yogi sonne meditation zeit 250pariṇāmatraya-saṁyamāt-atītānāgata jñānam
परिणामत्रयसंयमादतीतानागतज्ञानम्

Mit Sutra III-16 beginnen sie, die besonderen Kräfte, Siddhis oder Vibhutis genannt, die sich beim fortgeschrittenen Yogi durch die Meditationstechnik Samyama bei stetem Üben einstellen sollen. Patanjali benennt das dritte Kapitel des Yogasutra nach ihnen. Er behandelt dabei die Siddhis genauso nüchtern wie alle anderen Aspekte im Yogasutra.

In den Sutras werden verschiedene Objekte oder Themen (Sriram) von Patanjali vorgeschlagen, die für Samyama in Frage kommen, und die Auswirkungen bzw. Kräfte daraus.

In Sutra III-16 erläutert Patanjali die Möglichkeiten, die sich aus Samyama auf die „drei Arten der Veränderung“ (diese sind in Sutra III-13 besprochen) ergeben. Die Kommentatoren dieser Sutra sind sich nicht ganz einig, wie dabei genau vorgegangen werden sollte.

Inhalt: Yogasutra Kapitel 3, Vers Sutra 16

1. Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Parinama, parinâma, pariṇāma = Wandlungen; Veränderungen; Entwicklungen; Umwandlung; Verwandlung; Transformation; Reife; Ergebnis; Stadium der Evolution;
  • Traya = die drei; dreifach;
  • Parinamatraya = die drei Arten von Parinama (Wandlungen/Veränderungen);
  • Samyama, samyamah, saṁyamā = Ausdruck für die Triade Dharana, Dhyana und Samadhi; Selbstbeherrschung; Abfolge von Dharana, Dhyana und Samadhi;
  • Samyamat, samyamât = durch Ausführung von Samyama (Versenkung) über;
  • Atita, atîta = vergangen; früher;
  • Anagata, anâgata = künftig; Zukunft; endlich; vorausschauend;
  • Jnana, jñāna, jnânam = Wissen; Verständnis; Erkenntnis;

2. Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Roots: „Durch Konzentration (saṃyama) auf die drei Transformationen entsteht Wissen über Vergangenheit und Zukunft.“
  • R. Skuban: „Die Ausrichtung auf den Wandel in den Dimensionen Form, Zeit und Zustand …“
  • Sukadev: „... auf die drei Arten der Veränderungen (Form, Zeit und Zustand) ...“
  • Deshpande/Bäumer: „Wendet man die Sammlung auf die drei (erwähnten) Verwandlungen hin …“
  • Dr. R. Steiner: „Durch Meditation (Samyama) auf die drei Arten der Wandlung (Parinama-Traya) ...“
    Durch Meditation (Samyama) auf die drei Arten der Wandlung (Parinama-Traya), entsteht Erkenntnis über die Vergangenheit und Zukunft. |
  • Coster: „-“
  • Feuerstein: „Durch … samyama … über die drei Verwandlungsphasen … Wissen über Vergangenheit und Zukunft.“
  • R. Palm: „Aus der Gesamtausrichtung auf die drei Umwandlungen …“
  • R. Sriram: „Samyama [Versenkung] in die drei Arten von Parinama [Verwandlung] führt zu …“
  • Govindan: „Durch Ein-werden mit den drei [Stadien der] Evolution …“
  • Iyengar: „Durch Zusammenschluss (samyama) der drei Verwandlungen …“
  • Chip Hartranft: „Wenn man diese drei Achsen der Veränderung – Form, Zeitspanne und Zustand – mit perfekter Disziplin beobachtet, erhält man Einblick in die Vergangenheit und die Zukunft.“
  • T.K.V. Desikachar: „Meditation auf die Prozesse der Veränderungen und darauf, wie diese Prozesse durch Zeit und andere Faktoren beeinflusst werden …“
  • G. Pradīpaka: „Das Wissen (jñānam) über die Vergangenheit (atīta) (und) die Zukunft (anāgata) (wird erreicht) durch Saṁyama (saṁyamāt) über die drei (traya) Veränderungen (pariṇāma) -- d.h. die Veränderungen des wesentlichen Merkmals, des zeitlichen Charakters und des Zustands als alt und neu.“
  • 12koerbe.de: „aus der Reife der drei Phasen der Fokussierung des Bewusstseins ...“
  • Hariharananda Aranya: „Wissen über die Vergangenheit und die Zukunft kann durch Samyama auf die drei Parinamas (Veränderungen) abgeleitet werden.“
  • I. K. Taimni: „Durch die Durchführung von Samyama auf die drei Arten der Transformation (Nirodha, Samadhi und Ekagrata) kann Wissen über die Vergangenheit und die Zukunft erlangt werden.“
  • Vyasa Houston: „Durch die sanyama (vollkommene Regulierung des citta durch dharma, dyana, samahdi) auf die drei Wandlungen (dharma-characteristi, laksana-potential change, avastha-condition) entsteht Wissen über die Vergangenheit und Zukunft.“
  • Barbara Miller: „Das Wissen um die Vergangenheit und die Zukunft entsteht aus der vollkommenen Disziplin der drei Transformationen des Denkens.“
  • Swami Satchidananda: „Durch das Üben von Samyama auf den drei Stufen der Evolution entsteht Wissen über Vergangenheit und Zukunft.“
  • Swami Prabhavananda: „Indem man Samyama auf die drei Arten von Veränderungen macht, erlangt man Wissen über die Vergangenheit und die Zukunft.“
  • Swami Vivekananda: „Indem man Samyama auf die drei Arten von Veränderungen macht, kommt das Wissen von Vergangenheit und Zukunft.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Durch die Begrenzung [= Samyama] auf die drei Formen der Transformation entsteht Wissen über Vergangenheit und Zukunft.“
  • Rainbowbody: „Das Siddhi des ursprünglichen Wissens, das Wissen von Vergangenheit und Zukunft (atitianagata-jnanam), wird durch Samyama über die drei Transformationen (parinama-traya) erreicht.“
Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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3. Einordnung dieser Sutra im Yogasutra

Samyama ist die Schlüsselübung im dritten Kapitel des Yogasutra zum Erreichen der geistigen Kräfte. In den Sutras III-1 bis III-7 erläutert Patanjali zunächst, was Samyama ist: die Kombination aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). In Sutra III-8 erläutert Patanjali, dass der Yogi zur Erlangung der Erleuchtung über Samyama hinausgehen muss.

In den Sutras III-9 bis III-15 erläutert Patanjali, welche Wandlung der Geist (Chitta) vollziehen muss, um Samyama bis zur Perfektion ausüben zu können. Aufeinander aufbauend sind das die Stadien Nirodha-Parinama (Wandel durch Sammlung, einfache Konzentration), Samadhi-Parinama (Wandlung durch länger andauernde Konzentration) und Ekagrata-Parinama (Wandel/Transformation durch vollkommene Versenkung auf einen Punkt/ein Thema). Der notwendige Wandel des Geistes erfolgt nach und nach, ist keine sprunghafte Entwicklung.

In den Sutras III-16 bis III-49 macht Patanjali eine ganze Reihe von Vorschlägen, worauf man Samyama lenken könnte und welche Folgen (Siddhis) sich jeweils daraus ergeben.

In dieser Sutra erläutert Patanjali die Folgen der Anwendung von Samyama auf Veränderungen in der Zeit.

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4. Samyama und Siddhis

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Patanjalis Anleitungen zur Erlangung der Siddhis lauten generell, dass der Praktizierende Samyama gezielt auf ein Meditationsobjekt anwendet. Samyama ist die Verbindung aus anhaltender Konzentration, Meditation und schlussendlich Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Objekt der Meditation. Skuban sieht den Vorgang von Samyama als “mentales Eindringen in ein Objekt, das den Übenden schließlich zu den feinstofflichsten Bereichen des Seins führt.” Dadurch werden die drei Eigenschaften (siehe Sutra III-13) eines Objektes voll erkannt. So wird das Objekt voll verstanden und über die Gunas auch beherrschbar. Alle Objekte sind nämlich laut Yogalehre Erscheinungsformen der drei Gunas, auch das Bewusstsein des Menschen. Der Yogi diszipliniert sein Bewusstsein und kann über bzw. in Samyama die Gunas auch außerhalb seines Bewusstseins beeinflussen oder verändern. So erklären sich gemäß Yogalehre die Siddhis. 

