tad evaarthamaatranirbhaasam svarupa-shunyamiva samâdhih
तदेवार्थमात्रनिर्भासं स्वरूपशून्यमिव समाधिः
Wir erreichen die höchste Stufe des Yogaweges: Samadhi. Nähern uns der Erleuchtung, Befreiung, Moksha, Kaivalya ... oder haben diese gar schon erreicht. Ein Zustand, der sich nicht in Worte fassen lässt. Dennoch hat der Artikel natürlich viele davon. Sie drücken folgendes aus:
Sutra III-3 erläutert das letzte Glied des achtfachen Yogapfades: Samadhi ► Was meint Bewusstsein? ► Wie komme ich von Meditation zu Samadhi? ► Wie kann ich mir Samadhi vorstellen? ► Was fördert den Prozess, wie übe ich im Alltag? ► Übersetzungsalternativen ► ...
Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits
Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:
- Tad = so; dort; daher; nun; das;
- Eva = genauso; tatsächlich; ähnlich wie;
- Tadeva, tadev (tat + eva) = das gleiche; genau dann;
- Artha = das Objekt; Sinn, Bedeutung, Thema; Ziel; Zweck; Grund;
- Matra, mâtra = nur; alleine;
- Arthamatra wird manchmal als “Sinn und Zweck im Leben” übersetzt. Als persönlicher (jiva) Kodex oder persönliches Dharma.
- Nirbhasam, nirbhâsam, nirbhāsaṁ = (selbst) leuchtend; strahlend; hervorleuchten;
- Svarupa, svarûpa = eigene Natur; wahre Form; Persönlichkeit; das „Chitta“;
- Sunya, shûnyam, sūnya = leer; Leerheit; objektlos; unendlich offen;
- Iva = als ob; so wie;
- Samadhi, samâdhih, samādhi = überbewusster Zustand; tiefste Meditation; Sammelbegriff für verschiedene Samadhi-Stufen;
Zu den Quellen
Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:
Bücher
- Mircea Eliade: Yoga – Unsterblichkeit und Freiheit
- Iyengar: Der Urquell des Yoga
- Deshpande/Bäumer: Die Wurzeln des Yoga
- Geraldine Coster: Yoga und Tiefenpsychologie
- R. Sriram: Von der Erkenntnis zur Befreiung – Das YogaSutra
- Govindan: Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali
- Mallinson/Singleton: Roots of Yoga
- R. Palm: Der Yogaleitfaden des Patañjali
- T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation | Das Yoga Sutra von Patanajali
- Feuerstein, Georg: Die Yoga Tradition (Amazon)
- Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra (Amazon)
- Sri Swami Satchidananda: The Yoga Sutras of Patanjali (Amazon)
- Trevor Leggett: The complete Commentary by Sankara on the Yoga-Sutras* (Amazon)
Internetseiten
- Internet-Übersetzung des Yogasutras auf Yoga-Vidya.de
- Zu den Sutras auf ashtangayoga.info
- Zu den Sutras auf 12koerebe.de
- Zu den Sutras auf vedanta-yoga.de
- Openland.de (mittlerweile offline)
- Zu www.bodhi.sofiatopia.org (buddhistische Kommentare zum Yogasutra nur noch als Buch)
- sanskrit-sanscrito.com (Sutras anscheinend entfernt)
- Zur Übersetzung von Chip Hartranft (PDF)
- Die Übersetzung von Hariharananda Aranya, I. K. Taimni, Vasa Houston, Barbara Miller, Swami Satchidananda, Swami Prabhavananda, Swami Vivekananda finden sich auf dieser Seite.
- Übersetzung von James Haughton Woods
- Rainbowbody.com (ausführliche und eigene Kommentierung)
- Wisdom Library
Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.
Dein Übersetzungsvorschlag
Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.
Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?
Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)
Wo wir stehen
Das Yogasutra von Patanjali ist ein grundlegender Text des klassischen Yoga und besteht aus vier Kapiteln. Das dritte Kapitel, auch als Vibhuti Pada bekannt, konzentriert sich auf die erstaunlichen Kräfte, die durch die Praxis von Yoga erlangt werden können.
Hier wird das Konzept der Samyama eingeführt, einer fortgeschrittenen Technik, die aus drei aufeinander aufbauenden Stufen besteht: Dharana (Konzentration) in Sutra 3.1, Dhyana (Meditation) in Sutra 3.2 und Samadhi (kontemplative Versenkung) hier in Sutra III-3.
Sutra III-3 ist ein Kernstück dieses Kapitels und erklärt, wie man durch Meditation und Kontemplation Samadhi erreichen kann. Das Ziel der Reise im achstufigen Yogapfad. Doch was genau bedeutet das? Dem gehen wir hier nach.
Zitat von Rainbowbody:
“In seinem natürlichen Zustand geschieht Samadhi einfach (Sahaj Samadhi), weil es unser natürlicher Zustand ist. Ein Schlüssel ist also, offen für diese Möglichkeit zu sein und es geschehen zu lassen.“
Bewusstsein in Sutra III-3
Bewusstsein bezieht sich hier natürlich auf das menschliche Bewusstsein, das in der Lage ist, Gedanken, Empfindungen und Wahrnehmungen zu erfahren. Im Zustand des Samadhi wird das Bewusstsein nun von den üblichen Ablenkungen und Identifikationen befreit, sodass der Yogi nur noch (irgendwie) das reine Bewusstsein des Objektes in sich wahrnimmt.
Das Verschwinden des Objekts aus dem Bewusstsein
Im Zustand des Samadhi ist der Meditierende dann so tief in die Meditation eingetaucht, dass er oder sie das Bewusstsein für das eigene Selbst verliert und nur das Objekt der Meditation wahrnimmt.
