yogi fuellt kanal 250nimittam aprayojakam prakëtînâm varaña-bhedas tu tataï kæetrikavat
निमित्तमप्रयोजकं प्रकृतीनांवरणभेदस्तु ततः क्षेत्रिकवत्

Dieser Artikel führt durch Patañjalis Yogasutra 4.3 – vom alten Gleichnis des Bauern bis zur Neurowissenschaft – und zeigt, wie Hindernisse lösen oft wirksamer ist als "Ergebnisse erzwingen" sein soll. Die klassischen Kommentare liefern die Tiefe, moderne Studien die Bodenhaftung, und konkrete Übungen sorgen dafür, dass aus Philosophie Praxis wird: weniger Druck, mehr Durchfluss. Und wer weiß, wer bereit ist, Jäten wichtiger zu nehmen als Zerren, wird vielleicht rasch erleben, wie erstaunlich oft das Richtige von selbst geschieht – unaufgeregt, aber hartnäckig.

Kurz zusammengefasst

  • Sutra-Kernidee: Übung ist instrumentelle Ursache – sie startet den Wandel nicht, sondern beseitigt Hindernisse. Sobald der „Damm“ fällt, fließt die Natur (prakṛti) von selbst.
  • Schlüsselbegriffe: Nimitta (Anlass/Instrument), varaṇa-bheda (Hindernis-Durchbruch), prakṛti (Natur/Kraft), puṇya/pāpa (Tugend/Laster als Gegenspieler).
  • Klassische Kommentare: Vyāsa, Bhoja, Vācaspati Miśra, Vijñānabhikṣu betonen einhellig: Tugend räumt frei, Natur wirkt – veranschaulicht durch das Bauern-Gleichnis (kṣetrikavat).
  • Śaṅkara-Linie: Jäten statt Zwingen – Nährstoffe lassen sich nicht „hineindrücken“; Unkraut (Laster) entfernen, dann nährt die Natur das Wesentliche von allein.
  • Mythische Beispiele: Nandīśvara als Bild für Reinheit, Nahuṣa (zum Ajagara/Python gestürzt) als Bild für Blockade durch Hybris/Laster.
  • Moderne Brücken: Neurobiologie & Psychologie stützen das Prinzip „Druck runter – Systeme regulieren sich“: Davidson (MBSR: Stress↓, Immunsystem/linksfrontale Aktivität↑), Brewer (Gewohnheitsschleifen unterbrechen statt Ergebnis erzwingen).
  • Meditation – so fühlt es sich an: Nicht ziehen, lösen. Druck aus Gesicht/Kiefer nehmen, Ausatmung verlängern, Wahrnehmen statt Werten – Stille stellt sich ein, statt gemacht zu werden.
  • Alltag – Jäten im Kleinen: Mikro-Pausen, eine Antwort weniger im Streit, eine hängende Mail erledigen, Körper-Check (Kiefer/Schultern/Bauch loslassen) – Kanäle frei, Energie fließt.

Details und Erläuterungen zu allen Punkten im weiteren Artikel.

Bedeutung und Übersetzung des verwendeten Sanskrits

Hier sind zunächst die Übersetzungsmöglichkeiten für die einzelnen Wörter, damit du die Übersetzung selbst für ein besseres Verständnis anpassen kannst:

  • Nimittam, nimitta = sichtbare Ursache; Basis; Ziel; kausaler Grund; (Verstand / Intellekt / Wille); zufälliger gelegentlicher Anlass; Motiv;
  • Aprayojakam, aprayojakaṁ = nicht unmittelbar verursachend; nicht zugehörig; nicht initiierend; nicht zutreffend; nicht bewirken;
  • Prakriti, prakṛti = Natur; natürliche Neigungen; Materie; Schöpfung; Urnatur;
  • Prakritinam, prakritînâm = die natürlich zugrundeliegenden Ursachen; Manifestation der Natur; von der Materie; natürliche Evolution; Erscheinungen der Natur;
  • Varana, varaṇa = Hindernis; Damm; Bewässerungswall; Bedeckungen; verbergende Hüllen;
  • Bhedah, bheda = Beseitigung; Durchbrechung; Zerbrechen; entfernen; Unterschied; Bruch; Abtrennung; Unterteilung; Zerteilung;
  • Tu = andererseits; aber; jedoch;
  • Tatah, tataḥ = davon; darum; daher; deshalb; daraus; ähnlich wie; von dort;
  • Kshetrikavat, kṣetrikavat = wie der Bauer/Feldbesitzer; jemand, der das Feld, den Boden bewirtschaftet;

Übersetzungsvarianten und -hinweise (Quellen)

Hervorhebungen weisen auf Besonderheiten der jeweiligen Übersetzung hin. Übertragungen aus dem Englischen sind Eigenübersetzungen.

  • Sukadev: „Eine sichtbare ... Ursache bewirkt nicht die Ursache in der Natur; ... beseitigt nur ... die Hindernisse. ...“
  • Deshpande/Bäumer: „Die (menschlichen) Kausalursachen bewirken nicht die Vorgänge in der Natur ...“
  • Dr. R. Steiner: „... so kannst Du diesen Wandel als Yogin in bewusste Bahnen lenken. – So wie ein Bauer, der seine Felder bewässert ...“
  • Paul Deussen (1908): „Das Zufällige ist die nicht-effiziente Ursache der Natur, durch die Trübungen beseitigt werden, wie im Fall eines Landwirts (der Hindernisse für die Bewässerung seiner Felder beseitigt).”
  • Coster: „Gute Taten sind nicht die unmittelbare Ursache solcher Veränderungen. Aber sie bereiten den Weg vor ...“
  • Feuerstein: „Zufällig Verursachungen (nimittta) sind kein Anlass für die Naturschöpfungen (prakriti), sondern heben nur Möglichkeiten hervor ...“
  • R. Palm: „Für die Naturkräfte gibt es keinen verursachenden Grund ...“
  • R. Sriram: „Der Reifeprozess kann durch den Willen beschleunigt werden ... wie bei einem Bauern ...“
  • Govindan: „Gelegentliche Ereignisse führen nicht [direkt] zur natürlichen Evolution, sie beseitigen jedoch die Hindernisse ...“
  • Iyengar: „Das Wirken (des Menschen) setzt die natürlichen Abläufe nicht in Gang, sondern dient zur Beseitigung der Dämme ....“
  • Chip Hartranft: „Die Verwandlung in diese oder jene Form wird nicht durch die nächstgelegenen Ursachen angetrieben, sondern nur durch sie ausgerichtet ...“
  • R. Skuban: „Entwicklung wird nicht durch das Setzen von Ursachen vorangetrieben (spirituelle Handlungen, gute oder schlechte Taten) ...“
  • T.K.V. Desikachar: „Eine solche intelligente Kraft kann jedoch nur die Hindernisse beseitigen, die bestimmten Veränderungen im Wege stehen ...“
  • G. Pradīpaka: „Ursache (nimittam) (setzt) nicht die wesentlichen Naturen (prakṛtīnām) in Bewegung (aprayojakam), sondern (tu) bricht (bhedaḥ) die Barriere (oder den Hügel) (varaṇa) nieder ...“
  • 12koerbe.de: „ein Ziel, das nichts bewirkt in (dem Feld) der Natur ...“
  • Hariharananda Aranya: „Die Ursachen setzen die Natur nicht in Bewegung, nur die Beseitigung von Hindernissen erfolgt durch sie ...“
  • I. K. Taimni: „Die zufällige Ursache bewegt die natürlichen Tendenzen nicht oder regt sie nicht zur Aktivität an; sie beseitigt lediglich die Hindernisse ...“
  • Swami Satchidananda: „Zufällige Ereignisse verursachen nicht direkt die natürliche Entwicklung ...“
  • Swami Prabhavananda: „Gute oder schlechte Taten sind nicht die direkten Ursachen der Transformation ... als Beseitiger der Hindernisse für die natürliche Evolution ...“
  • Swami Vivekananda: „Gute Taten usw. sind nicht die direkten Ursachen der Umwandlung der Natur, sondern ... Brecher der Hindernisse für die Evolution der Natur ...“
  • Wim van den Dungen (buddhistischer Kommentar zum Yogasutra): „... sondern sucht sich - wie ein Landwirt - Möglichkeiten aus.“
  • Rainbowbody: „... während die Aktivitäten eines gewitzten Yogis spontan wirken, um positive Bedingungen für ihre Fülle zu kultivieren, wie ein Bauer mit einem grünen Daumen, der seine Felder bestellt,  ...”

