mann hand an ohr 250Śrotrākāśayoḥ sambandhasaṁyamāddivyaṁ śrotram
श्रोत्राकाशयोः संबन्धसंयमाद्दिव्यं श्रोत्रम्

Wer meint, Hören sei bloß das, was durchs Trommelfell wandert, hat die Rechnung ohne die Yogaphilosophie gemacht. In Patanjalis Yoga-Sutra III.42 tauchen wir ein in ein unbekanntes Terrain: das überphysische Hören – ein Lauschen, das nicht an Schallwellen hängt, sondern an Bewusstsein, Raum und innerer Stille. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise zwischen Ohr und Unendlichkeit, zwischen dem hörbaren Klang und dem, was dahinter liegt. Was bedeutet es, mit dem Raum zu hören? Und wie kann man das im Alltag üben? Hier findest du Erläuterungen zu Sutra III-42 von zahlreichen Kommentatoren. Wer sich darauf einlässt, hört die Welt bald mit ganz anderen Ohren.

Inhalt: Yogasutra Kapitel 3, Vers bzw. Sutra 42

Kurz zusammengefasst

  • Samyama auf Akasha und Ohr
    Die meditative Praxis von Samyama auf die Verbindung zwischen dem Hören (Śrotra) und dem Raum (Ākāśa) ermöglicht laut Yoga-Sutra III.42 das Erlangen eines überphysisches Hörvermögens – auch als divyam śrotram bezeichnet.
  • Bedeutung von Akasha im Yoga
    Ākāśa ist im yogischen Kontext nicht nur physischer Raum, sondern ein subtiles, klangtragendes Medium, das als Träger von Schwingungen und Bewusstsein gilt – das eigentliche Feld, in dem Klang entsteht und sich ausbreitet.
  • Was ist überphysisches Hören?
    Gemeint ist ein Hören jenseits der physischen Ohren – also die Wahrnehmung feinstofflicher, mentaler oder sogar göttlicher Klänge, wie sie z. B. durch tiefe Meditation, Yoga Nidra oder innere Stille erfahrbar werden können.
  • Traditionelle Kommentare
    Vyasa beschreibt Ākāśa als allgegenwärtigen Klangraum, in dem alle Töne wohnen. Durch Samyama auf das Zusammenspiel von Raum und Gehör entwickelt sich ein „höheres Hören“, das sich durch Tiefenschärfe, Weite und intuitive Klangwahrnehmung auszeichnet.
  • Praxis im Alltag
    Übungen wie das Lauschen in die Stille, das bewusste Wahrnehmen des Raumes zwischen den Geräuschen oder das Hören mit dem ganzen Körper helfen, diese Qualität des Hörens in den Alltag zu integrieren – etwa in Gesprächen, beim Naturerleben oder vor dem Einschlafen.
  • 7-Tage-Übungsmodul
    Ein interaktiver Mini-Kurs mit täglich wechselnden Übungen fördert die bewusste Entwicklung dieser Fähigkeit – durch OM-Lauschen, Raumbewusstsein und Yoga-Nidra-Impulse.
  • Moderne Perspektiven & Tools
    Klangtherapie, intuitive Kommunikation oder auch Neurofeedback werden als moderne Brücken zur alten Praxis diskutiert – als Möglichkeit, den subtilen Hörerraum bewusster zu nutzen.

Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Shrotra
  • , śrotra = Ohr; hören; Gehör; Lauschen; Ort des Ohres; seltener: Bereich hinter den Ohren;
  • Akashayoh, âkâshayoh, ākāśa = Raum; Äther; Licht;
  • Sambandha, saṁbandha = Beziehung; Verbindung; Relation; ein gemeinsames Band oder Tor; Vereinigung;
  • Samyama, samyamah, saṁyamā = Ausdruck für die Triade Dharana, Dhyana und Samadhi; Selbstbeherrschung; Abfolge von Dharana, Dhyana und Samadi; durch das Eins-werden mit;
  • Samyamat, samyamât = durch Ausführung von Samyama über;
  • Divyam, divya = göttlich; hyperphysisch; übersinnlich; himmlisch; erhaben; heilig;
  • Shrotram, śrotram = Hören; Fähigkeit des Hörens;

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Roots: „... Konzentration auf die Verbindung von Hören und Raum ... göttliches Hören.“
  • Sukadev: „... auf die Verbindung zwischen ... Raum ... und Ohr ... überphysisches Hören.“
  • Deshpande/Bäumer: „Wenn man die >Sammlung< auf die Beziehung zwischen dem Ohr und dem leeren Raum ...“
  • Dr. R. Steiner: „Durch Meditation (Samyama) auf die Beziehung zwischen dem Hören und dem Raum ...“
  • Coster: „-“
  • Feuerstein: „... zwischen Ohr und Äther-Raum (akasha) [erwirbt er] das “göttliche Ohr” (divya-shrota).“
  • R. Palm: „Aus der Gesamtausrichtung auf den Zusammenhang zwischen Gehör und Äther ...“
  • R. Sriram: „Aus Samyama … Beziehung zwischen Klang und Raum … göttliches Hörvermögen.“
  • Govindan: „[Durch Eins-werden] mit ... entsteht Hellhören.“
  • Iyengar: „... erlangt der Yogi die götttliche Kraft zu hören.“
  • Chip Hartranft: „Indem man sich mit vollkommener Disziplin auf die Art und Weise konzentriert, wie sich der Klang durch den Äther bewegt, ...“
  • R. Skuban: „... erlangt er die Fähigkeit, Gottes Stimme zu hören.“
  • Paul Deussen (1908): „Durch Allzucht angewendet auf die Verbindung von Gehör und Äther erfolgt himmlisches Gehör."
  • T.K.V. Desikachar: „Meditation auf die Beziehung zwischen Gehörsinn und Raum ...“
  • G. Pradīpaka: „Durch Saṁyama (saṁyamāt) über die Beziehung (sambandha) zwischen der (gewöhnlichen) Kraft des Hörens -- d.h. Śrotendriya-- (śrotra) (und) dem Raum -- d.h. ākāśa-- (ākāśayoḥ ...“
  • 12koerbe.de (dort: 41): „... das Bewußtsein auf des Gehörs und des Ätherraumes innere Bindung zu fokussieren ...“
  • Hariharananda Aranya: „(Durch Üben von Samyama) Über die Beziehung zwischen Akasa und der Kraft des Hörens ...“
  • I. K. Taimni: „... wird das überphysische Hören erlangt.“
  • Vyasa Houston: „... Samyama auf die Beziehung zwischen dem Gehör und dem Akasa-Raum/Äther durchführt ...“
  • Barbara Miller: „Durch perfekte Disziplin der Beziehung zwischen Ohr und Raum ...“
  • Swami Satchidananda: „... wird übernormales Hören möglich.“
  • Swami Prabhavananda: ... erlangt man übernatürliche Kräfte des Hörens.“
  • Swami Vivekananda: „...erlangt man göttliches Hören.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Durch Beschränkung [englisch: constraint; gemeint ist vermutlich auch bei Wim van den Dungen: Samyama] auf die Beziehung zwischen Ohr und Äther ...“
  • Rainbowbody; „Samyama auf die beiden Verbindungsventile (sambandha) zwischen dem Bereich hinter dem Ohr (srotra) und dem Sitz von akasha (das Äther-/Akasazentrum befindet sich am Kehl- oder vishuddi-Chakra), ... überweltliches göttliches Gehör ... oder Hellhörigkeit ...”

