das goettliche Samâdhi-siddhir Îshwara-pranidhânât
समाधि सिद्धिःीश्वरप्रणिधानात्

Dies ist die letzte Sutra zu den Yamas und Niyamas. Es geht (zum dritten Mal im Yogasutra) um die Hingabe an Gott. Patanjali und die Kommentatoren des Yogasutra trauen dieser Hingabe vieles zu. Allerdings sollte man den Gottesbegriff Ishwara im Yogasutra vor dem Hintergrund der damaligen Zeit sehen.

In II-45 wird Hingabe an Ishwara als einfacher Weg zur Erleuchtung gepriesen ► Übersetzungsalternativen ► mögliche Wirkungsabläufe, die von „Hingabe an Gott“ zur „Erleuchtung“ führen ► Möglichkeiten der Hingabe ► Gottesverständnis im damaligen Indien ► Gedanken zum Beschreiten des achtfachen Pfades

Inhaltsverzeichnis aus-/einklappen

Punkt 1

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Zunächst hier die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Worte, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis variieren kannst:

  • Samadhi, Samâdhi = überbewusster Zustand; Extase; Einheit; Integration; Kontemplation;
  • Siddhi, siddhih = (übernatürliche) Kraft; Leistung; Fähigkeit; übersinnliche Kräfte;
  • Ishvara, Îshwara, īśvara = Gott; persönlicher Gott; göttliches Ideal des reinen Bewusstseins;
  • Pranidhana, praṇidhāna, pranidhânât = (durch) Selbsthingabe; Hingabe an ein höheres Ideal; Annehmen des eigenen Schicksals; durch innige Liebe;

2

Übersetzungsvarianten aus-/einklappen
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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Punkt 3

3. Wo wir stehen

Hier findest du eine kurze Zusammenfassung des 2. Kapitels des Yogasutras bis zu Sutra II-44:

Yoga Sutra - 2. Kapitel - bis hierher

Wir befinden uns im zweiten Kapitel des Yogasutra von Patanjali. Es handelt von der „Praxis“. Patanjali beginnt das Kapitel mit dem Versprechen, dass Yoga die Leiden des Yogis vermindere und (irgendwann) zu Samadhi, zur allumfassenden Freiheit führe.

In Sutra II-3 bis II-11 schildert Patanjali die fünf Haupt-Hindernisse auf dem Yogapfad, die sogenannten Kleshas (Unwissenheit, Anhaftung, Ablehnung, Ego, Lebensdrang). Erste Wege zur Überwindung der Hindernisse werden angerissen (Gegenschöpfung, Meditation).

Sutra II-12 bis II-15 handeln von Karma (Folgen von Handlungen und Gedanken, die aufgrund der Kleshas geschehen) und dem inhärenten Leid von allem und jedem in dieser Welt. Grundübel ist dabei unsere Identifikation mit dem, was wir nicht sind.

Dann geht es bei den Sutras weiter mit den Schritten, das Leiden zu besiegen. Patanjali sieht es als „die“ Aufgabe des Yogis an, den Unterschied zwischen Sehenden und Gesehenem zu erkennen. Nach und nach sollte diese Erfahrung kultiviert und ausgebaut werden. So gelange man zur Freiheit – Kaivalya (auch mit „letzter Freiheit“, Isoliertheit (Alleinheit), höchster Befreiung oder „vollkommener Erlösung“ übersetzt.

Nachdem Patanjali in den Sutras II-18 und II-19 über Prakriti, die Natur/unsere Welt, gesprochen hat, geht er dann auf deren Beobachter, den Seher (Purusha) und dessen Wahrnehmung ein. Von Sutra II-20 bis Sutra II-27 erläutert Patanjali Grund und das Zustandekommen unserer Existenz, wie die Unwissenheit unser Dasein bestimmt und  dass Viveka Khyati, die Unterschreidungskraft oder unterscheidende Wahrnehmung, dauerhaft angewendet unsere Unwissenheit beendet. In den Sutras II-28 bis Sutra III-8 gibt Patanjali die konkrete Praxisempfehlung Ashtanga Yoga, um unser falsches Bild von der Welt – das Leid verursacht und unsere Befreiung verhindert – auch ohne großes spirituelles Talent zu überwinden. Den achtfachen Pfad des Raja Yoga, des königlichen Yoga.