Zu den Quellen

Buchbesprechungen, Erläuterungen zur Auswahl der Übersetzungsvarianten und allgemeine Hinweise zur Sutraübersetzung findest du im zugehörigen Artikel. Hier nun die Kurzauflistung:

Bücher

Internetseiten

Weitere Quellen, z. B. zu aktuellen Studien, sind direkt im Text verlinkt.

Dein Übersetzungsvorschlag

Du findest die bisherigen LeserInnen-Übersetzungen und -Ergänzungen unten.

Hast du einen eigenen Übersetzungsvorschlag?

Wie würdest du diese Sutra übersetzen? Manchmal ergeben schon kleine Wortveränderungen ganz neue Aspekte. Trau dich ... :-)

 

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Einordnung dieser Sutra im Yogasutra

Kurze Zusammenfassung der vier Kapitel des Yogasutras

  • 1. Samādhi Pāda – Über die Versenkung
    Beschreibt das Ziel des Yoga: das zur Ruhe bringen der Gedanken im Geist. Erläutert, was Yoga ist, die Arten von Samādhi (meditativer Versenkung) und wie der Geist durch Übung (abhyāsa) und Loslösung (vairāgya) zur Ruhe gebracht werden kann.
  • 2. Sādhana Pāda – Über die Praxis
    Behandelt die konkrete Praxis des Yoga. Führt die acht Glieder des Yoga (Ashtanga Yoga) ein: Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi. Schwerpunkt liegt auf der ethischen Vorbereitung und inneren Reinigung.
  • 3. Vibhūti Pāda – Über die übernatürlichen Kräfte
    Beschreibt die fortgeschrittenen Stufen der Praxis (Dharana, Dhyana, Samadhi = Samyama) und die daraus entstehenden übernatürlichen Kräfte (Siddhis). Warnt davor, sich von diesen Kräften ablenken zu lassen.
  • 4. Kaivalya Pāda – Über die Befreiung
    Erklärt das Ziel des Yoga: Kaivalya (vollkommene Befreiung des Selbst von der Materie). Diskutiert die Natur des Geistes, Karma, Wiedergeburt und wie durch Erkenntnis die endgültige Freiheit erlangt wird.

Patañjali vergleicht in Yogasutra 4.3 die Wirkung spiritueller Praxis mit einem Bauern, der sein Feld bewässert. In einer möglichen Übersetzung heißt es sinngemäß: Das Wirken (die sichtbare Ursache, z.B. das Üben) setzt die natürlichen Abläufe nicht direkt in Gang – es beseitigt lediglich die Hindernisse aus den Kanälen, ähnlich wie ein Bauer, der Wasser auf seine Felder fließen lässt.

Schlüsselbegriffe in Yogasutra 4.3

Um die philosophische Tiefe dieser Sutra zu erschließen, lohnt ein Blick auf die Schlüsselbegriffe im Sanskrit-Original:

  • Nimitta – bedeutet „Anlass“ oder instrumentelle Ursache. Damit sind die sichtbaren Ursachen gemeint, z.B. bewusste Handlungen, Übungen oder auch gute Taten. Patañjali sagt: Diese Nimitta-Ursachen initiieren die Veränderungen nicht wirklich. Sie sind eher Auslöser, die etwas ermöglichen, ohne selbst der Motor der Veränderung zu sein.
  • Aprayojakam – wörtlich „nicht bewirkend“ oder „ohne zu veranlassen“. Dieser Ausdruck betont, dass die Nimitta-Ursache nichts erzwingt. Die Transformation wird also nicht aktiv „gemacht“ – die Übung bringt den Stein nicht ins Rollen, wenn man so will.
  • Prakṛti – meint die Natur, Ur-Natur oder das schöpferische Grundmaterial aller Dinge in der Sāṃkhya-Philosophie. Prakriti besitzt gemäß Yoga/Sāṃkhya eine innere Dynamik und Entfaltungstendenz. Die Veränderungen (pariṇāma) in der Welt und im Menschen gehen letztlich auf Prakritis eigene Bewegungen zurück. In unserem Kontext heißt das: Prakriti würde sich auch ohne unser Zutun entfalten – sofern nichts im Wege steht.
  • Varaṇa – bedeutet „Abdeckung“, „Hülle“ oder einfach Hindernis. Es bezeichnet all das, was den natürlichen Fluss der Prakriti behindert. Man kann an Unwissenheit (Avidya), innere Blockaden oder äußere Umstände denken, die wie Dämme wirken.
  • Bheda – heißt „Durchbrechen“, „Spalten“ oder Beseitigung. In der Sutra: varaṇa-bheda = das Durchbrechen/Entfernen der Hindernisse. Genau das ist die Funktion der Praxis: Sie durchbricht die Barrieren, die die freie Entfaltung hemmen.
  • Kṣetrikavat – bedeutet „wie ein Bauer (Feldbesteller)“. Dieses anschauliche Gleichnis schließt den Vers ab. Es ruft das Bild eines Bauern auf, der zur Bewässerung lediglich den Damm öffnet. “... und dann fließt das Wasser von selbst”. Kṣetrika (Bauer) steht hier paradigmatisch für den Yogi oder Übenden, der durch kluges Entfernen von Hindernissen der Natur freien Lauf lässt.

Diese Begriffe entfalten zusammen den Sinn der Sutra: Unsere Anstrengung (nimitta) soll Hindernisse (varaṇa) wegräumen, damit die Natur (prakriti) sich ungehindert entfalten kann – so einfach (kṣetrikavat) und so unaufhaltsam wie Wasser, das von selbst talwärts fließt, sobald man den Weg freigibt.

feld schleuse wasser kanal 1000

Hintergrund & Tool: Bewässerung mit Kanälen

In Indien und in anderen Teilen der Welt wurde Wasser mithilfe von Kanälen zu den Feldern geleitet. Texte rund um das Arthaśāstra erwähnen Böschungen, Tanks und Schleusen zur Feldbewässerung – Patañjalis Gleichnis trifft technisch ins Schwarze.

Diese Kanäle wurden immer nur eine gewisse Zeit geflutet, so dass das knappe Wasser allen zugute kommen konnte. Die Bauern haben untereinander abgesprochen, wann welcher Bauer wie lange welchen Kanal fluten durfte. Die Flutung erfolgte durch zeitweilige Herausnahme von Hindernissen (z. B. Steine oder Klappen) zwischen Hauptkanal und Seitenarm.

Hier ist ein sofort einbettbares Mini-Tool, das das Bauern-Gleichnis aus Yogasutra 4.3 fühlbar macht: Du „öffnest“ den Damm, und das Wasser verteilt sich von selbst über das Feld.
So nutzt du es: Tippe/Klicke auf „Damm öffnen“. Beobachte, wie das Wasser den Weg findet. Mit „Zurücksetzen“ startest du neu. Stell unten mit dem Schieberegler die Flussgeschwindigkeit ein.