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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Einordnung dieser Sutra im Yogasutra

Samyama ist die Schlüsselübung im dritten Kapitel des Yogasutra zum Erreichen der geistigen Kräfte. In den Sutras III-1 bis III-7 erläutert Patanjali zunächst, was Samyama ist: die Kombination aus

  • Dharana (Konzentration),
  • Dhyana (Meditation) und
  • Samadhi (Überbewusstsein).

In Sutra III-8 ergänzt er dann, dass der Yogi zur Erlangung der Erleuchtung über Samyama hinausgehen muss.

In den Sutras III-9 bis III-15 geht es weiter mit Erläuterungen, welche Wandlung der Geist (Chitta) vollziehen muss, um Samyama bis zur Perfektion ausüben zu können. Aufeinander aufbauend sind das die Stadien

  1. Nirodha-Parinama (Wandel durch Sammlung, einfache Konzentration),
  2. Samadhi-Parinama (Wandlung durch länger andauernde Konzentration) und
  3. Ekagrata-Parinama (Wandel/Transformation durch vollkommene Versenkung auf einen Punkt/ein Thema). 

Der notwendige Wandel des Geistes erfolgt nach und nach, ist keine sprunghafte Entwicklung.

In den Sutras III-16 bis III-49 macht Patanjali eine ganze Reihe von Vorschlägen, worauf man Samyama lenken könnte und welche Folgen (Siddhis = Kräfte, besondere Erkenntnisse) sich jeweils daraus ergeben.

In Sutra III-42 erläutert Patanjali, dass mit Samyama auf die Verbindung von Raum/Äther und Ohr eine Art "göttliches Gehör" entsteht.

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Patanjalis Anleitungen zur Erlangung der Siddhis lauten generell, dass der Praktizierende Samyama gezielt auf ein Meditationsobjekt anwendet. Samyama ist die Verbindung aus anhaltender Konzentration, Meditation und schlussendlich Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Objekt der Meditation. Skuban sieht den Vorgang von Samyama als “mentales Eindringen in ein Objekt, das den Übenden schließlich zu den feinstofflichsten Bereichen des Seins führt.” Dadurch werden die drei Eigenschaften (siehe Sutra III-13) eines Objektes voll erkannt. So wird das Objekt voll verstanden und über die Gunas auch beherrschbar. Alle Objekte sind nämlich laut Yogalehre Erscheinungsformen der drei Gunas, auch das Bewusstsein des Menschen. Der Yogi diszipliniert sein Bewusstsein und kann über bzw. in Samyama die Gunas auch außerhalb seines Bewusstseins beeinflussen oder verändern. So erklären sich gemäß Yogalehre die Siddhis. 

Vibhutis, der andere Name für die Siddhis, bedeutet wörtlich weg (vi) von den Elementen (bhutas) und steht damit laut einiger Kommentatoren auch für die Abwendung von der Identifikation mit den materiellen Grundlagen unseres Lebens, yogisch: Prakriti. Hin zur Erkenntnis unserer wahren Natur: Purusha.

Die Sutras III-16 bis III-49  nennen die Objekte, auf die ein Yogi seine Samyama-Konzentration legen sollte, um besondere Kräfte zu entfalten. Iyengar betont jedoch, dass diese Siddhis sich erst bei weit fortgeschrittenen Yoga-SchülerInnen zeigen.

Ergänzend: Lange Pranayama-Praxis soll spontane Siddhis triggern können. Gerade Wechselatmung über Monate hinweg wird in manchen Berichten als „geistöffnend“ beschrieben – mit plötzlichen Hörerlebnissen oder Visionen.

Was ist Samyama?

Was ist Samyama?

Samyama besteht aus drei Stufen: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Nur die erste Stufe von Samyama, die Konzentration auf ein Objekt, lässt sich willentlich steuern. Die darauf aufbauenden Geisteszustände Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) müssen sich laut der meisten Kommentatoren des Yogasutras von alleine einstellen und werden durch lang anhaltende Konzentration und Beseitigung der Geisteshindernisse erlangt. Feuerstein bezeichnet Samyama als 'Bündelung' von Konzentration, Meditation und Samadhi. Du findest Samyama ausführlicher in den ersten Sutras des dritten Kapitels des Yogasutra hier auf yoga-welten.de besprochen. Siehe vor allem:

Yoga Sutra III-4: Die drei (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) zusammen auf ein Objekt oder einen Ort angewendet wird Samyama genannt

Zur Sutra


Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene

Zur Sutra


Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen

Zur Sutra


Voraussetzungen und Umgang mit den Siddhis

Empfehlungen zu Voraussetzungen und zum Umgang mit den Siddhis

Viele Kommentatoren empfehlen, mit den Siddhis sehr bewusst umzugehen. Folgendes wird oft geraten:

Wer sich den Siddhis zuwendet, sollte die Yamas und Niyamas in seinem Leben verwirklicht haben. Diese sind:

Die Yamas – Selbstkontrolle

  • Ahimsa – Gewaltlosigkeit
  • Satya – Wahrhaftigkeit
  • Asteya – Nicht-Stehlen
  • Brahmacharya – Wandel in Brahma / Selbstbeherrschung / Enthaltsamkeit
  • Aparigraha – Nicht-Greifen, Verzicht auf Gier

Niyamas – Verhaltensregeln

  • Saucha – Reinheit
  • Santosha – Zufriedenheit
  • Tapas – Selbstzucht
  • Svadhyaya – Selbststudium (Studium)
  • Ishvarapranidhana – Verehrung des Göttlichen

Siehe dazu die Erläuterungen in "Yamas und Niyamas im täglichen Leben".

Siddhis sollten nicht zum Vergnügen, zur Selbsterhöhung oder anderen ungünstigen, egoistischen Zielen angewendet werden. Vielmehr zeigen die Siddhis (so Iyengar und andere), dass die Yogapraxis “richtig angelegt” sei.

Selbstverständlich sollte man Siddhis auch nicht dazu nutzen, um jemand anderen damit zu schaden.

Stattdessen wird eher ein “Nicht-Beachten” der Siddhis angeraten, wenn diese sich denn zeigen sollten. Iyengar schreibt, (S. 244), die Übungen bei Auftreten der Siddhis mit Glauben und Begeisterung weiterzuentwickeln, die Siddhis aber mit völligem Gleichmut zu betrachten.

Dem Yogi wird also geraten, sich nicht auf die Siddhis einzulassen, sich nicht von ihnen “mitreissen zu lassen”, um sie nicht für eigenen selbstsüchtige Bedürfnisse zu verwenden, woraus späteres Leiden folgen würde. Stattdessen solle er/sie weiter auf dem Pfad der Befreiung zu wandeln und die Siddhis eher als Prüfung ansehen, ob man nicht doch noch - trotz fortgeschrittener yogischer Entwicklung - den Verlockungen der Dualität und des Ego-Daseins nachgibt.

