yogi lauscht reh 250Shabdârtha-pratyayânâm itaretarâdhyâsât samkaras tat-pravibhâga-samyamât sarva-bhûta-ruta-jnânam
शब्दार्थप्रत्ययामामितरेतराध्यासात्संकरः तत्प्रविभागसंयमात् सर्वभूतरुतज्ञानम्

Alle Sprachen sprechen, alle Tiere verstehen – wer würde nicht gerne diese Fähigkeit haben? Patanjali schreibt, dass der Yogi Samyama auf die verschiedenen Bedeutungsebenen des Gehörten legen solle, diese Ebenen klar voneinander trennen möge und so alles von Mensch oder Tier Geäußerte verstehen könne. In den Kommentaren zu dieser Sutra finden wir Ansätze, wie wir im Alltag dieses Siddhi üben können.

Inhalt: Yogasutra Kapitel 3, Vers Sutra 17

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Shabda, śabda = Wort; Ton; Benennung; Klang; Geräusch; verbal; Klangschwingung; Silbenfolge; Laut;
  • Artha = Objekt (das dieses Wort beschreibt); Sache; Bedeutung; Zweck; Grund; Sinn;
  • Pratyayanam, pratyayânâm, pratyayāna = Gedanke; Erfahrung; Verstandesinhalt; Vorstellung; Intention;
  • Itara = das eine;
  • Itaretara, itaretarā = das eine und das andere;
  • Adhyasa, adhyāsa, adhyasat = basieren aufeinander; Überlagerung; Verschiebung; Verschränkung; gegenseitige Besetzung;
  • Itaretara-Dhyasat, itaretarâ-dhyâsât = infolge (aufgrund) des Aufeinanderliegens;
  • Samkara, saṁkara = Vermischung; Verwirrung; verwoben mit; Vermengung;
  • Tat = von ihnen; dann;
  • Pravihaga, pravibhâga, pravibhāga = Trennung; Auflösung; Teilung; Unterscheidung;
  • Samyama, samyamah, saṁyamā = Ausdruck für die Triade Dharana, Dhyana und Samadhi; Selbstbeherrschung; Abfolge von Dharana, Dhyana und Samadi;
  • Samyamat, samyamât = durch Ausführung von Samyama über; durch das Eins-werden mit;
  • Sarva = alle; alles; all;
  • Bhuta, bhûta = Lebewesen;
  • Ruta = Ton; Klang; Sprache; Gebrüll; Kommunikation; akustische Äußerung; Heulen; Geräusch;
  • Jnana, jñāna, jnânam = Wissen; Verständnis; Erkenntnis; Wissen;

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Roots: „Da sie aufeinander gelegt werden, gibt es eine Verwirrung von Wörtern, Bedeutungen und Erkenntnissen. Durch die Konzentration auf ihre Verteilung entsteht das Wissen um die Schreie aller Geschöpfe.“
  • Sukadev: „... durch samyama (auf den Klang) entwirren sie sich und ... Klänge aller lebenden Wesen.“
  • Deshpande/Bäumer: „Wenn man Wort, Gegenstand und Vorstellung miteinander verwechselt … Verwirrung …“
  • Dr. R. Steiner: „Name, Aufgabe und Erfahrung von einem Objekt sind miteinander verbunden ...“
  • Coster: „-“
  • Feuerstein: „[Normalerweise gibt es] die Verwechslung von Vorstellung, Objekt und [bezeichnendem] Wort [wegen der irrtümlichen] gegenseitigen Überblendung …“
  • R. Palm: „Wenn man Wort, Objekt und Vorstellung fälschlich aufeinander überträgt, entsteht ein Durcheinander …“
  • R. Sriram: „Die Eindrücke von einem Objekt, das Wort, mit dem das Objekt assoziiert wird, und das Objekt selbst vermischen sich …auseinander gehalten …“
  • Govindan: „Durch die … Überlagerung von Worten, … Bedeutungen und Motivationen [ergibt sich] Verwirrung …“
  • Iyengar: „Wörter, Dinge und Ideen werden verwechselt, … Samyama auf die klare Unterscheidung dieser (drei) …“
  • Paul Deussen (1908): „Indem man bei der Erkenntnis von Worten oder Begriffen eines auf ein anderes überträgt, entsteht eine Vermengung; indem man bei ihrer Unterscheidung die Allzucht anwendet, erfolgt das Verstehen der Stimmen aller Tiere."
  • Chip Hartranft: „Wort, Bedeutung und Wahrnehmung neigen dazu, in einen Topf geworfen zu werden, wobei jedes mit dem anderen verwechselt wird. Die Konzentration auf die Unterscheidungen zwischen ihnen mit perfekter Disziplin führt zur Einsicht in die Sprache aller Wesen.“
  • R. Skuban: „… richtet man sich auf die Unterscheidung dieser Aspekte aus, so … Fähigkeit, Sprache aller Wesen zu verstehen.“
  • T.K.V. Desikachar: „… Wenn wir die Wechselwirkungen zwischen sprachlichem Ausdruck, dem Gegenstand selbst und den Vorstellungen, die wir uns über ihn machen, in der Meditation klar erkennen, lernen wir, die Ausdrucksweise aller Wesen zu verstehen.“
  • G. Pradīpaka: „Durch die wechselseitige (itaretara) Auferlegung (adhyāsāt) von Wort (śabda), Bedeutung (artha) (und) Idee ... (pratyayānām), wird eine Vermischung, die in Form eines einheitlichen Eindrucks (saṅkaraḥ) erscheint, (herbeigeführt). Mittels Saṁyama (saṁyamāt) auf diese (Vermischung) (tad), aber auf getrennte Weise (pravibhāga), wird Wissen (jñānam) über (die in) den Klängen (ruta) (verborgene Bedeutung) (die von) allen (sarva) Wesen (bhūta) (ausgestoßen werden) (erworben).“
  • 12koerbe.de: „... dass Laute, Sinn und Gedanken immer wieder aufeinander übertragen werden (ergibt sich): deren Vermischung ...“
  • Hariharananda Aranya: „Wort, angedeutetes Objekt und die Idee davon überschneiden sich und erzeugen einen einheitlichen Eindruck. Wenn Samyama an jedem separat geübt wird, kann das Wissen um die Bedeutung der von allen Wesen erzeugten Klänge erworben werden.“
  • I. K. Taimni: „Der Klang, die Bedeutung (dahinter) und die Idee (die zu diesem Zeitpunkt im Geist vorhanden ist) sind zusammen in einem verwirrten Zustand vorhanden. Indem man Samyama (auf den Klang) durchführt, werden sie aufgelöst und es entsteht Verständnis für die Bedeutung von Klängen, die von einem beliebigen Lebewesen geäußert werden.“
  • Vyasa Houston: „Die Verwirrung von Worten, Bedeutungen und Pratyaya ist auf die Überlagerung des einen durch das andere zurückzuführen. Durch samyama (perfekte Regulierung des citta) auf die inhärente Unterscheidbarkeit dieser, entsteht Wissen über den Klang aller Wesen.“
  • Barbara Miller: „Verwirrung entsteht dadurch, dass Worte, Objekte und Ideen fälschlicherweise miteinander identifiziert werden; das Wissen um die Rufe aller Wesen entsteht durch vollkommene Disziplinierung der Unterscheidungen zwischen ihnen.“
  • Swami Satchidananda: „Ein Wort, seine Bedeutung und die Idee, die dahintersteht, werden normalerweise verwechselt, weil sie übereinandergelegt werden. Durch samyam auf das Wort [oder den Laut], das von irgendeinem Wesen erzeugt wird, wird Wissen über seine Bedeutung erlangt.“
  • Swami Prabhavananda: „Indem man Samyama auf den Klang eines Wortes, die Wahrnehmung seiner Bedeutung und die eigene Reaktion darauf macht - drei Dinge, die normalerweise verwirrt sind -, erlangt man Verständnis für alle von Lebewesen geäußerten Klänge.“
  • Swami Vivekananda: „Indem man Samyama auf das Wort, die Bedeutung und die Erkenntnis macht, die gewöhnlich verwirrt sind, erlangt man das Wissen über alle Tierlaute.“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „Der Klang, das Objekt & der Gedanke überlagern sich auf verworrene Weise. Durch die Beschränkung [= Samyama] auf den Unterschied entsteht Wissen über die Klänge aller Lebewesen.“
  • Rainbowbody: „Wörter, ihre zugeschriebenen Bedeutungen und unsere auf solchen konstruierten Bedeutungen basierenden Konzeptualisierungsprozesse können durch Samyama auf ihre Voraussetzungen hin entwirrt, dekonstruiert, entkoppelt und unterschieden werden, wodurch die zugrundeliegende Bedeutung aller Klänge und Sprachen offenbart wird.“

