Themen: Wozu Hatha Yoga üben? Yoga- Voraussetzungen: Yamas und Niyamas, Lebensgestaltung, Ernährung. Wirkungen und Beschreibung der Asanas. Das große Hatha-Yoga - Versprechen.
Die Verse im Einzelnen zusammengefasst:
Die Verse 1-10: Grundlagen und Ziel
Zunächst dankt der Autor Shiva, der den Hatha-Yoga dem Menschen gelehrt haben soll.
Swatmarama schreibt gleich im ersten Vers, dass Hatha-Yoga (nur) auf dem Weg des Raja-Yoga helfen soll. Hatha Yoga hat den Raja-Yoga als Ziel, die Wellen des Geistes anzuhalten, dadurch das wahre Selbstes zu erkennen und damit Befreiung und Erleuchtung zu erlangen.
Danach führt er mehrere Yoga-Meister auf, welche die Zeit überwunden haben.
Er schließt mit: Hatha Yoga ist für alle eine Zuflucht, die von Leiden im Leben geplagt sind. Man muss aber bereit sein, zu üben.
Vers 11 - 20: Hütte, Essen und die Verhaltensregeln
In Vers 11 schreibt er, dass die "Wissenschaft des Hatha-Yoga" vom Schüler streng! geheim zu halten sei. Hatha-Yoga wirke nur im Verborgenen kraftvoll, öffentliches Zur-Schau-Stellen mache Hatha-Yoga bedeutungslos.
Will Swatmarama damit andeuten, dass er in der Hatha-Yoga-Pradipika nicht alles verrät?
In den Versen 12-14 folgen einige Hinweise zur Gestaltung einer idealen Yoga-Hütte. Friedvoll solle die Gegend sein und der Yogi soll dort sein Auskommen haben. Der Schüler soll die Weisungen des Gurus genau befolgen.
Interessant: Der Yoga-Schüler soll während des Übens "frei von Sorgen" sein.
Für den Geist gilt: Sorgen und Ideen sollen erst wieder kommen, wenn die Meditation beendet ist.
Vers I-15: Übermaß an Essen, zu starke Anstrengung, Geschwätz, Befolgung falscher Regeln, falsche Gesellschaft und Unbeständigkeit - diese sechs Sünden machen Yoga wirkungslos.
Vers I-16: Fester Wille/Enthusiasmus, Mut, Beharrlichkeit/Geduld, Wahrheit, wahres Wissen über das Sein und das Aufgeben von [nur unförderlicher?] Gemeinschaft mit Menschen – diese sechs Dinge führen den Yoga zum Erfolg.
Dann folgen die Regeln von Yama und Niyama, etwas erweitert gegenüber den Sutras des Patanjali:
Alle Sutras zu Yama und Niyama
Yoga Sutra II-44: Durch Selbstserforschung wird man eins mit der ersehnten Gottheit (bzw. dem Ideal)
svādhyāyād-iṣṭa-devatā saṁprayogaḥ
स्वाध्यायादिष्टदेवतासम्प्रयोगः
Selbsterkenntnis ist seit jeher ein begehrtes Gut. Sie hilft uns bei der Entscheidungsfindung und ist eine gute Grundlage für Zufriedenheit im Leben. Patanjali sieht weitere Vorteile in der Selbsterforschung. Sogar das Göttliche trete dadurch irgendwann zum Vorschein. Zumindest in einem gewissen Sinn.
In II-44 werden die Früchte der Selbsterforschung thematisiert ► Gründe für Selbsterforschung ► Übersetzungsalternativen ► Stufen der Selbsterkenntnis ► die buddhistische Parallele ► Studium heiliger Schriften ► die Rolle der Mantrarezitation (insbesondere OM)
Jātideśakālasamayānavacchinnāḥ sārvabhaumā mahāvratam
जातिदेशकालसमयानवच्छिन्नाः सार्वभौमा महाव्रतम्
Sind die Yamas (Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Enthaltsamkeit und Begierdelosigkeit) mehr oder weniger Kann-Regeln? Man sollte sie theoretisch einhalten, aber im praktischen Leben kann das kein Mensch? Nicht so Patanjali. Die Yamas sind überall und unter allen Umständen einzuhalten. Ansonsten ...