Swami Sivananda sagt über Siddhis:

„Yoga ist nicht dazu da, Siddhis, Kräfte, zu erlangen. Wenn ein Yogaschüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, höchsten Samadhi zu erreichen, muss Siddhis zurückweisen, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen von Devatas. Nur wenn man diese Siddhis zurückweisen kann, kann man Erfolg im Yoga erlangen.“

Im tibetischen Buddhismus werden vergleichbare Fähigkeiten „Shes-rab“ genannt. Auch dort: klare Intuition, inneres Sehen, spontane Einsicht – aber nie als Ziel, sondern als Prüfstein für Demut.

Missverständnisse rund um Siddhis

Die Aussicht auf übernatürliche Kräfte fasziniert viele – und genau darin liegen einige häufige Missverständnisse begründet. Ein Irrglaube besteht darin, dass Yoga hauptsächlich dazu diene, solche Siddhis zu erlangen. Tatsächlich betont die Tradition jedoch, dass Siddhis eher Nebenprodukte auf dem spirituellen Weg sind, nicht sein Zweck. Patanjali selbst stellt im unmittelbar folgenden Sutra klar, dass diese Fähigkeiten für einen im Samadhi befindlichen Geist Upasarga – also Störungen oder Ablenkungen – darstellen, auch wenn sie in einem nach außen gewandten Bewusstseinszustand als außergewöhnliche Errungenschaften erscheinen mögen. Yogameister wie Vyasa und später Vivekananda haben daher immer wieder gemahnt, die Siddhis nicht zu überschätzen: Sie seien wie Blüten am Wegesrand – schön und bemerkenswert, aber man sollte nicht vom Weg abkommen, um nur noch Blumen zu pflücken.

Ein weiteres Missverständnis liegt darin, jede ungewöhnliche innere Wahrnehmung sofort für eine echte siddhische Fähigkeit zu halten. Insbesondere wenn Übende beginnen, sich intensiv mit Meditation zu beschäftigen, können imaginäre Bilder, Lichterscheinungen oder akustische Phänomene auftauchen. Die Yoga-Tradition fordert hier Viveka, das unterscheidende Erkenntnisvermögen: Handelt es sich wirklich um eine valide intuitive Einsicht (Pratibha) oder nur um eine Wunschprojektion des Geistes? Echte spirituelle Intuition wird traditionell durch bestimmte Qualitäten kenntlich gemacht – sie geht einher mit tiefer innerer Stille, Klarheit und Gewissheit, ohne Aufregung oder Ego-Stolz. Hingegen sind halluzinatorische Erlebnisse oder irrige „Eingebungen“ oft dramatisch, emotional aufgeladen oder selbstbezogen. Es ist ein bekanntes Risiko, dass ein Yogi, der sich zu früh auf Siddhis fokussiert, Opfer von Täuschungen werden kann. Beispielsweise könnte man glauben, die Gedanken anderer lesen zu können, während man in Wirklichkeit eigenen Fantasien nachhängt.

Schließlich gibt es das Missverständnis, Siddhis seien ein Zeichen von Erleuchtung oder spiritueller Vollendung. Historische Berichte zeigen jedoch, dass auch wenig ethische oder unreife Personen zeitweise paranormale Fähigkeiten aufweisen konnten – was nicht mit wahrer Heiligkeit gleichzusetzen ist. Im Yoga wird daher gelehrt, die Siddhis weder zu verteufeln noch zu vergötzen. Sie dürfen auftauchen, doch der richtige Umgang ist entscheidend: Ein reifer Yogi nimmt sie wahr, schenkt ihnen aber wenig Bedeutung und bleibt dem höheren Ziel, Kaivalya (der völligen Befreiung), verpflichtet. Missverständnisse klären sich letztlich durch Erfahrung und Anleitung: In der traditionellen Guru-Schüler-Beziehung wurden auftauchende Siddhi-Erlebnisse vertraulich besprochen, um sicherzustellen, dass der Schüler nicht in Fallen wie Egoismus oder Ablenkung tappt. So soll auch der moderne Übende verstehen, dass Wunder im Yoga-Kontext Prüfsteine der Haltung sind – sie verlangen nach noch mehr Demut, Vairagya und Konzentration auf den eigentlichen Weg.

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Akasha

Akasha wird gerne als Raum, Äther, Licht oder “ätherisches Licht-Medium” übersetzt und ist eines der fünf Elemente der physischen Natur. Die Laute bewegen sich in Form von Schall in diesem Raum fort.

Äther (akasa) gilt in der Yogaphilosophie als alles durchdringend, wird gerne als als das subtilste Element (subtiler als Luft) betrachtet. Als das “alles durchdringende Medium des alles durchdringenden Raumes”.

Traditioneller Hintergrund: Raum (Akasha) und Gehör

In der klassischen Yogaphilosophie – insbesondere in der Sankhya-Lehre – besteht eine enge Verbindung zwischen den Sinnesorganen und den fünf Elementen der Natur. Das Gehör steht dabei in Beziehung zum Element Raum (Akasha) und dessen subtilem Grundprinzip, dem Klang (Shabda).

R. Palm schreibt (S. 179), dass die Töne, die wir hören, Formen des Äthers seien, die dieser jeweils einnimmt. “An den Tönen erkennen wir den Äther.” Klang könne auch als Zeichen der Leere (des Raumes) gesehen werden. Beispiel: Die Glocke braucht den leeren Hohlraum, um zu klingen.

Mit anderen Worten: Schall gilt als die besondere Eigenschaft des Raumes – ohne Raum als Medium kann kein Klang übertragen werden.

Traditionelle Kommentatoren betonen daher, dass Raum die Basis für alle Klänge und für das Hören ist. So wird etwa darauf hingewiesen, dass mehrere Menschen, die sich am selben Ort befinden, auch das Gleiche hören können; dies liegt daran, dass der umgebende Raum den Schall für alle gleichermaßen überträgt und selbst frei von Hindernissen ist. Dinge mit fester Form hingegen können Schall blockieren (etwa eine Wand, die Geräusche abschirmt).

Akasha jedoch ist seiner Natur nach unbegrenzt und durchdringend, wodurch Klang sich ungehindert ausbreiten kann. Die menschliche Hörfähigkeit (śrotra) ist das Instrument, das diese Schallwellen aufnimmt. Yogische Texte folgern: Wenn man die subtile Verbindung zwischen dem Hörsinn und dem allgegenwärtigen Raum vollkommen durchdringt – z. B. mittels Samyama (der vertieften meditativen Versenkung darauf) – kann sich das Bewusstsein über die normalen Grenzen des Hörens hinaus ausweiten.

Bedeutung des Siddhi "Göttliches Hören" (Divyaṃ Śrotram)

Divyam  wird u.a. mit göttlich; hyperphysisch; übersinnlich oder himmlisch übersetzt. Shrotram ist das Hören oder die Fähigkeit des Hörens. Mit Divyam Shrotram ist demnach ein Gehör gemeint, dass weit über das menschliche Gehör hinausgeht.

  • Sriram schreibt, die “Qualität des Hörens” werde “unübertrefflich”.
  • Iyengar schreibt, dass der Yogi mit diesem Siddhi die Meisterschaft über das Luft-Element erringt.
  • Die Öffnung des „spirituellen Ohres” ermöglicht ein „… Eintauchen in die göttliche Klangenergie (sabda), die Erkenntnis des göttlichen Namens und die Rhapsodie der Sphären.” (Rainbowbody)

Was genau bedeutet nun das im Sutra beschriebene „göttliche Gehör“? Im Kern geht es vermutlich um die Fähigkeit, Klänge wahrzunehmen, die dem normalen Ohr verborgen bleiben – gewissermaßen ein erweitertes Hörvermögen.

