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मूर्धज्योतिषि सिद्धदर्शनम्

Wieder eine spannende Fähigkeit: Die Kraft, weise Wesen wahrzunehmen! Manche Sutras liest man – und spürt dabei sofort: Da steckt mehr dahinter. Das Yoga Sutra III-33 ist so ein Kandidat. Es verspricht nicht weniger als Zugang zu einer höheren Wirklichkeit durch eine intensive innere Praxis. Wer neugierig ist auf die mystischen Seiten des Yoga, spirituelle Begegnungen nicht ausschließt und gern tiefer in die Symbolik von Licht, Konzentration und göttlicher Schau eintaucht, findet hier mehr eine breite Palette an Kommentierungen zur Sutra. Dieser Beitrag bringt Ordnung in die Vielfalt der Auslegungen und zeigt praxisnah, wie du mit Samyama auf das Licht am … ja, wo genau? Die Kommentatoren zur Sutra sind sich nicht einig. Mehrere Punkte stehen zur Auswahl.

Kurz zusammengefasst

  • Samyama (Saṁyamā)
    Die Kombination aus Konzentration (Dharana), Meditation (Dhyana) und Versenkung (Samadhi). Diese Methode wird genutzt, um spirituelle Fähigkeiten (Siddhis) zu entfalten.
  • Mûrdha-jyotishi (Licht am Scheitel)
    Meist wird es als das Licht am Sahasrara-Chakra, dem höchsten Punkt des Kopfes, verstanden – manchmal aber auch als das Licht im Ajna-Chakra (Stirnzentrum).
  • Siddhas (vollkommene Wesen)
    Erleuchtete Meister, göttliche Wesen oder Heilige, die laut yogischer Tradition nach dem physischen Tod weiter existieren, um Menschen subtil zu unterstützen.
  • Darshana (Vision oder Kontakt)
    Kann sowohl eine spirituelle Schau, als auch innere Erkenntnis oder ein energetischer Kontakt bedeuten. Möglich durch Samyama auf das Licht.
  • Praktischer Nutzen
    Wer regelmäßig Samyama auf das Scheitelllicht praktiziert, kann tiefere Einsichten, innere Führung und das Gefühl spiritueller Verbundenheit erleben.
  • Alternative Deutung
    Nicht nur „Sicht der Siddhas“, sondern auch Zugang zu einer höheren Perspektive, zu einem erweiterten Bewusstsein.
  • Quellenvielfalt
    Zahlreiche Übersetzer und Kommentatoren deuten den Vers unterschiedlich – einige betonen das Ajna-Chakra, andere das Kronenchakra. Die Praxis bleibt jedoch ähnlich.
  • Übungsanleitung
    Stelle dir ein Licht am Scheitel vor, versenke dich tief in diese Vorstellung – entweder im Sitzen oder liegend, z. B. mit Yoga Nidra. Optional: Visualisiere Licht, das durch dich strömt.

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Samyama, samyamah, saṁyamā = Ausdruck für die Triade Dharana, Dhyana und Samadhi; Selbstbeherrschung; Abfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi;
  • Samyamat, samyamât = durch Ausführung von Samyama über;
  • Mûrdha = Scheitel; höchster Punkt vom Körper; Spitze des Kopfes;
  • Jyotishi. Jyoti = Licht; Helligkeit;
  • Siddha = vollkommene Wesen; Erleuchtete; Meister mit überirdischen Kräften; Heilige; Vollendete;
  • Darshana = Vision; Kontakt; Sehen; Schau; Perspektive;

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Roots: „... auf das Licht im Kopf erhält man die Vision der Adepten.“
  • Sukadev: „... auf das Licht am Scheitel ... Vision vollkommener Meister.“
  • Deshpande/Bäumer: „… Licht im Zentrum des Schädels hin … Schau der Vollkommenen.“
  • Dr. R. Steiner: „... entsteht Kontakt mit den vollkommenen Meistern ...“
  • Coster: „-“
  • Feuerstein: „[Durch samyama] auf das Licht im Haupt erschaut er …“
  • R. Palm: „… auf das Kopf-Licht ...“
  • R. Sriram: „... [Versenkung] in das Licht im höchsten Punkt im Körper …“
  • Govindan: „[Durch Eins-werden] mit dem Licht [am Scheitelpunkt] des Kopfes …“
  • Iyengar: „… Licht des Kopfes hin, erlangt man Visionen von vollkommenen Wesen.“
  • Chip Hartranft: „... mit vollkommener Disziplin auf das Licht im Scheitel konzentriert, erlangt man die Perspektive der Vollendeten.“
  • R. Skuban: „Die Ausrichtung auf das Licht der Krone des Kopfes …“
  • T.K.V. Desikachar: „Dadurch, dass ein Mensch auf die Quelle der höchsten Klarheit in sich meditiert …“
  • G. Pradīpaka: „(Durch Saṁyama) auf das koronale (mūrdha) Licht (jyotiṣi), ... Wahrnehmung oder Vision ... der Siddha-s -- d.h. nicht die vollendeten Wesen, sondern eine Art von Halbgöttern ...“
  • 12koerbe.de (dort: 32): „... Scheitel-Licht des fertigen Meisters Anschauung“
  • Hariharananda Aranya: „... auf dem Kronenlicht können Siddhas gesehen werden.“
  • I. K. Taimni: „... auf dem Licht unter dem Scheitel des Kopfes Visionen von vervollkommneten Wesen.“
  • Vyasa Houston: „...Vision der Vollendeten.“
  • Barbara Miller: „Von der vollkommenen Disziplin des Lichtes im Scheitel erhält man ...“
  • Swami Satchidananda: „Durch Samyama auf das Licht am Scheitel des Kopfes (Sahasrara-Chakra) erhält man ...“
  • Swami Prabhavananda: „Indem man Samyama auf das Strahlen im Hinterkopf macht, wird man fähig, die himmlischen Wesen zu sehen.“
  • Swami Vivekananda: „A...Licht, das vom Scheitel des Kopfes ausgeht ... die Sicht der Siddhas.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Durch Beschränkung [englisch: constraint; gemeint ist vermutlich auch bei Wim van den Dungen: Samyama] auf das Licht im Kopf ...“
  • Rainbowbody: „Samyama auf das Licht (jyotishi), das während der Meditation im Scheitel (murdha) erscheint ... Die Ewigen sind immer HIER, um uns zu helfen.”

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Einordnung dieser Sutra im Yogasutra

Samyama ist die Schlüsselübung im dritten Kapitel des Yogasutra zum Erreichen der geistigen Kräfte. In den Sutras III-1 bis III-7 erläutert Patanjali zunächst, was Samyama ist: die Kombination aus

  • Dharana (Konzentration),
  • Dhyana (Meditation) und
  • Samadhi (Überbewusstsein).

In Sutra III-8 ergänzt er dann, dass der Yogi zur Erlangung der Erleuchtung über Samyama hinausgehen muss.