Vibhutis, der andere Name für die Siddhis, bedeutet wörtlich weg (vi) von den Elementen (bhutas) und steht damit laut einiger Kommentatoren auch für die Abwendung von der Identifikation mit den materiellen Grundlagen unseres Lebens, yogisch: Prakriti. Hin zur Erkenntnis unserer wahren Natur: Purusha.

Die Sutras III-16 bis III-49  nennen die Objekte, auf die ein Yogi seine Samyama-Konzentration legen sollte, um besondere Kräfte zu entfalten. Iyengar betont jedoch, dass diese Siddhis sich erst bei weit fortgeschrittenen Yoga-SchülerInnen zeigen.

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5. Zu Samyama

Was ist Samyama?

Samyama besteht aus drei Stufen: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Nur die erste Stufe von Samyama, die Konzentration auf ein Objekt, lässt sich willentlich steuern. Die darauf aufbauenden Geisteszustände Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) müssen sich laut der meisten Kommentatoren des Yogasutras von alleine einstellen und werden durch lang anhaltende Konzentration und Beseitigung der Geisteshindernisse erlangt. Feuerstein bezeichnet Samyama als 'Bündelung' von Konzentration, Meditation und Samadhi. Du findest Samyama ausführlicher in den ersten Sutras des dritten Kapitels des Yogasutra hier auf yoga-welten.de besprochen. Siehe vor allem:

Yoga Sutra III-4: Die drei (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) zusammen auf ein Objekt oder einen Ort angewendet wird Samyama genannt

Zur Sutra

Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene

Zur Sutra

Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen

Zur Sutra

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6. Siddhi: Wissen über Vergangenheit und Zukunft

Wie kann man sich die Aussage dieser Sutra konkret vorstellen? Vermutlich genau so, wie es Patanjali schreibt: Übt der fortgeschrittene Yogi Samyama auf die drei Arten der Veränderung (Erläuterungen dazu in Sutra III-13) von einem Objekt oder Thema seiner Wahl aus, so kann er dessen bisherige Vergangenheit und seine zukünftige Entwicklung erkennen.

Iyengar verweist auf Sutra III-14 und III-15, in denen Patanjali die Wandlungsphasen der Objekte in der Natur erläutert und dass die Wandlungen mittels über eine (in der Zeit ablaufende) Reihenfolge geschieht. Der Sadhaka (auch: Yogini, Yogi oder yogin) hält sich an diese Reihenfolge, „verfolgt den natürlichen Strom der Vergangenheit in die Gegenwart ebenso wie ihre Manifestation in der Zukunft“ und gewinnt so „Herrschaft über die Zeit“. Iyengar betont allerdings, dass es sich hierbei um Errungenschaften eines weit fortgeschrittenen Yoga-Schülers handele.

Deshpande/Bäumer (S. 145): „Der Yogi blick durch diese eingebildete Zeitlichkeit hindurch und über sie hinaus. Er ist dazu fähig, weil er die Yoga-Disziplin angenommen und die erwähnten drei Verwandlungen in seinem Bewusstsein, in seinem Körper-Sinne-Komplex wahrgenommen hat.“

Govindan (S. 117): „Das heißt, dass zum Beispiel ein in der sogenannten Einswerdung (samyama) erfahrener yogin die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft jedes Menschen kennt, auf den er sich konzentriert.“ Dieses Siddhi weise damit auch auf die große Einheit aller Dinge hin.

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7. Wie soll ich genau vorgehen, um dieses Siddhi zu erlangen?

Wenn nun dieses Samyama auf die „drei Arten der Veränderungen“ - traya (Dreiheit) der Umwandlungen (parinama) - angewendet wird, erhält die/der Praktizierende Wissen um Vergangenheit und Zukunft eines Objektes.

