idee birne 250tajjayāt prajñālokaḥ
तज्जयात्प्रज्ञालोकः

Mit Sutra III-5 kommen wir zum Kern des dritten Kapitels: der Zusammenhang von tiefer Meditationspraxis mit den besonderen Kräften (Siddhis) fortgeschrittener Yogis. In dieser Sutra geht es um das Erlangen von unmittelbarem Wissen über ein Objekt, einen Ort oder einen Zustand. Dieses besondere Wissen ist Grundlage für viele der in den folgenden Sutras beschriebenen Siddhis.

Sutra III-5 aus dem Yogasutra erläutert ► Meisterung von Samyama, ► Licht des Wissens und ► Alltagspraxis.

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Tat = das; daraus; dort; der; die;
  • Jaya, jayāt = Herrschaft; Meisterschaft; Beherrschung;
  • Tat-jayât = durch seine Beherrschung;
  • Prajna, prajnâ = Wissen; das höhere Bewusstsein; direktes Wissen; höheres Bewusstsein; Einsicht; vollkommenes Wissen; Weisheit; Scharfblick;
  • Loka = Ebene;
  • âlokah = Licht; was wahrgenommen werden kann; das Sichtbare; Glanz; Pracht;
  • Prajnalokah, prajnâlokah = Ebene des unmittelbaren Wissens;

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Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Sukadev: „... entsteht Meisterung und das Licht direkten Wissens.“
  • Deshpande/Bäumer: „… führt zur Weisheitsschau.“
  • Dr. R. Steiner: „Aus der Meisterschaft dieser Meditation entsteht ...“
  • Coster: „Samyama führt zur Erleuchtung.“
  • Feuerstein: „… Meisterung … [samyama] erstrahlt das Licht der Weisheit …“
  • R. Palm: „Aus deren … Ersiegung entsteht … Weisheitsschau.“
  • R. Sriram: „… entsteht vollkommenes Wissen über alles, was es wahrzunehmen gibt.“
  • Govindan: „Durch Beherrschung [des Eins-werdens] …“
  • Iyengar: „Durch Meisterschaft im Samyama … Weisheit und Einsicht.“
  • Chip Hartranft: „Sobald die perfekte Disziplin des Bewusstseins gemeistert ist, dämmert die Weisheit.“
  • R. Skuban: „Wer Samyama meistert …“
  • T.K.V. Desikachar: „… lässt in einem Menschen ein tiefes und vollständiges Wissen über alles Aspekte des Objekts …“
  • G. Pradīpaka: „ durch die Eroberung (jayāt) dessen ... Saṁyama ... (tad), dämmert das Licht (ālokaḥ) der Weisheit (prajñā)“
  • 12koerbe.de: „... Weisheits-Sicht
  • Hariharananda Aranya: „Wenn man das meistert, dämmert das Licht der Erkenntnis (Prajna).“
  • I. K. Taimni: „Indem man es meistert (Samyama), entsteht das Licht des höheren Bewusstseins.“
  • Vyasa Houston: „ durch den Erfolg dessen (Samyama) entsteht der Glanz der Prajna-Erkenntnis.“
  • Barbara Miller: „Das Licht der Weisheit kommt aus der Beherrschung der vollkommenen Disziplin.“
  • Swami Satchidananda: „ durch die Beherrschung von Samyama kommt das Licht des Wissens.“
  • Swami Prabhavananda: „ durch die Beherrschung von Samyama kommt das Licht des Wissens.“
  • Swami Vivekananda: „ durch die Überwindung dessen kommt das Licht des Wissens.“
  • Wim van den dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „durch die Beherrschung dieses Prajñâ blitzt es auf.“
  • Rainbowbody: „Aus der Beherrschung von Samyama folgt der Erfolg in der Vervollkommnung (taj-jayat) der authentischen, intrinsischen und strahlenden Vision (prajna-alokah).“

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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Wo wir stehen

Das Yogasutra von Patanjali ist ein grundlegender Text des klassischen Yoga und besteht aus vier Kapiteln. Das dritte Kapitel, auch als Vibhuti Pada bekannt, konzentriert sich auf die erstaunlichen Kräfte, die durch die Praxis von Yoga erlangt werden können.

Hier wird das Konzept der Samyama eingeführt, einer fortgeschrittenen Technik, die aus drei aufeinander aufbauenden Stufen besteht: Dharana (Konzentration) in Sutra 3.1, Dhyana (Meditation) in Sutra 3.2 und Samadhi (kontemplative Versenkung) in Sutra III-3. In Sutra III-4 werden Dharana, Dhyana und Samadhi zu Samyama zusammengefasst.

Patanjali schreibt in Sutra III-5, dass die Meisterung von Samyama zu direktem Wissen führt.

