
Patanjali Yogasutra Kapitel 3: Vibhūti Pāda - Über die hohen Kräfte (Siddhis)
In diesem Kapitel geht es um die außergewöhnlichen Kräfte, auch Siddhis genannt. Es kann sein, dass diese dem Yogi aus intensiver Praxis erwachsen. Jedoch sollte man sich ihrer nicht (zu eigenem Vorteil) bedienen und nicht geistig von ihnen abhängig werden.
Vibhuti sind kosmische Kräfte. Von Swami Vishnu wird Vib-huti als „göttliche Manifestationen der Kraft“ übersetzt. Gemeint sind die übernatürlichen Fähigkeiten.
Das Kapitel beschäftigt sich viel mit Konzentrationstechniken für den Geist, deren Ziel im Erreichen von Sarvikalpa Samadhi besteht. Bei manchen Übersetzung hat es nur 55 Sutras, dann wird Sutra III-23 weggelassen.
Laut Oberhammer beschreibt Patanjali im Yogasutra vier Arten der Meditation
- Eine Reduktion des Bewusstseinsinhalts, welche zu einer uneingeschränkten Selbsterkenntnis der wahren Natur des Subjektes (puruṣa) führt.
- Der zweite Art ähnelt der ersten, jedoch auf theistische Weise: Das individuelle Selbst wird mit einem höchsten (oder persönlichen Gott identifiziert (îúvara, iṣṭadevatâ).
- Bei der dritten Art der Meditation, samâpatti genannt, verdrängt das erinnerte Objekt der Meditation das sichtbare Objekt vollständig und wird tief verfeinert.
- Die vierte Art der Meditation schließlich wird hier im dritten Kapitel erläutert. Diese hat bestimmte Kräfte, Siddhis, zum Ziel.
Eliade erläutert auf Seite 94: "Der Yogin sucht danach, sich verborgene Zustände des Bewusstseins zu erobern. Durch Konzentration, Meditation und Samadhi auf ein jeweiliges Objekt oder eine Klasse von Objekten – also Samyama – erwirbt der Yogi die Siddhis im Hinblick auf dieses Objekt." Also was alles passieren kann, wenn der Geist sich wirklich tief und dauerhaft konzentrieren kann. Die Samyama-Techniksoll bis zu Sarvikalpa Samadhi führen können.
Sukadev sieht das dritte Kapitel als oft stiefmütterlich behandelt, obwohl darin "wertvolle, spezielle Techniken zur Kontrolle des Geistes und zur Anwendung geistiger Fähigkeiten [enthalten sind], die auch weniger Fortgeschrittene im Sinne der Konzentration auf etwas praktizieren können." Er schreibt weiter: "Trotzdem ist das dritte Kapitel eigentlich bisher nahezu unerforscht und es gibt hier noch vieles an sehr schönen und wirkungsvollen Techniken zu entdecken." Fangen wir gleich damit an:
Desha-bandhash chittasya dhâranâ
देशबन्धः चित्तस्य धारणा
Im Dritten Kapitel des Yogasutra geht es um die Freiheit des Menschen, der Befreiung von Fesseln, dem Erreichen des Aussergewöhnlichen. Es beginnt mit den Gliedern 6, 7 und 8 des achtgliedrigen Pfades der „Ashtanga“ genannt wird, also Dharana, Dhyana und Samadhi.
Gleich die erste Sutra, Sutra 3.1, ist grundlegend wichtig für das Verständnis aller folgenden Texte, weil sie sich mit der Meditation und der Konzentration auf ein einzelnes Objekt befasst. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf Sutra 3.1 und tauchen in die Übersetzungen, Bedeutung und Kommentare ein.
In III-1 wird die Basis für Meditation und Samadhi erläutert: Konzentration ► Was meint Konzentration? ► Welche Bedeutung hat Konzentration im Yoga? ► Mögliche Konzenrationsobjekte ► Was fördert die Konzentration ► Übersetzungsalternativen ► ...
Tatra pratyaya-ikatānatā dhyānam
तत्र प्रत्ययैकतानता ध्यानम्
In Sutra 3.2 kommen wir von der Konzentration zur Meditation. Dies ist eine der relevantesten Sutra für deine tägliche Yogapraxis. Entscheidend ist, dass du deine Konzentration auf dein Meditationsobjekt stetig verlängerst, so dass ein ununterbrochender Fluß entsteht. Wir werden im Artikel Übersetzung und Bedeutung untersuchen, Kommentare von Gelehrten betrachten und herausfinden, wie wir den Weg zu Dhyana in unseren Alltag integrieren können.
In III-2 wird der Übergang von Konzentration zu Meditation erläutert: ► Der Weg zu Dhyana ► Daran erkennst du Dhyana ► Übungen für den Alltag ► Übersetzungsalternativen ► ...
tad evaarthamaatranirbhaasam svarupa-shunyamiva samâdhih
तदेवार्थमात्रनिर्भासं स्वरूपशून्यमिव समाधिः
Wir erreichen die höchste Stufe des Yogaweges: Samadhi. Nähern uns der Erleuchtung, Befreiung, Moksha, Kaivalya ... oder haben diese gar schon erreicht. Ein Zustand, der sich nicht in Worte fassen lässt. Dennoch hat der Artikel natürlich viele davon. Sie drücken folgendes aus:
Sutra III-3 erläutert das letzte Glied des achtfachen Yogapfades: Samadhi ► Was meint Bewusstsein? ► Wie komme ich von Meditation zu Samadhi? ► Wie kann ich mir Samadhi vorstellen? ► Was fördert den Prozess, wie übe ich im Alltag? ► Übersetzungsalternativen ► ...