Bauern-Gleichnis: Damm öffnen, Fluss erlauben
Tippe auf Damm öffnen. Beobachte, wie Wasser von allein den Weg findet. Das ist Yogasutra 4.3 – in Bewegung.

Deutung von Yogasutra 4.3 – Hindernisse entfernen, damit die Natur fließen kann

Viele Kommentatoren deuten diese Sutra so, dass die Umwandlungen unserer Natur dahingehend, dass wir Samadhi erfahren, Siddhis erleben, Unser Wahres Selbst erkennen und auch Erleuchtung erreichen können, nicht durch unsere (guten) Taten und (spirituellen) Übungen erfolgt. Vielmehr bewirken diese (nur) eine Beseitigung von Hindernissen, wodurch dann die Natur ihren Lauf nehmen kann und uns dahingehend verwandelt, dass wir spirituellen Fortschritt machen.

Swami Venkatesananda:

„Wie in der Landwirtschaft: Es gibt die Fruchtbarkeit des Samens und des Bodens, und die Bemühungen richten sich auf die Beseitigung des Unkrauts und der Schädlinge.“”

Wim van den Dungen schreibt: „Feuerstein identifizierte diese „zufälligen Ursachen“ mit dem universellen Vorrat an unterschwelligen Eigenschaften („vâsanâ“), die durch die unverdienten Handlungen aller empfindungsfähigen, samsarischen Wesen entstanden sind.“

Sukdadev: „Durch … [yogische] Praktiken haben wir die Steine – Hindernisse, Unreinheiten – weggeräumt, die im Wege standen, so dass die göttliche Gnade durch uns hindurchfließen kann. Das, was vorher schon da war, enthüllt sich ... Wir schaffen nicht wirklich Freude in der Meditation, wir räumen nur die Hindernisse aus dem Weg, so dass die natürliche Freude, die immer schon da war, erfahrbar wird.”

Man kann die Acker-Analogie weit treiben und zum Beispiel das Ausrupfen von Unkraut als Metapher für das Ablegen schlechter Gewohnheiten sehen, die spirituelle Praxis als “Bewässern” und die Ernte als “Kaivalya”, Befreiung.

Iyengar betont, dass Asana, Pranayama und Bandha gleichzeitig die Energien im Yogi fördern, anstauen und regulieren. Auf dass “mentale Kräfte und Intelligenz” im Gleichschritt fließen können.

Was blockiert deinen inneren Fluss am stärksten?

Ist es Zeitdruck, Perfektionismus, Körperliche Spannung, Smartphone-Ablenkung, Konflikte oder etwas anderes?

 

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Antwort 1
Der Glaube, dass es erst gut ist, wenn im Aussen alles erledigt ist.

Der faule Bauer

Das Gleichnis vom Bauern und seiner Feldbewässerung verleiht der Sutra anschauliche Kraft: Der Bauer muss nicht das Wasser machen – er gräbt nur den Graben frei, dann fließt das Wasser von selbst. Genauso, so Patañjali, bringt unsere Übung nicht die Verwandlung an sich hervor; sie räumt nur Blockaden aus dem Weg, sodass die innewohnende Natur ungehindert fließen kann.

Für westliches Denken mag das paradox klingen. Wir sind gewohnt: Ohne Fleiß kein Preis. Doch hier behauptet Patañjali: Selbst intensives Yoga-Tun bewirkt im Grunde nichts Neues – zumindest nicht direkt. Stattdessen ist die Veränderung ein natürlicher Prozess, der ganz automatisch einsetzt, sobald man die richtigen Bedingungen schafft und das Störende wegnimmt. Die Praxis ist also ein subtiler Katalysator: Sie schafft Raum, sie öffnet Schleusen. Sobald die Barrieren fallen, setzt die Natur das fort, was ohnehin ihre Tendenz ist.

Das Bild vom Bauern unterstreicht diese Haltung mit leichter Ironie. Der Landwirt wirkt fast faul – er sitzt nicht mit Eimern da, um Wasser herbeizuschleppen. Er macht im entscheidenden Moment erstaunlich wenig: Er bricht nur den Wall zum Bewässerungskanal auf. Doch gerade dieses Wenige ist alles, was es braucht. Ohne den Eingriff des Bauern blieben die Felder trocken. Mit seinem Eingriff strömt das Wasser mühelos herbei. Die Botschaft ist klar: In der spirituellen Entwicklung kommt es weniger darauf an, verbissen neue Zustände zu erzwingen, als darauf, Hindernisse aus dem natürlichen Entwicklungsstrom zu entfernen.

Ausrichtung zu höheren Ebenen

Wenn man in der Wasseranalogie der Kanäle bleibt, können wir den spirituellen Weg im Sinne dieser Sutra auch so deuten, dass wir uns richtig ausrichten müssen. Unser Gefäß (den Geist) nach oben - dem Göttlichen, Wahren Selbst entgegen - ausrichten müssen, um es zu erfahren. Nicht nach unten, dem Materiellen zu.

„Alle religiösen Übungen und alle Anstrengungen dienen nur dazu, jene Schranken zu beseitigen und der Vollkommenheit Einlass zu gewähren, die unser Geburtsrecht und Wesen ist.“

Swami Vivekananda

Auf Rainbowbody lesen wir die folgende Meinung: „ In diesem [auf die Quelle = das Wahre Selbst ausgerichtet] Zustand des Yoga gibt es keine Notwendigkeit, schwer zu grübeln oder diese Ereignisse analytisch zu durchdenken, in welche Richtung es gehen soll, sondern derjenige, der mit der Quelle verbunden ist, wird von dem stets präsenten angeborenen Lehrer informiert und geführt.” Und weiter: „Wenn wir jedoch das Gefühl haben, dass wir nicht mehr verbunden sind, nicht mehr synchron …, dann können wir instrumentelle Ursachen als Sadhana (Nimittam) praktizieren, um uns wieder zu verbinden und den natürlichen Fluss zu bewirken … Daher besteht die Hauptübung darin, unsere Anhaftungen loszulassen (vairagya), und es gibt keine bessere als dhyana (formlose Meditation). Dann kommt Samadhi ganz natürlich von selbst …”

Energie fließen lassen

Auch der Kundalini-Yoga baut auf der Sichtweise dieser Sutra auf. Ziel dieser Yoga-Richtung ist es nicht, durch Übungen und Askese neue Energie zu schaffen. Vielmehr will man vorhandene Energien zum Fließen bringen - Hindernisse beseitigen. Manche Yogis sagen sogar: Der Mensch hat unendliche Energie, man müsse nur herausfinden, wie man diese Energie zum Fließen bringt. Die Schleusen öffnet.

Wie kann das im Alltag aussehen? Ein gutes Anzeichen für fließende Energie ist Begeisterung und Freude. Schau also, wo du diese verspürst und richte deine Tätigkeiten/Kontakte/Hobbys etc. danach aus. Oder wie kannst du die momentan vorhandenen Elemente deines Lebens so verändern, dass sie wieder Freude machen. Vielleicht geht da was … Weitere Vorschläge folgen unten.

Welche Mini-Intervention öffnet bei dir den Damm?

... lässt bei dir den natülichen Fluss fließen? Ist es eine Längere Ausatmung (4–6 Sek.), ein 30-Sek.-Blick ins Offene, eine Antwort im Streit auslassen, Kiefer/Schultern lösen, eine 5-Min.-Meditation, ein kurzer Spaziergang ...