In den Sutras III-9 bis III-15 geht es weiter mit Erläuterungen, welche Wandlung der Geist (Chitta) vollziehen muss, um Samyama bis zur Perfektion ausüben zu können. Aufeinander aufbauend sind das die Stadien

  1. Nirodha-Parinama (Wandel durch Sammlung, einfache Konzentration),
  2. Samadhi-Parinama (Wandlung durch länger andauernde Konzentration) und
  3. Ekagrata-Parinama (Wandel/Transformation durch vollkommene Versenkung auf einen Punkt/ein Thema). 

Der notwendige Wandel des Geistes erfolgt nach und nach, ist keine sprunghafte Entwicklung.

In den Sutras III-16 bis III-49 macht Patanjali eine ganze Reihe von Vorschlägen, worauf man Samyama lenken könnte und welche Folgen (Siddhis = Kräfte, besondere Erkenntnisse) sich jeweils daraus ergeben.

In dieser Sutra schildert Patanjali, wie mittels Samyama auf das/ein Licht an der höchsten Stelle des Kopfes eine Sicht oder Vision auf sogenannte Siddhas – erleuchtete Meister – erhalten kann.

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Patanjalis Anleitungen zur Erlangung der Siddhis lauten generell, dass der Praktizierende Samyama gezielt auf ein Meditationsobjekt anwendet. Samyama ist die Verbindung aus anhaltender Konzentration, Meditation und schlussendlich Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Objekt der Meditation. Skuban sieht den Vorgang von Samyama als “mentales Eindringen in ein Objekt, das den Übenden schließlich zu den feinstofflichsten Bereichen des Seins führt.” Dadurch werden die drei Eigenschaften (siehe Sutra III-13) eines Objektes voll erkannt. So wird das Objekt voll verstanden und über die Gunas auch beherrschbar. Alle Objekte sind nämlich laut Yogalehre Erscheinungsformen der drei Gunas, auch das Bewusstsein des Menschen. Der Yogi diszipliniert sein Bewusstsein und kann über bzw. in Samyama die Gunas auch außerhalb seines Bewusstseins beeinflussen oder verändern. So erklären sich gemäß Yogalehre die Siddhis. 

Vibhutis, der andere Name für die Siddhis, bedeutet wörtlich weg (vi) von den Elementen (bhutas) und steht damit laut einiger Kommentatoren auch für die Abwendung von der Identifikation mit den materiellen Grundlagen unseres Lebens, yogisch: Prakriti. Hin zur Erkenntnis unserer wahren Natur: Purusha.

Die Sutras III-16 bis III-49  nennen die Objekte, auf die ein Yogi seine Samyama-Konzentration legen sollte, um besondere Kräfte zu entfalten. Iyengar betont jedoch, dass diese Siddhis sich erst bei weit fortgeschrittenen Yoga-SchülerInnen zeigen.

Ergänzend: Lange Pranayama-Praxis soll spontane Siddhis triggern können. Gerade Wechselatmung über Monate hinweg wird in manchen Berichten als „geistöffnend“ beschrieben – mit plötzlichen Hörerlebnissen oder Visionen.

Was ist Samyama?

Was ist Samyama?

Samyama besteht aus drei Stufen: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Nur die erste Stufe von Samyama, die Konzentration auf ein Objekt, lässt sich willentlich steuern. Die darauf aufbauenden Geisteszustände Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) müssen sich laut der meisten Kommentatoren des Yogasutras von alleine einstellen und werden durch lang anhaltende Konzentration und Beseitigung der Geisteshindernisse erlangt. Feuerstein bezeichnet Samyama als 'Bündelung' von Konzentration, Meditation und Samadhi. Du findest Samyama ausführlicher in den ersten Sutras des dritten Kapitels des Yogasutra hier auf yoga-welten.de besprochen. Siehe vor allem:

Yoga Sutra III-4: Die drei (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) zusammen auf ein Objekt oder einen Ort angewendet wird Samyama genannt

Zur Sutra


Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene

Zur Sutra


Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen

Zur Sutra


Voraussetzungen und Umgang mit den Siddhis

Empfehlungen zu Voraussetzungen und zum Umgang mit den Siddhis

Viele Kommentatoren empfehlen, mit den Siddhis sehr bewusst umzugehen. Folgendes wird oft geraten:

Wer sich den Siddhis zuwendet, sollte die Yamas und Niyamas in seinem Leben verwirklicht haben. Diese sind:

Die Yamas – Selbstkontrolle

  • Ahimsa – Gewaltlosigkeit
  • Satya – Wahrhaftigkeit
  • Asteya – Nicht-Stehlen
  • Brahmacharya – Wandel in Brahma / Selbstbeherrschung / Enthaltsamkeit
  • Aparigraha – Nicht-Greifen, Verzicht auf Gier

Niyamas – Verhaltensregeln

  • Saucha – Reinheit
  • Santosha – Zufriedenheit
  • Tapas – Selbstzucht
  • Svadhyaya – Selbststudium (Studium)
  • Ishvarapranidhana – Verehrung des Göttlichen

Siehe dazu die Erläuterungen in "Yamas und Niyamas im täglichen Leben".

Siddhis sollten nicht zum Vergnügen, zur Selbsterhöhung oder anderen ungünstigen, egoistischen Zielen angewendet werden. Vielmehr zeigen die Siddhis (so Iyengar und andere), dass die Yogapraxis “richtig angelegt” sei.

Selbstverständlich sollte man Siddhis auch nicht dazu nutzen, um jemand anderen damit zu schaden.

Stattdessen wird eher ein “Nicht-Beachten” der Siddhis angeraten, wenn diese sich denn zeigen sollten. Iyengar schreibt, (S. 244), die Übungen bei Auftreten der Siddhis mit Glauben und Begeisterung weiterzuentwickeln, die Siddhis aber mit völligem Gleichmut zu betrachten.

Dem Yogi wird also geraten, sich nicht auf die Siddhis einzulassen, sich nicht von ihnen “mitreissen zu lassen”, um sie nicht für eigenen selbstsüchtige Bedürfnisse zu verwenden, woraus späteres Leiden folgen würde. Stattdessen solle er/sie weiter auf dem Pfad der Befreiung zu wandeln und die Siddhis eher als Prüfung ansehen, ob man nicht doch noch - trotz fortgeschrittener yogischer Entwicklung - den Verlockungen der Dualität und des Ego-Daseins nachgibt.

Swami Sivananda sagt über Siddhis:

„Yoga ist nicht dazu da, Siddhis, Kräfte, zu erlangen. Wenn ein Yogaschüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, höchsten Samadhi zu erreichen, muss Siddhis zurückweisen, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen von Devatas. Nur wenn man diese Siddhis zurückweisen kann, kann man Erfolg im Yoga erlangen.“

Im tibetischen Buddhismus werden vergleichbare Fähigkeiten „Shes-rab“ genannt. Auch dort: klare Intuition, inneres Sehen, spontane Einsicht – aber nie als Ziel, sondern als Prüfstein für Demut.