Patanjali erklärt in dieser Sutra nichts Näheres zu diesen drei Wandlungen/Veränderungen/Umwandlungen. Viele Kommentatoren, zum Beispiel Vyasa (siehe unten), beziehen die Dreiheit auf

  • die Form bzw. Natur (dharma),
  • den Zustand bzw. die Eigenart der Bedingungen (laksana) und
  • die zeitlichen Faktoren bzw. den Endzustand (laksana)

eines Objektes. Siehe dazu wie gesagt die Erläuterungen zu Sutra III-13.

Yoga Sutra III-13: Durch die transformierenden Prozesse erklären sich die Veränderungen in der Form, der Zeit und dem Zustand der Elemente und der Sinnesorgane

Zur Sutra

Andere, zum Beispiel Deussen, deuten die Dreiheit als Veränderungen in der geistigen Entwicklung des Yogis:

  • Nirodha-Parinama
  • Samadhi-Parinama
  • Ekagrata-Parianma

Siehe zu dieser Auslegung die Erläuterungen in Sutra III-9 bis III-12:

Yoga Sutra III-10: Die Transformation zur inneren Stille (Nirodha–Parinama) wird durch Wiederholung zu einem ungestörten Fluss

Zur Sutra

Yoga Sutra III-11: Wenn die Ablenkungen des Geistes abnehmen und die einpünktige Konzentration zunimmt, entwickelt sich Samadhi

Zur Sutra

Yoga Sutra III-12: Die dritte Verwandlung: ekagrata-parinama. Ekagrata (Einpünktigkeit der Konzentration) tritt ein, wenn die kommenden und gehenden wandelbaren Inhalte des Geistes in zwei Zeitpunkten gleich sind.

Zur Sutra

Meiner Einschätzung nach ist diese Deutung deutlich seltener als die obere mit Form/Zustand/Zeit.  Zudem ist es anschaulicher, wenn wir die Auslegung von Vyasa übernehmen, da hier auch gut die zeitliche Komponente dieser Sutra auf die Veränderungen bezogen werden kann.

Zum Vorgehen: Samyama, der Dreiklang aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Meditationsobjekt ist das Mittel der Wahl für den Yogi, um die in Kapitel III des Yogasutra besprochenen Siddhis auszuüben. In diesem Fall ist das Konzentrationsobjekt die drei Arten der Veränderung.

Üblicherweise gelingt tiefe Versenkung bei voller Bewusstheit am besten mit tiefer Meditation. Es soll auch mit Yoga Nidra funktionieren, wenn du die darin enthaltenen Schritte mit Konzentration ohne einzuschlafen durchführen kannst. Zu beiden Techniken findest du Anleitung (& Downloads) auf Yoga-Welten.de:

Beitrag: Yoga Nidra

Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen

Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten.

Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen.

Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.

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Beitrag: Meditation lernen

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Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus

Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast.

Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie.

Hier weiterlesen

Sukadev beschreibt das Vorgehen in dieser Sutra so: „Wenn wir wissen wollen, wie Vergangenheit und Zukunft von etwas beschaffen ist, dann müssen wir schauen, wie es sich momentan verändert oder wie es sich in einem gewissen Zeitraum verändert hat. So können wir die Gesetze herausfinden, wie es sich in der Vergangenheit verhalten hat und wie es sich in Zukunft entwickeln wird.“

Im Grunde genommen hört sich das logisch an: Beobachte sehr genau und konzentriert mit deinem ganzen Wesen die Veränderungen deines Meditationsobjektes und seiner umgebenden Bedingungen. Dann wirst du ein Gespür für dessen bisherige Entwicklung (die Vergangenheit) und deren zukünftigen Verlauf erlangen.

Oder auch: Mache dir voll bewusst, wie die Vergangenheit deines Meditationsobjektes war. Vollziehe dann dessen Entwicklung bis zur Gegenwart nach. Meditiere über diesen Verlauf. Spüre dann in die Zukunft hinein und sei achtsam, welche Ahnungen in die aufsteigen.