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

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Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Einordnung dieser Sutra im Yogasutra

Samyama ist die Schlüsselübung im dritten Kapitel des Yogasutra zum Erreichen der geistigen Kräfte. In den Sutras III-1 bis III-7 erläutert Patanjali zunächst, was Samyama ist: die Kombination aus

  • Dharana (Konzentration),
  • Dhyana (Meditation) und
  • Samadhi (Überbewusstsein).

In Sutra III-8 ergänzt er dann, dass der Yogi zur Erlangung der Erleuchtung über Samyama hinausgehen muss.

In den Sutras III-9 bis III-15 geht es weiter mit Erläuterungen, welche Wandlung der Geist (Chitta) vollziehen muss, um Samyama bis zur Perfektion ausüben zu können. Aufeinander aufbauend sind das die Stadien

  1. Nirodha-Parinama (Wandel durch Sammlung, einfache Konzentration),
  2. Samadhi-Parinama (Wandlung durch länger andauernde Konzentration) und
  3. Ekagrata-Parinama (Wandel/Transformation durch vollkommene Versenkung auf einen Punkt/ein Thema). 

Der notwendige Wandel des Geistes erfolgt nach und nach, ist keine sprunghafte Entwicklung.

In den Sutras III-16 bis III-49 macht Patanjali eine ganze Reihe von Vorschlägen, worauf man Samyama lenken könnte und welche Folgen (Siddhis = Kräfte, besondere Erkenntnisse) sich jeweils daraus ergeben.

Diese Sutra beschreibt, wie der Yogi die Sprachen aller Lebewesen verstehen kann.

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Besondere Kräfte (Siddhis) mit Samyama erlangen

Patanjalis Anleitungen zur Erlangung der Siddhis lauten generell, dass der Praktizierende Samyama gezielt auf ein Meditationsobjekt anwendet. Samyama ist die Verbindung aus anhaltender Konzentration, Meditation und schlussendlich Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Objekt der Meditation. Skuban sieht den Vorgang von Samyama als “mentales Eindringen in ein Objekt, das den Übenden schließlich zu den feinstofflichsten Bereichen des Seins führt.” Dadurch werden die drei Eigenschaften (siehe Sutra III-13) eines Objektes voll erkannt. So wird das Objekt voll verstanden und über die Gunas auch beherrschbar. Alle Objekte sind nämlich laut Yogalehre Erscheinungsformen der drei Gunas, auch das Bewusstsein des Menschen. Der Yogi diszipliniert sein Bewusstsein und kann über bzw. in Samyama die Gunas auch außerhalb seines Bewusstseins beeinflussen oder verändern. So erklären sich gemäß Yogalehre die Siddhis. 

Vibhutis, der andere Name für die Siddhis, bedeutet wörtlich weg (vi) von den Elementen (bhutas) und steht damit laut einiger Kommentatoren auch für die Abwendung von der Identifikation mit den materiellen Grundlagen unseres Lebens, yogisch: Prakriti. Hin zur Erkenntnis unserer wahren Natur: Purusha.

Die Sutras III-16 bis III-49  nennen die Objekte, auf die ein Yogi seine Samyama-Konzentration legen sollte, um besondere Kräfte zu entfalten. Iyengar betont jedoch, dass diese Siddhis sich erst bei weit fortgeschrittenen Yoga-SchülerInnen zeigen.

Ergänzend: Lange Pranayama-Praxis soll spontane Siddhis triggern können. Gerade Wechselatmung über Monate hinweg wird in manchen Berichten als „geistöffnend“ beschrieben – mit plötzlichen Hörerlebnissen oder Visionen.

Was ist Samyama?

Was ist Samyama?

Samyama besteht aus drei Stufen: Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Nur die erste Stufe von Samyama, die Konzentration auf ein Objekt, lässt sich willentlich steuern. Die darauf aufbauenden Geisteszustände Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) müssen sich laut der meisten Kommentatoren des Yogasutras von alleine einstellen und werden durch lang anhaltende Konzentration und Beseitigung der Geisteshindernisse erlangt. Feuerstein bezeichnet Samyama als 'Bündelung' von Konzentration, Meditation und Samadhi. Du findest Samyama ausführlicher in den ersten Sutras des dritten Kapitels des Yogasutra hier auf yoga-welten.de besprochen. Siehe vor allem:

Yoga Sutra III-4: Die drei (Dhahrana, Dhyana, Samadhi) zusammen auf ein Objekt oder einen Ort angewendet wird Samyama genannt

Zur Sutra


Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene

Zur Sutra


Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen

Zur Sutra


Voraussetzungen und Umgang mit den Siddhis

Empfehlungen zu Voraussetzungen und zum Umgang mit den Siddhis

Viele Kommentatoren empfehlen, mit den Siddhis sehr bewusst umzugehen. Folgendes wird oft geraten:

Wer sich den Siddhis zuwendet, sollte die Yamas und Niyamas in seinem Leben verwirklicht haben. Diese sind:

Die Yamas – Selbstkontrolle

  • Ahimsa – Gewaltlosigkeit
  • Satya – Wahrhaftigkeit
  • Asteya – Nicht-Stehlen
  • Brahmacharya – Wandel in Brahma / Selbstbeherrschung / Enthaltsamkeit
  • Aparigraha – Nicht-Greifen, Verzicht auf Gier

Niyamas – Verhaltensregeln

  • Saucha – Reinheit
  • Santosha – Zufriedenheit
  • Tapas – Selbstzucht
  • Svadhyaya – Selbststudium (Studium)
  • Ishvarapranidhana – Verehrung des Göttlichen

Siehe dazu die Erläuterungen in "Yamas und Niyamas im täglichen Leben".

Siddhis sollten nicht zum Vergnügen, zur Selbsterhöhung oder anderen ungünstigen, egoistischen Zielen angewendet werden. Vielmehr zeigen die Siddhis (so Iyengar und andere), dass die Yogapraxis “richtig angelegt” sei.