In Sutra II-30 zählt Patanjali auf, was zur ersten Stufe des Pfades, den Yamas, gehört, in II-31 betont er deren universelle Gültigkeit. In II-32 listet er die Niyamas auf, die yogischen Empfehlungen für den Umgang mit uns selbst. In II-33 und II-34 benennt er, welche Folgen sich daraus ergeben, wenn unser Geist sich weigert, die Yamas und Niyamas zu befolgen und was wir dagegen tun können: die Kultivierung des gegenteiligen Gedankens/Zweifels (Pratipaksha Bhavana). Die Sutra II-35 (Ahimsa-Nichtverletzen) bis II-39 (Aparigraha-Begierdelosigkeit) schildern die besonderen Kräfte und Fähigkeiten, die ein Mensch erlangt, wenn er die Yamas tief in sich verwurzelt.

Ab Sutra II-40 bis II-45 schildert Patanjali die Folgen Einhaltung der Niyamas. Hier in II-45 geht es um die Auswirkung ishvara pranidhana – der Verehrung des Göttlichen.

Punkt 4

4. Einführung

Vyasa, der erste und wohl bekannteste Kommentator des Yogasutra, schreibt: „Vollkommenheit von samādhi [kommt zu] einem, dessen ganzes Wesen Īśvara gewidmet ist. Dadurch weiß er alles, was er zu wissen wünscht, wie es wirklich ist, an anderen Orten, in anderen Körpern und zu anderen Zeiten. Infolgedessen nimmt seine Weisheit die Dinge so wahr, wie sie [wirklich] sind.“

 Punkt 5

5. Ishvara: der vage Gottesbegriff im Yogasutra

Ishvara-pranidhana findet sich an drei Stellen im Yogasutra, allerdings jeweils ohne nähere Erläuterung von "Ishvara":

Alle Sutras zu Ishvara

Yoga Sutra I-23: Oder durch fromme Hingabe an Ishvara (Gott als ein ideal gedachtes Wesen) kann es erlangt werden

Zur Sutra

Yoga Sutra I-24: Ishvarah ist als besonderes Wesen unberührt von Leid, Karma oder Wünschen

Zur Sutra

Yoga Sutra I-25: Er ist unübertroffen und Quell allen Wissens

Zur Sutra

Yoga Sutra I-26: Ungegrenzt von der Zeit ist er seit ältesten Zeiten der Lehrer aller Meister

Zur Sutra

Yoga Sutra I-27: Ishvara zeigt sich in dem Wort OM (Pranavah)

Zur Sutra

Yoga Sutra I-28: OM ist im Bewusstsein seines Sinnes mit Hingabe zu wiederholen

Zur Sutra

Yoga Sutra I-29: Durch diese Praxis erlangt man das wahre innere Selbst und alle Hindernisse verschwinden

Zur Sutra

Yoga Sutra II-1: Strenge Übungspraxis, Selbststudium und Hingabe an den höchsten Herrn – das ist der Kriya Yoga

Zur Sutra

Yoga Sutra II-32: Die Nyamas lauten Reinheit, Zufriedenheit, Selbstdisziplin, Selbststudium und Hingabe an Gott

Zur Sutra

Yoga Sutra II-45: Die Hingabe an Ishwara führt zur Vollkommenheit in Samadhi.

Zur Sutra

Manche vermuten als Grund für die mangelnde Konkretisierung von Ishvara, dass Patanjali religiöse Streitigkeiten vermeiden wollte. In Indien gab es damals eine Vielzahl von Göttern und Gottesvorstellungen. Hätte Patanjali das Gottesbild im Yogasutra – in welcher Form auch immer – konkretisiert, wäre er vermutlich vielen religiösen Gruppen auf die Füße getreten.

Rainbowbody kommt (wie üblich) auch bei dieser Sutra ganz ohne Gottesbegriff aus:: „Isvara pranidhana bedeutet die Hingabe an das höchste Selbst - unser höchstes Potenzial oder unsere Quelle.“ Und weiter: „... das Wort Isvara ist ein Oberbegriff für „das, was jenseits von Form, Attribut oder symbolischer Darstellung ist, d.h. das höchste, aber formlose Selbst, das sich der Beschreibung entzieht und in das Worte wie Brahman nicht eindringen können. Es ist also ein Platzhalter für das formlose, zeitlose .... Isvara pranidhana als Praxis beschwört und bekräftigt die heilige, zeitlose, ursprüngliche Präsenz.“

Ralph Skuban versteht ishvara als „die Quelle, aus der wir kommen“.

