Simhasana – die Löwen-Stellung
Die Simhasana, auch bekannt als Löwen-Stellung, ist eine eher ungewöhnliche und energetisierende Asana, die deinen inneren Löwen zum Leben erweckt! Diese Pose sieht auf den ersten Blick vielleicht etwas komisch aus, aber sie ist tatsächlich eine kraftvolle Übung, die Körper und Geist gleichermaßen anspricht. Sie eignet sich wunderbar, um Anspannung im Gesicht und im Halsbereich loszulassen – was im stressigen Alltag oft übersehen wird. Also, lass uns eintauchen in diese zwar lustig anzuschauende, aber auch majestätische Pose!

Ausführung der Übung: So brüllst du wie ein Löwe
- Startposition: Setze dich auf deine Knie, entweder im klassischen Fersensitz (Vajrasana) oder auf eine andere Weise, die für dich bequem ist. Manche Varianten schlagen sogar vor, die Füße zu kreuzen und das Becken zwischen den Fersen ruhen zu lassen.
- Handposition: Lege deine Hände auf deine Knie, Handflächen nach unten, die Finger weit gespreizt. Stell dir vor, du bist ein Löwe, der seine Pranken zeigt!
- Atmung: Atme tief durch die Nase ein, spüre, wie sich dein Brustkorb weitet und deine Lungen mit Energie füllen.
- Gesichtsausdruck und Klang: Öffne den Mund weit, strecke die Zunge so weit wie möglich heraus und bringe das Kinn leicht nach unten. Jetzt kommt der spaßige Teil: Während du ausatmest, zischt du wie ein Löwe! Erzeuge dabei einen tiefen „Haaa“-Laut. Das Ausatmen sollte kraftvoll und befreiend sein.
- Augenposition: Richte deinen Blick entweder zwischen deine Augenbrauen (Ajna Chakra) oder fixiere einen Punkt weit oben, sodass es aussieht, als ob du in den Himmel schaust – das verstärkt die energetische Wirkung.
- Wiederholung: Halte die Position noch einen Moment, kehre zur normalen Atmung zurück, und wiederhole die Übung mehrmals.
Diese Pose fordert nicht nur den Körper, sondern auch den Ausdruck deiner Persönlichkeit. Hier geht es darum, Spannungen abzubauen und dich zu erden – und das auf eine außergewöhnlich lebendige Weise.
Video zur Ausführung von Simhasana
Länge: 4 Minuten
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Allgemeine Tipps zur Ausführung einer Asana
Generelle Tipps zur Asana-Ausführung
Wenn du in die Stellung kommst, mache diese zunächst bewegungslos. Es ist eine gute Basis, eine Asana für zehn ruhige Atemzüge regungslos (oder zumindest sehr ruhig) zu halten. In dieser Zeit auch keine Korrekturen vorzunehmen oder tiefer zu dehnen.
- Der Atem in der Asana
Wenn du in Stellung gehst und dich dabei ausdehnst, atme beim In-Die-Stellung-Gehen ein. Umgekehrt, bei zusammenziehenden Stellungen, atme beim Reingehen aus. Beim Auflösen der Stellung entsprechend umgekehrt.
Wenn du in der Stellung bist, beruhige den Atem. Immer weiter (siehe dazu auch: Yoga - wie atmen?. Atme mit dem Bauch und verlangsame und verfeinere deine Atmung im Laufe des Haltens der Stellung. Wenn problemlos möglich baue kleine Atempausen ein. Verlangsame den Atem so weit, wie es ohne Stress möglich ist.
Wenn du einen Schritt weiter gehen willst, atme während deiner gesamten Asana Praxis in der Ujjayi-Atmung (hier erläutert). Halte dann deine Konzentration während der gesamten Übung beim Atem. - Bandhas in der Asana
In vielen Asanas ist es förderlich, Mula Bandha (ggf. leicht) zu halten. - Entspanne dich
Wenn die Asana fest und der Atem ruhig geworden ist, entspanne alle Körperbereiche, die nicht zum Halten der Asana angespannt sein müssen, so wie es Patanjali in Sutra II-47 empfiehlt. Gehe vom Kopf (Gesicht!) den ganzen Körper bis zu den Füßen durch und entspanne dabei alle Bereiche. - Die Konzentration
Konzentriere dich bei jeder Asana mit allen Sinnen und deinem ganzen Geist auf die Bereiche, die gestreckt oder gestaucht werden. Werde innerlich eins mit diesem Bereich. - Variante: Konzentriere dich auf die Unendlichkeit
In Sutra II-47 empfiehlt Patanjali zudem, sich in der Asana auf die Unendlichkeit zu konzentrieren. Mache dir z. B. bewusst, dass du in der Asana mit dem ganzen Universum verbunden bist, über das Prana mit Allem im Austausch stehst. Oder stelle dir vor, wie du in der Asana inmitten eines Sternenmeeres stehst. Finde deine eigene Verbindung zum Unendlichen. - Variante: Tipp zur Förderung von Freude und innere Stärke
Spüre die positiven Belebungs-, Dehnungs- und Stimmungswirkungen während und nach der Übung. Erfreue dich ganz bewusst daran, mache diese Freude in deinem Inneren für 5-10 Sekunden lebendig und stark.