Überphysisches Hören würde sich darin äußern, dass der Yogi Geräusche wahrnimmt, die außerhalb der Reichweite seiner normalen Sinnesorgane liegen. Dazu zählen beispielsweise sehr entfernte Töne (auch über große Distanzen oder durch Hindernisse hindurch) oder feinstoffliche Klänge, die zu leise oder zu subtil für das gewöhnliche Gehör sind. Traditionelle Berichte sprechen sogar davon, dass man mit dem divyaṃ śrotram die Stimmen himmlischer Wesen oder andere übersinnliche Laute vernehmen kann.

Manche Ausleger bezeichnen dieses Phänomen als eine Form der Hellhörigkeit (Clairaudience): Der Meditierende könnte demnach Unausgesprochenes „hören“, etwa die gedanklichen Schwingungen anderer, oder Klänge aus höheren Ebenen wahrnehmen, als würden sie direkt ins Bewusstsein übertragen – unabhängig davon, ob physische Schallwellen im Spiel sind.

In einigen Kommentaren heißt es, ein Meister dieser Siddhi könne sogar die sprichwörtliche „Musik der Sphären“ hören und Botschaften über den Äther empfangen. Kurz gesagt, divyam śrotram erweitert den Hörsinn qualitativ und quantitativ weit über das Normalmaß hinaus.

🧘 Wie du Samyama auf „Raum und Ohr“ in einer Meditation übst

Voraussetzungen und Vorbereitungen für Samyama und Siddhis

Voraussetzungen für Samyama und Siddhis

Um Samyama – die kombinierte Praxis von Konzentration, Meditation und Versenkung – erfolgreich üben zu können, müssen bestimmte psychologische und spirituelle Voraussetzungen erfüllt sein. Einig sind sich die traditionellen wie modernen Lehrer, dass der Geist des Übenden ausreichend gereinigt und gesammelt sein muss. Das bedeutet: innere Stabilität, relative Gedankenstille und Freiheit von starken emotionalen Aufwallungen als Grundlage. Es bedarf eines Maßes an Konzentrationskraft, Achtsamkeit und Gelassenheit gegenüber Sinnesreizen, damit die Aufmerksamkeit vollständig nach innen gelenkt werden kann. Besonders hervorgehoben wird die Haltung der Nicht-Verhaftung (Vairagya): Der Yogi soll nicht mehr an gewöhnlichen Sinnesfreuden oder Erfolgserlebnissen hängen, sondern eine innere Unabhängigkeit davon kultiviert haben.

Darüber hinaus betont der yogische Weg, dass die grundlegenden Stufen des Achtgliedrigen Pfades gefestigt sein sollen, bevor man sich höheren Techniken wie Samyama widmet. Konkret bedeutet dies: Yama und Niyama – die ethischen Prinzipien und Selbstdisziplinen – sollten im Leben des Übenden verankert sein, um mentale Unruhe und konflikthafte Begierden zu minimieren. Die Praxis von Asana (Körperübungen) und Pranayama (Atemlenkung) baut Spannungen und Rastlosigkeit ab und stabilisiert Körper und Nerven, was indirekt dem Geist zugutekommt. Pratyahara, das systematische Zurückziehen der Sinne, ist ebenfalls eine entscheidende Vorstufe: Erst wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr unwillkürlich von äußeren Eindrücken gesteuert wird, kann echte Konzentration nach innen entstehen. Diese Vorarbeiten schaffen den Nährboden, auf dem Samyama gedeihen kann. Ein Yogi, der Schritt für Schritt diesen Pfad gegangen ist, entwickelt die geistige Stärke und Reinheit, die nötig sind, um tiefe Versenkung zu erreichen – und in deren Folge können Siddhis überhaupt erst auftauchen.

Die Rolle von Entsagung und Ethik (Vairagya, Yama, Niyama)

Entsagung/Nichtanhaftung im Yoga, auf Sanskrit Vairagya, und die ethischen Richtlinien Yama und Niyama gehören zu den fundamentalsten Anforderungen, insbesondere wenn es um den Umgang mit Siddhis geht. Vairagya bedeutet ein inneres Losgelöstsein: der Übende übt sich darin, Verlangen und Anhaftungen aufzugeben – seien es sinnliche Genüsse, materielle Güter oder auch das Streben nach außergewöhnlichen Fähigkeiten. So kann der Yogi in die Tiefe von Samyama gelangen.

Die Geisteshaltung von Vairagya ist auch hilfreich dabei, dass aufkommende Siddhis den Yogi nicht verführen. Nur wer in Gleichmut gegenüber allen Phänomenen bleibt, kann übernatürliche Wahrnehmungen haben, ohne vom eigentlichen Pfad abzukommen. Patanjali nennt Vairagya nicht umsonst bereits im ersten Kapitel als Schlüssel zur geistigen Stille: Das fortwährende Loslassen verhindert, dass der Geist neue Wellen von Begierde und Ego-Stolz bildet.

Ergänzend dazu bilden Yama und Niyama das moralische Fundament. Die fünf Yamas – etwa Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya) oder Nicht-Gier (Aparigraha) – und die fünf Niyamas – etwa Reinheit (Shaucha) und Selbststudium (Svadhyaya) – sorgen dafür, dass der Charakter und Lebenswandel des Yogis ethisch ausgerichtet sind. Warum ist das so wichtig in Bezug auf Siddhis? Zum einen reinigt moralisches Verhalten das Herz und mindert egoistische Tendenzen, was die Wahrscheinlichkeit von Missbrauch oder falscher Identifikation mit Kräften reduziert. Zum anderen stabilisieren Yama und Niyama den Geist: Ein Gewissen, das frei von Schuld und Zwiespalt ist, kommt leichter zur Ruhe. Traditionell heißt es, dass Siddhis nur einem Yogi dauerhaft und gefahrlos zufallen, der Tugend und Selbstbeherrschung verkörpert. Andernfalls können Machtgefühle, Hochmut oder unethische Versuchungen die Folge sein. Daher lehren die Yogameister, dass jede Erweiterung der Fähigkeiten mit entsprechender Demut und Verantwortungsbewusstsein einhergehen muss – Qualitäten, die durch die Befolgung von Yama und Niyama kultiviert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Vairagya und die ethische Praxis sind Förderer und Schutzmechanismus auf dem Weg zur höheren Erkenntnis. Sie erleichtern das Eindringen in lang anhaltende innere Stille bei voller Bewusstheit und bewahren den Übenden davor, die Richtung zu verlieren, wenn Siddhis auftauchen. Ein Yogi, der Entsagung übt und ethisch gefestigt ist, wird die verfeinerten Sinneswahrnehmungen zwar registrieren, aber weder missbrauchen noch für wichtiger halten als das letztendliche Ziel – die Erkenntnis des wahren Selbst (Purusha) und die Befreiung.