Missverständnisse rund um Siddhis

Die Aussicht auf übernatürliche Kräfte fasziniert viele – und genau darin liegen einige häufige Missverständnisse begründet. Ein Irrglaube besteht darin, dass Yoga hauptsächlich dazu diene, solche Siddhis zu erlangen. Tatsächlich betont die Tradition jedoch, dass Siddhis eher Nebenprodukte auf dem spirituellen Weg sind, nicht sein Zweck. Patanjali selbst stellt im unmittelbar folgenden Sutra klar, dass diese Fähigkeiten für einen im Samadhi befindlichen Geist Upasarga – also Störungen oder Ablenkungen – darstellen, auch wenn sie in einem nach außen gewandten Bewusstseinszustand als außergewöhnliche Errungenschaften erscheinen mögen. Yogameister wie Vyasa und später Vivekananda haben daher immer wieder gemahnt, die Siddhis nicht zu überschätzen: Sie seien wie Blüten am Wegesrand – schön und bemerkenswert, aber man sollte nicht vom Weg abkommen, um nur noch Blumen zu pflücken.

Ein weiteres Missverständnis liegt darin, jede ungewöhnliche innere Wahrnehmung sofort für eine echte siddhische Fähigkeit zu halten. Insbesondere wenn Übende beginnen, sich intensiv mit Meditation zu beschäftigen, können imaginäre Bilder, Lichterscheinungen oder akustische Phänomene auftauchen. Die Yoga-Tradition fordert hier Viveka, das unterscheidende Erkenntnisvermögen: Handelt es sich wirklich um eine valide intuitive Einsicht (Pratibha) oder nur um eine Wunschprojektion des Geistes? Echte spirituelle Intuition wird traditionell durch bestimmte Qualitäten kenntlich gemacht – sie geht einher mit tiefer innerer Stille, Klarheit und Gewissheit, ohne Aufregung oder Ego-Stolz. Hingegen sind halluzinatorische Erlebnisse oder irrige „Eingebungen“ oft dramatisch, emotional aufgeladen oder selbstbezogen. Es ist ein bekanntes Risiko, dass ein Yogi, der sich zu früh auf Siddhis fokussiert, Opfer von Täuschungen werden kann. Beispielsweise könnte man glauben, die Gedanken anderer lesen zu können, während man in Wirklichkeit eigenen Fantasien nachhängt.

Schließlich gibt es das Missverständnis, Siddhis seien ein Zeichen von Erleuchtung oder spiritueller Vollendung. Historische Berichte zeigen jedoch, dass auch wenig ethische oder unreife Personen zeitweise paranormale Fähigkeiten aufweisen konnten – was nicht mit wahrer Heiligkeit gleichzusetzen ist. Im Yoga wird daher gelehrt, die Siddhis weder zu verteufeln noch zu vergötzen. Sie dürfen auftauchen, doch der richtige Umgang ist entscheidend: Ein reifer Yogi nimmt sie wahr, schenkt ihnen aber wenig Bedeutung und bleibt dem höheren Ziel, Kaivalya (der völligen Befreiung), verpflichtet. Missverständnisse klären sich letztlich durch Erfahrung und Anleitung: In der traditionellen Guru-Schüler-Beziehung wurden auftauchende Siddhi-Erlebnisse vertraulich besprochen, um sicherzustellen, dass der Schüler nicht in Fallen wie Egoismus oder Ablenkung tappt. So soll auch der moderne Übende verstehen, dass Wunder im Yoga-Kontext Prüfsteine der Haltung sind – sie verlangen nach noch mehr Demut, Vairagya und Konzentration auf den eigentlichen Weg.

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Häufigste Verortung von Murdha-Jyotish: Licht am Scheitel des Kopfes

Die Lage von Mûrdha-Jyotishi

Am häufigsten wird das in dieser Sutra angesprochene Murdha (= Scheitel, höchste Stelle des Körpers) Jyotishi (= Licht, Helligkeit) als Licht am Scheitel des Kopfes (Kronenchakra oder Sahasrara-Chakra) gedeutet. Als oben auf dem Kopf oder sogar darüber. Sahasrara heißt wörtlich tausendspeichig und darum wird das Sahasrara-Chakra mit dem tausendblättrigen Lotus symbolisiert.

Alternative Verortung: Die Mitte der Stirn – Ajna-Chakra

In der Shiva Samhita heißt es in Kapitel V 45-46 zu diesem Vorgang:

45. Wenn der Yogi ständig daran denkt, dass er ein drittes Auge - das Auge von Shiva - in der Mitte seiner Stirn hat, dann nimmt er ein Feuer wahr, das wie ein Blitz leuchtet. Indem er über dieses Licht kontempliert, werden alle Sünden vernichtet, und selbst der verruchteste Mensch (Alternativübersetzung: lasterhafte Person) erlangt das höchste Ende.“

46. Wenn der erfahrene Yogi Tag und Nacht an dieses Licht denkt, sieht er die Siddhas und Eingeweihten. Er kann sich natürlich auch mit ihnen unterhalten.

So deutet es auch Iyengar (S. 255): “Mûrdhajyotis entspricht dem Ajna-Cakra der yogischen Texte.”

Darshana Siddha: Die Fähigkeit (Siddhi) Siddhas zu sehen

Darshana wird oft mit “Vision” oder “Schau” übersetzt. Siddhas sind “Menschen, die es zu vollkommener Erleuchtung gebracht haben” (Iyengar), vollkommene Wesen, eine Art von Göttern. Sukadev: „… große Meister, die uns weiter segnen, auch nachdem sie ihren Körper verlassen haben.” Er sagt, es gäbe eine Tradition bei selbstverwirklichten Meistern, sich nach dem Tod nicht unmittelbar mit dem Absoluten zu vereinen, sondern auf subtile Weise weiter zu existieren, um Menschen helfen zu können. Dann würden sie Siddhas genannt.

Beispiele für Siddhas

  • Dattatreya
    Heute ein wichtiger Gott, der im Hinduismus verehrt wird. Er gilt als eine Verkörperung der Dreigestalt (Trimurti), d. h., er vereint die Aspekte von Brahma (Schöpfung), Vishnu (Erhaltung) und Shiva (Zerstörung) in sich. In der indischen Mythologie ist er der Sohn des weisen Ehepaars Atri und Anasuya. Dattatreya wird als Adiguru – d. h. als oberster Guru – bezeichnet.
  • Kabir
    Ein indischer Mystiker, Poet und Heiliger, der im 15. Jahrhundert lebte. Er wurde als wichtiger Vertreter des Bhakti-Weges angesehen und beeinflusste die indische Spiritualität stark. 
  • Gorakhnath
    Ein indischer Yogi und Heiliger, der im 12. Jahrhundert lebte. Er gilt als Begründer des Hatha Yoga und war der Schüler von Matsyendranath. Er war ebenfalls ein bedeutender Lehrer der Nath-Sekte und gilt als Inkarnation von Shiva.

Sukadev schreibt, dass sich jeder ernsthafte Yoga-Aspirant in schwierigen Zeiten an diese Siddhas wenden könne.

Umfrage: Glaubst du an die Existenz von Siddhas?