Voraussetzungen und Vorbereitungen für Samyama und Siddhis

Voraussetzungen für Samyama und Siddhis

Um Samyama – die kombinierte Praxis von Konzentration, Meditation und Versenkung – erfolgreich üben zu können, müssen bestimmte psychologische und spirituelle Voraussetzungen erfüllt sein. Einig sind sich die traditionellen wie modernen Lehrer, dass der Geist des Übenden ausreichend gereinigt und gesammelt sein muss. Das bedeutet: innere Stabilität, relative Gedankenstille und Freiheit von starken emotionalen Aufwallungen als Grundlage. Es bedarf eines Maßes an Konzentrationskraft, Achtsamkeit und Gelassenheit gegenüber Sinnesreizen, damit die Aufmerksamkeit vollständig nach innen gelenkt werden kann. Besonders hervorgehoben wird die Haltung der Nicht-Verhaftung (Vairagya): Der Yogi soll nicht mehr an gewöhnlichen Sinnesfreuden oder Erfolgserlebnissen hängen, sondern eine innere Unabhängigkeit davon kultiviert haben.

Darüber hinaus betont der yogische Weg, dass die grundlegenden Stufen des Achtgliedrigen Pfades gefestigt sein sollen, bevor man sich höheren Techniken wie Samyama widmet. Konkret bedeutet dies: Yama und Niyama – die ethischen Prinzipien und Selbstdisziplinen – sollten im Leben des Übenden verankert sein, um mentale Unruhe und konflikthafte Begierden zu minimieren. Die Praxis von Asana (Körperübungen) und Pranayama (Atemlenkung) baut Spannungen und Rastlosigkeit ab und stabilisiert Körper und Nerven, was indirekt dem Geist zugutekommt. Pratyahara, das systematische Zurückziehen der Sinne, ist ebenfalls eine entscheidende Vorstufe: Erst wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr unwillkürlich von äußeren Eindrücken gesteuert wird, kann echte Konzentration nach innen entstehen. Diese Vorarbeiten schaffen den Nährboden, auf dem Samyama gedeihen kann. Ein Yogi, der Schritt für Schritt diesen Pfad gegangen ist, entwickelt die geistige Stärke und Reinheit, die nötig sind, um tiefe Versenkung zu erreichen – und in deren Folge können Siddhis überhaupt erst auftauchen.

Die Rolle von Entsagung und Ethik (Vairagya, Yama, Niyama)

Entsagung/Nichtanhaftung im Yoga, auf Sanskrit Vairagya, und die ethischen Richtlinien Yama und Niyama gehören zu den fundamentalsten Anforderungen, insbesondere wenn es um den Umgang mit Siddhis geht. Vairagya bedeutet ein inneres Losgelöstsein: der Übende übt sich darin, Verlangen und Anhaftungen aufzugeben – seien es sinnliche Genüsse, materielle Güter oder auch das Streben nach außergewöhnlichen Fähigkeiten. So kann der Yogi in die Tiefe von Samyama gelangen.

Die Geisteshaltung von Vairagya ist auch hilfreich dabei, dass aufkommende Siddhis den Yogi nicht verführen. Nur wer in Gleichmut gegenüber allen Phänomenen bleibt, kann übernatürliche Wahrnehmungen haben, ohne vom eigentlichen Pfad abzukommen. Patanjali nennt Vairagya nicht umsonst bereits im ersten Kapitel als Schlüssel zur geistigen Stille: Das fortwährende Loslassen verhindert, dass der Geist neue Wellen von Begierde und Ego-Stolz bildet.

Ergänzend dazu bilden Yama und Niyama das moralische Fundament. Die fünf Yamas – etwa Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya) oder Nicht-Gier (Aparigraha) – und die fünf Niyamas – etwa Reinheit (Shaucha) und Selbststudium (Svadhyaya) – sorgen dafür, dass der Charakter und Lebenswandel des Yogis ethisch ausgerichtet sind. Warum ist das so wichtig in Bezug auf Siddhis? Zum einen reinigt moralisches Verhalten das Herz und mindert egoistische Tendenzen, was die Wahrscheinlichkeit von Missbrauch oder falscher Identifikation mit Kräften reduziert. Zum anderen stabilisieren Yama und Niyama den Geist: Ein Gewissen, das frei von Schuld und Zwiespalt ist, kommt leichter zur Ruhe. Traditionell heißt es, dass Siddhis nur einem Yogi dauerhaft und gefahrlos zufallen, der Tugend und Selbstbeherrschung verkörpert. Andernfalls können Machtgefühle, Hochmut oder unethische Versuchungen die Folge sein. Daher lehren die Yogameister, dass jede Erweiterung der Fähigkeiten mit entsprechender Demut und Verantwortungsbewusstsein einhergehen muss – Qualitäten, die durch die Befolgung von Yama und Niyama kultiviert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Vairagya und die ethische Praxis sind Förderer und Schutzmechanismus auf dem Weg zur höheren Erkenntnis. Sie erleichtern das Eindringen in lang anhaltende innere Stille bei voller Bewusstheit und bewahren den Übenden davor, die Richtung zu verlieren, wenn Siddhis auftauchen. Ein Yogi, der Entsagung übt und ethisch gefestigt ist, wird die verfeinerten Sinneswahrnehmungen zwar registrieren, aber weder missbrauchen noch für wichtiger halten als das letztendliche Ziel – die Erkenntnis des wahren Selbst (Purusha) und die Befreiung.

