Hier findest du Übungsvorschläge zu den einzelnen Sutras. Idee: Mache jede Übung eine Woche lang. Dann begleiten dich das Yoga Sutra fast vier Jahre lang :-)
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-13:
Überlege dir, welche Taten, Worte oder Absichten [= Karma-Produzenten] zu den Ausprägungen deines jetzigen Lebens (Umgebung, deine Eigenschaften, deine Neigungen ...) geführt haben könnten.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-14:
Überlege dir diese Woche drei Dinge, die du längerfristig ändern möchtest, um heilsames und damit glücksbringendes Karma zu erzeugen. Das ist zwar kein Ziel im Yoga, wird dir in der Zukunft aber Kraft für deine Yogapraxis schenken. Du kannst es auch als eine Studie betrachten – deine "Karma-Studie".
Berücksichtige dabei deine individuelle Situation. Konzentriere dich auf drei Handlungen/Gedanken/Worte, die bei dir besonders wirksam sind, weil dieser Aspekt in deinem Leben relevant ist.
- Du könntest dich zum Beispiel um freundlichere Gedanken bemühen, wenn du ... triffst.
- Oder ein Mal (gerne öfter) am Tag einem anderen Menschen bewusst etwas Gutes tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.
- Oder ein Mal pro Tag bewusst versöhnend tätig sein, wo immer du einen Konflikt erkennst.
- ...
Natürlich nicht nur eine Woche lang, sondern mindestens solange, wie du diese Studie aufrecht erhalten willst.
Schreibe dir die drei Punkte auf und habe diese Liste stets bei dir, vielleicht im Portemonnaie oder in der Handyhülle. Ansonsten wirst du diese Vorsätze schnell wieder vergessen.
Wenn du magst, notiere auch deine diesbezüglichen konkreten Handlungen (oder Gedanken) versehen mit Datum. So kannst du bei einem Ereignis in der Zukunft zurückschauen und prüfen, ob auf dieses Ereignis nicht einer deiner guten Taten in der Vergangenheit passen würde.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-15:
Wir haben nun viel über die Forderung des Yoga, sich nicht von äußeren Dingen im Inneren bewegen zu lassen, gelesen. In Sutra II-15 ist quasi der Gipfel dieser Philosophie erreicht: Alles in dieser Welt ist letztendlich leidvoll, darum sollen wir innerlich völlig unabhängig vom äußeren Geschehen in dieser Welt werden. Swami Satchidananda schreibt:
„Wenn wir jeden Tag nur ein kleines Weilchen darüber kontemplieren würden, unser Leben würde sich vollständig wandeln.“
Wer sich dieser Erkenntnis anschließt, dem bleibt nur das große Loslassen. Beginne in dieser Woche damit. Sobald du bei einem Vorhaben bemerkst, dass du dich über dessen Ausgang sorgst oder dem Ergebnis aufgeregt entgegenfieberst, halte kurz inne. Sage dir: Es ist egal, wie diese Sache ausgeht. Nur in meinem Inneren finde ich Glück. Spüre dem nach.
Mit welcher Gemüts-Erregtheit gehst du die Sache jetzt an?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-16:
Mache eine Liste von Handlungen und Gedanken, die deiner Meinung nach zu zukünftigem Leid führen. Eventuell ergänzt du jeweils gleich alternative, heilsame Handlungsweisen oder Gedanken, die du stattdessen zukünftig anstrebst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-17:
Immer wenn du diese Woche „leidest“, stelle dir sofort die Frage: „Wer leidet da?“ Sage dir: „Das bin nicht ich. Ich bin der Beobachter des Leidens.“
Erweiterung der Übung: Versuche zu erkennen, was dich dieses Leid eventuell lehren will. Wenn einen „Lernstoff“ findest, bringe ein Gefühl der Dankbarkeit für den „Lehrmeister Natur“ auf.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-18:
Informiere dich diese Woche über sattvische Ernährung, Handlungen und Denkgewohnheiten. Versuche nach und nach, mehr davon in dein Leben zu integrieren, so dass du immer klarer wahrnehmen kannst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-19:
Versuche in diese Woche Patanjalis Einteilung der Natur in die vier Kategorien an den konkreten Erfahrungen und Gegenständen aus deinem Alltag nachzuvollziehen:
- Visesa: mit zuordenbaren Eigenschaften, grobe Elemente (Erde ...)
