meditation frau ferstensitz 250 Tatra pratyaya-ikatānatā dhyānam
तत्र प्रत्ययैकतानता ध्यानम्

In Sutra 3.2 kommen wir von der Konzentration zur Meditation. Dies ist eine der relevantesten Sutra für deine tägliche Yogapraxis. Entscheidend ist, dass du deine Konzentration auf dein Meditationsobjekt stetig verlängerst, so dass ein ununterbrochender Fluß entsteht. Wir werden im Artikel Übersetzung und Bedeutung untersuchen, Kommentare von Gelehrten betrachten und herausfinden, wie wir den Weg zu Dhyana in unseren Alltag integrieren können.

In III-2 wird der Übergang von Konzentration zu Meditation erläutert: ► Der Weg zu Dhyana ► Daran erkennst du Dhyana ► Übungen für den Alltag ► Übersetzungsalternativen ► ...

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Tatra = dort; dann; darin;
  • Pratyaya = Geist; Gedanke; Vorstellung; Bewusstseinsinhalt; Wahrnehmung; Intention;
  • Eka = eins; einzeln;
  • Tana, tāna = wandern; fließen; Faden; Faser; langer Ton;
  • Tanata, tânatâ = Ausdehnung; Streckung;
  • Ekatanata, ekatânatâ = ununterbrochen als eines; als Eines fließend;
  • Dhyana, dhyāna, dhyânam = Meditation; Kontemplation; über etwas Nachsinnen; meditative Absorption;

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Vyasa (Quelle: Roots): „Meditation (dhyâna) ist die Kontinuität der Wahrnehmung von diesem [Objekt der Fixierung].”
  • Sukadev: „Bilden die Bewusstseinsinhalte einen ununterbrochenen Strom ...“
  • Deshpande/Bäumer: „… das Einstimmen in einen einzigen Erfahrungsakt …“
  • Dr. R. Steiner: „Wenn dann die Gedanken so gebündelt fließen ...“
  • Coster: „Unablässige Konzentration auf einen Gegenstand …“
  • Feuerstein: „Meditation … lässt das bewusste Erkennen … in eine Richtung … fließen.“
  • R. Palm: „… die Auf-eines-Gestrecktheit der Vorstellung …“
  • R. Sriram: „Dann werden alle Eindrücke zielstrebig zum Motiv strömen …“
  • Govindan: „… den Geist auf nur ein Objekt auszurichten.“
  • Iyengar: „Der stetige, ununterbrochene Strom konzentrierter Aufmerksamkeit …“
  • Chip Hartranft: „In der meditativen Absorption ist der gesamte Wahrnehmungsfluss auf dieses Objekt ausgerichtet.“
  • R. Skuban: „… Ausrichtung des Bewusstseins auf einen Punkt …“
  • T.K.V. Desikachar: … sind alle Aktivitäten unseres Geistes in einem ununterbrochenen Fluss nur auf dieses eine Objekt hin ausgerichtet.“
  • G. Pradīpaka: „Darin ... ist der kontinuierliche Fluss ähnlicher (ekatānatā) geistiger Modifikationen (pratyaya) Meditation (dhyānam)“
  • 12koerbe.de: „... darin an-denkend auf Eines gerichtete Anspannung ...“
  • Hariharananda Aranya: „In diesem (Dharana) wird der kontinuierliche Fluss ähnlicher geistiger Wandlungen als Dhyana oder Meditation bezeichnet.“
  • I. K. Taimni: „Das ununterbrochene Fließen (des Geistes) auf das (zur Meditation gewählte) Objekt ist Kontemplation.“
  • Vyasa Houston: „Die einzige Gerichtetheit eines Pratyaya dorthin (zum gewählten Brennpunkt) ist Dhyana-Meditation.“
  • Barbara Miller: „Meditation ist die Fokussierung auf einen einzigen konzeptuellen Fluss.“
  • Swami Satchidananda: „Dhyana ist der kontinuierliche Fluss der Kognition auf dieses Objekt.“
  • Swami Prabhavananda: „Meditation (Dhyana) ist ein ununterbrochener Gedankenfluss auf das Objekt der Konzentration.“
  • Swami Vivekananda: „Ein ununterbrochener Fluss von Erkenntnis zu diesem Objekt ist Dhyana.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Hier ist die Einseitigkeit der Gedanken in Bezug auf das Objekt der Konzentration die Kontemplation.“
  • Rainbowbody: „Von dort aus (tatra) [nachdem der Geist und die Energie in dharana gesammelt, fokussiert, konzentriert und kontinuierlich gemacht wurden], werden dann die Inhalte (pratyaya) des Geistes (seine Objekte) in dhyana aufgelöst (ekatanata). “
  • ChatGPT: „In diesem (Zustand) ist Dhyana der gleichmäßige Fluss der Wahrnehmung auf ein Objekt."

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen (die Antwort wird im Hintergrund abgesendet).

Wo wir stehen

Das dritte Kapitel des Yogasutra trägt den Titel "Vibhuti Pada" und befasst sich mit den erstaunlichen Fähigkeiten, die durch die Praxis des Yoga erlangt werden können. Hier wird das Konzept der Samyama eingeführt, einer fortgeschrittenen Technik, die aus drei aufeinander aufbauenden Stufen besteht:

  • Dharana (Konzentration) in Sutra 3.1,
  • Dhyana (Meditation) hier  in Sutra 3.2 und
  • Samadhi (kontemplative Versenkung) in Sutra 3.3.