 Punkt 6

6. Viele Wege führen nach Rom

Im Yoga-Sutra werden mehrere Wege aufgezeigt, um zum Samadhi, zum Überbewusstsein, zu gelangen. Man kann es durch Ausbildung von Viveka Khyati, der dauerhaften Unterscheidungskraft, erlangen. 

Alle Sutras zu Viveka Khyati

Yoga Sutra II-26: Die Entwicklung und ununterbrochene Anwendung einer reinen Unterscheidungskraft beendet die Unwissenheit

Zur Sutra

Yoga Sutra II-27: Die Anwendung der reinen Unterscheidungskraft führt zur siebenfachen Erkenntnis

Zur Sutra

Yoga Sutra II-28: Indem wir die [acht] Glieder des Yoga praktizieren, verschwinden die Unreinheiten, das Licht des Wissens erstrahlt und führt zur Entwicklung von Unterscheidungskraft

Zur Sutra

Yoga Sutra IV-27: Jedoch kommt es zunächst aufgrund vergangener Prägungen (Samskaras) immer wieder zu Unterbrechungen dieser Unterscheidungskraft

Zur Sutra

Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin Unterscheidungskraft übt und alle Wünsche aufgibt, erlangt Dharma-Meghah-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"

Zur Sutra

Oder durch die acht Stufen des Raja Yogas:

Alle Sutras zum achtgliedrigen Pfad

Yoga Sutra II-28: Indem wir die [acht] Glieder des Yoga praktizieren, verschwinden die Unreinheiten, das Licht des Wissens erstrahlt und führt zur Entwicklung von Unterscheidungskraft

Zur Sutra

Yoga Sutra II-29: Die acht Glieder des Yoga-Weges sind: Yama (Umgangsregeln), Niyama (Enthaltungen), Asana (Stellungen), Pranayama (Atemregulierung), Pratyahara (Sinnesrückzug), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Erleuchtung)

Zur Sutra

Yoga Sutra II-30: Die förderlichen Selbstbeschränkungen (yamas) sind Nichtverletzen, Wahrhaftigkeit, Nichtstehlen, Enthaltsamkeit und Begierdelosigkeit

Zur Sutra

Yoga Sutra II-31: Die Yamas sind überall einzuhalten, unabhängig vom eigenen Status, dem Ort, der Zeit oder den äußeren Umständen – sie stellen das Große Gelübde dar

Zur Sutra

Yoga Sutra II-32: Die Nyamas lauten Reinheit, Zufriedenheit, Selbstdisziplin, Selbststudium und Hingabe an Gott

Zur Sutra

Yoga Sutra II-33: Negative Zweifel bzw. Gedanken sollten durch geistige Kultivierung von deren Gegenteil überwunden werden

Zur Sutra

Yoga Sutra II-34: Gedanken und Zweifel, die zu schädigendem Verhalten führen – egal ob dies selbst getan, in Auftrag gegeben oder nur begünstigt wird, egal ob durch Gier, Ärger oder Verblendung motiviert, egal ob in der Ausführung mild, mittelmäßig

Zur Sutra

Yoga Sutra II-35: Wenn das Nichtverletzen [anderer Lebewesen im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, verschwindet jede Feindseligkeit in seiner Umgebung

Zur Sutra

Yoga Sutra II-36: Wenn Wahrhaftigkeit [im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, entspricht das [jeweilige] Ergebnis seiner [jeweiligen] Handlung

Zur Sutra

Yoga Sutra II-37: Wenn Nichtstehlen [im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, kommen alle Reichtümer [wörtlich: Juwelen] zu ihm

Zur Sutra

Yoga Sutra II-38: Wenn Enthaltsamkeit (Brahmacharya wörtlich: Wandel in Brahma) [im Wesen eines Menschen] fest verwurzelt ist, erlangt er große Vitalität

Zur Sutra

Yoga Sutra II-39: Ist Begierdelosigkeit (Aparigraha) [im Wesen eines Menschen] gefestigt, erkennt er den Sinn seiner Geburt

Zur Sutra

Yoga Sutra II-40: Durch Reinheit entsteht Abneigung gegenüber dem eigenen Körper und gegenüber der Berührung mit anderen Körpern