Glaubst du an spirituelle Meister, die nach dem Tod weiter existieren?

 

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🧘‍♂️ War deine Meditationserfahrung eine echte Siddha-Vision?

Nicht jede Lichtwahrnehmung oder innere Gestalt während der Meditation ist gleich eine Siddha-Vision. Oft sind es symbolhafte Bilder aus dem Unterbewusstsein. Ein Schlüsselmerkmal echter Siddha-Kontakte ist ihre tiefe und bleibende Wirkung: Wer einer solchen Präsenz begegnet, spürt oft eine nachhaltige Klarheit, ein Gefühl von innerer Gewissheit und eine stille Freude, die über die Meditation hinaus nachwirkt.

✨ Mini-Quiz: Echte Siddha-Vision oder Einbildung?

Finde mit den folgenden Fragen heraus, ob deine Erfahrung möglicherweise eine echte Siddha-Vision war:

1. Kam die Erscheinung ganz spontan – ohne bewusste Herbeiführung?

2. Hat die Erfahrung einen bleibenden Impuls in dir hinterlassen?

3. War dein emotionaler Zustand nach der Vision eher erhaben und ruhig als aufgewühlt?

4. Hattest du das Gefühl, dass das Ego in dieser Erfahrung keine Rolle spielte?

5. Kam dir die Wahrnehmung klarer und „echter“ vor als ein Tagtraum oder Fantasie?

5 Anzeichen für eine echte Siddha-Vision

Folgende Merkmale können (!) als Hinweis auf eine echte Siddha-Vision gesehen werden:

💠 Klarheit der Wahrnehmung – das Bild oder Gefühl war schärfer als in einem Tagtraum
💠 Tiefe Stille – ein Gefühl von erhabenem Frieden begleitete die Erfahrung
💠 Demut statt Ego – keine Überhöhung, sondern Hingabe
💠 Nachhaltiger Impuls – eine klare Handlung oder Erkenntnis blieb zurück
💠 Unerwartet und spontan – nicht herbeigedacht oder gewünscht

Kritische Perspektive – Vision oder Projektion?

Ein ganzheitlicher Zugang zu spirituellen Themen schließt auch die kritische Reflexion mit ein. So faszinierend das Erleben innerer Licht- oder Meistervisionen auch sein mag – nicht jede Erscheinung in der Meditation ist zwangsläufig ein Zeichen einer höheren Wirklichkeit. Erwartungshaltungen, spirituelle Symbolsysteme oder auch emotionale Überforderung können starke innere Bilder erzeugen, die sich sehr real anfühlen, aber eher aus dem Unterbewusstsein stammen als aus transzendenten Quellen.

Gerade im Yoga, wo mit Symbolen, Chakren und Visualisierungen gearbeitet wird, ist die Grenze zwischen authentischer Erfahrung und Wunschdenken manchmal fließend. Kritische Stimmen betonen daher die Bedeutung von Unterscheidungskraft (Viveka).

„Nicht jede Lichterscheinung ist eine Offenbarung. Manchmal ist es nur das Gehirn, das kurz in Alphawellen badet.“

Das heißt nicht, dass solche Erfahrungen wertlos wären – ganz im Gegenteil. Auch Bilder und Empfindungen, die aus tieferen psychischen Schichten aufsteigen, können Hinweise auf innere Prozesse geben. Wichtig ist nur, dass man sie nicht vorschnell spirituell überhöht, sondern Raum lässt für Reflexion und Erdung.

Hast du eine Vision erlebt, die du nicht einordnen konntest?

Nutze das Kommentarfeld unten, um deine Erfahrung mit anderen zu teilen – ob als Frage, Impuls oder Beobachtung. Durch den Austausch können neue Perspektiven entstehen – zwischen Glaube und Zweifel, zwischen Intuition und Klarheit.

 

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So könnte man sich das Licht am Ajna-Chakra vorstellen, alternativ wie beschrieben oben auf dem Scheitel

Wie genau soll mann bei der Meditation auf das Licht vorgehen?

Voraussetzungen und Vorbereitungen für Samyama und Siddhis

Voraussetzungen für Samyama und Siddhis

Um Samyama – die kombinierte Praxis von Konzentration, Meditation und Versenkung – erfolgreich üben zu können, müssen bestimmte psychologische und spirituelle Voraussetzungen erfüllt sein. Einig sind sich die traditionellen wie modernen Lehrer, dass der Geist des Übenden ausreichend gereinigt und gesammelt sein muss. Das bedeutet: innere Stabilität, relative Gedankenstille und Freiheit von starken emotionalen Aufwallungen als Grundlage. Es bedarf eines Maßes an Konzentrationskraft, Achtsamkeit und Gelassenheit gegenüber Sinnesreizen, damit die Aufmerksamkeit vollständig nach innen gelenkt werden kann. Besonders hervorgehoben wird die Haltung der Nicht-Verhaftung (Vairagya): Der Yogi soll nicht mehr an gewöhnlichen Sinnesfreuden oder Erfolgserlebnissen hängen, sondern eine innere Unabhängigkeit davon kultiviert haben.

Darüber hinaus betont der yogische Weg, dass die grundlegenden Stufen des Achtgliedrigen Pfades gefestigt sein sollen, bevor man sich höheren Techniken wie Samyama widmet. Konkret bedeutet dies: Yama und Niyama – die ethischen Prinzipien und Selbstdisziplinen – sollten im Leben des Übenden verankert sein, um mentale Unruhe und konflikthafte Begierden zu minimieren. Die Praxis von Asana (Körperübungen) und Pranayama (Atemlenkung) baut Spannungen und Rastlosigkeit ab und stabilisiert Körper und Nerven, was indirekt dem Geist zugutekommt. Pratyahara, das systematische Zurückziehen der Sinne, ist ebenfalls eine entscheidende Vorstufe: Erst wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr unwillkürlich von äußeren Eindrücken gesteuert wird, kann echte Konzentration nach innen entstehen. Diese Vorarbeiten schaffen den Nährboden, auf dem Samyama gedeihen kann. Ein Yogi, der Schritt für Schritt diesen Pfad gegangen ist, entwickelt die geistige Stärke und Reinheit, die nötig sind, um tiefe Versenkung zu erreichen – und in deren Folge können Siddhis überhaupt erst auftauchen.

Die Rolle von Entsagung und Ethik (Vairagya, Yama, Niyama)

Entsagung/Nichtanhaftung im Yoga, auf Sanskrit Vairagya, und die ethischen Richtlinien Yama und Niyama gehören zu den fundamentalsten Anforderungen, insbesondere wenn es um den Umgang mit Siddhis geht. Vairagya bedeutet ein inneres Losgelöstsein: der Übende übt sich darin, Verlangen und Anhaftungen aufzugeben – seien es sinnliche Genüsse, materielle Güter oder auch das Streben nach außergewöhnlichen Fähigkeiten. So kann der Yogi in die Tiefe von Samyama gelangen.