Sutra 3.2 beschreibt die zweite Stufe, Dhyana.

Der Geist im Yoga

Im Yoga steht der Geist für das Denken, Fühlen und Wahrnehmen, das in jedem Menschen stattfindet. Er ist das zentrale Werkzeug, das wir nutzen, um die Welt um uns herum zu erfahren und zu verstehen. In der Yogaphilosophie wird der Geist oft als "Chitta" bezeichnet und als etwas betrachtet, das sowohl ruhig und klar als auch unruhig und trüb sein kann. Geistige Yoga-Praktiken zielen darauf ab, den Geist zur Ruhe zu bringen und seine Fähigkeit zur Konzentration und Wahrnehmung zu verbessern, die konzentrierte Aufmerksamkeit dauerhaft zu machen, um letztendlich zu einem Zustand der Erleuchtung zu gelangen.

Wahrnehmung in dieser Sutra

In diesem Kontext bedeutet Wahrnehmung das bewusste Erfassen und Verarbeiten von Informationen, die der Geist vom Konzentrationsobjekt aufnimmt. Im Zustand der Dhyana wird die Wahrnehmung längere Zeit auf ein bestimmtes Objekt gerichtet (konzentriert), vor allem, um in tiefere Meditationszustände zu gelangen. Ein anderes Ziel der Meditation kann sein, die wahre Natur vom Meditationsobjekt zu erkennen und so tiefere Erkenntnisse (zum Beispiel, aber nicht nur zum Meditaitonsobjekt) zu erlangen.

Beitrag: Stufen der Meditation

Stufen der Meditation

meditation stufen r 564

Wohl jeder Meditierende fragt sich im Laufe der Jahre seiner Meditationspraxis ab und an: Wo stehe ich eigentlich mit meiner Meditationspraxis? Wie tief meditiere ich? Wie viele Versenkungsstufen kommen noch? Wie merke ich es, wenn ich ein neues Stadium der Meditation betrete?

Im folgenden Artikel findest du verschiedene Einteilungen der Meditationsphasen. Diese helfen bei deiner persönlichen Orientierung oder zur Ausrichtung deiner eigenen Meditation. Dabei kommen alte Weise genauso zu Wort wie heutige Meditationsforscher.

Hier weiterlesen: Stufen der Meditation

Swami Venkatesananda sagt zu III.2: „Wenn die Erkenntnis ganz auf dieses Feld konzentriert ist und so zu ihrem eigenen Beobachtungsfeld wird – das heißt, wenn der Beobachter beobachtet wird – dann ist es Meditation.“ (zitiert von Rainbowbody)

Dhyana in der Yogalehre

Dhyana ist ein zentrales Konzept im Yoga und bezieht sich auf den Zustand der Meditation, in dem der Geist vollständig auf ein bestimmtes Objekt oder Thema fokussiert ist. Allerdings ist es nicht ganz stimmig, Dhyana immer und überall als “Meditation” zu übersetzen, da unter Meditation vieles verstanden wird, zum Beispiel in der abendländischen Lehre für “Nachdenken” stand, z. B. bei Descartes in seinen “Meditationen”. Siehe dazu unten mehr.

Dyana ist die zweite Stufe der Samyama-Praxis und baut auf der ersten Stufe, Dharana, auf. Während Dharana die Fähigkeit zur Konzentration entwickelt, geht es bei Dhyana darum, diese Konzentration aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, um eine intensivere Erfahrung der Meditation zu ermöglichen.

Wenn wir im Yoga von Meditation oder Dhyana sprechen, dann meinen wir meist einen Vorgang, in dem wir uns:

  1. in eine bequeme, meist sitzende und aufrechte Haltung begeben (Asana)
  2. unseren Atem beruhigen und verlängern (Pranyama)
  3. unsere Sinne nach innen ziehen (Pratyahara)
  4. uns ein Meditationsobjekt wählen und uns ganz darauf konzentrieren (Dharana)
  5. diese Konzentration möglichst lange aufrecht erhalten, so dass ein ununterbrochener Fluss der Wahrnehmung des Meditationsobjekte entsteht (Dhyana oder Meditation)

„Auf dem Gipfel der Meditation geht man in den Zustand des Samadhi über."

unbekannt

Die meisten Yogis, die ich gelesen und gehört habe, gehen davon aus, dass Dharana (die Konzentration) die letzte Stufe im achtfachen Pfad (nach Dhyana kommt nur noch Samadhi) ist, die wir willentlich beeinflussen können. Ob aus Dharana, der Konzentration auf ein Objekt, dann Dhyana entsteht, obliegt nicht mehr unserer willentlichen Steuerung und kann nicht vorhergesagt werden.

R. Skuban (Seite 164): “Konzentration kann zu Dhyana werden, … Meditation kann geschehen. Wir können sie nicht >machen< …, wir können nur in ihr sein. Von Dhrana zu Dhyana und schließlich zu Samadhi ist es ein einziges Fließen …”

Swami Satchidananda (Seite 175): “Meditation gipfelt in Samadhi. Es ist nicht so, dass du Samadhi praktizierst. Niemand kann Samadhi praktizieren.”