 

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Nicht an den Übungen hängen

Im Zusammenhang mit dieser Sutra lesen wir auch von der Mahnung, nicht an den Yoga-Praktiken (Sadhana) anzuhaften. Sie sind die Sprossen einer Leiter (die man ja auch wieder verlässt, wenn man oben ist), wie das Boot, dass einen über den Fluss bringt. Es ist nicht förderlich, im Boot sitzen zu bleiben. Swami Venkatesananda: „Glaube nicht, dass Sadhana dir die Erleuchtung bringen wird; die Erleuchtung ist bereits da.”

Weitere Klassische Kommentare und philosophische Auslegungen

Die alten Meister und Kommentatoren der Yogasutra haben diesem Vers große Bedeutung beigemessen. Ihr Tenor: Keine Übung „erzwingt“ die Erleuchtung – sie schafft nur die Voraussetzungen, damit die Natur des Geistes sich von selbst klärt. Schon Vyāsa, der Verfasser des ältesten Yoga-Bhāṣya Kommentars (ca. 4. Jh.), erläutert, dass noch nicht einmal gutes Karma im Alleingang die höchste Verwandlung bewirkt. Mehr dazu unten.

Der mittelalterliche Gelehrte Bhoja (11. Jh.) beschreibt dies im Rāja-mārtāṇḍa-Kommentar sehr plastisch. Er betont, dass eine Wirkung nicht die eigentliche Ursache in Bewegung setzen kann – nur weil wir Üben (was ja letztlich auch eine Wirkung früherer Antriebe ist), heißt das nicht, dass wir die Natur steuern. Stattdessen, so Bhoja, führen das Ausführen von Tugenden und Übungen zum „Durchstechen der Hülle“ (varaṇa-bheda): Die bestehenden Obstruktionen – seien es Laster, Unwissenheit oder andere Blockaden – werden zerstört. Sind die Hürden erst einmal weggeräumt, „werden die material causes themselves effective in their desiderated work“ – die zugrundeliegenden Naturkräfte vollbringen ihr Werk nun ungehindert.

Bhoja illustriert das erneut mit dem Bauern-Beispiel: Ein Landwirt, der Wasser von einem Feld aufs andere leiten will, durchbricht lediglich das Hindernis im Wasserlauf. Ist diese Barriere erst beseitigt, breitet sich das Wasser automatisch aus – ganz ohne weiteres Zutun des Bauern. Genauso sollte man es im Hinblick auf Tugend und spirituelle Praxis verstehen, schreibt Bhoja. Der Yogi unternimmt zwar etwas (den Damm einreißen), aber er macht nicht das Wasser – er lässt es nur fließen.

Andere klassische Kommentatoren wie Vācaspati Miśra (9. Jh., Tattva-Vaiśāradī) und Vijñāna Bhikṣu (16. Jh., Yoga-Vārttika) schließen sich dieser Interpretation an. Sie alle wurzeln in der Sāṃkhya-Philosophie: Prakriti enthält von sich aus die Tendenz zur Entwicklung und letztlichen Befreiung (kaivalya). Die Rolle des Yogi ist vergleichbar mit der eines Gärtners oder Bauern – Mitwirkender, nicht Urheber. Wie Vyāsa sinngemäß anmerkt: Der Bauer trägt das Wasser nicht mit der Hand ins Feld; er öffnet nur das Tor, und dann übernimmt die Naturkraft (hier: die Schwerkraft des Wassers) den Rest. Im Ergebnis wird deutlich: Yoga ist ein Spiel von Ursache und Bedingung. Die nächste Ursache jeder spirituellen Erfahrung ist nicht die Übung selbst, sondern die Natur des Geistes, die sich entfaltet, sobald die Bedingungen reif sind.

Philosophisch steckt darin auch ein Hinweis auf Demut: Der Yogi kann noch so viel üben – die Gnade der Natur oder, in anderem Vokabular, die Gnade des Göttlichen, ist letztlich entscheidend. In Patanjalis nüchterner Formulierung klingt das jedoch weniger mystisch als vielmehr naturgesetzlich: Gib der Natur Raum, und sie wird ihre Arbeit tun. Das hat eine fast taoistische Note von Wu-Wei (Nichthandeln im Sinne von „müheloses Handeln“). Der „Handelnde“ (der Yogi) zieht sich im richtigen Moment zurück, damit die Dinge sich entfalten können. Oder wie es ein klassischer Scholastiker gesagt hätte: Gratia naturam non destruit, sed perficit – Gnade (oder die Natur hier) vollendet, was durch eigene Werke nicht erzielt werden kann.

Moderne Auslegungen und wissenschaftliche Einblicke

Interessanterweise spiegelt Yogasutra 4.3 eine Einsicht wider, die auch in modernen Kontexten auftaucht. Swami Vivekananda kommentierte diese Sutra im 19. Jahrhundert in einem damals zeitgemäßen Licht. Er betonte, dass „alle Fortschritt und Kraft bereits im Menschen enthalten sind; Vollkommenheit ist unsere Natur, nur ist sie versperrt“. Alle spirituellen Übungen seien letztlich „negatives Arbeiten“ – nicht im Sinne von Schlechtes tun, sondern in dem Sinn, dass man Hindernisse beseitigt, die die bereits vorhandene Perfektion blockieren.

Sobald man die Riegel löst, „strömt die Natur herein“. Menschen, die wir für „schlecht“ hielten, würden zu Heiligen, sobald die inneren Blockaden brechen und ihre wahre Natur zum Vorschein kommt. Diese Interpretation klingt fast revolutionär optimistisch: Jeder trägt das Potenzial zur Heiligkeit in sich – es geht darum, das Tor zu öffnen. Die Yogapraktiken und Kämpfe um Reinheit sind laut Vivekananda nichts anderes als Mittel, um die Tür zur angeborenen Vollkommenheit aufzustoßen. Das erinnert auch an Ideen der humanistischen Psychologie im 20. Jahrhundert, die vom innewohnenden Potential des Menschen ausgehen. Lies hier mehr zum Kommentar zu Yogasutra 4.3 von Vivekananda.

Tatsächlich finden wir im Bereich der Psychologie und Neurobiologie ähnliche Konzepte. Moderne Meditationsforschung legt nahe, dass Meditation nicht etwa mystische Zustände „herstellt“, sondern dem Gehirn erlaubt, in einen natürlichen Ruhezustand zurückzufinden. Indem wir Stressreaktionen reduzieren und das gedankliche Dauerkreisen zur Ruhe kommen lassen, kann das Nervensystem zu seiner angeborenen Balance zurückkehren – gewissermaßen flutet die parasympathische Entspannungsantwort den Organismus, sobald die Stress-Barrieren wegfallen.

Mit Patanjali gesprochen: Wenn die Gedankenfluktuationen verstummen, stellt sich automatisch Stille ein, da Stille unser Grundzustand ist.

Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist

Zur Sutra


Yoga ist somit keine Fabrik, die Glück produziert, sondern eher ein Reinigungsprozess, der die Hindernisse entfernt, welche dem von Natur aus vorhandenen Glück im Wege stehen.

Ein praktisches Beispiel dafür liefert die moderne Psychotherapie. In der existenziellen Therapie etwa versucht man, anstatt direkt Probleme zu „lösen“, vor allem die Hindernisse für ein sinnvolles Leben aus dem Weg zu räumen – in dem Vertrauen, dass der Mensch aus eigener Kraft Sinn und Erfüllung finden kann, wenn man ihm die Blockaden nimmt. Ähnlich ging der Psychologe Carl Rogers davon aus, dass jeder Mensch eine Tendenz zur Selbstverwirklichung in sich trägt; die Aufgabe des Therapeuten ist hauptsächlich, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich diese natürliche Tendenz entfalten darf – indem man Urteile, Druck und negative Bedingungen entfernt.