Zur Sutra

Yoga Sutra II-41: Aus Reinheit entstehen Klarheit im Geist, innere Freude, gerichtete Konzentration, Beherrschung der Sinne und Erkennen vom wahren Selbst

Zur Sutra

Yoga Sutra II-42: Durch das Kultivieren von Zufriedenheit erreichen wir höchstes Glück

Zur Sutra

Yoga Sutra II-43: Durch tapas (Entsagungen, Selbstzucht) verschwinden Unreinheiten; dies führt zu Vollkommenheit und Beherrschung vom Körper und den Sinnen

Zur Sutra

Yoga Sutra II-44: Durch Selbstserforschung wird man eins mit der ersehnten Gottheit (bzw. dem Ideal)

Zur Sutra

Yoga Sutra II-45: Die Hingabe an Ishwara führt zur Vollkommenheit in Samadhi.

Zur Sutra

Yoga Sutra II-46: Die Asana [Haltung in der Meditation] sollte unbewegt und angenehm sein

Zur Sutra

Yoga Sutra II-47: Bemühe dich in der Asana [Sitzhaltung in der Meditation] um tiefe Entspannung und versenke deinen Geist in das Unendliche

Zur Sutra

Yoga Sutra II-48: Dadurch [die Meisterung der Asana] können die Gegensatzpaare den Yogi nicht mehr angreifen

Zur Sutra

Yoga Sutra II-49: Wenn der Yogi lange Zeit unbewegt bequem sitzen kann, beginnt er mit Pranayama, der Kontrolle über die Bewegung von Ein- und Ausatmung

Zur Sutra

Yoga Sutra II-50: [Beim Pranayama werden] Zeit, Ort und Anzahl der Einatmung, Ausatmung und des Anhaltens reguliert und laufend verlängert und verfeinert.

Zur Sutra

Yoga Sutra II-51: Die vierte Art des Pranayama überschreitet die Erfahrung von Einatmung und Ausatmung

Zur Sutra

Yoga Sutra II-52: Wenn dies erreicht ist, löst sich der Schleier um das innere Licht auf

Zur Sutra

Yoga Sutra III-1: Durch Ausrichtung des Geistes auf ein Objekt entsteht Konzentration (Dharana)

Zur Sutra

Yoga Sutra III-2: Wenn so die Wahrnehmung gebündelt fließt, entsteht Dhyana (Meditation)

Zur Sutra

Yoga Sutra III-3: Wenn sich das Bewußtsein von Subjekt und Objekt auflöst und nur das Objekt unmittelbar im Geist erstrahlt entsteht Samadhi

Zur Sutra

Yoga Sutra III-4: Das Üben der drei zusammen (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) ist Samyama (völlige Sammlung)

Zur Sutra

Yoga Sutra III-7: Gegenüber den vorhergehenden (Yama, Niyama, Pranayama, Asana, Pratyahara) sind diese drei (Dharana, Dhyana, Samadhi) die inneren Glieder des achgliedrigen Pfades

Zur Sutra

Yoga Sutra III-8: Doch auch diese Drei sind nur die äußeren Aspekte der samenlosen Versenkung

Zur Sutra

Yoga Sutra III-9: Wenn die störenden Wellen des Geistes durch Selbstbeherrschung unter Kontrolle gebracht sind, transformiert der Geist zur inneren Stille (Nirodha–Parinâma)

Zur Sutra

Am einfachsten scheint es aber gemäß Patanjali durch Bhakti-Yoga zu erreichen sein: Allein die Hingabe an Gott reicht wohl aus.

Sukadev schreibt: „Hingabe an Gott führt zwar nicht sofort zu samadhi, aber sie versetzt einen in die Lage, samadhi zu erreichen. Wenn wir Gott hingegeben sind, kommt samadhi-siddhi, die Fähigkeit, die Kraft für samadhi.“

Andere mahnen, man solle nicht glauben, Yoga auf die Hingabe an Gott zu beschränken. Beispiel Govindan: „... nichts deutet darauf hin, dass die anderen vier niyamas [Reinheit, Zufriedenheit, Tapas, Selbsterforschung] weniger wichtig sind oder dass die Hingabe an Gott eine Alternative zu ihnen wäre.“ Wie bei einem Rezept würden die fünf niyamas zusammengehören und „synergetisch (= zusammenwirkend) wirken“.