Der Geist ist vollständig auf das Objekt konzentriert und verschmilzt mit ihm, sodass es keinen Unterschied mehr zwischen dem Objekt und dem Bewusstsein gibt. Sukadev schreibt dazu: “... wenn der Yogi nicht mehr durch den Geist wahrnimmt, sondern mit dem Bewusstsein in die Essenz der Sache hineingeht, dann kann er sie direkt wahrnehmen, ohne subjektive Färbung”.
Deshpande/Bäumer, Seite 133, formulieren es so: “Wenn man nun in der Meditation feststeht, in einer reinen Erfahrung ohne den, der erfährt, und ohne irgendein besonderes Kennzeichen oder Attribut, wird die äußere Welt sozusagen in die Luft gesprengt und es bleibt die leuchtende Objektivität in ihrer existenziellen Wahrheit. Dies ist Samadhi.”
T.K.V. Desikachar, Seite 98: “In diesem Zustand ist uns nicht bewusst, dass das Meditationsobjekt und wir selbst voneinander verschieden sind.”
Coster ergänzt (Seite 111): “Zum Verständnis vieler dieser Sutras ist es wichtig, sich stets vor Augen zu halten, dass nach östlicher Auffassung der Gedanke (das Bewusstsein) eine subtile Energie ist, die Formen aufzubauen vermag.” Sprich: Gedanken reale Auswirkungen haben.
Was bleibt, wenn auch das Objekt der Meditation aus dem Bewusstsein verschwindet?
Wenn das Objekt der Meditation aus dem Bewusstsein verschwindet (Sukadev: “Man verschmilzt mit der Essenz der Bedeutung” des Meditationsobjektes), bleibt ein Zustand höchster Klarheit und Reinheit. In diesem Zustand ist das Bewusstsein frei von jeglicher Ablenkung und Identifikation und kann sich ganz auf das Wesentliche konzentrieren. Es entsteht ein Zustand der Einheit und Harmonie, in dem das Bewusstsein seine wahre Natur erkennt. Anders ausgedrückt: Samadhi.
Govindan (S. 108): “Es gibt [dann] keine Wahrnehmung mehr, von irgendwas getrennt zu sein.”
Ziel des Yoga: Samadhi
Samadhi ist ein zentraler Begriff im Yoga und bezeichnet einen Zustand höchster geistiger Klarheit und innerer Ruhe. In Samadhi ist das Bewusstsein vollständig auf das Objekt der Meditation fokussiert, sodass alle Ablenkungen und Gedanken verschwinden. Samadhi ist das Ziel der Yogapraxis und gilt als der Höhepunkt der spirituellen Entwicklung.
“Samadhi ist Vollkommenheit in Vollkommenheit.”
Zitiert von Rainbowbody
Samadhi ist die letzte Stufe im achtfachen Yogapfad
Die acht Glieder des Yoga-Weges sind:
- Yama (Umgangsregeln, siehe Sutra II-30),
- Niyama (Enthaltungen, siehe Sutra II-32),
- Asana (Stellung, siehe Sutra II-46),
- Pranayama (Atemregulierung, siehe Sutra II-49),
- Pratyahara (Sinnesrückzug, siehe Sutra II-54),
- Dharana (Konzentration, siehe Sutra III-1),
- Dhyana (Meditation, siehe Sutra III-2) und
- Samadhi (Erleuchtung, hier Sutra III-3)
Um Samadhi zu erlangen, so die überwiegende Meinung, sind zunächst alle vorherigen 7 Glieder zu meistern.
Samadhi wird dann auch noch in mehrere Stufen unterteilt, siehe unseren Artikel zu Samadhi:
Samadhi ist das letzte Glied im achtfachen Yogapfad und soll mit fantastischen Erlebnissen einhergehen. Doch was passiert beim Samadhi genau, wie kann ich mir diesen Zustand vorstellen? In den Yogasutras und anderen Schriften wird Samadhi zur Verdeutlichung recht dezidiert in mehrere Stufen unterteilt. Dieser Artikel beschreibt bekannte Unterteilungen und nennt mögliche Meditationsobjekte für die jeweiligen Samadhi-Stufen. Eine Auswahl an Videos zum Thema Samadhi will das Verständnis vertiefen.Beitrag: Samadhi
Samadhi im Yoga verstehen – Einführung, Stufen & Meditationstipps
Sukadev schreibt, dass Pantanjali in Sutra III-3 “Samprajnata Samadhi” meint. Dies ist nicht die höchste Stufe des Samadhi. Danach kommt noch Asamprajnata Samadhi, auch Nirodha genannt. Ein Zustand vollkommener Gedankenstille, das Ziel des Yoga. Die normalerweise vorherrschende Subjekt-Objekt-Trennung ist aufgelöst.
Siehe Sutra 1.2 und 1.3:
Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist
Yogash citta–vritti–nirodhah
योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः
Wenn ich festlegen müsste, welche Sutra die Bedeutsamste ist, dann würde ich diese wählen. Hier wird der Yogaweg in einem Satz zusammengefasst. Alle weiteren Sutras erläutern den Weg.
Auslegung und Deutung dieser Sutra erfolgt unterschiedlich. Lies hier, welche Prioritäten du gemäß der Sutras-Deuter bei deiner täglichen Praxis setzen solltest.
Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist
Yoga Sutra I-3: Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur
Tadâ drashtuh swarûpe ‘vasthânam
तदा द्रष्टुः स्वरूपेऽवस्थानम्
Hier wird das erste große Versprechen des Yoga verkündet. Die Tragweite dieser Zusicherung wird in den Kommentaren zur Sutra erläutert:
Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-3: Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur
Sukadev: “Was in samprajnata samadhi passiert, ist, dass das Bewusstsein von Subjekt und Objekt verschwindet, nur die reine Bedeutung bleibt. Wort, Bild und Gefühl verschwinden.“ Ein Zustand, den man sich gedanklich nicht wirklich vorstellen könne.