Auch im Coaching und in der Pädagogik spricht man davon, Potentiale „freizulegen“ statt Menschen nach Schema F zu formen. Diese Ideen spiegeln Patañjalis Prinzip nahezu eins zu eins wider.

Moderne Yogalehrer betonen daher gern, Yoga sei ein Weg, um zum natürlichen Zustand zurückzukehren. Der Yogatherapeut und Autor Ruben Vasquez beschreibt, dass Yoga in Kapitel 1 des Yogasutra als „Regulierung der geistigen Vorgänge“ definiert ist – was nichts anderes sei als das Entfernen der Hindernisse, wie es Sutra 4.3 ausführt. Sobald man die störenden Muster reguliert hat, „verkörpert“ man seine wahre Natur (Yoga Sutra 1.3). Diese wahre Natur ist ein Zustand von Mühelosigkeit, Freude und Zufriedenheit, den wir alle schon kennen: Man sieht ihn bei einem Baby, das unbekümmert und strahlend lächelt, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Dieses natürliche Sein ist unser Geburtsrecht, so Vasquez – und Yoga ziele letztlich darauf ab, uns ebenjene Spontaneität und Unbeschwertheit wieder zugänglich zu machen. Allerdings verlernen wir im Laufe des Lebens diesen natürlichen Zustand oft, weil sich Schichten von Konditionierungen, Verletzungen und Erwartungen darüberlegen. Yoga üben heißt dann: diese Schichten abtragen. Hier kannst du das nachlesen.

Für die Praxis bedeutet das ganz konkret: Nicht das verzweifelte Streben nach neuen Fähigkeiten oder Erfahrungen steht im Vordergrund, sondern das Loslassen von hinderlichen Gewohnheiten und Spannungen. Anstatt etwa im Meditationssitz verbissen eine Erleuchtung herbeizwingen zu wollen, lernt der Yogi, entspannte Wachheit zu kultivieren und alles Störende – innere Kommentare, Verkrampfungen, Erwartungen – Schritt für Schritt ziehen zu lassen. In dem Maße, wie die Hindernisse fallen, stellt sich tiefe Stille und Klarheit wie von selbst ein. Viele Meditierende kennen genau diesen Moment: Wenn man plötzlich aufhört, etwas erzwingen zu wollen, und in genau diesem Loslassen breitet sich auf einmal ein Gefühl von Frieden im Geist aus – mühelos, selbstverständlich, natürlich. Die Kunst ist also, die Weichen zu stellen und dann der Natur ihren Lauf zu lassen.

Richard J. Davidson: Stress runterfahren, dann fließt Klarheit von selbst

Davidson zeigt in einer vielzitierten Studie, dass Achtsamkeit nicht „Glück herstellt“, sondern vor allem Stressreaktivität dämpft und die Regulation verbessert – und daraufhin verschiebt sich dein Grundzustand in Richtung Klarheit und Positivität. In seinem 8-Wochen-Programm (MBSR) mit gesunden Mitarbeitenden fand er u. a. mehr linksfrontalen Aktivitätszuwachs (klassisch verknüpft mit positiver Affektlage) und höhere Antikörper-Titer nach Grippeimpfung bei den Meditierenden im Vergleich zur Kontrollgruppe. Übersetzt in die Sprache der Sutra: Du öffnest den Damm (reduzierst Stress- und Grübel-Overdrive), und dein Nervensystem findet von allein in ein klareres, stabileres Fahrwasser. (Quelle: Davidson et al., Psychosomatic Medicine 2003; Überblick zur Immunwirkung: Black & Slavich 2016.)

Mehr zu Davidson und seinem Labor findest du hier : Center for Healthy Minds, University of Wisconsin–Madison.

Judson Brewer: Gewohnheitsschleifen unterbrechen – der eigentliche Dammbruch

Brewer denkt Veränderung als Gewohnheitskreislauf: Trigger → Verhalten → Belohnung. Statt das Ergebnis zu erzwingen („Ich muss aufhören, ängstlich zu sein!“), setzt du bei der Schleife an: Gewahrsein & Neugier „entkoppeln“ die automatische Lust-/Angst-Belohnung. Genau dieser Dammbruch zeigt Wirkung: In einer RCT zur Rauchentwöhnung schnitt Achtsamkeitstraining gegenüber einer Standardbehandlung besser ab; Meditation wird mit weniger Default-Mode-Aktivität (weniger Selbstkreisel/Tagtraum-Autopilot) verknüpft. Das passt perfekt zur Sutra: Du räumst die Blockade (die Schleife) aus dem Weg – und Veränderung passiert. (Quellen: Brewer et al., Drug and Alcohol Dependence 2011; Brewer et al., PNAS 2011; populär-wissenschaftlich ausgeführt im Buch Unwinding Anxiety, 2021.)

Hinweis: Beide Linien stützen die Praxisphilosophie von 4.3: Nicht „mehr Druck“, sondern Hindernisse entfernen – dann erledigt das System den Rest.

Kommentar von Vyasa zu Sutra 4.3

Erläuterungen zu Vyasa

Vyasa war ein indischer Philosoph des 5. bzw. 6. Jahrhunderts nach Christi, der den ältesten überlieferten Kommentar zum Yogasutra des Patanjali schrieb. Der Text wird Yogabhashya (wörtlich "Kommentar (Bhashya) zur Yogaphilosophie") genannt und um 600 nach Christi datiert. Vyasas Kommentare zu den Sutras sind oftmals recht kurz.

Ohne Vyasas Kommentar wären viele Sutras heute fast unverständlich. Manche Gelehrte sagen, der Text ist erst durch den Kommentar wirklich „lesbar“.

Vyāsa war vielleicht/wahrscheinlich kein einzelner Autor, sondern ein Titel, der mehrere Kommentatoren der indischen Tradition umfasst. Die Stimme, die wir im Yogasutra-Kommentar hören, ist also vielleicht ein Chor.

Vyasas Yogabhashya wurde im 8./9. Jh. von Shankara (788–820 n. Chr, indischer Gelehrter, Vedanta-Philosoph, Begründer der Advaitavedānta-Tradition) kommentiert. Sein Kommentar nennt sich Yogabhashyavivarana, Vivarana ist ein Unterkommentar.

Auch Vachaspati Mishra hat einen frühen, berühmten Kommentar zum Yogasutra geschrieben. (Meine Quellen für diese Kommentare waren unterschiedliche Bücher und Webseiten, zum Beispiel Legget (siehe Literatur) und wisdomlib.org/hinduism/book/yoga-sutras-with-commentaries/). Ich gebe hier diese Kommentare in für mich relevanten Auszügen in Worten wieder, die für mich den Sinn in heutigen Worten am besten wiedergeben. Dies ist explizit kein Bemühen, die Originalkommentare wortgetreu wiederzugeben. Fehlinterpretationen sind natürlich in meiner Verantwortung.

Du siehst etwas anders, hast einen Fehler gefunden oder möchtest etwas ergänzen? Bitte schreibe dies unten bei "Ergänzungen von dir".

Die Kommentare von Vyasa, Mishra und Shankara sind oft wörtlich übersetzt worden, zum Beispiel bei den oben angegebenen Quellen.

Hinweis zur Form: Der folgende Abschnitt ist eine erläuternde Umschreibung einer englischen Übersetzung von Vyāsas Kommentar. Sinn und Bilder bleiben erhalten, unklare Passagen werden glattgezogen, Fachbegriffe behutsam erklärt.

