sieben gold gruen 250tasya saptadhā prānta-bhūmiḥ prajña
तस्य सप्तधा प्रान्तभूमिः प्रज्ञा

Hier endet der Abschnitt des zweiten Kapitels vom Yoga Sutra zur Erlangung der Einsicht. Die Beschreibung des Weges, an dessen Ende für den Yogi die Welt aufhört zu sein. Patanjali macht in dieser Sutra eine geheimnisvolle Andeutung: Die Einsicht entfalte sich in sieben Stufen oder Schritten. Ohne näher darauf einzugehen. Es gibt denn auch mehrere Mutmaßungen dazu, was diese Stufen sein könnten.

Inhalt: Yogasutra Kapitel 2, Vers 27

Punkt 1

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Tasya = sein; dieser, dies; davon;
  • Saptadha, saptadhâ, saptadhā = siebenfach; siebenfältig;
  • Pranta, prānta = Pfad, Weg; Kante; Grenzpfad; Ebene; ein Zwischen- oder Übergangszustand; ein Portal oder eine Brücke zwischen zwei oder mehr Dingen;
  • Bhumih, bhūmiḥ, bhûmiï = Stufe; Feld; Bühne; Dimension; Ebene; Zwischenraum; Plattform; Boden; Basis; Schichten; Tor;
  • prânta-bhûmih = ein bestimmtes Stadium; Stufe;
  • Prajna, prajnâm, prajõa = das erkennende Bewusstsein; Erkenntnis; Erleuchtung; wahres Wissen; Weisheit;

2

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Sukadev: „Erleuchtung ... durch 7 Stufen ...“
  • Deshpande/Bäumer: „Die Weisheit ... erstreckt sich in sieben Stufen ...“
  • Dr. R. Steiner: „Dieser Pfad zur Erkenntnis ...“
  • Coster: „Auf dem Wege ... wird eine siebenfache Erleuchtung erfahren.“
  • Feuerstein: „Derjenige ... gewinnt letztendlich die siebenfache Weisheit
  • R. Palm: „Dessen Wissen ... ist siebenfach“
  • R. Sriram: „Dieser Weg der Erkenntnis ...“
  • Govindan: „Die Weisheit im Endstadium ...“
  • Iyengar: „... erlangt man vollkommene Einsicht, die sieben Sphären umfasst.“
  • Chip Hartranft: „Auf der letzten Ebene der Unterscheidung erstreckt sich die Weisheit auf alle sieben Aspekte der Natur.“
  • R. Skuban: „Diese Weisheit entfaltet sich ...“
  • T.K.V. Desikachar: „Das Erlangen von unterscheidender Klarheit ist ein Prozess ...“
  • G. Pradīpaka: „Ein siebenfaches (saptadhā) (und) ultimatives (prāntabhūmiḥ) tiefes Verständnis (prajñā) (kommt) zu dem (Yogī, der unterscheidendes Wissen erlangt hat) (tasya)“
  • 12koerbe.de: „... Grenzen der Grundlage (zur höchsten Stufe) reichende Weisheit ...“
  • Hariharananda Aranya: „Sieben Arten ultimativer Einsicht kommen zu ihm (dem Yogi, der unterscheidende Erleuchtung erlangt hat).“
  • I. K. Taimni: „In seinem Fall wird die höchste Stufe der Aufklärung durch sieben Stufen erreicht.“
  • Swami Satchidananda: „Die Weisheit im Endstadium ist siebenfach. [Man erlebt das Ende von 1) Wunsch, etwas mehr zu wissen; 2) den Wunsch, sich von irgendetwas fernzuhalten; 3) Wunsch, etwas Neues zu gewinnen; 4) den Wunsch, etwas zu tun; 5) Trauer; 6) Angst; 7) Täuschung.]“
  • Swami Prabhavananda: „Der Erlebende erlangt dieses Wissen in sieben Stufen und rückt auf das Höchste vor.“
  • Swami Vivekananda: „Sein Wissen ist von der siebenfach höchsten Ebene.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Für den, der dies besitzt, entsteht in der letzten Stufe das siebenfache Prajñâ.“