Trayam ekatra samyamah
त्रयमेकत्र संयमः
Kapitel 3 des Yogasutras startete mit den Erläuterungen von Dharana (Konzentration), Dyana (Meditation) und Samadhi (Überbewusstsein). Wendet man nun diese drei Bewusstseinszustände auf ein Objekt an bzw. bringt sie an einem Ort zusammen, so nennt sich das laut Patanjali: Samyama. Daraus können dann wundersame Dinge folgen - abhängig davon, worauf man Samyama ausrichtet.
Wir klären: ► Was ist genau unter Samyama zu verstehen und ► wie erfahre ich es?
Yoga Sutra III-5: Aus der Meisterung von Samyama entsteht vollkommenes Wissen über das Wahrgenommene
tajjayāt prajñālokaḥ
तज्जयात्प्रज्ञालोकः
Mit Sutra III-5 kommen wir zum Kern des dritten Kapitels: der Zusammenhang von tiefer Meditationspraxis mit den besonderen Kräften (Siddhis) fortgeschrittener Yogis. In dieser Sutra geht es um das Erlangen von unmittelbarem Wissen über ein Objekt, einen Ort oder einen Zustand. Dieses besondere Wissen ist Grundlage für viele der in den folgenden Sutras beschriebenen Siddhis.
Sutra III-5 aus dem Yogasutra erläutert ► Meisterung von Samyama, ► Licht des Wissens und ► Alltagspraxis.
Tasya bhûmishu viniyogah
तस्य भूमिषु विनियोगः
Nun wird Patanjali konkreter und erläutert, wie wir uns die Entwicklung und Wirkungsweise von Samyama vorstellen dürfen. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung dieser Sutra erkunden, sie in den Kontext des achtgliedrigen Yogapfades einordnen und herausfinden, was die stufenweise Entwicklung alles beinhalten könnte.
Weiterlesen: Yoga Sutra III-6: Der Fortschritt im Samyama erfolgt in Stufen
Trayam-antarangaṁ pūrvebhyaḥ
त्रयमन्तरङ्गं पूर्वेभ्यः
Patanjali unterscheidet also zwischen (eher) äußeren und (eher) inneren Gliedern der Yoga-Praxis.
Wir werden die Bedeutung dieser Sutra untersuchen: ► Was meint innerlicher? ► Wie erfahre ich das? ► Was meinen die frühen Kommentatoren dazu?
Tad api bahir-angam nirbîjasya
तदपि बहिरङ्गं निर्बीजस्य
Nirbija bededeut „ohne Samen“, andere übersetzen auch „keimlos“ - ein weiter Ausdruck für Nirvikalpa Samadhi. Dies ist eine ganz andere Vertiefung als der “normale” Samadhi, wie er in Samyama auf Objekte angewendet wird.
Patanjali stellt also klar: Samyama und all die wunderbaren Möglichkeiten daraus sind noch nicht das Ziel des Yoga. Der Aspirant muss darüber hinaus gelangen, will er wahre Freiheit erfahren. Im Artikel nähern wir uns an eine Vorstellung dieses Zustandes an.
vyutthāna-nirodha-saṁskārayoḥ abhibhava-prādurbhāvau nirodhakṣaṇa cittānvayo nirodha-pariṇāmaḥ
व्युत्थाननिरोधसंस्कारयोरभिभवप्रादुर्भावौ निरोधक्षणचित्तान्वयो निरोधपरिणामः
Mit Sutra III-9 beginnt sie, die Reise in die Tiefen des Geistes. Der buddhistisch geprägte Kommentator Wim van den Dungen umschreibt den folgenden Abschnitt im Yogasutra mit der Überschrift „Transformation“. Andere titeln: „Making the Change, Being the Change, The Great Shift” (den Wandel vollziehen, die Veränderung sein, der große Wandel).
Worum geht es? In der Philosophie des Yogasutra ist jedes Objekt der Gegenwart ein Ergebnis der Vergangenheit. Die Eigenschaften, Wechselbeziehungen und Veränderungen der drei Gunas (Eigenschafte/Kräfte) machen die ganze Welt aus (Sanskrit: Prakriti). Auch unser Geist, Chitta, ist Teil von Prakriti und kann somit umgewandelt werden.
Im Folgenden erläutern Patanjali und die Kommentatoren des Yogasutra die erste Verwandlung - nirodha parinama: wie wir unseren Geist in Richtung Stille, Frieden und schließlich Samadhi verändern können.
Tasya prashânta–vâhitâ samskârât
तस्य प्रशान्तवाहिता संस्कारत्
Es nützt der spirituellen Entwicklung wenig, hin und wieder die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Wer einen stillen, klaren Geist möchte, muss die Übungen zur Transformation des Geistes verstetigen. Der Prozess der gesammelten Aufmerksamkeit ohne Gedanken (Nirodha Parinama) sollte sich in einen stetigen Fluss verwandeln. Wie dies gelingen kann, lesen wir in den Kommentaren zu diesem Abschnitt.
sarvārthatā ekāgrātayoḥ kṣayodayau cittasya samādhi-pariṇāmaḥ
सर्वार्थतैकाग्रतयोः क्षयोदयौ चित्तस्य समाधिपरिणामः
In den Sutras zuvor wurde der Prozess von Nirodha-Parinama (erste Verwandlung des Geistes) beschrieben, der Übergang von Konzentration (Dharana) zur Versenkung (Dhyana). Doch der Geist kennt noch eine tiefe Art des Wirkens. Übt der Yogi fleißig weiter, so findet eine weitere Transformation statt: Samadhi-Parinama, die zweite Verwandlung - das Gleiten von Dhyana in Samadhi.
