samaadhibhaavanaarthaH kleshatanUkaraNaarthashcha
तपःस्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि क्रियायोगः
Das Ziel ist genannt: Samadhi. Auch der Grund dieses Strebens wird deutlich: das menschliche Leiden. Kriya-Yoga unterstützt uns, indem es die Hindernisse aus dem Weg räumt, unser Leiden vermindert und die innere Grundlage für Samadhi schafft.
1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits
Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:
- Samadhi, Samâdhi = überbewusster Zustand in mehreren Stufen, Endstufe ist Erleuchtung; Einheit; Integration; siehe auch: Artikel Samadhi.
- Bhavana, bhâvanârthah = um herbeizuführen; Ausrichtung auf; realisieren; werden; sich bemühen um; pflegen; in etwas hineinkommen;
- Klesha, kleśa = Kummer; Bürden; Belastungen; Hindernisse auf dem spirituellen Pfad; die störenden Kräfte; Grund des Leidens; Verderbnis; Behinderung; Gebrechen; Gift; das, was einen beschwert/belastet/belästigt;
- Tanu, tanū = vermindern; verringern; ausdünnen; schwächen; reduzieren;
- Karana, karaṇa = herbeiführen; erreichen; machen, tun; zum Geschehen führen;
- Arhta, arhtaḥ = Ziel; Bedeutung; Zweck;
- Tanûkaranârthah = verringern; abschwächen;
- Ca = und;
Zu den Quellen
Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:
Bücher
- Mircea Eliade: Yoga – Unsterblichkeit und Freiheit
- Iyengar: Der Urquell des Yoga
- Deshpande/Bäumer: Die Wurzeln des Yoga
- Geraldine Coster: Yoga und Tiefenpsychologie
- R. Sriram: Von der Erkenntnis zur Befreiung – Das YogaSutra
- Govindan: Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali
- Mallinson/Singleton: Roots of Yoga
- R. Palm: Der Yogaleitfaden des Patañjali
- T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation | Das Yoga Sutra von Patanajali
- Feuerstein, Georg: Die Yoga Tradition (Amazon)
- Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra (Amazon)
- Sri Swami Satchidananda: The Yoga Sutras of Patanjali (Amazon)
- Trevor Leggett: The complete Commentary by Sankara on the Yoga-Sutras* (Amazon)
Internetseiten
- Internet-Übersetzung des Yogasutras auf Yoga-Vidya.de
- Zu den Sutras auf ashtangayoga.info
- Zu den Sutras auf 12koerebe.de
- Zu den Sutras auf vedanta-yoga.de
- Openland.de (mittlerweile offline)
- Zu www.bodhi.sofiatopia.org (buddhistische Kommentare zum Yogasutra nur noch als Buch)
- sanskrit-sanscrito.com (Sutras anscheinend entfernt)
- Zur Übersetzung von Chip Hartranft (PDF)
- Die Übersetzung von Hariharananda Aranya, I. K. Taimni, Vasa Houston, Barbara Miller, Swami Satchidananda, Swami Prabhavananda, Swami Vivekananda finden sich auf dieser Seite.
- Übersetzung von James Haughton Woods
- Rainbowbody.com (ausführliche und eigene Kommentierung)
- Wisdom Library
Dein Übersetzungsvorschlag
Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.
Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?
Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)
3. Wo wir stehen
In der Sutra II-1 zuvor hat Patanjali die drei Bestandteile des Kriya Yoga genannt. Hier nun beschreibt er den Nutzen dieser Praxis.
Das übliche yogische Menschenbild geht davon aus, dass wir vom Yoga-Ziel von unseren Vrittis, den Geistes-Fluktuationen, abgehalten werden. Diese "Bewegungen des Geistes" werden vornehmlich durch unsere Wünsche/Begierden/Abneigungen und unsere unbewussten Prägungen (Samskaras) hervorgerufen. Solche "Spannungen" oder "Hindernisse" abzubauen ist Ziel des (Kriya-)Yoga.
4. Die Ausrichtung auf das Ziel
Kriya Yoga, so Patanjali, richtet den Yogi auf den Zweck des Yoga – siehe Sutra I-2: Das Zurruhekommen der Bewegungen des Geistes – aus. Der Yogi erreicht Samadhi.
