nābhicakre kāyavyūha-jñānam
नाभिचक्रे कायव्यूहज्ञानम्
Diese und die folgenden Sutras handeln von Auswirkungen langanhaltender Konzentration auf bestimmte Körperteile oder -regionen. Grundsätzlich geht es um Kenntnis und Verständnis von Körperprozessen und dem eigenen Wesen. Patanjali beginnt in dieser Sutra mit der Konzentration auf das Nabelzentrum. Samyama (der Dreiklang aus Konzentration, Meditation und Samadhi) auf diesen Bereich soll dem Yogi die Struktur des Körpers offenbaren. Was ist darunter zu verstehen und wie muss man genau vorgehen?
Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits
Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:
- Samyama, samyamah, saṁyamā = Ausdruck für die Triade Dharana, Dhyana und Samadhi; Selbstbeherrschung; Abfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi;
- Samyamat, samyamât = durch Ausführung von Samyama über;
- Nabhi, nābhi = Nabel;
- Chakra, cakra = Energiezentrum; Rad; Kreis; Bewusstseinszentrum;
- Nâbhi-chakre = (durch Ausübung von Samyama) über das Nabelzentrum; Nabelrad;
- Kaya, kâya = der (physische) Körper; Dimension;
- Vyuha, vyûha = Anordnung; Aufbau; Organisation; Bedürfnisse; Konstellation;
- Jnana, jñāna, jnânam = Wissen; Verständnis; Erkenntnis;
Zu den Quellen
Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:
Bücher
- Mircea Eliade: Yoga – Unsterblichkeit und Freiheit
- Iyengar: Der Urquell des Yoga
- Deshpande/Bäumer: Die Wurzeln des Yoga
- Geraldine Coster: Yoga und Tiefenpsychologie
- R. Sriram: Von der Erkenntnis zur Befreiung – Das YogaSutra
- Govindan: Die Kriya Yoga Sutras des Patanjali
- Mallinson/Singleton: Roots of Yoga
- R. Palm: Der Yogaleitfaden des Patañjali
- T.K.V. Desikachar: Über Freiheit und Meditation | Das Yoga Sutra von Patanajali
- Feuerstein, Georg: Die Yoga Tradition (Amazon)
- Skuban, Ralph: Patanjalis Yogasutra (Amazon)
- Sri Swami Satchidananda: The Yoga Sutras of Patanjali (Amazon)
- Trevor Leggett: The complete Commentary by Sankara on the Yoga-Sutras* (Amazon)
Internetseiten
- Internet-Übersetzung des Yogasutras auf Yoga-Vidya.de
- Zu den Sutras auf ashtangayoga.info
- Zu den Sutras auf 12koerebe.de
- Zu den Sutras auf vedanta-yoga.de
- Openland.de (mittlerweile offline)
- Zu www.bodhi.sofiatopia.org (buddhistische Kommentare zum Yogasutra nur noch als Buch)
- sanskrit-sanscrito.com (Sutras anscheinend entfernt)
- Zur Übersetzung von Chip Hartranft (PDF)
- Die Übersetzung von Hariharananda Aranya, I. K. Taimni, Vasa Houston, Barbara Miller, Swami Satchidananda, Swami Prabhavananda, Swami Vivekananda finden sich auf dieser Seite.
- Übersetzung von James Haughton Woods
- Rainbowbody.com (ausführliche und eigene Kommentierung)
- Wisdom Library
Dein Übersetzungsvorschlag
Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.
Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?
Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)
Einordnung dieser Sutra im Yogasutra
Samyama ist die Schlüsselübung im dritten Kapitel des Yogasutra zum Erreichen der geistigen Kräfte. In den Sutras III-1 bis III-7 erläutert Patanjali zunächst, was Samyama ist: die Kombination aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). In Sutra III-8 erläutert Patanjali, dass der Yogi zur Erlangung der Erleuchtung über Samyama hinausgehen muss.
In den Sutras III-9 bis III-15 erläutert Patanjali, welche Wandlung der Geist (Chitta) vollziehen muss, um Samyama bis zur Perfektion ausüben zu können. Aufeinander aufbauend sind das die Stadien Nirodha-Parinama (Wandel durch Sammlung, einfache Konzentration), Samadhi-Parinama (Wandlung durch länger andauernde Konzentration) und Ekagrata-Parinama (Wandel/Transformation durch vollkommene Versenkung auf einen Punkt/ein Thema). Der notwendige Wandel des Geistes erfolgt nach und nach, ist keine sprunghafte Entwicklung.