Vorbereitende Techniken für Samyama und verfeinerte Wahrnehmung

Um den Geist auf Samyama und mögliche subtile Wahrnehmungen vorzubereiten, empfehlen Yogalehrer seit jeher verschiedene unterstützende Techniken. Insbesondere folgende Ansätze haben sich als hilfreich erwiesen:

  • Yama und Niyama hatten wir schon, empfohlen wird auch eine stabile und bequeme Sitzhaltung (Asana).
  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinne): In dieser fünften Stufe des Raja Yoga lernt der Übende, die Aufmerksamkeit von äußeren Sinnesobjekten abzuziehen. Praktisch wird Pratyahara z.B. geübt, indem man sich in Entspannung auf innere Wahrnehmungen konzentriert und äußere Reize ausblendet – etwa durch Augen schließen, in Stille sitzen oder Visualisierungen. Dadurch werden die Sinne „nach innen gezogen“. Ein trainiertes Pratyahara ist die Voraussetzung dafür, dass in Samyama die verfeinerten, inneren Sinneswahrnehmungen auftauchen können. Erst wenn die gewöhnlichen Sinnesreize an Macht verlieren, entsteht Raum für das subtile innere Hören, Sehen etc.
  • Pranayama (Atemkontrolle): Gezielte Atemübungen beruhigen das Nervensystem und sammeln den Geist. Durch Regulierung (Patanjali nennt Verlängerung und Verfeinerung) des Atems – etwa mittels tiefer Bauchatmung, Wechselatmung (Nadi Shodhana) oder einfach nur der Verlängerung der Ausatmung – wird der Geist fokussiert und der Energiefluss harmonisiert. Patanjali selbst führt Pranayama als wichtige Vorstufe zu Dharana (Konzentration) an. Ein gleichmäßiger, feiner Atem fördert eine introvertierte Aufmerksamkeit und kann latente Energien (Prana) wecken. Insbesondere fortgeschrittene Pranayamas, die mit Konzentration auf Energiezentren (Chakras) verbunden sind, schulen die Wahrnehmung des inneren Raums. Dadurch wird der Yogi empfänglicher für subtile Empfindungen – eine essenzielle Vorbereitung, um in tiefere Meditation vorzudringen, wo sich Siddhis zeigen könnten.
  • Optional: Yoga Nidra (Yogischer Tiefenentspannungszustand): Yoga Nidra ist eine geführte Meditation, die den Körper in vollständige Entspannung versetzt, während der Geist hellwach bleibt. In diesem Schwebezustand zwischen Wachen und Schlaf treten Gehirnwellen auf, die für Aufnahmefähigkeit und Intuition förderlich sind. Die Praxis von Yoga Nidra hilft, unbewusste Verspannungen und mentale Blockaden abzubauen. Sie schult außerdem die Fähigkeit, bewusst ins Unterbewusstsein hineinzulauschen, ohne einzuschlafen. Diese Fertigkeit – entspannt und zugleich aufmerksam nach innen zu schauen – ist eine direkte Vorbereitung auf Samyama. Ein Yogi, der Yoga Nidra meistert, kann seine Aufmerksamkeit lange nach innen richten, was die Kontinuität von Dharana/Dhyana fördert. Zugleich fördert Yoga Nidra einen Zeuge-Geist („Sakshi-Bhava“), der Phänomene beobachten kann, ohne sich damit zu identifizieren – hilfreich, um etwaige Siddhi-Erfahrungen nüchtern zu betrachten. Hier findest du die konkrete Übungsanleitung.
  • Optional: Japa (Mantra-Wiederholung): Die Rezitation oder mentale Wiederholung eines Mantras gilt als eine der wirkungsvollsten Konzentrationshilfen. Durch Japa wird der rastlose Geist schrittweise beruhigt und auf einen Klang oder eine heilige Silbe ausgerichtet. Das kontinuierliche Wiederholen – ob laut, leise oder innerlich – bündelt die Gedankenströme und führt zu tiefer Meditation. In vielen Yoga-Traditionen heißt es, ein Mantra reinige den Geist und öffne das Herz. Praktisch bewirkt Japa, dass störende Gedanken in den Hintergrund treten und eine spirituelle Schwingung den Vordergrund einnimmt. Dies bereitet auf Samyama vor, indem das Mantra wie ein Anker für Dharana dient und nahtlos in Dhyana übergehen kann. Zudem kann intensives Mantra-Japa dazu führen, dass der Übende das Mantra schließlich innerlich „hört“, ohne aktives Tun – eine Form von subtiler Wahrnehmung, die als Siddhi betrachtet werden könnte (z.B. Nada-Anubhava, das innere Klang-Erlebnis). Selbst wenn solche Phänomene nicht explizit gesucht werden, stärkt Japa in jedem Fall die Konzentration, Hingabe und Vairagya. Diese Qualitäten schützen und begleiten den Yogi, falls sich verfeinerte Sinneswahrnehmungen einstellen.