sattva-śuddhiḥ saumanasya-ikāgry-endriyajaya-ātmadarśana yogyatvāni ca
सत्त्वशुद्धिसौमनस्यैकाग्र्येन्द्रियजयात्मदर्शनयोग्यत्वानि च
In Sutra II-40 war Abneigung und Distanz gegenüber dem Körper als erste Folge des Reinigungsprozesses genannt. Hier nun in II-41 werden die weiteren (und im gängigen Sinne attraktiveren) Auswirkungen von Shaucha (= Reinheit) genannt: Stärke, Klarheit und ein heiteres Gemüt.
In II-41 erläutert Patanjali die Effekte eines fortschreitenden Reinigungsprozesses beim Yogi ► Übersetzungsalternativen ► Reinigung auf mehreren Ebenen ► Wirkungsabläufe ► ...
Yoga Sutra II-45: Die Hingabe an Ishwara führt zur Vollkommenheit in Samadhi.
Samâdhi-siddhir Îshwara-pranidhânât
समाधि सिद्धिःीश्वरप्रणिधानात्
Dies ist die letzte Sutra zu den Yamas und Niyamas. Es geht (zum dritten Mal im Yogasutra) um die Hingabe an Gott. Patanjali und die Kommentatoren des Yogasutra trauen dieser Hingabe vieles zu. Allerdings sollte man den Gottesbegriff Ishwara im Yogasutra vor dem Hintergrund der damaligen Zeit sehen.
In II-45 wird Hingabe an Ishwara als einfacher Weg zur Erleuchtung gepriesen ► Übersetzungsalternativen ► mögliche Wirkungsabläufe, die von „Hingabe an Gott“ zur „Erleuchtung“ führen ► Möglichkeiten der Hingabe ► Gottesverständnis im damaligen Indien ► Gedanken zum Beschreiten des achtfachen Pfades
Satyapratiṣṭhāyāṁ kriyāphalāśrayatvam
सत्यप्रतिष्ठायां क्रियाफलाश्रयत्वम्
Die Übersetzung dieser Sutra ist nicht ganz eindeutig. Viele Kommentatoren deuten sie wie ein wundersames Versprechen von Patanjali: Konsequente Wahrhaftigkeit führt zur Fähigkeit, Wirklichkeit zu schaffen, ohne zu handeln. Wie ist das zu verstehen?
In II-36 werden die Folgen eines Lebens ohne Lüge beschrieben ► verschiedene Deutungen dieser Sutra ► mögliche Wirkungsabläufe ► Gedankenkraft ► rechte Rede ► Übung zur Sutra
Ahimsâ-satyâsteya-brahamacharyâparigrahâ yamah
अहिंसासत्यास्तेय ब्रह्मचर्यापरिग्रहाः यमाः
Kern des Yogasutra und damit auch des Raja-Yoga sind die acht Elemente des achtfachen Pfades. Die Yamas sind die erste Etappe auf diesem Pfad. In Verbindung mit den Niyamas helfen diese Regeln und Einschränkungen dem Yogi dabei, heiter, ruhig und entspannt zu bleiben und sie fördern den spirituellen Fortschritt. Zudem glätten sie den zukünftigen Lebenspfad des Yogi, so dass dieser kein Leid befürchten muss und zukünftig weiter gute Bedingungen für seine Yoga-Bemühungen vorfinden wird.
Das sind Gründe genug, die Yamas und Niyamas genau anzuschauen und zu verstehen. Wir – und Patanjali – starten in II-30 mit den Yamas.
