Paschimothanasana – Vorwärtsbeuge
Paschimothanasana (auch Paschimottanasana) - die Vorwärtsbeuge sollte 3-5 Minuten ausgehalten werden. Sie ist eine der zwölf Hauptasanas in der Hatha-Yoga-Padripika.
Inhalt: Paschimothanasana – Vorwärtsbeuge
Die Übungsfolge
- Setze dich mit geradem Rücken hin
- Hebe die Arme senkrecht nach oben
- Beuge dich mit geradem Rücken nach vorne
- Halte den unteren Rücken gerade
- Beuge dich soweit wie möglich nach vorne
- Die Stirn zeigt in Richtung der Unterschenkel
- Halte 1-5 Minuten (mindestens fünf tiefe, ruhige Atemzüge lang) bewegungslos und komme dann langsam mit einer Ausatmung aus der Stellung zurück
Die Endstellung für Fortgeschrittene
Generelle Tipps zur Asana-Ausführung
Wenn du in die Stellung kommst, mache diese zunächst bewegungslos. Es ist eine gute Basis, eine Asana für zehn ruhige Atemzüge regungslos (oder zumindest sehr ruhig) zu halten. In dieser Zeit auch keine Korrekturen vorzunehmen oder tiefer zu dehnen.
- Der Atem in der Asana
Wenn du in Stellung gehst und dich dabei ausdehnst, atme beim In-Die-Stellung-Gehen ein. Umgekehrt, bei zusammenziehenden Stellungen, atme beim Reingehen aus. Beim Auflösen der Stellung entsprechend umgekehrt.
Wenn du in der Stellung bist, beruhige den Atem. Immer weiter (siehe dazu auch: Yoga - wie atmen?. Atme mit dem Bauch und verlangsame und verfeinere deine Atmung im Laufe des Haltens der Stellung. Wenn problemlos möglich baue kleine Atempausen ein. Verlangsame den Atem so weit, wie es ohne Stress möglich ist.
Wenn du einen Schritt weiter gehen willst, atme während deiner gesamten Asana Praxis in der Ujjayi-Atmung (hier erläutert). Halte dann deine Konzentration während der gesamten Übung beim Atem. - Bandhas in der Asana
In vielen Asanas ist es förderlich, Mula Bandha (ggf. leicht) zu halten. - Entspanne dich
Wenn die Asana fest und der Atem ruhig geworden ist, entspanne alle Körperbereiche, die nicht zum Halten der Asana angespannt sein müssen, so wie es Patanjali in Sutra II-47 empfiehlt. Gehe vom Kopf (Gesicht!) den ganzen Körper bis zu den Füßen durch und entspanne dabei alle Bereiche. - Die Konzentration
Konzentriere dich bei jeder Asana mit allen Sinnen und deinem ganzen Geist auf die Bereiche, die gestreckt oder gestaucht werden. Werde innerlich eins mit diesem Bereich. - Variante: Konzentriere dich auf die Unendlichkeit
In Sutra II-47 empfiehlt Patanjali zudem, sich in der Asana auf die Unendlichkeit zu konzentrieren. Mache dir z. B. bewusst, dass du in der Asana mit dem ganzen Universum verbunden bist, über das Prana mit Allem im Austausch stehst. Oder stelle dir vor, wie du in der Asana inmitten eines Sternenmeeres stehst. Finde deine eigene Verbindung zum Unendlichen. - Variante: Tipp zur Förderung von Freude und innere Stärke
Spüre die positiven Belebungs-, Dehnungs-, und Stimmungswirkungen während und nach der Übung. Erfreue dich ganz bewusst daran, mache diese Freude in deinem Inneren für 5-10 Sekunden lebendig und stark.
