dieser Welt. Grundübel ist dabei unsere Identifikation mit dem, was wir nicht sind.

Dann geht es bei den Sutras weiter mit den Schritten, das Leiden zu besiegen. Patanjali sieht es als „die“ Aufgabe des Yogis an, den Unterschied zwischen Sehenden und Gesehenem zu erkennen. Nach und nach sollte diese Erfahrung kultiviert und ausgebaut werden. So gelange man zur Freiheit – Kaivalya (auch mit „letzter Freiheit“, Isoliertheit (Alleinheit), höchster Befreiung oder „vollkommener Erlösung“ übersetzt.

Nachdem Patanjali in den Sutras II-18 und II-19 über Prakriti, die Natur/unsere Welt, gesprochen hat, geht er dann auf deren Beobachter, den Seher (Purusha) und dessen Wahrnehmung ein. Von Sutra II-20 bis Sutra II-26 erläutert Patanjali zudem Grund und das Zustandekommen unserer Existenz. Hier geht es nun wieder um die Lösung des Dilemmas, in dem unser Wahres Selbst steckt und das uns so häufig Leid beschert. In den hierauf folgenden Sutras des zweiten Kapitels ab II-26 gibt er konkrete Praxisempfehlungen, um unser falsches Bild von der Welt – das Leid verursacht und unsere Befreiung verhindert – zu überwinden.

Punkt 4

rabe kaefig schluessel freiDer Rabe steht metaphorisch für Weisheit. Er (bzw. sie) besitzt den Schlüssel zur Befreiung.

4. Das große Versprechen

Patanjali wiederholt hier: Absolute Freiheit ist möglich. Und zwar durch Überwinden der menschlichen Unwissenheit. Iyengar erläutert dazu: dann „... haben die Objekte keinen Einfluss mehr auf den Seher, die Leiden hören auf, und die die Seele erhebt sich zur Erfahrung der vollkommenen Freiheit.“

Ähnliche äußern sich diese Sutras:

Punkt 5

5. Die Kraft unseres Verstandes

Dem Verstand genießt beim Streben nach spirituellen Entwicklung oftmals kein hohes Ansehen. Anders sieht es Iyengar: „Die Intelligenz [Buddhi] dient als wirkende Kraft des Sehers [Purusha, unser Wahres Selbst] und hat die Aufgabe, das Bewusstsein von Avidya zu befreien.“

Warum ist diese Befreiung überhaupt nötig? Weil, so Iyengar weiter, sich die „Wirkkräfte der Seele“ von der sinnlichen Welt anziehen lassen und dazu neigen, sich mit diesen Phänomenen zu identifizieren. Dadurch würden wir uns in eine (scheinbare) Gefangenschaft begeben, in der wir – mal mehr, mal weniger – leiden.

Siehe dazu auch die Erläuterungen und Tipps in den Sutras zuvor:

Punkt 6

6. Yoga wirkt

Letztendlich zielen alle Lehren und Techniken des Yogas darauf ab, künftiges Leid beim Yogi zu vermeiden. Ihn/sie nach und nach seiner wahren Natur zu nähern, ihn/sie diese irgendwann ganz erkennen und spüren zu lassen. Um am Ende in „völliger Freiheit“ zu existieren.

Dann sei das große Ziel erreicht, sprich die Kleshas (die inneren Hindernisse) sind überwunden und unser wahres Selbst ist erkannt. Dann, so die Yoga-Vasisha, ist Befreiung erlangt. „Befreiung“ sei aber nur ein Synonym für einen Geist, der zur Reinheit gefunden hat, der zur korrekten Selbsterkenntnis erwacht ist und völlig frei von Wollen, Hoffen, Abneigen oder anderen leidbringenden Anhaftungen ist. Diese „Befreiung“ wird auch Nirwana, Kaivalya, „totale Unabhängigkeit“, „raumlose Isolation“ oder „vollkommenes Ledigsein“ genannt.