Zusammengefasst dienen Pratyahara, Pranayama, Yoga Nidra und Japa als (nicht unbedingt notwendige aber) hilfreiche Bausteine in der Vorbereitung auf Samyama. Sie entwickeln die nötige geistige Disziplin, Sammlung und Reinheit, um die im Yoga-Sutra beschriebenen Fähigkeiten zu ermöglichen (garantieren aber deren Auftreten nicht). Gleichzeitig fördern sie die Haltung von Losgelöstheit und innerer Ruhe, sodass der Yogi bereit ist, Siddhis weder zu erzwingen noch zu fürchten, sondern sie im richtigen Geist zu integrieren. Jede dieser Techniken ist für sich schon eine wertvolle Übung; im Zusammenspiel ebnen sie den Weg zu den tieferen Erfahrungen des Yoga – bis hin zur Pratibha, dem aufblitzenden inneren Wissen, und darüber hinaus zum endgültigen Ziel des Yoga, der Verwirklichung des Selbst.

🌀 Samyama-Reife-Check

Samyama – die Kombination aus Konzentration, Meditation und tiefer Versenkung – ist eine hochentwickelte Praxis im Yoga. Doch ist sie für jeden und zu jeder Zeit sinnvoll? Mit diesem kurzen Selbsttest kannst du einschätzen, ob dein Geist bereit ist, sich auf diese subtile Form des inneren Forschens einzulassen.

So geht's: Beantworte die Fragen ehrlich und spontan. Am Ende erhältst du eine Einschätzung und eine Empfehlung für deinen nächsten Schritt.

1. Wie leicht fällt es dir, Gedanken im Geist kommen und gehen zu lassen, ohne ihnen zu folgen?





2. Wie sieht deine Meditationspraxis aktuell aus?





3. Wie reagierst du auf innere Unruhe oder Reizüberflutung?





4. Kannst du dich länger auf ein inneres Objekt (z. B. Atem, Mantra, Lichtpunkt) konzentrieren?





5. Wie gehst du mit spirituellen Erfahrungen um?





6. Hast du das Gefühl, dass deine spirituelle Praxis dich transformiert?





7. Wie reagierst du auf Stille?





Interaktive Zeitleiste: Pfad zu Samyama und den Siddhis

Diese Zeitleiste zeigt dir die Stufen des Yogawegs, die nötig sind, um in den Zustand von Samyama zu kommen – und wie daraus Siddhis (verfeinerte Sinneswahrnehmungen) spontan entstehen können.

🪷 Yama & Niyama

Ethische Grundlagen & Selbstdisziplin: z. B. Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit. Sie bereiten deinen Geist auf Tiefe und Klarheit vor.

🧘 Asana

Stabiler, bequemer Sitz. Der Körper wird still, der Atem ruhig – beides ist nötig für längere innere Versenkung.

🌬️ Pranayama

Atemkontrolle als Brücke zur inneren Wahrnehmung, Pantanjali empfiehlt, Ausatmung und Einatmung und Anhalten zu verlängern und zu verfeinern. Dieses Pranayama beruhigt das Nervensystem und bereitet den Geist auf Fokus vor.

👁️ Pratyahara

Zurückziehen der Sinne. Der Blick geht nach innen. Die Außenwelt verliert an Bedeutung. Jetzt beginnt echte Sammlung.

🎯 Dharana

Konzentration auf ein Objekt (z. B. Licht, Atem, Mantra). Der Geist bleibt bei einem Punkt – erste Form von Meditation.

🧘‍♀️ Dhyana

Meditation. Der Fokus wird fließend, mühelos. Es gibt keine Unterbrechungen mehr – reines Verweilen im Beobachteten.

🌌 Samadhi

Verschmelzen mit dem Objekt. Kein „Ich meditiere“ mehr – nur noch reines Sein. Dies ist der Eingang in tiefe Einsicht.

✨ Übergang zu Samyama

Wenn Dharana, Dhyana und Samadhi auf dasselbe Objekt gerichtet sind – ohne Unterbrechung –, kann daraus Samyama entstehen. Dann ist der Geist hochfokussiert, durchlässig und empfänglich für tiefe, intuitive Erkenntnis.

🌟 Was entsteht daraus?

Spontan kann es geschehen, dass sich ein Siddhi zeigt, du z. B. feiner hörst, spürst, siehst – nicht mit den Sinnen, sondern von innen heraus. Denke immer daran: Siddhis sind kein Ziel, aber ein möglicher Meilenstein auf deinem Weg.

Das Licht des direkten Wissens: Vollkommenes Wissen durch Meisterung von Samyama

In Sutra III-5 wird das „Licht des direkten Wissens“ oder „Vollkommenes Wissen“ in Aussicht gestellt. Damit ist laut vielen Kommentatoren dieser Sutra ein Wissen gemeint, das über das bloße intellektuelle Verständnis hinausgeht und direkt aus der eigenen Erfahrung und Erkenntnis gewonnen wird. Es ist ein Zustand, in dem der Praktizierende eine klare Einsicht in die Natur der Realität erlangt.

„Vervollkommnung in der Meditation offenbart Wissen über das gesamte Sein.”