7.1. Umfrage zum Vorgehen

Hast du schon Erfahrungen mit dieser Technik bzw. diesem Vorgehen?

Kannst du Tipps geben, wie du es genau gemacht hast?

 

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7.2. Wie kann man diesen Vorgang noch anwenden?

  • Materiell: Mentale Ausrichtung auf den Wandel bzw. die Bewegungen der Materie im Raum.
  • Dein Leben: Wenn du ehrlich die Entwicklungen in deiner Vergangenheit anschaust, kannst du dir ausmalen, wie sich dein Leben in Zukunft entwickeln wird. Dadurch wird das Üben dieses Siddhis auch zum Quell der Selbsterkenntnis, yogisch: svadhyaya.

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8. Allgemeine Empfehlungen zu den Siddhis

Empfehlungen zu Voraussetzungen und zum Umgang mit den Siddhis

Viele Kommentatoren empfehlen, mit den Siddhis sehr bewusst umzugehen. Folgendes wird oft geraten:

Wer sich den Siddhis zuwendet, sollte die Yamas und Niyamas in seinem Leben verwirklicht haben. Diese sind:

Die Yamas – Selbstkontrolle

  • Ahimsa – Gewaltlosigkeit
  • Satya – Wahrhaftigkeit
  • Asteya – Nicht-Stehlen
  • Brahmacharya – Wandel in Brahma / Selbstbeherrschung / Enthaltsamkeit
  • Aparigraha – Nicht-Greifen, Verzicht auf Gier

Niyamas – Verhaltensregeln

  • Saucha – Reinheit
  • Santosha – Zufriedenheit
  • Tapas – Selbstzucht
  • Svadhyaya – Selbststudium (Studium)
  • Ishvarapranidhana – Verehrung des Göttlichen

Siehe dazu die Erläuterungen in "Yamas und Niyamas im täglichen Leben".

Siddhis sollten nicht zum Vergnügen, zur Selbsterhöhung oder anderen ungünstigen, egoistischen Zielen angewendet werden. Vielmehr zeigen die Siddhis (so Iyengar und andere), dass die Yogapraxis “richtig angelegt” sei.

Selbstverständlich sollte man Siddhis auch nicht dazu nutzen, um jemand anderen damit zu schaden.

Stattdessen wird eher ein “Nicht-Beachten” der Siddhis angeraten, wenn diese sich denn zeigen sollten. Iyengar schreibt, (S. 244), die Übungen bei Auftreten der Siddhis mit Glauben und Begeisterung weiterzuentwickeln, die Siddhis aber mit völligem Gleichmut zu betrachten.

Dem Yogi wird also geraten, sich nicht auf die Siddhis einzulassen, sich nicht von ihnen “mitreissen zu lassen”, um sie nicht für eigenen selbstsüchtige Bedürfnisse zu verwenden, woraus späteres Leiden folgen würde. Stattdessen solle er/sie weiter auf dem Pfad der Befreiung zu wandeln und die Siddhis eher als Prüfung ansehen, ob man nicht doch noch - trotz fortgeschrittener yogischer Entwicklung - den Verlockungen der Dualität und des Ego-Daseins nachgibt.

Swami Sivananda sagt über Siddhis:

„Yoga ist nicht dazu da, Siddhis, Kräfte, zu erlangen. Wenn ein Yogaschüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, höchsten Samadhi zu erreichen, muss Siddhis zurückweisen, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen von Devatas. Nur wenn man diese Siddhis zurückweisen kann, kann man Erfolg im Yoga erlangen.“

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9. Kommentar von Vyasa zu Sutra 3.16

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.
Dieses Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar. Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Vyasa schreibt: „Von saṃyama über die Veränderungen von Dharma, Zeitphase und Zustand kommt das Wissen über vergangener und zukünftiger Dinge zum Yogi. Wenn dhāraṇā, dhyāna und samādhi auf dasselbe auf ein und dieselbe Sache gemacht werden, nennt man das saṃyama. Dadurch, dass die drei Veränderungen direkt wahrgenommen werden, entsteht das Wissen um die vergangenen und zukünftigen Dinge.“

Vachaspati Mishra erläutert dazu: „Von nun an bis zum Ende des Kapitels werden die Objekte des Saṃyama und die Errungenschaften, die auf die Beherrschung derselben hinweisen, besprochen. Von diesen wird als erstes Objekt des Saṃyama eines mit allen Hilfsmitteln des Yoga vertrauten Yogi die Triade der Wandlungen selbst vorgestellt, deren Modalität bereits beschrieben wurde: Durch Saṃyama über die dreifachen Wandlungen kommt die Erkenntnis der Vergangenheit und der Zukunft.