Tataḥ punaḥ śātoditau tulya-pratyayau cittasya-ikāgratā-pariṇāmaḥ
ततः पुनः शान्तोदितौ तुल्यप्रत्ययौ चित्तस्यैकाग्रतापरिणामः
Hier nun wird die dritte Verwandlung des Geistes des Yogis/ der Yogini beschrieben: die Transformation durch „einpünktige Konzentration“. Dabei empfindet sich das zeitliche Empfinden des fortgeschrittenen Meditierenden.
Etena bhûtendriyeshu dharma-lakshanâ-vasthâ-parinâma vyâkhyâtâh
एतेन भूतेन्द्रियेषु धर्मलक्षणावस्थापरिणामा व्याख्याताः
Dies ist ein abstrakter Vers, der nicht so einfach zu verstehen ist. Die meisten Kommentatoren sehen hierin eine Erläuterung des Zustandes von völliger Konzentration. Erläuterungen zu den Veränderungen in Körper und Geist von Yogi/Yogini durch ekagrata-parinama, der einpünktigen Konzentration. Das Bewusstsein eines so voll konzentrierten Menschen ändert sich in Bezug auf Eigenschaften, Sichtweisen und Wahrnehmungen. Körper und Sinnesorgane verwandeln sich ebenfalls.
Shântoditâvyapadeshya-dharmânupâti dharmî
शान्तोदिताव्यपदेश्यधर्मानुपाती धर्मी
Diese und die folgenden Sutra beschreiben, was geschieht, wenn der nun gewandelte Yogi seine neue Weisheit in der Welt ausübt - einer Welt in „yogischer Wirklichkeit“. Sie wird nicht mehr die Gleiche für den Yogi sein. Doch wie erklärt sich dieser Wandel der Welt und der im Bewusstsein des Yogis? Patanjali erläutert dies in dieser und den folgenden Sutra.
kramānyatvaṁ pariṇāmānyateve hetuḥ
क्रमान्यत्वं परिणामान्यत्वे हेतुः
Auch die Aussage dieser Sutra kann man auf materielle oder geistige Dinge beziehen. Die Veränderbarkeit der materiellen Dinge entspreche den Möglichkeiten des Geistes zur Veränderung.
Beliebt ist die Deutung, dass wir bei der Entwicklung unseres Geistes wissen sollten, dass alle Verwandlungen des Geistes schon in diesem veranlagt sind. Es ist nicht neues, sondern war verdeckt und kann auch wieder in der Versenkung verschwinden. Sriram scheibt in diesem Zusammenhang, dass es unserem geschickten Vorgehen obliege, dem Geist die für uns wünschenswerten Qualitäten zu entlocken. Dies kann nicht eilig erfolgen, stattdessen müsse man die Schritte so setzen, dass der Wandel unweigerlich erfolge.
Doch wie gesagt, diese Sutra bezieht sich vermutlich auch auf andere Objekte …
pariṇāmatraya-saṁyamāt-atītānāgata jñānam
परिणामत्रयसंयमादतीतानागतज्ञानम्
Mit Sutra III-16 beginnen sie, die besonderen Kräfte, Siddhis oder Vibhutis genannt, die sich beim fortgeschrittenen Yogi durch die Meditationstechnik Samyama bei stetem Üben einstellen sollen. Patanjali benennt das dritte Kapitel des Yogasutra nach ihnen. Er behandelt dabei die Siddhis genauso nüchtern wie alle anderen Aspekte im Yogasutra.
In den Sutras werden verschiedene Objekte oder Themen (Sriram) von Patanjali vorgeschlagen, die für Samyama in Frage kommen, und die Auswirkungen bzw. Kräfte daraus.
In Sutra III-16 erläutert Patanjali die Möglichkeiten, die sich aus Samyama auf die „drei Arten der Veränderung“ (diese sind in Sutra III-13 besprochen) ergeben. Die Kommentatoren dieser Sutra sind sich nicht ganz einig, wie dabei genau vorgegangen werden sollte.
Shabdârtha-pratyayânâm itaretarâdhyâsât samkaras tat-pravibhâga-samyamât sarva-bhûta-ruta-jnânam
शब्दार्थप्रत्ययामामितरेतराध्यासात्संकरः तत्प्रविभागसंयमात् सर्वभूतरुतज्ञानम्
Alle Sprachen sprechen, alle Tiere verstehen – wer würde nicht gerne diese Fähigkeit haben? Patanjali schreibt, dass der Yogi Samyama auf die verschiedenen Bedeutungsebenen des Gehörten legen solle, diese Ebenen klar voneinander trennen möge und so alles von Mensch oder Tier Geäußerte verstehen könne. In den Kommentaren zu dieser Sutra finden wir Ansätze, wie wir im Alltag dieses Siddhi üben können.
Samskâra-sâkshâtkaranât pûrva-jâtijnânam
संस्कारसाक्षात्करणात् पूर्वजातिज्ञानम्
Der Pfad der Selbsterkenntnis führt unweigerlich in unsere unterbewussten Prägungen, die wir alle zahlreich in unseren tieferen Hirnschichten abgespeichert haben. Die sich unserem Verstand nicht zu erkennen geben, deren Auswirkungen wir aber beobachten können. Patanjali erläutert hier, dass Samyama über diese unterbewussten Prägungen uns sogar zu Wissen über frühere Geburten verhelfen kann. Wie soll das funktionieren?
pratyayasya para-citta-jñānam
न च तत्सालम्बनं तस्याविषयीभूतत्वात्
Kann ein fortgeschrittener Yogi die Gedanken anderer Menschen lesen? Patanjali sagt: ja, und zwar wenn ein Yogi Samyama auf den Geist eines Anderen ausübt. Worauf soll man sich dabei konkret konzentrieren?