Manche Yogis berichten davon, dass wir Dhyana auch im Alltag erleben können, zum Beispiel, wenn wir völlig konzentriert sind auf unser Handeln. Wenn das Handeln einfach geschieht, ohne zu denken. Manche bezeichnen dies dann als Flow-Erfahrung, aber dieser Begriff wird auch mehrdeutig verwendet.

Woran erkennen wir, dass es Dhyana ist und nicht (nur) Dharana?

Anders gefragt: Ob wir von der Konzentration in die Meditation (nach Patanjali) geglitten sind? Swami Satchidannanda verweist auf das hinduistische Gleichnis von der Mediation als das Gießen von Öl aus einem Topf in einen anderen. Die immer wieder abschweifende Konzentration wäre in diesem Gleichnis das Tropfen des Öles von einem Gefäß in das andere. Jeder Tropfen Öl ist dann eine kurze Konzentration. Dhyana, Meditation, würde beginnen, wenn aus dem Tropfen ein Gießen wird, ein kontinuierlicher Prozess ohne Unterbrechungen.

Dhyana erkenne man zum Beispiel daran, so Satchidananda auf Seite 174 weiter, dass man sich beim Gong am Ende der Meditation sagt: Es kann niemals schon so viel Zeit vergangen sein! Und/oder wenn man den Körper in der Meditation völlig vergisst.

Govindan: “Wenn die Konzentration (dharana) mühelos erreicht wird, beginnt die Meditation (dharana)." Meditation ergäbe sich somit aus der Beherrschung der Konzentration.

Der "gleichmäßige Fluss" in dieser Sutra

Der "gleichmäßige Fluss" [neben. die “Koninuität der Wahrnehmung”, der “ununterbrochene Strom der Bewusstseinsinhalte”, der “gebündelte Fluss der Gedanken”, die “einzige Gerichtheit”, die “Fokussierung auf einen einzigen konzeptuellen Fluss” und weiteren Übersetzungsmöglichkeiten] bezieht sich in dieser Sutra auf die kontinuierliche, ununterbrochene Wahrnehmung des gewählten Objekts vom Yogi während der Meditation. Anders ausgedrückt:

Dhyana ist verlängerte Konzentration.

Sukadev: “Wenn die Konzentratrion ungebrochen wird, dann ist es dhyana. … vollständige Absorption … ganz in der Konzentration aufgeht.”

Swami Sivananda spricht von einem unaufhörlichen Fließen von Gottesbewusstsein.

Es bedeutet, dass der Geist nicht von anderen Gedanken oder Empfindungen abgelenkt wird und sich vollständig auf das gewählte Objekt konzentriert. Dieser gleichmäßige Fluss der Wahrnehmung ist entscheidend für die Vertiefung der meditativen Erfahrung und das Erreichen höherer Bewusstseinszustände.

Sukadev nochmal: “Dhyana ist, wenn die Konzentration anstrengungslos wird.”

Viele Yogis versichern, dass man es merkt, wenn Dhyana einsetzt. Es fühlt sich klar anders an, als die reine Konzentration. Tipp dazu von Sukadev: “Wenn du sehr konzentriert bist, dann lasse los. Lass dich fallen. Sei dankbar und vertrauensvoll. Dann kannst du in Dhyana fallen.”

Wim van den Dungen: “Nachdem man den Zustand der vollen Konzentration verwirklicht hat, wird das Objekt langsam ein Teil des Yogis und der Yogi findet sich selbst als Teil des Objekts. Dann beginnt die Kontemplation und entfaltet sich.”

„Durch Meditation hört das citta-vrtti auf, und was hervortritt, ist reines, ungehindertes, ursprüngliches Bewusstsein als unsere natürliche, unbedingte wahre Natur (swarupa).”

Rainbowbody

Worin besteht der Unterschied zwischen Ekagrata (Einpünktigkeit) und Dhyana?

Hier wieder Sukadev: “Ekagrata, Einpünktigkeit des Geistes, entspricht in der niederen Ausprägung dhyana, in der oberen Stufe samprajnata samadhi.”

Wenn es mir nicht vergönnt ist, in Dhyana zu gelangen

Tipp Nummero 1 lautet dann im Yoga: Pranayama. Und zwar ruhiges Pranayama. Je subtiler und langsamer und länger dein Atem wird, umso entspannter wirst du, umso eher gelangst du in Dhyana. Wenn … ja, wenn du die tiefe Entspannung im Pranyama nicht zum Abgleiten in schlafähnliche Zustände oder Tagträumereien nutzt, sondern wenn du trotzdem die Konzentration und ein waches Bewusstsein aufrechterhältst.

Dazu kann man auch immer mal wieder Phasen gehobener Bewusstheit und verstärkter Konzentration mit Phasen schwacher Bemühung abwechseln lassen.

Vertrauensvoll bleiben. Auf den Prozess vertrauen. Du kannst dir vor jeder Meditation sagen: “Vielleicht ist heute der Tag, an dem ich in Dhyana gelange.”

Oft hört man auch den Tipp, immer mal wieder die Meditationstechnik zu wechseln. So lange, bis man eine findet, in der die Konzentration leichter fällt. Bei vielen Yogis ist dies übrigens eine Mantra-Meditation. Wie ist es bei dir?