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Punkt 3

Wo wir stehen

Hier findest du eine kurze Zusammenfassung des 2. Kapitels des Yogasutras bis hierher:

Yoga Sutra - 2. Kapitel - bis hierher

Wir befinden uns im zweiten Kapitel des Yogasutra von Patanjali. Es handelt von der „Praxis“. Patanjali beginnt das Kapitel mit dem Versprechen, dass Yoga die Leiden des Yogis vermindere und (irgendwann) zu Samadhi, zur allumfassenden Freiheit führe.

In Sutra II-3 bis II-11 schildert Patanjali die fünf Haupt-Hindernisse auf dem Yogapfad, die sogenannten Kleshas (Unwissenheit, Anhaftung, Ablehnung, Ego, Lebensdrang). Erste Wege zur Überwindung der Hindernisse werden angerissen (Gegenschöpfung, Meditation).

Sutra II-12 bis II-15 handeln von Karma (Folgen von Handlungen und Gedanken, die aufgrund der Kleshas geschehen) und dem inhärenten Leid von allem und jedem in dieser Welt. Grundübel ist dabei unsere Identifikation mit dem, was wir nicht sind.

Dann geht es bei den Sutras weiter mit den Schritten, das Leiden zu besiegen. Patanjali sieht es als „die“ Aufgabe des Yogis an, den Unterschied zwischen Sehenden und Gesehenem zu erkennen. Nach und nach sollte diese Erfahrung kultiviert und ausgebaut werden. So gelange man zur Freiheit – Kaivalya (auch mit „letzter Freiheit“, Isoliertheit (Alleinheit), höchster Befreiung oder „vollkommener Erlösung“ übersetzt.

Nachdem Patanjali in den Sutras II-18 und II-19 über Prakriti, die Natur/unsere Welt, gesprochen hat, geht er dann auf deren Beobachter, den Seher (Purusha) und dessen Wahrnehmung ein. Von Sutra II-20 bis Sutra II-26 erläutert Patanjali Grund und das Zustandekommen unserer Existenz, wie die Unwissenheit unser Dasein bestimmt und  dass Viveka Khyati, die Unterschreidungskraft oder unterscheidende Wahrnehmung, dauerhaft angewendet unsere Unwissenheit beendet. In den Sutras II-28 bis Sutra III-8 gibt Patanjali die konkrete Praxisempfehlung Ashtanga Yoga, um unser falsches Bild von der Welt – das Leid verursacht und unsere Befreiung verhindert – auch ohne großes spirituelles Talent zu überwinden.

Hier in II-27 geht es noch einmal um Viveka Khyati.

Punkt 4

sieben buddhas 1000Sieben Buddhas sollt ihr sein ...

Die Superkraft Viveka Khyati ermöglicht siebenfache Weisheit

Die meisten Übersetzer/Kommentatoren, wie damals Vyasa oder heute Wim van Dungen oder Swami Satchidananda, beziehen das „siebenfach“ auf die zu erlangende Weisheit. Das tasya (= dies) wird in diesem Fall auf die „ungebrochene Unterscheidungskraft oder auch ununterbrochen angewendete unterscheidende Wahrnehmung“ (= viveka-khyati, siehe Sutras II-24 – II-26 zuvor) bezogen, durch die eine „siebenfache Einsicht/Weisheit“ erlangt wird, die in Samadhi „gipfelt“. Desikachar schreibt an dieser Stelle ebenfalls von „unterscheidender Klarheit“, Skuban von „Weisheit“ – ganz im Sinne der Sutras zuvor.

Deshpande/Bäumer betonen (S. 117), dass es hier an den „Kern des Bewusstseins“ gehe, einer Veränderung, welche die Kraft habe, den Mensch von Grund auf zu wandeln.