In den Sutras III-16 bis III-49 macht Patanjali eine ganze Reihe von Vorschlägen, worauf man Samyama lenken könnte und welche Folgen (Siddhis) sich jeweils daraus ergeben.
In dieser Sutra schildert Patanjali, dass mittels Samyama auf das Nabelzentrum Wissen zum eigenen Körper gewonnen wird.
Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen
Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen
Patanjalis Anleitungen zur Erlangung der Siddhis lauten generell, dass der Praktizierende Samyama gezielt auf ein Meditationsobjekt anwendet. Samyama ist die Verbindung aus anhaltender Konzentration, Meditation und schlussendlich Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Objekt der Meditation. Skuban sieht den Vorgang von Samyama als “mentales Eindringen in ein Objekt, das den Übenden schließlich zu den feinstofflichsten Bereichen des Seins führt.” Dadurch werden die drei Eigenschaften (siehe Sutra III-13) eines Objektes voll erkannt. So wird das Objekt voll verstanden und über die Gunas auch beherrschbar. Alle Objekte sind nämlich laut Yogalehre Erscheinungsformen der drei Gunas, auch das Bewusstsein des Menschen. Der Yogi diszipliniert sein Bewusstsein und kann über bzw. in Samyama die Gunas auch außerhalb seines Bewusstseins beeinflussen oder verändern. So erklären sich gemäß Yogalehre die Siddhis.
Vibhutis, der andere Name für die Siddhis, bedeutet wörtlich weg (vi) von den Elementen (bhutas) und steht damit laut einiger Kommentatoren auch für die Abwendung von der Identifikation mit den materiellen Grundlagen unseres Lebens, yogisch: Prakriti. Hin zur Erkenntnis unserer wahren Natur: Purusha.
Die Sutras III-16 bis III-49 nennen die Objekte, auf die ein Yogi seine Samyama-Konzentration legen sollte, um besondere Kräfte zu entfalten. Iyengar betont jedoch, dass diese Siddhis sich erst bei weit fortgeschrittenen Yoga-SchülerInnen zeigen.
Was ist Samyama?
Was ist Samyama?
Samyama besteht aus drei Stufen: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Nur die erste Stufe von Samyama, die Konzentration auf ein Objekt, lässt sich willentlich steuern. Die darauf aufbauenden Geisteszustände Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) müssen sich laut der meisten Kommentatoren des Yogasutras von alleine einstellen und werden durch lang anhaltende Konzentration und Beseitigung der Geisteshindernisse erlangt. Feuerstein bezeichnet Samyama als 'Bündelung' von Konzentration, Meditation und Samadhi. Du findest Samyama ausführlicher in den ersten Sutras des dritten Kapitels des Yogasutra hier auf yoga-welten.de besprochen. Siehe vor allem:
Yoga Sutra III-4: Die drei (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) zusammen auf ein Objekt oder einen Ort angewendet wird Samyama genannt
Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene
Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen
Voraussetzungen und Umgang mit den Siddhis
Empfehlungen zu Voraussetzungen und zum Umgang mit den Siddhis
Viele Kommentatoren empfehlen, mit den Siddhis sehr bewusst umzugehen. Folgendes wird oft geraten:
Wer sich den Siddhis zuwendet, sollte die Yamas und Niyamas in seinem Leben verwirklicht haben. Diese sind:
Die Yamas – Selbstkontrolle
- Ahimsa – Gewaltlosigkeit
- Satya – Wahrhaftigkeit
- Asteya – Nicht-Stehlen
- Brahmacharya – Wandel in Brahma / Selbstbeherrschung / Enthaltsamkeit
- Aparigraha – Nicht-Greifen, Verzicht auf Gier
Niyamas – Verhaltensregeln
- Saucha – Reinheit
- Santosha – Zufriedenheit
- Tapas – Selbstzucht
- Svadhyaya – Selbststudium (Studium)
- Ishvarapranidhana – Verehrung des Göttlichen
Siehe dazu die Erläuterungen in "Yamas und Niyamas im täglichen Leben".
Siddhis sollten nicht zum Vergnügen, zur Selbsterhöhung oder anderen ungünstigen, egoistischen Zielen angewendet werden. Vielmehr zeigen die Siddhis (so Iyengar und andere), dass die Yogapraxis “richtig angelegt” sei.