Was hat dir geholfen, tiefer zu meditieren?

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen, die bisherigen User-Antworten erscheinen unmittelbar hier.

Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓

Die bisherigen Stimmen:

Ohne Erwartung zu meditieren. 143 Stimmen
Einen ruhigeren Ort aufzusuchen. 129 Stimmen
Früher am Morgen zu meditieren. 90 Stimmen
Die Tiefe kam im Laufe der Jahre. 65 Stimmen
Eine spezielle Atemtechnik. 62 Stimmen
Ein generell stressfreieres Leben. 61 Stimmen
Ein flexiblerer Körper, um entspannter sitzen zu können. 54 Stimmen
Vorher weniger/gar nicht zu essen. 50 Stimmen
Ein generell gesünderes Leben. 42 Stimmen
Ein Meditationsretreat. 38 Stimmen
Ein Lehrer, der sich gut mit Meditation auskannte. 38 Stimmen
Raum zu verdunkeln. 34 Stimmen
Später am Abend zu meditieren. 30 Stimmen
Ein einstimmendes Morgenritual. 28 Stimmen
Ein spezielles Buch. 28 Stimmen
Mehr Willenskraft einzusetzen. 25 Stimmen
Ein Wechsel des Meditationsobjektes. 14 Stimmen

Bei welcher Meditationstechnik meditierst du am tiefsten?

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen (die Antwort wird im Hintergrund abgesendet).

Langfristig sollte man aber bei einer Technik bleiben.

Siehe auch: 

Beitrag: Tiefer meditieren

Tiefer meditieren

Meditation Wendeltreppe

Tiefer meditieren: Was die Meditation fördert

Tipps aus alten Yoga-Schriften und moderner Forschung

Wer einmal eine tiefere Meditationserfahrung gemacht hat, möchte diese stets wiederholen. Doch das funktioniert leider nicht immer wie gewünscht. Die alten Yogis haben sich ebenfalls sehr um die Tiefe ihrer Meditation bemüht. Um die Voraussetzungen für solch tiefe Erfahrungen zu verbessern, finden sich im folgenden Artikel Tipps und Empfehlungen zur Meditation aus den alten Schriften zusammengestellt (in Kombination mit modernen Erkenntnissen).

Hier weiterlesen: Tiefer meditieren

Die Geschichte vom Erkennen des Weisheitsgeistes

„Meditation und Verwirklichung fallen jenen leicht, die ein glückliches Karma und begabte Fähigkeiten zum Erkennen des Weisheitsgeistes haben, so dass jede Tradition direkt praktiziert werden kann, einschließlich der hohen Lehren der Großen Vollkommenheit. Aber da es selten ist, so begabt zu sein, muss der Geist zuerst ruhig und sauber gemacht werden. Wenn ein Teich mit einem Stock aufgewühlt wird, kann man in seinem trüben Wasser nichts sehen; lässt man ihn aber zur Ruhe kommen, wird er klar, so dass man die ursprüngliche Natur des Wassers sehen kann. In gleicher Weise üben wir, indem wir den Geist zur Ruhe bringen und klären, um den Zustand ruhiger Stille zu erreichen.“

Kyabje Thinley Norbu Rinpoche, „Weißes Segel“, zitiert von Rainbowbody, eigene Übersetzung

Aus der Praxis lernen

Vielleicht ist dein Weg zur tiefen Meditation ganz anders als bei anderen Menschen. Dann solltest du dich um eigene Erkenntnisse aus deiner Meditationspraxis bemühen, statt vorgegebenen Anweisungen zu folgen. Rainbowbody schreibt dazu: “Es gibt viele Bücher über Meditation und wie man sie ausführt. Es gibt viele Feinheiten, aber die beste Anleitung findet in der Praxis statt. Die Praxis ist selbstinstruierend.“

Frisch wie ein Kind bleiben

Ein anderer Ansatz könnte der von Kvabje Dudjom Rinpoche sein, den ich hier ebenfalls von Rainbowbody übersetze:

„… Welche Gedanken auch immer auftauchen, lass sie auftauchen. Verfolge sie nicht, behindere sie nicht. Sie mögen fragen: „Was sollte dann getan werden? Welche Manifestationen der phänomenalen Welt auch immer auftauchen mögen, bleiben Sie in einem Zustand natürlicher Frische, ohne nach ihnen zu greifen, wie ein kleines Kind, das in einen Tempel hineinschaut. Wenn Sie das tun, bleiben alle Phänomene in ihrem eigenen Tempo, ihr Aspekt wird nicht verändert, ihre Farbe ändert sich nicht, ihr Glanz verschwindet nicht. Obwohl die phänomenale Welt gegenwärtig ist, wenn man sie nicht durch Wollen und Anhaften verunreinigt, werden alle Erscheinungen und Gedanken als die nackte ursprüngliche Weisheit der strahlenden Leere erscheinen. Menschen mit engem Intellekt sind verwirrt von der großen Anzahl von Lehren, von denen es heißt, sie seien sehr tiefgründig und sehr umfangreich. Würden wir also mit dem Finger auf die wesentliche Bedeutung zeigen, die aus ihnen allen hervorgeht, würde man sagen: Wenn vergangene Gedanken aufgehört haben und zukünftige Gedanken noch nicht entstanden sind, gibt es in der Zwischenzeit nicht eine Wahrnehmung des Jetzt-Seins, eine jungfräuliche, unberührte, klare, wache und nackte Frische, die sich nicht einmal um ein Haar verändert hat? Ho! -Das ist Gewahrsein selbst....“

S.H. Kyabje Dudjom Rinpoche; Übertragung ins Deutsche: Peter Bödeker

Patrul Rinpoche: Selbstbefreiendes Verstehen

Und noch ein Ansatz zitiert von Rainbowbody: Alles einfach geschehen lassen!