- Avisesa: subtile, unspezifische Elemente (Emotionen ...)
- Linga-Matra: die Ebene des „Differenzierten“ (Weisheit ...)
- Alinga: transzendente Dimension – was könnte dem entsprechen?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-20:
Iyengar schreibt: „Behält die Intelligenz [Buddhi] ihr Unterscheidungsvermögen, so bleibt auch das Bewusstsein klar und ungetrübt.“ Übe diese Woche dieses Betrachten der Welt (auch deiner Gefühle) – völlig still und unberührt.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-21:
R. Palm schreibt: „Verfolgt man den Weg der Sinne konsequent, ergeben sich Reinigung und Schärfung all ihrer fein- und grobstofflichen Kanäle >wie von selbst<. Achte in diesem Sinne in der kommenden Woche auf alles, was du wahrnimmst. Verfolge den Prozess deiner Wahrnehmung bis zu seinem Ursprung zurück.
- Was erkennst du dabei?
- Bist etwas davon du selbst?
Diesen Erkenntnisprozess kannst du mit der Niederschrift deiner Gedanken unterstützen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-22:
Stelle dir einmal vor, wie es wäre, wenn die Welt (da draußen) für dich endet. Wie könnte so ein Verschwinden, ein Auflösen oder Verschmelzen, „aussehen“?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-23:
Iyengar mahnt, dass der Yogi stets in wacher Aufmerksamkeit sein Bewusstsein im Auge behalten müsse. Fortwährend reiner Betrachter bleiben, ohne anzuhaften.
Sei darum in der kommenden Woche (möglichst oft) mit Ruhe aktiv und aktiv in der Ruhe (Vorschlag von Govindan).
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-24:
Mache dir diese Woche immer wieder bewusst, dass auch dein Geist, dein Verstand, nicht der Sehende ist. Versuche bei möglichst vielen Erfahrungen, diesen einen Schritt zurückzutreten.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-25:
Iyengar schreibt, dass die Sutras II-17 bis II-25 schwer zu verstehen seien. Man müsse sie immer wieder lesen, um ihren Sinn zu erfassen. Darum die Übung für diese Woche: Lese jeden Tag einmal diese 9 Sutras durch.
Vielleicht ergänzt du die Empfehlung von Swami Satchidananda: Frage dich bei allem, was du erlebst:
- „Werde ich durch diese Erfahrung verdorben?“
- „Wer bin ich?“
- „Wer ist glücklich?“
- „Wer ist unglücklich?“
→ Du selbst als Beobachter des Lebensdramas (Govindan).
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-26:
Übe diese Woche die Sakshi-Bhav-Technik des Beobachtens. Nehme dein Leben bewusst wahr, aber reagiere nicht sofort (innerlich und äußerlich) auf das, was du wahrnimmst. Wende diese Form der zurückhaltenden Achtsamkeit auf das weltliche Geschehen an und auf Phänomene im Inneren (Gefühle, Gedanken ...).
Mache dir schon während des Wahrnehmens bewusst: Ich bin nicht (dieses Gefühl, diese Handlung, diese Worte ...).