Vorbereitende Techniken für Samyama und verfeinerte Wahrnehmung

Um den Geist auf Samyama und mögliche subtile Wahrnehmungen vorzubereiten, empfehlen Yogalehrer seit jeher verschiedene unterstützende Techniken. Insbesondere folgende Ansätze haben sich als hilfreich erwiesen:

  • Yama und Niyama hatten wir schon, empfohlen wird auch eine stabile und bequeme Sitzhaltung (Asana).
  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinne): In dieser fünften Stufe des Raja Yoga lernt der Übende, die Aufmerksamkeit von äußeren Sinnesobjekten abzuziehen. Praktisch wird Pratyahara z.B. geübt, indem man sich in Entspannung auf innere Wahrnehmungen konzentriert und äußere Reize ausblendet – etwa durch Augen schließen, in Stille sitzen oder Visualisierungen. Dadurch werden die Sinne „nach innen gezogen“. Ein trainiertes Pratyahara ist die Voraussetzung dafür, dass in Samyama die verfeinerten, inneren Sinneswahrnehmungen auftauchen können. Erst wenn die gewöhnlichen Sinnesreize an Macht verlieren, entsteht Raum für das subtile innere Hören, Sehen etc.
  • Pranayama (Atemkontrolle): Gezielte Atemübungen beruhigen das Nervensystem und sammeln den Geist. Durch Regulierung (Patanjali nennt Verlängerung und Verfeinerung) des Atems – etwa mittels tiefer Bauchatmung, Wechselatmung (Nadi Shodhana) oder einfach nur der Verlängerung der Ausatmung – wird der Geist fokussiert und der Energiefluss harmonisiert. Patanjali selbst führt Pranayama als wichtige Vorstufe zu Dharana (Konzentration) an. Ein gleichmäßiger, feiner Atem fördert eine introvertierte Aufmerksamkeit und kann latente Energien (Prana) wecken. Insbesondere fortgeschrittene Pranayamas, die mit Konzentration auf Energiezentren (Chakras) verbunden sind, schulen die Wahrnehmung des inneren Raums. Dadurch wird der Yogi empfänglicher für subtile Empfindungen – eine essenzielle Vorbereitung, um in tiefere Meditation vorzudringen, wo sich Siddhis zeigen könnten.
  • Optional: Yoga Nidra (Yogischer Tiefenentspannungszustand): Yoga Nidra ist eine geführte Meditation, die den Körper in vollständige Entspannung versetzt, während der Geist hellwach bleibt. In diesem Schwebezustand zwischen Wachen und Schlaf treten Gehirnwellen auf, die für Aufnahmefähigkeit und Intuition förderlich sind. Die Praxis von Yoga Nidra hilft, unbewusste Verspannungen und mentale Blockaden abzubauen. Sie schult außerdem die Fähigkeit, bewusst ins Unterbewusstsein hineinzulauschen, ohne einzuschlafen. Diese Fertigkeit – entspannt und zugleich aufmerksam nach innen zu schauen – ist eine direkte Vorbereitung auf Samyama. Ein Yogi, der Yoga Nidra meistert, kann seine Aufmerksamkeit lange nach innen richten, was die Kontinuität von Dharana/Dhyana fördert. Zugleich fördert Yoga Nidra einen Zeuge-Geist („Sakshi-Bhava“), der Phänomene beobachten kann, ohne sich damit zu identifizieren – hilfreich, um etwaige Siddhi-Erfahrungen nüchtern zu betrachten. Hier findest du die konkrete Übungsanleitung.
  • Optional: Japa (Mantra-Wiederholung): Die Rezitation oder mentale Wiederholung eines Mantras gilt als eine der wirkungsvollsten Konzentrationshilfen. Durch Japa wird der rastlose Geist schrittweise beruhigt und auf einen Klang oder eine heilige Silbe ausgerichtet. Das kontinuierliche Wiederholen – ob laut, leise oder innerlich – bündelt die Gedankenströme und führt zu tiefer Meditation. In vielen Yoga-Traditionen heißt es, ein Mantra reinige den Geist und öffne das Herz. Praktisch bewirkt Japa, dass störende Gedanken in den Hintergrund treten und eine spirituelle Schwingung den Vordergrund einnimmt. Dies bereitet auf Samyama vor, indem das Mantra wie ein Anker für Dharana dient und nahtlos in Dhyana übergehen kann. Zudem kann intensives Mantra-Japa dazu führen, dass der Übende das Mantra schließlich innerlich „hört“, ohne aktives Tun – eine Form von subtiler Wahrnehmung, die als Siddhi betrachtet werden könnte (z.B. Nada-Anubhava, das innere Klang-Erlebnis). Selbst wenn solche Phänomene nicht explizit gesucht werden, stärkt Japa in jedem Fall die Konzentration, Hingabe und Vairagya. Diese Qualitäten schützen und begleiten den Yogi, falls sich verfeinerte Sinneswahrnehmungen einstellen.

Zusammengefasst dienen Pratyahara, Pranayama, Yoga Nidra und Japa als (nicht unbedingt notwendige aber) hilfreiche Bausteine in der Vorbereitung auf Samyama. Sie entwickeln die nötige geistige Disziplin, Sammlung und Reinheit, um die im Yoga-Sutra beschriebenen Fähigkeiten zu ermöglichen (garantieren aber deren Auftreten nicht). Gleichzeitig fördern sie die Haltung von Losgelöstheit und innerer Ruhe, sodass der Yogi bereit ist, Siddhis weder zu erzwingen noch zu fürchten, sondern sie im richtigen Geist zu integrieren. Jede dieser Techniken ist für sich schon eine wertvolle Übung; im Zusammenspiel ebnen sie den Weg zu den tieferen Erfahrungen des Yoga – bis hin zur Pratibha, dem aufblitzenden inneren Wissen, und darüber hinaus zum endgültigen Ziel des Yoga, der Verwirklichung des Selbst.

🌀 Samyama-Reife-Check

Samyama – die Kombination aus Konzentration, Meditation und tiefer Versenkung – ist eine hochentwickelte Praxis im Yoga. Doch ist sie für jeden und zu jeder Zeit sinnvoll? Mit diesem kurzen Selbsttest kannst du einschätzen, ob dein Geist bereit ist, sich auf diese subtile Form des inneren Forschens einzulassen.

So geht's: Beantworte die Fragen ehrlich und spontan. Am Ende erhältst du eine Einschätzung und eine Empfehlung für deinen nächsten Schritt.

1. Wie leicht fällt es dir, Gedanken im Geist kommen und gehen zu lassen, ohne ihnen zu folgen?





2. Wie sieht deine Meditationspraxis aktuell aus?





3. Wie reagierst du auf innere Unruhe oder Reizüberflutung?





4. Kannst du dich länger auf ein inneres Objekt (z. B. Atem, Mantra, Lichtpunkt) konzentrieren?





5. Wie gehst du mit spirituellen Erfahrungen um?





6. Hast du das Gefühl, dass deine spirituelle Praxis dich transformiert?





7. Wie reagierst du auf Stille?





Samyama, der Dreiklang aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Meditationsobjekt ist das Mittel der Wahl für den Yogi, um die in Kapitel III des Yogasutra besprochenen Siddhis auszuüben. In diesem Fall richten wir Samyama auf die Interessen unseres Höheren Selbst, wie auch schon in der Sutra zuvor.

