Svastikasana Ausführung: Schritt für Schritt erklärt

Svastikasana ist eine Sitz-Asana, die glücksverheißend oder Stellung des Wohlwollens genannt wird. Die Sitzhaltung gehört zu den unscheinbaren Asanas – äußerlich ruhig, innerlich klärend. Wer die Haltung einmal bewusst eingenommen hat, merkt schnell: Es ist weniger ein Sitzen als ein Einpendeln. Die Wirbelsäule richtet sich auf wie eine junge Birke im Frühling, der Atem wird weiter, und der Geist bekommt endlich die Gelegenheit, die Schultern hängen zu lassen. In diesem Text liest du Erläuterungen zu Svastikasana, seine Ausführung (auch im Video), Vorteile, Variationen, mögliche Kontraindikationen und die typischen Fehler.

Zeichnung - Mann in Svastikasana

Inhalt: Svastikasana Ausführung Schritt für Schritt

Was ist Svastikasana?

Svastikasana, manchmal als “Glückssitz” übersetzt, ist eine klassische Sitzhaltung aus dem Yoga. Im Vergleich zu aufwändigeren Sitzen wie dem Lotus (Padmasana) gilt Svastikasana als gut zugängliche Variante für tägliche Meditationspraxis.

Die Beine werden locker gekreuzt, nicht verknotet, und dennoch entsteht ein Gefühl von geerdeter Stabilität. Diese Haltung wird seit Jahrhunderten zum Meditieren genutzt, weil sie – richtig ausgeführt – eine erstaunliche Mischung aus Ruhe, Klarheit und angenehmer Wachheit erzeugt. Sie ist ein bisschen wie das Gefühl, wenn man sich an einem leicht kühlen Morgen auf eine Bank setzt und plötzlich merkt: “Ah, hier kann ich bleiben.”

Sanskrit-Bedeutung

  • Svastikasana = Sitzhaltung (Asana) in Form eines Svastika.
  • Svastika = glückbringendes Symbol; Kreuzform; ein Hakenkreuz im Uhrzeigersinn;

Ausführung – so kommst du in die Haltung

Die Svastikasana Ausführung wirkt simpel, doch die Feinheiten machen den Unterschied.

Setze dich zunächst auf eine feste, aufrechte Unterlage – etwa eine Yogamatte, idealerweise mit einem Kissen oder Block unter dem Becken, damit die Hüften leicht erhöht sind. Das Becken ist der heimliche Regisseur dieser Übung: Wenn es kippt, kippt die ganze Haltung.

Kreuze nun die Beine locker voreinander. Ein Fuß liegt am inneren Unterschenkel des gegenüberliegenden Beins, der andere ebenso – sie „verschachteln“ sich leicht, ohne Druck, ohne Hebeln. Siehe Bild oben. Es darf gemütlich sein. Wenn du ein Ziehen in den Knien spürst, nimm die Füße näher zum Körper oder erhöhe die Sitzfläche etwas mehr.

Spüre, wie ein Großteil deines Gewichtes auf den beiden Sitzhöckern lastet.

Die Wirbelsäule richtet sich nach oben auf, nicht militärisch-starr, sondern wach und lang. Stell dir vor, du wirst am Scheitel sachte nach oben gezogen. Die Hände kannst du entspannt auf den Knien ablegen – Handflächen nach oben, wenn du das Gefühl von Offenheit magst, oder nach unten, wenn du Ruhe bevorzugst.

Der Atem wird durch die Haltung automatisch tiefer. Lass ihn ruhig kommen und gehen, ohne ihn zu zwingen. Wenn es sich stimmig anfühlt, schließe die Augen. Beobachte, wie sich die Oberschenkel schwer in Richtung Boden entspannen und der untere Rücken sich stabilisiert.

Svastikasana-Ausführung im Video

Youtube-Video

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Svastikasana in alten Schriften

Hatha Yoga Pradipika - I. Kapitel "Über Verhaltensregeln und Asanas"

Vers I-21: An die Innenseite der Knie* und Oberschenkel soll der Yogi beide Fußsohlen richtig platzieren und mit geradem Körper auf dem Boden sitzen; dies wird Svastikasana genannt.