Dies ist eine von uns empfohlene Ergänzung zu jeder Asana. Sie dient dazu, förderliche Neuronenverbindungen im Gehirn aufzubauen und sukzessive zu verstärken, siehe nähere Erläuterungen beim Beitrag "Spirituelles Tagebuch". - Spüre nach
Wenn du aus der Asana herausgekommen ist, spüre ihrer Wirkung im ganzen Körper nach (hier im Forum besprochen).
Siehe auch im Yoga-Welten-Übungsplan:
Wirkungen der Vorwärtsbeuge
Grundlegend
- Paschimothanasana dehnt und aktiviert viele Gelenke und Muskeln.
- Die Übung aktiviert Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse und die Verdauung im Allgemeinen.
- Alle Arten von Magen- oder Verdauungsproblemen sollen gelindert werden. Besonders dann, wenn die Übung sehr lange (1-2 Stunden) gehalten wird. Mehr dazu hier.
- Hierdurch soll sich eine Steigerung der Abwehrkräfte ergeben.
- In den Lehren des Kundalini-Yoga heißt es, dass die Vorwärtsbeuge die Chakras der Wirbelsäule aktiviert und Sushumna öffnet.
- Auf geistiger Ebene sollen Geduld und Gelassenheit gefördert werden.
Tipp
Wenn du Pachimothanasana sehr lange hältst, neigen die Beine dazu, "einzuschlafen". Es hilft, sich eine Decke unter die Beine zu legen.
Paschimothanasana in alten Schriften
Hatha-Yoga-Pradipika
In der Hatha-Yoga-Padripika wird die Vorwärtsbeuge etwas anders geschrieben: Pashchimatanasana.
Vers 1-30: Die Beine werden wie ein Stock auf den Boden gestreckt, die Unterarme umfassen die beiden Fußspitzen. Die Stirn liegt auf den Knien. In dieser Position verweilt der Yogi. Dies wird Pashchimatanasana genannt.
Anmerkung: Die Stirn auf den Knien ergibt bei vielen Menschen einen Rundrücken. Heutzutage wird allgemein empfohlen, dass die Stirn in Richtung Unterschenkel weisen sollte.
Vers 1-31: Dieses Pashchimatanasana ist die ursprünglichste unter den Asanas. Sie bringt die Energie im Rücken zum Fließen, bewirkt ein intensives Verdauungsfeuer, macht den Bauch flach und befreit den Menschen von Krankheiten.
Gheranda Samhita
Gheranda Samhita, Kapitel II, Vers 26
Paschimottanasana: Strecke die Füße wie ein Stock auf dem Boden aus. Lege die Stirn auf die Knie. Halte die Zehen sorgsam mit den Händen. Diese Sitzart wird Paschimottana-Asana genannt.
Ähnliche Übung
Uttanasana – stehende Vorbeuge
Uttanasana (Sanskrit: उत्तानासन), die stehende Vorwärtsbeuge, ist eine der beliebtesten stehenden Yoga Übungen. Sie dehnt weite Teile des Körpers und führt dem Gehirn frisches Blut zu.
Zum Schluss ein wenig Humor
Der Schüler eines Yogakurses rundet seinen Rücken in der Sitzenden Vorwärtsbeuge, um mit den Händen möglichst weit nach vorne zu kommen.
Da schreit ihn der Yogalehrer an:
"Wirst du wohl den Rücken lang lassen, du Schwachmat?! Oder soll ich dir vielleicht mit dem Klotz hier solange auf deine ungerade Wirbelsäule hämmern, bis du wieder gerade wirst? Wie kann man nur so blöd sein!"
Der Gerügte entschuldigt sich:
"Verzeihung, heute ist meine erste Stunde. Ich wußte nicht, dass ich den Rücken gerade halten muss."
Der Yogalehrer beschwichtigend:
"Kein Problem, darum habe ich es dir ja auch erstmal im Guten gesagt."
Der Beitrag ist eingeordnet unter:
- Details
- Geschrieben von Peter Bödeker
- Zuletzt aktualisiert: 08. Juli 2019