Selbstverständlich sollte man Siddhis auch nicht dazu nutzen, um jemand anderen damit zu schaden.

Stattdessen wird eher ein “Nicht-Beachten” der Siddhis angeraten, wenn diese sich denn zeigen sollten. Iyengar schreibt, (S. 244), die Übungen bei Auftreten der Siddhis mit Glauben und Begeisterung weiterzuentwickeln, die Siddhis aber mit völligem Gleichmut zu betrachten.

Dem Yogi wird also geraten, sich nicht auf die Siddhis einzulassen, sich nicht von ihnen “mitreissen zu lassen”, um sie nicht für eigenen selbstsüchtige Bedürfnisse zu verwenden, woraus späteres Leiden folgen würde. Stattdessen solle er/sie weiter auf dem Pfad der Befreiung zu wandeln und die Siddhis eher als Prüfung ansehen, ob man nicht doch noch - trotz fortgeschrittener yogischer Entwicklung - den Verlockungen der Dualität und des Ego-Daseins nachgibt.

Swami Sivananda sagt über Siddhis:

„Yoga ist nicht dazu da, Siddhis, Kräfte, zu erlangen. Wenn ein Yogaschüler die Versuchung verspürt, Siddhis zu erlangen, wird sein weiterer Fortschritt ernsthaft verzögert. Er hat den Weg verloren. Ein Yogi, der darauf konzentriert ist, höchsten Samadhi zu erreichen, muss Siddhis zurückweisen, wo auch immer sie auftauchen. Siddhis sind Einladungen von Devatas. Nur wenn man diese Siddhis zurückweisen kann, kann man Erfolg im Yoga erlangen.“

Im tibetischen Buddhismus werden vergleichbare Fähigkeiten „Shes-rab“ genannt. Auch dort: klare Intuition, inneres Sehen, spontane Einsicht – aber nie als Ziel, sondern als Prüfstein für Demut.

Missverständnisse rund um Siddhis

Die Aussicht auf übernatürliche Kräfte fasziniert viele – und genau darin liegen einige häufige Missverständnisse begründet. Ein Irrglaube besteht darin, dass Yoga hauptsächlich dazu diene, solche Siddhis zu erlangen. Tatsächlich betont die Tradition jedoch, dass Siddhis eher Nebenprodukte auf dem spirituellen Weg sind, nicht sein Zweck. Patanjali selbst stellt im unmittelbar folgenden Sutra klar, dass diese Fähigkeiten für einen im Samadhi befindlichen Geist Upasarga – also Störungen oder Ablenkungen – darstellen, auch wenn sie in einem nach außen gewandten Bewusstseinszustand als außergewöhnliche Errungenschaften erscheinen mögen. Yogameister wie Vyasa und später Vivekananda haben daher immer wieder gemahnt, die Siddhis nicht zu überschätzen: Sie seien wie Blüten am Wegesrand – schön und bemerkenswert, aber man sollte nicht vom Weg abkommen, um nur noch Blumen zu pflücken.

Ein weiteres Missverständnis liegt darin, jede ungewöhnliche innere Wahrnehmung sofort für eine echte siddhische Fähigkeit zu halten. Insbesondere wenn Übende beginnen, sich intensiv mit Meditation zu beschäftigen, können imaginäre Bilder, Lichterscheinungen oder akustische Phänomene auftauchen. Die Yoga-Tradition fordert hier Viveka, das unterscheidende Erkenntnisvermögen: Handelt es sich wirklich um eine valide intuitive Einsicht (Pratibha) oder nur um eine Wunschprojektion des Geistes? Echte spirituelle Intuition wird traditionell durch bestimmte Qualitäten kenntlich gemacht – sie geht einher mit tiefer innerer Stille, Klarheit und Gewissheit, ohne Aufregung oder Ego-Stolz. Hingegen sind halluzinatorische Erlebnisse oder irrige „Eingebungen“ oft dramatisch, emotional aufgeladen oder selbstbezogen. Es ist ein bekanntes Risiko, dass ein Yogi, der sich zu früh auf Siddhis fokussiert, Opfer von Täuschungen werden kann. Beispielsweise könnte man glauben, die Gedanken anderer lesen zu können, während man in Wirklichkeit eigenen Fantasien nachhängt.

Schließlich gibt es das Missverständnis, Siddhis seien ein Zeichen von Erleuchtung oder spiritueller Vollendung. Historische Berichte zeigen jedoch, dass auch wenig ethische oder unreife Personen zeitweise paranormale Fähigkeiten aufweisen konnten – was nicht mit wahrer Heiligkeit gleichzusetzen ist. Im Yoga wird daher gelehrt, die Siddhis weder zu verteufeln noch zu vergötzen. Sie dürfen auftauchen, doch der richtige Umgang ist entscheidend: Ein reifer Yogi nimmt sie wahr, schenkt ihnen aber wenig Bedeutung und bleibt dem höheren Ziel, Kaivalya (der völligen Befreiung), verpflichtet. Missverständnisse klären sich letztlich durch Erfahrung und Anleitung: In der traditionellen Guru-Schüler-Beziehung wurden auftauchende Siddhi-Erlebnisse vertraulich besprochen, um sicherzustellen, dass der Schüler nicht in Fallen wie Egoismus oder Ablenkung tappt. So soll auch der moderne Übende verstehen, dass Wunder im Yoga-Kontext Prüfsteine der Haltung sind – sie verlangen nach noch mehr Demut, Vairagya und Konzentration auf den eigentlichen Weg.

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Verwirrung zwischen Wort, Vorstellung und Bedeutung

Patanjali postuliert, dass ein voll entwickelter yogischer Geist alle Sprachen und Tierlaute verstehen könne. „Normalen“ Menschen gelinge dies nicht, weil sie in ihrem Geist beim Zuhören drei Dinge miteinander vermengen würden. Diese sind:

  • Shabda
    Hiermit ist die Klangschwinung gemeint, bzw. einfach das Wort oder der Name, welches das Objekt bezeichnet.
  • Pratyayanam
    Dies sind die mentalen Vorstellungen, Erfahrungen bzw. Inhalte, die wir mit dem Objekt verbinden.
  • Artha
    Das ist das eigentliche Objekt, die Bedeutung oder die Aufgabe der Sache, die wir verstehen wollen.

Mittels Samyama kann der fortgeschrittene Yogi diese drei Ebenen voneinander trennen und so aus jedem Klang dessen Bedeutung erkennen.

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Siddhi (außergewöhnliche Kraft): Alle Lebewesen verstehen

Sukadev: „Hier erfahren wir, wie wir Menschen und auch Tiere verstehen können, deren Sprache wir nicht kennen.“ Rainbowbody „... was dem Adepten erlaubt, sich mit allen Tieren zu unterhalten, die des Klangs fähig sind.“ Iyengar: „Ein vollkommener Yogi erkennt Bedeutung und Gefühlsgehalt jedes Lautes oder Wortes in jeder Sprache.“

Govindan (S. 118): „Im Allgemeinen unterscheidet man nicht zwischen einem Objekt, seiner Bezeichnung durch ein Wort (sabda) und dem Klang … des Wortes. Es heißt jedoch, dass durch das Eins-werden (samyama) mit dieser Unterscheidung der yogin die Kenntnis von Fremdsprachen erlangt.“

Deshpande/Bäumer (S. 149) gehen sogar noch einen Schritt weiter: „Der Ausdruck sarva-bhuta-ruta im Sutra würde sogar die Geräusche lebloser Dinge mit einschließen, weil jedes, wenn es durch Berührung oder Reibung mit irgendetwas ein Geräusch hervorbringt.“ Es erfordere eine „ungewöhnliche Aufmerksamkeit und feine Empfindsamkeit“ um die Unterschiede in diesen Geräuschen zu entdecken. Davon sei in dieser Sutra III-17 die Rede.