Alternativsicht

R. Palm weist darauf hin (S. 96), dass das Wort „dessen“ (= tasya) nicht feminin ist und sich darum nicht auf Viveka-Khyati beziehen könne. Stattdessen könnte das siebenfach auf „Mittel“ aus der Sutra II-26 oder auf „Trennung“ (kaivalya) aus Sutra II-25 verweisen.

Punkt 5

Der Weg zur Weisheit

Hier noch einmal der Weg zu dieser Weisheit gemäß den Sutras zuvor:

  • Unwissenheit (avidya) erzeugt Samyoga – eine falsche Identifizierung mit der Welt.
  • Viveka, die unterscheidende Intelligenz (zum Beispiel zu erkennen, was dauerhaft ist und was vergänglich), ist das Tuch, dass den Irrtum vom Yogi hinwegwischt.
  • Kehrt dann die Vidya, die Einsicht, in das Leben des Yogis ein, führt dies zur Erkenntnis des wahren Selbst. Der Irrtum schwindet komplett, am Ende dieses Prozesses folgt die ersehnte Befreiung.
  • Was ist diese „Befreiung“ genau? Dies lässt sich mit Worten nicht erklären. Manche sehen darin nur den „reinen Geist“, andere nennen den Zustand „nirvana“, andere wiederum sprechen von „Himmel“. Im Yoga wird oft der Begriff „kaivalya“ verwendet.

Die Praxis des Yogas führt den Yogi gemäß Patanjali sicher diesen Weg zur Befreiung entlang. Deshpande sagt (S. 116) sogar: „Nach Ansicht des Yoga muss sich der Mensch entweder für die yogische Lebensweise entscheiden oder im avidya-khyati gefangen bleiben, was ihn unvermeidlich in endloses Leid, Elend und Chaos führt ...“ Ohne diese yogische Lebensweise, so Deshpande weiter, würde der Mensch auf längere Sicht gesehen aussterben.

Punkt 6

meditation haende zum himmel 1000

Die 7 Ebenen der Erkenntnis

Patanjali erläutert wie gesagt nicht, was konkret die „siebenfache Weisheit“ ausmacht oder was die sieben Ebenen genau sind. Andere Kommentatoren gehen ins Detail. Beginnen wir mit Feuerbach. Er bezieht sich auf Vyasa und nennt sieben Aspekte der Einsicht:

  1. Zukünftiges Leiden (was zu vermeiden ist) wurde erkannt.
  2. Die Ursachen des Leidens sind dauerhaft beseitigt.
  3. Der Yogi beendet durch Erreichen von Nirodha-Samadhi (siehe Beitrag Samadhi) alle Bewusstseinsinhalte.
  4. Die ununterbrochen angewendete „Unterscheidungskraft“ bzw. „unterscheidende Wahrnehmung“ (= viveka-khyati) kam bei dieser Beendigung zum Einsatz.
  5. Die aus der höheren Vernunft resultierende Souveränität wurde erlangt.
  6. Die drei Gunas haben ihren Halt verloren und „tendieren“ zur vollständigen Auflösung.
  7. Das Selbst ruht unbefleckt und alleine in seiner wahren Natur.

Quelle: Feuerstein, S. 369.

R. Palm bezeichnet diese sieben Aspekte von Vyasa als „Reinigung durch die Unterscheidungsschau“.

Govindan schildert ebenfalls Vyasa, diesmal so, wie er die „siebenfache Weisheit“ definiert habe. Es geht dabei um Auflösung, um ein Verschwinden von:

  1. dem Wunsch, mehr zu wissen
  2. dem Wunsch, etwas loszulassen
  3. dem Wunsch, Neues zu erhalten
  4. dem Wunsch, etwas zu tun
  5. Sorgen
  6. Angst
  7. Selbsttäuschung

Für Coster sind diese sieben Auflösungen mit einer endgültigen „Aufhebung der Gefühle von Minderwertigkeit, Furcht und Unsicherheit“ gleichzusetzen.