Selbstverständlich sollte man Siddhis auch nicht dazu nutzen, um jemand anderen damit zu schaden.
Stattdessen wird eher ein “Nicht-Beachten” der Siddhis angeraten, wenn diese sich denn zeigen sollten. Iyengar schreibt, (S. 244), die Übungen bei Auftreten der Siddhis mit Glauben und Begeisterung weiterzuentwickeln, die Siddhis aber mit völligem Gleichmut zu betrachten.
Dem Yogi wird also geraten, sich nicht auf die Siddhis einzulassen, sich nicht von ihnen “mitreissen zu lassen”, um sie nicht für eigenen selbstsüchtige Bedürfnisse zu verwenden, woraus späteres Leiden folgen würde. Stattdessen solle er/sie weiter auf dem Pfad der Befreiung zu wandeln und die Siddhis eher als Prüfung ansehen, ob man nicht doch noch - trotz fortgeschrittener yogischer Entwicklung - den Verlockungen der Dualität und des Ego-Daseins nachgibt.
Swami Sivananda sagt über Siddhis:
„Yoga ist nicht dazu da, Siddhis, Kräfte, zu erlangen. Wenn ein Yogaschüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, höchsten Samadhi zu erreichen, muss Siddhis zurückweisen, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen von Devatas. Nur wenn man diese Siddhis zurückweisen kann, kann man Erfolg im Yoga erlangen.“
Möchtest du bis hierhin etwas ergänzen oder korrigieren?
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Vielen Dank für jeden Hinweis!
Zum Nabelchakra
Das Nabelchakra bzw. Nabelzentrum gilt im Yoga als energetischer Mittelpunkt des Körpers. Im Sanskrit wird es Nabhi-Chakra oder Manipuraka-Chakra genannt. Wörtlich heißt Manipura “Stadt der Juwelen” und hat seinen Sitz in der Wirbelsäule gegenüber dem Bauchnabel.
Es
- korrespondiert mit dem Sonnengeflecht,
- speichert Energie (Prana) und
- steht auch für Hitze,
- Vitalität und
- Selbstbewusstsein.
Der gesamte Bereich um den Nabel wird Kandasthana (Kanda ist das Ei) genannt und gilt als Ursprung aller 72.000 Nadis, der Nerven in yogischer Terminologie. Laut Iyengar (S. 252) gilt in yogischer Lehre der Nabel als “das Zentrum des sympathischen Nervensystems”.
Siddhi: Kenntnis vom Körper
In den yogischen Schriften vom Körper ist vor allem von den Chakren (Energiezentren), den Engstellen (Knoten) und den Nadis (Energiebahnen) die Rede.
Iyengar lässt keinen Zweifel: Mit Samya auf das Nabelchakra “... lernt der Yogi den gesamten Körper und damit jede einzelne Zelle in vollkommener Weise kennen und wir dadurch Herr seines eigenen Körpers.” Nur ein weit entwickelt Yogi könne so die “feine Trennungslinie zwischen Körper und Bewusstsein” sowie zwischen diesem und der Seele erkennen und dadurch wirklich Herr über sich selbst werden.
Ähnlich Govindan (S. 127): “Wenn man bis zur totalen Verschmelzung (samyama) auf den Solarplexus oder das Nabelchakra … meditiert, kann man die feinstofflichen Strukturen des menschlichen Körpers erkennen.”
Sudadev rät allen Medizinern und HeilpraktikerInnen, sich zusätzlich zum Lehrstoff regelmäßig auf das Nabelzentrum zu konzentrieren. Dann würde ein “intuitives Verständnis für den Körper” entstehen. Man solle sich auch auf das Nabelchakra des Patienten konzentrieren, um so eventuell weitere Informationen zu dessen Krankheit zu erspüren.
An anderer Stelle sagt Sukadev, dass die tägliche Übung der Konzentration auf die Nabelgegend dazu führe, dass Instinkte erwachen und du intuitiv spürst, was du gerade brauchst.
Wie genau auf das Nabelzentrum meditieren?
Samyama, der Dreiklang aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Meditationsobjekt ist das Mittel der Wahl für den Yogi, um die in Kapitel III des Yogasutra besprochenen Siddhis auszuüben. In diesem Fall ist das Nabelzentrum im Bauchraum das Objekt der Konzentration/Meditation.