Andere Kommentatoren meinen hingegen, dass Patanjali in dieser Sutra vor allem vom Verstehen der Tiere spricht. Palm (S. 153) schreibt dazu: „rua, von der Wurzel ru (schreien, brüllen) wird hauptsächlich auf das Tierreich bezogen, ein rutajfia ist einer, der die Schreie der Tiere, besonders der Vögel versteht.“

Wie auch immer - folgende Grundannahme liegt diesem Siddhi zugrunde: Unser Verstand überlagert bzw. ergänzt alle Klänge (von anderen Menschen, Tieren oder Naturphänomenen), die wir hören, mit „konzeptuellen Erfindungen“, Annahmen, Vorurteilen usw. So geht die wahre Botschaft des Klanges verloren. Gelingt es dem Yogi mittels der Samyama-Technik (tiefe Meditation über ein Objekt, siehe oben) sich ganz auf den Klang zu konzentrieren, würde er/sie direkt verstehen, was gemeint sei.

Rainbowbody schildert den Vorgang so: „Die Bedeutung der heiligen Klänge, der Gebete, des Mantras und der Sphärenmusik sind in sich selbst leer, aber wenn sie mit dem dritten Ohr gehört werden, werden sie durch Gnosis gehört und verstanden.“

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Wie genau eine fremde Sprache (oder andere Klänge) ohne deren Kenntnis verstehen? Mit Alltagstipps

Voraussetzungen und Vorbereitungen für Samyama und Siddhis

Voraussetzungen für Samyama und Siddhis

Um Samyama – die kombinierte Praxis von Konzentration, Meditation und Versenkung – erfolgreich üben zu können, müssen bestimmte psychologische und spirituelle Voraussetzungen erfüllt sein. Einig sind sich die traditionellen wie modernen Lehrer, dass der Geist des Übenden ausreichend gereinigt und gesammelt sein muss. Das bedeutet: innere Stabilität, relative Gedankenstille und Freiheit von starken emotionalen Aufwallungen als Grundlage. Es bedarf eines Maßes an Konzentrationskraft, Achtsamkeit und Gelassenheit gegenüber Sinnesreizen, damit die Aufmerksamkeit vollständig nach innen gelenkt werden kann. Besonders hervorgehoben wird die Haltung der Nicht-Verhaftung (Vairagya): Der Yogi soll nicht mehr an gewöhnlichen Sinnesfreuden oder Erfolgserlebnissen hängen, sondern eine innere Unabhängigkeit davon kultiviert haben.

Darüber hinaus betont der yogische Weg, dass die grundlegenden Stufen des Achtgliedrigen Pfades gefestigt sein sollen, bevor man sich höheren Techniken wie Samyama widmet. Konkret bedeutet dies: Yama und Niyama – die ethischen Prinzipien und Selbstdisziplinen – sollten im Leben des Übenden verankert sein, um mentale Unruhe und konflikthafte Begierden zu minimieren. Die Praxis von Asana (Körperübungen) und Pranayama (Atemlenkung) baut Spannungen und Rastlosigkeit ab und stabilisiert Körper und Nerven, was indirekt dem Geist zugutekommt. Pratyahara, das systematische Zurückziehen der Sinne, ist ebenfalls eine entscheidende Vorstufe: Erst wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr unwillkürlich von äußeren Eindrücken gesteuert wird, kann echte Konzentration nach innen entstehen. Diese Vorarbeiten schaffen den Nährboden, auf dem Samyama gedeihen kann. Ein Yogi, der Schritt für Schritt diesen Pfad gegangen ist, entwickelt die geistige Stärke und Reinheit, die nötig sind, um tiefe Versenkung zu erreichen – und in deren Folge können Siddhis überhaupt erst auftauchen.

Die Rolle von Entsagung und Ethik (Vairagya, Yama, Niyama)

Entsagung/Nichtanhaftung im Yoga, auf Sanskrit Vairagya, und die ethischen Richtlinien Yama und Niyama gehören zu den fundamentalsten Anforderungen, insbesondere wenn es um den Umgang mit Siddhis geht. Vairagya bedeutet ein inneres Losgelöstsein: der Übende übt sich darin, Verlangen und Anhaftungen aufzugeben – seien es sinnliche Genüsse, materielle Güter oder auch das Streben nach außergewöhnlichen Fähigkeiten. So kann der Yogi in die Tiefe von Samyama gelangen.

Die Geisteshaltung von Vairagya ist auch hilfreich dabei, dass aufkommende Siddhis den Yogi nicht verführen. Nur wer in Gleichmut gegenüber allen Phänomenen bleibt, kann übernatürliche Wahrnehmungen haben, ohne vom eigentlichen Pfad abzukommen. Patanjali nennt Vairagya nicht umsonst bereits im ersten Kapitel als Schlüssel zur geistigen Stille: Das fortwährende Loslassen verhindert, dass der Geist neue Wellen von Begierde und Ego-Stolz bildet.

Ergänzend dazu bilden Yama und Niyama das moralische Fundament. Die fünf Yamas – etwa Gewaltlosigkeit (Ahimsa), Wahrhaftigkeit (Satya) oder Nicht-Gier (Aparigraha) – und die fünf Niyamas – etwa Reinheit (Shaucha) und Selbststudium (Svadhyaya) – sorgen dafür, dass der Charakter und Lebenswandel des Yogis ethisch ausgerichtet sind. Warum ist das so wichtig in Bezug auf Siddhis? Zum einen reinigt moralisches Verhalten das Herz und mindert egoistische Tendenzen, was die Wahrscheinlichkeit von Missbrauch oder falscher Identifikation mit Kräften reduziert. Zum anderen stabilisieren Yama und Niyama den Geist: Ein Gewissen, das frei von Schuld und Zwiespalt ist, kommt leichter zur Ruhe. Traditionell heißt es, dass Siddhis nur einem Yogi dauerhaft und gefahrlos zufallen, der Tugend und Selbstbeherrschung verkörpert. Andernfalls können Machtgefühle, Hochmut oder unethische Versuchungen die Folge sein. Daher lehren die Yogameister, dass jede Erweiterung der Fähigkeiten mit entsprechender Demut und Verantwortungsbewusstsein einhergehen muss – Qualitäten, die durch die Befolgung von Yama und Niyama kultiviert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Vairagya und die ethische Praxis sind Förderer und Schutzmechanismus auf dem Weg zur höheren Erkenntnis. Sie erleichtern das Eindringen in lang anhaltende innere Stille bei voller Bewusstheit und bewahren den Übenden davor, die Richtung zu verlieren, wenn Siddhis auftauchen. Ein Yogi, der Entsagung übt und ethisch gefestigt ist, wird die verfeinerten Sinneswahrnehmungen zwar registrieren, aber weder missbrauchen noch für wichtiger halten als das letztendliche Ziel – die Erkenntnis des wahren Selbst (Purusha) und die Befreiung.