Shaucha-samtosha-tapah-swâdhyâyeshwara-pranidhânâni niyamâh
शौच संतोष तपः स्वाध्यायेश्वरप्रणिधानानि नियमाः
Bei den Niyamas handelt es sich um yogische Empfehlungen für den Umgang mit uns selbst. Regeln, die einen achtsamen Wahrnehmen unseres Geisteslebens ermöglichen und die Basis für eine gesunde und erfolgreiche Lebensführung legen. Regeln, deren Einhaltung uns auf dem inneren Weg zum Licht gute Dienste leisten wollen.
vitarka-bādhane pratiprakṣa-bhāvanam
वितर्कबाधने प्रतिपक्षभावनम्
Jeder spirituell Praktizierende kennt Phasen der Unsicherheit, des Zweifels, der Negativität und der geistigen Schwäche. In dieser Sutra empfiehlt Patanjali die sogenannte Pratipaksha-Bhavana-Methode zur Überwindung dieser unerwünschten Geisteszustände. Im Beitrag findest du neben den gewohnten Übersetzungsalternativen viele Tipps zur Anwendung der Methode.
Kâyendriya-siddhir ashuddhi-kshayât tapasah
कायेन्द्रियसिद्धिरशुद्धिक्षयात् तपसः
Askese, Selbstzucht, tapas – diese sind im Yoga kein Selbstzweck. Der Yogi erwartet konkrete Früchte aus seiner Enthaltsamkeit und seinem Üben. Doch wie können tapas (die Enthaltsamkeiten) einen vollkommenen Körper und übersinnliche Wahrnehmung bewirken?
In II-43 schildert Patanjali die Folgen von tapas ► Beispiele für tapas ► Übersetzungsalternativen ► mögliche Wirkungsabläufe ► Grenzen von tapas ► das Wechselspiel der tapas
Shauchât svânga-jugupsâ parair asamsargah
शौचात् स्वाङ्गजुगुप्सा परैरसंसर्गः
Viele Yoga-Praktizierende erfahren beim erstmaligen Lesen dieser Sutra eine gewisse Ernüchterung. Vor allem im Westen, wo viele „Yoga“ zur körperlichen Ertüchtigung und zur Erzielung eines anziehenden Äußeres üben. Die Abwendung vom Körperlichen als Folge yogischen Wandelns? Klingt dann nicht gerade attraktiv ...
Doch verurteile man diese Sutra nicht, bevor man nicht deren Hintergründe erfahren und weitere Übersetzungsmöglichkeiten gelesen habe.
In II-40 wird eine Folge von Shaucha – Reinheit – beschrieben. ► Wieso kommt es zu Distanzierung und Abneigung? ► Übersetzungsalternativen ► Hintergrund ► Wirkungsabläufe ► ...
Aparigrahasthairye janmakathantāsambodhaḥ
अपरिग्रहस्थैर्ये जन्मकथंतासंबोधः
Aparigraha – die Begierdelosigkeit oder Anspruchslosigkeit – ist laut Iyengar der subtilste Aspekt der Yamas und stellt hohe Anforderungen an Yoga-Aspiranten. Aber es helfe nichts: wenn wir uns darüber klar werden wollen, wer wir sind, woher wir kommen und wohin wir gehen, müssen wir das Haben-Wollen loslassen. Die Begründungen dafür sind durchaus nachvollziehbar.
In II-39 werden die (wundersamen) Folgen von Aparigraha erläutert ► Was meint Aparigraha konkret? ► Übersetzungsalternativen ► Wirkungsabläufe ► Weiterer Nutzen von Aparigraha ► Übung
Asteya-pratishthâyâm sarva-ratnopasthânam
अस्तेयप्रतिष्ठायां सर्वरत्नोपस्थानम्
Wieder eine famose Wirkung eines Yama: Wer nicht stiehlt und diese Ethik tief in sein Wesen verwurzelt, zu dem kommen alle Reichtümer – ganz von allein. Wie ist das zu verstehen?
In II-37 werden die mystischen Folgen eines Lebens ohne Stehlen beschrieben ► Was meint „Nichtstehlen“ alles? ► Übersetzungsalternativen ► Hintergrund ► Wirkungsabläufe ► Passende Übung
oder übermäßig – sie führen zu endlosem Leid und Unwissenheit. Deshalb sollte man gegenteilige Geistesinhalte pflegen.