Na cha tat sâlambanam tasyâvishayî-bhûtatvât
न च तत् सालम्बनं तस्याविषयी भूतत्वात्
Diese Sutra ist eine Einschränkung zur Sutra III-19 zuvor und wird von einigen Kommentatoren als späterer Zusatz zum Yogasutra gesehen. Sie lassen diese Sutra darum aus. Andere Kommentare sehen den Inhalt dieser Sutra als Mahnung zur Demut gegenüber den Möglichkeiten aus den Siddhis an.
kāya-rūpa-saṁyamāt tat-grāhyaśakti-stambhe cakṣuḥ prakāśāsaṁprayoge-’ntardhānam
कायरूपसंयमात् तद्ग्राह्यशक्तिस्तम्भे चक्षुःप्रकाशासंप्रयोगेऽन्तर्धानम्
Hier nun eine weitere interessante Fähigkeit: für andere Menschen unsichtbar werden. Du könntest mit diesem Siddhi unbemerkt durch eine Menschenansammlung wandeln. Probiere es doch einfach mal aus - im Artikel findest du Tipps dazu.
etena åabdâdyantardhânam uktaä
एतेन शब्दाद्यन्तर्धानमुक्तम्
Auch diese Sutra ist nicht in allen Fassungen des Yogasutra enthalten, aber in vielen. Sie ergänzt Sutra III-21 und motiviert, das Vorgehen aus Sutra III-20 zur Unsichtbarkeit auf andere Sinne (Hören, Riechen, Schmecken, Tasten ...) auszudehnen.
Sopakramam nirupakramam cha karma tat-samyamâd aparântajnânam arishtebhyo vâ
सोपक्रमं निरुपक्रमं च कर्म तत्संयमातपरान्तज्ञानम् अरिष्टेभ्यो वा
In dieser Sutra geht es Karma und um die Fähigkeit eines versierten Yogis, den Moment seines Todes in Erfahrung zu bringen. In den Kommentaren wird beides eingehend beleuchtet und mit Beispielen verdeutlicht.
maitryâdiæu balâni
मैत्र्यदिषु बलानि
Die Eigenschaften Freundlichkeit, Liebe oder Mitgefühl für andere Wesen empfinden zu können, wird in wohl allen spirituellen Richtungen hoch geschätzt. Mit diesen Emotionen geht es uns und der Welt um uns herum besser. Hier schreibt Patanjali, wie wir diese Fähigkeiten bzw. Eigenschaften in uns stärken können.
Baleshu hasti-balâdîni
बलेषु हस्तिबलादीनि
Die charakteristischen Kräfte von Tiere annehmen. Dieses Siddhi erinnert an schamanische Rituale mit einem Krafttier. In den Kommentaren zu dieser Sutra machen die Autoren Vorschläge, wie dieses Siddhi konkret geübt werden kann.
pravëttyâloka-nyâsât sûkæma-vyavahita-viprakëæøa-jõânam
प्रवृत्त्यालोकन्यासात्सूक्ष्मव्यवहितविप्रकृष्टज्ञानम्
Nun wird es subtil und mystisch. Patanjali regt an, sich auf ein inneres Licht zu konzentrieren. Doch was ist das genau? Die Übersetzungen reichen vom simplen “Licht” über “Leuchten der Wahrnehmung”, “Ursprung des inneres Lichts” bis hin zu den “erleuchteten inneren Sinnen”. Manche Kommentatoren raten zur Vorbereitung auf dieses Siddhi zu einer simplen Übung.
Bhuvana-jnânam sûrye samyamât
भुवज्ञानं सूर्येसंयमात्
Patanjali schlägt weitere Samyama-Praktiken vor. In dieser und den folgenden Sutras geht es um eine kosmische Ausrichtung der Meditation. Durch Samyama auf Sonne, Mond und Polarstern erhält man die Kräfte, die mit diesen galaktischen Objekten in Verbindung gebracht werden. In dieser Sutra geht es um die Meditation auf die Sonne. Eventuell spielt Patanjali hier auch auf die “innere Sonne” an.
Weiterlesen: Yoga Sutra III-27: Samyama auf die Sonne führt zu Wissen über das Universum
candre tāravyūha-jñānam
चन्द्रे ताराव्यूहज्ञानम्
Wenn der Blick gen Himmel wandert und sich der Vollmond in voller Pracht zeigt, regt das nicht nur die Fantasie an, sondern weckt auch ein uraltes spirituelles Wissen. In der Tiefe der Yoga-Philosophie verbirgt sich eine mystische Praxis: Samyama auf den Mond – eine Technik, die nicht nur mit innerer Klarheit, sondern auch mit einem tieferen Verständnis kosmischer Zusammenhänge in Verbindung gebracht wird. Dieser Artikel lädt dazu ein, das Zusammenspiel von Mondmeditation, astronomischer Erkenntnis und spiritueller Selbstentfaltung aus verschiedenen Blickwinkeln zu erkunden – aus verschiedenen Blickwinkeln, praxisnah und mit einem Hauch von Sternenstaub.