Vorbereitende Techniken für Samyama und verfeinerte Wahrnehmung

Um den Geist auf Samyama und mögliche subtile Wahrnehmungen vorzubereiten, empfehlen Yogalehrer seit jeher verschiedene unterstützende Techniken. Insbesondere folgende Ansätze haben sich als hilfreich erwiesen:

  • Yama und Niyama hatten wir schon, empfohlen wird auch eine stabile und bequeme Sitzhaltung (Asana).
  • Pratyahara (Zurückziehen der Sinne): In dieser fünften Stufe des Raja Yoga lernt der Übende, die Aufmerksamkeit von äußeren Sinnesobjekten abzuziehen. Praktisch wird Pratyahara z.B. geübt, indem man sich in Entspannung auf innere Wahrnehmungen konzentriert und äußere Reize ausblendet – etwa durch Augen schließen, in Stille sitzen oder Visualisierungen. Dadurch werden die Sinne „nach innen gezogen“. Ein trainiertes Pratyahara ist die Voraussetzung dafür, dass in Samyama die verfeinerten, inneren Sinneswahrnehmungen auftauchen können. Erst wenn die gewöhnlichen Sinnesreize an Macht verlieren, entsteht Raum für das subtile innere Hören, Sehen etc.
  • Pranayama (Atemkontrolle): Gezielte Atemübungen beruhigen das Nervensystem und sammeln den Geist. Durch Regulierung (Patanjali nennt Verlängerung und Verfeinerung) des Atems – etwa mittels tiefer Bauchatmung, Wechselatmung (Nadi Shodhana) oder einfach nur der Verlängerung der Ausatmung – wird der Geist fokussiert und der Energiefluss harmonisiert. Patanjali selbst führt Pranayama als wichtige Vorstufe zu Dharana (Konzentration) an. Ein gleichmäßiger, feiner Atem fördert eine introvertierte Aufmerksamkeit und kann latente Energien (Prana) wecken. Insbesondere fortgeschrittene Pranayamas, die mit Konzentration auf Energiezentren (Chakras) verbunden sind, schulen die Wahrnehmung des inneren Raums. Dadurch wird der Yogi empfänglicher für subtile Empfindungen – eine essenzielle Vorbereitung, um in tiefere Meditation vorzudringen, wo sich Siddhis zeigen könnten.
  • Optional: Yoga Nidra (Yogischer Tiefenentspannungszustand): Yoga Nidra ist eine geführte Meditation, die den Körper in vollständige Entspannung versetzt, während der Geist hellwach bleibt. In diesem Schwebezustand zwischen Wachen und Schlaf treten Gehirnwellen auf, die für Aufnahmefähigkeit und Intuition förderlich sind. Die Praxis von Yoga Nidra hilft, unbewusste Verspannungen und mentale Blockaden abzubauen. Sie schult außerdem die Fähigkeit, bewusst ins Unterbewusstsein hineinzulauschen, ohne einzuschlafen. Diese Fertigkeit – entspannt und zugleich aufmerksam nach innen zu schauen – ist eine direkte Vorbereitung auf Samyama. Ein Yogi, der Yoga Nidra meistert, kann seine Aufmerksamkeit lange nach innen richten, was die Kontinuität von Dharana/Dhyana fördert. Zugleich fördert Yoga Nidra einen Zeuge-Geist („Sakshi-Bhava“), der Phänomene beobachten kann, ohne sich damit zu identifizieren – hilfreich, um etwaige Siddhi-Erfahrungen nüchtern zu betrachten. Hier findest du die konkrete Übungsanleitung.
  • Optional: Japa (Mantra-Wiederholung): Die Rezitation oder mentale Wiederholung eines Mantras gilt als eine der wirkungsvollsten Konzentrationshilfen. Durch Japa wird der rastlose Geist schrittweise beruhigt und auf einen Klang oder eine heilige Silbe ausgerichtet. Das kontinuierliche Wiederholen – ob laut, leise oder innerlich – bündelt die Gedankenströme und führt zu tiefer Meditation. In vielen Yoga-Traditionen heißt es, ein Mantra reinige den Geist und öffne das Herz. Praktisch bewirkt Japa, dass störende Gedanken in den Hintergrund treten und eine spirituelle Schwingung den Vordergrund einnimmt. Dies bereitet auf Samyama vor, indem das Mantra wie ein Anker für Dharana dient und nahtlos in Dhyana übergehen kann. Zudem kann intensives Mantra-Japa dazu führen, dass der Übende das Mantra schließlich innerlich „hört“, ohne aktives Tun – eine Form von subtiler Wahrnehmung, die als Siddhi betrachtet werden könnte (z.B. Nada-Anubhava, das innere Klang-Erlebnis). Selbst wenn solche Phänomene nicht explizit gesucht werden, stärkt Japa in jedem Fall die Konzentration, Hingabe und Vairagya. Diese Qualitäten schützen und begleiten den Yogi, falls sich verfeinerte Sinneswahrnehmungen einstellen.

Zusammengefasst dienen Pratyahara, Pranayama, Yoga Nidra und Japa als (nicht unbedingt notwendige aber) hilfreiche Bausteine in der Vorbereitung auf Samyama. Sie entwickeln die nötige geistige Disziplin, Sammlung und Reinheit, um die im Yoga-Sutra beschriebenen Fähigkeiten zu ermöglichen (garantieren aber deren Auftreten nicht). Gleichzeitig fördern sie die Haltung von Losgelöstheit und innerer Ruhe, sodass der Yogi bereit ist, Siddhis weder zu erzwingen noch zu fürchten, sondern sie im richtigen Geist zu integrieren. Jede dieser Techniken ist für sich schon eine wertvolle Übung; im Zusammenspiel ebnen sie den Weg zu den tieferen Erfahrungen des Yoga – bis hin zur Pratibha, dem aufblitzenden inneren Wissen, und darüber hinaus zum endgültigen Ziel des Yoga, der Verwirklichung des Selbst.

🌀 Samyama-Reife-Check

Samyama – die Kombination aus Konzentration, Meditation und tiefer Versenkung – ist eine hochentwickelte Praxis im Yoga. Doch ist sie für jeden und zu jeder Zeit sinnvoll? Mit diesem kurzen Selbsttest kannst du einschätzen, ob dein Geist bereit ist, sich auf diese subtile Form des inneren Forschens einzulassen.

So geht's: Beantworte die Fragen ehrlich und spontan. Am Ende erhältst du eine Einschätzung und eine Empfehlung für deinen nächsten Schritt.

1. Wie leicht fällt es dir, Gedanken im Geist kommen und gehen zu lassen, ohne ihnen zu folgen?





2. Wie sieht deine Meditationspraxis aktuell aus?





3. Wie reagierst du auf innere Unruhe oder Reizüberflutung?





4. Kannst du dich länger auf ein inneres Objekt (z. B. Atem, Mantra, Lichtpunkt) konzentrieren?





5. Wie gehst du mit spirituellen Erfahrungen um?





6. Hast du das Gefühl, dass deine spirituelle Praxis dich transformiert?





7. Wie reagierst du auf Stille?





Interaktive Zeitleiste: Pfad zu Samyama und den Siddhis

Diese Zeitleiste zeigt dir die Stufen des Yogawegs, die nötig sind, um in den Zustand von Samyama zu kommen – und wie daraus Siddhis (verfeinerte Sinneswahrnehmungen) spontan entstehen können.

