Zusammenfassung und Erläuterungen zu Kapitel 1 vom Yogasutras des Patanjali

Das erste Kapitel des Yogasutras von Patanjali kann als richtungsweisend für die gesamte Yogalehre gesehen werden. Dem vorbereiteten Schüler enthüllt Kapitel 1 alle Geheimnisse, die es auf dem Yogapfad zu kennen gilt. Oder erinnert ihn stets aufs neue daran.

Im Folgenden findet sich das komplette erste Kapitel des Yogasutras von Patanjali in einer knappen Zusammenfassung, die einen guten Überblick über die Kernelemente der Yogalehre von Patanjali vermittelt.

Zusammenfassung Kapitel 1 Yoga Sutra

Inhalt: Yogasutra Patanjali: Zusammenfassung Kapitel 1

1. Was ist Yoga?

Gleich zu Beginn gibt uns Patanjali einen Ausblick und fasst quasi die kommenden vier Kapitel in den ersten vier Sutras zusammen. Die am häufigsten zitierte Sutra daraus dürfte Sutra I-2 sein:

wellenringe

Yogash citta–vritti–nirodhah 
योगश्चित्तवृत्तिनिरोधः

Wenn ich festlegen müsste, welche Sutra die Bedeutsamste ist, dann würde ich diese wählen. Hier wird der Yogaweg in einem Satz zusammengefasst. Alle weiteren Sutras erläutern den Weg.

Auslegung und Deutung dieser Sutra erfolgt unterschiedlich. Lies hier, welche Prioritäten du gemäß der Sutras-Deuter bei deiner täglichen Praxis setzen solltest.

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Erreicht der Yogi dieses Ziel, dann erkennt und ruht er in seiner "wahren Natur" (Sutra I-3).

2. Die weisheitshemmenden Wellen

Auf dem Weg dorthin will der Geist zur Ruhe gebracht werden. Was treibt er denn so den ganzen Tag, unser Geist? Dazu Sutra I-6:

om
Pramâna–viparyaya–vikalpa–nidrâ–smritayah
प्रत्यक्षानुमानागमाः प्रमाणानि

Weiter geht es mit der Einteilung der Geistesaktivitäten. Die nachfolgenden Übersetzungsvarianten liefern Alternativdeutungen für die jeweilige Vritti:

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Dies sind die Wellen, die unser Geist schlägt, in Sanskrit "Vrittis" genannt. Einige dieser Vrittis sind schmerzhaft, andere angenehm. Sutra I-7 bis I-11 erläutern dann diese Bewegungen näher.

3. Wie führe ich den Geist zur Ruhe?

Die für einen Yogi alles entscheidende Frage. Sutra I-12 zeigt den Weg:

bewegungen geist

Abhyâsa–vairâgyâbhyâm tan–nirodhah
अभ्यासवैराग्याभ्यां तन्निरोधः

In den folgenden Sutras wendet sich Patanjali einem neuen Bereich zu. Es geht um zwei zentrale Konzepte (oder Prinzipien bzw. Vorgehensweisen) für die eigene spirituelle Entwicklung:

Abhyasa und Vairagya
Übung und Nichtanhaften

Somit kann auch diese Sutra als grundlegend eingeordnet werden. Sie begründet die tägliche Praxis des Yogi und fordert eine bestimmte Geisteshaltung zu "weltlichen Dingen" und emotionalen Verstrickungen.

Eine Geschichte verdeutlicht die anzustrebende Geistesverfassung ...

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Diese Übung des Yoga muss über lange Zeit, permanent und mit großem Eifer erfolgen. Auch der Anspruch an die Verhaftungslosigkeit ist kein kleiner: Alles Verlangen nach den Dingen muss erlischen (Sutra I-15).

4. Der erlösungsbringende Zustand: Samadhi

Der Lohn der Mühe ist (irgendwann) ein erfüllendes meditatives Erleben: Samadhi. Mit Sutra I-17 startet Patanjali bereits seine Erläuterung von Samadhi, diesem geheimnisvollen Zustande tiefer Meditation, der den Yogi wandelt, Erkenntnisse bringt und zu Stufe für Stufe zum Yogaziel führt. In den letzten Sutras des 1. Kapitels geht es nur noch um Samadhi.

Der Samadhi hat viele Abstufungen. Je nach Veranlagung und persönlicher Praxis gelangt der eine schneller in Samadhi und eilt von Erkenntnis zu Erkenntnis, ein anderer muss sich jahrelang in seiner Meditation darum bemühen, nicht ständig an die Aufgaben des kommenden Tages zu denken.

Doch alle können Hoffnung haben. Patanjali verspricht in Sutra I-21:

meditation sehnsucht 250Tîvra–samvegânâm âsannah
तीव्रसंवेगानामासन्नः

Endlich einmal eine nahezu eindeutige Sutra. Doch natürlich gehen die Übersetzungen auch hier unterschiedliche Wege. Es geht um das Wort "Samveganam". Übersetzt man es nun eher mit Wunsch, mit Wille ober mit Übungsbemühungen?

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5. OM und das Göttliche

In Sutra I-27 bis I-29 geht Patanjali auf OM und dessen Beziehung zu Gott bzw. dem Göttlichen aus. Kurz gesagt: Gemäß Patanjali fördert die Hingabe an Gott und die Rezitation des Mantras OM den Yogi in seinem Streben nach Erleuchtung.