R. Sriram, S. 164

Iyengar verdeutlicht auf Seite 222: „Gewöhnlich springt unsere Intelligenz von einem Gegenstand … zum nächsten … Im Samyama kommt der Erkennende dem Erkannten immer näher, um schließlich mit ihm zu verschmelzen und sein Eigendasein zu verlieren.“

Rainbowbody schreibt: „Samyama ist die Hauptpraxis im Rest von Pada III (dem dritten Kapitel des Yogasutra), die auf alles und jeden anzuwenden ist, als der Weg, die wahre Natur der Phänomene in der nicht-dualen Sphäre zu kennen und effektiv mit ihr zu interagieren. Fähigkeiten und Fertigkeiten nehmen mit der Praxis und Anwendung zu.“ Ergänzt wird dort auch folgender Hinweis: „Diese Fähigkeiten können auch aus vergangenem verdienstvollem Karma (punya) stammen.“

Sukadev schreibt in seinen Erläuterungen zu dieser Sutra, dass man Samyama auch auf gesundheitliche Problemstellen anwenden kann: Das kranke Körperteil beobachten, erspüren, tief hineinfühlen, damit im Bewusstsein verschmelzen. Dann besteht die Möglichkeit, dass man auf einmal weiß, was zu tun ist, um Heilung zu erfahren.

Wim van den Dungen: „An diesem Punkt wendet sich der Yogi vollständig von der Natur ab, und es findet ein Wechsel vom Ego zum Seher statt.“

R. Palm betont (S. 138), dass Samyama umso besser gemeistert wird, je „fester die Gesamtausrichtung“ des Yogin sei. Meint: je besser der Yogi seine Gefühle, Gedanken und den Körper still und auf das Ziel gerichtet halten kann.

Deshpande/Bäumer schreiben auf Seite 125, dass ein Yogi, der Samyama gemeistert habe, ein Mensch sei, „der eine radikale Verwandlung durchgemacht hat, die ihn befähigt, Dinge zu sehen und zu entdecken, die ein Nicht-Yogi nie sehen kann.“ Und später schreiben sie: der Yogi „findet dann, dass die Welt der Worte und des Tuns vor seinen Augen zusammenbricht und eine neue Welt, erfüllt von leuchtender Wirklichkeit, aus der Finsternis aufzutauchen beginnt.“ Was der Yogi dann sehe und entdecke werde in den folgenden Sutras des dritten Kapitels im Yogasutra deutlich: die Siddhis.

Aber …

Coster verweist (Seite 112) auf Gefahren durch Samyama, da dieses „in passive Trance ausarten kann, in einen Zustand der Selbsthypnose, der vollkommen unproduktiv ist.“

Eliades Erläuterungen zum Erlangen von Wissen durch Samyama

Eliade erläutert ab Seite 95 in „Yoga“ den Vorgang, wenn man über die eigenen, inneren Samskaras (= unbewusste Prägungen) Samyama ausübt. Samyama umfasst ja Konzentration, Meditation und Samadhi – also Dharana, Dhyana und Samadhi. Der Ablauf ist laut Eliade nun wie folgt: Der Yogin konzentriert sich auf ein Objekt, eine Idee, z. B. auf die unbewussten Residuen (die Samskaras, unterbewusste Strömungen, Antriebe etc.). Wenn er diesbezüglich die Konzentration – ekagrata – erreicht hat, geht er in Meditation über die Residuen. Eliade nennt dies ein magisches Assimilieren, ein Aneignen. Durch Dhyana – die Meditation – gelangt er in samprajnata Samadhi, den Bija Samadhi (Samadhi mit Stütze, und die Stütze bzw. das Meditationsobjekt sind in diesem Fall die unterbewussten Residuen, ansonsten andere Meditationsobjekte). So geht der Yogin über die Erkenntnis hinaus und gelangt in den „Besitz“ der Residuen. Der Yogin gelangt über die Enstase (Griech. en-stasis, in etwas stehen) im Samadhi in Identifikation mit den jeweiligen Residuen – die Erkenntnis wird dann „total“. Der Yogi begreift so umfassend und stark, dass er zu den Residuen wird.
Und nun wird es richig interessant: Durch dieses totale Begreifen, so Eliade weiter, erfasst der Yogin, wovon die Residuen ausgelöst wurden und gelangt so zur Erkenntnis seiner früheren Leben. Diese Erkenntnis von den früheren Leben bis hinab zur „Samenexistenz“ ist für den Befreiungsprozess von entscheidender Hilfe. Auch im Buddhismus spiele diese Form von Wissen eine große Rolle. Eliade erläutert dies weiter ab Seite 189 in seinem Buch über Yoga.

Vyasa's und Shankaras Kommentar zu Sutra 3-5 im Yoga-Darsana

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Vyasa kommentiert: Aus der Beherrschung dieses saṃyama erwächst das Licht der Erkenntnis. Auf was auch immer der saṃyama festgesetzt wird, von eben diesem Ding wird das samādhi-Wissen fest.

Shankara erläutert Vyasas Worte: Aus der Beherrschung dessen (samkhayas) entsteht das Licht der Erkenntnis. Aus der Beherrschung dieses saṃyama, aus der Sicherung der Festigkeit darin, ergibt sich die Kraft, das gewünschte Objekt zu manifestieren, als würde ein Licht darauf scheinen, ergibt sich das Licht der samādhi-Wissenschaft. Auf was auch immer das saṃyama festgesetzt wird, von eben diesem Ding wird die samādhi-Erkenntnis fest. Durch dieses Licht der Samādhi-Erkenntnis, das alles, auch das Verborgene und Entfernte, erhellen kann, sehen die Yogis das, was sie im Sinn haben, so klar, als ob es auf ihrer Handfläche liegen würde.

