Pater Franz Jalics, Exerzitienmeister des Ordens der Societas Jesus, hat fünf Lebensregel für die Mönche der "Gesellschaft Jesu" aufgestellt. Die Befolgung dieser Regeln soll zu einem erfüllten Leben führen und würde das seinige zur Unterstützung unseres Yoga-Weges leisten. Wer aber bei den Lebensregeln des Paters primär an religiöse Exerzitien denkt, der irrt erst einmal ...
Mich hat überrascht, welche Priorität der umtriebige Priester an die oberste Stelle gesetzt hat!
Pater Jalics
Pater Jalics wurde 1927 in Budapest geboren. Er schreibt von mehreren Gotteserfahrungen, die er persönlich erfahren haben will. Die Grundlage eines erfüllten Lebens ist für den Jesuiten-Priester zum einen die Ordnung im Leben. Zum anderen gelte es, im Alltag richtig zu priorisieren. Zur Orientierung für diese Priorisierung hat er fünf Lebensregeln aufgestellt. Diese lauten wie folgt:
1. Lebensregel: Ausreichend schlafen
Erstaunlich, aber Pater Jalics setzt als Primat eines erfüllten Lebens die Einhaltung von genügend Schlafenszeit. Denkt man aber einmal darüber nach, wird es klar: Unausgeschlafen ist der Mensch missmutiger, energieloser und auf Dauer häufiger krank. Der gesamte Tag geht ausgeschlafen spürbar leichter von der Hand und wir verfügen über innere Stärke, die täglichen Herausforderungen anzugehen.
Natürlich gibt es von allem auch ein Zuviel. Wer zu lange schläft, wird ebenfalls nachteilige Wirkungen verspüren. Das richtige Schlafmaß will individuell gefunden werden.
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Yoga und Schlaf - Artikel auf Yoga-Welten.de
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Anregungen für den Schlaf
Die gängigsten Empfehlungen für einen besseren Schlaf lauten:
- Einhaltung eines beruhigenden Abendrituales
- Ein regelmäßiger Tagesablauf, vor allem täglich gleiche Schlafenszeiten, auch Samstag und Sonntag
- Verzicht auf Genussmittel und Drogen
- Gesundes Maß an Bewegung
- Völlige Verdunklung des Schlafzimmers
- 18 Grad Schlaftemperatur
- Ab dem Nachmittag nur noch wenig oder gar nichts mehr essen
Lebensregel 2: Gesund essen und ausreichend bewegen
Die liebevolle Sorge um den eigenen Körper steht auf Platz 2 der Prioritätenliste des Jesuiten. Es gilt, den Leib mit hochwertiger Nahrung in wohl dosierter Menge zu versorgen. Zudem sollte der Körper ausreichend Bewegung und Aktivität erfahren. Für einen Yogi eigentlich nichts Neues.
Nun aber – Lebensregel 3: Tägliche Meditation
Gut, Pater Jalics nennt diesen Punkt "Gebet". Aber ich übersetze mal in "Meditation".
Auf Yoga-Welten.de finden sich zahlreiche Artikel zur Meditation mit Tipps und Ratschlägen für ein gelungenes Meditationserlebnis. Die folgenden Empfehlungen der Jesuiten zum Gebet können jedoch auch problemlos für die eigene Meditation angewendet werden:
- "Morgens ist für viele die beste Zeit für das Gebet." Die Arbeit heischt noch nicht zu sehr nach Aufmerksamkeit und der Tag erhält von Beginn an eine achtsame Ausrichtung.
- "Was heißt das für das Gebet? - Was nicht im Alltag, in der Lebenswelt vollzogen wird, geschieht auch sonst nicht. Letztlich wird es schwer sein zu beten, wenn wir es nicht täglich und im Alltag tun. Ohne Regelmäßigkeit und Übung gibt es keine Wachsamkeit."
- "Es geht bewusst oder unbewusst um die Grundfrage: Lebe ich in einer wachen Beziehung zum Leben oder "verlebe" ich mein Dasein im bloßen Dahinleben?"
- "Wenn wir uns nicht täglich bereit machen für Prüfungen des Lebens, besteht die Gefahr, dass wir langsam blind und taub, gleichgültig und träge werden."
- "Wie der Mensch lebt, so betet er. Wie der Mensch betet, so lebt er. (Klaus Demmer)"
- "Sternstunden des Gebets begründen sich auf Treue im tagtäglichen Gebet, hängen an der alltäglichen Wachsamkeit."
- "Welche Weisen der Wachheit meines Lebens kenne und lebe ich?"
- "Liebe ist ein Phänomen der Aufmerksamkeit."
Näheres zu diesen Empfehlungen in der Schrift zur Bedeutung der "Exerzitien im Alltag" (Bischof Manfred Scheuer).
Lebensregel 4: Achte auf harmonische Beziehungen
Die vierte Lebensregel mahnt zur Beachtung der Beziehungen, die wir zu unseren Freunden, Liebespartnern, Kindern, Kollegen Lehrern, Eltern, Yogafreunden, Geschwistern, Mitmönchen usw. haben. Nur wenige Menschen können ohne Kontakt und Zugehörigkeit gedeihen.
Auch Patanjali riet zu einer zugewandten, friedvollen, nicht-kritisierenden und gönnerhaften Haltung unseren Mitmenschen gegenüber. Er tat dies innerhalb des Themenrahmens "Die Hindernisse auf dem Yoga-Weg überwinden". Seine Empfehlung lautet:
Yoga Sutra I-33: Der Geist wird geklärt durch Kultivierung von Freundlichkeit, Empathie, Zufriedenheit sowie Gleichgültigkeit gegenüber Freude, Leid, Erfolg und Misserfolg
Maitrî–karunâ–muditopeksânam sukha–duhkha–punyâpunya–vishayânâm bhâvanâtash chitta prasâdanam
मैत्री करुणा मुदितोपेक्षाणांसुखदुःख पुण्यापुण्यविषयाणां भावनातः चित्तप्रसादनम्
Sutra I-33 gibt Empfehlungen zu Tugenden, die ein Yogi zur Unterstützung seines Weges entwickeln sollte. Satchidananda schreibt: "Egal ob du dich am Erreichen von Samadhi interessiert zeigst oder vorhast, den Weg des Yoga völlig zu ignorieren, würde ich dir raten, zumindest diese Sutra zu erinnern."
Die hier gegebenen Empfehlungen seien "very helpful", im täglichen Leben einen friedlichen Geist zu bewahren.
Zudem können wir in jeder Beziehung wunderbar die Achtsamkeit und das "Leben im Jetzt" üben. Der/die Andere uns gegenüber wird unsere Aufmerksamkeit als höchst angenehm erfahren und wir profitieren ebenfalls, auf vielen Ebenen.
Lebensregel 5: Sei tätig
Der Beruf, an letzter Stelle der fünf Lebensregeln, gehört dennoch zu einem erfüllten Leben (laut Pater Jalics) dazu. Er gelingt am besten, wenn die ersten vier Lebensregeln erfüllt sind.
Man solle aber (gemäß Jesuiten) nicht zuviel vom Job erhoffen. Michael Bordt, Philosoph und Jesuit, schreibt im Buch "Was in Krisen zählt", man solle von der Arbeit nicht eine "Erfüllung des Lebens" erwarten, da diese nicht dafür gemacht sei, diese zu gewähren.
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