„Einige große Meditierende sagen, dass die Natur des Geistes schwer zu erfassen ist. Sie ist überhaupt nicht schwierig. Der Fehler liegt darin, die Meditation nicht zu verstehen. Es gibt keine Notwendigkeit, Meditation zu suchen und es gibt keine Notwendigkeit, sie zu kaufen. Es gibt keine Notwendigkeit, sie zu machen und keine Notwendigkeit, sie anzustreben. Es ist nicht nötig, an der Meditation zu arbeiten. Es reicht aus, in dem Zustand zu verbleiben, das freie Entstehen dessen zuzulassen, was auch immer im Geist auftaucht. Der Geist war von Anfang an präsent, und so gibt es keine Notwendigkeit, zu verlieren oder zu finden, zu haben oder nicht zu haben. Der Verstand war von Anfang an präsent, ob er also denkt, wenn er denkt, oder nicht denkt, wenn er nicht denkt, dieser Verstand ist einfach er selbst. Für das, was auch immer im Geist auftaucht, reicht es aus, ohne Künstlichkeit, ruhig und unerschütterlich auf dem zu verweilen, was auch immer gerade geschieht. Glück und Leichtigkeit werden sich ohne Anstrengung einstellen.“

Patrul Rinpoche, Selbstbefreiendes Verstehen, ins Englische übersetzt von James Low in „Einfach Sein. Texts in the Dzogchen Tradition“, Vajra Press, London, 1994. S. 97-98. Übertragung ins Deutsche: Peter Bödeker

 

Wie verlängere man den Fluss der Wahrnehmung?

Wie gesagt: Du wirst merken, wenn du in Dhyana “fällst”. Sobald du dies dann in Gedanken bemerkst, einen Gedanken darüber hast, “fällst” du wahrscheinlich gleich wieder raus. Und dann braucht es wieder seine Zeit – mal kurz, mal lang -, um erneut in Dhyana zu gelangen.

Wie verhindert man das sofortige Rausfallen?

Ein Tipp lautet, sein Ego zu verringern, zielloser zu werden.

Ein anderer: Nimm dir schon vor der Meditation vor, beim Auftreten tieferer Meditationsstufen diese einfach geschehen zu lassen und möglichst an deiner Wahrnehmung und Geistestätigkeit nichts zu verändern.

Sich nicht innerlich damit brüsten, in Dhyana zu gelangen. Demütig bleiben.

Wie kann ich die Meditation weiter vertiefen?

Oben haben wir schon einige Tipps gesammelt. Im Rahmen der Kommentare zu dieser Sutra traten noch die folgenden Empfehlungen auf:

  • Im Alltag immer wieder ein Gefühl zu entwickeln, Teil eines Ganzen zu sein.
  • Uneigennütziges Handeln soll auch förderlich sein.
  • Erlaube dem Geist, sich auf unendlichen, grenzenlosen Raum und Zeit auszudehnen, so dass alles eingeschlossen ist und nichts ausgeschlossen ist. Hier, wo alle Möglichkeiten koexistieren, kann der Geist leichter ruhen.

Mögliche Objekte der Meditation

Die Yogatradition bietet eine Vielzahl von möglichen Objekten, auf die der Geist während der Dhyana-Praxis fokussiert werden kann. Siehe dazu auch die Ausführungen bei der vorigen Sutra 3.1. Beliebte Meditationsobjekte sind:

  • Mantras: Heilige Silben oder Verse, die wiederholt werden, um den Geist zu beruhigen und eine spirituelle Energie zu erzeugen.
  • Atem: Die Konzentration auf den eigenen Atem kann helfen, den Geist zu zentrieren und das Bewusstsein für den Körper und den gegenwärtigen Moment zu erhöhen.
  • Chakras: Energiezentren im Körper, die als Fokus für Meditation verwendet werden, um das Energiesystem auszugleichen und spirituelle Entwicklung zu fördern.
  • Visualisierungen: Die Vorstellung bestimmter Bilder oder Szenen kann dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und bestimmte Qualitäten oder Einsichten zu kultivieren.

Siehe dazu auch:

Beitrag: Mögliche Meditationsobjekte

Mögliche Meditationsobjekte

ImageIn aller Regel wird über den Atem oder ein Mantra meditiert. Aber es gibt eine Unzahl von potentiellen Meditationsobjekten. Viele davon wollen zu einer Geisteshaltung führen, die wir zu erreichen wünschen (Frieden, liebevolle Dinge etc). Zum Beispiel die 21 Objekte der sogenannten Lamrim-Meditation:

Hier weiterlesen: Mögliche Meditationsobjekte

Der Kommentar von Vyasa aus dem Yoga-Darsana zu dieser Sutra

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

In seinem Kommentar zu Sutra 3, 2 erklärt Vyasa, dass Dhyana die fortlaufende Wahrnehmung eines bestimmten Objekts ist, ohne dass der Geist von anderen Gedanken oder Empfindungen abgelenkt wird. Diese ununterbrochene Aufmerksamkeit ermöglicht es dem Yogi, eine tiefe Verbindung zu dem gewählten Objekt herzustellen und so ein tieferes Verständnis von dessen wahrer Natur zu erlangen.