Der Vorgang des Entstehens von Samadhi
Sukadev: “Es reicht nicht aus, dem Geist zu befehlen: „Jetzt höre auf zu denken!“ Das klappt nicht.“ Samadhi entsteht vielmehr durch konsequente und disziplinierte Yogapraxis. Durch Meditation und Kontemplation schafft man es, das Bewusstsein immer stärker auf das Objekt der Meditation zu fokussieren und dabei alle anderen Gedanken und Ablenkungen loszulassen.
Mit der Zeit verschmelzen das Bewusstsein und das Objekt der Meditation miteinander, sodass ein Zustand höchster Klarheit und innerer Ruhe entsteht.
Wie schon in Sutra 3.2 geschrieben: Die meisten Yogis, die ich gelesen und gehört habe, gehen davon aus, dass Dharana (Konzentration) die letzte Stufe im achtfachten Pfad (nach Dhyana kommt nur noch Samadhi) ist, die wir willentlich beeinflussen können. Ob aus Dharana, der Konzentration auf ein Objekt, dann Dhyana entsteht, obliegt nicht mehr unserer willentlichen Steuerung und kann nicht vorhergesagt werden. Swami Satchidananda (Seite 175): “Meditation gipfelt in Samadhi. Es ist nicht so, dass du Samadhi praktizierst. Niemand kann Samadhi praktizieren.”
Iyengar beschreibt Samadhi so (Seite 220): “Sein Bewusstsein scheint zum Stillstand gekommen, … kein Ichgefühl mehr … im Sein aufgehen. In Samadhi verliert sich alles Ortsempfinden … man erfährt Raum und Zeit nicht mehr.”
Hast du schon Erfahrung mit Samadhi?
Hier die bisherigen Antworten anschauen ⇓
Die bisherigen Stimmen:
Ich erfahre Samadhi regelmäßig | 28 Stimmen |
Nein, noch nie | 27 Stimmen |
Ich habe eine oder mehrere kurze Samadhi-Erfahrung(en) gehabt | 20 Stimmen |
Ja, ich bin schon tief in Samadhi eingetaucht | 7 Stimmen |
Ich habe mich Samadhi angenähert | 2 Stimmen |
Wann erfahre ich Samadhi? Intensität und Sehnsucht als Schlüssel
Patanjali schreib in Sutra I-21:
Diejenigen, deren Wunsch/Wille/Praxis/Sehnsucht intensiv ist, erlangen es [Samadhi, Befreiung] schnell
Swami Sivananda sah in Samadhi (Quelle: Sukadev) ein Geschehen von Angebot und Nachfrage. Wenn die Nachfrage hoch sei, dann käme das Samadhi-Angebot hervor. Darum empfahl er, tiefe Sehnsucht nach Samadhi zu entwickeln.
Auch in der Bhagavad Gita lesen wir: “Wenn man intensiv nach dem Höchsten strebt, kommt die Erfahrung schnell.
Sivananda schreibt zudem, dass der Yogi erst ausreichend dienen müsse, sich (innerlich und äußerlich) reinigen muss, dann erst käme irgwendwann Samadhi.
“Ein Selbstverwirklichter ist schwer zu übersehen. Wenn man ihn anbrüllt, macht ihm das nichts aus. Wenn er sich den Fuß bricht, auch nicht. Wenn er einen Tag nichts zu essen hat, auch nicht.”
Sukadev, Yoga-Vidya
Die Bedeutung von Svarupa in Sutra III-3
Das Konzept des "Svarupa" spielt im Kontext dieser Sutra eine wichtige Rolle. Svarupa bedeutet wörtlich übersetzt "eigene Form" oder "wahre Natur" und bezieht sich in den Übersetzungen entweder
- auf das wahre Selbst des Meditierenden, das jenseits von äußerlichen Erscheinungen, Gedanken und Emotionen existiert.
oder
- auf die Form des Meditationsobjektes.
Auch hier ist wieder einmal zu erkennen, wie unterschiedlich die Wortzusammenhänge gesehen werden. Für die Interpretation der Sutra spielt diese Entscheidung m. E. aber keine große Rolle.
Einschub: Svarupa als unsere wahre Natur
Svarupa – unser wahres Selbst
Durch die Praxis der Meditation und Achtsamkeit sollen wir lernen, unsere Aufmerksamkeit von äußeren Objekten und Gedanken abzulenken und uns stattdessen auf unser innerstes Wesen, unser Svarupa, zu konzentrieren. In gewissem Sinne wird dieser Zustand der Selbst-Erkenntnis als Samadhi bezeichnet und ist das Ziel der yogischen Praxis.
Stelle dir vor, du bist auf der Suche nach deinem wahren Selbst, jenseits von Rollen, Erwartungen und gesellschaftlichen Normen. Jenseits von deinen Gefühlen, Gedanken und Sinneseindrücken. Vielleicht definierst du dich üblicherweise über deinen Beruf, deine Beziehungen oder deine Hobbys. Doch bist du diese Elemente? Setzt du dich aus diesen Dingen zusammen. Und wenn sich diese Elemente ändern, änderst du dich dann selbst?
Durch die Praxis der Meditation und Achtsamkeit, wie sie in Sutra 3.1 bis III-3 beschrieben wird, beginnst du, deine Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und dich von äußeren Ablenkungen zu lösen. Anfangs wird es schwierig sein, diesen inneren Raum zu betreten, da dein Geist immer wieder abschweift und sich auf Gedanken, Gefühle oder Erinnerungen konzentriert. Doch mit der Zeit und Übung gelingt es dir immer besser, diese Ablenkungen loszulassen. Und dann kann (laut Patanjali) dein wahres Selbst, hervortreten …
Diese Erkenntnis kann zu einer tiefgreifenden inneren Transformation führen, die unser Leben und unsere Wahrnehmung der Welt verändert.
Durch die Erfahrung unseres Svarupa erkennen wir, dass wir nicht nur von äußeren Faktoren oder Umständen abhängig sind, sondern dass in uns eine unveränderliche Essenz existiert, die jenseits von Veränderungen und Schwankungen steht. Diese Erkenntnis kann uns dann wiederrum helfen, uns von Ängsten, Sorgen und Selbstzweifeln zu befreien und stattdessen ein Gefühl der inneren Stabilität und Sicherheit zu entwickeln.