6. Des Yogis Hemmnisse

Auf dem Yogapfad stellen sich dem Yogi einige Hindernisse in den Weg. Diese wären:

hindernis ueberwinden 250 ... bzw. die Unfähigkeit, darin beständig zu bleiben. Diese Hindernisse zerstreuen den Geist.

yâdhi–styâna–samshaya pramâdâlasyâ–virati–bhrânti–darshanâ–labdhabhûmi–katvânavasthitatvâni chitta–vikshepâs te’ntaraayaaH

व्याधिस्त्यानसंशयप्रमादालस्याविरतिभ्रान्तिदर्शनालब्धभूमिकत्वानवस्थितत्वानि चित्तविक्षेपास्तेऽन्तरायाः

 

Ziel des Yoga ist Erleuchtung, Erkennen des wahren Selbstes, des Purushas. Der Weg dorthin führt über die Ruhigstellung des Geistes, siehe Sutra I-2. Doch vor den Erfolg hat der liebe Gott ... Hindernisse gestellt.

In dieser Sutra I-30 nennt Patanjali nun neun solcher Hindernisse. Die Kommentatoren nehmen schon einmal die kommenden Sutras vorweg und besprechen Yoga-Wege zu deren Überwindung:

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7. Die Überwindung der Hindernisse

In den folgenden Sutras nennt Patanjali in gewohnt kurzer Form die Lösungen zur Überwindung bzw. Ausschaltung dieser Yoga-Hindernisse. Der Auflösung der Hindernisse dient:

8. Der Lohn der Mühe

Sutra I-40 und I-41 motivieren noch einmal zur Praxis des Yoga. Sie versprechen "Meisterschaft über alles" und völlige Verschmelzung mit dem Dasein. Wenn denn die Bewegungen des Geistes vom Yogi zur Ruhe gebracht werden ... Die Sutras:

universum i3 250Paramânu-parama-mahattvânto `sya vashikârah
परमाणु परममहत्त्वान्तोऽस्य वशीका


In dieser Sutra schreibt Patanjali, was passiert, wenn mit den Mitteln der Sutra I-33 bis I-39 die Hindernisse aus I-31 und I-32 überwunden sind. Wir erlangen Meisterschaft über alles! Doch der Teufel steckt im Detail: Auch hier deuten die Kommentatoren und Übersetzer den Vers bzw. die Meisterschaft recht unterschiedlich.

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kristall klar zr 250Kshîna-vritter abhijâtasy eva maner grahîtri-grahana-grâhyeshu tatstha-tadanjanatâ samâpattih
क्षीणवृत्तेरभिजातस्येव मणेर्ग्रहीतृग्रहणग्राह्येषु तत्स्थतदञ्जनता समापत्तिः


Im Laufe einer langen und ernsthaft betriebenen Meditationspraxis verändert sich unser Geist und wir vertiefen beständig das Verständnis von unserer inneren Natur und der äußeren Welt. Diese Sutra spielt auf einen besonderen Aspekt dieser Entwicklung an: der Verschmelzung von Wahrnehmenden, Wahrgenommenen und Wahrnehmung.

Damit sind höchst erstaunliche Fähigkeiten verbunden, wie wir in den Kommentaren lesen.

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Punkt 9

9. Stufen des Samadhi

Die verbliebenen Sutra I-43 bis I-51 beschäftigen sich mit den Stufen des Samadhi. Wie man sie erreicht und wie man sie erkennt bzw. welchen Segen ihr Erreichen dem Yogi jeweils schenkt.

Punkt 10

10. Ergänzungen und Fragen von dir

Gibt es eine Frage zum Beitrag, etwas zu ergänzen oder vielleicht sogar zu korrigieren?

Fehlt etwas im Beitrag? ... Jeder kleine Hinweis/Frage bringt uns weiter und wird in den Text eingearbeitet. Vielen Dank!

 

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11. Alle Sutras des 1. Kapitels

Hinweis: Nach dem Klick auf die Sutra gelangst du zu Alternativübersetzungen und Erläuterungen zur jeweiligen Sutra.

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12. Weiterlesen

Zusammenfassung und Erläuterungen zu Kapitel 2 des Yogasutras von Patanjali

 Das zweite Kapitel des Yogasutras von Patanjali, betitelt mit Sadhana Pada (Sadhana, im Sanskrit: साधन, bedeutet "zum Ziel führend" oder "hervorbringend"), ist ein Übungsratgeber für den Weg eines Yogi zur Selbstverwirklichung. In diesem Artikel werden wir einen Überblick über die grundlegenden Prinzipien und Praktiken geben, die im Sadhana Pada beschrieben werden. Wir werden uns auf die Übungspraxis des Yogi, die Kleshas, Avidya, Anhaftung und Abneigung, Karma, Gunas, Realität, Samyoga, Unterscheidungskraft und die acht Glieder des Yoga konzentrieren. Begleite uns auf dieser Reise, um die Weisheit des Sadhana Pada zu entdecken und zu erfahren, wie du sie in deinem Leben anwenden kannst.

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alte yoga schriften 250

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Geschrieben von

Peter Bödeker
Peter Bödeker

Peter hat Volkswirtschaftslehre studiert und arbeitet seit seinem Berufseinstieg im Bereich Internet und Publizistik. Nach seiner Tätigkeit im Agenturbereich und im Finanzsektor ist er seit 2002 selbständig als Autor und Betreiber von Internetseiten. Als Vater von drei Kindern treibt er in seiner Freizeit gerne Sport, meditiert und geht seiner Leidenschaft für spannende Bücher und ebensolche Filme nach. Zum Yoga hat in seiner Studienzeit in Hamburg gefunden, seine ersten Lehrer waren Hubi und Clive Sheridan.

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