Praktische Übung von Sutra III-5 im Alltag

Die Praxis von Samyama kann auch im Alltag geübt werden, indem man sich auf die drei Aspekte Dharana, Dhyana und Samadhi konzentriert. Ein konkretes Beispiel dafür ist die Einbeziehung von Achtsamkeit in den täglichen Aktivitäten. Durch bewusste Wahrnehmung des gegenwärtigen Moments können wir unsere Konzentration schärfen und so Dharana praktizieren.

Viele weitere Beispiele zur Anwendung von Samyama im Alltag findest du im Artikel zu Yogasutra III-4.

Parallelen zu Sutra III-5 im Buddhismus

Im Buddhismus gibt es wie schon aus den vorigen Sutras gewohnt einige Parallelen zu Sutra III-5. Fangen wir an:

  • Die Praxis der Vipassana-Meditation: Vipassana, auch als "Einsichtsmeditation“ bekannt, ist eine zentrale buddhistische Meditationspraxis, die darauf abzielt, den Geist zu schärfen und tiefgreifende Einsichten in die wahre Natur der Realität zu gewinnen. Durch die Praxis der Vipassana-Meditation entwickelt der Praktizierende Achtsamkeit und eine klare Sicht auf die Phänomene des Körpers, der Gefühle, des Geistes und der geistigen Objekte. Dieses Wissen, das durch direkte Erfahrung erlangt wird, ist vergleichbar mit dem „Licht des direkten Wissens“, das in Sutra III-5 erwähnt wird.
  • Weiter geht es mit den Vier Edlen Wahrheiten: Im Buddhismus sind die Vier Edlen Wahrheiten ein zentrales Konzept, das die Grundlage für den Pfad zur Erleuchtung bildet. Sie befassen sich mit dem Leiden (dukkha), der Ursache des Leidens (Samudaya), dem Ende des Leidens (Nirodha) und dem Pfad, der zum Ende des Leidens führt (Magga). Durch das Verständnis und die Anwendung dieser Wahrheiten kann der Praktizierende ein tieferes Wissen über die Natur des menschlichen Daseins erlangen, ähnlich wie die Erkenntnisse, die durch die Meisterung von Samyama gewonnen werden.
  • Der Edle Achtfache Pfad: Der Edle Achtfache Pfad ist die praktische Anleitung im Buddhismus, um die Vier Edlen Wahrheiten zu verwirklichen und Erleuchtung zu erlangen. Dieser Pfad beinhaltet unter anderem achtsame Meditation und Konzentration, die der Praxis von Dharana, Dhyana und Samadhi im Yoga ähneln. Durch das Befolgen dieses Pfades kann der Praktizierende ein direktes Wissen über die Realität erlangen und letztendlich Nirvana erreichen.
  • Das Konzept der Prajna: Im Buddhismus ist Prajna (Weisheit) eine der sechs Paramitas (Vollkommenheiten), die ein Bodhisattva (ein Wesen auf dem Weg zur Buddhaschaft) entwickeln muss, um die Erleuchtung zu erreichen. Prajna bezieht sich auf die Einsicht in die Leerheit (Shunyata) aller Phänomene und die wahre Natur der Realität. Diese Weisheit, die aus der Praxis der Meditation und Achtsamkeit hervorgeht, steht in enger Verbindung mit dem direkt bzw. vollkommenen Wissen, das in Sutra III-5 beschrieben wird. Mehr dazu im Artikel zu Sutra 3.4.
  • Die Entwicklung von Bodhicitta: Im Mahayana-Buddhismus ist Bodhicitta das Erwachen des Geistes zur Erleuchtung zum Wohle aller fühlenden Wesen. Dieser Geisteszustand geht Hand in Hand mit dem Konzept der Mitgefühlspraxis und der altruistischen Motivation. Während im Yoga Sutra III-5 die Selbstverwirklichung durch Samyama betont wird, ist der Weg zur Erleuchtung im Mahayana-Buddhismus stark von der Motivation geprägt, anderen zu helfen. Trotz dieser Unterschiede verbindet beide Traditionen das Streben nach tieferem Wissen und spiritueller Entwicklung.
  • Die Praxis des Tantra: Im tantrischen Buddhismus, insbesondere im Vajrayana, gibt es Praktiken, die auf die Vereinigung von Methode und Weisheit abzielen. Diese Praktiken beinhalten Mantra-Rezitation, Visualisierung und Meditation, die dazu dienen, die inhärente Buddha-Natur des Praktizierenden zu erkennen und zu manifestieren. In gewisser Weise ähneln diese Praktiken der Meisterung von Samyama im Yoga, da sie dazu dienen, direktes Wissen und tiefgreifende Einsichten in die Natur des Geistes zu erlangen.