Swami Satchidananda übernimmt sogar diese sieben Aspekte des Vyasa in seinen Übersetzungsvorschlag zu dieser Sutra. Zudem mahnt er in seiner ausführlichen Besprechung dieser Aspekte eindringlich, die von Patanjali ausgelobte Einsicht nicht irgendwo im außen zu suchen. Nicht in Büchern, nicht bei Gurus, nicht in Turnübungen. Stattdessen rät er (S. 123): „Wende dich nach innen. Schaue in dich hinein. Erkenne dich selbst.“ Nur so würden wir das Licht des Yoga finden.

Iyengar listet in seinem Buch auf den Seiten 174ff weitere Einteilungen des Bewusstseins in sieben Zustände auf.

Alternativauslegung

Einige (wenige) Kommentatoren/Übersetzer sehen in diesem „siebenfach“ einen Bezug zum achtfachen Pfad des Ashtanga Yoga. Sukadev beispielsweise übersetzt diese Sutra mit: „Erleuchtung wird in sieben Stufen erreicht“ und ergänzt im Kommentar: „Gemeint sind die acht Stufen des Raja Yoga. Er sagt sieben, denn die achte ist schon samadhi ...“ Ähnlich Deshpande/Bäumer, die diese Sutra mit „Die Weisheit ... erstreckt sich auf sieben Stufen (des achtgliedrigen Yoga)“ übersetzen. Ein anschauliches Beispiel, wie unterschiedlich Sutras interpretiert werden können.

Punkt 7

Die Entwicklung des Yogi

Siehe zum geistigen Entwicklungsprozess des praktizierenden Yogis gemäß Patanjali auch die folgenden Sutra:

Yoga Sutra III-9: Wenn die störenden Prägungen bzw. Aktivitäten des Geistes [immer wieder] durch solche der Ruhe und Sammlung ersetzt werden, transformiert der Geist zur inneren Stille (das ist Nirodha-Parinama)

stille see rosa s 250vyutthāna-nirodha-saṁskārayoḥ abhibhava-prādurbhāvau nirodhakṣaṇa cittānvayo nirodha-pariṇāmaḥ
व्युत्थाननिरोधसंस्कारयोरभिभवप्रादुर्भावौ निरोधक्षणचित्तान्वयो निरोधपरिणामः

Mit Sutra III-9 beginnt sie, die Reise in die Tiefen des Geistes. Der buddhistisch geprägte Kommentator Wim van den Dungen umschreibt den folgenden Abschnitt im Yogasutra mit der Überschrift „Transformation“. Andere titeln: „Making the Change, Being the Change, The Great Shift” (den Wandel vollziehen, die Veränderung sein, der große Wandel).

Worum geht es? In der Philosophie des Yogasutra ist jedes Objekt der Gegenwart ein Ergebnis der Vergangenheit. Die Eigenschaften, Wechselbeziehungen und Veränderungen der drei Gunas (Eigenschafte/Kräfte) machen die ganze Welt aus (Sanskrit: Prakriti). Auch unser Geist, Chitta, ist Teil von Prakriti und kann somit umgewandelt werden.

Im Folgenden erläutern Patanjali und die Kommentatoren des Yogasutra die erste Verwandlung - nirodha parinama: wie wir unseren Geist in Richtung Stille, Frieden und schließlich Samadhi verändern können.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra III-9: Wenn die störenden Prägungen bzw. Aktivitäten des Geistes [immer wieder] durch solche der Ruhe und Sammlung ersetzt werden, transformiert der Geist zur inneren Stille (das ist Nirodha-Parinama)


Yoga Sutra III-10: Die Transformation zur inneren Stille (Nirodha–Parinama) wird durch Wiederholung zu einem ungestörten Fluss

fluss see berge 250Tasya prashânta–vâhitâ samskârât
तस्य प्रशान्तवाहिता संस्कारत्