Dies ist eine von uns empfohlene Ergänzung zu jeder Asana. Sie dient dazu, förderliche Neuronenverbindungen im Gehirn aufzubauen und sukzessive zu verstärken, siehe nähere Erläuterungen beim Beitrag "Spirituelles Tagebuch". - Spüre nach
Wenn du aus der Asana herausgekommen ist, spüre ihrer Wirkung im ganzen Körper nach.
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Vorteile der Übung: Warum Simhasana so gut tut
Simhasana mag eine etwas ausgefallene Pose sein, aber ihre Vorteile sind beeindruckend:
- Entspannung der Gesichtsmuskeln: Durch das bewusste Strecken der Zunge und das Öffnen des Mundes wird die Spannung im Gesicht, im Kiefer und im Halsbereich abgebaut. Besonders nützlich bei Stress oder Zähneknirschen.
- Stimulation der Kehle und Stimme: Der Klang, den du während des „Löwen-Brüllens“ erzeugst, massiert die Stimmbänder und die Kehlkopfregion. Dies stärkt die Stimme und kann sogar bei Heiserkeit oder Stimmproblemen helfen.
- Aktivierung des Halschakras: Die Übung stimuliert das Vishuddha Chakra (Halschakra), welches für Kommunikation und Selbstausdruck steht. Ideal, um die Stimme zu stärken und Selbstbewusstsein im Ausdruck zu fördern.
- Linderung von Halsschmerzen: Simhasana kann dazu beitragen, Halsschmerzen zu lindern, da sie den Rachenraum öffnet und die Blutzirkulation in diesem Bereich verbessert.
- Befreiung von unterdrückten Emotionen: Die Pose hilft auch dabei, innere Spannungen und angestaute Emotionen loszulassen – fast wie ein Befreiungsschlag. Manchmal muss man einfach den inneren Löwen herauslassen, um sich wieder in Balance zu fühlen.
- Förderung von Konzentration: Durch die starke Fokussierung auf die Atmung und den Gesichtsausdruck wird der Geist in den gegenwärtigen Moment geholt, was die mentale Klarheit steigert.
Wann sollte man die Übung nicht ausführen?
Trotz ihrer vielen positiven Effekte gibt es einige Kontraindikationen für Simhasana:
- Kiefer- oder Zahnschmerzen: Wenn du aktuell unter Kieferproblemen oder starken Zahnschmerzen leidest, könnte das Öffnen des Mundes und das Strecken der Zunge unangenehm oder sogar schmerzhaft sein.
- Hals- und Kehlkopfverletzungen: Bei bestehenden Verletzungen im Hals- oder Kehlkopfbereich sollte die Übung mit Vorsicht oder überhaupt nicht ausgeführt werden, da das forcierte Ausatmen und die Bewegung in diesen Bereichen zu weiteren Reizungen führen könnten.
- Erkrankungen des Atemsystems: Bei akuten Atemwegserkrankungen oder Infektionen kann das tiefe Atmen und der Laut in der Übung den Zustand verschlimmern.
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Variationen der Übung: Wie du Simhasana anpassen kannst
Es gibt ein paar interessante Variationen der Löwen-Stellung, die du ausprobieren kannst, um die Pose entweder zu intensivieren oder zu vereinfachen:
- Simhasana im Lotus-Sitz: Wenn du besonders flexibel bist, kannst du diese Pose im Padmasana (Lotus-Sitz) ausführen. Diese Variante verstärkt die Erdung der Übung und stimuliert gleichzeitig deine Hüften.
- Simhasana auf einem Stuhl: Wenn das Sitzen auf dem Boden unangenehm ist, kannst du dich auch auf einen Stuhl setzen und die Übung genauso ausführen. Der Fokus bleibt derselbe, aber der Komfort wird erhöht.
- Simhasana mit Ujjayi-Atmung: Um die Atemarbeit zu vertiefen, kannst du während des Brüllens auch die Ujjayi-Atmung verwenden, bei der du die Stimmritze verengst, um ein zischendes Geräusch zu erzeugen. Dies intensiviert die Stimulation des Halsbereichs.
Simhasana in alten Schriften
Gheranda Samhita
Gheranda Samhita, Kapitel II, Vers 14,15
Beide nach oben gerichtete Knöchel werden – knieend – kreuzweise (also die linke Ferse auf der rechten Seite und die rechte Ferse auf der linken Seite) unter den Hoden gelegt. Die Hände werden auf die Knie gepresst und der Mund geöffnet. Nun wird Jalandhara Bandha – Mudra durchgeführt und der Blick auf die Spitze der Nase gerichtet. Das ist Simhasana, die Löwen-Position, der Vernichter aller Krankheiten.