Die Bedeutung von Svarupa in der heutigen Gesellschaft
In der heutigen schnelllebigen und leistungsorientierten Gesellschaft verlieren viele Menschen den Kontakt zu ihrem wahren Selbst und definieren sich stattdessen über äußere Erfolge, Besitztümer oder soziale Anerkennung. Diese Orientierung an äußeren Maßstäben kann jedoch dazu führen, dass wir uns innerlich unerfüllt und getrieben fühlen, da wir ständig versuchen, den Erwartungen anderer oder der Gesellschaft gerecht zu werden.
Die Beschäftigung mit Svarupa und die Praxis von Sutra III-3 können uns dabei helfen, uns wieder auf unser wahres Selbst zu besinnen und uns von diesen äußeren Zwängen zu lösen. Indem wir unser Svarupa erkennen und erfahren, können wir ein tieferes Gefühl der Zufriedenheit und Erfüllung entwickeln, das nicht von äußeren Faktoren abhängig ist. Dies kann uns ermöglichen, ein authentischeres und selbstbestimmtes Leben zu führen, das unseren innersten Werten und Bedürfnissen entspricht.
Durch die Praxis von Sutra III-3 und die Beschäftigung mit Svarupa können wir auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen verbessern und empathischer und verständnisvoller mit unseren Mitmenschen umgehen. Indem wir unser wahres Selbst erkennen, können wir auch die wahre Natur anderer Menschen besser wahrnehmen und respektieren. Dies kann zu tieferen und erfüllenderen Beziehungen führen, die auf gegenseitiger Wertschätzung und Verständnis basieren.
Darüber hinaus kann die Erkenntnis unseres Svarupa auch dazu beitragen, dass wir uns stärker für soziale und ökologische Themen engagieren. Wenn wir unser wahres Selbst als Teil eines größeren Ganzen erkennen, fühlen wir uns möglicherweise stärker mit unserer Umwelt und den Menschen um uns herum verbunden und sind motiviert, uns für eine gerechtere und nachhaltigere Welt einzusetzen.
Svarupa im Alltag: Achtsamkeit und Selbstreflexion
Um unser Svarupa im Alltag zu erkennen und zu erfahren, können wir verschiedene Techniken der Achtsamkeit und Selbstreflexion anwenden. Eine Möglichkeit besteht darin, regelmäßig Meditation oder Yoga zu praktizieren, um uns auf unser innerstes Wesen zu konzentrieren und uns von äußeren Ablenkungen zu lösen. Darüber hinaus können wir auch im Alltag Achtsamkeitsübungen einbauen, indem wir uns zum Beispiel bewusst Zeit nehmen, um in uns hineinzuhorchen und unsere Gedanken und Gefühle zu beobachten, ohne sie zu bewerten oder zu analysieren.
Ein weiterer Ansatz, um unser Svarupa im Alltag zu erfahren, besteht darin, uns regelmäßig mit Fragen der Selbstreflexion auseinanderzusetzen. Zum Beispiel können wir uns fragen:
- "Was ist wirklich wichtig in meinem Leben?"
- "Welche Werte möchte ich verkörpern?" oder
- "Wie kann ich ein authentisches Leben führen, das meinem wahren Selbst entspricht?"
Durch diese Art der Selbstreflexion können wir uns immer wieder auf unser Svarupa besinnen und unsere Lebensführung entsprechend ausrichten.
Und/oder führe ein Tagebuch, in dem du deine Gedanken, Gefühle und Erkenntnisse rund um dein Svarupa festhältst. Dies kann dir helfen, dein wahres Selbst besser zu erkennen und zu verstehen.
Das Niederschreiben unserer Erlebnisse, Gedanken und Gefühle hat mehrere erfreuliche und fördernde Wirkungen. Wir reflektieren das Geschehene, halten wertvolle Erkenntnisse fest und sind durch die Niederschrift zu Präzision und Klarheit angehalten. Im folgenden Artikel geben wir Tipps und Empfehlungen, wie man ein spirituelles Tagebuch führen kann. Inklusive Vorlage zum Gratis-Download.Beitrag: Spirituelles Tagebuch führen
Ein spirituelles Tagebuch führen: Diese Ereignisse gehören hinein – mit Merkkarte und Vorlage zum Download
Teile deine Erfahrungen und Erkenntnisse mit anderen Menschen, die sich ebenfalls für Selbstentwicklung und Spiritualität interessieren. Der Austausch mit Gleichgesinnten kann dir neue Perspektiven eröffnen und dich in deiner persönlichen Entwicklung unterstützen.
Eine spirituelle Freundin bzw. Gefährtin zu haben kann über viele Schwierigkeiten hinweghelfen und uns zu ungeahnten Höhen verhelfen. Ein echter Schatz auf dem spirituellen Pfad. Austausch, Gemeinschaft, Rückmeldung, Korrektur, Trost, Verstehen ... ein spiritueller Freund hat viel zu bieten. Aber selten kommt eine solche Gefährtin (oder ein solcher Gefährte) von selbst in unser Leben. Wir müssen uns schon ein wenig umschauen. Und genau hinschauen.Beitrag: Spirituelle Freunde finden
Einen spirituellen Freund / Gefährten finden
Übungsvorschläge zu Sutra III-3: Im Alltag üben
Um Sutra III-3 im Alltag zu üben, kannst du zunächst eine regelmäßige Meditationspraxis entwickeln. Setze dich täglich für einige Minuten in Stille hin und konzentriere dich auf einen bestimmten Punkt, zum Beispiel den Atem, ein Mantra oder ein inneres Bild. Lerne, deine Gedanken und Ablenkungen loszulassen und dein Bewusstsein immer stärker auf das Objekt der Meditation zu fokussieren. Mehr dazu:
Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast. Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie.Beitrag: Meditation lernen
Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus
Die Anwendung von Sutra III-3 in verschiedenen Yoga-Stilen
Sutra III-3 kann auch in verschiedenen Yoga-Stilen angewendet werden, um das Verständnis und die Erfahrung von Samadhi zu vertiefen. In Hatha-Yoga und Kundalini-Yoga, zum Beispiel, wird die körperliche Praxis (Asanas und Pranayama) genutzt, um das Bewusstsein zu beruhigen und auf die Meditation vorzubereiten. In Raja-Yoga hingegen liegt der Schwerpunkt auf der geistigen Disziplin und der Kontrolle der Gedanken, um in den Zustand des Samadhi einzutreten. Jeder Yoga-Stil bietet unterschiedliche Herangehensweisen und Techniken, um das Ziel der Selbstverwirklichung und der Verschmelzung mit dem Absoluten zu erreichen.