🪷 Yama & Niyama

Ethische Grundlagen & Selbstdisziplin: z. B. Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit, Reinheit. Sie bereiten deinen Geist auf Tiefe und Klarheit vor.

🧘 Asana

Stabiler, bequemer Sitz. Der Körper wird still, der Atem ruhig – beides ist nötig für längere innere Versenkung.

🌬️ Pranayama

Atemkontrolle als Brücke zur inneren Wahrnehmung, Pantanjali empfiehlt, Ausatmung und Einatmung und Anhalten zu verlängern und zu verfeinern. Dieses Pranayama beruhigt das Nervensystem und bereitet den Geist auf Fokus vor.

👁️ Pratyahara

Zurückziehen der Sinne. Der Blick geht nach innen. Die Außenwelt verliert an Bedeutung. Jetzt beginnt echte Sammlung.

🎯 Dharana

Konzentration auf ein Objekt (z. B. Licht, Atem, Mantra). Der Geist bleibt bei einem Punkt – erste Form von Meditation.

🧘‍♀️ Dhyana

Meditation. Der Fokus wird fließend, mühelos. Es gibt keine Unterbrechungen mehr – reines Verweilen im Beobachteten.

🌌 Samadhi

Verschmelzen mit dem Objekt. Kein „Ich meditiere“ mehr – nur noch reines Sein. Dies ist der Eingang in tiefe Einsicht.

✨ Übergang zu Samyama

Wenn Dharana, Dhyana und Samadhi auf dasselbe Objekt gerichtet sind – ohne Unterbrechung –, kann daraus Samyama entstehen. Dann ist der Geist hochfokussiert, durchlässig und empfänglich für tiefe, intuitive Erkenntnis.

🌟 Was entsteht daraus?

Spontan kann es geschehen, dass sich ein Siddhi zeigt, du z. B. feiner hörst, spürst, siehst – nicht mit den Sinnen, sondern von innen heraus. Denke immer daran: Siddhis sind kein Ziel, aber ein möglicher Meilenstein auf deinem Weg.

Samyama, der Dreiklang aus Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein) auf ein Meditationsobjekt ist das Mittel der Wahl für den Yogi, um die in Kapitel III des Yogasutra besprochenen Siddhis auszuüben. In diesem Fall ist das die Bedeutung eines Klanges.

Üblicherweise gelingt tiefe Versenkung bei voller Bewusstheit am besten mit tiefer Meditation. Es soll auch mit Yoga Nidra funktionieren, wenn du die darin enthaltenen Schritte mit Konzentration ohne einzuschlafen durchführen kannst. Zu beiden Techniken findest du Anleitung (& Downloads) auf Yoga-Welten.de:

Beitrag: Yoga Nidra

Yoga Nidra

Einzelner Baum im Feld, tiefe Wolken

Yoga Nidra | Anleitung, MP3, Text und Variationen

Willkommen zu der Entspannungstechnik des Yogas: Yoga Nidra. Die yogische Tiefenentspannung, auch "yogischer Schlaf" genannt, ist eine Tiefenentspannungsübung der tantrischen Yoga-Lehre. Ihr Ursprung liegt in weit entfernten Zeiten.

Yoga Nidra führt in tiefe Entspannungszustände, die mit einiger Übung bei vollem Bewusstsein erfahren werden können. Zusätzlich besteht über einen sogenannten Sankalpa die Möglichkeit, Persönlichkeitsentwicklung tief ins Unbewusste einzuprägen.

Hier findest du Yoga Nidra erläutert und dazu eine einfache Anleitung, einen Gratis-MP3-Download, den Text zum Ausdrucken und viele Varianten für fortgeschrittenes Üben, auch als Videos.

Hier weiterlesen: Yoga Nidra

Beitrag: Meditation lernen

Meditation lernen

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Meditation lernen – die grundlegende Anleitung aus dem Buddhismus

Der Begriff Meditation hat viele Facetten. Das Spektrum reicht vom Nachsinnen über ein Thema (vornehmliche Betrachtungsweise der Philosophen) bis zur völligen Gedankenstille. Im Folgenden findest du eine konkrete Anleitung der Schritte, welcher der Buddha himself seinen Schülern zum Lernen einer tiefen Meditation gegeben hat. Sicherlich nicht die schlechteste Herangehensweise, wenn du persönliche Entwicklung oder gar Erleuchtung zum Ziel deiner Meditationsreise auserkoren hast.

Am Ende findest du eine Merkkarte zum Ausdruck – z. B. für das Portemonnaie.

Hier weiterlesen: Meditation lernen

In Patanjalis Aussage findet sich die Vorstellung, dass jedes Wort, dass ein Lebewesen ausspricht, im Klang einen „Bedeutungsträger“ übermittelt, welcher unabhängig vom konkreten Wort/Bezeichnung ist. Skuban schreibt (S. 184): „Dieser Bedeutungsträger, sphota, ist es zu dem der Meditierende Zugang finden kann.“

Deshpande/Bäumer (S. 149): „Das Wort als Laut ist ein artikulierter Ausdruck der Absicht, etwas mitzuteilen, die im Bewusstsein entstanden ist.“ Dieser Mechanismus ist allen Lebewesen mit dem Menschen gemein: erst bildet sich eine Absicht im Bewusstsein, die dann über den Laut kommuniziert werden soll.

Sukadev gibt leichter umzusetzende Alltagstipps. Er empfiehlt, sich voll auf den Klang einer fremden Sprache zu konzentrieren und das auf ganz entspannte Art und Weise. Am besten ganz ohne bewusste Absicht, verstehen zu wollen. Ganz entspannt auf den Klang konzentrieren. Plötzlich würde man dann verstehen, was gemeint sei. Man könne das überall ausprobieren. Er verweist auf ähnliche Ansätze bei sogenannten Super-Learning-Sprachlernmethoden und empfiehlt dieses Vorgehen als Ergänzung zum normalen Sprachenlernen. Zudem schlägt er vor, dieses Vorgehen auch auf Tiere und sogar auf einen Bach oder auf das Rauschen eines Baumes anzuwenden. Oder auf ein Gewitter. Das Herz würde sich öffnen und Verbundenheit entstehen.

Skuban schreibt, durch das „schrittweise Loslassen ‘mentaler Beimischungen’“ gelange der Meditierende immer näher an die „Wirklichkeit eines Objektes“.

Sriram meint (S. 176): „Wer den Zusammenhang zwischen Worten, der Sache, die sie schildern und den Gedankengängen, die sie auslösen, versteht …“ könne sich mit allem verständigen.

Umfrage zum Vorgehen

Hast du schon Erfahrungen mit dieser Technik bzw. diesem Vorgehen?

Kannst du Tipps geben, wie du es genau gemacht hast?

 

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Kommentar von Vyasa zu Sutra 3.17

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Vyasa schreibt: „Die Macht der Sprache funktioniert nur bei der Manifestation von buchstäblichen Klängen. Die Hörkraft ist das Substrat für die Veränderungen des Klangs allein. Ein Wort aber wird vom Willen zur Erkenntnis (buddhi, Verstand) auf einmal aufgenommen und hat eine einheitliche Erscheinung angenommen, sobald der letzte buchstäbliche Laut verklungen ist. Die buchstäblichen Laute haben aufgrund der Unmöglichkeit, sich gleichzeitig auszudrücken, nicht die Eigenschaft, sich gegenseitig zu unterstützen. Sie tauchen auf und verschwinden wieder, ohne dass sie mit dem Wort in Verbindung stehen oder es ins Bewusstsein bringen. Daher sagt man, dass jeder von ihnen nicht das Wort (selbst) ist.