Üblicherweise gelingt tiefe Versenkung bei voller Bewusstheit am besten mit tiefer Meditation. Es soll auch mit Yoga Nidra funktionieren, wenn du die darin enthaltenen Schritte mit Konzentration ohne einzuschlafen durchführen kannst. Zu beiden Techniken findest du Anleitung (& Downloads) auf Yoga-Welten.de:

Beitrag: Meditation lernen

Meditation lernen

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Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus

Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast.

Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie.

Hier weiterlesen: Meditation lernen

Beitrag: Yoga Nidra

Yoga Nidra

Einzelner Baum im Feld, tiefe Wolken

Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen

Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten.

Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen.

Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.

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So könntest du konkret üben:

1. Bereite dich vor – Ankommen

Setz dich bequem hin, aufrecht, wach. Mach’s dir nicht zu gemütlich – du willst ja nicht einschlafen. Schließ die Augen, atme ein paar Minuten ruhig durch. Einfach nur wahrnehmen, dass du da bist. Komme an.

2. Stufe 1: Dharana – Fokus setzen

Jetzt bring deine ganze Aufmerksamkeit auf dein Gehör. Nicht auf das, was du hörst – sondern auf das Gefühl des Hörens selbst. Wo spürst du das Hören? In den Ohren? Hinter den Ohren? Vielleicht sogar im Raum um dich herum?

Wenn dein Geist abschweift (und das wird er), hol ihn einfach sanft zurück – ganz ohne Stress.

3. Stufe 2: Dhyana – Fließen lassen

Wenn du eine gewisse Konzentration spürst, lass den Fokus weiter werden. Stell dir vor, du lauscht in den Raum hinein. Hör nicht mehr auf einzelne Geräusche – sondern auf das Feld, in dem sich Geräusche bewegen. Dieses Feld ist Akasha – der Raum, das subtile Medium für Klang.

Versuch nicht, irgendwas zu "machen" – lass dich vom Lauschen tragen.

4. Stufe 3: Samadhi – Verschmelzen

Wenn du lang genug ruhig bleibst, wirst du vielleicht spüren, dass sich etwas verändert: Du hörst nicht mehr mit den Ohren, sondern es ist, als würde das Hören durch dich hindurch geschehen. Du bist nicht mehr der Zuhörer – sondern der Raum, in dem Hören passiert.

Das ist die Verbindung, von der das Sutra spricht – zwischen Ohr und Raum. Und genau hier kann dieser Moment von „divyam shrotram“ entstehen – ein feiner, fast übernatürlicher Zustand des Hörens.

Es kann sein, dass du innere Töne wahrnimmst (wie ein feines Summen, OM oder andere subtile Klänge). Oder du spürst einfach nur ein tiefes, stilles Bewusstsein. Beides ist okay. Lass es geschehen.

Zeitleiste: Pfad zu Samyama und den Siddhis

erfahrungen samyama 700

Diese Zeitleiste zeigt dir die Stufen des Yogawegs, die nötig sind, um in den Zustand von Samyama zu kommen – und wie daraus Siddhis (verfeinerte Sinneswahrnehmungen) spontan entstehen können.

🪷 Yama & Niyama

Ethische Grundlagen & Selbstdisziplin: z. B. Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit. Sie bereiten deinen Geist auf Tiefe und Klarheit vor.

🧘 Asana

Stabiler, bequemer Sitz. Der Körper wird still, der Atem ruhig – beides ist nötig für längere innere Versenkung.

🌬️ Pranayama

Atemkontrolle als Brücke zur inneren Wahrnehmung, Pantanjali empfiehlt, Ausatmung und Einatmung und Anhalten zu verlängern und zu verfeinern. Dieses Pranayama beruhigt das Nervensystem und bereitet den Geist auf Fokus vor.

👁️ Pratyahara

Zurückziehen der Sinne. Der Blick geht nach innen. Die Außenwelt verliert an Bedeutung. Jetzt beginnt echte Sammlung.

🎯 Dharana

Konzentration auf ein Objekt (z. B. Licht, Atem, Mantra). Der Geist bleibt bei einem Punkt – erste Form von Meditation.

🧘‍♀️ Dhyana

Meditation. Der Fokus wird fließend, mühelos. Es gibt keine Unterbrechungen mehr – reines Verweilen im Beobachteten.

🌌 Samadhi

Verschmelzen mit dem Objekt. Kein „Ich meditiere“ mehr – nur noch reines Sein. Dies ist der Eingang in tiefe Einsicht.

✨ Übergang zu Samyama

Wenn Dharana, Dhyana und Samadhi auf dasselbe Objekt gerichtet sind – ohne Unterbrechung –, kann daraus Samyama entstehen. Dann ist der Geist hochfokussiert, durchlässig und empfänglich für tiefe, intuitive Erkenntnis.

🌟 Was entsteht daraus?

Spontan kann es geschehen, dass sich ein Siddhi zeigt, du z. B. feiner hörst, spürst, siehst – nicht mit den Sinnen, sondern von innen heraus. Denke immer daran: Siddhis sind kein Ziel, aber ein möglicher Meilenstein auf deinem Weg.

🌿 Wie du das Sutra im Alltag üben kannst

Auch ohne den Anspruch, übernatürliche Fähigkeiten zu erlangen, kann die Schulung des Gehörs für Yoga-Praktizierende heute sehr wertvoll sein. In der modernen Achtsamkeits- und Meditationspraxis wird das bewusste Lauschen auf Geräusche oder auf die Stille oft genutzt, um den Geist zu sammeln. Patanjali selbst empfiehlt im Sutra I.35 die Konzentration auf subtile Sinneswahrnehmungen, da dies den Geist stabilisieren kann. Indem man das bewusste Zuhören trainiert, schärft man die Wahrnehmung und fördert gleichzeitig die innere Ruhe.

Manche Lehrer sehen in dem „göttlichen Gehör“ auch eine Metapher dafür, besser zuzuhören – sowohl den Mitmenschen als auch der inneren Stimme. Das heißt, man entwickelt eine feinere Intuition und Empathie: Im Alltag könnte sich das darin zeigen, Stimmungen und unausgesprochene Botschaften besser „heraushören“ zu können.

Einige moderne Übungen raten dazu, beim zwischenmenschlichen Dialog bewusst die Qualität des Raumes und des Zuhörens wahrzunehmen – so, als würde man den Raum zwischen den Worten erspüren. Dadurch entsteht oft ein tieferes Verständnis für das Gegenüber.

Schließlich existiert im Yoga mit dem Nāda Yoga eine ganze Praxis, die sich der Meditation auf innere Klänge widmet. Dabei lauscht man z. B. dem inneren OM oder anderen Klangphänomenen im Körper. Dieses Üben soll helfen, die Aufmerksamkeit vom äußeren Lärm zurückzuziehen und auf die feinstoffliche Ebene des Bewusstseins zu richten.

Zusammengefasst inspiriert die Idee des überphysischen Hörens dazu, die Welt des Klangs bewusster zu erforschen – sei es als Weg zu mystischen Erfahrungen oder schlicht als Mittel zur Verfeinerung der Wahrnehmung und Achtsamkeit im Hier und Jetzt.

Alltagsübungen

Hier sind ein paar kleine, alltagstaugliche Übungsimpulse, die dich tiefer mit der Sutra verbinden – mitten im Leben.