Vitarkâ himsâdayah krita-kâritânumoditâ lobha-krodha-mohapûrvakâ mridu-madhyâdhimâtrâ duhkhâjnânânta-phalâ iti pratipaksha-bhâvanam
वितर्का हिंसादयः कृतकारितानुमोदिता लोभक्रोधमोहापूर्वका मृदुमध्य अधिमात्रा दुःखाज्ञानानन्तफला इति प्रतिप्रक्षभावनम् ॥३४॥
Dies ist die längste Sutra (die kürzeste ist übrigens Sutra I-23). Sie bezieht sich auf die Yamas und Niyamas. Patanjali verdeutlicht noch einmal, wie wichtig die Beachtung der ersten beiden Stufen des achtfachen Yoga-Pfades sind: die Einhaltung der Yamas und Niyamas. Kurz gefasst: Wer diese nicht beachtet, wird leiden und keine Fortschritte in seiner Entwicklung machen. Auf der anderen Seite gilt auch: Wer diese Regeln befolgt, wird reichen Segen ernten.
In II-34 werden die Yamas und Niyamas begründet ► mögliche Wirkungsketten ► Übersetzungsalternativen ► Von direktem und indirektem Handeln ► geistige Tipps & Tricks ► ...
brahmacarya pratiṣṭhāyāṁ vīrya-lābhaḥ
ब्रह्मचर्यप्रतिष्ठायां वीर्यलाभः
Brahmacharya – vermeintlich ein klarer Begriff und in diesem Sinne oft mit „sexuelle Enthaltsamkeit“ übersetzt. Doch es gibt viele unterschiedliche Sichtweisen zur Deutung von Brahmacharya, die sich teilweise sogar widersprechen.
Sollte ein(e) YogiNi sexuell enthaltsam leben oder ist das eine „Korruption eines lebensfeindlichen und naturfeindlichen Vorurteils“, das den Zielen des Yogas widerspricht? Im Folgenden finden sich die Deutungen von Iyengar bis Ramana Maharshi.
In II-38 beschreibt Patanjali die Folgen von Brahmacharya. Doch was ist das? ► sexuelle Enthaltsamkeit ► Wandel in Brahma ► Schöpferische Aktivität ► Magische Kraft ► Wirkungsabläufe ► Umfrage
yama niyama-āsana prāṇāyāma pratyāhāra dhāraṇā dhyāna samādhayo-'ṣṭāvaṅgāni
यमनियमासनप्राणायामप्रत्याहारधारणाध्यानसमाधयोऽष्टावङ्गानि
Mit dieser Sutra beginnt der „praktische“ Teil des Yogasutras. Patanjali beginnt ab hier, den achtfachen Yogapfad zu erläutern, für viele der bedeutsamste Teil des Yoga Sutras. Patanjali nennt an dieser Stelle allerdings nur 7 Stufen, den die achte Stufe – Samadhi – ist schon „Yoga“. Ziel erreicht.
Ahimsâ-pratishthâyâam tat-samnidhau vaira-tyâgah
अहिंसाप्रतिष्ठायं तत्सन्निधौ वैरत्याघः
Woran können wir erkennen, dass wir uns gemäß der Yamas und Niyamas verhalten? Die folgenden Sutras schildern (wundersame) Auswirkungen, anhand derer wir das erkennen können. Patanjali geht alle zehn Regeln der Yamas und Niyamas durch.
In dieser Sutra geht es zunächst um Ahimsa, das Nichtverletzen anderer Lebewesen. Gewaltlosigkeit gilt als wichtigste Forderung an einen Yogi, in gewissem Sinne können die anderen Yamas von Ahimsa abgeleitet werden.
Wer Ahimsa konsequent durchhält, darf gemäß Sutra II-35 auf hohen Lohn hoffen. Allerdings hat die Sache einen kleinen Haken.
In II-35 werden die magischen Folgen von Ahimsa – dem Nichtverletzen – geschildert ► ein Yogi ohne Feinde? ► Übersetzungsalternativen ► empfundene versus tatsächliche Feindseligkeit ► Wirkungsabläufe ► Kräfte wieder loslassen
Yoga Sutra II-42: Durch das Kultivieren von Zufriedenheit erreichen wir höchstes Glück
Samtoshâd anuttamah sukha-lâbhah
संतोषादनुत्तमसुखलाभः
Diese Sutra ist – von gewisser Warte aus betrachtet – die verheißungsvollste Aussage Patanjalis. Nicht weniger als höchstes Glück wird dem Yogi versprochen, der Zufriedenheit in seinem Leben kultiviert. Doch wie kann das gelingen?