Die Geisteshaltung von Vairagya ist auch hilfreich dabei, dass aufkommende Siddhis den Yogi nicht verführen. Nur wer in Gleichmut gegenüber allen Phänomenen bleibt, kann übernatürliche Wahrnehmungen haben, ohne vom eigentlichen Pfad abzukommen. Patanjali nennt Vairagya nicht umsonst bereits im ersten Kapitel als Schlüssel zur geistigen Stille: Das fortwährende Loslassen verhindert, dass der Geist neue Wellen von Begierde und Ego-Stolz bildet.

Ergänzend dazu bilden Yama und Niyama das moralische Fundament. Die fünf Yamas – etwa Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya) oder Nicht-Gier (Aparigraha) – und die fünf Niyamas – etwa Reinheit (Shaucha) und Selbststudium (Svadhyaya) – sorgen dafür, dass der Charakter und Lebenswandel des Yogis ethisch ausgerichtet sind. Warum ist das so wichtig in Bezug auf Siddhis? Zum einen reinigt moralisches Verhalten das Herz und mindert egoistische Tendenzen, was die Wahrscheinlichkeit von Missbrauch oder falscher Identifikation mit Kräften reduziert. Zum anderen stabilisieren Yama und Niyama den Geist: Ein Gewissen, das frei von Schuld und Zwiespalt ist, kommt leichter zur Ruhe. Traditionell heißt es, dass Siddhis nur einem Yogi dauerhaft und gefahrlos zufallen, der Tugend und Selbstbeherrschung verkörpert. Andernfalls können Machtgefühle, Hochmut oder unethische Versuchungen die Folge sein. Daher lehren die Yogameister, dass jede Erweiterung der Fähigkeiten mit entsprechender Demut und Verantwortungsbewusstsein einhergehen muss – Qualitäten, die durch die Befolgung von Yama und Niyama kultiviert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Vairagya und die ethische Praxis sind Förderer und Schutzmechanismus auf dem Weg zur höheren Erkenntnis. Sie erleichtern das Eindringen in lang anhaltende innere Stille bei voller Bewusstheit und bewahren den Übenden davor, die Richtung zu verlieren, wenn Siddhis auftauchen. Ein Yogi, der Entsagung übt und ethisch gefestigt ist, wird die verfeinerten Sinneswahrnehmungen zwar registrieren, aber weder missbrauchen noch für wichtiger halten als das letztendliche Ziel – die Erkenntnis des wahren Selbst (Purusha) und die Befreiung.

Vorbereitende Techniken für Samyama und verfeinerte Wahrnehmung

Um den Geist auf Samyama und mögliche subtile Wahrnehmungen vorzubereiten, empfehlen Yogalehrer seit jeher verschiedene unterstützende Techniken. Insbesondere folgende Ansätze haben sich als hilfreich erwiesen:

  • Yama und Niyama hatten wir schon, empfohlen wird auch eine stabile und bequeme Sitzhaltung (Asana).
  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinne): In dieser fünften Stufe des Raja Yoga lernt der Übende, die Aufmerksamkeit von äußeren Sinnesobjekten abzuziehen. Praktisch wird Pratyahara z.B. geübt, indem man sich in Entspannung auf innere Wahrnehmungen konzentriert und äußere Reize ausblendet – etwa durch Augen schließen, in Stille sitzen oder Visualisierungen. Dadurch werden die Sinne „nach innen gezogen“. Ein trainiertes Pratyahara ist die Voraussetzung dafür, dass in Samyama die verfeinerten, inneren Sinneswahrnehmungen auftauchen können. Erst wenn die gewöhnlichen Sinnesreize an Macht verlieren, entsteht Raum für das subtile innere Hören, Sehen etc.
  • Pranayama (Atemkontrolle): Gezielte Atemübungen beruhigen das Nervensystem und sammeln den Geist. Durch Regulierung (Patanjali nennt Verlängerung und Verfeinerung) des Atems – etwa mittels tiefer Bauchatmung, Wechselatmung (Nadi Shodhana) oder einfach nur der Verlängerung der Ausatmung – wird der Geist fokussiert und der Energiefluss harmonisiert. Patanjali selbst führt Pranayama als wichtige Vorstufe zu Dharana (Konzentration) an. Ein gleichmäßiger, feiner Atem fördert eine introvertierte Aufmerksamkeit und kann latente Energien (Prana) wecken. Insbesondere fortgeschrittene Pranayamas, die mit Konzentration auf Energiezentren (Chakras) verbunden sind, schulen die Wahrnehmung des inneren Raums. Dadurch wird der Yogi empfänglicher für subtile Empfindungen – eine essenzielle Vorbereitung, um in tiefere Meditation vorzudringen, wo sich Siddhis zeigen könnten.
  • Optional: Yoga Nidra (Yogischer Tiefenentspannungszustand): Yoga Nidra ist eine geführte Meditation, die den Körper in vollständige Entspannung versetzt, während der Geist hellwach bleibt. In diesem Schwebezustand zwischen Wachen und Schlaf treten Gehirnwellen auf, die für Aufnahmefähigkeit und Intuition förderlich sind. Die Praxis von Yoga Nidra hilft, unbewusste Verspannungen und mentale Blockaden abzubauen. Sie schult außerdem die Fähigkeit, bewusst ins Unterbewusstsein hineinzulauschen, ohne einzuschlafen. Diese Fertigkeit – entspannt und zugleich aufmerksam nach innen zu schauen – ist eine direkte Vorbereitung auf Samyama. Ein Yogi, der Yoga Nidra meistert, kann seine Aufmerksamkeit lange nach innen richten, was die Kontinuität von Dharana/Dhyana fördert. Zugleich fördert Yoga Nidra einen Zeuge-Geist („Sakshi-Bhava“), der Phänomene beobachten kann, ohne sich damit zu identifizieren – hilfreich, um etwaige Siddhi-Erfahrungen nüchtern zu betrachten. Hier findest du die konkrete Übungsanleitung.
  • Optional: Japa (Mantra-Wiederholung): Die Rezitation oder mentale Wiederholung eines Mantras gilt als eine der wirkungsvollsten Konzentrationshilfen. Durch Japa wird der rastlose Geist schrittweise beruhigt und auf einen Klang oder eine heilige Silbe ausgerichtet. Das kontinuierliche Wiederholen – ob laut, leise oder innerlich – bündelt die Gedankenströme und führt zu tiefer Meditation. In vielen Yoga-Traditionen heißt es, ein Mantra reinige den Geist und öffne das Herz. Praktisch bewirkt Japa, dass störende Gedanken in den Hintergrund treten und eine spirituelle Schwingung den Vordergrund einnimmt. Dies bereitet auf Samyama vor, indem das Mantra wie ein Anker für Dharana dient und nahtlos in Dhyana übergehen kann. Zudem kann intensives Mantra-Japa dazu führen, dass der Übende das Mantra schließlich innerlich „hört“, ohne aktives Tun – eine Form von subtiler Wahrnehmung, die als Siddhi betrachtet werden könnte (z.B. Nada-Anubhava, das innere Klang-Erlebnis). Selbst wenn solche Phänomene nicht explizit gesucht werden, stärkt Japa in jedem Fall die Konzentration, Hingabe und Vairagya. Diese Qualitäten schützen und begleiten den Yogi, falls sich verfeinerte Sinneswahrnehmungen einstellen.