Viele Kommentatoren betonen, dass Samadhi nicht gezielt geübt werden kann, der Yogi könne sich nur darauf vorbereiten. Samadhi komme dann "spontan und autonom". Als Akt der Gnade. Eventuell als Akt der Gnade von Ishvara, der Gottheit.
Anders Buddha: Hier genügt die Eigenbemühung des Schülers, um den leuchtenden Geist zu verwirklichen (Wim van den Dungen).
Hast du schon Erfahrung mit Samadhi?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
Nein, noch nie | 16 Stimmen |
Ich habe eine oder mehrere kurze Samadhi-Erfahrung(en) gehabt | 13 Stimmen |
Ja, ich bin schon tief in Samadhi eingetaucht | 3 Stimmen |
Ich erfahre Samadhi regelmäßig | 2 Stimmen |
Ich habe mich Samadhi angenähert | 1 Stimme |
"Leben, das ist Leiden."
Johan August Strindberg (1849 - 1912)
5. Die Verminderung der Leiden
Kleshas sind Ursache menschlichen Leidens und behindern den spirituellen Fortschritt. Kriya Yoga vermindert die Kleshas und bringt sie zum Erlöschen. Hier findet sich eine deutliche Parallele zu den Zielen des Buddhismus: Das Leiden zu beenden und Erleuchtung zu erlangen.
Dieser Vers kann als ein Versprechen Patanjalis gesehen werden: Praktiziere Kriya Yoga und dein Leiden wird weniger und du erfährst (irgendwann) Samadhi.
Kleshas sind im weitesten Sinne auch (nur) Fluktuationen des Geistes. Yoga will diese zur Ruhe führen (Sutra I-2).
Im Buddhardama wird Klesha mit "Leiden" übersetzt (Wim van den Dungen). Zwei Formen werden dabei unterschieden: emotionale Leiden und mentale Leiden (z. B. falsches Verständnis innerlicher und äußerlicher Objekte).
Iyengar konkretisiert: "Es geht bei diesem Yoga darum, alle Hindernisse für die Meditation aus dem Weg zu räumen ...".
"Alles Unrecht und Leiden der Erde hat seinen Grund darin, dass Erfahrungen nicht übermittelt werden können. Höchstens mitgeteilt. Zwischen dem Zugemessenen und dem Unerträglichen liegt der ganze Weg der Erfahrung, den immer nur einer allein für sich gehen kann. So wie immer nur einer allein seinen Tod stirbt und keiner vom Tod etwas weiß."
Jakob Wassermann: Der Fall Maurizius, (1928)
6. Zur Motivation des Leidens
Ob Buddhismus oder Yoga: Es gilt, das menschliche Leid zu überwinden. Leid als Motivator. Manche sagen: Wenn du noch nicht genug Antrieb für die spirituelle Praxis fühlst, hast du vielleicht noch nicht genug gelitten.
Kriya Yoga vermindert die Kleshas. Die Kleshas sind die Ursachen (karanârthas) des Leides. Kriya Yoga schafft zudem ârtha bhâvana, das rechte, innige Gefühl, das Samadhi herbeiführt. Indem wir Kriya Yoga praktizieren, entsteht die emotionelle Grundhaltung, bhâva, welche uns in die Lage versetzt, Samadhi zu erreichen.
"Ohne Leiden bildet sich kein Charakter."
Ernst Freiherr von Feuchtersleben
Was genau sind nun die Kleshas? Die Wortwurzel bedeutet "quälen" oder "belästigen". Daraus ergaben sich vielfältige Deutungen von "Sünde" bis "Heimsuchung". Was genau Patanjali unter Kleshas versteht, wird in den folgenden Sutras näher erklärt.
6.1. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text
Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?
Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:
7. Übung zu Yoga Sutra II-2
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra 2-2:
Was sind deine Kleshas? Überlege dir, welche Hindernisse bei dir deinen spirituellen Weg behindern, Fortschritt abschwächen oder verhindern? Frage dich: Was lässt mich leiden?
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8. Videos zu Sutra II-2
In den Tabs finden sich Videos zu dieser Sutra.
{tab Sukadev}
Yoga-Vidya Videos zu den Sutras II-1 bis II-11:
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Desikachar Video zu Sutra I-2:
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{tab Nayaswami Asha}
Nayaswami Asha Video zu den Sutras II-2 und II-3:
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