Wie genau diese „völlige Freiheit“, zu der sich die Seele dann emporschwingen soll, auch aussehen mag. Sie soll jede Anstrengung wert sein.

Wie stellst du dir die „endgültige Freiheit“ vor?

Hast du eine Vorstellung davon, wie sich diese Freiheit anfühlt oder auf dein Leben auswirken würde? Teile deine Gedanken:

 

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Punkt 7

7. Der „Feind“ in uns

Iyengar beklagt, dass unser „innerer Sinn“ sich „lieber den Freuden der Welt als der Schau der Seele zuwendet.“ Scheinbar zu unserem Vergnügen, auf längere Sicht verharren wir dadurch aber, gemäß Yogalehre, im Leid.

Patanjali fordert deshalb, die eigene Achtsamkeit und Aufmerksamkeit derart zu schulen und zu disziplinieren, dass wir alle Phänomene in dieser Welt und in unserer Inneren (nur noch) als das erkennen, was sie wirklich sind. Wir nicht länger irgendetwas hineinzuprojizieren, was da gar nicht vorhanden ist.

Damit wir uns mit nichts identifizieren, was wir verlieren können und das bei Verlust – durch identifikationsverursachte Anhaftung – Leid in uns hervorruft.

Damit das Feuer unserer Versklavung erlischt und dadurch der Grund des Gefangenseins verschwindet. Dann löst sich auch automatisch unser Gefängnis auf, siehe Sutra II-22.

Es gilt vieles, was in Sutra II-5 schon gesagt wurde:

Oder in Sutra II-17:

 

7.1. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Punkt 8

8. Siehe auch - Sutras mit zugehörigen Aussagen

subtil tropfen 250
sūkṣma-viṣayatvam-ca-aliṇga paryavasānam
सूक्ष्मविषयत्वं चालिङ्गपर्यवसानम्

 

Die Meditation über subtile Objekte kann bis an eine Grenze getrieben werden, die Patanjali mit Alinga umschreibt. Einem Zustand, der als "undefinierbar subtil" oder "unmanifest" beschrieben wird.

Hier weiterlesen

leiden mann skulptur 250Heyaṁ duḥkhamanāgatam
हेयं दुःखमनागतम्

Die Lösung naht ... :-)

Patanjali verdeutlicht in dieser Sutra, dass Yoga in gewissem Sinne eine vorbeugende Heilkunst ist. Ein Weiser bemüht sich, künftiges Leiden jetzt zu vermeiden.

Die heutige Sutra könnte zudem als Lebensmotto von Buddhisten und Yogis durchgehen. Man kann es als Mantra nutzen, sich täglich erinnern: „Heyam duhkham anâgatam“ – „Künftiges Leiden kann und sollte vermieden werden“. Um diesem Motto zu folgen, brauchen wir drei Dinge.

Hier weiterlesen

Punkt 9

9.

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-25:

Iyengar schreibt, dass die Sutras II-17 bis II-25 schwer zu verstehen seien. Man müsse sie immer wieder lesen, um ihren Sinn zu erfassen. Darum die Übung für diese Woche: Lese jeden Tag einmal diese 9 Sutras durch.

Vielleicht ergänzt du die Empfehlung von Swami Satchidananda: Frage dich bei allem, was du erlebst:

  • „Werde ich durch diese Erfahrung verdorben?“
  • „Wer bin ich?“
  • „Wer ist glücklich?“
  • „Wer ist unglücklich?“

→ Du selbst als Beobachter des Lebensdramas (Govindan).

Kommentieren oder Kommentare lesen

 

Punkt 10

10. Videos zu Sutra II-25

In den Tabs finden sich Videos zu dieser Sutra

Yogaprasad Institute zu Sutra II-19 bis II-28:

Desikachar Video zu Sutra II-25:

{tab Nayaswami Asha}

Nayaswami Asha Video zu den Sutras II-21 bis II-26:

{tab  Sukadev}

Yoga-Vidya Videos zu den Sutras II-1 bis II-11:

Punkt 11

11. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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