Die Integration von Sutra III-3 in den Alltag
Um die Prinzipien von Sutra III-3 in den Alltag zu integrieren, kannst du verschiedene Techniken und Strategien anwenden. Zum Beispiel kannst du versuchen, während des Tages immer wieder kurze Momente der Achtsamkeit und Konzentration einzulegen, um dein Bewusstsein zu schärfen und dein Denken zu klären. Außerdem kannst du die Praxis von Sutra III-3 in alltäglichen Aktivitäten wie dem Essen, dem Gehen oder dem Atmen anwenden, indem du versuchst, deine Aufmerksamkeit vollständig auf die jeweilige Handlung zu richten und alle Ablenkungen loszulassen.
Siehe auch oben die Übungsvorschläge zu Svarupa.
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?
Der Kommentar von Vyasa aus dem Yoga-Darsana
Erläuterungen zu Vyasa
Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.
Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.
Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.
Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.
Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.
Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".
Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.
Sein Kommentar zu Sutra III-3 besagt, dass im Zustand des Samadhi das Objekt der Meditation in seiner reinen Essenz wahrgenommen wird, ohne dass das eigene Selbst eine Rolle spielt. Es entsteht ein Zustand höchster Klarheit, in dem das Objekt der Meditation allein im Bewusstsein existiert. Anders ausgedrückt: Wenn Meditation als Ergebnis des Eintauchens in das wahre Sein des Meditationsobjekts die Erscheinung der Form ihres Objekts hat, so wie als wäre sie frei von ihrer eigenen Form und nur als wäre da nur noch Erkenntnis – dann ist es Samadhi.
Die Rolle des Gurus in der Praxis von Sutra III-3
In der traditionellen Yogapraxis spielt der Guru, oder spirituelle Lehrer, eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen und Techniken, die zur Verwirklichung von Sutra III-3 führen. Der Guru unterstützt den Schüler dabei, die richtige Haltung und Ausrichtung in der Praxis zu finden und hilft, Hindernisse und Schwierigkeiten auf dem spirituellen Weg zu überwinden. Durch die Anleitung eines erfahrenen Lehrers kann der Schüler ein tieferes Verständnis von Samadhi erlangen und den Pfad der Selbstverwirklichung oftmals schneller beschreiten.
Viele meinen sogar: ohne Guru hat der Yogi kaum eine Chance, Samadhi zu erreichen.
Samadhi in anderen Religionen und Philosophien
Parallelen zu Sutra III-3 im Buddhismus
Im Buddhismus gibt es ähnliche Konzepte wie Samatha (Beruhigung des Geistes) und Vipassana (Einsicht), die eng mit den Praktiken von Dharana und Dhyana verbunden sind. Die Praxis von Samatha und Vipassana führt zur Erleuchtung, einem Zustand, der dem Samadhi im Yoga ähnlich ist. Die buddhistische Meditationstechnik "Samatha" zielt darauf ab, das Bewusstsein auf ein Objekt zu fokussieren und dadurch tiefe geistige Ruhe und Stabilität zu erreichen. In höheren Stadien der Samatha-Meditation kann ebenfalls ein Zustand erreicht werden, der dem Samadhi im Yoga ähnelt.
Buddha über die Ebene des Weder-Wahrnehmens noch Nicht-Wahrnehmens
Die kürzere Lehrrede über Leerheit
Majjhima Nikāya 121 - Cūḷasuññata Sutta
„Und wiederum, Ananda, ein Mönch, der sich nicht mit der Wahrnehmung der Ebene des Nichts befasst, der sich nicht mit der Wahrnehmung der Ebene des Weder-Wahrnehmens-noch-Nicht-Wahrnehmens befasst, befasst sich mit der Einsamkeit, die auf der Konzentration des Geistes beruht, der ohne Zeichen ist. Sein Geist ist befriedigt mit ... und befreit in der Konzentration des Geistes, der zeichenlos ist.
So begreift er:
- Die Störungen, die aus der Wahrnehmung der Ebene des Nichts resultieren könnten ... aus der Wahrnehmung der Ebene des Weder-Wahrnehmens-noch-Nicht-Wahrnehmens, existieren hier nicht.
- Es gibt nur diesen Grad der Störung, d.h. die sechs Sinnesfelder, die, durch das Leben bedingt, auf diesem Körper selbst begründet sind.
Er begreift:
„Dieses Wahrnehmen ist leer von der Ebene des Nichts ... leer von der Wahrnehmung der Ebene der Weder-Wahrnehmung-noch-Nicht-Wahrnehmung. Und es gibt nur das, was nicht Leerheit ist, nämlich die sechs Sinnesfelder, die, durch das Leben bedingt, auf diesem Körper selbst gründen.‹ Das, was nicht da ist, sieht er als leer an. Aber in Bezug auf das, was dort verbleibt, begreift er: ›Dieses Wesen, das ist.‹
So, Ananda, wird auch dies für ihn zu einer wahren, nicht irrigen, völlig geläuterten Verwirklichung (des Konzepts der) Leerheit.