Zusammengefasst dienen Pratyahara, Pranayama, Yoga Nidra und Japa als (nicht unbedingt notwendige aber) hilfreiche Bausteine in der Vorbereitung auf Samyama. Sie entwickeln die nötige geistige Disziplin, Sammlung und Reinheit, um die im Yoga-Sutra beschriebenen Fähigkeiten zu ermöglichen (garantieren aber deren Auftreten nicht). Gleichzeitig fördern sie die Haltung von Losgelöstheit und innerer Ruhe, sodass der Yogi bereit ist, Siddhis weder zu erzwingen noch zu fürchten, sondern sie im richtigen Geist zu integrieren. Jede dieser Techniken ist für sich schon eine wertvolle Übung; im Zusammenspiel ebnen sie den Weg zu den tieferen Erfahrungen des Yoga – bis hin zur Pratibha, dem aufblitzenden inneren Wissen, und darüber hinaus zum endgültigen Ziel des Yoga, der Verwirklichung des Selbst.

🌀 Samyama-Reife-Check

Samyama – die Kombination aus Konzentration, Meditation und tiefer Versenkung – ist eine hochentwickelte Praxis im Yoga. Doch ist sie für jeden und zu jeder Zeit sinnvoll? Mit diesem kurzen Selbsttest kannst du einschätzen, ob dein Geist bereit ist, sich auf diese subtile Form des inneren Forschens einzulassen.

So geht's: Beantworte die Fragen ehrlich und spontan. Am Ende erhältst du eine Einschätzung und eine Empfehlung für deinen nächsten Schritt.

1. Wie leicht fällt es dir, Gedanken im Geist kommen und gehen zu lassen, ohne ihnen zu folgen?





2. Wie sieht deine Meditationspraxis aktuell aus?





3. Wie reagierst du auf innere Unruhe oder Reizüberflutung?





4. Kannst du dich länger auf ein inneres Objekt (z. B. Atem, Mantra, Lichtpunkt) konzentrieren?





5. Wie gehst du mit spirituellen Erfahrungen um?





6. Hast du das Gefühl, dass deine spirituelle Praxis dich transformiert?





7. Wie reagierst du auf Stille?





Interaktive Zeitleiste: Pfad zu Samyama und den Siddhis

Diese Zeitleiste zeigt dir die Stufen des Yogawegs, die nötig sind, um in den Zustand von Samyama zu kommen – und wie daraus Siddhis (verfeinerte Sinneswahrnehmungen) spontan entstehen können.

🪷 Yama & Niyama

Ethische Grundlagen & Selbstdisziplin: z. B. Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit. Sie bereiten deinen Geist auf Tiefe und Klarheit vor.

🧘 Asana

Stabiler, bequemer Sitz. Der Körper wird still, der Atem ruhig – beides ist nötig für längere innere Versenkung.

🌬️ Pranayama

Atemkontrolle als Brücke zur inneren Wahrnehmung, Pantanjali empfiehlt, Ausatmung und Einatmung und Anhalten zu verlängern und zu verfeinern. Dieses Pranayama beruhigt das Nervensystem und bereitet den Geist auf Fokus vor.

👁️ Pratyahara

Zurückziehen der Sinne. Der Blick geht nach innen. Die Außenwelt verliert an Bedeutung. Jetzt beginnt echte Sammlung.

🎯 Dharana

Konzentration auf ein Objekt (z. B. Licht, Atem, Mantra). Der Geist bleibt bei einem Punkt – erste Form von Meditation.

🧘‍♀️ Dhyana

Meditation. Der Fokus wird fließend, mühelos. Es gibt keine Unterbrechungen mehr – reines Verweilen im Beobachteten.

🌌 Samadhi

Verschmelzen mit dem Objekt. Kein „Ich meditiere“ mehr – nur noch reines Sein. Dies ist der Eingang in tiefe Einsicht.

✨ Übergang zu Samyama

Wenn Dharana, Dhyana und Samadhi auf dasselbe Objekt gerichtet sind – ohne Unterbrechung –, kann daraus Samyama entstehen. Dann ist der Geist hochfokussiert, durchlässig und empfänglich für tiefe, intuitive Erkenntnis.

🌟 Was entsteht daraus?

Spontan kann es geschehen, dass sich ein Siddhi zeigt, du z. B. feiner hörst, spürst, siehst – nicht mit den Sinnen, sondern von innen heraus. Denke immer daran: Siddhis sind kein Ziel, aber ein möglicher Meilenstein auf deinem Weg.

Samyama, der Dreiklang aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Meditationsobjekt ist das Mittel der Wahl für den Yogi, um die in Kapitel III des Yogasutra besprochenen Siddhis auszuüben. In diesem Fall ist die Vorstellung eines Lichtes am Scheitel des Kopfes (Kronenchakra oder Sahasrara-Chakra) das Objekt der Meditation.

Üblicherweise gelingt tiefe Versenkung bei voller Bewusstheit am besten mit tiefer Meditation. Es soll auch mit Yoga Nidra funktionieren, wenn du die darin enthaltenen Schritte mit Konzentration ohne einzuschlafen durchführen kannst. Zu beiden Techniken findest du Anleitung (& Downloads) auf Yoga-Welten.de:

Beitrag: Meditation lernen

Meditation lernen

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Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus

Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast.

Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie.

Hier weiterlesen: Meditation lernen

Beitrag: Yoga Nidra

Yoga Nidra

Einzelner Baum im Feld, tiefe Wolken

Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen

Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten.

Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen.

Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.

Hier weiterlesen: Yoga Nidra

Beginne deine Meditation mit dem inneren Bild eines strahlenden Lichts auf dem höchsten Punkt deines Kopfes. Halte deine Aufmerksamkeit sanft dort – ohne Druck oder Erwartung. Wenn Gedanken kommen, kehre immer wieder liebevoll zum Licht zurück. Diese Übung kannst du auch in Kombination mit bewusster Atmung oder Mantra-Rezitation durchführen.

Eine erweiterte Übung wird so ausgeführt: Stelle dir vor, dass Licht von oben in dich hineinströmt und durch deinen Körper strömt. Du kannst mit dem Licht die Chakren ansteuern und dort hineinspüren, es die Wirbelsäule hinunterleiten zum Muladhara-Chakra im Beckenboden oder du füllst deinen Körper ganz mit Licht. Ergänzend kannst du das Licht auch wieder durch deinen Scheitel nach oben ausströmen lassen. Konzentriere dich dabei aber immer auch wieder auf das Licht direkt am Scheitel.

Mikro-Samyama – Lichtmeditation im Alltag integrieren

Nicht immer ist Zeit für eine ausgedehnte Meditationssitzung – doch das bedeutet nicht, dass spirituelle Praxis auf der Strecke bleiben muss.

