Mula Banda (englisch: Root Lock, auch: Wurzel-Verschluss) bedeutet das Zusammenziehen und Hochziehen der Muskeln um das Perineum herum. Hier findest du Übungsanleitungen, zugehörige Verse aus der Pradipika und Videos zu Mula Banda.
Inhalt: Mula Bandha
Gewünschte Wirkung
Kundalini erwecken und die Lebensenergie durch die Sushumna nach oben führen.
1. Mula Bandha in der Hatha Yoga Pradipika
Vers 3-61: Nun folgt Mula Bandha. Im Sitzen presst der Yogi mit einem Teil der Ferse gegen den Yoni (Perineum, Bereich zwischen Geschlechtsorgan und Anus). Er kontrahiert den Anus. So wird Apana (abwärts fließende Energie/Prana) nach oben gezogen. Dies wird "Wurzel-Verschluss" genannt.
1.1. Wo ist die Yoni?
Die Ferse soll gegen "Yoni" gepresst werden. Wo ist diese Stelle genau?
Yoni hat viele Bedeutungen. Meist steht es für die weiblichen Genitalien (siehe Wikipedia). Es kann aber auch für Anus, Perineum, Beckenboden oder Damm stehen.
Ich lese als Übersetzung für diese Stelle im Kontext der Sitzhaltung meist "Beckenboden/Perineum", also beim Mann der Bereich zwischen Hoden und Anus, bei der Frau der hintere Teil der Scheide, knapp vor dem Anus.
Siehe auch die Erläuterungen zu Siddhasana, der ab Vers I-36 in der Pradipika besonders gepriesen wird.
3-62: Durch die machtvolle Kontraktion wird die abwärts fließende Energie zum aufwärts fließen veranlasst ...
3-63: Den Anus mit der Ferse drückend ziehe man den Atem (Yayu=Lebensenergie) mit Macht immer wieder zusammen (allgemein als Atem anhalten gedeutet), sodass die Lebensenergie aufwärts fließt.
3-69 Dann fährt sie [die Kundalini] wie ein Schlangenweibchen ins Innere des Brahma-Kanals [Sushumna]. Darum soll Mula Bandha immer von den Yogis praktiziert werden.
2. Positive Auswirkungen von Mula Bandha
Bei Mula Bandha werden viele Muskeln des Beckenbodens "trainiert". Die folgenden Effekte sollen sich "nebenbei" einstellen:
- erfüllendere Sexualität
- harmonischere Menstruation
- leichtere Schwangerschaft
- besserer Ausscheidungsvorgang
- mehr Lebensenergie
2.1. In der Pradipika:
3-64: Prana und Apana sowie Nada (Klang im Inneren der Sushumna) und Bindu (=Tropfen, Anusvara/Nachlaut, der zu OM gehört) werden durch Mula Bandha (jeweils) zur Einheit. Hierdurch gelangt der Yogi ohne Zweifel zur Vollkommenheit.
3-65: ... Urin und Stuhl nehmen ab, selbst ein Greis wird wieder jung.
3-66 - 3-68 ... das Feuer (hier wohl symbolisch für Kundalini) wird angefacht ...
2.2. Es gilt immer: ausprobieren!
Mula Bandha kann also immer wieder über den Tag geübt werden. Ebenso beim Halten vieler Asanas sowie zwischendurch beim Ein- oder Ausatmen.
2.3. Generelle Tipps zur Asana-Ausführung
Wenn du in die Stellung kommst, mache diese zunächst bewegungslos. Es ist eine gute Basis, eine Asana für zehn ruhige Atemzüge regungslos (oder zumindest sehr ruhig) zu halten. In dieser Zeit auch keine Korrekturen vorzunehmen oder tiefer zu dehnen.
- Der Atem in der Asana
Wenn du in Stellung gehst und dich dabei ausdehnst, atme beim In-Die-Stellung-Gehen ein. Umgekehrt, bei zusammenziehenden Stellungen, atme beim Reingehen aus. Beim Auflösen der Stellung entsprechend umgekehrt.
Wenn du in der Stellung bist, beruhige den Atem. Immer weiter (siehe dazu auch: Yoga - wie atmen?. Atme mit dem Bauch und verlangsame und verfeinere deine Atmung im Laufe des Haltens der Stellung. Wenn problemlos möglich baue kleine Atempausen ein. Verlangsame den Atem so weit, wie es ohne Stress möglich ist.
Wenn du einen Schritt weiter gehen willst, atme während deiner gesamten Asana Praxis in der Ujjayi-Atmung (hier erläutert). Halte dann deine Konzentration während der gesamten Übung beim Atem. - Bandhas in der Asana
In vielen Asanas ist es förderlich, Mula Bandha (ggf. leicht) zu halten. - Entspanne dich
Wenn die Asana fest und der Atem ruhig geworden ist, entspanne alle Körperbereiche, die nicht zum Halten der Asana angespannt sein müssen, so wie es Patanjali in Sutra II-47 empfiehlt. Gehe vom Kopf (Gesicht!) den ganzen Körper bis zu den Füßen durch und entspanne dabei alle Bereiche. - Die Konzentration
Konzentriere dich bei jeder Asana mit allen Sinnen und deinem ganzen Geist auf die Bereiche, die gestreckt oder gestaucht werden. Werde innerlich eins mit diesem Bereich. - Variante: Konzentriere dich auf die Unendlichkeit
In Sutra II-47 empfiehlt Patanjali zudem, sich in der Asana auf die Unendlichkeit zu konzentrieren. Mache dir z. B. bewusst, dass du in der Asana mit dem ganzen Universum verbunden bist, über das Prana mit Allem im Austausch stehst. Oder stelle dir vor, wie du in der Asana inmitten eines Sternenmeeres stehst. Finde deine eigene Verbindung zum Unendlichen. - Variante: Tipp zur Förderung von Freude und innere Stärke
Spüre die positiven Belebungs-, Dehnungs- und Stimmungswirkungen während und nach der Übung. Erfreue dich ganz bewusst daran, mache diese Freude in deinem Inneren für 5-10 Sekunden lebendig und stark.
Dies ist eine von uns empfohlene Ergänzung zu jeder Asana. Sie dient dazu, förderliche Neuronenverbindungen im Gehirn aufzubauen und sukzessive zu verstärken, siehe nähere Erläuterungen beim Beitrag "Spirituelles Tagebuch". - Spüre nach
Wenn du aus der Asana herausgekommen ist, spüre ihrer Wirkung im ganzen Körper nach.
3. Video: Mula Bandha in leicht verständlichem Englisch
4. Weitere Yoga Mudras & Bandhas auf Yoga-Welten.de
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- 3. Kapitel Gheranda Samhita: Die 25 Mudra