Dhruve tad-gati-jnânam
ध्रुवे तद्गतिज्ञानम्
Der Polarstern ist ein Fixpunkt am Himmel, um den sich die Sterne drehen. Beobachtet man diesen, so erlangt man gemäß dieser Sutra Wissen vom scheinbaren Wandern der Gestirne in der Nacht. Aber mit “Polarstern” könnte Patanjali auch ein anderes Meditationsobjekt meinen …
nābhicakre kāyavyūha-jñānam
नाभिचक्रे कायव्यूहज्ञानम्
Diese und die folgenden Sutras handeln von Auswirkungen langanhaltender Konzentration auf bestimmte Körperteile oder -regionen. Grundsätzlich geht es um Kenntnis und Verständnis von Körperprozessen und dem eigenen Wesen. Patanjali beginnt in dieser Sutra mit der Konzentration auf das Nabelzentrum. Samyama (der Dreiklang aus Konzentration, Meditation und Samadhi) auf diesen Bereich soll dem Yogi die Struktur des Körpers offenbaren. Was ist darunter zu verstehen und wie muss man genau vorgehen?
Kaṇṭhakūpe kṣutpipāsānivṛttiḥ
कण्ठकूपे क्षुत्पिपासानिवृत्तिः
Wer wünscht sich nicht, über den eigenen Appetit hinauszuwachsen – wortwörtlich? In einer Welt voller ständiger Reize und überquellender Supermarktregale wirkt der Gedanke fast märchenhaft, Hunger und Durst allein durch Konzentration verschwinden zu lassen. Doch genau das verspricht Patanjali im Yogasutra. Der jahrtausendealte Pfad des Samyama, tief verwurzelt in der yogischen Tradition, könnte nicht nur den Griff zur Snackschublade überflüssig machen (gibt Patanjali hier einen Tipp zum Schlankwerden? :-), sondern auch ein Schlüssel zu innerer Freiheit und spiritueller Reife sein.
Weiterlesen: Yoga Sutra III-31: Samyama auf die Höhle der Kehle beendet Hunger und Durst
Kûrma-nâdyâm sthairyam
कूर्मनाड्यां स्थैर्यम्
Manchmal ist es nur ein feiner innerer Klick – und plötzlich sitzt du fester, ruhiger, stabiler. Körperlich wie geistig. Samyama auf Kurma-Nadi hat diese Festigkeit zum Ziel. Kurma Nadi, auch Schildkröten-Nadi genannt, ist ein feinstofflicher Energiekanal, über dessen genaue Lage Uneinigkeit herrscht. Mögliche Positionen reichen vom Bereich unter der Kehle über das Brustbein bis zur Wirbelsäule (Sushumna-Nadi). Wir erläutern die Sichtweisen der Kommentatoren dieser Sutra und nennen Tipps und Übungsvorschläge für eine tiefgehende Meditation auf die Kurma-Nadi.
mūrdha-jyotiṣi siddha-darśanam
मूर्धज्योतिषि सिद्धदर्शनम्
Wieder eine spannende Fähigkeit: Die Kraft, weise Wesen wahrzunehmen! Manche Sutras liest man – und spürt dabei sofort: Da steckt mehr dahinter. Das Yoga Sutra III-33 ist so ein Kandidat. Es verspricht nicht weniger als Zugang zu einer höheren Wirklichkeit durch eine intensive innere Praxis. Wer neugierig ist auf die mystischen Seiten des Yoga, spirituelle Begegnungen nicht ausschließt und gern tiefer in die Symbolik von Licht, Konzentration und göttlicher Schau eintaucht, findet hier mehr eine breite Palette an Kommentierungen zur Sutra. Dieser Beitrag bringt Ordnung in die Vielfalt der Auslegungen und zeigt praxisnah, wie du mit Samyama auf das Licht am … ja, wo genau? Die Kommentatoren zur Sutra sind sich nicht einig. Mehrere Punkte stehen zur Auswahl.
Prâtibhâd vâ sarvam
प्रातिभाद्वा सर्वम्
Manchmal flüstert uns eine leise Stimme zu, ohne dass wir genau wissen, woher sie kommt – ein inneres Wissen, das uns den Weg weist. In Patanjalis Yogasutra III-34 wird diese Intuition als Schlüssel zu umfassendem Wissen beschrieben. Dieser Artikel beleuchtet, wie durch die Praxis von Samyama und die Kultivierung innerer Stille ein Zugang zu dieser tiefen Weisheit möglich wird.
Dieser Vers ist eine Einleitung und Zusammenfassung der darauf folgenden Sutras. Es geht um intuitive Erkenntnis mittels Samyama, durch die kein Geheimnis verhüllt bleiben soll ...
Weiterlesen: Yoga Sutra III-34: Intuition führt zu Wissen von allem und jedem
hrḍaye citta-saṁvit
हृदये चित्तसंवित्
Ob mitten im Großstadttrubel oder ganz in sich versunken auf der Yogamatte – es gibt einen Ort, der immer erreichbar ist: das Herz. Nicht bloß als Organ, sondern als Zentrum für Intuition, Stille und tiefes Verstehen. Wer sich intensiver mit dem Yogasutra 3.35 und der Praxis des Samyama auf das Herz beschäftigt, merkt schnell: Hier geht’s nicht nur um Meditation, sondern um eine völlig neue Art, sich selbst zu begegnen.
Mit dem Herzen als Meditationsobjekt in Samyama sollen Meditierende die Natur ihres Geistes verstehen. Was ist damit genau gemeint? Wird dadurch auch die Seele erkannt? Und wo genau liegt dieses “Herz”, über das man meditieren soll? Dieser Artikel zeigt, wie das vonstatten gehen kann – verständlich, alltagsnah und inspiriert von uralter Weisheit, vielen Kommentatoren und moderner Forschung.
