Shakti Chalini Mudra: Die Mudra, welche die Kundalini (oder den Yogi) durchschüttelt.

Sanskrit:

  • Shakti = Energie;
  • Chalana = in Bewegung setzen; durchrütteln;

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Übungsanleitung für Shakti Chalana Mudra in der Pradipika

Vers 3-104 Nun Shakti Chalana. Kutilangi, deren Körper gewunden ist, Kundalini, das Schlangenweibchen, Shakti, die Göttin Ishvari, die Geringelte sind alles Wörter mit synonymer Bedeutung.

Dies ist die Einführung zu Shakti Chalana. In den auf Pradipika 3-104 folgenden Versen erkenne ich aber nicht, wo die Hinweise (es sind eher Andeutungen) zur Ausführung von Shakti Chalana Mudra enden. Ich führe dennoch die Praxisteile der folgenden Verse ab 105 auf, allerdings ohne genau zu wissen, was dabei zu Shakti Chalana gehören und was sich auf die allgemeine Kundalini-Erweckung bezieht.

3-105: Wie eine Tür mit einem Schlüssel aufgeschlossen wird, so befreit der Yogi die Tür zur Kundalini mit "Gewalt" (Sanskrit: Hatha, alternativ: mit großer Anstrengung).

3-106: Die schlafende Kundalini verschließt mit ihrem Mund den Weg, auf dem der Ort des Brahmans (der leidlos – ohne Krankheit – ist) zu erreichen ist.

3-109: Zwischen Ganges- und Yamuna (das sind beides Flüsse, hier soll die Sushumna gemeint sein) soll die junge Witwe (= Kundalini) des Büßers (Asketen) gewaltsam ergriffen werden. Das ist Vishnus höchster Ort.

Warum Kundalini=Witwe? Manche interpretieren dies so: Eine Witwe will wieder zurück zu ihrem Mann. Also will die Kundalini wieder zurück zum Menschen. Wir haben das Bewusstsein unserer Kundalini verloren, aber sie will wieder erfahren werden.

Zu „.... ergriffen werden ...“: Dieses Ergreifen kann nicht sanft erfolgen, sondern – wie oft in der Pradipika wiederholt – mit Hatha, mit Gewalt, siehe auch untenstehende Erläuterungen. Zunächst weiter in der Pradipika:

3-111: Man ergreife die schlafende Schlange am Schwanz (durch Mula Bandha?) und erwecke sie (mögliche Interpretation: durch das Atemanhalten und das geistige Hochziehen der Energie in der Sushumna). Den Schlaf aufgebend bewegt sich diese Shakti (Energie) mit Macht (hathat = mit Gewalt) nach oben.

3-112: ... und bewege so die unten verweilende Kundalini (hier als "Schlange mit Haube" bezeichnet) am Morgen und am Abend für jeweils anderthalb Stunden (eine halbe Wache) | durch die Sonne (= das rechte Nasenloch) eingeatmet habend, indem man sie täglich durch die Methode des Herumlegens "im Kreis herum" bewegt/schüttelt.

Dieses "Herumbewegen" könnte das Bauchmuskulatur-Kreisen ähnlich Nauli meinen, man kann aber auch mit einiger Übung die Muskeln um das Muladhara Chakra kreisen lassen.

3-113 Es (vermutlich das Kanda) liegt eine Spanne (Abstand zwischen gestrecktem Daumen und kleinem Finger, ca. 23 cm) oberhalb (vermutlich des Muladhara Chakras) und ist vier Finger breit. Es wird als weich und weiß beschrieben, wie mit einem Tuch umhüllt.

3-114: In Vajrasana (Diamant-Sitz, Variation von Siddhasana, bei der die rechte Ferse am Damm anliegt und die linke Ferse oberhalb des vorderen Geschlechtsorganes) ergreife man mit beiden Händen die Füße und presse die Knöchel in die Gegend des Kanda.

Anmerkung: Die Ausführung dieser Anleitung wird unterschiedlich interpretiert.

3-115 Der Yogi, in Vajrasana verweilend, soll, nachdem er die Kundalini in Bewegung gesetzt hat, gleich danach Bhastrika (Blasebalg-Pranayama) ausführen. So wird die Kundalini schnell erweckt.

3-116: Er führe dann das Zusammenziehen der Sonne aus (hiermit könnte Uddhiyana Bandha gemeint sein) und die Kundalini in Bewegung setzen ...

3-117: Durch dieses Bewegen (der Kundalini) ohne Furcht für die Dauer von zwei Muhurta (meint wohl ca. 1,5 Stunden) wird sie (die Kundalini) ein wenig hervorkommen, in dem sie in die Sushumna nach oben hereingezogen wird.

3-120: Durch das Schütteln (Bewegen) der Kraft (Kundalini) wird der Yogi empfänglich für die übernatürlichen Kräfte – Siddhis. ... Er überwindet die Zeit.

3-121 Durch ein Mandala an Kundalini-Praxis (gemeint ist wohl: 40 Tage lang) im Verbund mit sexueller Enthaltsamkeit und mäßiger, gesunder Nahrung werden sich die Siddhis durch diese Praxis einstellen.