Es nützt der spirituellen Entwicklung wenig, hin und wieder die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Wer einen stillen, klaren Geist möchte, muss die Übungen zur Transformation des Geistes verstetigen. Der Prozess der gesammelten Aufmerksamkeit ohne Gedanken (Nirodha Parinama) sollte sich in einen stetigen Fluss verwandeln. Wie dies gelingen kann, lesen wir in den Kommentaren zu diesem Abschnitt.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra III-10: Die Transformation zur inneren Stille (Nirodha–Parinama) wird durch Wiederholung zu einem ungestörten Fluss


Yoga Sutra III-11: Wenn die Ablenkungen des Geistes abnehmen und die einpünktige Konzentration zunimmt, entwickelt sich Samadhi

erleuchtung tor 250sarvārthatā ekāgrātayoḥ kṣayodayau cittasya samādhi-pariṇāmaḥ
सर्वार्थतैकाग्रतयोः क्षयोदयौ चित्तस्य समाधिपरिणामः

In den Sutras zuvor wurde der Prozess von Nirodha-Parinama (erste Verwandlung des Geistes) beschrieben, der Übergang von Konzentration (Dharana) zur Versenkung (Dhyana). Doch der Geist kennt noch eine tiefe Art des Wirkens. Übt der Yogi fleißig weiter, so findet eine weitere Transformation statt: Samadhi-Parinama, die zweite Verwandlung - das Gleiten von Dhyana in Samadhi.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra III-11: Wenn die Ablenkungen des Geistes abnehmen und die einpünktige Konzentration zunimmt, entwickelt sich Samadhi


Yoga Sutra IV-26: Dann neigt sich der Geist zur Unterscheidungskraft und richtet sich von selbst auf das Erreichen der Freiheit (kaivalya) aus

yogi 7 symbole om 250Tadā viveka-nimnaṁ kaivalya-prāg-bhāraṁ cittam
तदा विवेकनिम्नङ्कैवल्यप्राग्भारञ्चित्तम्

(Yoga-)Philosophie wirkt manchmal trocken, doch Patañjalis Yogasutra 4.26 bringt eine verblüffend praktische Pointe: Wenn der Geist einmal die Klarheit der Unterscheidung gefunden hat, kippt sein ganzes Gewicht in Richtung Befreiung – wie ein Stein, der auf eine Schräge geschoben wird und dort von der Schwerkraft nach unten gezogen wird.

Der folgende Artikel bündelt klassische Kommentare, moderne Stimmen und wissenschaftliche Erkenntnisse zu Sutra 4.26 und zeigt, wie sich diese alte Weisheit im Alltag spüren lässt: in Meditation, im Umgang mit Ärger oder einfach im Warten an der Kasse.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra IV-26: Dann neigt sich der Geist zur Unterscheidungskraft und richtet sich von selbst auf das Erreichen der Freiheit (kaivalya) aus


Yoga Sutra IV-27: Jedoch kommt es aufgrund noch vorhandener Prägungen (Samskaras) immer wieder zu andersartigen Vorstellungen und damit zu Unterbrechungen (Brüchen – chidreṣu) dieser Unterscheidungskraft

mann nachdenklich medi sitz 250tac-chidreæu pratyayântarâñi samskârebhyah
तच्छिद्रेषु प्रत्ययान्तराणि संस्कारेभ्यः

Wir befinden uns im vorletzten Abschnitt des Yogasutras, Thema ist weiter die Unterscheidungskraft Viveka. Diese ist die Basis für die innere Freiheit (Kaivalya) der/des nach Erleuchtung Strebenden. Patanjali macht hier darauf aufmerksam, dass auch ein weit entwickelter Yogi immer wieder durch seine unbewussten Prägungen zeitweise vom Pfad gestoßen werden kann. Die Vorprägungen (Samskara) trüben dann die Unterscheidungskraft. Folgende Fragen stellen sich: Wie erkenne ich, dass meine Unterscheidungskraft schwächelt, ich irrigen Ansichten fröne? Und: Wie erkenne ich wieder, was richtig ist?