Diese Beispiele zeigen, dass es im Buddhismus viele Parallelen zur Yogaphilosophie und insbesondere zu Sutra III-5 gibt. Beide Traditionen legen großen Wert auf die Entwicklung von Achtsamkeit, Konzentration und innerem Wissen, um tiefere Einsichten in die wahre Natur des menschlichen Daseins zu erlangen und letztendlich spirituelle Befreiung und Erleuchtung zu erreichen. Obwohl sich die Terminologie und einige Aspekte der Praxis zwischen den beiden Traditionen unterscheiden mögen, verfolgen sie dennoch ähnliche Ziele und nutzen ähnliche Methoden, um diese Ziele zu erreichen.

Parallelen zu Sutra III-5 in anderen Philosophieren und spirituellen Traditionen

Die Idee der Meisterung von Samyama und das Streben nach vollkommenem Wissen finden sich auch in anderen philosophischen Traditionen.

Direktes Wissen oder intuitives Wissen bezieht sich auf ein unmittelbares Verständnis oder eine Erkenntnis, die nicht (zwangsläufig?) auf logischem Denken oder der Verarbeitung von Informationen beruht, sondern (eher) auf einer tieferen, inneren Weisheit. In verschiedenen Philosophien und spirituellen Traditionen auf der ganzen Welt gibt es Beispiele für solch direktes oder intuitives Wissen.

Abendländische Philosophie

Immanuel Kant, ein deutscher Philosoph der Aufklärung, spricht in seiner Kritik der reinen Vernunft von „intellektueller Anschauung“. Kants Idee der intellektuellen Anschauung bezieht sich auf ein unmittelbares, nicht-diskursives Wissen.

In der abendländischen Philosophie gibt es auch noch Platon, der die Idee der anamnesis in seinem Werk „Meno“ vorstellt. Dabei geht es um die Wiedererinnerung an absolutes Wissen, das in unserer Seele verborgen liegt.

Asiatische Philosophie

In der asiatischen Philosophie finden sich Beispiele für direktes Wissen in der Zen-Tradition. Das japanische Zen-Buddhismus legt großen Wert auf Satori, einen plötzlichen Erleuchtungsmoment, der ein direktes, intuitives Wissen über die wahre Natur der Realität ermöglicht. Im Zen-Buddhismus ist Satori das Ziel der Zazen-Meditationspraxis, bei der der Geist in einen Zustand jenseits von Gedanken und Konzepten gelangt.

In der asiatischen Philosophie finden sich auch ähnliche Konzepte im Daoismus, wo Laozi in seinem Werk „Daodejing“ die Bedeutung der Einheit von Körper, Geist und Kosmos betont.

Südamerikanische Philosophie

In der südamerikanischen Philosophie gibt es Beispiele für direktes Wissen in den indigenen Traditionen. Die Schamanen der Andenregion in Südamerika sprechen von „Yawar“, einer inneren Weisheit, die durch direkte Erfahrung und spirituelle Praxis erlangt wird. Die Schamanen erreichen diese intuitive Erkenntnis durch rituelle Handlungen, den Gebrauch von heiligen Pflanzen und die Interaktion mit der natürlichen Welt.

Afrikanische Philosophie

In der afrikanischen Philosophie gibt es ebenfalls Beispiele für direktes Wissen. Eine solche Tradition ist das Konzept von „Ubuntu“ der Bantu-Völker Südafrikas. Ubuntu betont die Verbundenheit und Abhängigkeit aller Lebewesen und wird oft als „Ich bin, weil wir sind“ übersetzt. Diese Form des Wissens ist intuitiv und basiert auf der Erfahrung von Gemeinschaft und Verbundenheit, die durch das Zusammenleben mit anderen erlangt wird.

In all diesen Traditionen und Philosophien zeigt sich, dass direktes oder intuitives Wissen ein zentrales Element ist, das den Menschen ermöglicht, tiefergehende Einsichten und Erkenntnisse zu erlangen. Solche Erfahrungen sind nicht auf analytisches Denken oder rationale Argumentation angewiesen, sondern beruhen auf einer inneren Weisheit, die durch spirituelle Praxis, Erfahrung und gelebte Verbundenheit mit der Welt um uns herum kultiviert werden kann.

Anwendung von Sutra III-5 in verschiedenen Yogastilen

Sutra III-5 kann in unterschiedlichen Yogastilen angewendet werden. Im Ashtanga Yoga zum Beispiel steht die Verbindung von Atem, Bewegung und geistiger Konzentration im Vordergrund, wodurch Samyama gefördert wird. Im Kundalini Yoga werden spezielle Meditationen und Atemtechniken eingesetzt, um das Bewusstsein zu erweitern und tieferes Wissen zu erlangen. Im Yin Yoga hingegen geht es darum, längere Zeit in den einzelnen Haltungen zu verweilen, wodurch Dharana und Dhyana unterstützt werden. Weitere Beispiele findest du im Artikel zu Sutra 3.4.

Zum Thema passende Sutras

Yoga Sutra I-47: Erreicht der Yogi Routine im Nirvichara Samadhi, erscheint ihm allmählich das innerste Selbst

herbst himmel klar r 250nirvicâra-vaishâradye dhy-âtma-prasâdah
निर्विचारवैशारद्येऽध्यात्मप्रसादः

Hier beginnt die letzte Etappe auf der Reise des Yoga. Wenn der Yogi durchhält und treu den Zustand des Nirvichara weiter übt, nähert er sich nach und nach der Erleuchtung. Wie ist das genau zu verstehen?