Wortwörtlich übersetzt und schreibt er (Quelle: Roots of Yoga): "Meditation (dhyâna) ist die Kontinuität der Wahrnehmung von diesem [Objekt der Fixierung]." Alternative Übersetzung: "Meditation ist die Kontinuität einer Wahrnehmung, deren Unterstützung das ist, was Gegenstand der Meditation an diesem Ort [der Fixierung] ist, ein gleichmäßiger Fluss, der von keiner anderen Wahrnehmung berührt wird.“

Übungsvorschlag zu Sutra III-2: Sutra 3.2 im Alltag üben

Die Weisheit von Sutra 3, 2 kann im täglichen Leben angewendet werden, indem man sich bewusst Zeit für die Praxis der Meditation nimmt und die Fähigkeit zur Konzentration und Wahrnehmung entwickelt.

Einige Tipps, um diese Sutra im Alltag zu üben, sind:

  • An erster Stelle die regelmäßige Meditation: Versuche, jeden Tag eine bestimmte Zeit für die Meditation einzuplanen, um die Fähigkeit zur Konzentration und Wahrnehmung zu kultivieren.
    Wähle ein geeignetes Objekt: Finde ein Objekt oder Thema, das dir persönlich bedeutungsvoll erscheint und auf das du dich während der Meditation konzentrieren kannst.
    Schaffe eine meditative Umgebung: Gestalte einen ruhigen, angenehmen Raum für deine Meditation und minimiere Ablenkungen, um die Konzentration zu erleichtern.
    Sei geduldig und beharrlich: Die Praxis der Dhyana kann herausfordernd sein, vor allem am Anfang. Sei geduldig mit dir selbst und bleibe beharrlich, um Fortschritte auf deinem Weg zu erzielen.
  • Bei Alltagstätigkeiten: Konzentriere dich sanft auf deine Tätigkeit, lenke dich nicht parallel ab und schalte Störquellen möglichst ab.
  • Beim Essen: Lasse dich ganz auf dein Geschmacks- und Geruchsempfinden ein. Bleibe dabei. Verschmelze mit der Wahrnehmung.
  • Beim Betrachten eines Objektes: Schaue das Objekt intensiv an. Versuche, es gleichzeitig zu spüren, zu riechen. Bleibe ganz bei der Wahrnehmung des Objektes. Dies kannst du auch immer wieder kurz üben.
  • Beim Sport, vor allem bei Übungen, die gleichmäßig wiederholt werden. Beispiele: Konzentriere dich beim Joggen ganz auf den Ablauf der Schritte. Oder auf das Aufkommen des Fusses. Oder begib dich nach Liegestützen sofort anschließend in eine Meditationshaltung (Tipp eines Zen-Mönches).

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen (die Antwort wird im Hintergrund abgesendet).

Dhyana im Buddhismus

Im Buddhismus hat Dhyana eine ähnliche Bedeutung wie im Yoga und bezieht sich auf den Zustand der Meditation, in dem der Geist ruhig und konzentriert ist. Im buddhistischen Kontext wird Dhyana oft als "Jhana" oder "Samatha" bezeichnet und ist eng mit der Praxis der Achtsamkeit (Vipassana) verbunden. Die buddhistische Meditationspraxis zielt also ebenfalls darauf ab, die Fähigkeit zur Konzentration und Wahrnehmung zu entwickeln, um dann das Leiden zu überwinden und Erleuchtung zu erlangen.

Wim van den Dungen schreibt ergänzend: “In der buddhistischen Praxis wird die Konzentration meist als „dhyâna“ oder auch „samâdhi“ bezeichnet, und die Konzentration als „dhâranâ“ ist quasi unbekannt.“ Aber auch im Buddhismus gelte: “... volle Konzentration („dhâranâ“) ist Kontemplation („dhyâna“) und volle Kontemplation ist Vereinigung („samâdhi“).” Und “nur perfekte Konzentration” führe in das erste Jhana. Wim van den Dungen vergleicht Dhyana mit dem Erreichen der ersten Jhana. Siehe dazu:

Beitrag: Anleitung Jhanas

Anleitung Jhanas

meditation vertiefungen 9 564

Anleitung zu den acht Jhanas im Buddhismus

Jhanas sind Vertiefungsstufen der Meditation. Es handelt sich um acht Bewusstseinszustände, die durch meditative Sammlung hervorgerufen werden. Jede Stufe führt zu einer tieferen Sammlung und kann jeweils als Vorbereitung zur Einsichtsmeditation genutzt werden. Für den Übergang von einer Jhana zur anderen wird jeweils das Meditationsobjekt eine Stufe subtiler gewählt. Die folgende Anleitung zu den Jhanas listet auf, worauf sich in jeder Stufe zu konzentrieren ist.