🗣 Beim Zuhören im Gespräch

Wenn dir jemand etwas erzählt – hör mal nicht nur mit den Ohren, sondern mit deinem ganzen Raum. Spür das, was zwischen den Worten mitschwingt. Die Stimmung, die nicht ausgesprochen wird. Das ist Akasha-Hören im Alltag.

🧠 Warum das funktioniert: Du bringst deine Aufmerksamkeit auf das feinstoffliche. Das hilft dir, nicht nur den Inhalt, sondern auch die Schwingung eines Gesprächs wahrzunehmen.

🚶 Beim Spazieren in der Natur

Geh in den Wald oder in einen Park. Bleib kurz stehen. Schließ die Augen. Und dann: Lausche. Nicht auf bestimmte Geräusche – sondern auf den Raum zwischen den Geräuschen. Auf die Stille, die alles trägt. Das ist die Qualität von Akasha.

🧠 Warum das funktioniert: Dein Gehirn fährt runter, deine Sinne werden offen, und das „spirituelle Ohr“ kann sich entfalten – ohne Druck.

🔔 Beim Klangmeditation oder mit einer Klangschale

Wenn du eine Klangschale hast oder einfach eine schöne Klangaufnahme (z. B. OM oder Naturklänge), dann lausche nicht nur dem Ton, sondern achte auf das, was passiert, nachdem der Klang verklungen ist. Die Stille danach ist oft intensiver als der Klang selbst.

🧠 Warum das funktioniert: Du trainierst das Gehör fürs Subtile – u.a. das meint das Sutra mit „divyam shrotram“.

🛏 Direkt vorm Einschlafen

Leg dich abends ins Bett, mach alles dunkel. Dann lausche in die Nachtstille – oder in feine Geräusche wie das Summen in den Ohren, das Rauschen der Heizung, den Wind draußen. Mach nichts damit. Nur spüren, hören, Raum wahrnehmen. Einfach sein.

🧠 Warum das funktioniert: Der Zustand zwischen Wachsein und Schlaf ist ideal, um tief ins Spüren zu kommen – ohne Anstrengung.

Möglichkeit dem Hören nachzuspüren (Anleitung nach Sukadev)

Sukadev schlägt folgendes Üben vor:

  1. Eine ruhige Umgebung aufsuchen
  2. Augen schließen, zur Ruhe kommen, in Meditation gehen
  3. Auf die Ohren konzentrieren, dann auf das Gefühl des Hörens
  4. Spüren, wie weit dieses Gefühl des Hörens außerhalb des Körpers reicht (z. B. 1 Meter rechts und links nach aussen spüren)
  5. Zeitgleich nach den physischen Ohren und dem Raum des gefühlten Hörens nachspüren
  6. Dies beides längere Zeit in entspannter Konzentration durchführen
  7. Dann spürt man die Verbindung von Raum und Ohr und der eine oder andere wird einen inneren Klang, feinstoffliche Känge oder ähnliches hören. Analog kann man diese Übung auch mit dem Sehen/den Augen und dem Riechen/der Nase durchführen.

Du kannst diese Art des Spürens in den Beginn deiner Meditation einbauen, denn das hilft, die Meditation zu vertiefen, siehe auch Sutra I-35:

Yoga Sutra I-35: Oder die Meditation über subtile Sinneswahrnehmung führt zur Stabilität des Geistes.

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Zudem kannst du mit dieser Technik im Alltag deine Intuition verbessern. Beispiel: Wenn du in einem Meeting sitzt, spüre die Verbindung von Raum und Hören. Oder, wenn dies ohne Irritation möglich ist, übe dies in einem Gespräch. Kannst du dann Klänge hören, in denen auch etwas mitschwingt - ein Gefühl, eine Stimmung?

Variante: Hören über weite Entfernungen

Du kannst auch ausprobieren, zu einem weit entfernten Ort oder Menschen hinzuhören, über den Raum hinweg und dich dabei auf die Verbindung von Raum und dies weitreichenden Hören konzentrieren.

Variante AUM lauschen

AUM bzw. Om gilt als Laut Gottes, der Ton, der den Raum erschuf. OM als Klang Gottes. Übe mit diesem Klang, lausche dem OM in deinem Inneren und schau, was passiert.

Yoga Sutra I-27: Ishvara zeigt sich in dem Wort OM (Pranavah)

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Variante Govindan

Zunächst wird von Govindan betont, dass es nützlich sei, die “Fähigkeiten unserer subtilen Sinne zu entwickeln”. Es gilt beim verfeinerten Hören (Hellhören), das Zentrum des Bewusstseins “mental” an einen anderen Ort, “über den Raum hinweg”, zu verlagern. Dann lausche man den dabei entstehenden Lauten. Die Fähigkeit zum Hellhören kann spontan auftreten. Mögliche Übungsschritte sind:

  • Alles beginnt, mit dem Vorsatz, Hellhören zu wollen.
  • Dann soll man sich mit der “subtilen Realität hinter diesem Laut verbinden”.
  • Man konzentriere sich dabei auf das, “was dahinter ist”.

Govindan ergänzt, dass geduldiges Üben über viele Monate hinweg notwendig sei, um das Hellhören zu entwickeln.

Variante von der Webseite Rainbowbody

Hier wird shrotram als Bereich hinter den Ohren, als hinterer Hirnbereich (also Hypo-Thalamus, Thalamus, Amygdala usw.) und akasayoh als Sitz des Äther/Akasha-Elements im Kehlzentrum/-chakra übersetzt. In diesem Sinne würde diese Sutra dann von der Verbindung der hinteren Gehirnfunktionen mit dem Rest des Körpers (durch das Kehlchakra) handeln. Rainbowbody: „In dieser Region wird nicht nur die Körper/Geist-Kommunikation ermöglicht, sondern auch das Hören und das übersinnliche Hören (Hellhören des dritten Ohres).” Insbesondere könne man so die Gespräche der Erleuchteten, subtile mentale Gespräche anderer sowie himmlische Musik hören und sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf Botschaften über den Äther empfangen.

✨ Fazit:

Dieses Sutra will dich nicht nur zu einem „besseren Zuhörer“ machen – es lädt dich ein, eine neue Art des Hörens jenseits des Gewohnten zu entdecken.
Ein Lauschen, das nicht mit dem Ohr beginnt, sondern im Bewusstsein. Und das, wenn du es ernst meinst, auch Türen öffnet – nach innen, und vielleicht sogar ein kleines Stück nach „oben“.

Wenn du regelmäßig übst – sei es in der Meditation oder im Alltag – wirst du merken: Der Raum hört mit :-)

Kommentar von Vyasa zu Sutra 3.42

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Vyasa, einer der ältesten und wichtigsten Kommentatoren des Yoga-Sutra, beschreibt in seinem Kommentar zu III.42 die besondere Rolle des Raums (Ākāśa) in Bezug auf das Hören und die Entstehung von überphysischem Gehör.

🌀 Was meint Vyasa mit Ākāśa als Ort des Hörens?

Laut Vyasa ist Ākāśa, also der feinstoffliche Raum oder Äther, das Medium, in dem alle Klänge existieren und sich ausbreiten. Es ist nicht einfach „leerer Raum“, sondern ein durchdringendes, subtiles Element, das Träger von Klang ist. Ohne Raum kann kein Klang übertragen oder gehört werden. Alle Kräfte des Hörens, also das, was überhaupt Klangempfindung möglich macht, befinden sich demnach im Ākāśa.