Die Frage ist: Da die direkte Erkenntnis nur von dem Objekt erlangt wird, auf das sich das Saṃyama bezieht, wie kann dann das Saṃyama über die Dreiheit der Veränderungen die Ursache der direkten Erkenntnis der Vergangenheit und der Zukunft werden? Aus diesem Grund sagt der Kommentator: Wenn die unmittelbare Erkenntnis der dreifachen Veränderung durch Saṃyama erlangt wurde, wird auch die Erkenntnis der Vergangenheit und der Zukunft herbeigeführt, die mit diesen Veränderungen in einer Beziehung der Koexistenz stehen. Die direkte Erkenntnis der Triade der Veränderungen selbst, ist die direkte Erkenntnis der Vergangenheit und der Gegenwart, die es umfasst. Das Wesen des einen ist das Wesen des anderen …. Dies ist die Bedeutung.“

Alternativübersetzung (teilweise) von Roots: „Durch die Konzentration auf Transformationen von Eigenschaften (Dharmas), Merkmalen (Lakṣaṇas) und Zuständen (Avasthâs) erlangen Yogis Erkenntnisse über Vergangenheit und Zukunft. Konzentration (Saṃyama) soll die Triade von Fixierung (Dhâraṇâ), Meditation (Dhyâna) und Samâdhi [konzentriert] auf ein einzelnes [Objekt] sein.“

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10. Übungsvorschlag zu Sutra III-16

Übe dieses Siddhi anhand deiner Vergangenheit. Nimm eine momentane Situation und meditiere über deren bisherigen Verlauf und ihren jetzigen Zustand. Kommt eine Ahnung von der Zukunft?
Oder fühle dich in die Geschichte deiner Mitmenschen ein. Fühle dich verbunden, spüre nach.

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

 

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11. Siehe auch folgende Sutras

Yoga Sutra III-10: Die Transformation zur inneren Stille (Nirodha–Parinama) wird durch Wiederholung zu einem ungestörten Fluss

Zur Sutra


Yoga Sutra III-11: Wenn die Ablenkungen des Geistes abnehmen und die einpünktige Konzentration zunimmt, entwickelt sich Samadhi

Zur Sutra


Yoga Sutra III-12: Die dritte Verwandlung: ekagrata-parinama. Ekagrata (Einpünktigkeit der Konzentration) tritt ein, wenn die kommenden und gehenden wandelbaren Inhalte des Geistes in zwei Zeitpunkten gleich sind.

Zur Sutra


Yoga Sutra III-13: Durch die transformierenden Prozesse erklären sich die Veränderungen in der Form, der Zeit und dem Zustand der Elemente und der Sinnesorgane

Zur Sutra


12. Ergänzungen und Fragen von dir

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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13. Videos zu Sutra III-16

Präkognition im Yogasutra – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra - Kap. 3, Vers 16

Länge: 10 Minuten

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Morgenansprache Yoga Sutra 3.16

Intuition vertiefen: Morgenansprache von Sukadev zu Yoga Sutra 3.16

Länge: 10 Minuten

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Anvita Dixit zu Sutra III-16

Länge: 12 Minuten

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Video von Ahnand Krishna zur Sutra

Vergangene Leben aufgedeckt: Asha Nayaswami zu Sutra 3:16-18

Länge: 75 Minuten

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14. Beliebt & gut bewertet: Bücher zum Yogasutra


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14.1. Alte Schriften auf Yoga-Welten.de

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

https://www.yoga-welten.de

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