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Alternative Übungsvarianten

Variante 1 (Quelle)

  1. Atme durch die Nase ein,
  2. schiebe die Luft in den Bauch (untere Lunge),
  3. halte den Atem an, wie wenn du auf die Toilette gehst (mit Mula Bandha),
  4. ziehe alle Muskeln um das Perineum an,
  5. als Frau ziehe zusätzlich die Muskeln im Gebärmutterhals an,
  6. halte den Atem so lange an, wie du dich damit wohl fühlst,
  7. atme wieder durch die Nase aus.

Variante 2 (Quelle)

  1. Sitze bequem mit aufrechter Wirbelsäule
  2. Atme die Luft gewaltsam ein und kombiniere Prana und Apana.
  3. Mache Mula Bandha
  4. Versuche, Prana in die Sushumna zu zwingen
  5. Halte so lange wie möglich
  6. Gehe im Geist durch die Sushumna

Anders ausgedrückt: In Siddhasana sitzend atme man tief ein und mache Mula Bandha. Im Geiste wird der Atem mit Apana, dem nach unten strömenden Prana, verbunden. Bemühe dich, dass die Kundalini in die Sushumna einfährt.

Generelle Tipps zur Asana-Ausführung

Wenn du in die Stellung kommst, mache diese zunächst bewegungslos. Es ist eine gute Basis, eine Asana für zehn ruhige Atemzüge regungslos (oder zumindest sehr ruhig) zu halten. In dieser Zeit auch keine Korrekturen vorzunehmen oder tiefer zu dehnen.

  • Der Atem in der Asana
    Wenn du in Stellung gehst und dich dabei ausdehnst, atme beim In-Die-Stellung-Gehen ein. Umgekehrt, bei zusammenziehenden Stellungen, atme beim Reingehen aus. Beim Auflösen der Stellung entsprechend umgekehrt.

    Wenn du in der Stellung bist, beruhige den Atem. Immer weiter (siehe dazu auch: Yoga - wie atmen?. Atme mit dem Bauch und verlangsame und verfeinere deine Atmung im Laufe des Haltens der Stellung. Wenn problemlos möglich baue kleine Atempausen ein. Verlangsame den Atem so weit, wie es ohne Stress möglich ist.

    Wenn du einen Schritt weiter gehen willst, atme während deiner gesamten Asana Praxis in der Ujjayi-Atmung (hier erläutert). Halte dann deine Konzentration während der gesamten Übung beim Atem.

  • Bandhas in der Asana
    In vielen Asanas ist es förderlich, Mula Bandha (ggf. leicht) zu halten.

  • Entspanne dich
    Wenn die Asana fest und der Atem ruhig geworden ist, entspanne alle Körperbereiche, die nicht zum Halten der Asana angespannt sein müssen, so wie es Patanjali in Sutra II-47 empfiehlt. Gehe vom Kopf (Gesicht!) den ganzen Körper bis zu den Füßen durch und entspanne dabei alle Bereiche.

  • Die Konzentration
    Konzentriere dich bei jeder Asana mit allen Sinnen und deinem ganzen Geist auf die Bereiche, die gestreckt oder gestaucht werden. Werde innerlich eins mit diesem Bereich.

  • Variante: Konzentriere dich auf die Unendlichkeit
    In Sutra II-47 empfiehlt Patanjali zudem, sich in der Asana auf die Unendlichkeit zu konzentrieren. Mache dir z. B. bewusst, dass du in der Asana mit dem ganzen Universum verbunden bist, über das Prana mit Allem im Austausch stehst. Oder stelle dir vor, wie du in der Asana inmitten eines Sternenmeeres stehst. Finde deine eigene Verbindung zum Unendlichen.

  • Variante: Tipp zur Förderung von Freude und innere Stärke
    Spüre die positiven Belebungs-, Dehnungs- und Stimmungswirkungen während und nach der Übung. Erfreue dich ganz bewusst daran, mache diese Freude in deinem Inneren für 5-10 Sekunden lebendig und stark.
    Dies ist eine von uns empfohlene Ergänzung zu jeder Asana. Sie dient dazu, förderliche Neuronenverbindungen im Gehirn aufzubauen und sukzessive zu verstärken, siehe nähere Erläuterungen beim Beitrag "Spirituelles Tagebuch".

  • Spüre nach
    Wenn du aus der Asana herausgekommen ist, spüre ihrer Wirkung im ganzen Körper nach. 

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Shakti Chalana Mudra - Anleitung im Video

Das folgende Shakti Chalana Mudra – Video kommt der (eher bruchstückhaften) Übungsanleitung in der Pradipika am nächsten:

Youtube-Video

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Darin sind die folgenden Übungsschritte beschrieben.

  • In Vasjrasana (siehe Siddhasana - Variation) sitzend
  • Einatmen
  • Ausatmen
  • Jalandhara Bandha und Uddhiyana Bandha
  • Nauli (in beide Richtungen), Jalandhara Bandha weiter halten
  • Wieder Uddhiyana Bandha
  • Uddhiyana Bandha lösen
  • Jalandhara Bandha lösen

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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