Weiterlesen: Yoga Sutra III-35: Samyama auf das Herz führt zum Verstehen unseres Geistes
Wissen um und Bewusstsein für das wahre Selbst entsteht durch Samyama auf dessen Interessen.
Sattwa-purushayor atyantâsamkirnayoh pratyayâvishesho bhogah parârthât svârtha-samyamât purusha-jnânam
सत्त्वपुरुषायोः अत्यन्तासंकीर्णयोः प्रत्ययाविशेषोभोगः परार्थत्वात्स्वार्थसंयमात् पुरुषज्ञानम्
Wer sich nicht nur mit dem „was“, sondern auch mit dem „warum“ hinter dem Yoga beschäftigen möchte, landet früher oder später bei den tiefgründigen Versen des Yoga Sutra von Patanjali. Einer davon – Sutra III.36 – hat es besonders in sich. Hier geht’s nicht um akrobatische Posen oder Atemtechniken, sondern um das feine Gespür für das, was in uns wirklich echt ist. Im Artikel findest du die Deutungen und Erläuterungen der Kommentatoren des Yogasutra zu wahrem Selbst, Verstand, inneren Impulsen, äußeren Reizen und spirituellem Ehrgeiz. Und vielleicht – nur vielleicht – bringt dich dieser Vers ein kleines Stück näher an das, was du tief in dir längst bist.
Diese Sutra ist für viele Kommentatoren ein sehr wichtiger Vers. Denn wenn ein Yogi unterscheiden kann, was im Leben dem wahren Selbst dient bzw. in dessen Interesse liegt, so kann er stets eine gute Entscheidung treffen und viele Klippen auf dem spirituellen Pfad umschiffen. Patanjali mahnt vermutlich mit dieser Aussage auch davor, die übersinnlichen Fähigkeiten, die in diesem dritten Kapitel das Hauptthema sind, nicht allzu wichtig zu nehmen bzw. ihnen nicht allzu sehr nachzueifern.
Tataḥ prātibhaśrāvaṇavedanādarśāsvādavārtā jāyante
ततः प्रातिभश्रावणवेदनादर्शास्वादवार्ता जायन्ते
Die Ausrichtung der Konzentration auf die Wünsche des wahren/höheren Selbst wie in der Sutra III-36 zuvor beschrieben bringt weitere Früchte. Wenn wir uns ganz in diesem Sinne ausrichten und verhalten, werden wir feinsinniger und empfänglicher, so Patanjali hier.
Wer mit echter Neugier und einem Hauch Demut auf die Wünsche des wahren Selbst lauscht, der findet hier nicht nur philosophische Weisheit, sondern auch konkrete Werkzeuge, um seine Wahrnehmung zu verfeinern. In diesem Artikel erwarten dich klare Erklärungen verschiedener Kommentatoren zu dieser Sutra, praktische Anleitungen und interessante Brücken zwischen uraltem Yogawissen und moderner Neurowissenschaft.
Te samâdhâv upasargâ vyutthâne siddhayah
ते समाधवुपसर्गाव्युत्थाने सिद्धयः
Wer den Yogaweg schon eine Weile gegangen ist, merkt schnell: Nicht alles, was glänzt, führt auch ins Licht. Gerade wenn scheinbar übernatürliche Erfahrungen auftreten – sei es eine plötzliche Eingebung, hellsichtiges Spüren oder intuitive „Wunder“ –, wird der innere Kompass auf die Probe gestellt. In diesem Artikel geht es um genau diese Versuchungen, die Patanjali in Sutra III.38 beschreibt: sogenannte Siddhis, geistige Kräfte, die sich oft als Fortschritt verkleiden, in Wahrheit aber zum Stolperstein auf dem Weg zu Samadhi werden können. Wer hier genau hinsieht, versteht tiefer, worum es im Yoga wirklich geht – und worum gerade nicht.
badnha-kāraṇa-śaithilyāt pracāra-saṁvedanācca cittasya paraśarīrāveśaḥ
बन्धकारणशैथिल्यात्प्रचारसंवेदनाच्च चित्तस्य परशरीरावेशः
Vorab: In dem kommenden Abschnitt des Yogasutras wirkt es so, als wären manche Sutras zusammenhanglos integriert. Ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Vielleicht gibt es eine Struktur, deren Aufbau ich nicht erkenne.
Sutra 3.39 wirft die Frage auf, wie weit Bewusstsein tatsächlich reicht. Kann man sich wirklich vom eigenen Körper lösen – oder ist das alles nur symbolisch zu verstehen? Wer sich ernsthaft mit Yogaphilosophie beschäftigt, stößt früher oder später auf diese faszinierende Stelle. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine gedankliche Reise zwischen Tradition und Transzendenz – verschaffe dir einen Überblick über die zahlreichen Interpretationen zur Auslegung der Geistreise in einen anderen Körper.