Der Buchstabe aber ist einzeln ein Bestandteil des Wortes; er hat die Möglichkeit, allen Gegenständen einen Namen zu geben; er ist sozusagen von universeller Geltung, da er in Verbindung mit jedem verbundenen Buchstaben erscheint, er nimmt in verschiedenen Kombinationen verschiedene Plätze ein, manchmal steht er vor und manchmal nach einem anderen Buchstaben. So gibt es viele buchstabengetreue Laute, die, da sie in verschiedenen Reihenfolgen angeordnet sind, dazu beitragen, bestimmte unterschiedliche Laute entsprechend der unterschiedlichen Reihenfolge ihrer Position zu bezeichnen. Zum Beispiel bezeichnen die buchstäblichen Laute g, au und h, die die Fähigkeit besitzen, allen Objekten Namen zu geben, in dieser besonderen Reihenfolge (gauḥ) das besondere Objekt, das Euter usw. besitzt (eine Kuh).

Ein Wort ist die einzige Bewusstseinsäußerung, die gerade dann erscheint, wenn die auf eine bestimmte konventionelle Bedeutung begrenzte Abfolge von buchstäblichen Lauten aufhört; es ist ein konventionelles Zeichen für das Bezeichnete.

So wird ein einzelnes Wort als eine einzige Bewusstseinsäußerung wahrgenommen; es wird durch eine einzige Anstrengung ins Dasein gerufen; es hat keine Teile und keine Ordnung; es ist nicht ein Ganzes aus getrennten und unterschiedlichen buchstäblichen Lauten. Es ist ein Phänomen des Willens zum Sein (buddhi); es wird durch die Operation des Begriffs des letzten buchstäblichen Klangs ins Bewusstsein gebracht; es wird vom Geist der Welt so verstanden, als sei es durch die Verbindung von Buchstaben entstanden) aufgrund der ewigen Gewohnheit, die dadurch zustande kam, dass es immer mit Hilfe von buchstäblichen Klängen, die getrennt benannt, ausgesprochen und gehört wurden, funktioniert hat, dass die Kraft der Sprache zum Zweck der Übertragung der vollständigen verbalen Gedankenzeichen von einem Geist zum anderen funktioniert hat. (So unterscheidet der gewöhnliche Verstand ein Wort von einem anderen durch die konventionelle Bedeutung, indem er sagt, dass eine solche Folge von so und so vielen Buchstaben, die so und so endet, ein solches und solches Objekt bezeichnet.

Die Konvention ist jedoch eine Manifestation des Gedächtnisses, die die wechselseitige Korrelation von Wort und Bedeutung in Form von Koinzidenz zeigt. Dieses Objekt ist dasselbe wie dieses Wort, und dieses Wort ist dasselbe wie dieses Objekt" - das ist die Konvention, die das eine mit dem anderen in Beziehung setzt.

So stoßen Wort, Bedeutung und Idee aufgrund der gegenseitigen Korrelation des Zufalls aufeinander. Nehmen wir zum Beispiel das Wort Kuh, das Objekt Kuh und die Idee Kuh. Wer ihre Unterscheidung kennt, kennt alles.

Und in allen Worten liegt die Kraft eines Satzes. Wenn man sagt: "Ein Baum", so ist das Wort "ist" verstanden, da das durch ein Wort bezeichnete Objekt niemals an Existenz verliert.

In ähnlicher Weise ist keine Handlung ohne ihre Mittel möglich. Wenn man also das Wort "kocht" ausspricht, sind damit alle Geräte gemeint, die für den Akt des Kochens notwendig sind. Nur zum Zweck der Spezialisierung werden das Objekt, das Subjekt und das Instrument wie Caitra, Feuer und Reis ausdrücklich erwähnt.

Dann wird auch die Kombination von Wörtern in Sätzen gesehen, um Bedeutungen durch die gesamten Sätze auszudrücken. Der vedische Schüler liest die Hymnen, lebt und trägt das Leben. In einem Satz wie diesem werden sowohl die Wörter als auch die Bedeutungen der Wörter im Bewusstsein ausgedrückt. Daher sollten die Wörter etymologisch so eingeteilt werden, dass sie Handlungen oder Nominalfälle ausdrücken. Wie wäre es sonst möglich, ein Wort, ein Substantiv oder ein Verb, zu deuten, wenn das eine vom anderen aufgrund äußerer Ähnlichkeit nicht zu unterscheiden ist. Nehmen wir zum Beispiel die Wörter Bhavati, Aśvaḥ, Ajapāyāḥ.

Die Worte, die Bedeutung und die Idee des Satzes sind voneinander verschieden. So bedeutet svetate prāsādaḥ (das Herrenhaus leuchtet weiß) eine Handlung. Die Worte svetaḥ prāsādaḥ (eine weiße Villa) bezeichnen ein Substantiv.

Beide Sprachformen bezeichnen sowohl ein Substantiv als auch die Behauptung einer Handlung und auch deren Bedeutung und Vorstellung. Wie das? Durch die Korrelation "dies ist das". Der Begriff hat nur eine Erscheinung, dieselbe wie das konventionelle Zeichen. Was den weißen Gegenstand betrifft, so ist er der Träger sowohl des Wortes als auch der Idee. Er ändert seinen Zustand, geht aber weder mit dem Wort noch mit der Idee. Ein solches ist ein Wort und eine solche eine Idee; keines geht mit dem anderen. Ein anderes ist ein Wort, ein anderes seine Bedeutung und ein anderes die Idee. Indem er auf diese Weise Saṃyama auf ihre gegenseitige Unterscheidung ausübt, erlangt ein Yogī Wissen über die Klänge aller Lebewesen.“

Möchtest du bis hierhin etwas ergänzen oder korrigieren?

Möchtest du bis hierhin etwas zum Gesagten ergänzen oder etwas korrigieren?

Vielen Dank für jeden Hinweis!

 

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Übungsvorschlag zu Sutra III-17

Übe dich in der Unterscheidung von Wort, Objekt und Klang beim Sprechen mit anderen Menschen. Lausche Tieren. Kannst du ein Gespür für das jeweils Gesagte entwickeln?

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

... oder kannst du eine andere Übung zum besseren Verständnis bzw. zum Erfahren dieser Sutra ergänzen?