Hier weiterlesen: Anleitung Jhanas

Wim van den Dungen zeigt sich dankbar, für Patanjalis klare Unterscheidung von Dharana, Dhyana und Samadhi, weil er darin ein vertieftes Verständnis des Vorgang der Kontemplation sieht. Dies ermögliche es zudem, Fehler in der Praxis leichter zu erkennen.

Dhyana in anderen Philosophien

  • Daoismus
    Im daoistischen Denken geht es darum, im Einklang mit dem Dao, der natürlichen Ordnung des Universums, zu leben. Meditation spielt auch hier eine wichtige Rolle, um diesen Zustand der Harmonie zu erreichen. Die daoistische Meditation konzentriert sich auf die Kultivierung von Qi, der Lebensenergie, die durch den Körper fließt.
    Eine bekannte Form der daoistischen Meditation ist das Qigong, eine Kombination aus Atemübungen, Bewegungen und Visualisierungen, die darauf abzielen, das Qi im Körper zu harmonisieren und den Energiefluss zu verbessern. Die Praxis der Inneren Alchemie, ein anderer Zweig der daoistischen Meditation, befasst sich mit der Transformation der körperlichen und geistigen Energien, um ein höheres Bewusstsein und spirituelle Erleuchtung zu erreichen.
  • Stoizismus
    Die stoische Philosophie, die ihren Ursprung im antiken Griechenland hat, betont die Bedeutung von Selbstbeherrschung und Selbstreflexion, um ein gelassenes und glückliches Leben zu führen. Auch wenn der Begriff Meditation im klassischen Stoizismus nicht explizit verwendet wird, gibt es doch Praktiken, die darauf abzielen, den Geist zu schulen und die eigenen Gedanken und Emotionen besser zu verstehen und zu steuern. Eine dieser Praktiken ist die Selbstbeobachtung, bei der man sich regelmäßig Zeit nimmt, um über das eigene Verhalten und die eigenen Wertvorstellungen nachzudenken.
    Ein weiteres zentrales Element des Stoizismus ist die Vorstellung, dass wir nur Kontrolle über unsere eigenen Gedanken und Handlungen haben, nicht aber über äußere Umstände. Durch regelmäßige Reflexion und Übung sollen stoische Philosophen lernen, sich auf das zu konzentrieren, was in ihrer Macht steht, und sich von äußeren Ereignissen, die sie nicht kontrollieren können, unbeeindruckt zu zeigen.
  • Sufismus
    Der Sufismus ist eine mystische Strömung innerhalb des Islam, die sich auf die Suche nach der direkten Erfahrung von Gott und der spirituellen Wahrheit konzentriert. Die Meditation im Sufismus, oft als Muraqaba oder Dhikr bezeichnet, ist ein zentrales Instrument, um diesen Zustand der göttlichen Vereinigung zu erreichen.
    Muraqaba ist eine Art kontemplativer Meditation, bei der man sich auf die göttliche Gegenwart konzentriert und versucht, die eigene Wahrnehmung und das Bewusstsein für die göttliche Realität zu vertiefen. Dhikr hingegen ist eine repetitive Rezitation von Gottes Namen oder heiligen Phrasen, die dazu dienen soll, das Herz zu reinigen und die Nähe zu Gott zu fördern.
  • Christliche Mystik
    In der christlichen Mystik geht es ebenfalls um die direkte Erfahrung von Gott und die Vertiefung der spirituellen Verbindung. Die christliche Meditation, oft als Kontemplation bezeichnet, ist eine Praxis, bei der man sich auf ein heiliges Wort, einen Text oder ein Bild konzentriert, um so eine innere Sammlung und Versenkung zu erreichen.
    Ein bekanntes Beispiel für christliche Meditation ist das Jesusgebet, bei dem der Name Jesus oder eine kurze Anrufung wie "Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner" wiederholt wird. Ziel dieser Praxis ist es, das Bewusstsein für die göttliche Gegenwart zu erhöhen und eine tiefe Hingabe und Liebe zu Gott zu kultivieren.
  • Philosophische Meditation
    In der westlichen Philosophie gibt es auch eine Tradition der philosophischen Meditation, die sich auf die Reflexion über grundlegende Fragen des Lebens, des Selbst und der Wirklichkeit konzentriert. Diese Form der Meditation ist weniger auf spirituelle oder religiöse Ziele ausgerichtet, sondern dient dazu, das kritische Denken und das Verständnis für die eigene Existenz und die Welt zu schärfen.
    Beispiele für philosophische Meditationen sind Gedankenexperimente oder das Nachdenken über ethische und metaphysische Fragen. Die Praxis der philosophischen Meditation soll dazu beitragen, die eigene Denkweise zu hinterfragen, die Perspektive zu erweitern und ein tieferes Verständnis für das menschliche Dasein und die Welt zu erlangen.

Siehe auch folgende Sutras

Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist

wellenringe

Yogash citta–vritti–nirodhah 
योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः

Wenn ich festlegen müsste, welche Sutra die Bedeutsamste ist, dann würde ich diese wählen. Hier wird der Yogaweg in einem Satz zusammengefasst. Alle weiteren Sutras erläutern den Weg.