📍 Einheitliche Hörerfahrung – ein Hinweis auf Ākāśa

Vyasa liefert ein interessantes Argument für die Existenz dieses subtilen Raums:

Wenn mehrere Menschen sich im gleichen Raum befinden, nehmen sie denselben Klang auf ähnliche Weise wahr – vorausgesetzt, ihre Hörorgane funktionieren gleich.

Dies sei ein Hinweis darauf, dass es ein verbindendes Medium geben müsse, das überall die gleichen Bedingungen für das Hören schafft. Diese Gleichmäßigkeit, so Vyasa, sei ein Merkmal des Ākāśa:
✔️ überall gegenwärtig
✔️ nicht durch feste Formen begrenzt
✔️ nicht beeinträchtigt durch Hindernisse

Selbst dort, wo „nichts ist“, kann Klang sein – weil Ākāśa da ist.

🧠 Die Fähigkeit des Hörens und ihre Grenzen

Vyasa erklärt außerdem, dass nicht jeder Mensch automatisch Klang wahrnimmt – es braucht die Kraft des Gehörs (shrotra-shakti).
Zwei Menschen können sich am selben Ort befinden – aber nur einer nimmt Geräusche wahr, während der andere, wenn er z. B. taub ist, nichts hört. Das zeigt:
Es ist nicht der Raum selbst, der hört, sondern die individuelle Fähigkeit, Klang zu empfangen. Diese Fähigkeit liegt im Hörsinn – sie ist das eigentliche Tor zur Klangwahrnehmung.

🔮 Was passiert durch Samyama auf Raum und Hören?

Auch Vyasa schreibt abschließend: Wer Samyama – also die meditative Verschmelzung von Konzentration, Meditation und Überbewusstsein – auf die Verbindung zwischen Gehörsinn und Raum (Ākāśa) ausrichtet,
entwickelt die Fähigkeit des höheren Hörens.

 

Siddhis im Yoga und ihr Stellenwert

Im Gesamtzusammenhang der Yoga-Sutra werden Fähigkeiten wie das überphysische Hören als Siddhis (außergewöhnliche Vollkommenheiten oder Kräfte) bezeichnet. Patanjali listet im dritten Kapitel (Vibhuti Pada) eine ganze Reihe solcher Siddhis auf, die durch Samyama auf verschiedene Objekte entstehen können – vom „Lesen“ der Gedanken bis hin zur Unsichtbarkeit. Dabei gilt jedoch eine wichtige Einschränkung: Der Yogameister warnt selbst davor, sich von diesen Kräften ablenken zu lassen. In Sutra III.37 (nach manchen Zählungen III.38) heißt es sinngemäß, dass die Siddhis zwar auf weltlicher Ebene Erfolge darstellen, für den Zustand tiefster Versenkung (Samadhi) jedoch Hindernisse sein können. Mit anderen Worten: Wer sich zu sehr an außergewöhnliche Fähigkeiten bindet oder sie egoistisch zur Schau stellt, läuft Gefahr, auf dem Weg zur endgültigen Befreiung stehenzubleiben.

Auch in anderen spirituellen Traditionen findet sich diese Mahnung – so betonte beispielsweise Buddha, dass übernatürliche Kräfte die Entwicklung tiefer Weisheit beeinträchtigen können. Yogische Lehrer empfehlen daher, solche Erfahrungen mit Gelassenheit zu betrachten. Siddhis mögen als Nebenprodukt intensiver Praxis auftreten, doch der eigentliche Zweck des Yoga liegt in Selbsterkenntnis und Erleuchtung, nicht im Ansammeln psychischer Kräfte.

Übungsvorschlag zu Sutra III-42

🧘 Worum geht es?

Dieses kleine Tool führt deine Leserinnen und Leser durch eine strukturierte, praxisnahe 7-Tage-Übungsreihe zur Vertiefung von Samyama auf Ohr und Akasha. Es basiert auf klassischen Yoga-Übungen, Achtsamkeitstechniken und der systematischen Beobachtung feiner Klangwahrnehmungen.
Es lässt sich direkt in den Textfluss deines CMS-Artikels integrieren und funktioniert ohne Server oder Datenbank – die Nutzer können Tag für Tag klicken, lesen, reflektieren und motiviert dranbleiben.

✅ Funktionen:

  • Navigation per Tag (Tag 1 bis 7)
  • Tägliche kurze Übung mit Beschreibung
  • Reflexionsimpuls zum Tag

🌀 7 Tage Hören mit Akasha

Ein Mini-Kurs zur Vertiefung des Yogasutra III.42. Jeden Tag erhältst du eine kleine Übung zum bewussten Hören, Raumwahrnehmen und Lauschen auf das subtile. Ideal zur Vertiefung deiner Meditationspraxis.

Wähle einen Tag, um deine Übung zu starten:

Wähle einen Tag, um die Übung anzuzeigen.

Alternative: Suche dir eine Variante der Übungsvorschläge oben aus und übe diese Woche danach.

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?

 

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Siehe auch folgende Sutras

Yoga Sutra I-35: Oder die Meditation über subtile Sinneswahrnehmung führt zur Stabilität des Geistes.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra III-37: Von Samyama auf Purusha entstehen intuitives Wissen, Hören, Sehen, Schmecken und Riechen

Hier weiterlesen



Ergänzungen und Fragen von dir zur Sutra

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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😲Noch interessant zu wissen ...

  1. Klang ist das subtilste der fünf großen Elemente in der indischen Philosophie – noch feiner als Licht oder Luft.
  2. Im alten Indien glaubte man, dass Mantras den Raum strukturieren – nicht nur symbolisch, sondern buchstäblich.
  3. In der Sanskrit-Wurzel „śru“ („hören“) steckt dieselbe Wurzel wie im Wort „Shruti“ – den heiligen, „gehörten“ Schriften, die direkt aus dem kosmischen Klang stammen sollen.
  4. Einige erfahrene Meditierende berichten, dass sie OM nicht hören, sondern "im Raum zwischen den Gedanken" wahrnehmen.
  5. Es gibt wissenschaftliche Studien, die zeigen, dass Menschen mit intensiver Achtsamkeitspraxis leise Töne besser und früher erkennen als andere.
  6. Der Raum, der in Ākāśa beschrieben wird, wird in manchen tantrischen Traditionen mit dem Kehlchakra verbunden – was die Brücke zwischen Sprache, Klang und Bewusstsein schlägt.
  7. In der buddhistischen Tradition ist das überphysische Hören bekannt als „Dibba-sota“ – das „göttliche Ohr“, mit dem man sogar Gedanken hören könne.

Videos zu Sutra III-42

Hellhören kultivieren – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra - Kap. 3, Vers 42

Länge: 9 Minuten

Youtube-Video

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Übermenschliche Hörkraft – Kommentar von Anvita Dixit zu Yogasutra 3.42 (bei ihr Sutra 3.41)

Länge: 9 Minuten

Youtube-Video

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Video von Ahnand Krishna zur Sutra

Kräfte von Samyama, Class 60: Asha Nayaswami zu Sutra 3:40-46

Länge: 75 Minuten

Youtube-Video

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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