Siehe auch:

Yoga Sutra IV-29: Wer den höchsten Bewusstseinszustand erlangt hat und weiterhin Unterscheidungskraft übt und alle Wünsche aufgibt, erlangt Dharma-Meghah-Samadhi, erhält einen "Regen von Tugenden"

Zur Sutra

Punkt 7

7. "Alles an Gott übergeben" = Schlüssel zum Überbewusstsein?

Ishwara bedeutet wörtlich „Herr“ oder „Meister“, im übertragenen Sinne dann „höhere Wirklichkeit“, „unmanifeste Existenz“ oder einfach nur Gott.

Wie könnte die Wirkungskette „Hingabe an Ishvara → Samadhi“ konkret aussehen? Welche Prozesse spielen sich dabei ab?

Viele Kommentatoren des Yogasutra sehen es als (sehr) hilfreich wenn nicht gar notwendig an, sich ganz Gott bzw. dem göttlichen Willen hinzugeben, damit das Ego „transzendiert“ werden kann. Erst mit der Überwindung des Egos werden Energien frei, die dann das Tor zum Überbewusstsein öffnen.

Nur das völlige Loslassen im Verbund mit dem Hingeben an eine höhere Macht öffnet für das Absolute. Gemäß dem biblischen Motto:

„Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“.

Skuban: „Sich hingeben bedeutet: ... sich zum Tal machen, in welches das Licht des Berges einfließen kann.“

Swami Vishnudevananda schreibt: „Nur durch Hingabe des eigenen Willens, des eigenen Egos, des eigenen Lebens an Gott, wird der überbewusste Zustand erlangt!“

Anders betrachtet: In der Meditation wird oft gefordert, dem Fortschritt zuliebe keine Erwartungen zu hegen. Das ist leichter gesagt als getan. Wer jedoch gewohnt ist, alles in Gottes Hände zu legen, gar seinen eigenen Willen weitestgehend zum Erliegen gebracht hat, der kann viel leichter diese Haltung der Erwartungslosigkeit annehmen.

Ganz ähnlich gewinnen Karma-Anhänger (Buddhisten & Co.) viel Energie aus dem Glauben an die Vorbestimmung des jetzigen Lebens. Mit diesem Glauben bzw. der dadurch freiwerdenden Aufmerksamkeits-Energie fällt es viel leichter, das „Zeugenbewusstsein“ zu entwickeln, denn wir können unsere geistige Kraft von dem Versuch der Beherrschung des jetzigen Augenblicks abziehen und ganz für die Achtsamkeit verwenden.

Doch auch die Kraft des Göttlichen wird im Buddhismus „genutzt“. Wim van den Dungen: „Während reale Gottheiten (wie Îshvara und seine Manifestationen) als gültige Objekte der Zuflucht abgelehnt werden (weil sie sich über ihre letztendliche Natur irren), sind meditative Gottheiten („ishta-deva“, „auserwählte Gottheit“ oder tib. „Yidam“) gültige Brücken, um die konventionelle Welt mit der letztendlichen Realität („nirvâna“, „Dharmakâya“, „tathâgatagarbha“) zu verbinden.

Praktizierst du ishvara pranidhana, die Hingabe an das Göttliche?

 

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Punkt 8

8. Frieden durch Wunschlosigkeit

Iyengar sieht noch eine andere Wirkung: „Die Hingabe an Gott befreit den Sadhaka von den Fesseln weltlicher Wünsche.“

Swami Satchidananda ergänzt: „Wenn eine Person an (innerem) Frieden interessiert ist, warum sollte sie oder er dann Wünsche oder Besitztümer haben? Beides kann nie zusammengehen.“ Kein Weiser habe je behauptet, dass man beides haben könne: inneren Frieden und Wünsche. Nur ein „wunschloser, völlig nackter“ Geist – frei von allem – kann Frieden haben.

Siehe dazu:

Yoga Sutra I-16: Das Nichtbegehren nach den Elementen der Erscheinungswelt führt zur Wahrnehmung des wahren Menschen, des Purushas - die höchste Form der Verhaftungslosigkeit

Zur Sutra

 Punkt 9

9. Wie übe ich Hingabe an Gott? / Umfrage

Hierfür gibt es in der Literatur zahlreiche Vorschläge. Mach doch gleich mit und kreuze an, was du davon praktizierst:

Hingabe an Gott: was von den folgenden Beispielen praktizierst du?