Dieser Artikel führt dich durch klassische Kommentare, moderne Deutungen und wissenschaftliche Parallelen – und zeigt dir, warum die alten Eindrücke (Samskaras) selbst im klarsten Geist noch herumspuken, und wie du damit umgehen kannst.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra IV-27: Jedoch kommt es aufgrund noch vorhandener Prägungen (Samskaras) immer wieder zu andersartigen Vorstellungen und damit zu Unterbrechungen (Brüchen – chidreṣu) dieser Unterscheidungskraft


Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin zu jeder Zeit seine Unterscheidungskraft beibehält und dabei frei von allen Wünschen bleibt, erlangt Dharma-Megha-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"

  wolke weiss frau gruen 250prasaṁkhyāne-'py-akusīdasya sarvathā vivekakhyāteḥ dharma-meghas-samādhiḥ
प्रसङ्ख्यानेऽप्यकुसीदस्य सर्वथा विवेकख्यातेर्धर्ममेघः समाधिः

Die Sutras IV-29 bis 34 legen dar, welche Segnungen wir erhalten, wenn alle Hindernisse durch Meditation (Dhyana) beseitigt wurden. In diesem Artikel erkunden wir die tiefere Bedeutung von Yogasutra 4.29. Du erfährst, was Dharma-Megha-Samadhi genau bedeuten könnte und warum hier alle Wünsche – sogar der Wunsch nach Allwissenheit oder Befreiung – an Bedeutung verlieren bzw. verlieren müssen, um diesen Zustand zu erreichen. Wir beleuchten, wie klassische Gelehrte wie Vyasa und Shankara diesen Zustand beschrieben haben und wie moderne Lehrer ihn heute interpretieren. Dabei wirst du auch entdecken, welche Paradoxie am Ende des spirituellen Weges wartet: Oft erreicht dich das höchste Ziel erst dann, wenn du aufgehört hast, es zu verfolgen.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin zu jeder Zeit seine Unterscheidungskraft beibehält und dabei frei von allen Wünschen bleibt, erlangt Dharma-Megha-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"


Punkt 8 

Wie geht es ab hier im Yoga Sutra weiter?

Worauf auch immer sich das „siebenfach“ bezieht – die Frage bleibt, wie man diese Unterscheidungskraft (viveka-khyateh), die unterscheidende Wahrnehmung, dieses besondere Bewusstsein, erlangt. Davon handeln die folgenden Sutras. In den kommenden zwei Sutras führt Patanjali in den achtfachen Pfad – Ashtanga Yoga – ein und beginnt dann mit der ausführlichen Schilderung der acht Glieder.

Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Antwort 1
Sūtra ist sächlich, also das Sūtram. Worte auf kurzes a sind im Sanskrit nie weiblich, sondern meist männlich und sonst sächlich.

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Übung zu Yoga Sutra II-27

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-27:

Prüfe in den kommenden Tagen, wie es bei dir bezüglich der „siebenfachen Auflösung“ steht. Deren sieben Elemente hier noch einmal:

Du erlebst ein Vergehen von

  1. dem Wunsch, mehr zu wissen
  2. 2 dem Wunsch, etwas loszulassen
  3. dem Wunsch, Neues zu erhalten
  4. dem Wunsch, etwas zu tun
  5. Sorgen
  6. Angst
  7. Selbsttäuschung

Halte deine Erkenntnisse schriftlich fest, vielleicht in einem spirituellen Tagebuch:

Hier weiterlesen: Übung zu Yoga Sutra II-27


 

Punkt 10  

Videos zu Sutra II-27

In den Tabs finden sich Videos zu dieser Sutra

Yogaprasad Institute zu Sutra II-19 bis II-28:

Youtube-Video

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Desikachar Video zu Sutra II-27:

Youtube-Video

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{tab Nayaswami Asha}

Nayaswami Asha Video zu den Sutras II-27 bis II-28:

Youtube-Video

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{tab  Sukadev}

Yoga-Vidya Videos zu den Sutras II-1 bis II-11:

Youtube-Video

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Youtube-Video

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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