Und wiederum, Ananda, ein Mönch, der sich nicht mit der Wahrnehmung der Ebene des Nichts beschäftigt, der sich nicht mit der Wahrnehmung der Ebene des Weder-Wahrnehmens-noch-Nicht-Wahrnehmens beschäftigt, beschäftigt sich mit der Einsamkeit, die auf der Konzentration des Geistes beruht, der ohne Zeichen ist. Sein Geist ist mit der Konzentration des Geistes, der zeichenlos ist, zufrieden, erfreut, auf sie ausgerichtet und in ihr befreit.
Er begreift so:
„Diese Konzentration des Geistes, die zeichenlos ist, ist bewirkt und erdacht.“
Aber was auch immer bewirkt und erdacht wird, das ist unbeständig, es unterliegt dem Vergehen.
Wenn er dies so weiß, dies so sieht, ist sein Geist befreit vom Krebsgeschwür der Sinnesfreuden und sein Geist ist befreit vom Krebsgeschwür des Werdens und sein Geist ist befreit vom Krebsgeschwür der Unwissenheit.
In der Freiheit liegt das Wissen, dass er befreit ist, und er begreift: ›Zerstört ist die Geburt, beendet ist das Brahma-Fahren, getan ist, was zu tun war, es gibt kein So-und-so-Sein mehr.‹
So begreift er:
Die Störungen, die sich aus dem Krebsgeschwür der Sinnesfreuden ergeben könnten, existieren hier nicht; die Störungen, die sich aus dem Krebsgeschwür des Werdens ergeben könnten, existieren hier nicht; die Störungen, die sich aus dem Krebsgeschwür der Unwissenheit ergeben könnten, existieren hier nicht. Und es gibt nur diesen Grad der Störung, das heißt die sechs Sinnesfelder, die, bedingt durch das Leben, auf diesem Körper selbst gründen.‹
Das, was nicht da ist, betrachtet er als leer von ihm.
Aber in Bezug auf das, was übrig bleibt, begreift er:
›Das, was ist, das ist.‹
So, Ananda, wird dies für ihn zu einer wahren, nicht irrtümlichen, völlig geläuterten und unvergleichlich höchsten Verwirklichung (des Begriffs der) Leerheit.
Und jene Einsiedler oder Brahmanen, Ananda, die in der fernen Vergangenheit, indem sie sich auf das vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Konzept der) Leerheit einließen, darin verweilten ... all diese, die in der fernen Vergangenheit in genau dieses vollkommen geläuterte und unvergleichlich höchste (Konzept der) Leerheit eintraten, verweilten darin. Und jene Einsiedler oder Brahmanen, Ananda, die in ferner Zukunft, eintretend in die vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Vorstellung von) Leerheit, darin verweilen werden ... all diese, die sich auf genau dieses vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Konzept der) Leerheit einlassen, werden darin verweilen. Und jene Einsiedler oder Brahmanen, Ananda, die gegenwärtig, in die vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Vorstellung von) Leerheit eintretend, in ihr verweilen ... all diese, in genau diese vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Vorstellung von) Leerheit eintretend, verweilen in ihr. Deshalb, Ananda, denkend: ›In die vollkommen gereinigte und unvergleichlich höchste (Vorstellung von) Leerheit eintretend, werde ich darin verweilen‹ ... so musst du dich selbst trainieren, Ananda.
So sprach der Herr. Hocherfreut freute sich der ehrwürdige Ananda über das, was der Herr gesagt hatte.“
Aus „The Lesser Discourse on Emptiness“, The Collection of The Middle Length Sayings of the Buddha, Band III, übersetzt aus dem Pali von I. B. Horner, aus dem Englischen von Peter Bödeker. Quelle: Rainbowbody
Weitere spirituelle Traditionen
In der philosophischen Tradition des Yoga steht Samadhi für das Erreichen der höchsten Wahrheit und die Verschmelzung mit dem Absoluten. Es ist ein Zustand, in dem das individuelle Selbst seine Begrenzungen überwindet und in der Einheit mit dem Kosmos aufgeht. Samadhi ist somit nicht nur ein meditativer Zustand, sondern auch ein tiefgreifendes philosophisches Konzept, das das Wesen des menschlichen Daseins und die Möglichkeit der Befreiung von Leiden und Unwissenheit thematisiert.
Es gibt auch in anderen Philosophierichtungen Konzepte, die Ähnlichkeiten mit Samadhi aus dem Yogasutra haben. Samadhi bezieht sich auf einen Zustand tiefster Konzentration und Verschmelzung des Geistes mit dem Objekt der Meditation. Es ist ein Zustand vollständiger Bewusstheit und Einheit.
Neben dem Yoga und dem Buddhismus gibt es auch in anderen spirituellen Traditionen und Religionen ähnliche Konzepte wie das in Sutra III-3 beschriebene Samadhi. In der christlichen Mystik, zum Beispiel, spricht man von der "unio mystica", der mystischen Vereinigung mit Gott. Auch in einigen mystischen Traditionen des Sufismus gibt es Konzepte ähnlich dem Samadhi. Zum Beispiel spricht der Sufismus von "Fana" oder "Annihilation", bei dem der Sufi sein individuelles Selbst auflöst und in der göttlichen Einheit aufgeht.
In der hinduistischen Philosophie gibt es verschiedene Schulen und Systeme, die ähnliche Zustände wie Samadhi beschreiben. Zum Beispiel betont die Advaita Vedanta-Philosophie die Erfahrung des Einheitsbewusstseins (Brahman) jenseits der Dualität von Subjekt und Objekt. Dieser Zustand wird als "Nirvikalpa Samadhi" bezeichnet. Andere Schulen wie die Bhakti-Tradition – auch ein Yoga-Pfad – betonen die Hingabe an Gott als einen Weg zur spirituellen Verschmelzung (Samadhi).