 

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Kannst du eine Praxis der Hingabe an Gott ergänzen?

 

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 Punkt 10

10. Ishvara Pranidhana = Guru Yoga?

In Indien ist die Praxis des Guru-Yoga bekannt. Hierbei wird der eigene Guru ähnlich Jesus oder Buddha verehrt. Dabei wird angenommen, dass der eigene Guru Samadhi/Befreiung/Erleuchtung erlangt hat und dadurch allwissend und wohlwollend ist. Der praktizierende Yogi setzt darum all sein Vertrauen in den Guru und verlässt sich voll auf diesen.

Diese Praxis ist nicht mit Ishvara Pranidhana gemeint. Im Gegenteil, Patanjali spricht überhaupt nicht von Lehrer-Schüler-Beziehungen im Yogasutra. Höchstens indirekt: Ishvara wird als Lehrer aller Lehrer, als ältester Lehrer bezeichnet:

Yoga Sutra I-26: Ungegrenzt von der Zeit ist er seit ältesten Zeiten der Lehrer aller Meister

Zur Sutra

Punkt 11

11. Übung zu Sutra II-45

uebung sutre

Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-45:

Nimm in der kommenden Woche andere Wesen (Menschen und Tiere) ganz bewusst wahr und suche nach dem Göttlichen in ihnen.

Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erkenntnisse hier (ist anonym, es sei denn, du nennst deinen Namen):

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

 

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Punkt 12

12. Zu Samadhi

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Samadhi ist das letzte Glied im achtfachen Yogapfad und soll mit fantastischen Erlebnissen einhergehen. Doch was passiert beim Samadhi genau, wie kann ich mir diesen Zustand vorstellen? In den Yogasutras und anderen Schriften wird Samadhi zur Verdeutlichung recht dezidiert in mehrere Stufen unterteilt. Dieser Artikel beschreibt bekannte Unterteilungen und nennt mögliche Meditationsobjekte für die jeweiligen Samadhi-Stufen. Eine Auswahl an Videos zum Thema Samadhi will das Verständnis vertiefen.

Hier weiterlesen

Punkt 13

13. Zum Abschluss der Sutras über Yamas und Niyamas

Unter den Kommentatoren zum Yogasutra und zum Yogapfad allgemein besteht Uneinigkeit darüber, ob mit dem fortgeschritteneren Stufen des achtfachen Pfades erst begonnen werden sollte, wenn die Yamas und Niyamas gemeistert sind. Also erst einmal die Yamas und Niyamas ausreichend befolgen, bevor wir uns Asanas, Pranayama oder gar der Meditation zuwenden. Oder ob man die "Stufen" eher als "Glieder" betrachten und entsprechend alle acht Glieder des achtfachen Yogapfades gleichzeitig geübt werden sollten.

So findet sich folgender Satz im Yoga-BHashya-Vivarana 2.29, zitiert aus Feuerstein S. 370: „Nachdem sich ein yogin durch die stete Ausübung von moralischer Disziplin (yama) und Selbstbeherrschung (niyama) qualifiziert hat, kann er zu Yoga-Stellungen und anderen Methoden übergehen.“

R. Skuban sieht das anders und fragt provokant, ob das Motto „Werde erst zu Paulus, dann beginne mit Asanas!“ gelten solle. Oder ob man schon als bemühter Paulus mit Pranayama, Meditation und Co. beginnen dürfe.

Skuban schreibt weiter, Yoga sei ein „... gleichzeitiges, multidimensionales Arbeiten auf allen Ebenen ... Jedes einzelne Element stärkt jedes andere.“ Entsprechend würden sich andere große Yoga-Schriften wie die Hatha Yoga Pradipika und die Gheranda Samhita auch gar nicht groß mit den Yamas und Niyamas beschäftigen.

Punkt 14

14. Dein Feedback / deine offene Frage an den Text

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Punkt 15

15. Videos zu Sutra II-45

Sukadev zur Sutra II-45

Länge: 4 Minuten

Video von Desikachar zur Sutra

Desikachar Video zu Sutra II-44 und II-45

Länge: 39 Minuten

Punkt 16

16. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra

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16.1. Alte Schriften auf Yoga-Welten.de

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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