Anmerkung: Andere Kommentatoren schreiben, dass die Zunge rausgestreckt werden soll. Bei Jalandhara-Bandha ist die Zunge ja eigentlich gegen den Gaumen gepresst. Aber der geöffnete Mund spricht für eine herausgestreckte Zunge (so habe ich Simhasana ebenfalls gezeigt bekommen).
Hatha Yoga Pradipika
Hatha Yoga Pradipika, Kapitel I, Vers 50-52
I-50: Man lege die Fußknöchel unter den Damm, den linken Knöchel an die rechte Seite und umgekehrt.
I, 51: Die Hände werden mit ausgesteckten Fingern auf die Knie gelegt. Mit geöffnetem Mund (und laut Kommentatoren mit heraushängender Zunge) blicke man auf die Nasenspitze.
I,52: Das ist Simhasana, von den besten Yogis gerühmt, es verhilft zur Ausführung der drei Bandha.
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- Chakrasana - das Rad
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Yoga auf dem Stuhl – Übungen für Vielsitzer und bei eingeschränkter Beweglichkeit
Ja, auch auf einem Stuhl sitzend kann man Yoga üben. Und zwar Meditation – das ist klar – und auch Asanas. Im ganz normalen (lockeren) Alltags-Outfit und ohne Matte. Hier findest du Anregungen für Yoga auf dem Stuhl: zunächst eine allgemeine Übungsrunde mit Download zum Ausdruck, Übungen speziell für das Büro und eine Sequenz für Seniorinnen und Senioren.
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Yoga Übungen für Anfänger mit Bildern
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, sagt man. Dies gilt sicherlich auf für Yogaübungen. Darum finden sich hier die wichtigsten Yoga Übungen für Anfänger mit Bildern. Dennoch bedürfen die jeweiligen Stellungen - Asanas genannt - nähere Beschreibungen. Wort und Bild ergänzen sich. Die Erläuterungen werden so kurz wie möglich gehalten. Der Abschluss des Artikels bildet ein Video mit Yoga Übungen für zuhause.
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Shambhavi Mudra: Original-Anleitung aus den alten Schriften
Im 4. Kapitel der Hatha Yoga Pradipika werden Mudras beschrieben. Das erste ist Shambhavi Mudra, das „Siegel der Gattin Shambhus“, auch mit „das wohlwollende Mudra“ übersetzt.
Shambhavi Mudra findet sich sowohl unter den zehn Mudras der Hatha Yoga Pradipika als auch bei den 32 Mudras in der Gheranda Samhita.
Es gibt mehrere Übungsvarianten von Shambhavi Mudra. Man sitzt stets in einer Meditationshaltung und bringt seinen Geist zur Ruhe. Dann übt man meist eine der beiden Varianten
- Oberes Shambhavi Mudra (Bhrumadhya Drishti): Der Blick ist auf den Punkt zwischen den Augenbrauen gerichtet.
- Unteres Shambhavi Mudra (Nasikagra Drishti): Der Blick ist auf die Nasenspitze oder auf den Boden ca. einen Meter vor dem Yogi gerichtet.
Hier findest du die wörtlichen Anleitungen zu Shambavi-Mudra aus der Hatha Yoga Pradipika und der Gheranda Samhita plus einem erläuternden Übungsvideo.
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Welches Yoga bei Bluthochdruck? Übungen, Studien, Hintergründe und Risiken
Yoga kann bei Bluthochdruck die Therapie unterstützen und blutdrucksenkend wirken. Dies zeigen mittlerweile eine Reihe von Studien. Doch welche Asana und welche Pranayama sollte man als Patient durchführen? Welche meiden? Wir fassen Empfehlungen zusammen, nennen Risiken und listen konkrete Übungsvorschläge auf.
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Hormon-Yoga: Übungen & Wirkung bei Wechseljahresbeschwerden

Hormon-Yoga: Übungen & Wirkung bei Wechseljahresbeschwerden
Die Wechseljahre sind mit vielen unangenehmen Begleiterscheinungen behaftet, die durch das Absenken des Hormonspiegels bedingt sind. Die natürliche Umstellung des Körpers ist oft verbunden mit Depressionen, Hitzewallungen, Antriebsmangel, innerer Unruhe, abschwächender Libido sowie körperlichen Veränderungen.
Wenn der Hormonhaushalt aus dem Takt gerät, wird der Alltag schnell zum Drahtseilakt – innerlich angespannt, äußerlich erschöpft. Doch nicht jeder möchte sofort zu Tabletten greifen. Hormon Yoga bietet eine alternative Möglichkeit, wieder in Balance zu kommen – ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit Struktur, Tiefe und erstaunlich viel Wirkung. Der Artikel beleuchtet Hintergründe, Übungen und Ziele dieser speziellen Yogaform – fundiert, lebensnah und mit einem Hauch Skepsis dort, wo Euphorie nicht weiterhilft.
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