Tugend (verdienstvolles Handeln, puṇya) und Übung sind auch gemäß Vyasa wichtig – aber sie starten die tiefen Wandlungsprozesse der Natur („schöpferische Ursachen“) nicht direkt. Sie tun etwas anderes: Sie räumen Hindernisse aus dem Weg. Wenn die Blockaden verschwinden, setzen sich die natürlichen Kräfte von selbst in Bewegung. Das ist der Kern von Yogasutra 4.3 – und genau hier setzt Vyāsas Kommentar an.

Zwei Bilder, die haften bleiben

  • 1) Der Gärtner und das Wasserbett
    Ein Gärtner möchte Wasser aus einem bereits gefüllten Becken in ein anderes Beet bringen. Er schleppt kein Wasser mit den Händen. Er beseitigt nur die Sperre, die den Zufluss blockiert – und das Wasser fließt von allein in das nächste Beet.
    Übertragen: Tugend/Übung = Sperre öffnen. Fluss der Natur = kommt von selbst.

  • 2) Jäten statt Zaubern
    Im Reisfeld wachsen Unkräuter (Vyāsa nennt traditionelle Namen wie „Gavendhuka“ und „Śyāmaka“ – sinngemäß: Zeug, das dem Reis Nährstoffe wegnimmt). Der Gärtner überträgt nicht irgendwie mit magischer Kraft „Erd- und Wassersäfte“ in die Reispflanze. Er jätet. Wenn das Störende weg ist, fließen die Nährstoffe ohnehin in die Wurzeln.
  • Übertragen: Praxis entfernt Störungen, die Nahrung der Erkenntnis kommt dann von selbst an.

Was folgt daraus? 

  • Tugend ist Gegenspielerin des Lasters (Unheilsames, pāpa). Reinheit und Unreinheit sind antipodisch: Das eine verdrängt das andere.
  • Praxis erzeugt nicht direkt „Erleuchtung“ – sie durchstößt das, was Erkenntnis blockiert: Unwissenheit, Trägheit, Gier, Zynismus… Nenn es, wie du willst – es sind Dämme.
  • Beispiele: In der Tradition werden Gestalten angeführt, die Reinheit repräsentieren (etwa Nandīśvara in Shiva-Kontexten) – ohne dass man behauptet, ihre Tugend sei die „Motorursache“ der Verwirklichung. Umgekehrt steht Nahuṣa, der mythisch zum Ajagara (Riesenschlange) herabsinkt, für den Abstieg durch Laster. Moral: Nicht Tugend macht Befreiung – Laster lässt sie nicht zu. Entfernst du das Laster, arbeitet die Natur weiter.

Begriffe bei Vyasa erläutert

  • Nimitta = instrumentelle Ursache: das, was ermöglicht, öffnet, aus dem Weg räumt (Übung, heilsame Gewohnheit, kluge Umgebung).
  • Upādāna-kāraṇa = materielle/konstitutive Ursache: Prakṛti und ihre Gunas/Verwandlungen – der eigentliche „Stoffwechsel“ der Natur, der Veränderungen trägt.
  • Puṇya / Pāpa = heilsames / unheilsames Potential (Tugend/Laster), die sich gegenseitig blockieren.
  • Varaṇa-bheda = „Hindernis-Durchbruch“: genau das leistet Praxis.

Warum Vyāsa damit recht nüchtern – und modern – klingt

Er sagt nicht: „Tu nichts, und es wird schon.“ Er sagt: Tu das Richtige – das Hindernis weg.
Dieses „negative Arbeiten“ (Hindernisse entfernen statt Zustände erzwingen) passt zu dem, was wir auch aus Psychologie/Neurobiologie kennen: Druck runter, Störung minimieren, dann entfaltet sich Regulation und Klarheit von selbst. Oder in Vyāsas Bild: Wasser fließt bergab. Deine Aufgabe? Den Damm lösen.

In einem Satz

Tugend und Übung sind Werkzeuge zum Freiräumennicht der Motor der Verwandlung. Durchbrich das Hindernis, und die Natur erledigt den Rest.

Śaṅkara zu Vyasas Kommentar

Über das Leben von Shankara

Śaṅkara – Leben, Werk und Bedeutung für die Yogaphilosophie

Śaṅkara (auch bekannt als Śaṅkarācārya oder Shankara), geboren im 8. Jahrhundert in Südindien (788–820), ist einer der bekanntesten Philosophen und spirituellen Lehrer des Advaita Vedānta. Sein Leben gleicht einem Wanderweg zwischen Legende und Geschichte – mit spirituellem Tiefgang, intellektuellem Feuer und einer Prise mystischer Überhöhung. Doch unabhängig von den genauen Daten und Wundergeschichten bleibt: Seine Ideen wirken bis heute. Auch im Yoga.

🧘‍♂️ Wer war Śaṅkara?

Śaṅkara wurde vermutlich in Kaladi, im heutigen Kerala, geboren. Schon als Kind galt er als außergewöhnlich – hochintelligent, fragend, neugierig auf das Wesentliche. Früh verließ er seine Familie, um Sannyāsin zu werden – also Wandermönch, asketisch, radikal dem Geistigen zugewandt. Ein radikaler Schritt, selbst nach damaligen Maßstäben.

Er reiste quer durch Indien, diskutierte mit Vertretern anderer Schulen (oft wortgewaltig und nicht selten siegreich), gründete Klöster und prägte eine ganze philosophische Bewegung. Sein Ziel: Das Wissen um die Einheit allen Seins wieder in den Mittelpunkt zu rücken – jenseits von Ritualismus, Jenseitsversprechen und dogmatischer Spaltung.

📚 Was hat er geschrieben? Und warum ist das wichtig?

Śaṅkara war kein Vielschreiber im modernen Sinn, aber seine Werke haben Wucht. Besonders wichtig:

  • 🔹 Brahmasūtra-Bhāṣya
    Sein wohl berühmtestes Werk: ein Kommentar zu den Brahmasūtras, dem philosophischen Herzstück des Vedānta. Hier entfaltet er die Kernaussage des Advaita Vedānta: Alles ist eins. Brahman ist das einzig Wirkliche. Die Welt der Formen ist letztlich Illusion (Māyā).
  • 🔹 Upaniṣad-Kommentare
    Śaṅkara kommentierte auch zentrale Upaniṣaden – jene Texte, die die tiefsten Fragen des Selbst, der Wirklichkeit und der Befreiung behandeln. Seine Lesart macht klar: Yoga ist nicht nur Praxis, sondern Erkenntnisweg. Nicht das Tun allein befreit, sondern das Verstehen.
  • 🔹 Bhagavadgītā-Bhāṣya
    Auch hier interpretiert Śaṅkara das Geschehen nicht als moralisches Lehrstück, sondern als spirituellen Weckruf: Handle, aber erkenne, dass du nicht der Handelnde bist. Karma-Yoga, Jñāna-Yoga, Bhakti – für ihn keine Gegensätze, sondern Stufen der Reife.

Shankaras Doppelrolle – Berühmt als Advaita-Vedanta-Philosoph, kommentierte er hier einen Yoga-Text – und brachte so zwei Philosophieströmungen miteinander ins Gespräch.

🧠 Was sagt Śaṅkara, das heute noch trägt?

Für Menschen, die sich mit Yogaphilosophie beschäftigen – und nicht nur schwitzen, sondern auch verstehen wollen – ist Śaṅkara Gold wert. Seine Lehren laden ein, hinter die Oberfläche zu schauen. Meditation? Ja, aber nicht als Methode zur Beruhigung, sondern zur Erkenntnis der wahren Natur.

Er sagt: Du bist nicht dein Körper, deine Gedanken oder dein Yoga-Fortschritt. Du bist Brahman. Schon immer. Nur vergessen.