Udâna-jayâj jala-panka-kantakâdishv asanga utkrântish cha
उदानजयाअत् जलपण्खकण्टकादिष्वसङ्गोऽत्क्रान्तिश्च
Manche Verse in den Yoga-Sutras sind wie kleine poetische Rätsel – und dann stolpert man über III.40: Levitation, Unberührbarkeit, Energie, die dich tragen soll? Klingt erstmal weit hergeholt. Doch wer sich in die Kommentare einliest und hineinfühlt, entdeckt dahinter eine uralte Lehre über innere Leichtigkeit, über den aufsteigenden Atem und das wunderbare Gefühl, wenn du das Leben nicht mehr mit dir herumschleppst, sondern es dich hebt. Der Artikel führt dich in diesen Vers ein – mit Wurzeln in alten Kommentaren, Praxisideen für den Alltag und dem Versuch, das Unerklärbare ein kleines Stück greifbar zu machen.
samāna-jayāj-jvalanam
समानजयाज्ज्वलनम्
Begeben wir uns auf eine Reise ins Zentrum deiner Mitte. Hier sitzt Samana, deine Kraftquelle, gespeist von Prana und Apana, zum Leben erweckt durch gezielte Atem-, Körper- und Bewusstseinsarbeit. In diesem Artikel findest du klassische Erklärungen und praktische Techniken zur Entfaltung des inneren Feuers. 🔥
Śrotrākāśayoḥ sambandhasaṁyamāddivyaṁ śrotram
श्रोत्राकाशयोः संबन्धसंयमाद्दिव्यं श्रोत्रम्
Wer meint, Hören sei bloß das, was durchs Trommelfell wandert, hat die Rechnung ohne die Yogaphilosophie gemacht. In Patanjalis Yoga-Sutra III.42 tauchen wir ein in ein unbekanntes Terrain: das überphysische Hören – ein Lauschen, das nicht an Schallwellen hängt, sondern an Bewusstsein, Raum und innerer Stille. Dieser Artikel nimmt dich mit auf eine Reise zwischen Ohr und Unendlichkeit, zwischen dem hörbaren Klang und dem, was dahinter liegt. Was bedeutet es, mit dem Raum zu hören? Und wie kann man das im Alltag üben? Hier findest du Erläuterungen zu Sutra III-42 von zahlreichen Kommentatoren. Wer sich darauf einlässt, hört die Welt bald mit ganz anderen Ohren.
Kâyâkâshayoh sambandha-samyamât laghu-tûla-samâpattesh châkâsha-gamanam
कायाकाशयोः संबन्धसंयमात् लघुतूलसमापत्तेश्चाकाश गमनम्
Manchmal braucht es einfach ein bisschen Leichtigkeit im Kopf – und Patanjalis Sutra III-43 liefert genau das: eine Anleitung, mit dem Geist über Raum und Dichte zu springen. In dieser und den folgenden Sutras schildert Patanjali sogenannte Mahasiddhis, sehr (maha = groß) außergewöhnliche übersinnliche Kräfte. Es gab immer wieder Geschichten von Yogameistern, die solcherlei Fähigkeiten gehabt haben sollen. Patanjali startet in dieser Sutra mit dem Maha-Siddhi “Astralreise”.
bahir akalpita vrittih maha videha tatah prakasha avarana kshayah
वहिरकल्पिता वृत्तिर्महाविदेहा ततः प्रकाशावरणक्षयः
In dieser Sutra erläutert Patanjali die außerkörperliche Erfahrung genauer. Er beschreibt, wie man die Erfahrung dauerhaft machen kann und betont durch seine Wortwahl, dass es sich bei diesem Siddhi nicht um Einbildung, sondern um eine echte Erfahrung handelt.
Mit klarem Ziel: den Schleier vor dem inneren Licht zu lüften.
Dieser Artikel bietet nicht nur Interpretationen, sondern auch handfeste Ideen, wie diese eher mystisch anmutende Sutra praktisch erfahrbar wird.
Sthûla-svarûpa-sûkshmânvayârthavattva-samymâd bhûta-jayah
स्थूलस्वरूपसूक्ष्मान्वयार्थवत्त्वसंयमात् भूतजयः
Das Yoga Sūtra III.45 ist eines der dichterischen Kraftzentren der klassischen Yogaphilosophie. Es beschreibt die Praxis von Samyama auf die fünf Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther – und eröffnet damit einen Weg zu tiefer Selbsterkenntnis, energetischer Ausrichtung und geistiger Unabhängigkeit. Dieser Artikel beleuchtet die vielschichtigen Bedeutungen der Elemente, erklärt ihre fünf Erscheinungsformen nach Vyāsa, übersetzt die Praxis von Samyama in konkrete, alltagstaugliche Impulse und ergänzt klassische Auslegungen durch moderne Perspektiven. Das Ziel: ein umfassender, praxisnaher Zugang zu einem der subtilsten Themen des Yogaweges – für alle, die ihre Praxis über Körperhaltungen hinaus vertiefen möchten.
tato-'ṇimādi-prādurbhāvaḥ kāyasaṁpat tad-dharānabhighātśca
ततोऽणिमादिप्रादुर्भावः कायसम्पत्तद्धर्मानभिघातश्च
Yogasutra 3.46 spricht von Kräften, die uns winzig wie ein Atom oder groß wie ein Riese machen sollen. Dieser Artikel beleuchtet, was hinter diesen legendären Siddhis stecken könnte, wie sie zu verstehen sind und wie wir deren Einüben in unsere Praxis und unseren Alltag integrieren können.
Rûpa-lâvanya-bala-vajra-samhananatvâni kâya-sampat
रूपलावण्यबलवज्रसंहननत्वानि कायसंपत्
Wer sich mit den Sutren von Patanjali auseinandersetzt, taucht in eine Yoga-Welt ein, in der Schönheit, Kraft und Festigkeit auch Ausdruck von Disziplin, Achtsamkeit und einer zutiefst meditativen Lebensweise sein können. Dieser Artikel zu Sutra III-47 erläutert, wie sich diese uralten Yoga-Ideale in unsere moderne Praxis und den Alltag übersetzen lassen.
grahaña-svarûpâsmitânvayârthavattva-saäyamâd indriya-jayaï
ग्रहणस्वरूपास्मितान्वयार्थवत्त्वसंयमादिन्द्रियजयः
Meditation über die Sinne klingt nach fernöstlicher Romantik – doch wer sich ernsthaft damit beschäftigt, entdeckt ein verblüffend handfestes Trainingsprogramm: Die Untersuchung der Tätigkeit deiner Sinnesorgane seziert deine Wahrnehmung Schritt für Schritt und legt offen, wie das Hören, Sehen und Fühlen von Klang, Licht etc. dein Ego befeuern und deine Aufmerksamkeit fernsteuern. In dieser und der folgenden Sutra geht es Patanjali daher um die Meisterung der Sinnesorgane mittels Samyama und den Kräften, die aus dieser Meisterung entstehen.