Die Konzentration auf das Sahasrara-Chakra kann Bestandteil jeder Meditation sein. Du kannst dich auch bei jeder Fragestellung im Leben auf das Sahasrara-Chakra konzentrieren und schauen, ob sich eine Antwort einstellt.

Eine praktische und wirkungsvolle Methode ist das sogenannte „Mikro-Samyama“. Dabei handelt es sich um kurze, bewusste Momente der Konzentration auf das Licht am Scheitel, die mühelos in den Alltag eingebaut werden können.

Ziel ist es, das Sahasrara-Chakra – das Kronenzentrum – als inneren Bezugspunkt zu kultivieren. So wird die Verbindung zu einer höheren, klaren Bewusstseinsebene gestärkt, auch mitten im Trubel des täglichen Lebens.

🧘‍♀️ Einfache Übungen für Mikro-Samyama

Hier kommt eine Sammlung an einfachen, aber wirkungsvollen Ideen, wie du das Samyama auf das Licht am Scheitel (so der Kern dieses Sutras) ganz alltagstauglich in dein Leben integrieren kannst:

  • 🔆 Mini-Meditationen zwischendurch
    Du musst nicht jeden Tag eine Stunde im Lotussitz verbringen, um dieses Sutra zu leben. Es reicht oft schon, wenn du dir zwischendurch 30 Sekunden nimmst, z. B. beim Warten auf den Bus oder beim Wasserkocher.
    Augen zu – Fokus auf den höchsten Punkt deines Kopfes – stelle dir dort ein ruhiges, warmes Licht vor. Bleib einfach einen Moment in dieser Vorstellung. Du wirst merken: Es zieht dich raus aus dem Gedankenkarussell und rein in einen ruhigen, klaren Zustand.
  • 🌅 Licht beim Aufwachen
    Noch bevor du die Augen öffnest, bringe deine Aufmerksamkeit zum Scheitelpunkt deines Kopfes. Stelle dir dort ein sanftes, weiß-goldenes Licht vor, das dich umhüllt und durchdringt. Verweile 10–20 Sekunden lang in dieser Vorstellung. Atme ruhig, lächle innerlich und nimm dieses Licht mit in den Tag.
  • 🪥 Licht beim Zähneputzen
    Nutze die Routine des Zähneputzens als Meditationsanker. Während du putzt, halte den Fokus auf den Scheitel und visualisiere ein ruhiges, strahlendes Licht. Beobachte, wie das Licht durch dich hindurch fließt – einfach, klar, mühelos. So wird eine Alltagstätigkeit zur spirituellen Praxis.
  • 🌙 Abends im Bett: Licht statt Sorgen
    Der Moment vor dem Einschlafen ist ideal, um dich aufs Scheitellicht zu konzentrieren. Statt über To-Do-Listen oder Gespräche nachzudenken, lenke deine Aufmerksamkeit nach oben, zum höchsten Punkt deines Kopfes. Stell dir vor, wie dort ein sanftes Licht leuchtet – vielleicht wie ein Stern oder eine kleine Sonne. Das beruhigt nicht nur dein Nervensystem, sondern öffnet dich für intuitive Einsichten, wie sie im Sutra beschrieben werden.
  • 🚶 Gehen mit Fokus – Bewegung statt Stillsitzen
    Wenn du jemand bist, der nicht gut stillsitzen kann, dann mach einfach eine Meditation in Bewegung. Beim Spazierengehen kannst du den Fokus trotzdem auf das Scheitellicht richten.
    Mit jedem Schritt: einatmen – spüren, wie Licht durch dich fließt; ausatmen – alles loslassen. Das Licht wird so zu deinem inneren Begleiter – ganz ohne Ritual oder Sitzkissen.
  • 🪞 Vor Entscheidungen: Licht als „Kompass“ nutzen
    Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst, probier das hier: Schließe kurz die Augen, konzentriere dich für einen Moment auf das Licht am Scheitel und lass eine innere Frage in dir auftauchen – ohne sofort eine Antwort zu erwarten.
    Oft reicht allein diese Haltung, um eine neue Klarheit oder Richtung zu spüren, die aus deinem Innersten kommt – wie ein leises Flüstern.
  • 💻 Kurzpause im Büro oder Homeoffice
    Zwischen Mails, Meetings und To-do-Listen brauchst du Pausen, die wirklich erfrischen. Anstatt aufs Handy zu starren, lehn dich kurz zurück, schließ die Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus. Dann bring deine Aufmerksamkeit zum Scheitel und verweile für ein paar Atemzüge beim Licht dort.
    Du wirst merken: Der Kopf wird klarer, die Gedanken langsamer, der Körper entspannter.
  • 🎨 Kreative Rituale mit dem Licht verbinden
    Vielleicht malst du gern, schreibst Tagebuch oder musizierst. Auch das kannst du mit dem Scheitellicht verknüpfen. Bevor du beginnst, richte deinen Fokus für ein paar Sekunden nach oben, spüre die Verbindung – und dann lass dich inspirieren. Viele kreative Menschen berichten davon, dass sich so echte Tiefe oder neue Perspektiven zeigen.

Fazit:

Du brauchst keinen Altar, keine Räucherstäbchen und keine heiligen Berge, um das Sutra zu leben. Alles, was du brauchst, ist Aufmerksamkeit – kurz, aber bewusst – auf das Licht am Scheitelpunkt.
Diese kleinen Momente wirken wie ein innerer Reset und bringen dich immer wieder in Verbindung mit einer ruhigeren, klareren Ebene in dir. Und wer weiß – vielleicht begegnet dir ja eines Tages wirklich ein Siddha … in der Stille deines ganz normalen Tages.

Diese Mini-Übungen sind mehr als nur Visualisierung: Sie schulen die innere Ausrichtung, fördern emotionale Klarheit und stärken den Zugang zu intuitiver Führung. Mikro-Samyama kann so im Alltag wie ein spiritueller Kompass wirken – leise, aber kraftvoll. Besonders geeignet für Menschen mit wenig Zeit, aber großem innerem Wunsch nach Verbindung.

Alternative Deutung von Darshana

Darshana kann nicht nur mit "Vision", sondern zum Beispiel auch mit “Kontakt” oder “Perspektive” übersetzt werden, Siddha auch mit “höherer Wirklichkeit”.  Dann könnte man diese Sutra damit übersetzen, dass mit Konzentration auf das Licht auf der Stirn bzw. auf dem Scheitel die Schau einer höheren Wirklichkeit möglich wird.

✨ Was passiert im Gehirn bei der Lichtmeditation?

Moderne Neurowissenschaften liefern spannende Einblicke in das, was während spiritueller Praktiken wie der Lichtmeditation auf der Ebene des Gehirns geschieht. Besonders faszinierend: Wenn sich Menschen in tiefer Meditation auf ein Licht im Bereich des Kronenchakras (Scheitel) konzentrieren, lassen sich messbare Veränderungen in spezifischen Hirnregionen beobachten.