🔍 Was bedeutet das für dich?

  • Wenn du meditierst, denk daran: Du musst nicht irgendwohin kommen. Du bist schon da.
  • Wenn du philosophierst, lass dich nicht verwirren von intellektueller Gymnastik. Suche das Einfache im Komplexen.
  • Wenn du zweifelst, erinnere dich: Erkenntnis ist kein fernes Ziel, sondern etwas, das du jederzeit berühren kannst – still, wach, jenseits der Worte.

Mehr auf Yoga-Welten.de über Leben und Werk von Shankara.

Hinweis zur Form: Der folgende Abschnitt ist eine erläuternde Umschreibung einer deutschsprachigen Übersetzung aus dem Englischen. Sinn und Bilder bleiben erhalten; unklare Stellen werden geglättet und mit kurzen Erklärungen versehen. (Zur Einordnung: Dieser Subkommentar (Vivarana) zu Vyasas Kommentar wird traditionell Śaṅkara zugeschrieben; die Autorschaft ist in der Forschung teils diskutiert – für die Praxis spielt das hier keine zentrale Rolle.)

Kerngedanke – was Śaṅkara betont

Śaṅkara spitzt das Gärtner-Bild zu: Du kannst Nährstoffe nicht in die Wurzeln „hineinzwängen“. Was du kannst: die Hindernisse entfernen. Übertragen heißt das: Tugend (puṇya, hier „Rechtschaffenheit“) ist wirksam, weil sie das Unheilsame (pāpa, hier „Ungerechtigkeit“) zurückdrängt. Aber Tugend ist nicht die treibende Ursache der Naturprozesse (prakṛti). Sie räumt frei – die Natur erledigt den Rest.

Das Bild vom Feld – verständlich gemacht

Ausgangslage: Ein Bauer will, dass sein Getreide gut versorgt wird.
Was er nicht kann: Er kann Wasser und Erdsaft nicht in die Wurzeln pressen.
Was er tut: Er jätet das Unkraut – Śaṅkara nennt exemplarisch Mudga, Tinduka, Gavidhuka und Śyāmāka (traditionelle Bezeichnungen; hier sinngemäß: Gewächse, die dem Reis Licht, Platz und Nährstoffe stehlen).
Was dann geschieht: Wenn das Störende weg ist, gelangen die Nährstoffe von selbst in die Wurzeln.

👉 Übertragen auf die Praxis: Tugend/Übung = Jäten. Wachstum = kommt von allein, sobald Platz da ist.

Logik der Gegensätze: Tugend und Laster

  • Tugend (Reinheit) und Laster (Unreinheit) stehen sich diametral gegenüber. Das eine vernichtet das andere – nicht gleichzeitig, nicht kompromissbereit.
  • Darum ist Tugend in Śaṅkaras Sinne eine Ursacheaber nur als Hindernisbeseitigerin. Sie ist nicht der Motor der Naturaktivität.
  • Auch Shankara verwendet Belegbilder aus der Tradition:
    • Nandīśvara u. a. stehen für Rechtschaffenheit – sie zeigen Reinheit, beweisen aber nicht, dass Tugend die Primärursache von Verwirklichung wäre.
    • Nahuṣa, der mythisch zum Ajagara (Riesenschlange) abstürzt, verkörpert die Blockadewirkung des Lasters: Unheilsames hemmt Tugend und zieht Richtung Unreinheit.

Kurzformel: Tugend räumt, Natur wirkt. Laster verstopft, Natur stockt.

Begriffsklärung – in Alltagssprache

  • Instrumentelle Ursache (nimitta): Das, was ermöglicht – Öffnen, Ordnen, Jäten.
  • Treibende/konstitutive Ursache (upādāna): Der Stoffwechsel der Naturprakṛti mit ihren Verwandlungen.
  • Rechtschaffenheit / Ungerechtigkeit: Heilsame vs. unheilsame Tendenzen. Sie verdrängen sich wechselseitig.

Ein Satz zum Mitnehmen

Du erzielst nicht die Frucht – du ermöglichst sie. Entferne das, was stört; die Natur übernimmt.

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Übungsvorschläge zu Sutra IV-3

In der Meditation

1. Aufhören, am Wasser zu zerren
Das Erste, was du in der Meditation üben kannst, ist genau das: nicht das Wasser zu ziehen, nicht die Stille herbeizwingen.
Setz dich hin, richte dich ein – und dann bemerke, wie dein Geist sofort anfängt: „Na los, wann kommt’s endlich?“.
Statt dagegen anzukämpfen, schau dir dieses Drängen an wie ein neugieriger Beobachter. Es ist nur ein Damm – einer von vielen.
Das „Üben“ hier heißt: den Druck herausnehmen. So wie ein Bauer nicht am Fluss zieht, damit er schneller fließt, musst du nicht am Atem ziehen, damit er tiefer wird.
Gefühl im Körper: Irgendwann merkst du, dass etwas loslässt, wie ein festgehaltener Muskel, der plötzlich weich wird. Der Atem findet seinen eigenen Rhythmus, dein Geist sinkt ein paar Etagen tiefer – ohne dass du ihn geschubst hast.

2. Hindernisse identifizieren – nicht wegräumen wollen
In der Meditation kannst du mit einem freundlichen Blick auf deine inneren „Varaṇa“ (Hindernisse) schauen: Anspannung in der Stirn, alte Ohrwürmer, das Gekratze im Hals.
Die Kunst: merken, statt kämpfen. Denn paradoxerweise lösen sich viele Spannungen, wenn du ihnen Raum gibst.
Es ist, als würdest du den Wassergraben inspizieren und feststellen: Aha, hier klemmt ein alter Ast.
Nur durch diese bewusste Wahrnehmung wird oft schon Platz – und das Wasser beginnt zu fließen.

3. Loslass-Momente trainieren
Setz dir in der Meditation kleine „Loslass-Marken“: An bestimmten Atemzügen bewusst alle inneren Hebel loslassen, so als würdest du sagen: „Jetzt ist der Bauer fertig – jetzt macht’s die Natur.“
Das fühlt sich an, als würdest du innerlich einen Riegel öffnen und dann einfach schauen, was kommt.
Vielleicht gar nichts – und genau das ist der Punkt. Du übst Vertrauen.

Im Alltag

1. Mikro-Pausen statt Daueroptimierung
Jeder hat seine „Kanäle“, die verstopfen: ständige To-do-Listen, der reflexhafte Griff zum Handy, der ununterbrochene Strom an Mails.
Nimm dir am Tag ein, zwei Momente, in denen du nichts „produzierst“. Nicht mal „achtsam atmest“, einfach da bist.
Beispiel: An der roten Ampel nicht aufs Handy schauen. Einfach den Himmel ansehen, auch wenn er grau ist.
Das ist dein kleiner Dammbruch – das Wasser (deine Lebendigkeit) fließt in die Lücke.

2. Bei Konflikten nicht sofort reagieren
Im Streit oder in einer hitzigen Diskussion ist das größte Hindernis oft das eigene Rechthaben-Wollen.
Üb dich darin, erst mal nichts zu sagen. Lass die erste Welle ablaufen, bevor du handelst.
So wie der Bauer nicht ins Wasser springt, um es schneller ins Feld zu tragen, musst du nicht jede Emotion sofort bewegen.
Du wirst merken: Oft klärt sich die Situation wie von selbst, wenn der Damm aus spontanen Reaktionen weg ist.