Mit der Zeit wirst du mehr und mehr zum Beobachter deines Lebens und erkennst: Ich bin nicht das Beobachtete. Das übt Viveka Kyati – die Schau der unterscheidenden Erkenntnis.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-27:
Prüfe in den kommenden Tagen, wie es bei dir bezüglich der „siebenfachen Auflösung“ steht. Deren sieben Elemente hier noch einmal:
Du erlebst ein Vergehen von
- dem Wunsch, mehr zu wissen
- 2 dem Wunsch, etwas loszulassen
- dem Wunsch, Neues zu erhalten
- dem Wunsch, etwas zu tun
- Sorgen
- Angst
- Selbsttäuschung
Halte deine Erkenntnisse schriftlich fest, vielleicht in einem spirituellen Tagebuch:
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-28:
Bemühe dich in den folgenden Wochen, dem Rat Patanjalis zum erfolgversprechenden Üben nachzukommen. Dieser lautet in Iyengars Worten: Egal, welcher Yoga-Praxis du nachgehst, übe mit voller Hingabe und Liebe. Sei stets achtsam, so dass du dich mehr als Beobachter denn als Handelnden erlebst.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-29:
Erstelle dir einen Übungsplan für die kommenden Wochen, der die ersten sieben Elemente des Ashtanga Yoga enthält. Die achte Stufe, Samadhi, liegt (vermutlich) weniger in deiner Hand und kann sich irgendwann in tiefer Meditation einstellen.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-30:
Suche dir in den kommenden Wochen jeweils eine Yama-Regel heraus und:
- beobachte dich über die Woche, wann du diese Regel in Gedanken, Worten oder Taten einhältst und wann du sie brichst
- bemühe dich, die Regel konsequent einzuhalten
- nehme wahr, auf welche Schwierigkeiten du bei deinen Bemühungen zur Einhaltung der jeweiligen Regel stößt
Schriftliches Festhalten der eigenen Erkenntnisse fördert wie immer den Effekt der Übung.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-31:
Notiere dir die nächsten Tage, wann und bei welchen Situationen du die Yamas nicht einhältst. Prüfe gleichzeitig, was dich innerlich zu dieser Nicht-Einhaltung bewogen hat. Welche Sichtweise oder welcher Glaubenssatz steckt dahinter?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-32:
Lerne die fünf Niyamas auswendig und wende in der kommenden jede Verhaltensregel einmal pro Tag bewusst an.
Führe den einen Tag zum Beispiel eine Yoga-Reinigungstechnik durch. Am nächsten Tag führe dir vor Augen, was alles momentan schon dein Leben bereichert. Am dritten Tag wende dich am Morgen zum Himmel und bedanke dich für dein Dasein, am vierten Tag versage dir eine ungesunde Freude usw. Gerne jeden Tag etwas anderes.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-33:
Achte in der kommenden Woche besonders auf die Zweifel in Bezug auf deinen spirituellen Weg und die Handlungsempfehlungen der Yamas und Niyamas. Spüre in dich hinein und suche deren Ursprung. Was wäre die gegenteilige Haltung?
Dann bemühe dich, das Gegenteil zu denken.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-34:
Versuche eine Sensibilität für den folgenden Zusammenhang zu entwickeln:
Handeln entgegen den Empfehlungen der Yamas und Niyamas → ich fühle mich unwohl, leide.
Dieser Zusammenhang kann unmittelbar nach der „Fehlhandlung“ erkennbar sein, mag aber auch erst Stunden oder Tage oder noch länger danach eintreten.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-35:
Frage dich in der kommenden Woche stets, ob feindselige (negative) Handlungen deiner Mitmenschen auf dem Bedürfnis nach Liebe (Respekt, Anerkennung, Zuneigung ...) und/oder Unwissenheit gründen. Wenn du diese Bedürfnisse/Unwissenheit erkennst: Wie ändert dies dein Gefühl gegenüber diesen „Feinden“en?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-36:
Die Basisübung für diese Sutra besteht darin, eine Woche lang immer die Wahrheit zu sagen. Traust du dich? :-)
Bei Satya geht es aber auch – wenn nicht sogar in allererster Linie – um Wahrhaftigkeit gegenüber uns selbst. Mache dir all die kleinen Geschichten bewusst, die dir deine linke Gehirnhälfte den ganzen Tag über dich erzählt oder mit derer sie das Geschehen um dich herum erklärt. Was davon ist wahr? Was davon Spekulation? Und was davon ist klare Lüge, damit du dich besser fühlst?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-37:
Achte diese Woche darauf, wenn ein Impuls des Haben-Wollens in dir aufsteigt. Vor allem gegenüber solchen Dingen (und Menschen), die (zu) jemand anderem gehören.