In Yogasutra II-42 wird der Zusammenhang von Zufriedenheit und Glück erläutert. ► Was ist Zufriedenheit? ► Was ist mit „höchstem Glück“ gemeint? ► Wie erreiche ich Zufriedenheit? ► Was verhindert Zufriedenheit?
Hinweis: Die folgenden beiden Verse I-17 und I-18 wurden vermutlich erst späteren Textfassungen der Pradipika hinzugefügt.
Vers I-17: Nun folgen die Yama und Niyama: Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Selbstbeherrschung, Nachsicht, Entschlossenheit, Mitgefühl, Aufrichtigkeit, Mäßigung und Reinheit sind gewiss Yama.
Vers I-18: Selbstzucht, Zufriedenheit, Gläubigkeit, Freigebigkeit, Gottes-Verehrung, Studium der Aussagen der heiligen Schriften, Schamhaftigkeit, Einsicht, Opfer und Japas [Mantrawiederholung, Gebete], das sind die 10 Niyamas, die von denjenigen genannt werden, die mit den Yoga-Schriften vertraut sind.
Artikel: Die Yamas und Niyams im täglichen Leben
Yamas und Niyamas im täglichen Leben
Keine spirituelle Richtung kommt ohne Verhaltensregeln aus. Diese legen fest, welche ethischen Handlungsweisen für einen Aspiranten (oder auch jeden Menschen) förderlich sind. Was dem Christen die zehn Gebote, das sind dem Yogi die Yamas und Niyamas. Gleichzeitig sind sie die ersten beiden Stufen im Raja Yoga, dem achtgliedrigen Yoga-Pfad (auch Ashtanga- oder Kriya-Yoga genannt). Patanjali definiert Yama und Nyama im Yogasutra.
Was sind die Yamas und Niyamas? Wie werden diese in den alten Schriften ausgelegt? Und wie wende ich die Yamas und Niyamas im Alltag an? Der Artikel gibt Antwort und hält zwei Downloads (Poster & Merkkarte) parat.
Vers I-19 betont, dass die Asanas als erste Stufe im Hatha-Yoga die Hindernisse im Körper beseitigen. In I-20 steckt er den Rahmen: Die Pradipika enthält lediglich eine Auswahl an Asanas, die aber von verschiedenen Yogameistern als hilfreich geadelt wurden.
Vers I-20: Ich werde einige Asanas erläutern, die von Vashishtha, Matsyendra und anderen Heiligen gelehrt worden sind.
Vers 21 - 34 Hilfreiche Asanas und ihre Wirkungen
I-21 - 28: Hier werden die Asanas Svastikasana, Gomukhasana, Virasana, Kurmasana, Kukkutasana, Padmasana, Uttaana-Kurmasana, Dhanurasana, Matsyendra geschildert. Es soll sich bei der Abfolge der Beschreibung nicht um eine Reihe handeln und auch nicht eine Reihenfolge der Wichtigkeit implizieren. Dieses Wissen wird nicht unterbreitet - Svatmarama will nicht alles verraten ...
Beispiel:
Vers I-21: An die Innenseite der Knie* und Oberschenkel soll der Yogi beide Fußsohlen richtig platzieren und mit geradem Körper auf dem Boden sitzen; dies wird Svastikasana genannt.
* Kommentator Brahmananda erläutert, dass hier mit "Knie" der in der Nähe vom Knie liegende Teil des Unterschenkels gemeint sei.
Vers I-29 lobt die verdauungsfördernde und kundalini-erweckende Wirkung des Drehsitzes.
Vers I-30 bis 34: Paschimothanasana (mit Wirkungshinweis Energieflusserweckung im Rücken, Verdauungsfeuer-Förderung, flacher Bauch und Krankheitsbefreier), Mayurasana (Nahrungs- und Giftverbrenner), Shavasana (Ruhe).