Diese Parallelen zeigen, dass das Streben nach tiefer innerer Ruhe, Klarheit und spiritueller Verwirklichung ein universelles menschliches Anliegen ist, das über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg Bedeutung hat.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich die spezifischen Praktiken und Ansätze in den verschiedenen Philosophierichtungen unterscheiden können. Obwohl es Ähnlichkeiten gibt, haben sie auch ihre eigenen einzigartigen Aspekte und Betonungen.
Samadhi in der westlichen Philosophie
In der westlichen Philosophie gibt es keine direkte Entsprechung zum Konzept des Samadhi oder einer ähnlichen Praxis der Verschmelzung des Geistes wie im Yoga oder Buddhismus. Die westliche Philosophie hat sich traditionell auf Fragen der Logik, Erkenntnistheorie, Ethik und Metaphysik konzentriert, während die Praxis der Meditation und das Erreichen von tiefer Versenkung weniger prominente Rollen spielen.
Allerdings gibt es innerhalb der westlichen philosophischen Tradition bestimmte Ideen und Ansätze, die eine gewisse Ähnlichkeit zu Samadhi aufweisen könnten. Ein Beispiel dafür ist die philosophische Strömung des Idealismus, insbesondere die Schule des deutschen Idealismus, zu der Philosophen wie Immanuel Kant, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Friedrich Schelling gehören. Diese Philosophen betonten die Idee, dass die Grundlage der Realität ein absolutes Bewusstsein oder Geist ist, und dass wahre Erkenntnis und Freiheit darin besteht, mit diesem absoluten Geist in Verbindung zu treten.
Ein weiteres Beispiel könnte die Phänomenologie sein, eine philosophische Richtung, die sich mit der Erforschung des Bewusstseins und der Erfahrung befasst. Die Phänomenologie betont die unmittelbare Erfahrung und versucht, das Wesen und die Struktur des Bewusstseins zu verstehen. Obwohl die Phänomenologie nicht unbedingt auf Verschmelzung oder Transzendenz ausgerichtet ist, könnte sie dennoch zu einer tieferen Bewusstheit und Konzentration führen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass diese westlichen Ansätze nicht dasselbe wie Samadhi sind und ihre eigenen einzigartigen Betonungen und Methoden haben. Die Praxis der Meditation und die Suche nach einem Zustand der tiefen Versenkung sind eher in den östlichen Traditionen verbreitet.
Samadhi in der chinesischen Philosophie
Auch in verschiedenen chinesischen Philosophien gibt es Konzepte und Praktiken, die Ähnlichkeiten mit Samadhi aufweisen. Obwohl die chinesischen Philosophien sich von den indischen und westlichen Traditionen unterscheiden, gibt es dennoch einige Parallelen in Bezug auf die Idee der Vertiefung des Bewusstseins und der Verschmelzung des Geistes.
Im Konfuzianismus beispielsweise wird die Idee der "Wu Wei" betont, was wörtlich "nicht-handelndes Handeln" bedeutet. Es bezieht sich auf einen Zustand der natürlichen Spontaneität und Gelassenheit, in dem der Geist ruhig und frei von Unruhe ist. Wu Wei kann als eine Art von Versenkung oder Verschmelzung mit dem gegenwärtigen Moment angesehen werden, in dem das individuelle Selbst in Harmonie mit der natürlichen Ordnung ist. Eine zeitlang war dieses mein Lieblingsbuch:
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Im Daoismus gibt es das Konzept des "Ziran", was "das Natürliche" bedeutet. Es bezieht sich auf einen Zustand, in dem man sich mit dem Fluss des Dao, dem kosmischen Prinzip, vereint fühlt. In diesem Zustand kann der Geist in einen Zustand der tiefen Ruhe und Konzentration eintreten, der dem Samadhi ähnlich ist. Die daoistische Praxis der Meditation, Atemübungen und Qigong kann dazu beitragen, diesen Zustand zu erreichen.
Darüber hinaus gibt es im chinesischen Buddhismus, der eine Synthese von buddhistischen und traditionell chinesischen Denkweisen darstellt, auch Konzepte, die dem Samadhi ähneln. In der chinesischen buddhistischen Tradition wird der Zustand der Versenkung oft als "Ding" oder "Stabilität" bezeichnet. Es handelt sich um einen Zustand tiefer Konzentration und ruhigen Gewahrseins, in dem der Geist in einer Art Verschmelzung mit dem Objekt der Meditation verweilt.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass es in den chinesischen Philosophien ähnliche Vorstellungen von tiefer Konzentration, Versenkung und Verschmelzung des Geistes gibt, auch wenn die Terminologie und Praktiken variieren können.
Die Verbindung von Samadhi und moderner Wissenschaft
Auch in der modernen Wissenschaft findet das Konzept von Samadhi zunehmend Beachtung. Neurowissenschaftler untersuchen die Auswirkungen von Meditation und Samadhi auf das Gehirn und konnten dabei feststellen, dass regelmäßige Meditationspraxis zu Veränderungen in der Gehirnstruktur und -funktion führt. Diese Veränderungen können unter anderem zu erhöhter Konzentrationsfähigkeit, besserer Emotionsregulation und einem stärkeren Gefühl von innerem Frieden und Glück beitragen.
Die ökologische Relevanz von Sutra III-3
In Zeiten des Klimawandels und der ökologischen Krise gewinnt die Praxis von Sutra III-3 auch in Bezug auf unseren Umgang mit der Umwelt an Bedeutung. Durch das Erreichen von innerer Klarheit und Ruhe können wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Erde und ihren Lebewesen bewusster werden und einen nachhaltigeren Lebensstil pflegen. Die Prinzipien von Sutra III-3 können uns dazu inspirieren, achtsamer und respektvoller mit unseren natürlichen Ressourcen umzugehen und einen Beitrag zum Schutz unserer Umwelt zu leisten.