Als Gegenmittel stelle dir dann jeweils vor, dass du diesem Gegenüber alles Gute mit dem begehrten Objekt wünscht.
Wenn du in Asteya – Nicht-Stehlen – weiter voranschreiten willst, dann übe dich im Geben, ohne dafür direkt eine Gegenleistung zu erwarten (geschweige denn zu fordern). Du darfst dabei durchaus eine allgemeine Haltung: „Im Leben kommt alles zurück“ beibehalten, ja solltest sie sogar fördern, da diese dein Vertrauen ins Dasein stärkt.
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-38:
Probiere es aus und lebe eine gewisse Zeit enthaltsam. Wie wirkt sich das auf deine Vitalität aus?
Denke in dieser Zeit darüber nach, was Brahmacharya (im wortwörtlichen Sinne: Wandeln im Bewusstsein des Absoluten) für dich bedeutet. Wie könnte eine solche permanente Geisteshaltung aussehen?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-39:
Bemühe dich diese Woche um völlige Begierdelosigkeit in allen Dingen. Nehme alles gelassen hin, was geschieht. Wie wirkt sich das auf deine Stimmung aus?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-40:
Probiere in der kommenden Woche jeden Tag eine Yoga-Reinigungstechnik aus. Stelle dir dabei die Frage: Bin ich dieser Körper?
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-41:
Bemühe dich diese Woche einen ganzen Tag lang um Reinheit in Taten, Worten und Gedanken. Rein von Schmutz, bösem Willen, Zwietracht, Missgunst, Zorn usw. Schau, wie du diesen Tag erlebst und welche Folgen diese vollumfängliche Reinheit mit sich bringt. Vielleicht schaffst du auch zwei Tage hintereinander?
Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erlebnisse hier (gerne auch anonym):
Wie sind deine Erfahrungen mit dem Einhalten von Shaucha (Reinheit)?
Vielen Dank!
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-42:
Reflektiere darüber, wie es mit deiner Zufriedenheit bestellt ist. Was verhindert deiner Meinung nach deine Zufriedenheit? Gehst du wirklich die Behauptung, dass das Vermeiden allen Wollens und Begehrens und Ablehnens letztlich zur „höchsten Freude“ führt, mit? Wenn ja, warum willst du dann immer noch was? Oder bist wegen irgendeines Ereignisses missgestimmt?
Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erkenntnisse hier (ist anonym, es sei denn, du nennst deinen Namen):
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-43:
Enthalte dich in der kommenden Woche von einer ungünstigen Angewohnheit oder führe eine Askeseübung aus und beobachte, ob und welche Vorteile du daraus ziehst.
Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erkenntnisse hier (ist anonym, es sei denn, du nennst deinen Namen):
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-44:
Führe eine Woche lang Tagebuch. Reflektiere am Abend darüber, welche Selbsterkenntnis du heute gewonnen hast.
Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erkenntnisse hier (ist anonym, es sei denn, du nennst deinen Namen):
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung
Übungsvorschlag für die kommende Woche zu Sutra II-45:
Nimm in der kommenden Woche andere Wesen (Menschen und Tiere) ganz bewusst wahr und suche nach dem Göttlichen in ihnen.
Wenn du dann magst, schildere und teile deine Erkenntnisse hier (ist anonym, es sei denn, du nennst deinen Namen):
Meine Erkenntnisse/Erfahrungen bei/mit dieser Übung