* Kommentator Brahmananda erläutert, dass hier mit "Knie" der in der Nähe vom Knie liegende Teil des Unterschenkels gemeint sei.

Gheranda Samhita - Kapitel II "Asana"

Vers 13: Der Yogi legt die Fußsohlen zwischen Knie und Schenkel (also zwischen Ober- und Unterschenkel) und sitzt mit geradem Körper. Dies nennt sich Svastikam-Asana, die glücksverheißende Asana (auch: Sitz der Freude)

Vorteile – warum Svastikasana mehr kann als „nur sitzen“

In der modernen, schnellen Welt ist eine Haltung wie Svastikasana fast schon eine therapeutische Einladung. Die wichtigsten Vorteile im Überblick:

  • Verbesserte Haltung: Das aufgerichtete Becken und die lange Wirbelsäule fördern eine aufrechte, rückenschonende Sitzposition.
  • Beruhigung des Nervensystems: Viele spüren schon nach 2–3 Minuten, wie der Atem ruhiger wird und die innere Anspannung sich löst.
  • Sanfte Öffnung der Hüften: Gerade für Menschen, die den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen, ist diese leichte Dehnung eine Wohltat.
  • Fokus & Klarheit: Die Haltung wirkt wie ein kleiner Reset-Knopf für das Gedankengewitter.
  • Gut für Meditation geeignet: Wer Schwierigkeiten hat, im Lotossitz zu verweilen, findet im Glückssitz eine stabile Alternative.

Und dann gibt es noch den psychologischen Effekt: Dieses Asana fühlt sich “ehrlich” an. Kein Überdehnen, kein Beeindruckenwollen. Nur sitzen, atmen, sein. Genau das macht es im Alltag so wertvoll.

Wann solltest du Svastikasana nicht ausführen?

Auch wenn Svastikasana sanft ist, gibt es Situationen, in denen du vorsichtig sein solltest:

  • Akute Kniebeschwerden – besonders bei Innenbandproblemen oder nach frischen Verletzungen.
  • Starke Hüftarthrose oder akute Hüftschmerzen.
  • Bandscheibenprobleme im unteren Rücken, wenn langes Sitzen in Aufrichtung Schmerzen verstärkt.
  • Taubheitsgefühle in den Füßen, die sich trotz Unterlage oder Beinposition nicht bessern.

Als Faustregel gilt: Wenn die Haltung Beschwerden verschlimmert statt verbessert, ist es nicht der richtige Moment für sie. Yoga sollte niemals zum Zwang werden – der Körper weiß in der Regel ziemlich genau, was er möchte.

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Eine vereinfachte Variation der Sitzhaltung, mit der du starten könntest oder die du immer mal wieder zwischendurch zur Entlastung einnimmst

Variationen – damit die Übung wirklich zu dir passt

Die Variationen von Svastikasana sind erstaunlich vielfältig, und sie machen die Haltung für fast jeden Körper zugänglich:

  • Erhöhtes Sitzen: Ein Block, Bolster oder gefaltetes Kissen unter dem Becken kann Wunder wirken. Je höher du sitzt, desto weniger Druck entsteht in Knie und Hüfte.
  • Sitz an der Wand: Wenn der untere Rücken zur Rundung neigt, stütze dich leicht an der Wand an. Das bringt Länge und Stabilität.
  • Weite Kreuzung: Wenn die Knie empfindlich reagieren, kreuze die Beine weiter vorne und lockerer, siehe Bild oben.
  • Meditationsvariante mit Mudra: Lege die Hände in ein Mudra wie Chin-Mudra, wenn du länger meditierst.
  • Dynamische Variante: Manche beginnen mit sanften Hüftkreisen im Sitz, um tiefer in die Position hineinzufinden.

Jede Variation hat ihre eigene Qualität. Es geht nicht darum, perfekt auszusehen – sondern darum, die Haltung so zu gestalten, dass sie für dich funktioniert.