Üblicherweise gelingt tiefe Versenkung bei voller Bewusstheit am besten mit tiefer Meditation. Es soll auch mit Yoga Nidra funktionieren, wenn du die darin enthaltenen Schritte mit Konzentration ohne einzuschlafen durchführen kannst. Zu beiden Techniken findest du Anleitung (& Downloads) auf Yoga-Welten.de:
Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast. Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie. Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten. Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen. Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.Beitrag: Meditation lernen
Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus
Beitrag: Yoga Nidra
Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen
Vorstufe Bauchatmung
Auch bei der bewussten Bauchatmung, bei der die Bewegungen der Bauchdecke nachgespürt werden, wird dieses intuitive Verständnis der eigenen Körpervorgänge gefördert. Sukadev rät, sich bei jeder Atemübung immer mal wieder auf den Bauch zu konzentrieren. Er sagt sogar, dass bewusste, tiefe und gleichmäßige Bauchatmung einer Psychohygiene gleichkäme. Und wenn man bewusst mit dem Bauch atmet, würden viele schlechte Eigenschaften von selbst verschwinden. Man würde sich mehr bewegen, nicht mehr rauchen etc.
Du kannst mit der Bauchatmung die Praxis von Samyama auf das Nabelzentrum (Sutra III.30) recht einfach und effektiv in deinen Alltag integrieren. Es geht dabei nicht darum, sofort tiefe spirituelle Zustände zu erreichen, sondern darum, ein besseres Körperbewusstsein und eine feinere Wahrnehmung für deine körperlichen und emotionalen Vorgänge zu entwickeln. Hier sind einige konkrete Beispiele, wie du das Nabelchakra bewusst in deinen Alltag einbauen kannst:
- Bewusste Atempausen zwischendurch
Nimm dir mehrmals täglich eine kurze Pause von etwa zwei bis drei Minuten. Setze oder stelle dich aufrecht hin und atme bewusst tief in den Bauch hinein. Richte dabei deine volle Aufmerksamkeit auf die Region rund um deinen Nabel. Spüre, wie sich deine Bauchdecke beim Einatmen hebt und beim Ausatmen wieder senkt. Diese Übung stärkt deine Verbindung zu deinem Körper und beruhigt gleichzeitig dein Nervensystem. So fühlst du dich nach kurzer Zeit zentrierter und ausgeglichener. - Während stressiger Situationen
Wann immer du im Alltag in stressige Situationen gerätst – sei es im Berufsleben oder privat –, kannst du bewusst einen kurzen Moment innehalten und deine Aufmerksamkeit gezielt auf deinen Nabelbereich lenken. Stell dir vor, wie du von dort aus Stabilität und Kraft schöpfst. Schon wenige bewusste Atemzüge reichen oft, um Stressgefühle zu reduzieren und deinen Geist wieder klarer werden zu lassen. - Vor wichtigen Entscheidungen
Steht eine wichtige Entscheidung an, versuche, die Aufmerksamkeit bewusst auf dein Nabelzentrum zu richten. Atme ruhig und versuche, innerlich zu erspüren, welche Entscheidung für dich stimmig ist. Das stärkt dein Bauchgefühl und unterstützt dich dabei, intuitiv die richtige Wahl zu treffen. Je häufiger du diese Übung machst, desto leichter wird es dir fallen, authentische Entscheidungen zu treffen, die wirklich zu dir passen. - Als Teil deiner Yogapraxis
Wenn du regelmäßig Yoga praktizierst, kannst du bewusst Asanas (Körperhaltungen) wählen, die dein Nabelchakra aktivieren. Besonders Übungen wie der „Krieger“, die „Bootshaltung“ oder einfache sitzende Vorbeugen, bei denen du bewusst deinen Atem in den Bauchraum lenkst, helfen dabei, dein Nabelzentrum energetisch zu stärken. Verweile bewusst in diesen Haltungen und versuche wahrzunehmen, wie sich deine Bauchregion und dein Energiefluss verändern. - Während des Essens
Auch deine Mahlzeiten kannst du nutzen, um dich mit deinem Nabelchakra zu verbinden. Bevor du isst, nimm dir einen Moment Zeit und atme bewusst tief in den Bauch. Das hilft dir nicht nur, langsamer und achtsamer zu essen, sondern aktiviert auch deine Verdauungskräfte. Mit etwas Übung wirst du feststellen, dass du intuitiver spürst, welche Nahrungsmittel dir wirklich guttun und wie viel du tatsächlich brauchst.