Die therapeutische Anwendung von Sutra III-3
Die Praxis von Sutra III-3 kann auch therapeutische Anwendungen haben, beispielsweise bei der Behandlung von Stress, Angstzuständen und Depressionen. Durch das Erlernen von Meditation und Achtsamkeit können Menschen lernen, ihre Gedanken und Emotionen besser zu regulieren und so ihre psychische Gesundheit zu verbessern. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass Meditation und Achtsamkeitspraktiken effektive Therapieansätze bei verschiedenen psychischen Erkrankungen sein können.
Siehe auch: Thematisch verwandte Sutras
Yoga Sutra I-3: Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur
Tadâ drashtuh swarûpe ‘vasthânam
तदा द्रष्टुः स्वरूपेऽवस्थानम्
Hier wird das erste große Versprechen des Yoga verkündet. Die Tragweite dieser Zusicherung wird in den Kommentaren zur Sutra erläutert:
Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-3: Dann ruht der Wahrnehmende in seiner wahren Natur
Yoga Sutra I-27: Ishvara zeigt sich in dem Wort OM (Pranavah)
Tasya vâchakah pranavah
तस्य वाचकः प्रणवः
Hier beschreibt Patanjali einen weiteren Weg, Gott (Ishvara) in uns zu erfahren. Doch unkonzentriertes Murmeln von OM reicht nicht aus:
Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-27: Ishvara zeigt sich in dem Wort OM (Pranavah)
Yoga Sutra I-28: OM ist im Bewusstsein seines Sinnes mit Hingabe zu wiederholen
Tajjapas tad–artha–bhâvanam
तज्जपः तदर्थभावनम्
Die Übung besteht also im Wiederholen von OM, hingebungsvoll und verbunden mit einer Vorstellung von dessen Bedeutung. Hiermit erläutert Patanjali einen weiteren Weg zur Befreiung. Begibt man sich auf diesen Pfad, sollte man wissen, wie er sich dieses Wiederholen vorstellte.
Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-28: OM ist im Bewusstsein seines Sinnes mit Hingabe zu wiederholen
Kshîna-vritter abhijâtasy eva maner grahîtri-grahana-grâhyeshu tatstha-tadanjanatâ samâpattih
क्षीणवृत्तेरभिजातस्येव मणेर्ग्रहीतृग्रहणग्राह्येषु तत्स्थतदञ्जनता समापत्तिः
Im Laufe einer langen und ernsthaft betriebenen Meditationspraxis verändert sich unser Geist und wir vertiefen beständig das Verständnis von unserer inneren Natur und der äußeren Welt. Diese Sutra spielt auf einen besonderen Aspekt dieser Entwicklung an: der Verschmelzung von Wahrnehmenden, Wahrgenommenen und Wahrnehmung.
Damit sind höchst erstaunliche Fähigkeiten verbunden, wie wir in den Kommentaren lesen.
smṛti-pariśuddhau svarūpa-śūnyeva-arthamātra-nirbhāsā nirvitarkā
स्मृतिपरिशुद्धौ स्वरूपशून्येवार्थमात्रनिर्भासा निर्वितर्का
Wir schreiten voran: Patanjali erläutert die zweite Stufe von Samadhi (immer noch Samadhi mit Samen). Die Erkenntnis wird tiefer, das Denken schwindet. Wir kommen der Schau der wahren Natur der Dinge näher.
Ritambharâ tatra prajnâ
ऋतम्भरा तत्र प्रज्ञा
Der Yogi hat nun Übungsroutine in Nirvichara-Samadhi, kann diesen Zustand willentlich hervorrufen und lange Zeit darin verweilen, siehe Sutra I-47. Nun endlich, so Patanjali, erkennt er die wahre Natur der Dinge, erfährt eine neue Art des Wissens.
śruta-anumāna-prajñā-abhyām-anya-viṣayā viśeṣa-arthatvāt
श्रुतानुमानप्रज्ञाभ्यामन्यविषया विशेषार्थत्वात्
Das Wissen, dass dem routinierten Nirvichara-Praktizierendem enthüllt wird, ist von einer ganz anderen Art, als jenes Wissen, dass wir gemeinhin als solches bezeichnen.
Taj-jah samskâro ’nya-samskâra-prati-bandhî
तज्जस्संस्कारोऽन्यसंस्कार प्रतिबन्धी
Dies ist eine spannende Sutra: Das Wesen des Yogis wandelt sich durch seine Erkenntnisse in Nirvichara Samapatti. Genauer: Seine Samskaras, seine Eindrücke im Unterbewusstsein. Iyengar: "Ein neues Leben beginnt mit diesem wahrheitstragenden Licht." Wohin kann das führen?
Tatra shabdârtha-jnâna-vikalpaih samkîrnâ savitarkâ samāpattiḥ
तत्र शब्दार्थज्ञानविकल्पैः संकीर्णा सवितर्का समापत्तिः
Mit dieser Sutra beginnt die Reise im Samadhi. Patanjali beschreibt zunächst die Erscheinungen auf dieser ersten Stufe des Samadhi und nennt sie Savitarka.
Es handelt sich dabei um eine Art Erleuchtung – aber mit "Denken" ...
Schlussgedanken
Sutra III-3 aus dem Yogasutra bietet uns eine tiefe Einsicht in die Praxis und Philosophie des Yoga und zeigt uns, wie wir durch kontinuierliche Übung und Hingabe einen Zustand höchster Klarheit und innerer Ruhe erreichen können. Die Praxis von Sutra III-3 kann uns helfen, unser Leben bewusster und achtsamer zu gestalten und uns dabei unterstützen, die Herausforderungen des Alltags mit mehr Gelassenheit und Weisheit zu meistern. Durch das Studium und die Anwendung dieser Sutra können wir nicht nur unsere eigene spirituelle Entwicklung fördern, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Schaffung einer harmonischeren und friedvolleren Welt leisten.
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Videos zu Sutra III-3
Sukadev zur Sutra III-3
Länge: 5 Minuten
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Video von Asha Nayaswami zur Sutra
Asha Nayaswami zu Sutra III-1 bis III-3
Länge: 70 Minuten
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