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-47: Erreicht der Yogi Routine im Nirvichara Samadhi, erscheint ihm allmählich das innerste Selbst


Yoga Sutra III-36: Weltliche Erfahrungen wie Vergnügen und Genuss beruhen (nur) auf der fehlenden Unterscheidung zwischen dem wahren Selbst (Purusha) und dem eigenen (reinen/sattvigen) Intellekt (Buddhi).

Wissen um und Bewusstsein für das wahre Selbst entsteht durch Samyama auf dessen Interessen.

mann meditierent am berg 250Sattwa-purushayor atyantâsamkirnayoh pratyayâvishesho bhogah parârthât svârtha-samyamât purusha-jnânam
सत्त्वपुरुषायोः अत्यन्तासंकीर्णयोः प्रत्ययाविशेषोभोगः परार्थत्वात्स्वार्थसंयमात् पुरुषज्ञानम्

Wer sich nicht nur mit dem „was“, sondern auch mit dem „warum“ hinter dem Yoga beschäftigen möchte, landet früher oder später bei den tiefgründigen Versen des Yoga Sutra von Patanjali. Einer davon – Sutra III.36 – hat es besonders in sich. Hier geht’s nicht um akrobatische Posen oder Atemtechniken, sondern um das feine Gespür für das, was in uns wirklich echt ist. Im Artikel findest du die Deutungen und Erläuterungen der Kommentatoren des Yogasutra zu wahrem Selbst, Verstand, inneren Impulsen, äußeren Reizen und spirituellem Ehrgeiz. Und vielleicht – nur vielleicht – bringt dich dieser Vers ein kleines Stück näher an das, was du tief in dir längst bist.

Diese Sutra ist für viele Kommentatoren ein sehr wichtiger Vers. Denn wenn ein Yogi unterscheiden kann, was im Leben dem wahren Selbst dient bzw. in dessen Interesse liegt, so kann er stets eine gute Entscheidung treffen und viele Klippen auf dem spirituellen Pfad umschiffen. Patanjali mahnt vermutlich mit dieser Aussage auch davor, die übersinnlichen Fähigkeiten, die in diesem dritten Kapitel das Hauptthema sind, nicht allzu wichtig zu nehmen bzw. ihnen nicht allzu sehr nachzueifern.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra III-36: Weltliche Erfahrungen wie Vergnügen und Genuss beruhen (nur) auf der fehlenden Unterscheidung zwischen dem wahren Selbst (Purusha) und dem eigenen (reinen/sattvigen) Intellekt (Buddhi).


Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin zu jeder Zeit seine Unterscheidungskraft beibehält und dabei frei von allen Wünschen bleibt, erlangt Dharma-Megha-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"

  wolke weiss frau gruen 250prasaṁkhyāne-'py-akusīdasya sarvathā vivekakhyāteḥ dharma-meghas-samādhiḥ
प्रसङ्ख्यानेऽप्यकुसीदस्य सर्वथा विवेकख्यातेर्धर्ममेघः समाधिः

Die Sutras IV-29 bis 34 legen dar, welche Segnungen wir erhalten, wenn alle Hindernisse durch Meditation (Dhyana) beseitigt wurden. In diesem Artikel erkunden wir die tiefere Bedeutung von Yogasutra 4.29. Du erfährst, was Dharma-Megha-Samadhi genau bedeuten könnte und warum hier alle Wünsche – sogar der Wunsch nach Allwissenheit oder Befreiung – an Bedeutung verlieren bzw. verlieren müssen, um diesen Zustand zu erreichen. Wir beleuchten, wie klassische Gelehrte wie Vyasa und Shankara diesen Zustand beschrieben haben und wie moderne Lehrer ihn heute interpretieren. Dabei wirst du auch entdecken, welche Paradoxie am Ende des spirituellen Weges wartet: Oft erreicht dich das höchste Ziel erst dann, wenn du aufgehört hast, es zu verfolgen.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin zu jeder Zeit seine Unterscheidungskraft beibehält und dabei frei von allen Wünschen bleibt, erlangt Dharma-Megha-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"


Fazit: Die transformative Kraft von Sutra III-5 für ein erfülltes Leben

Zusammenfassend zeigt Sutra III-5 aus dem Yogasutra uns einen Weg, wie wir durch die Meisterung von Samyama ein tieferes Verständnis für uns selbst und die Welt um uns herum erlangen können. Die Integration dieser Lehren in unseren Alltag kann nicht nur zu einer erfüllteren und achtsameren Lebensweise führen, sondern auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen stärken und uns helfen, mit den Herausforderungen der modernen Welt umzugehen.

Ergänzungen und Fragen von dir

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Videos zu Sutra III-5

Sukadev zur Sutra III-4 bis III-8

Länge: 25 Minuten

Youtube-Video

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Video von Asha Nayaswami zur Sutra

Asha Nayaswami zu Sutra III-4 bis III-6

Länge: 72 Minuten

Youtube-Video

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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