 

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Siehe auch folgende Sutras

Siehe auch folgende Kommentare:in Sutra I.7 zu Pramana und Glaubenssystemen,

  • in Sutra I.7 zu Pramana und Glaubenssystemen,
  • in Sutra I.9 zu Vikalpa,
  • in Sutra I.17 zu Vitarka
  • in Sutra I.28 zu Pranava,
  • in Sutra I.42 über Worte,
  • in Sutra I.43 über das Festhalten,

Yoga Sutra I-7: Direkte Wahrnehmung, korrekte Schlussfolgerung und Überlieferung aus wahren Quellen sind Formen wahren Wissens

augen meer Pratyaksa-ânumânâ-agamâh pramânâni
प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि

Patanjali erläutert die Vrittis. Das korrekte Wissen bzw. die Mittel zu dessen Erkenntnis: Pramana. Das hört sich zunächst harmlos an, doch auch korrektes Wissen wird auf dem Weg des Yoga zum Hindernis.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-7: Direkte Wahrnehmung, korrekte Schlussfolgerung und Überlieferung aus wahren Quellen sind Formen wahren Wissens


Yoga Sutra I-9: Wortirrtum wird verursacht durch Identifikation mit Worten, die in der Realität keine Grundlage haben

worte wissenShabda–jñânânupâtî–vastu–shûnyo–vikalpah
शब्दज्ञानानुपाती वस्तुशून्यो विकल्पः

Wortirrtum ist weit verbreitet, wir nehmen zu oft "Worte für bare Münze". Insbesondere die Manipulation durch Worte wird zum Problem. Der Yoga kennt Techniken, die dies bei dir verhindern.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-9: Wortirrtum wird verursacht durch Identifikation mit Worten, die in der Realität keine Grundlage haben


Yoga Sutra I-17: Vollkommene Erkenntnis - saṁprajñāta - wird beim Durchlauf von Ahnung, Erfahrung, Freude und Einheitswahrnehmung [in der Meditation] gewonnen

 auge feld 250Vitarka–vichâra-ânandâ-asmitâ-rupa-anugamât samprajñâtah
वितर्कविचारानन्दास्मितारुपानुगमात्संप्रज्ञातः

Es ist hochinteressant, wie (unterschiedlich) sich der Weg hin zum und der Entwicklungsverlauf im Samadhi vollzieht. Bei der Deutung von Sutra I-17 weisen die Übersetzungen jedoch deutliche Unterschiede auf. Was nicht verwundert, da wir in einen Bereich des Yoga vordringen, der erst nach langer Praxis erreicht wird: Samadhi. Zudem werden die Erfahrungen hier subjektiv durchlebt und können schwer in Worte gefasst werden.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-17: Vollkommene Erkenntnis - saṁprajñāta - wird beim Durchlauf von Ahnung, Erfahrung, Freude und Einheitswahrnehmung [in der Meditation] gewonnen


Yoga Sutra I-28: OM ist im Bewusstsein seines Sinnes mit Hingabe zu wiederholen

om 250

 Tajjapas tad–artha–bhâvanam
तज्जपः तदर्थभावनम्

 

Die Übung besteht also im Wiederholen von OM, hingebungsvoll und verbunden mit einer Vorstellung von dessen Bedeutung. Hiermit erläutert Patanjali einen weiteren Weg zur Befreiung. Begibt man sich auf diesen Pfad, sollte man wissen, wie er sich dieses Wiederholen vorstellte.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-28: OM ist im Bewusstsein seines Sinnes mit Hingabe zu wiederholen


Yoga Sutra I-42: Samapatti erfolgt in vier Stufen. Stufe 1: Wenn Samapatti mit Wortwissen, Schlussfolgerungen und Vorstellungen durchsetzt ist, wird es Savitarka Samapatti genannt

kopf mosaik ii 250Tatra shabdârtha-jnâna-vikalpaih samkîrnâ savitarkâ samāpattiḥ
तत्र शब्दार्थज्ञानविकल्पैः संकीर्णा सवितर्का समापत्तिः

Mit dieser Sutra beginnt die Reise im Samadhi. Patanjali beschreibt zunächst die Erscheinungen auf dieser ersten Stufe des Samadhi und nennt sie Savitarka. 
Es handelt sich dabei um eine Art Erleuchtung – aber mit "Denken" ...

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-42: Samapatti erfolgt in vier Stufen. Stufe 1: Wenn Samapatti mit Wortwissen, Schlussfolgerungen und Vorstellungen durchsetzt ist, wird es Savitarka Samapatti genannt


Yoga Sutra I-43: Stufe 2 von Samapatti: Wenn die Erinnerungen und Prägungen völlig gereinigt sind, als ob dessen eigene Form schwindet, nur noch das (Meditations-)Objekt erstrahlt, ist Nirvitarka (Samapatti/Samadhi) erreicht.

kopf birne hell dunkel 250smṛti-pariśuddhau svarūpa-śūnyeva-arthamātra-nirbhāsā nirvitarkā
स्मृतिपरिशुद्धौ स्वरूपशून्येवार्थमात्रनिर्भासा निर्वितर्का

Wir schreiten voran: Patanjali erläutert die zweite Stufe von Samadhi (immer noch Samadhi mit Samen). Die Erkenntnis wird tiefer, das Denken schwindet. Wir kommen der Schau der wahren Natur der Dinge näher.

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-43: Stufe 2 von Samapatti: Wenn die Erinnerungen und Prägungen völlig gereinigt sind, als ob dessen eigene Form schwindet, nur noch das (Meditations-)Objekt erstrahlt, ist Nirvitarka (Samapatti/Samadhi) erreicht.


 In Zusammenhang stehen auch noch die Sutra , Sutra I.15 und I.49:.

Yoga Sutra I-15: Verhaftungslosigkeit ist erreicht, wenn das Verlangen nach sichtbaren und unsichtbaren Dingen erloschen ist

om

dṛṣṭa-anuśravika-viṣaya-vitṛṣṇasya vaśīkāra-saṁjṇā vairāgyam
दृष्टानुश्रविकविषयवितृष्णस्य वशीकारसञ्ज्ञा वैराग्यम्

In dieser Sutra beschreibt Patanjali den Endzustand des Übens der Nicht-Anhaftung. Interessant ist, dass viele Kommentatoren diese Sutra dahingehend auslegen, dass Patanjali hierbei auch das Begehren rein spiritueller Wonnezustände im Auge hatte. Sivananda hält (ein wenig) dagegen.

Müssen wir unseren Willen bemühen oder kommt die Freiheit durch das Yoga-Praktizieren quasi "von alleine"?

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-15: Verhaftungslosigkeit ist erreicht, wenn das Verlangen nach sichtbaren und unsichtbaren Dingen erloschen ist


Yoga Sutra I-49: Das Wissen aus Nirvichara Samapatti ist von höherer Art als das Wissen, das aus Gehörtem, Gelesenem oder mittels Schlussfolgerung gewonnen wurde

augen im baum tt 564

śruta-anumāna-prajñā-abhyām-anya-viṣayā viśeṣa-arthatvāt
श्रुतानुमानप्रज्ञाभ्यामन्यविषया विशेषार्थत्वात्

Das Wissen, dass dem routinierten Nirvichara-Praktizierendem enthüllt wird, ist von einer ganz anderen Art, als jenes Wissen, dass wir gemeinhin als solches bezeichnen. 

Hier weiterlesen: Yoga Sutra I-49: Das Wissen aus Nirvichara Samapatti ist von höherer Art als das Wissen, das aus Gehörtem, Gelesenem oder mittels Schlussfolgerung gewonnen wurde



Ergänzungen und Fragen von dir

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Videos zu Sutra III-17

Sprachen lernen, andere besser verstehen – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra - Kap. 3, Vers 16

Länge: 7 Minuten

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Morgenansprache Yoga Sutra 3.16

Höre genau zu, besser verstehen: Morgenansprache von Sukadev zu Yoga Sutra 3.16

Länge: 4 Minuten

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Anvita Dixit zu Sutra 3.17

Länge: 12 Minuten

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Video von Ahnand Krishna zur Sutra

Vergangene Leben aufgedeckt: Asha Nayaswami zu Sutra 3:16-18

Länge: 75 Minuten

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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