Auslegung und Deutung dieser Sutra erfolgt unterschiedlich. Lies hier, welche Prioritäten du gemäß der Sutras-Deuter bei deiner täglichen Praxis setzen solltest.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist


Schlusswort

Zusammenfassend können wir festhalten, dass Meditation in verschiedenen philosophischen Lehren und spirituellen Traditionen unterschiedliche Bedeutungen und Ziele hat. Trotz der Unterschiede in den Techniken und der Ausrichtung teilen die verschiedenen Formen der Meditation jedoch oft das gemeinsame Ziel, das Bewusstsein zu erweitern, das Verständnis für sich selbst und die Welt zu vertiefen und innere Ruhe und Gelassenheit zu finden.

In unserer heutigen, schnelllebigen Zeit kann die Praxis der Meditation einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung unserer Lebensqualität leisten, indem sie uns hilft, einen Ausgleich zum stressigen Alltag zu finden und unsere Achtsamkeit und Konzentration zu fördern. Unabhängig von der philosophischen oder spirituellen Tradition, der wir uns zugehörig fühlen, bietet Meditation eine Möglichkeit, innezuhalten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und ein tieferes Verständnis für uns selbst und die Welt um uns herum zu entwickeln.

Wenn du daran interessiert bist, Meditation in dein Leben zu integrieren, gibt es viele Möglichkeiten, dies zu tun. Du kannst zunächst herausfinden, welche der oben genannten Traditionen oder Praktiken am besten zu deinen persönlichen Überzeugungen und Bedürfnissen passen. Anschließend kannst du dich weiter in die entsprechenden Techniken einarbeiten und diese regelmäßig üben, um von ihren positiven Wirkungen zu profitieren.

Es ist wichtig zu betonen, dass Meditation keine Leistung ist, die man erreichen muss, sondern eine Praxis, die man kontinuierlich entwickelt und vertieft. Es kann hilfreich sein, sich anfangs Anleitung von erfahrenen Lehrern oder durch Literatur und Online-Ressourcen zu holen. Doch letztendlich geht es darum, deinen eigenen Weg zu finden und die Meditation zu einer Gewohnheit zu machen, die dir hilft, ein erfüllteres und bewussteres Leben zu führen.

Egal, welche Form der Meditation du wählst oder welcher philosophischen Lehre du folgst, denke daran, dass der Weg der Meditation ein Weg der Geduld, der Hingabe und der kontinuierlichen Selbsterforschung ist. Gib dir die Zeit, die du benötigst, um die Praxis zu vertiefen, und sei offen für die Erkenntnisse und Erfahrungen, die sich auf diesem Weg ergeben. Schließlich kann die Meditation nicht nur zu einem tieferen Verständnis der Welt und deiner selbst führen, sondern auch dazu beitragen, dass du ein gelasseneres, achtsameres und zufriedeneres Leben führst.

Ergänzungen und Fragen von dir

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

Die Seite wird zum Absenden NICHT neu geladen (die Antwort wird im Hintergrund abgesendet).

trenner blanko

Videos zu Sutra III-2

Sukadev zur Sutra III-2

Länge: 5 Minuten

Youtube-Video

Mit Klick auf dem Button wird eine Verbindung zu Youtube hergestellt und die bei Youtube üblichen Daten erhoben und Cookies gesetzt.

Video von Asha Nayaswami zur Sutra

Asha Nayaswami zu Sutra III-1 bis III-3

Länge: 70 Minuten

Youtube-Video

Mit Klick auf dem Button wird eine Verbindung zu Youtube hergestellt und die bei Youtube üblichen Daten erhoben und Cookies gesetzt.

 

trenner blanko

Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra



-Anzeige-
Patanjalis Yogasutra: Der Königsweg zu einem weisen Leben*
Von Ralph Skuban. Sehr hochwertig, viele kluge Gedanken. | Bei Amazon 🔎



-Anzeige-
Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute*
Von Sukade Bretz. Fundierte Kommentierung mit vielen Praxis- und Alltagsauslegungen. | Bei Amazon 🔎



-Anzeige-
Yogasutra für Einsteiger: Entdecke die Seele des Yogas*
Von Mira Blumenberg. Momentan sehr beliebt auf Amazon, leicht geschrieben. | Bei Amazon 🔎

Alte Schriften auf Yoga-Welten.de

alte yoga schriften 250

➔ Zu allen alten Schriften auf Yoga-Welten.de

Weitere oft aufgerufene alte Schriften

Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

Schlagworte zum Artikel

gratis downloads schmal mh 564

Hier findest Du KOSTENLOS Übungsanleitungen, praktische Hilfen und hochwertige Inhalte zum Gratis-Download.

--> ... zu allen Downloads

Anbieterlinks / Sternchen

* Was das Sternchen neben einigen Verlinkungen bedeutet:

Die Inhalte auf dieser Website sind kostenlos im Internet verfügbar und das soll auch so bleiben. Unsere redaktionelle Arbeit finanzieren wir über Werbung. Links, die mit einem * gekennzeichnet sind, können bei Kauf/Abschluss auf der jeweiligen Website hinter dem Link zu einer Provision an uns führen, weil wir für den Link ein sogenanntes Affiliate-Programm nutzen. Dies beeinflusst aber die Redaktionsarbeit nicht, der Hinweis wäre stets auch ohne den Affiliate-Link erfolgt. Für den Kauf/Abschluss über den Link sind wir natürlich dankbar.