Tato manojavitvam vikarana-bhâvah pradhâna-jayash cha
ततो मनोजवित्वं विकरणभावः प्रधानजयश्च
Dies ist die Fortsetzung der Beschreibung der Kräfte, die sich aus der Beherrschung der Sinne, wie in der Sutra zuvor beschrieben, ergeben. Manche der Kommentatoren sehen hier auch die Fähigkeit zu intuitivem Wissen und zur Sinneswahrnehmung (weit) außerhalb des menschlichen Körpers.
sattva-puruṣa-anyatā-khyātimātrasya sarva-bhāvā-adhiṣṭhātṛtvaṁ sarva-jñātṛtvaṁ ca
सत्त्वपुरुषान्यताख्यातिमात्रस्य सर्वभावाधिष्ठातृत्वं सर्वज्ञातृत्वं च
Wir nähern uns dem Finale des dritten Kapitels, Pada III, und es geht um nicht weniger als die größten Kräfte, die ein Yogi mittels tiefer Meditation erreichen kann. Doch Vorsicht ist geboten ...
tad-vairâgyâd api doæa-bîja-kæaye kaivalyam
तद्वैराग्यादपि दोषबीजक्षये कैवल्यम्
Da hat der Yogi In Yogasutra III-50 Allmacht und Allwissenheit gewonnen ... und muss sich von diesen in Yogasutra III-51 schon wieder lösen. Sonst geht es nicht weiter.
Was bleibt übrig, wenn selbst das Licht des Geistes losgelassen wird? Dieses Sutra aus Patanjalis drittem Kapitel konfrontiert mit einer unbequemen, stillen Wahrheit: Auch das Gute kann binden. Wer sich ernsthaft mit Yogaphilosophie befasst, steht irgendwann vor genau dieser Schwelle – der letzten, innerlichsten Form von Verstrickung. Der folgende Text untersucht das Thema anhand der klassischen Kommentare und alltagstauglicher Umsetzungsvorschläge.
tad-vairâgyâd api doæa-bîja-kæaye kaivalyam
तद्वैराग्यादपि दोषबीजक्षये कैवल्यम्
Nun gibt uns Patanjali eine Warnung. Der Yogaweg ist kein Zielort für nach Anerkennung heischende Helden des Geistes – sondern ein leiser Pfad, auf dem selbst der hellste Sonnenaufgang ein Schatten sein kann. Die Verführungen werden mit jeder Zunahme der Fähigkeiten des Yogis größer. Es gilt, weiterhin Härte gegenüber den sich daraus ergebenen Verführungen zu zeigen. Lies hier von den Deutungen der Himmlischen Wesen, wie du die Gefahren meisters und erfahre, wo auch Gefahren im Alltag lauern.
Kshana-tat-kramayoh samyamâd vivekajam jnânam
क्षणतत्क्रमयोः संयमात् विवेकजंज्ञानम्
Die restlichen Sutras des 3. Kapitels im Yogasutra handeln von intensiver Achtsamkeit und deren segensreichen Folgen. Tiefe Meditation über die Kette der Augenblicke führt zunächst zu höchstem Wissen und dann sogar zur Erleuchtung, Befreiung – Kaivalya.
jāti-lakṣaṇa-deśaiḥ anyatā-anavacchedāt tulyayoḥ tataḥ pratipattiḥ
जातिलक्षणदेशैरन्यतानवच्छेदात्तुल्ययोस्ततः प्रतिपत्तिः
Die gesteigerte Unterscheidungskraft befähigt den Yogi, Unterschiede zwischen zwei ähnlichen Dingen zu erkennen, auch wenn diese sich nicht durch Art, Merkmale oder Ort unterscheiden.
târakaä sarva-viæayaä sarvathâ-viæayam akramam ceti vivekajaä jõânam
तारकं सर्वविषयं सर्वथाविषयमक्रमं चेति विवेकजं ज्ञानम्
Dieser Artikel bietet dir nicht nur eine philosophische Beschreibung von Yogasutra 3.55, sondern öffnet ein Fenster in die unmittelbare Erfahrung von Unterscheidungskraft, Zeitlosigkeit und innerer Klarheit. Du bekommst klassische Interpretationen und moderne Reflexionen, praktische Übungen für Meditation und Alltag.
Sattva-purushayoh shuddhi-sâmye kaivalyam
सत्त्वपुरुषयोः शुद्धिसाम्ये कैवल्यम्
Wer sich mit dem Yogasutra 3.56 beschäftigt, stößt auf eine radikal klare Aussage: Wirkliche Befreiung geschieht, wenn der Geist so durchsichtig wird, dass nichts als das Selbst durch ihn leuchtet. Klingt poetisch? Ist es auch – aber dahinter verbirgt sich eine präzise spirituelle Mechanik, die man fühlen, üben und manchmal sogar messen kann. In diesem Artikel findest du eine Annäherung an diese Sutra: mit klassischen Kommentaren, modernen Perspektiven und Praxisanleitungen.