3. Aufräumen im Kleinen
Manchmal sind es winzige Dinge, die blockieren – der Stuhl, der immer im Weg steht, die E-Mail, die du seit drei Wochen nicht beantwortest.
Räume diese Mini-Hindernisse aus dem Weg. Nicht, weil sie dramatisch sind, sondern weil sie im Hintergrund Wasser stauen.
Das Ergebnis fühlt sich an wie ein leichterer Atemzug.
Und ja, das ist banal – aber auch Wasser sucht sich durch kleinste Öffnungen seinen Weg.

4. Körperliche Anspannung loslassen
Im Alltag kannst du immer wieder checken: „Halte ich gerade unbewusst irgendwo fest?“ Kiefer, Schultern, Bauch – das sind klassische Dämme.
Lass los. Spür, wie die Energie (das „Wasser“) sofort anders durch dich fließt.
Das geht auch an der Supermarktkasse oder beim Zähneputzen. Niemand merkt, dass du gerade Yoga übst.

Kurz gesagt:
Diese Sutra im Alltag üben heißt, immer wieder den inneren Graben frei machen – ob im Kopf, im Körper oder im Terminkalender – und dann nicht sofort wieder reinlangen, um das Ergebnis zu kontrollieren.
Es ist Training im Vertrauen, dass wenn der Weg frei ist, das Wesentliche von allein geschieht.
Und manchmal ist das größte Üben, einfach nichts zu tun – und das auch auszuhalten.

Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung

 

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Siehe auch folgende Sutras

Yoga Sutra I-2: Yoga ist das Zur-Ruhe-Bringen der Bewegungen im Geist

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-18: Ein weiterer Zustand des Samadhi - Virama Pratyaya - ist nach intensiver Übung erreicht, wenn alle geistigen Aktivitäten aufhören und nur (ein Rest) unmanifestierter Eindrücke im Geist (eine Form der Leere) verbleiben

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-29: Durch diese Praxis erlangt man das wahre innere Selbst und alle Hindernisse verschwinden

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-30: Diese Hindernisse lauten körperliche Einschränkung, geistige Stumpfheit, Zweifel, Gleichgültigkeit, Faulheit, Haften an Dingen, falsche Anschauung und die Nichterreichung einer geistigen Stufe

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-31: Leiden, Verzweiflung, nervöse Zustände und unregelmäßige Atmung sind Zeichen eines zerstreuten Geistes

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-32: Zur Überwindung der Hindernisse übe man die auf ein Objekt konzentrierte Meditation

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-33: Der Geist wird geklärt durch Kultivierung von Freundlichkeit, Empathie, Zufriedenheit sowie Gleichgültigkeit gegenüber Freude, Leid, Erfolg und Misserfolg

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-34: [Der Geist wird klar] durch (kontrolliertes) Ausstoßen oder Anhalten des Atems

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-35: Oder die Meditation über subtile Sinneswahrnehmung führt zur Stabilität des Geistes.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-36: Oder durch Konzentration auf ein inneres Licht, das frei von Leid ist

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Yoga Sutra I-37: Oder durch Meditation über einen Menschen, der völlig frei von Anhaftungen an Sinnesobjekte ist.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-38: Oder durch Meditation über Trauminhalte oder den Zustand des traumlosen Schlafes

Hier weiterlesen


Yoga Sutra I-39: Oder durch Meditation über irgendetwas, das man mag

Hier weiterlesen


Yoga Sutra II-2: Der Kriya Yoga vermindert die Leiden des Yogi und führt zu Samadhi

Hier weiterlesen


Yoga Sutra II-12: Die Kleshas sind [somit] die Wurzel für das gespeicherte Karma. Es wird im sichtbaren [gegenwärtigen] oder in nicht sichtbaren [zukünftigen Leben] erfahren werden.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra II-14: Die Ernte aus dem Karma ist entweder freudvoll oder schmerzhaft, je nachdem, ob die zugrunde liegende Tat heilsam oder leidbringend war.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra II-18: Die wahrgenommenen Objekte haben die Eigenschaften Klarheit, Aktivität und Trägheit und bestehen aus Elementen und Wahrnehmungskräften. Alles Wahrgenommene dient der (genussvollen) Erfahrung und der Befreiung.

Hier weiterlesen


Yoga Sutra II-29: Die acht Glieder des Yoga-Weges sind: Yama (Umgangsregeln), Niyama (Enthaltungen), Asana (Stellungen), Pranayama (Atemregulierung), Pratyahara (Sinnesrückzug), Dharana (Konzentration), Dhyana (Meditation) und Samadhi (Erleuchtung)

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Yoga Sutra III-15: Veränderungen in der Abfolge sind die Ursache für die Verschiedenheit der Verwandlung der Dinge

Hier weiterlesen


Fazit

Yogasutra 4.3 erinnert uns daran, dass Yoga kein Fabrikationsprozess, sondern ein Freilegungsprozess ist. Die vielleicht provokante Aussage, dass unser Tun die natürlichen Abläufe nicht in Gang setzt, sondern nur Hindernisse beseitigt, kehrt unsere typische Macher-Mentalität um. Patañjali lehrt uns Demut vor der Weisheit der Natur: In jedem von uns fließt ein unterirdischer Strom von Klarheit, Freude und Erkenntnis. Unsere Aufgabe als Übende ist es, die Kanäle freizulegen – die innere Arbeit zu tun, damit dieser Strom an die Oberfläche treten kann. Traditionelle Kommentare bieten dafür philosophische Tiefe und das beruhigende Bild, dass wir nicht alles aus uns selbst erschaffen müssen. Moderne Interpretationen und die Wissenschaft bestätigen auf ihre Weise: Wachstum geschieht, wenn man störende Faktoren reduziert, nicht wenn man das Ergebnis erzwingt.

Letztlich können wir Yogasutra 4.3 auch als Aufruf zu vertrauensvoller Gelassenheit lesen. Der Bauer in uns darf darauf vertrauen, dass – wenn er denn fleißig die Gräben zieht und die Dämme der Unwissenheit einreißt – das Wasser des Lebens von alleine fließen wird. Dieses Vertrauen kann uns von der verkrampften Jagd nach Erfahrungen entlasten. Unsere Praxis wird dann eher zu einer geduldigen Gartenarbeit: Unkraut jäten, Steine lesen, den Boden bereiten. Was daraus wächst, entzieht sich unserem direkten Zugriff – und genau darin liegt ein tiefes yogisches Verständnis von Loslassen. Denn am Ende, so könnte man schmunzelnd sagen, bewirkt das Nicht-Bewirken mehr, als bewusste Anstrengung es je könnte. Die Erfahrung von Yoga entfaltet sich, wenn wir aufhören, sie erzwingen zu wollen – und stattdessen liebevoll den Raum öffnen, damit sie uns ganz natürlich zufallen kann.

Ergänzungen und Fragen von dir zur Sutra

Ist etwas unklar geblieben? Kannst du etwas ergänzen oder korrigieren?

Der Stoff der Sutras ist für uns heutige Menschen nicht leicht zu verstehen. Ist im obigen Text irgendetwas nicht ganz klar geworden? Oder kannst du etwas verdeutlichen oder berichtigen? Eine eigene Erfahrung schildern ... Vielen Dank vorab für jeden entsprechenden Hinweis oder eine Anregung:

 

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Videos zu Sutra VI-3

Ursache und Wirkung – Kommentar von Sukadev zu Yoga Sutra – Kap. 4, Vers 3

Länge: 5 Minuten

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Die Gesetze von Prakriti nutzen – Kommentar von Anvita Dixit zu Yogasutra 4.3

Länge: 15 Minuten

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Video von Ahnand Krishna zur Sutra

Viele Inkarnationen, ein unveränderliches Selbst: Asha Nayaswami (Class 63) zu Sutra 4.2 bis 4.6

Länge: 73 Minuten

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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