Vers 35 bis 41: König der Asanas - Siddhasana
Shiva hat 84 Asanas beschrieben, davon sind 4 besonders wichtig:
Die wichtigsten Asana
- Siddhasana
- Padmasana,
- Simhasana (Löwe) und
- Bhadrasana (Schmetterling)
Von diesen vier Asanas wiederum sei Siddhasana die Wichtigste, Vortrefflichste und Angenehmste. Siddhasana sollte eigentlich immer geübt werden. Die Verse beschreiben die korrekte Ausführung, hier auf Yoga-Welten.de unter Siddhasana geschildert.
Vers 42 - 45: 12 Jahre sollst du üben
Wer 12 Jahre lang über das wahre Selbst meditiert, sich gemäßigt ernährt und Siddhasana praktiziert, der erlangt Erleuchtung. Wer Siddhasana perfektioniert habe, brauche sich der anderen Asanas nicht mehr zu bedienen. Die Bandhas stellen sich quasi von alleine ein.
Vers 46 - 56: Lotussitz, Simhasana und Bhadrasana
Vers 46 - 51: Padmasana, der Lotussitz, sei der Sitz, der eine Vielzahl an Krankheiten auflöst. Er wird von Swatmarama mit seinen Konzentrationspunkten, Mudras, Bandhas und Wirkungen beschrieben.
In I-52- 54 wird Simhasana, die Löwenposition, als förderlich für die drei Bandhas beschrieben.
In I-55 -56 geht es dann mit Bhadrasana, der glücksverheißenden Schmetterlingsposition weiter.
Vers I-57 bis 70: Ablauf der Praxis und das tägliche Yogi-Leben
In I-57 fordert er die "Fürsten der Yogis" auf, Asanas und Bandhas zur Vertreibung von Müdigkeit sowie Mudras und Pranayama zur Reinigung der Nadis zu praktizieren.
Ablauf einer Hatha-Yoga-Stunde
In I-58 nennt er die Abfolge einer Hatha-Yoga-Praxis:
- Asana
- Variationen von Kumbhaka (Pranayama),
- Mudra
- und dann Konzentration auf den Klang (Mantra-Meditation, ursprünglich eventuell auf OM).
Ein besonderes Versprechen gibt I-59: Wer ständig im Bewusstsein des Absoluten wandelt, sich maßvoll ernährt, zurückgezogen lebt und sich dem Yoga ganz hingibt, der wird in einem Jahr erleuchtet - ein Siddhi - sein. Hierüber gäbe es keinen Zweifel!
Vers I-60 - 62 geben Ernährungsempfehlungen: süß und bekömmlich essen, dabei ein Viertel des Magens immer freilassen und achtsam essen - das ist maßvolle Ernährung. Zudem werden einige ungeeignete Nahrungen (Aufgewärmtes, trocken Gemachtes (ev. fettreduzierte Kost), allzu Salziges, allzu Saures, Abgestandenes (Schlechtes) und "zu viele Gemüse") aufgezählt.
Vers I-63 und 64 raten davon ab, (zumindest zu Beginn der Praxis) allzu nahe am Feuer zu sitzen sowie Frauen und langes Gehen zu meiden.
Vers I-65 und 66 nennen förderliche Nahrung: Weizen, Reis, Gerste, Gurke, Spinat, Milch, Ghee, harter Zucker, gereinigte Butter, Honig, getrockneter Ingwer, Mung-Bohnen, sauberes Wasser und alles, was innerhalb von 60 Tagen reif ist. Zudem süße und milde Milchprodukte
Yoga auch im Alter!
Vers I-67 enthält dann wieder ein großes Versprechen: Egal ob jung oder alt, krank oder schwach - durch unermüdliche Praxis ohne Ablenkung erreicht jeder den Yoga-Erfolg. I-68-70 ergänzen, dass dies nur durch die beschriebene Praxis, nicht z.B. durch Lesen oder fromme Worte erreichbar wäre.
Nur die Praxis zählt
Das wäre das erste Kapitel der Hatha-Yoga-Pradipika. Hier geht es weiter zu Kapitel 2.