Studien zeigen eine verstärkte Aktivität im Precuneus, einer Region im hinteren Teil des medialen Parietallappens. Dieser Bereich ist u. a. zuständig für die Selbstwahrnehmung, mentale Projektionen, Tagträume – aber auch für mystische und spirituelle Erfahrungen. Gleichzeitig sinkt die Aktivität im sogenannten Default Mode Network (DMN), einem neuronalen Netzwerk, das mit Gedanken über das Selbst, Zukunftsplanung und oft auch Grübeleien verknüpft ist.

Ein heruntergefahrenes DMN geht einher mit dem Gefühl, die Ich-Grenze zu verlieren, sich aufzulösen oder mit einem größeren Ganzen zu verschmelzen – genau jenes Phänomen, das viele Praktizierende beim Samyama auf das Licht am Scheitel berichten.

Diese Effekte sind insbesondere bei erfahrenen Meditierenden nachweisbar, die sich regelmäßig mit Visualisierungen, Lichtvorstellungen oder Chakra-Meditationen beschäftigen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass spirituelle Praktiken tatsächlich zu messbaren Veränderungen im Bewusstsein führen – nicht nur psychologisch, sondern auch neurophysiologisch.

🔬 Quelle der Studie:
Brewer, J. A., et al. (2011). Meditation experience is associated with differences in default mode network activity and connectivity. Proceedings of the National Academy of Sciences, 108(50), 20254–20259.
https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1112029108

Diese wissenschaftliche Perspektive kann helfen, die Erfahrungen aus der Meditation ganzheitlich zu verstehen – als Zusammenspiel von innerem Erleben und messbarer Gehirnaktivität.

Historischer Kontext & kulturelle Vielfalt des „Lichts im Kopf“

Das Konzept des inneren Lichts ist kein rein yogisches Phänomen – es findet sich in spirituellen Traditionen auf der ganzen Welt. Im Yoga Sutra III.33 begegnet es uns als mûrdha-jyotishi, dem Licht am Scheitel, das durch tiefe Meditation zur Vision von Siddhas führt. Doch auch andere Weisheitstraditionen kennen ähnliche Erfahrungen.

  • Im tibetischen Dzogchen beispielsweise wird in der Praxis des Thögal von einem „ursprünglichen Licht“ gesprochen, das im Scheitel- oder Stirnbereich wahrgenommen wird – oft verbunden mit spontanen Visionen von erleuchteten Wesen, ähnlich den Siddhas.
  • Auch im tantrischen Shivaismus ist das Licht im Inneren ein zentraler Schlüssel zur Erkenntnis: Es heißt, dass sich das höchste Bewusstsein in Form eines strahlenden Lichtpunktes im Ajna- oder Sahasrara-Chakra zeigt, besonders in Zuständen tiefer Versenkung.
  • In der christlichen Mystik wiederum begegnen uns ähnliche Beschreibungen. Teresa von Ávila, Johannes vom Kreuz und andere Heilige berichten von Erscheinungen, in denen „die Heiligen im Licht“ gesehen wurden. Licht gilt auch hier als Sinnbild göttlicher Präsenz und Gnade.

Diese Parallelen zeigen: Das Licht im Kopf ist ein universelles Symbol der Erleuchtung, das sich in ganz unterschiedlichen spirituellen Kontexten wiederfindet. Die Essenz ist stets dieselbe – das Licht als Tor zu einer höheren Wirklichkeit.

Hast du schon einmal beim Meditieren ein Licht oder eine Vision wahrgenommen?

 

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🕉️ Vyasa über das Licht am Scheitel – Erläuterung zum Yoga Sutra III-33

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Der Kommentator Vyasa, einer der ältesten und einflussreichsten Ausleger der Yoga-Sutras, schreibt sinngemäß:

„In der Vertiefung auf dem Scheitel befindet sich ein Glanz, der Licht genannt wird. Nachdem man Samyama darauf ausgeführt hat, kommt es zur Vision der Vollkommenen, die sich zwischen Himmel und Erde bewegen.“

Diese Aussage ist ursprünglich in klassischem Sanskrit verfasst und wurde in verschiedene Sprachen übersetzt – darunter auch ins Englische. Die hier wiedergegebene Formulierung ist eine sinngemäße, moderne Interpretation und kein wörtliches Zitat.

Vyasa spricht wie viele der obigen Kommentatoren davon, dass sich in tiefer Meditation (Samyama) – also dem Zustand völliger Versenkung, der Konzentration, Meditation und Überbewusstsein vereint – ein Licht oder innerer Glanz am Scheitelpunkt des Kopfes zeigt. Dieses Licht ist offenkundig nicht körperlich sichtbar, sondern wird innerlich wahrgenommen, ähnlich einer geistigen Leuchterscheinung oder Klarheit im Bewusstsein. Wenn die Meditation auf dieses Licht gelingt, öffnet sich – so Vyasa – der Zugang zu Visionen der "Vollkommenen" (Siddhas). Diese Wesen werden traditionell als erleuchtete Meister oder spirituell vollendete Seelen beschrieben, die sich nicht vollständig vom Dasein gelöst haben, sondern zwischen den Welten wirken – also zwischen Himmel und Erde.

Übungsvorschlag zu Sutra III-33

Stelle dir ein Licht auf dem Scheitel deines Kopfes vor und behalte dies als Meditationsobjekt.

Ergänzend kannst du obige Mini-Samayma-Übungen auf das Licht in den Alltag integrieren.

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?

 

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Siehe auch folgende Sutras

Yoga Sutra I-19: Dieses [Virama Pratyaya oder Asamprajnata Samadhi] kann [auch] von Geburt aus, durch frühere Körperlosigkeit oder durch Verschmelzung mit der Natur (Prakriti) erlangt werden

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-26: Ungegrenzt von der Zeit ist er seit ältesten Zeiten der Lehrer aller Meister

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-37: Oder durch Meditation über einen Menschen, der völlig frei von Anhaftungen an Sinnesobjekte ist.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra III-28: Indem man Samyama auf den Mond ausführt, erlangt man Wissen von der Ordnung der Sterne

Hier weiterlesen


Yoga Sutra III-29: Durch Samyama auf den Polarstern erlangt der Yogi Wissen um die Bewegungen der Sterne

Hier weiterlesen


Yoga Sutra III-31: Samyama auf die Höhle der Kehle beendet Hunger und Durst

Hier weiterlesen


Yoga Sutra III-35: Samyama auf das Herz führt zum Verstehen unseres Geistes

Hier weiterlesen


Ergänzungen und Fragen von dir zur Sutra

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Videos zu Sutra III-33

Scheitel-Chakra-Meditation - Vision höherer Wirklichkeiten – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra - Kap. 3, Vers 33

Länge: 7 Minuten

Youtube-Video

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Anvita Dixit: Ihr Kommentar zu dieser Sutra zur Vision von Siddhas und Yogis (bei ihr Sutra III-32)

Länge: 7 Minuten

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Video von Ahnand Krishna zur Sutra

Kräfte von Samyama: Asha Nayaswami zu Sutra 3:28-36

Länge: 73 Minuten

Youtube-Video

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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