Häufige Fehler und wie du sie vermeidest

Auch bei einem vermeintlich einfachen Sitz schleichen sich typische Fehler ein:

  • Runder Rücken: Ein rundes Einsinken führt langfristig zu Verspannungen. Lösung: erhöhe die Sitzfläche oder kippe das Becken leicht nach vorn.
  • Zu enge Beinposition: Wenn die Füße zu nah am Körper sind, steigt die Belastung in den Knien. Lösung: Position lockern, Beine weiter nach vorne.
  • Verkrampfte Schultern: Viele ziehen die Schultern unbewusst hoch. Lösung: bewusst ausatmen und die Schulterblätter sinken lassen.
  • Zuviel Ehrgeiz: Svastikasana ist kein Wettbewerb. Dein Körper zeigt dir deutlich, wann gut genug gut genug ist.
  • Besenreisern gleichende Durchblutungsstörungen: Wenn die Füße einschlafen, liegt das oft an zu viel Druck. Lösung: Position verändern oder ein Kissen unter die Unterschenkel legen.

Abschließende Erläuterungen zu Svastikasana im Video

Youtube-Video

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 Umfrage: Welchen Sitz bevorzugst du?

Welche Sitzhaltung(en) nimmst du bevorzugt während der Meditation ein?

 

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Die bisherigen Stimmen:

Vajrasana (kniend auf den Fersen sitzen) 13 Stimmen
Einfacher Schneidersitz (auch auf Bänkchen oder Sitzkissen) 12 Stimmen
Siddhasana (halber Lotussitz) 10 Stimmen
Svastikasana (glücksverheißener Sitz) 10 Stimmen
Padmasana (voller Lotussitz) 9 Stimmen
Virasana (= Heldensitz, Fersen neben dem Gesäß) 3 Stimmen
Auf einem Stuhl, nicht an die Rückenlehne angelehnt 3 Stimmen
Andere Sitzhaltung 3 Stimmen
Gemütlich angelehnt auf Sessel oder Couch 2 Stimmen
Auf einem Stuhl, hinten angelehnt 0 Stimmen

 

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Siddhasana - die vollkommene Stellung | Anleitung und Hintergründe

Siddhasana gilt als wichtigste der Asanas und wird in der Hatha-Yoga-Padripika in den höchsten Tönen hervorgehoben. Dieser Sitz soll ständig geübt werden und ist ideal für Pranayama, Meditation oder auch zum reinen Verweilen. 

► Schritt-für-Schritt-Anleitung zu Siddhasana ► Anatomie erläutert ► Videoanleitung ► Wirkungen von Siddhasana ► Siddhasana in der Hatha-Yoga-Pradipika und in derGheranda Samhita ► Variationen

Hier weiterlesen: Siddhasana


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Padmasana – der Lotussitz: optimale Ausführung und der Weg dorthin

In den alten Yoga-Schriften (alles ungefähr vor dem Jahre 1.000 nach Christus) verstand man unter Asana im Yoga nur Sitzhaltungen. Eine davon ist Padmasana, der Lotus-Sitz. Eine sehr fortgeschrittene Sitzhaltung, die äußerst gelenkige Glieder verlangt.

So man den Lotussitz-Padmasana bequem beherrscht, gilt er als ideale Stellung für die Meditation. Der Körper wird nicht mehr wahrgenommen und bleibt trotzdem aufrecht, die Energien können ungehindert fließen.

Hier weiterlesen: Padmasana Lotussitz


Yoga-Übungen bei Knieproblemen – Empfehlungen

Yoga-Übungen bei Knieproblemen – Empfehlungen

Sylvie fragt:

Hallo,

ich wäre sehr froh um ein paar Tipps zu meinen Knieproblemen.
Vor einem Jahr hat sich bei einem Sturz eine Sehne meines rechten Knies/Beines etwas verschoben (auf Röntgenbild nicht sichtbar). Seither kann ich mich nicht mehr ganz hinknien bzw. weder den Fersensitz noch das zusammengerollte Blatt ausführen, da etwas im Knie wie blockiert ist. Auf dem Rücken liegend, kann ich die Knie problemlos ganz beugen.

Was kann ich selber tun, um meine Beweglichkeit vollständig wiederherzustellen?

Vielen Dank im Voraus und herzliche Grüße,
Sylvie

Die Antworten lauten wie folgt:

Hier weiterlesen: Yoga-Übungen bei Knieproblemen – Empfehlungen


Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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