🧘♀️ Kommentar von Vyasa zu Sutra 3.30
Erläuterungen zu Vyasa
Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.
Dieses Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar. Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.
Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".
Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.
Vyasa, einer der wichtigsten Kommentatoren des Yoga Sutra, beschreibt ebenfalls in seinem Kommentar zur entsprechenden Passage, wie durch Samyama auf das Nabelgeflecht (Manipura Chakra) tiefes Wissen über den menschlichen Körper erlangt werden kann. Seine Ausführungen gehen über eine rein symbolische Deutung hinaus und greifen auf das medizinisch-philosophische Weltbild seiner Zeit zurück.
Vyasa beschreibt hierbei eine traditionelle Sichtweise des Körpers aus der Perspektive von Yoga und Ayurveda. Er teilt den Körper in zwei wesentliche Kategorien ein:
🔸 Die drei grundlegenden Körpersäfte (Doshas):
- Gas (Vata) – verantwortlich für Bewegung und Dynamik im Körper.
- Galle (Pitta) – verantwortlich für Transformation, Verdauung und Stoffwechsel.
- Schleim (Kapha) – sorgt für Stabilität, Festigkeit und Befeuchtung der Gewebe.
Diese drei Doshas bilden aus ayurvedischer Sicht die Basis sämtlicher Körperprozesse und beeinflussen unsere körperliche sowie psychische Balance.
🔸 Die sieben Körpersubstanzen (Dhatus):
Vyasa führt außerdem sieben essenzielle Bestandteile auf, aus denen der physische Körper aufgebaut ist:
- Haut (Rasa) – äußerste Schutzschicht und erste Berührung mit der Umwelt.
- Blut (Rakta) – versorgt den Körper mit Nährstoffen und Sauerstoff.
- Muskeln (Mamsa) – ermöglichen Bewegung und Kraft.
- Sehnen (Meda) – verbinden Muskeln mit Knochen und sorgen für Stabilität.
- Knochen (Asthi) – geben dem Körper Form und Festigkeit.
- Fettgewebe (Majja) – schützt Organe, speichert Energie.
- Samen oder Fortpflanzungssubstanz (Shukra) – essenziell für die Fortpflanzung und Vitalität.
Vyasa weist hier ausdrücklich darauf hin, dass diese sieben Substanzen in einer aufeinanderfolgenden Reihenfolge angeordnet sind, wobei jede vorherige Schicht eine äußere, und jede nachfolgende Schicht eine tiefere, innere Ebene repräsentiert. Mit zunehmender Tiefe steigt die Feinheit und Vitalität dieser Substanzen.
Übungsvorschlag zu Sutra III-30
Widme dich in der kommenden Woche täglich der Konzentration auf dein Nabelzentrum. Sei es als eigenständige Meditation, in Form bewusster Bauchatmung, beim Hatha-Yoga, bei Chi-Gong-Übungen oder sogar in deiner täglichen Arzt-/Heilpraktiker-Praxis.
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
Siehe auch folgende Sutras
Siehe auch Sutra III.41 als eine weitere Entwicklung dieses Prozesses.
Yoga Sutra III-41: Durch Beherrschung von Samana (verbindender Atem/Prana) erlangt der Yogi inneres Feuer
Siehe in diesem Zusammenhang auch III.21:
Yoga Sutra III-21: Durch Samyama auf die Form des eigenen Körpers, kann ein Auge dessen Licht nicht mehr wahrnehmen; so entsteht die Kraft, unsichtbar zu werden
Dies bezieht sich laut den Kommentaren "auf die Fähigkeit des Yogi-Adepten, in die Juwelenstadt seines Energiekörpers einzutreten und seine inneren Energiekörperbestandteile neu zu ordnen, so dass sich die physischen Bestandteile zu neuen, spezifizierten, veränderten, gemusterten Formationen neu ausrichten werden”.
Ergänzungen und Fragen von dir zur Sutra
Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?
Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:
Videos zu Sutra III-30
Anvita Dixit zur Meditation über das Nabelzentrum (bei ihr Sutra III-29)
Länge: 8 Minuten
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Video von Ahnand Krishna zur Sutra
Kräfte von Samyama: Asha Nayaswami zu Sutra 3:28-36
Länge: 73 Minuten
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